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Factually Incorrect (3)

Was mich fasziniert an dem islamfeindlichen Blog „Politically Incorrect“ und ähnlichen Seiten: Wie jede Falschmeldung ihre Glaubwürdigkeit noch erhöht.

Diese Paradoxie beruht auf dem Ur-Mythos der Seite, der sich schon im Namen ausdrückt: der Annahme, dass die etablierten Massenmedien uns ausgerechnet die vitalen Informationen vorenthalten und die Wahrheit im Zweifelsfall nur auf „PI“ steht.

Hat man diesen Gedanken einmal verinnerlicht, ergeben sich interessante Effekte. Schön zeigen lässt sich das am Beispiel dieser Meldung von „PI“. „PI“ berichtet darüber, dass Google vor kurzem den PageRank (also die von Google vergebene Maßzahl für die Relevanz einer Seite) von vielen Internetangeboten nach unten korrigiert hat – offenbar weil sie gegen Geld Links auf andere Seiten gesetzt haben. Diese Praxis, durch die die verlinkten Seiten von der Relevanz der verlinkenden Seite profitieren sollen, lehnt Google ab. Zu den vielen betroffenen Internetangeboten, die vermutlich wegen des Verkaufs von Links seit kurzem einen schlechteren PageRank haben, gehören die von „Forbes“, der „Washington Post“, der „Zeit“ – sowie das BILDblog.

Über diese Fakten wird, mal so mal so kommentiert, an vielen Stellen berichtet.

Aber bei „PI“ gibt es darüber hinaus scheinbar exklusive Informationen: Zum Beispiel, dass der Linkhandel von „besonders vielen politisch Linkskorrekten“ betrieben werde, weil sie „von der Wichtigkeit ihrer Botschaft überzeugt sind“. Und dass Google „einen großangelegten Betrug“ „aufgedeckt“ habe. Und dass ich behaupte, der PageRank von BILDblog sei unverändert. Und dass die Besucherzahlen von BILDblog durch die Google-Aktion schon so weit zurückgegangen seien, dass BILDblog nicht einmal mehr in der Top-100 von Blogcounter auftaucht.

Nichts davon stimmt. (Die gekauften Links führen in aller Regel nicht zu politischen Freunden, sondern zu rein kommerziellen Angeboten; es geht in keiner Weise um Betrug; das Zitat von mir ist 15 Monate alt und hat nichts mit den aktuellen Entwicklungen zu tun; BILDblog lässt sich seit fast einem Jahr schon nicht mehr durch Blogcounter zählen und hat nach wie vor mehr Besucher und PageImpressions als sämtliche dort aufgeführten Blogs).

Mit anderen Worten: Alles, was ausschließlich auf „PI“ zu dem Thema steht, ist deshalb exklusiv, weil es falsch ist. Aber so nimmt das der „PI“-Leser nicht wahr. Gerade die Tatsache, dass die spannendsten Informationen (Betrug! BILDblog kaum noch Leser!) nirgends sonst stehen als bei „PI“ und in deren Dunstkreis, lässt ihn nicht am Wahrheitsgehalt der Informationen und der Seriosität der Quelle zweifeln, im Gegenteil: Es bestätigt ihn darin, dass alle anderen Medien unter eine Decke stecken und diese Informationen unterdrücken.

Jede Meldung, die deshalb ausschließlich auf „PI“ steht, weil sie nicht stimmt, erhöht die Glaubwürdigkeit von „PI“ — mehr noch: Sie bestärkt den Glauben der „PI“-Leser an die Unverzichtbarkeit dieser Quelle. Sie schreibt, was andere sich nicht zu schreiben trauen. Interessanterweise schadet es „PI“ auch nicht, wenn eine Meldung ebenfalls in den Massenmedien zu finden ist. Das beweist dann nur, dass die Wahrheit sich selbst von den etablierten Medien nicht mehr immer verheimlichen lässt — und bestätigt scheinbar die Richtigkeit auch all der Meldungen, die nirgends sonst stehen.

