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Annemarie Warnkross

Ich glaube nicht mehr an die Existenz von Annemarie Warnkross.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob es eine der genialen Frauenfiguren von Anke Engelke ist oder eine neue Roboterentwicklung, die diese makellose leere Künstlichkeit ermöglicht. Aber alles andere ist zu unwahrscheinlich.


Fotos: ProSieben.de

Warnkross moderiert angeblich das Pro-Sieben-Starmagazin „red!“, das aus einem Paralleluniversum kommt, in dem La Toya Jackson in dieser Woche „zum allerersten Mal überhaupt“ über den „Tod ihres geliebten Bruders Michael“ sprach (in unserer Welt war La Toya seit dessen Tod mit wenig anderem beschäftigt, als darüber Interviews zu geben). Möglich gemacht hatte das „‚red!‘-Star-Reporterin“ Bettina von Schimmelmann, die Frau, „die als einzige deutsche TV-Reporterin während der Trauerfeier im Staples-Center“ saß. Alle drei Frauen müssen sich vorher schon beim Friseur getroffen haben, und Warnkross und Schimmelmann hatten sogar ein verständnisvolles Synchronnicken einstudiert, das im Gegenschnitt ihre Achtziger-Jahre-Locken perfekt wippen ließ.

La Toya erklärte Warnkross, die sie mit einer Art Hofknicks begrüßt hatte und danach ihr Gesicht in einem selig-debilen Dauergrinsen eingerastet ließ, dass man nicht vergessen dürfe, dass Michael Jackson bei den geplanten Konzerten ja älter gewesen wäre als früher. Und Warnkross gab in die Werbepause mit Sätzen wie: „Ja, da haben wir schon über sehr viele emotionale Sachen mit ihr sprechen können.“

Der Wahnsinn hatte das ganze Team erfasst. In Einspielfilmen nannten sie Jackson einen „King of Pop, der seit jeher Mundschutz statt Krone trägt“, und als alle nach der bizarren Audienz mitsamt dem Kamerateam von einem Hotelzimmer in ein anderes gingen, um sich Videos von Michael anzusehen, hieß das ein „persönliches Privatgespräch“. La Toya kämpfte hier sehr attraktiv mit den Tränen, und Warnkross neben ihr strahlte wie ein achtjähriges Mädchen, das endlich den Weihnachtsmann treffen durfte.

Als Bonusmaterial glucksten die „Star-Reporterin“ und die Schöne-Moderatorinnen-Parodie dann noch in die Kamera, wie „toll“ das war und dass La Toya gar nicht zickig gewesen sei und der Annemarie sogar Komplimente gemacht hat, selber aber keine annehmen wollte. Gut, über ihren Mordverdacht und sowas hätte La Toya natürlich nicht reden können, klar. „Aber ansonsten haben wir alles erfahren. Auch dass ihre Lieblingsfarbe Rot ist. Und Gold.“

Anke, komm raus!

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung