Schlagwort: Der Spiegel

Der „Spiegel“ vergisst sich

Das sind doch sympathische Leute: Erst lauthals kundtun, was sie zu wissen meinen, dann aber scheinheilig pfeifend im Getümmel verschwinden, wenn rauskommt, was sie für einen Blödsinn geredet haben. Wie das geht, kann man nun im „Spiegel“ nachlesen, der Details zum Absturz der Germanwings-Maschine veröffentlicht hat. Oder, besser: Details, was den Piloten vor einem halben Jahr dazu trieb, ein Flugzeug mit 149 Menschen an Bord zum Absturz zu bringen.

In der Ermittlungsakte, aus der der „Spiegel“ zitiert, steht, dass der Pilot unter Depressionen und Ängsten litt; dass er seit Jahren haderte und kämpfte, mit und gegen sich; und dass er offenbar kein Narzisst war, dessen ausuferndes Ego die Maschine vor einen Berg lenkte, wie kurz nach der Tat auch spekuliert wurde. Oder wie es der „Spiegel“ im aktuellen Heft formuliert:

Nach der Tat vermuteten viele übersteigerten Narzissmus. In der Ermittlungsakte von [L.] findet sich keine Spur von krankhafter Selbstliebe.

„Viele“ vermuteten das?

Stimmt. Dass aber ausgerechnet der „Spiegel“ das so ausdrückt, ist eben jener scheinheilige Versuch, pfeifend im Getümmel zu verschwinden. Vor einem halben Jahr, gerade mal vier Tage nach dem Absturz, noch völlig im Unklaren, war es der „Spiegel“, der mit am lautesten hyperventilierte. Das klang dann so:

[L.] nutzte die Mittel der Attentäter des 11. September 2001, aber anders als sie hatte er offenbar keine Botschaft. Er ähnelt noch mehr dem norwegischen Irren Anders Breivik, aber anders als dieser hat er, soweit bislang bekannt, keine wirren Pamphlete hinterlassen. Er tötete, per Knopfdruck, vielleicht nur, weil er es in seiner Position und in diesen Minuten nach 10.30 Uhr am Dienstag, dem 24. März 2015, im Luftraum über Frankreich einfach konnte; ein größenwahnsinniger Narzisst und Nihilist.

Mag sein, dass die „Spiegel“-Redakteure damals verzweifelt versuchten, das Unerklärliche irgendwie zu erklären. Aber hätte man nicht wenigstens im aktuellen Text schreiben können, dass damals leider auch der „Spiegel“ zu jenen gehörte, die lauthals kundtaten, was sie zu wissen meinten? Wenigstens das?

Wie George W. Bush nicht über den „Spiegel“ lachte

Irgendwie sind sie stolz beim „Spiegel“. Denn auf Fotos, die jetzt veröffentlicht wurden, sieht man den George W. Bush im Weißen Haus, wie er mit seinem Vize Dick Cheney über einen „Spiegel“-Titel lacht.


Quelle: U.S. National Archives

Aber irgendwie ist der auch doof, der Bush. Denn der amerikanische Präsident kam in dem Heft damals „denkbar schlecht weg“, wie „Spiegel Online“ verblüfft feststellt.

Der SPIEGEL-Titel vom 27. Oktober 2008 zeigt einen schwer angeschlagenen George W. Bush in Rambo-Outfit, den Arm in einer Patronenschlinge, die linke Hand auf einer Maschinenpistole abgestützt. Hinter ihm steht sein missmutig dreinblickender Vizepräsident Dick Cheney, hinter diesem wiederum eine amazonenhafte Außenministerin Condoleezza Rice mit zerborstenem Schwert.

Ein desolates Panorama mit eindeutig negativer Botschaft. In dem Artikel „Ende der Vorstellung – Die Bush Krieger“ ging es um den misslungenen Feldzug der Vereinigten Staaten gegen „das Böse“. Vertreter der Bush-Regierung hatten im Vorfeld selbst gravierende Fehler im Irak-Krieg zugegeben.

Hunderttausende Iraker und Tausende US-Soldaten starben in dem Krieg, der die Region nachhaltig destabilisierte. Doch Bush-Junior scheint sich wider Erwarten beim Betrachten der Illustration prächtig amüsiert zu haben.

Bloß: Das ist gar nicht der beschriebene „Spiegel“, den Bush auf dem Foto in der Hand hält. Das Titelbild von 2008 griff ein Titelbild von 2002 wieder auf, als die „Bush-Krieger“ noch gar nicht „schwer angeschlagen“ und „völlig abgehalftert“ dargestellt wurden, sondern wild entschlossen, in Saft und Kraft. Statt der Zeile „Ende der Vorstellung“ stand auf dem „Spiegel“-Titel „Amerikas Feldzug gegen das Böse.“

2002:

2008:

Dieser Titel von 2002 wird im „Spiegel Online“-Artikel auch erwähnt. Aber der anonyme Autor hat unerklärlicherweise nicht gemerkt, dass es das Cover dieses Heftes ist, das Bush amüsiert in der Hand hält. Kein Wunder: Das Foto ist aus dem Jahr 2002.

[entdeckt von Mathias Schindler]

Nachtrag, 21:30 Uhr. „Spiegel Online“ hat sich korrigiert – und entsprechend den ganzen Artikel umgeschrieben.

Wie Udo Ulfkotte einmal über eine Katze (oder einen Geheimdienst) stolperte

„Spiegel“-Kollege Jan Fleischhauer hat es geschafft: Er hat Udo Ulfkotte getroffen, den Mann, dessen fehlerstrotzendes Buch über die angeblich „Gekauften Journalisten“ immer noch auf Platz 3 der „Spiegel“-Bestsellerliste steht. Das war wohl nicht so leicht. Hat sich aber gelohnt.

Zwei kleine Kostproben:

Einmal war Udo Ulfkotte mit Bundespräsident Roman Herzog in Afrika. Am Abend hatte er in einer Bar in Kampala jemanden aufgetan, der ihn über den Plan in Kenntnis setzte, die Präsidentenmaschine auf ihrem Weiterflug nach Äthiopien mit einer Rakete vom Himmel zu holen. Angeblich hatten die Rebellen schon das entsprechende Schießgerät an die Grenze im Dschungel verlegt. Ulfkotte glaubte dem Mann aufs Wort.

Am folgenden Morgen betrat er bleich vor Sorge die Abfertigungshalle. Als guter Reporter, der er war, hatte er noch eine Meldung über die bevorstehende Katastrophe an die Heimatredaktion abgesetzt. So würde die Welt wenigstens wissen, dass er wie immer schneller und besser unterrichtet gewesen war als die Konkurrenz.

Die Kollegen, mit denen der von der „Frankfurter Allgemeinen“ entsandte Redakteur sein Wissen teilte, schlugen die Warnung lachend in den Wind. Während die Reisegesellschaft fröhlich ihrem nächsten Ziel entgegeneilte, hockte Ulfkotte in seinem Sitz und schwitzte Blut und Wasser. Dass die Maschine Stunden später wohlbehalten in Addis Abeba landete, rechnete er der Güte der Vorsehung zu.

