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Ein grofef Tohuwabohu

Am Schlimmsten ist es, wenn sich Unglücke und Verbrechen zwischen zwölf und 14 Uhr ereignen, während der Sendezeit des RTL-Mittagsmagazins „Punkt 12“. Die Live-Berichterstattungs-Katastrophe vom Amoklauf in Winnenden war, wie es in diesem Genre gerne heißt, kein Einzelfall.

Um 12:25 Uhr kamen gestern die ersten Meldungen, dass bei den Feiern zum Königinnentag in Apeldoorn ein Auto in die Menge gerast sei und mehrere Menschen verletzt habe. Um 12:48 Uhr brachte „Punkt 12“ Bilder. Ohne Vorwarnung zeigte der Film ungeschnittene Aufnahmen von den Verletzten und Toten: Körper, die über den Asphalt geschleudert werden, blutende Menschen auf den Straßen, die ersten Sekunden, in denen sich Polizisten über die Opfer beugen und ihnen für Wiederbelebungsversuche die Hemden aufreißen, alles live kommentiert von der ahnungslosen Katja Burkard.

Ich habe mich entschieden, den Ausschnitt nur als Audio und nicht als Video zu dokumentieren. Nicht, weil RTL Probleme damit hat, das Zitatrecht anzuerkennen, und vermutlich versuchen würde, dagegen vorzugehen. Sondern weil ich glaube, dass sich die besondere Qualität der „Punkt 12“-Berichterstattung auch so erschließt. ((Wenn Sie genau wissen wollen, wie es auf einer Straßenszene nach so einem Anschlag aussieht, versorgen Sie die Online-Medien dazu freundlicherweise mit ungezählten Großaufnahmen — mehr dazu bei Lukas.)) Um einen Eindruck davon zu vermitteln, in welchem programmlichen Umfeld sich ein solches Unglück bei RTL ereignet, habe ich den Ausschnitt etwas länger gewählt.

[audio:http://www.stefan-niggemeier.de/blog/wp-content/punkt12.mp3]