Das ist ein ebenso faszinierender wie beunruhigender Effekt, der nicht nur „PI“ betrifft: Sobald ein Medium sich erfolgreich als Stimme etabliert hat, die die wichtigen Dinge ausspricht, die alle anderen verheimlichen, ist es fast egal, was es berichtet: Seine Leser werden es glauben, und ähnlich wie bei den Anhängern von Verschwörungstheorien gibt es fast keine Möglichkeit, mit Argumenten und Tatsachen daran etwas zu ändern. Es ist ein Kreislauf, der sich selbst verstärkt. Und so sehr ich es begrüße, dass Dank des Internets die etablierten Medien ihr Informationsmonopol verloren haben — dies ist ein Effekt, der nicht für besser, sondern für schlechter informierte Menschen sorgt. Ich glaube, in den ultra-polarisierten großen politischen Blogs in den Vereinigten Staaten kann man die schädliche Wirkung schon ganz gut beobachten.

PS: Während die Werbelinks zum Beispiel auf BILDblog offen für jeden Besucher zu erkennen und klar als bezahlte Anzeigen deklariert sind, verlinken manche Internetseiten versteckt auf andere Angebote und versuchen, deren Google-PageRank so heimlich in die Höhe zu treiben. Ein solcher versteckter Werbe-Link befindet sich zum Beispiel im Code von Blogcounter.de, weshalb viele Blogs dieses Angebot nicht mehr genutzt haben

… Im Gegensatz ausgerechnet zu „Politically Incorrect“, in dessen Quelltext sich eine Zeile findet, die für die Leser unsichtbar, für Google und seine PageRank-Berechnungen aber lesbar dafür sorgt, dass „PI“ ebenso konstant wie heimlich für die von dem umstrittenen Geschäftsmann Thomas Promny betriebene Seite lustich.de wirbt. (Der Link wird am unteren Ende der „PI“-Seite sichtbar, wenn man Javascript ausschaltet.)

Dr. Frank Hubers Relevanz

(Ich weiß, dass ich’s bereuen werde, dieses Fass wieder aufzumachen, aber ich kann’s nicht lassen.)

Doktor Frank Huber bietet jetzt Blog-Betreibern die Möglichkeit, auf seinem Blog zu werben. Um sie „bei der Umsetzung effizienter Vermarktungsstrategien zu unterstützen“. Und hey, mit der gewaltigen Marktmacht des „1First Media Blogs“ im Rücken, da kann so ein Blog schon richtig abgehen.

Wieviele Leser hat Hubers Seite nochmal genau? Herr Huber macht leider nur Angaben zu den täglichen „Seitenabrufen“. Innerhalb eines Monats entwickelten die sich laut Huber von „ca. 1000“ und „über 2500 … Tendenz steigend“ auf „derzeit ca. 2000“.

Das klingt vage. Zum Glück lässt sich das „1First Media Blog“ von Blogscout zählen, da kann man das ja genau nachsehen. Der Übersicht halber tragen wir einfach nur den entscheidenden Bereich von 1000 bis 2500 Impressions auf und tragen mit einer fetten roten Linie ein, wie sich die Sache entwickelt:

Oh.

Laut Blogscout hat sich Herrn Hubers Blog im vergangenen Monat gar nicht zwischen 1000 und 2500 Zugriffen bewegt, sondern etwa zwischen 60 und 420. An den meisten Tagen hatte sein Blog laut Blogscout nicht einmal ein Zehntel soviele Impressions, wie Huber unter Bezug auf „Awastats“ als „Zugriff“ meldet.

Aber, hey, Quantität ist nicht alles, und Hubers Blog ist ja, laut Huber, aktuell immerhin auf „Platz 31 der deutschen Business Blog Charts“. Außer, dass das gar nicht stimmt. Hubers Blog ist nur auf Platz 82. Huber gibt einfach die Platzierung in einer einzelnen Branche als Gesamtplatzierung aus.

Wie dem auch sei, bestimmt hat so ein Banner auf Hubers Blog positive Effekte. Huber schreibt: „Durch die erfolgende Verlinkung kann potenziell der Google-PR des beworbenen Blogs gesteigert werden.“ Der „Google-PR“ ist der „PageRank“, das Google-Maß für die Relevanz einer Seite. Zeigen relevante Seiten auf eine bestimmte Seite, nimmt Google an, dass auch diese Seite relevant ist. Durch solche Verlinkungen von Seiten mit hohem PageRank kann eine Seite also ihren eigenen PageRank steigern und wird in den Google-Ergebnissen weiter oben angezeigt werden.

Diese Seiten hier haben aktuell einen PageRank von 4, BILDblog von 6, Bild.de von 7.

Der PageRank von Hubers Blog ist 0.