Schlagwort: Conchita Wurst

Ein Sieg der Möglichkeiten

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Der Erfolg von Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest macht es für alle, die anders sind als die anderen, ein kleines bisschen leichter und den Gegnern von Freiheit und Vielfalt schwerer.

Das Gefühl kommt von ganz innen und es ist so stark, dass es sich in einem körperlichen Abwehrreflex äußert. Würgen muss der Publizist Jürgen Elsässer, wenn er Conchita Wurst sieht. Ekel nennt er das, was er empfindet. Und selbst, wenn er wollte, schreibt er, könnte er nichts dagegen tun: „Bei Conchita Wurst wirken bei mir nicht nur politische Abwehrreflexe, sondern meine jahrmillionenalte DNS rebelliert.“

Irgendwelche Ur-Ängste muss der Anblick dieser bärtigen Frauengestalt bei Elsässer auslösen; irgendetwas in seiner Veranlagung, das von Jahrhunderten der Evolution, der Aufklärung, der Zivilisation unbeeinflusst blieb, schlägt Alarm. Das Gute an Leuten wie ihm ist, dass sie ihre Homophobie nicht verbrämen, dass sie nicht herumdrucksen wie andere, denen es womöglich ähnlich geht, sondern ihre Ablehnung in schärfster, fundamentaler Klarheit formulieren. Da weiß man, woran man ist.

Aber die Zeiten haben sich geändert, das hat der Sieg von Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest gezeigt. Der Ekel von Elsässer und seinen Leidensgenossen, er führt nicht mehr zu der Frage, wie krank so ein Geschöpf wie Conchita Wurst ist. Sondern zu der Frage, wie krank diejenigen sind, die sich so sehr davor ekeln. Was ihnen fehlt, dass sie es nicht schaffen, den Moment der Verstörung zu überwinden, den der Anblick einer bärtigen Frau auslöst, und die Verwirrung, dass diese Frau auch noch ein Mann ist, und sich mit nüchterner Rationalität zu fragen, was genau daran so furchteinflößend, so bedrohlich, so eklig sein soll. Warum sie glauben, dass man Kinder vor diesem Anblick schützen müsse. Welche Streiche ihre Fantasie ihnen spielt, wenn sie im Auftritt einer Drag Queen im langen, eleganten Kleid eine Art perversen Porno sehen.

„Die tut euch doch nichts“, möchte man ihnen zurufen und sie in den Arm nehmen (wenn die Vorstellung nicht auch ein ganz bisschen abstoßend wäre). Aber das würden sie eh nicht glauben. Sie sehen den Sieg von Conchita Wurst als Teil einer gigantischen Verschwörung zur Gehirnwäsche der Menschen. Der überall Verschwörungen witternde Journalist Gerhard Wisnewski
sieht in der Figur den „bisherigen Gipfel eines Umerziehungsprogramms“, den „Höhepunkt der psychologischen Kriegführung gegen das normale menschliche Empfinden und die schöpferische Ordnung von Mann und Frau.“

Sie tun so, hätte Tom Neuwirth sich als Conchita Wurst auf die Bühne gestellt, um zu sagen: Ihr müsst jetzt alle so werden wie ich. Dabei ist seine Botschaft eine andere: Ihr könnt auch so sein wie ich; vor allem aber könnt ihr so sein, wie ihr seid und sein wollt.

Dass Österreich mit Conchita Wurst den Eurovision Song Contest gewonnen hat, ist deshalb so erfreulich, weil es den Bereich des Möglichen erweitert hat. Vorher war es für viele nicht vorstellbar, dass ein schwuler Mann, der in dieser provokanten und plakativen Form mit Geschlechterrollen spielt, in ganz Europa vom Publikum gewählt werden könnte. Conchita Wurst und die Menschen in Nord- und Süd-, West- und Ost-Europa haben gezeigt: Das ist möglich.

Es ist ein Sieg der Freiheit und der Vielfalt. Und es wäre ein grandioses Missverständnis, ihn umzuinterpretieren zu einer Verengung der Möglichkeiten, zu einer Pflicht, nun „so“ sein zu müssen, um den Grand-Prix zu gewinnen, oder die Figur der Conchita Wurst oder ihren Auftritt gut finden zu müssen.

