Der Deutschlandfunk hat seinen Moderator Jürgen Liminski für ein Interview in der Sendung „Informationen am Mittag“ am vergangenen Sonntag kritisiert. Er sei „seiner Aufgabe als Moderator nicht gerecht geworden“, erklärte Chefredakteurin Birgit Wentzien. Liminski habe es versäumt, die Positionen seines Interviewpartners kritisch zu hinterfragen. Programmdirektor Andreas Weber und sie hätten mit Liminski in der Nachbereitung der Sendung ein entsprechendes „Kritikgespräch“ geführt.
Der konservative Europapolitiker Tobias Teuscher hatte, wie berichtet, in der Sendung den Grünen im Europaparlament unterstellt, bewusst pädophile Umtriebe zu fördern. Eine Mehrheit von Linken, Grünen und Liberalen arbeite daran, Homosexualität als „Leitkultur“ in der Europäischen Union festzuschreiben. Liminski hatte das nicht hinterfragt. „In diesem Falle wäre tatsächlich eine deutlich weniger affirmative Gesprächsführung angebracht gewesen“, kritisiert Wentzien.
Als Publizist vertritt Liminski dieselben erzkonservativen Positionen wie der Politiker Teuscher. Er erweckte in der Sendung den Eindruck, sein Gesprächspartner sei ein überparteilicher Experte.
Die Stellungnahme von Birgit Wentzien im Wortlaut:
Der Deutschlandfunk macht sich keineswegs die Auffassung des Gesprächspartners Tobias Teuscher zu eigen. Dies gilt für alle Positionen, die nicht nur Herr Teuscher in dem Gespräch vertreten hat, sondern die auch andere Interview-Partner in unseren Sendungen vertreten.
Unsere Aufgabe ist es, einer Meinung eine andere Meinung gegenüberzustellen. Daher dient es in aktuellen Sendungen dem klaren Herausarbeiten von Positionen, wenn der Frager grundsätzlich eine „kritische Gegenposition“ einnimmt. Die Beurteilung und die Meinungsbildung bleiben dem Hörer überlassen.
In diesem Falle wäre tatsächlich eine deutlich weniger affirmative Gesprächsführung angebracht gewesen. Jürgen Liminski ist seiner Aufgabe als Moderator nicht gerecht geworden. Ein diesbezügliches Kritikgespräch haben Programmdirektor Andreas Weber und ich mit dem Kollegen in der Nachbereitung der Sendung geführt.