Als sich Ulfkotte wegen eines Schädelbruchs [bei der FAZ] krankmeldete, gab es nacheinander drei Erklärungen für die Verletzung. Erst hieß es, er sei über die Katze gestolpert und rückwärts die Kellertreppe hinuntergefallen. Dann lief die Geschichte um, Mitglieder des pakistanischen Geheimdienstes hätten ihn durchs Haus gejagt und dabei die Treppe hinuntergestoßen. In der dritten Variante war er auf dem Weg zum Briefkasten von hinten mit einer Eisenstange niedergeschlagen worden.

Ulfkotte erweckt gern den Eindruck, er sei für die „Frankfurter Allgemeine“ viele Jahre im Ausland gewesen. „Zwischen 1986 und 1998 lebte er überwiegend in islamischen Staaten (Irak, Iran, Afghanistan, Saudi-Arabien, Oman, Emirate, Ägypten, Jordanien)“, heißt es auf seiner Website. Jedoch kann sich keiner seiner ehemaligen Kollegen erinnern, dass er jemals einen Auslandsposten bekleidet hätte. Wer Ulfkottes Artikel durchgeht, findet als Ortsmarke am häufigsten Frankfurt, was darauf hinweist, dass er der Heimatredaktion treuer war, als er heute meint. Tatsächlich hatte er mit einem Hausbau im Taunus, der ihn auch während der Arbeitszeit über Gebühr in Anspruch nahm, alle Hände voll zu tun.

Marie, 15, kauft eine Zeitschrift und WDR 2, 64, macht einen Beitrag draus

Eine alte Journalistenregel besagt, dass „Hund beißt Mann“ keine Nachricht ist, „Mann beißt Hund“ mangels Alltäglichkeit aber schon.

In diesem Sinne sind wir jetzt also so weit, dass „Jugendlicher liest Zeitschrift“ eine Nachricht ist. Mehr noch: Es könnte ein ganzes journalistisches Genre werden.

„Spiegel Online“ brachte Anfang vergangener Woche ein Stück, das die Überschrift trug: „Moritz, 16, kauft eine Zeitschrift.“ Darin schildert der 16-jährige Moritz, wie er sich vor einer Bahnfahrt eine Zeitschrift kaufte: eine Ausgabe von „Geo Epoche“. Es war angeblich seine erste Zeitschrift, und die Geschichte hat kein Happy-End: Er schenkte sie seinen Eltern. „Im Internet gibt’s mehr Für und Wider.“

Heute Vormittag brachte der Radiosender WDR 2 einen Beitrag, der davon handelt, dass sich die 15-jährige Marie eine Zeitschrift kaufte.

Moderator: Die klassischen Magazin-Zeitschriften stecken derzeit ziemlich tief drin in einer Krise, und das sieht man an jedem Kiosk. Die, die vor dem Regal mit „Spiegel“, „Stern“, „Focus“ und Co. stehen, haben meistens ziemlich viel graue Haare auf dem Kopf. Es fehlt einfach — der Lesernachwuchs. Aber da helfen wir gerne aus. Wir haben nämlich Marie aus Münster harte Kost vorgesetzt. Sie soll Deutschlands wichtigstes Polit-Magazin lesen, einfach mal so. Wir haben sie dabei beobachtet. Denn: Marie ist noch minderjährig.

Sprecher: Marie ist mutig. Denn beim Zeitschriftenhändler greift sie zum „Spiegel“. Von der Wochenzeitschrift hat die 15-Jährige schon viel gehört. Die soll ja ganz gut sein.

Marie: Ich weiß nur, dass sich der „Spiegel“ halt viel mit Politik beschäftigt. Und ich dachte, dann kann man sich den ja mal angucken.

Sprecher: Also schnell drin rumblättern.

Marie: Ich hab‘ eigentlich mal so Seite für Seite durchgeguckt. (…) Aber da war viel dabei, was mich gar nicht interessiert hat.

Sprecher: Eigentlich das meiste, wenn sie ehrlich ist. So richtig hängen bleibt Marie nur bei Geschichten, in denen es um Schicksale von Menschen und nicht um Politik geht. Das Interview mit einer Mini-Jobberin zum Beispiel, die entlassen wurde, das ist interessant. (…) Aber für viel mehr reicht es nicht im Heft. Das Interesse erlahmt schnell.

Marie: Ich hab auch ganz viel übersprungen. Da war mir viel zu viel Text zu lesen. Und viel zu viel, was mich nicht interessiert und mich nicht angesprochen hat.

Sprecher: Medien konsumiert die 15-Jährige, wen wundert’s, nur über Smartphone und Internet. Wie eigentlich fast alle in ihrem Freundeskreis. (…) Beim Zeitschriftenlesen (…) ist sie auf das angewiesen, was da steht. Nachprüfen geht dann nicht so schnell wie im Internet.

Marie: Weil ich das in der Zeitschrift hab‘, würd‘ ich jetzt nicht denken: Ah, ok, da kann ich ja nochmal drauf zurückgreifen oder so. Im Internet hat man’s dann mit einem Klick.

Sprecher: Bleibt das Fazit: Marie und Zeitschriften, das wird wohl nichts. Zumindest nicht in nächster Zeit.

Marie: Ich bleib‘ beim Handy. Und beim Internet.

Moderator: Jugend forscht am Kiosk. Ergebnis: Die klassischen Magazine verlieren eine junge Leserin, noch bevor sie ein zweites Mal zum „Spiegel“ greift.

Nächste Woche dann im Programm: Nadja, 17, probiert zum ersten Mal dieses Radiohören aus. Und ca. 2016: Jakob, 16, sucht den Jugendkanal von ARD und ZDF.

(Der „Spiegel“ hat übrigens laut „Media Analyse“ 6 Millionen Leser, davon sind 1,11 Millionen, also jeder Fünfte, zwischen 14 und 29 Jahre alt. WDR 2 hat laut „Media Analyse“ werktäglich eine Reichweite von 3,7 Millionen Hörern, davon sind 412.000, also jeder Neunte, zwischen 14 und 29 Jahre alt.)

„Spiegel“-Autor Neef: „Das ‚Stoppt Putin jetzt‘-Titelbild war misslungen“

Christian Neef, der für den „Spiegel“ unter anderem aus der Ukraine berichtet, hat sich vom „Stoppt-Putin jetzt!“-Titel distanziert. Anders als die Verschwörungstheoretiker glauben wollten, sei das Cover zwar nicht von der CIA initiiert, aber ein Beispiel dafür, „dass wir in Zeiten wie diesen noch mehr über Titelzeilen und -bilder nachdenken müssen.“ In einem Gastbeitrag für das „Medium Magazin“ schreibt er:

Das Titelbild von Heft 31 war misslungen. Zum einen, weil die Zeile „Stoppt Putin jetzt“ missverständlich ist — auch wenn ich den Gedanken dahinter teile. Zum anderen, weil die Fotos der Opfer von MH 17 von vornherein unterstellten, dass Russland die Boeing abgeschossen hat. Und drittens, weil es ein „unspiegeliger“ Titel war — „Spiegel“-Titel sollten klug, anregend und mitunter auch doppelsinnig sein, keinesfalls plakativ. Vielleicht sollten wir unseren Lesern mitunter auch Einblick in die heißen Debatten gewähren, die jeden Freitag im Titelbild-Ressort des „Spiegels“ entbrennen.

Ich denke, darauf können wir noch lange warten.

Das „Medium Magazin“ beschäftigt sich in seiner aktuellen Titelgeschichte „Ihr lügt doch alle!“ aus vielen Perspektiven mit der „Glaubwürdigkeitsfalle“, in der sich Medien befinden. Zu Wort kommen unter anderem WDR-Chefredakteurin Sonia Seymour Mikich, ARD-Korrespondentin Golineh Atai, „Zeit“-Politikchef Bernd Ulrich und der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Thevessen. FAZ-Herausgeber Günther Nonnenmacher äußert sich in einem ausführlichen Interview zur Redaktionskultur bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und den Vorwürfen von Udo Ulfkotte. Und der Kommunikationswissenschaftler Christoph Neuberger kritisiert (auch frei online in der Leseprobe) die inzwischen berühmte Untersuchung von Uwe Krüger über den „Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten“ und wirft dem Kollegen schwere wissenschaftliche Versäumnisse vor. (Von mir stehen auch ein paar Zeilen zu Ulfkotte im Heft.)

Was der Presserat empfiehlt, ist dem „Spiegel“ egal


(Unkenntlichmachung: BILDblog)

Mit seinem „Stoppt Putin jetzt“-Titelbild hat der „Spiegel“ gegen den Pressekodex verstoßen. Das hat der Beschwerdeausschuss 2 des Deutschen Presserates am 9. September einstimmig festgestellt. Das Nachrichtenmagazin habe die Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Opfer des Fluges MH17 verletzt und sie „zur Emotionalisierung für die im Titel enthaltene politische These instrumentalisiert“.

Der „Spiegel“ hält das für keine erwähnenswerte Tatsache.

Bis heute hat er nicht darüber berichtet, dass das Selbstkontroll-Gremium eine Missbilligung ausgesprochen hat. Er hat es offenkundig auch nicht vor.

Der Geschäftsführende Redakteur Rüdiger Ditz schreibt mir auf Anfrage, die „Abdruckpflicht“ gelte laut Beschwerdeordnung des Presserats „ausschließlich für Rügen. Bei der Missbilligung ist das nicht vorgesehen. Und auch bei anderen Blättern ist es zumindest sehr unüblich, Missbilligungen abzudrucken. Mir ist jedenfalls kein Fall bekannt.“

Nun, hier wäre einer, ganz aktuell sogar, aus dem „Nordbayerischen Kurier“.

Tatsächlich besteht laut Beschwerdeordnung keine Pflicht, Missbilligungen zu veröffentlichungen. Als „Ausdruck fairer Berichterstattung“ empfiehlt der Beschwerdeausschuss jedoch die Veröffentlichung. Das steht sogar in der konkreten Entscheidung des Presserates, die der „Spiegel“ bekommen hat.

Ich vermute, dass sie dort mit dem Ausdruck „faire Berichterstattung“ nichts anfangen konnten.

Der „Spiegel“ hat eine eigene Rubrik, in der er über Reaktionen auf seine Berichterstattung berichtet. Sie heißt „Rückspiegel“, und wenn Margot Käßmann in der „Gala“ erzählt, wie es war, als sie dem „Spiegel“ ein Interview gegeben hat, steht es hier, und wenn der „Kölner Stadtanzeiger“ etwas zitiert, was der „Spiegel“ herausgefunden hat, steht es hier, und wenn das „Heute Journal“ den „Spiegel“ erwähnt, steht es hier.

Wenn der Presserat das Titelbild des „Spiegel“ kritisiert, weil er die Opfer eines Flugzeugabsturzes zur Emotionalisierung einer politischen These instrumentalisiert hat, steht es hier nicht und nicht bei „Spiegel Online“ und nicht zwischen den Steppenläufern, die durch das „Spiegelblog“ wehen.

Am 11. August zitierte der „Spiegel“ in seiner „Rückspiegel“-Rubrik allerdings ausführlich aus einem Artikel von „FAZ“-Redakteur Michael Hanfeld:

Die sind ja so cool, die Redakteure der Bild am Sonntag. Wie sie da in der Fernsehwerbung auftauchen … Ganz am Rande taucht, wenn ich mich nicht täusche, im jüngsten Spot kurz der stellvertretende Chefredakteur Nicolaus Fest auf. Der hatte, wie wir uns erinnern, einen Kommentar gegen den Islam geschrieben, dem man nicht zustimmen muss. Und wurde dafür anschließend … in den Boden gestampft. Die BamS-Chefin Marion Horn eierte herum. Der Bild-Chefredakteur Kai Diekmann konterte Fests Kommentar nicht nur, er nahm ihn auseinander und lud einen Gastkommentator ein, es dem Kollegen richtig zu zeigen. Sollte man das so machen, wenn sich im Internet, wie es heute andauernd passiert, der Shitstorm formiert und die Sache richtig dampft? … Wie man es besser macht und der Versuchung, sich dem Shitstorm zu ergeben, nicht erliegt, bewies diese Woche der SPIEGEL. Da gab es Unmut zuhauf über das Titelbild „Stoppt Putin jetzt!“. Kriegstreiberei sei das, tönte es massenhaft. Putins fünfte Kolonne im Netz ist bekanntlich rege. Das sei „eine absurde Behauptung“, hieß es dazu im SPIEGEL-Blog in eigener Sache. Damit verbunden war der Hinweis, die Titelgeschichte doch bitte mal ganz zu lesen. Man muss sich schon überlegen, ob es überhaupt nötig ist, seinen Standpunkt nochmals moderierend zu verteidigen.

Man kann den Abdruck dieser FAZ-Textstellen mit dem Plädoyer im letzten Satz im „Spiegel“ vermutlich programmatisch verstehen. Der „Spiegel“ verteidigt sich nicht. Das hat er überhaupt nicht nötig, denn er ist ja der „Spiegel“. Und wenn er nicht dazu verpflichtet ist, eine Missbilligung durch den Presserat zu veröffentlichen, veröffentlicht er sie natürlich nicht. Denn was wäre dadurch schon zu gewinnen? Also, außer Vertrauen?

Erstaunlicherweise hat sich der „Spiegel“ zwar nicht gegenüber seinen Lesern und der kritischen Öffentlichkeit, aber gegenüber dem Presserat richtig ins Zeug gelegt, um mit bemerkenswerten Spitzfindigkeiten den Vorwurf mehrerer Beschwerdeführer zu entkräften, der „Spiegel“ habe die Persönlichkeitsrechte der Opfer oder Gefühle der Angehörigen verletzt oder die Opfer instrumentalisiert. Der Presserat fasst die Argumentation des „Spiegel“-Justiziariates so zusammen:

Bis heute, circa einen Monat nach Veröffentlichung, habe sich noch kein Angehöriger an den SPIEGEL gewandt und eine Verletzung seiner Gefühle gerügt. Es habe auch kein Angehöriger moniert, dass die Opfer durch den SPIEGEL instrumentalisiert würden. Wieso auch? Selbstverständlich lasse der SPIEGEL nicht die verstorbenen Opfer fordern, dass Putin gestoppt werden müsse, sondern nehme die Opfer zum Anlass seiner Forderung, Putin zu stoppen.

Warum sollten Gefühle der Angehörigen durch eine nochmalige Veröffentlichung ehemals mit Einverständnis ihrer verstorbenen Angehörigen veröffentlichter Portraitfotos verletzt werden? Warum solle die Nennung der Namen der Opfer die Gefühle ihrer Angehörigen verletzen? Die Namensnennung sei ein Gedenken, wie sie im nordeuropäischen Kulturkreis als aufrichtige Trauer und Innehalten absolut üblich sei. Folge eine Verletzung der Gefühle der Angehörigen aus der Veröffentlichung von harmlosen Fotos (wie sie im sudeuropäischen Bereich gerade auf Friedhöfen üblich seien)?

Der Rechtsabteilung sei bewusst, dass der Presserat die Veröffentlichung von „Opfergalerien“ als Verletzung der Persönlichkeitsrechte der Opfer ansehe. Gerade in diesem Fall könne man nur anregen, dass der Presserat seine Einschätzung gut be- und überdenke. Denn wer die vom SPIEGEL gerade nicht veröffentlichten Fotos sehe (der Beschwerdegegner hat dazu insbesondere Fotos von Leichen von MH17-Passagieren eingereicht) und sich ernsthaft mit der dem Titel des Heftes einhergehenden „Emotionalisierung“ auseinandersetze, der müsse sich fragen, ob ein noch weitergehender Verzicht auf „Emotionalisierung“ nicht das genaue Gegenteil dessen sei, was von Medien nach Ziffer 1 zu Recht verlangt werde. Hätten die Medien mit der Veröffentlichung von Portraitfotos und nicht nur Zahlen nicht eine besonders verantwortungsvolle Balance gefunden zwischen der leicht möglichen Emotionalisierung durch Veröffentlichung der Bilder der Unglücksstelle und einem emotionslosen Datenjournalismus?

Was die Portraitfotoveröffentlichung und die Abwägung zwischen Berichterstattungsinteresse und Persönlichkeitsschutz angehe, sei allein Ziffer 11.3 und nicht 8.1 und 8.2 einschlägig. Es gehe nicht um Kriminalberichterstattung, sondern um eine Berichterstattung über Krieg, Unglücksfälle und Katastrophen. Und auch sonst sei die Veröffentlichung der Identität von Opfern in Wort und Bild nicht per se unzulässig, sondern eine Frage der Abwägung. In diese einzustellen sei auf Seiten des Berichterstattungsinteresses, dass nicht die Namen der Opfer eines Allerweltsdeliktes, sondern der ersten nicht mehr zu den eigentlichen Kriegsparteien zählenden Kriegsopfer und zivilen Opfer eines Krieges in Rede stünden. Auf Seiten des Persönlichkeitsschutzes sei zu berücksichtigen, dass die Identität der Opfer schon von der Malaysia-Airlines publik gemacht worden sei, längst öffentlich bekannt gewesen seien. Der SPIEGEL habe sich ausschließlich ohne irgendein Zugangshindernis zugänglicher öffentlicher Quellen bedient. Von daher könne die Veröffentlichung der Namen und von Fotos aus der von den Opfern selbst gewählten Sozial- oder Öffentlichkeitssphäre nach herkömmlichen, Fragen der Emotionalisierung nicht berücksichtigenden Maßstäben, nicht ansatzweise als Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte angesehen werden.

Der Presserat erwiderte:

Der Beschwerdeausschuss erkennt in der Gestaltung des Titelblatts eine Verletzung der Ziffer 8 des Pressekodex. Die Mitglieder sind übereinstimmend der Auffassung, dass die fünfzig mit Portraitfotos auf dem Titelblatt veröffentlichten Opfer des Unglücksfluges MH17 in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt werden. Denn zumindest für einen Teil der Opfer-Bilder lag offensichtlich keine Zustimmung zur Veröffentlichung im Sinne der Richtlinie 8.2** vor.

Aus einer vormaligen Veröffentlichung eines Bildes in einem sozialen Netzwerk kann nicht auf eine Genehmigung zur Verwendung des Bildmaterials in anderen Zusammenhängen geschlossen werden. Zudem ist für das Verständnis des Unglückshergangs das Wissen um die Identität der Opfer unerheblich. Zwar führt der Beschwerdegegner zu Recht aus, bei diesem Flugzeugabsturz handele es sich nicht um ein „Allerweltsdelikt“. Allein aus der Prominenz eines Unglücksfalls lässt sich jedoch kein berechtigtes öffentliches Interesse an der Identität der Opfer ableiten. Daher überlagert der Persönlichkeitsschutz der Opfer ein mögliches Interesse der Leser. Der Beschwerdeausschuss bleibt hier bei seiner, dem Beschwerdegegner ausweislich seiner Stellungnahme bereits bekannten, Spruchpraxis.

Einen Verstoß gegen den Opferschutz sieht der Ausschuss zudem darin, dass die auf dem Titelblatt abgebildeten Opfer zur Emotionalisierung für die im Titel enthaltene politische These „Stoppt Putin jetzt“ instrumentalisiert werden. Der Argumentation des Beschwerdegegners, bei der Abwägung zwischen Berichterstattungsinteresse und Persönlichkeitsschutz sei allein Richtlinie 11.3 und nicht 8.1 und 8.2 einschlägig, da es nicht um Kriminalitätsberichterstattung gehe, folgt der Beschwerdeausschuss nicht. Richtlinie 8.2 bezieht sich als Konkretisierung zu Ziffer 8 auf den Opferschutz im Allgemeinen und nicht auf die in Richtlinie 8.1 thematisierte Kriminalitätsberichterstattung und ist daher auch bei Kriegs- oder Katastrophenberichterstattung einschlägig.

[Offenlegung: Ich habe eineinhalb Jahre für den „Spiegel“ gearbeitet.]

„Spiegel Online“ und ein angeblicher erster Erfolg der Sanktionen

Und dann war da noch der „Spiegel Online“-Artikel, der vermeldete, dass die verschärften Sanktionen gegen Russland, die der „Spiegel“ so vehement gefordert hat, womöglich schon erste Wirkung zeigen. Unter der Überschrift „Wie Russland auf die Sanktionen reagiert“ heißt es:

Was passiert, wenn Putin stur bleibt?

Die 28 EU-Mitgliedstaaten sind bereit, die Sanktionen nach der Dreimonatsfrist noch einmal zu verschärfen. Putin hat jetzt signalisiert, OSZE-Beobachter an der russisch-ukrainischen Grenze zuzulassen — möglicherweise ein Signal ersten Entgegenkommens. Oberstes Ziel bleibt, Moskau zu Respekt gegenüber den Grenzen und Souveränitätsrechten seiner Nachbarn anzuhalten.

Das kann nicht stimmen. Putin hat nicht jetzt erst signalisiert, OSZE-Beobachter an der Grenze zuzulassen. Russland hat sie bereits vor gut zwei Wochen eingeladen. Am 14. Juli 2014 meldete die Nachrichtenagentur AFP:

Im Streit um die Kontrolle der russisch-ukrainischen Grenze sandte Moskau derweil ein Signal der Entspannung. Russland lade „als Geste des guten Willens“ Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ein, sich zu den Kontrollposten Donezk und Gukowo zu begeben, teilte das Außenministerium mit. Zuvor war in einem russischen Grenzort ein Mann durch ein Geschoss getötet worden. Moskau machte die Ukraine dafür verantwortlich und drohte mit „irreversiblen Konsequenzen“.

Nach einigem Hin und Her beschloss die OSZE vor einer Woche einmütig (inklusive der Stimmen der Ukraine und Russlands) eine entsprechende Mission: 16 OSZE-Vertreter sollten „so schnell wie möglich“ an die Grenze geschickt werden und über die Situation an zwei russischen Grenzposten berichten.

Wir kommt also „Spiegel Online“ darauf, dass Putin jetzt einlenkte?

Auf meine Nachfrage erklärt die stellvertretende Chefredakteurin Barbara Hans:

An dieser Stelle war unser Text missverständlich formuliert. Unsere Autoren halten es aber — bei aller Vorsicht — für möglich, dass Putin die Einreiseerlaubnis vom Dienstag durchaus auch als versöhnliches Signal in Richtung Westen verstanden wissen will.

Wir werden den Satz folgendermaßen ändern und eine Anmerkung unter dem Text einfügen:

Putin hatte schon seit einigen Wochen signalisiert, OSZE-Beobachter an der russisch-ukrainischen Grenze zuzulassen. Dass russische Behörden sie am Dienstag einreisen und ihre Arbeit beginnen ließen, kann möglicherweise als ein Signal ersten Entgegenkommens verstanden werden.

Ja, möglicherweise.

Möglicherweise ist es auch nur die Umsetzung des von Russland vor einer Woche mitgetragenen Beschlusses der OSZE.

Und möglicherweise ist es ein Problem, dass der „Spiegel“ und „Spiegel Online“ so sehr von der Notwendigkeit und Wirksamkeit schärferer Sanktionen überzeugt sind, dass sie deren Erfolge schon herbeizuschreiben versuchen.

[via Mopperkopp]

„Spiegel“ verschärft Umfrageergebnis zu Sanktionen gegen Russland

Angeblich ist eine Mehrheit der Deutschen für härtere Sanktionen gegen Russland, selbst wenn das „viele Arbeitsplätze“ in Deutschland kosten würde. So berichtete es der „Spiegel“ am vergangenen Wochenende unter Berufung auf eine Umfrage, die er selbst bei TNS-Infratest in Auftrag gegeben hat. Und so meldeten es Nachrichtenagenturen treuherzig unter Berufung auf das Nachrichtenmagazin weiter.

In der Vorabmeldung heißt es:

Nach einer TNS-Infratest-Umfrage für den SPIEGEL sind 52 Prozent der Deutschen für härtere Sanktionen, selbst wenn das „viele Arbeitsplätze“ in Deutschland kosten würde.

(Alle Hervorhebungen von mir)

Ebenso in der Titelgeschichte von Benjamin Bidder im „Spiegel“ selbst:

Nach einer Umfrage für den SPIEGEL sind 52 Prozent der Deutschen für härtere Sanktionen, selbst wenn das „viele Arbeitsplätze“ in Deutschland kosten würde.

Bei „Spiegel Online“ ist die Formulierung leicht variiert, läuft aber auf denselben Sinn heraus:

Berlin/Moskau – Sollen nach dem Abschuss des malaysischen Flugs MH17 die Strafmaßnahmen gegen Russland verschärft werden? Ja, sagen die meisten Deutschen. 52 Prozent sprechen sich laut einer TNS-Infratest-Umfrage für den SPIEGEL für schärfere Sanktionen aus, selbst wenn dies den Verlust „vieler Arbeitsplätze“ in Deutschland bedeuten würde.

Das entspricht aber nicht der Frage, die TNS-Infratest gestellt hatte. Die lautete wörtlich:

Nach dem Abschuss einer malaysischen Passagiermaschine über der Ukraine werden neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland gefordert. Was meinen Sie: Sollten die Sanktionen verschärft werden, auch wenn dadurch viele Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet wären?

Abgesehen davon, dass der Vorsatz manipulativ wirkt, hat der „Spiegel“ die Bedingung im Nachhinein verschärft. Er hat die Befragten mit der Folge konfrontiert, dass viele Arbeitsplätze „gefährdet“ sind. Er behauptet aber, er hätte sie mit der Folge konfrontiert, dass viele Arbeitsplätze verloren gehen.

Ich gehe davon aus, dass beim „Spiegel“ der Unterschied zwischen einer Gefährdung und einem Verlust bekannt ist. Und dass man auch beim „Spiegel“ weiß, dass es bei Umfragen und der Interpretation ihrer Ergebnisse entscheidend ist, wie genau eine Frage formuliert wurde.

Der Pressekodex sieht deshalb in Richtlinie 2.1 ausdrücklich vor, bei der Veröffentlichung von Umfrageergebnissen „die Fragestellung“ mitzuteilen. Der „Spiegel“ tat dies nicht und formulierte die Frage, anstatt sie einfach wörtlich zu zitieren, leicht um.

Ich nehme nicht an, dass das ohne Absicht geschah. Das Ergebnis sollte noch eindrucksvoller klingen; es sollte noch größeren Druck auf die Politik bewirken.

 

Nachtrag, 31. Juli, 16:30 Uhr. Die „Spiegel“-Chefredaktion erklärt mir:

„Sie weisen zu Recht auf eine Differenz zwischen der Frage hin, die von TNS-Infratest im Auftrag des SPIEGEL gestellt wurde, und der Formulierung auf Seite 72 im aktuellen Heft. Es hätte auch im Artikel korrekt heißen müssen „(…) wenn dadurch viele Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet wären?“ und nicht „(…) viele Arbeitsplätze in Deutschland kosten würde?“. Es handelt sich um ein Versehen, das wir bedauern und richtigstellen werden, sowohl in der nächsten Ausgabe des SPIEGEL als auch in den auf SPIEGEL ONLINE erschienenen Beiträgen (dies ist inzwischen geschehen). Selbstverständlich hatten die Kollegen bei der Formulierung nicht die Absicht, die Aussage der Umfrage zu verändern oder zu verfälschen.“


Wie der „Spiegel“ mit dem Vorwurf der „Kriegshetze“ umgeht

Immerhin: Totstellen war diesmal für den „Spiegel“ offenbar keine Lösung mehr. Zu groß waren die Proteste gegen seine aktuelle, der „Bild“-Zeitung zum Verwechseln ähnlich sehende Titelgeschichte. Doch die Reaktion im SPIEGELblog ist nur ein weiteres eindrucksvolles Dokument der Unfähigkeit des Nachrichtenmagazins, mit seinen Lesern in einen Dialog einzutreten und auf Kritik einzugehen.

Auf dem Cover benutzt der „Spiegel“ die Toten des über der Ukraine abgestürzten Air-Malaysia-Flugzeuges, deren Fotos er sich irgendwo zusammengeklaubt hat, um die Forderung zu schreien: „STOPPT PUTIN JETZT!“ Die Kritik daran ist vielstimmig und wird offenbar auch von „Spiegel“-Redakteuren vorgebracht. Der „Spiegel“ aber entscheidet sich, die Kritiker als erstes zu diskreditieren.

Das Titelbild des aktuellen SPIEGEL mit der Zeile „Stoppt Putin jetzt!“ hat einige heftige Reaktionen ausgelöst — insbesondere in sozialen Netzwerken. Darunter waren auch organisiert auftretende, anonyme User, die schon seit Monaten jegliche Kritik an Russland mit einer Flut an Wortmeldungen in den Foren vieler Online-Medien kontern.

Ich will gar nicht ausschließen, dass auch ein organisierter pro-russischer Mob online Sturm lief gegen das Cover. Aber wenn das die Masse der Kritik ausmachen würde, hätte der „Spiegel“ nicht mit einem eigenen Blog-Eintrag „in eigener Sache“ reagieren müssen, denn die wird er eh nicht überzeugen.

Diejenigen, die er aber überzeugen wollen müsste, die Leser und Kritiker, die nicht namenlos und nicht organisiert sind, die steckt der „Spiegel“ gleich im zweiten Satz in eine Schublade mit Putins angeblichen Online-Trollen. Bevor er sich mit ihrer Kritik auseinandersetzt, diskreditiert er die Kritiker. Schlau ist das nicht.

Weiter im Text:

Während manche Nutzer die russische Politik in der Ukraine verteidigten, warfen einige besonders erregte Nutzer dem SPIEGEL vor, das Titelbild sei „kriegstreiberisch“. Das ist eine absurde Behauptung, die weder durch das Titelbild gedeckt wird noch durch die Artikel im Heft.

Oho, manche Nutzer sind „besonders erregt“. Sind sie sicher, aber können wir kurz einmal festhalten, wer auch besonders erregt ist? Dieses „Spiegel“-Cover.

Der SPIEGEL spricht sich in seiner Titelgeschichte dafür aus, Putin und den prorussischen Separatisten in der Ukraine Einhalt zu gebieten — und zwar ausschließlich mit harten wirtschaftlichen Sanktionen und ausdrücklich nur mit nichtmilitärischen Mitteln.

„Ausdrücklich“? Ich habe die Stelle nicht gefunden, an der die „Spiegel“-Titelgeschichte militärische Mittel ausdrücklich ausschließt, will aber nicht ausschließen, dass ich da einen Halbsatz übersehen habe.

Der „Spiegel“ schreibt in seinem Leitartikel:

Eine Garantie, dass Sanktionen schnell zum gewünschten Ergebnis führen, gibt es dennoch nicht. In einer ersten Reaktion könnte Putin um sich schlagen, einen überraschenden Gegenzug versuchen — aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass er mittelfristig nachgeben müsste.

Mit anderen Worten: Der „Spiegel“ selbst räumt ein, dass Sanktionen vermutlich kein schneller Weg sind, Putin zu stoppen. Auf der Titelseite aber steht in der größten Lautstärke, die man sich für das Blatt überhaupt vorstellen kann, die Forderung, Putin „JETZT!“ zu stoppen. „JETZT!“ mit Sanktionen, die wahrscheinlich mittelfristig wirken könnten?

Das Cover illustriert nicht die Forderung nach Wirtschaftssanktionen. Das Cover suggeriert, dass jetzt etwas getan werden, das Putin unmittelbar zum Ändern seiner Politik zwingt. Tja, was könnte das sein? Krieg nicht, sagt der „Spiegel“, denn das da hinein zu lesen, wäre „absurd“.

Der „Spiegel“ verteidigt das Cover weiterhin so:

Diese Forderung [des „Spiegels“ nach Sanktionen] ähnelt der veränderten Haltung der Bundesregierung, die solche Sanktionen an diesem Dienstag im Rahmen der EU mitbeschlossen hat — und auch der von 52 Prozent der Deutschen, die laut einer repräsentativen SPIEGEL-Umfrage Sanktionen auch dann unterstützen würden, wenn sie Arbeitsplätze kosten sollten.

Ah, das Cover, in dem der „Spiegel“ in lautesten Tönen danach ruft, Putin jetzt zu stoppen, illustriert also nur die Haltung der Bundesregierung. Der „Spiegel“ hat die Haltung der Bundesregierung und einer angeblichen knappen Mehrheit der Bevölkerung einfach mal in ein Cover gegossen. Es ist kein schriller Appell, wie man als unbefangener Leser denken könnte, sondern die Titelbildwerdung der Position der Bundesregierung, die die Position des „Spiegels“ ist.

Es ist ein völliger argumentativer Bankrott.

Zum Glück hört der „Spiegel“ nun aber auch schon wieder damit auf, scheinbar auf die Kritik an sich einzugehen, und veröffentlicht stattdessen online einfach den „Leitartikel“ aus dem gedruckten Heft.

Dieser Leitartikel beginnt so:

Die Absturzstelle von Flug MH17 ist ein Albtraum, der Europa heimsucht. Noch immer liegen Leichenteile zwischen Sonnenblumen. 298 Unschuldige sind hier ermordet worden, die Welt wurde Zeuge, als marodierende Banditen in Uniform die Toten bestahlen, ihnen die Würde nahmen.

Hier, in der ostukrainischen Einöde, hat sich Putins wahres Gesicht gezeigt. Der russische Präsident steht enttarnt da, nicht mehr als Staatsmann, sondern als Paria der Weltgemeinschaft. Die Toten von Flug MH17 sind auch seine Toten, er ist für den Abschuss mitverantwortlich, und es ist nun der Moment gekommen, ihn zum Einlenken zu zwingen – und zwar mit harten wirtschaftlichen Sanktionen.

Niemand im Westen zweifelt noch ernsthaft daran, dass das Flugzeug mit einem Buk-Luftabwehrsystem abgeschossen wurde, das die Separatisten höchstwahrscheinlich aus Russland erhalten haben. Einer ihrer Anführer hat selbst zugegeben, dass sie über ein solches System verfügten, und die Indizienkette ist eindeutig.

Der Abschuss von MH17 mag ein tragisches Versehen gewesen sein. Wer die Rakete abfeuerte, wollte vermutlich kein Verkehrsflugzeug treffen. Doch der Abschuss ist die direkte Folge davon, dass Russland die Separatisten in den vergangenen Wochen militärisch aufgerüstet hat. Er ist ein Symbol für die Ruchlosigkeit Putins – und für das Versagen der bisherigen westlichen Politik. Die Trümmer von MH17 sind auch die Trümmer der Diplomatie.

Ist das nicht eine erstaunliche Kombination von absoluter Sicherheit, wer der Verantwortliche für die Toten ist (Putin), mit Wörtern wie „höchstwahrscheinlich“ und „Indizien“ und „mag gewesen sein“ und „vermutlich“?

Es gibt so viele Stellen in diesem Text, an die sich Zweifel knüpfen. Zum Beispiel die Sache mit den „marodierende Banditen in Uniform“, die „die Toten bestahlen, ihnen die Würde nahmen“. Richtig ist, dass die Welt scheinbar Zeuge wurde, wie zum Beispiel einer der Separatisten stolz das Stofftier eines der Opfer in die Höhe hielt. Später stellte sich allerdings heraus, dass das einzelne Foto womöglich nicht die ganze Geschichte erzählt.