Béla Anda hat das in besonders atemberaubender Weise getan. Der stellvertretende Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, der in der zweiten rot-grünen Koalition Chef des Bundespresseamtes sein durfte, beklagte sich in der vergangenen Woche, dass er „den Auftritt einer Dragqueen mit Bart jetzt schon gut finden MUSS“: „Es gibt keinen Kanal, keine Möglichkeit, sich dagegen zu artikulieren, und keinen Weg zu sagen: Das gefällt mir nicht“, artikulierte sich Anda dagegen in dem größten Kanal, den deutsche Online-Medien zu bieten haben: auf Bild.de.

Anda geht es ähnlich wie Elsässer, nur dass er es nicht so deutlich ausspricht. „Einige meiner besten Freunde sind homosexuell“, schrieb er (und der einzige Satz, der noch trauriger ist, ist natürlich der, den seine homosexuellen Freunde sagen müssen: „Einer meiner besten Freunde ist Béla Anda“). Trotzdem sträube sich „alles“ in ihm, wenn er Conchita Wurst lese (sic!): „Ein Bart im Gesicht einer Frau, noch dazu ein Vollbart, stört mich, stört mein ästhetisches Empfinden, stört auch mein Rollenverständnis von Mann und Frau.“ In Béla Andas Rollenverständnis hat der Mann die Hosen an und die Frau den Bart ab.

Das wird man vermutlich weder ändern können noch wollen, und es geht auch nicht darum, Andas „ästhetisches Empfinden“ anzugreifen. Es geht darum, dass das, was in der Öffentlichkeit stattfindet, sich nicht (mehr) diesem ästhetischen Empfinden unterordnen muss. Er muss Conchita Wurst oder andere Menschen, die seinem „Rollenverständnis“ nicht entsprechen, nicht gut finden. Aber er muss akzeptieren, dass es sie gibt und dass sie sich nicht verstecken und Respekt fordern. Und sogar Preise gewinnen und Sympathien der Massen.

Nach dem überraschenden Erfolg von Conchita Wurst machte schnell der Begriff vom „Sieg der Toleranz“ die Runde. Der ist problematisch. „Toleranz“, das Hinnehmen von etwas, das man eigentlich nicht mag, trifft es eigentlich gar nicht, denn die Menschen, die abgestimmt haben, haben die Sängerin ja offenkundig gemocht und positiv umarmt. Der Grund dafür ist fast egal: Ob es nun die Musik war, die Show, der Unterhaltungswert des Gesamtpaketes inklusive der schillernden Persönlichkeit des Künstlers. Die Menschen wollten, dass er, dass sie gewinnt. Vermutlich wollten die meisten kein politisches Statement damit abgeben – aber das wurde es auch so, durch das Ergebnis, allein dadurch, dass sie zeigten, dass sie eine solche Erscheinung nicht „eklig“ finden.

Das Wort vom „Sieg der Toleranz“ ist aber auch problematisch, weil es suggeriert, dass jeder andere Platz eine Niederlage für die Toleranz gewesen wäre; dass man also als aufgeklärter Zuschauer für Conchita Wurst stimmen musste. Das ist natürlich Unsinn – auch wenn einige aufgebrachte Fans hinterher die deutsche Jury dafür beschimpften, dass sie Österreich keinen Punkt gegeben hätte. Es wäre auch ein Sieg gewesen, wenn Conchita Wurst hinter den Niederlanden auf dem zweiten Platz gelandet wäre. Oder dem zehnten.

Es war schon ein Sieg, dass sie es ins Finale geschafft hatte und somit ihr Auftritt in ganz Europa ausgestrahlt wurde, auch in Russland und Weißrussland, mitsamt der euphorischen Reaktion in der Halle, mitsamt dem Geplauer in der Pause, als sich die Moderatorin zu ihr setzte und mit ihr scherzte und lachte und zeigte, dass man sie nicht mögen muss, aber kann, weil sie ein Mensch ist, und dass das ganz einfach ist. Und: ein Spaß.

Es wäre keine Niederlage der Toleranz gewesen, wenn Conchita Wurst zweite oder zehnte geworden wäre, aber so ist es natürlich noch schöner. Die ganzen Österreicher, die im Vorfeld öffentlich gewettert hatten, dass man mit diesem Vertreter keinen Blumentopf gewinnen könne und sie das Land blamieren werde, mussten sich nämlich nun eine neue Argumentation suchen. Sie werden auch damit leben müssen, dass Conchita Wurst eine Art Botschafterin Österreichs in der Welt geworden ist, dank eines Wettbewerbs, den man natürlich als Unsinn abtun und ignorieren kann und auch nicht mögen muss.

Auch in der Östereichischen Politik hat Conchita Wurst mit ihrem Sieg etwas möglich gemacht. Nun wird dort über eine Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften mit der Ehe geredet. Das ist natürlich in keiner Weise eine zwingende Konsequenz aus dem Sieg beim ESC; vor allem die Sozialdemokraten nutzen einfach, rechtzeitig vor den Europa-Wahlen, die Gunst der Stunde. Aber genau diese Gunst der Stunde ist eben entstanden durch diesen komischen Wettbewerb und seinen besonderen Sieger.

In der Debatte, in Österreich, in Deutschland, in Europa, verständigen sich die Gesellschaften, was für sie akzeptabel ist und was nicht. Es sieht so aus, als ob es schwer wird für die Homophoben, eine bärtige Frau als inakzeptabel zu verdammen. Andererseits kann es sich der Rapper Sido, Mitglied der offiziellen deutschen Jury beim Eurovision Song Contest, noch leisten, dass auf seiner Facebook-Seite eine Vielzahl von Kommentatoren wüste Beschimpfungen inklusive Todeswünschen gegen Conchita Wurst ausspricht.

Die sich für normal haltenden Kämpfer gegen Toleranz und Vielfalt, sie sind in der Defensive. Sie sehen sich nicht nur überwältigt von Menschen und Medien, die ihre Ressentiments nicht teilen. Sie glauben auch, dass, wer „normal“ ist wie sie, diskriminiert wird. Als ob es überraschend wäre, dass ein Paradiesvogel, ein Hingucker, mit einer großen bunten Show und Geschichte, bessere Chancen hat auf der großen, bunten, skurillen Bühne des ESC. Als wäre es irgendwie Schiebung, wenn ein Mann als Frau mit einem Bart in ein Rennen um die besten drei Minuten Unterhaltung geht.

Umgekehrt bedeutete das natürlich auch, dass es falsch wäre, aus dem Votum zu weitreichende Schlussfolgerungen über die tatsächliche Toleranz gegen andersartigen Menschen im Alltag zu ziehen.

Tom Neuhaus wird unterstellt, dass seine Conchita Wurst nur ein Marketinggag ist. Das ist ohnehin ein merkwürdiger Vorwurf. Aber die Überzeugungskraft dieser Figur kommt auch daher, dass sie eben nicht nur eine Kunstfigur ist, sondern Teil der Persönlichkeit des Künstlers. Und eine Reaktion darauf, als schwuler, sich gerne weiblich kleidender Mann diskriminiert worden zu sein. Neuhause hat auf die Anfeindungen nicht defensiv reagiert, sondern ist mit Conchita Wurst in die größtmögliche Offensive gegangen.

Der Sieg von Conchita Wurst hat etwas bewirkt: Sie hat es für alle, die anders sind als die anderen, ein kleines bisschen leichter gemacht, das zu sein, was sie sind oder gerne wären. Man muss sie nicht mögen. Aber man kann sich schon freuen über die Niederlage der Menschen, die diese Freiheit und Vielfalt ablehnen.

ARD fordert Respekt und Toleranz auch für deutsche Grand-Prix-Juroren

„Nie wieder mach ich sowas mit, ehrlich“, twitterte Madeline Juno gestern. Den Tweet hat sie inzwischen gelöscht, aber ihre Verzweiflung scheint sich nicht gelegt zu haben.

Die achtzehnjährige Sängerin war eine von fünf deutschen Juroren beim Eurovision Song Contest (ESC). Weil sie die Siegerin Conchita Wurst, wie die andern deutschen Juroren, nur auf einen Platz im Mittelfeld gesetzt hatte, wird sie in den sozialen Netzwerken von einigen wüst beschimpft.

Das ist übel und dumm.

Juno hatte die Sache aber noch verschlimmert, indem sie so tat, als sei sie eigentlich Conchita Wursts größter Fan und hätte Österreich unter die Top 5 gewählt. Das ließ sich aufgrund der in diesem Jahr erstmals veröffentlichten Einzelstimmen der Juroren leicht widerlegen.

Diese Transparenz hat weitreichende Folgen, nicht nur für Madeline Juno.