Und dann gibt es zum Beispiel diese Reuters-Meldung, wonach der Chef einer niederländischen Mannschaft, die die Toten identifizieren sollte, die Arbeit der örtlichen Rettungsmannschaften sehr lobte.

Ich weiß nicht, wie es war. Ich weiß nicht, ob da nur ein paar Geschichten über das Verhalten der Separatisten falsch oder übertrieben waren, aber die grundsätzliche Bewertung als plündernde, skrupellose „Banditen in Uniform“ richtig ist. Ich weiß es nicht. Ich bräuchte Medien, denen ich vertrauen könnte. Bei denen ich das Gefühl hätte, dass sie mir auch Dinge erzählen, die den dominierenden Gut-Böse-Vorstellungen über diesen Konflikt vielleicht widersprechen. Medien, die die Welt nicht übersichtlicher machen als sie ist. Und die auf Kritik an ihrer Berichterstattung nicht mit durchsichtigen Ablenkungsmanövern reagieren.

Also nicht diesen „Spiegel“.

Vielleicht ließe sich einiges davon in einem Diskurs klären. Vielleicht könnte der „Spiegel“ erklären, welche Szenen von marodierenden Banden er genau meint, welche „Indizien“ für den Abschuss er für überzeugend hält und welche für Propaganda. Womöglich würde das Menschen, die ihn kritisieren, überzeugen. Nicht alle, aber ein paar.

Und vielleicht wären selbst die, die am Ende nicht überzeugt wären, beeindruckt, dass der „Spiegel“ für seine Überzeugung kämpft, indem er argumentiert und mit denen, die ernst zu nehmende Kritik an seiner Haltung üben, in einen Dialog eintritt.

Aber der „Spiegel“ diskutiert und argumentiert nicht. Er lädt nicht zum Gespräch oder zum Streit ein. Er sagt: Lest unseren Leitartikel und haltet die Klappe.

[Offenlegung: Ich habe das „Spiegelblog“ vor zwei Jahren für den „Spiegel“ entwickelt. Im Frühjahr 2013 habe ich meinen Vertrag beim „Spiegel“ gekündigt.]

Der „Spiegel“ wird Qualitätsansprüchen gerecht

Können wir noch einmal über das „Spiegel“-Gespräch mit Christian Wulff reden? Man erfährt daraus ja nicht nur, wie in den vergangenen Tagen breit diskutiert wurde, viel Erstaunliches darüber, wie der frühere Bundespräsident sich und die Welt sieht. Sondern auch über das Selbstverständnis von „Spiegel“-Journalisten.

Das beginnt bei deren lesbaren Erstaunen, dass Wulff die Gelegenheit dieses Gespräches nutzen wollte, ihnen Vorwürfe zu machen. In einer Art Vorwort zu dem Interview schreiben sie:

Der SPIEGEL hat mit seinen Recherchen zum Sturz des Bundespräsidenten beigetragen, er zählt für Wulff zu den Hauptschuldigen an seinem Untergang. Das Recht von Journalisten ist es, Fragen zu stellen — dass sie sich selber Fragen ausgesetzt sehen, kommt seltener vor.

Vielleicht ist das wirklich so, auch im Sommer 2014 noch, in der Wahrnehmung der Welt durch den „Spiegel“: Dass es „seltener“ vorkommt, dass Journalisten sich Fragen ausgesetzt sehen. In meiner Welt sehen sich Journalisten ununterbrochen Fragen ausgesetzt. In meiner Welt werden Journalisten mit kritischen Fragen bombardiert, bzw. teilweise schon nicht mehr bombardiert, weil bei einem größeren Teil des Publikums der Vertrauensverlust in die Medien schon so groß geworden ist, dass sie gar nicht mehr fragen, weil sie keine Antworten erwarten.

Aber für den „Spiegel“ scheint das eine ganz neue Erfahrung zu sein, dass ein Gesprächspartner sich nicht nur zum Verhör meldet, sondern zurückbeschuldigt. Die „Spiegel“-Leute können damit anscheinend nicht gut umgehen, sonst würden sie das nicht so betonen:

In diesem Fall ist ein SPIEGEL -Gespräch auch ein Gespräch über die Rolle des SPIEGEL geworden. Weil Wulff seine Vorwürfe direkt gegen die ihn Befragenden richtet, bleibt die Kritik natürlich nicht unwidersprochen.

Natürlich nicht. Was sind das für ungelenke Sätze und unentspannte Vorab-Entschuldigungen? Wie schwer kann es denn sein, sich einfach zu streiten?

Immerhin scheint man auch beim „Spiegel“ gemerkt zu haben, dass die Berichterstattung über Wulff damals bei Teilen des Publikums auf Ablehnung stieß. Er formuliert es so: Viele Bürger seien in der Beurteilung des Falls unsicher gewesen, „weil sie die Einhelligkeit in der medialen Bewertung störte“. Und schreibt:

Neben den eigentlichen Vorwürfen, die Wulff, 55, schließlich das Amt kosteten, ging es von Anfang an auch um die Rolle der Presse, die ihn mit Recherchen zu seinem privaten Finanzverhalten in Schwierigkeiten brachte. Da diese Debatte ebenfalls über die Medien ausgetragen wurde, stellte sich für viele Beobachter die Frage nach der Unparteilichkeit der sogenannten vierten Gewalt: Wie unvoreingenommen können Journalisten noch berichten, wenn ihr eigenes Verhalten infrage gestellt wird?

Was ist das denn für eine Frage? Ich möchte gar nicht wissen, wie viele „Spiegel“-Instanzen daran herumformuliert hatten, bis daraus diese sinn- und harmlose Wortfolge wurde. Die Unvoreingenommenheit von Journalisten ist doch nicht dadurch bedroht, dass ihr Verhalten infrage gestellt wird. Der Vorwurf war — um das einmal kurz als Service für die „Spiegel“-Leute zu rekapitulieren — dass die Journalisten nicht unvoreingenommen waren und sind; dass sie sich auf eine gemeinsame Jagd auf Wulff begeben hätten und nicht eher Ruhe geben würden, bis das Wild erlegt war.

Noch einmal: Der „Spiegel“ schreibt, dass es Journalisten womöglich schwerer fällt, unabhängig zu berichten, wenn ihr Verhalten in Frage gestellt wird? In welchem Paralleluniversum ergibt das Sinn? Und wieso weiß der „Spiegel“ nicht, dass die Arbeit von Journalisten ununterbrochen in Frage gestellt wird, und zwar: zu recht?

Gut, vielleicht stellen „Spiegel“-Journalisten ihre Arbeit weniger in Frage als andere, aber sie müssten doch gemerkt haben, dass andere es tun. Verzeihung, wenn ich mich da in Rage schreibe, aber nach meiner Überzeugung ist es eine wesentliche Aufgabe von Journalisten, Dinge in Frage zu stellen, warum sollten nun ausgerechnet Journalisten davon als Objekt ausgenommen sein und warum sollte es bei ihnen etwas Schlechtes sein?