Der ARD-Unterhaltungskoordinator und deutsche Grand-Prix-Teamchef Thomas Schreiber sagte auf Anfrage, er sei als Mitglied der „Reference Group“ des ESC mit der Eurovision im Gespräch, „wie ein respektvollerer Umgang der Fans mit abweichender Meinung mit der Jury unterstützt werden kann“:

Die Art und Weise, wie in sozialen Netzwerken sowohl die Siegerin Conchita Wurst als auch unter anderem deutsche Jurymitglieder behandelt werden, ist nicht akzeptabel. Eine Drohung bei Facebook gegen die ESC-Gewinnerin ist ebenso wenig hinzunehmen wie das unflätige Beschimpfen der deutschen Jurymitglieder für ihre Wahl. Alle Jurymitglieder sind, unabhängig vom Lebensalter, Größen in der deutschen Popmusik und können erwarten, für ihr Urteil mit einem Mindestmaß an Respekt und Anstand behandelt zu werden. Wenn der Sieg von Conchita Wurst als ein Zeichen der Toleranz in Europa betrachtet wird, ist es eine Selbstverständlichkeit, dem Urteil der „music industry professionals“ dieselbe Toleranz entgegenzubringen.

Die Entscheidung, im Sinne der Transparenz alle Abstimmungsergebnisse zu veröffentlichen, hält Schreiber nach wie vor für richtig.

Die Ausfälle und Anfeindungen stellen auch deshalb ein Problem für ihn dar, weil sie zukünftige Kandidaten für die Jury abschrecken. Schon in diesem Jahr soll es schwer gewesen sein, bekannte Künstler für diese Aufgabe zu finden.

Nach eigenen Angaben entscheidet Schreiber „natürlich nicht“ allein über die Zusammensetzung der Jury, die ja erheblichen Einfluss auf das Ergebnis hat. Ein rund fünfköpfiges NDR-Team plus Schreiber stelle die Jury zusammen und rede dafür mit Künstlern, Managements, Labeln, Rechtsanwälten. Schreiber:

Der Aufwand für die Zusammenstellung der Jury wird von außen vermutlich unterschätzt. Mitunter dauert es von der ersten Anfrage bis zur Jurytätigkeit zwei Jahre. Ein Grund für die Zurückhaltung von „music industry professionals“ ist unter anderem die öffentliche Reaktion auf Juryentscheidungen (siehe Deutscher Vorentscheid 2013, siehe soziale Netzwerke 2014).

Trotz dieses angeblichen Aufwandes ist es der ARD nicht gelungen, eine Jury zusammenzustellen, die eine der Anforderungen der Eurovision erfüllt: ein breites Altersspektrum abzudecken. Die vom NDR ausgesuchten Vertreter waren alle zwischen 18 und 35 Jahre alt. „Ältere von uns angesprochene Künstler standen dieses Jahr leider nicht zur Verfügung“, sagte Schreiber vor dem Wettbewerb, „wir haben es aber natürlich versucht.“

Mangelnde Vielfalt bei der Zusammensetzung wäre auch eine Erklärung dafür, warum sich die deutschen Juroren teilweise erstaunlich einig waren in ihrem Abstimmungsverhalten. Trotzdem ist es verblüffend, dass zufällig alle fünf vermeintlich unabhängig voneinander zu dem Urteil gekommen sind, Dänemark (!) auf den ersten Platz zu setzen.

Angeblich hatten die Juroren keine Möglichkeit, sich abzusprechen. Schreiber:

Die Jurysitzungen finden alle unter notarieller Aufsicht statt, Handys sind abzugeben etc. Ein Austausch der Juroren untereinander findet während der Sendung und der anschließenden Abstimmung nicht statt. In einem runden Drittel der Länder wird die Jurysitzungen zusätzlich von PWC-Mitarbeitern stichprobenartig beobachtet.

Der Auftritt Dänemarks in der zweiten Generalprobe, auf deren Grundlage die Juroren urteilen, soll besonders gut gewesen sein (auch wenn er eine so durchschlagende Wirkung nur auf die deutsche Jury hatte). Das zeigt aber ein weiteres Problem mit dem Abstimmungsprozedere: Wenn die Juroren eine andere Show bewerten als jene, die die Zuschauer sehen, ist ihr Votum auch deshalb für die Öffentlichkeit schwer nachvollziehbar. Nach den Worten Schreibers lässt sich das aber nicht ändern, da das Juryvotum das Backup für den Fall darstellt, dass aus technischen Gründen kein valides Telefonvoting zustande kommt.

Conchita Wurst punktete bei den Zuschauern in ganz Europa


Foto: EBU

Conchita Wurst, die Siegerin des Eurovision Song Contest 2014, ist bei den Zuschauern in ganz Europa gut angekommen. Spanien und Estland ist das einzige Land, in dem sie es bei den Anrufern nicht unter die ersten fünf Plätze schaffte.