Man kann den Verlauf des eigentlichen Gesprächs mit Wulff dann vielleicht am besten so erklären, dass sich beide Seiten Zugeständnisse vom Gegenüber erhofft hatten, ein bisschen Einsicht in die Fehler, die begangen wurden. Wulff räumt dabei, obwohl er sich weiter zutiefst ungerecht behandelt fühlt und als Opfer sieht — an vielen Stellen Fehler und Versäumnisse ein. Der „Spiegel“ hingegen sieht kein Problem in seiner Berichterstattung und hat nichts falsch gemacht. Also: nichts. Im Sinne von: nichts.

„Spiegel“-Redakteur Peter Müller, der das Gespräch zusammen mit Christiane Hoffmann und Chefredakteur Wolfgang Büchner geführt hat, sagt dazu in einem Video:

Für uns beim „Spiegel“ kam hinzu, dass wir uns, vor allem was die entscheidende Phase vor Wulffs Rücktritt angeht, nichts vorzuwerfen haben, was unsere Berichterstattung angeht. Dies war uns in dem Interview auch wichtig, weil wir natürlich wussten, dass damals, was die Berichterstattung angeht, natürlich nicht nur drei, vier Kollegen, sondern ein ganzes Team von zehn, 15 Leuten sich immer wieder mit dem Fall Wulff beschäftigt hatten, und jeden Anwurf von Wulff, dass damals auf unserer Seite unsauber gearbeitet worden wäre, das war uns wichtig und entscheidend, dass wir den auch von uns gewiesen haben.

Das ist natürlich eine interessante Position, um in ein „Streitgespräch“ zu gehen: Die erklärte Absicht, in diesem Streit nicht auch nur den Hauch von Selbstkritik zuzulassen, was die eigene Rolle und die eigene Berichterstattung angeht. Und das umso mehr, als die drei Gesprächspartner Wulffs offenbar bewusst nicht die sein sollten, die damals wesentlich im „Spiegel“ über ihn berichtet haben. Umso weniger durften sie ihren Kollegen in den Rücken fallen und irgendwelche Unzulänglichkeiten und Übertreibungen von damals einräumen.

Es kommt dann in dem Gespräch (oder jedenfalls der fünf Wochen nach dem Interview vom „Spiegel“ veröffentlichten Version, auf die sich beide Seiten geeinigt habe) zu folgendem Wortwechsel:

SPIEGEL: Was hat die Berichterstattung, die Sie in den Wochen vor Ihrem Rücktritt erlebt haben, persönlich mit Ihnen gemacht?

Wulff: Ich habe mich entschieden, davon wenig preiszugeben. In meinem Buch zitiere ich einige besonders niederträchtige Artikel, da fragen sich die Leser selbst: Was hätte das mit mir gemacht?

SPIEGEL: Sie haben sehr viel Gewicht verloren.

Wulff: Ich bin damals regelrecht abgemagert, das war ungesund. Und wenn ich so wenig Einsicht bei Medienschaffenden sehe wie bei Ihnen in diesem Interview, brauche ich wohl noch ein paar zusätzliche Aufbaukurse.

SPIEGEL: Mit Verlaub, Herr Wulff, was haben Sie denn von uns erwartet? Einen Kniefall und eine Entschuldigung?

Puh. Sein Wort war „Einsicht“. Der „Spiegel“ hört: „Kniefall und Entschuldigung“.

Es scheint nicht möglich zu sein, mit diesen Leuten darüber zu reden, was damals schiefgelaufen ist, ob der Fall Wulff nicht auch für Journalisten, womöglich sogar für „Spiegel“-Journalisten, Anlass gibt, über die eigene Arbeit und die Wirkung nachzudenken. Ob man sich, rückblickend, wirklich jede hämische Formulierung, jedes vor Verachtung triefende Urteil Dirk Kurbjuweits, jede Empörung sogar über ein harmloses Titelbild der Präsidentengattin in einer Frauenzeitschrift, hätte leisten müssen. Ob man sich nicht tatsächlich auch in eine Art Rausch geschrieben hat und ob gelegentlich nicht auch ein paar Maßstäbe verrutscht sind. Und ob die Schilderungen Wulffs in seinem Buch, wie die Wucht eines so umfassenden und fast einmütigen medialen Angriffs auf denjenigen wirkt, der ihr ausgesetzt ist (so sehr er sie durch sein eigenes Handeln auch provoziert haben mag), nicht auch Grund wären, nachdenklich zu werden.

Nein, das kann man sich abschminken vom „Spiegel“, Selbstreflexion und Nachdenklichkeit, Selbstkritik und Zugeständnisse, oder wie man all das beim „Spiegel“ zu nennen scheint: „einen Kniefall“.

Kurz vor Schluss des veröffentlichten Gesprächs geht es noch einmal um die Macht der Medien:

Wulff: Mir war immer bewusst, dass ich als Aufsteiger unter besonderer Beobachtung stand. Ein Aufsteiger im höchsten Staatsamt, noch jung an Jahren, mit einer jungen, attraktiven Frau an seiner Seite, das war für viele an sich schon eine Provokation. Und die Journalisten interessierten sich für jedes Detail unseres Zusammenlebens; ein zwölfjähriges Mädchen in unserem Nachbarhaus fragten sie am Telefon aus, wie denn mein Verhältnis zu meiner Frau sei. Journalisten können gruselig sein.

SPIEGEL: Politiker haben ganz andere Machtmittel. SPIEGEL-Herausgeber Rudolf Augstein musste einst ins Gefängnis, weil Franz Josef Strauß unliebsame Berichterstattung verhindern wollte.

(Kurz einmal innehalten, um den zeitlichen und logischen Sprung, den die drei „Spiegel“-Leute hier machen, zu würdigen.)

Wulff: Heute haben sich die Kräfteverhältnisse umgekehrt.

SPIEGEL: Das sehen wir anders. Viele Medien haben heute gar nicht mehr die Mittel, um Regierungshandeln sinnvoll zu kontrollieren. Heute gibt es wahrscheinlich mehr Pressesprecher als festangestellte Redakteure in Tageszeitungen.

Wulff: Das Handeln der Regierung zu kontrollieren ist auch Aufgabe des Parlaments und der Justiz, nicht nur der Medien. Und weil Sie ein wichtiges und zwingend notwendiges Kontrollgremium sind, warum betreiben Sie dann immer häufiger die Personalisierung und die Skandalisierung? Warum zielen Sie immer häufiger auf die Person, die Familie, das Private? Manches Inhaltliche ist manchen vielleicht auch zu kompliziert oder sperrig für die Auflage.

SPIEGEL Sie scheren alle Medien über einen Kamm. Der SPIEGEL und viele andere Medien werden Qualitätsansprüchen gerecht.

Den letzten Satz mag ich. Sie haben sich trotz aller Überzeugtheit von sich selbst und ihrer Arbeit offenbar nicht getraut, ein Adjektiv einzusetzen. Sowas wie „höchsten“ oder gar „allen Qualitätsansprüchen“. Der „Spiegel“ und viele Medien werden irgendwelchen unbestimmten Qualitätsansprüchen gerecht.

Ja, darauf können wir uns einigen. Und das ist dann vermutlich auch der komplette Beitrag, den wir vom „Spiegel“ für den nicht nur von Wulff gewünschten „öffentlichen Diskurs über die Rolle der Medien im digitalen Zeitalter“ erwarten können.