Es waren die Jurys, deren Urteil die Hälfte des jeweiligen Länder-Votums ausmacht, bei denen der Beitrag weniger gut ankam. Die deutschen Juroren zum Beispiel setzten Österreich nur auf Platz 11 — bei den Anrufern aus Deutschland lag Conchita Wurst auf Platz 1. Die Jurys aus Armenien, Aserbaidschan und Weißrussland hatten gar nichts für den österreichischen Beitrag übrig — die Zuschauer hingegen hatten auch dort mit der bärtigen Frauenfigur keine Probleme und stimmten in großer Zahl für ihren Auftritt.

Anders als man es vielleicht erwarten konnte, gab es keine große Kluft zwischen den Menschen in West- und Ost-Europa, was die Bereitschaft anging, für die Drag-Queen zu stimmen. Wenn man in ihrem Sieg ein Votum für Toleranz sehen will, war es ein Votum, das von west- und osteuropäischen Menschen ausging. Einen markanten Unterschied zwischen Ost und West gab es nur beim Abstimmungsverhalten der Juroren; da wäre dann aber Deutschland auf osteuropäischer Seite.

Dies sind die Plätze, die Österreich in den jeweiligen Ländern errang (samt Umrechnung in ESC-Punkte), aufgeschlüsselt nach Jury- und Zuschauervotum:

Platzierung Punkte
Land Juryvotum Televoting Juryvotum Televoting
Albanien 6. 5
Armenia 24. 2. 0 10
Aserbaidschan 24. 3. 0 8
Belgien 3. 3. 8 8
Dänemark 2. 3. 10 8
Deutschland 11. 1. 0 12
Estland 8. 8. 3 3
Finnland 1. 1. 12 12
Frankreich 4. 2. 7 10
Georgien 2. 10
Griechenland 1. 2. 12 10
Island 2. 3. 10 8
Irland 1. 3. 12 8
Israel 1. 2. 12 10
Italien 3. 2. 8 10
Lettland 10. 5. 1 6
Litauen 1. 5. 12 6
Malta 9. 1. 2 12
Mazedonien 14. 5. 0 6
Moldau 4. 4. 7 7
Montenegro 17. 5. 0 6
Niederlande 1. 1. 12 12
Norwegen 4. 2. 7 10
Polen 19. 4. 0 7
Portugal 6. 1. 5 12
Rumänien 7. 2. 4 10
Russland 11. 3. 0 8
San Marino 14. 0
Schweden 1. 1. 12 12
Schweiz 1. 1. 12 12
Slowenien 1. 1. 12 12
Spanien 2. 2. 10 10
Ukraine 3. 5. 8 6
Ungarn 8. 2. 3 10
Vereinigtes Königreich 3. 3. 8 8
Weißrussland 23. 4. 0 7
Summe 214 306

(Quelle.) Bei Albanien und San Marino wurde das Zuschauervotum nicht berücksichtigt, vermutlich wegen zu geringer Teilnehmerzahl. Bei Georgien wurde das Jury-Votum für ungültig erklärt.)

Das Urteil von Jurys und Zuschauern klaffte insgesamt teilweise dramatisch auseinander. So setzten in Großbritannien die Zuschauer Polen auf den ersten Platz, die Juroren auf den letzten. Das Ergebnis: null Punkte vom Vereinigten Königreich für Polen. Die fünf Juroren dort haben es geschafft, das Votum der Mehrheit der Tausenden anrufenden Zuschauer vollständig zu annullieren. Es könnte schwer werden, den Menschen in den kommenden Jahren zu erklären, dass ihr Anruf zählt. Im Zweifel zählt er in diesem System eben: nicht.

Fragen wirft auch das Abstimmungsverhalten der deutschen Jury auf. Alle fünf Juroren setzten im Finale Dänemark auf den ersten Platz. Nun heißt es zwar, dass der dänische Auftritt in der Probe, auf deren Grundlage die Juroren abstimmen, besonders gut gewesen sein soll. Aber nur bei den deutschen Juroren löste er eine solche einmütige Begeisterung aus.

Das Sieger-Votum der deutschen Jury ist europaweit eine Anomalie. Bei den drei anderen Ländern, bei denen die Juroren sich über den Sieger ebenfalls einig waren, deckte sich ihr Urteil immerhin mit dem der Anrufer. Die deutschen Zuschauer aber wählten Dänemark nur auf den zehnten Platz.