Schlagwort: Felix Salmon

Schöner sterben mit dem „SZ-Magazin“ (3)

Georg Diez, Autor des „SZ-Magazins“, den ich von unserer gemeinsamen Zeit in der Redaktion der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ kenne, antwortet in den Kommentaren auf die Kritik an dem Sonderheft zur Zukunft des Journalismus und wirft mir vor, ungenau und unfair gewesen zu sein:

Lieber Stefan Niggemeier,

am 8. Mai erschien ein SZ-Magazin über die schwierige Situation des Journalismus, nicht nur des Printjournalismus, auch des Onlinejournalismus — es geht dabei um inhaltliche und um finanzielle Dinge, wobei beides nicht so leicht voneinander zu trennen ist.

Auch auf dieser Webpage wurde darüber diskutiert, vor allem über einen Beitrag, eine Kritik der deutschen Blogger-Sphäre von Felix Salmon, einem englischen Blogger, der in New York lebt.

In einem hast du natürlich recht (wir duzen uns, weil wir uns kennen): Wir haben einen ziemlich dummen Fehler gemacht, als wir Felix Salmon mit „Portfolio“ in Verbindung brachten, er hatte dort zu dem Zeitpunkt längst aufgehört, „Portfolio“ war eine Zeitschrift, die einen Online-Ableger hatte, beides ist der Presse-Krise zum Opfer gefallen. Salmon „betreibt mit portfolio.com“ also nicht „einen der erfolgreichsten amerikanischen Blogs“. Das war ein handwerklicher Fehler, den wir bedauern.

Einiges würde ich aber doch gern aufklären, was bisher meiner Meinung nach falsch oder missverständlich in der Diskussion war:

Du schreibst vom „englischen Original des Artikels“, was nahe legt, dass das SZ-Magazin den Text nachgedruckt habe. Wir haben den Text aber in Auftrag gegeben, Salmon hat dann für den vorab veröffentlichten Blog-Eintrag den Begriff „Econoblogger“ eingefügt — alle seine Wertungen bezogen sich aber ganz allgemein auf das Bloggen in Deutschland. Es ging nicht darum, dass es „dem SZ-Magazin wohl nicht sexy genug“ war, nur von „Econobloggern“ zu schreiben.

Oder in Salmons Worten, auf Nachfrage von uns: „Econoblogs are the subjet of the blogosphere which I know best, and one can extrapolate from the econoblogosphere to the blogosphere more generally — to some extent, and with a bit of care. I’m more comfortable writing about econoblogs than blogs generally just because I know what I’m talking about in the first case, and less so in the second. But as a blogger, that’s never stopped me before!“

Am 18. Mai nun folgte ein weiterer Eintrag, der Verweis auf ein Interview, das Salmon dem Online-Magazin „The Local“ gegeben hat. Hier will er, so schreibst du, „aus der merkwürdigen Art, wie die Zeitschrift seinen Text umdeklarierte, noch nicht auf den Zustand der etablierten deutschen Medien insgesamt schließen“.

Als Beleg dafür zitierst du zwei Fragen und zwei Antworten, von denen eine von dir gekürzt wurde. Was du nicht zitierst, ist die erste Frage und die erste Antwort von Salmon.

Frage: „How does it feel to be the whipping boy du jour of the German blogosphere?“

Antwort: „It feels as though it was almost too easy. But maybe it just goes to show how important newspapers are and how unimportant blogs are, in Germany at least: when my blog entry first appeared on April 19, the reaction was much more muted. Once it was ratified by appearing in print, however, the reaction was much stronger.“

Das wegzulassen ist mehr als ein handwerklicher Fehler.

Gekürzt wurde auch ein weiterer Satz, der doch ganz hilfreich ist, das Blogger-Selbstverständnis zu erklären.

Die zweite Frage im Interview war:

„Were you aware your column was picked up by the Süddeutsche Magazin and that it had kicked up such a stink in the German blog world?“

Antwort: „I actually wrote the column at the request of Süddeutsche Magazin“ — nun folgt die Auslassung: „I pride myself on taking requests, and in this case they were going to pay me, too.“ Dieser Satz fehlt leider in deinem Zitat.

Mich haben die Reaktionen auf Salmons Beitrag sehr überrascht, es war nicht unsere Absicht, die alten und die neuen Medien gegeneinander auszuspielen. Im Gegenteil. Was wir wollten, war eine Qualitäts- und Zukunftsdiskussion über den Journalismus, egal in welcher Form, am besten in allen und von so vielen wie möglich, alle haben ihre unterschiedlichen Stärken. Präzision und Verlässlichkeit sollten auf jeden Fall dazugehören, im Netz und im Print. Und Fairness auch.

Best,
Georg Diez

(Links von mir)

Schöner sterben mit dem „SZ-Magazin“ (2)

Das Online-Magazin „The Local“ hat mit Felix Salmon über seinen Artikel über deutsche Blogs im „SZ-Magazin“ und die Reaktionen darauf gesprochen. Immerhin will er aus der merkwürdigen Art, wie die Zeitschrift seinen Text umdeklarierte, noch nicht auf den Zustand der etablierten deutschen Medien insgesamt schließen. Das ist doch nett.

TL: Were you aware your column was picked up by the Süddeutsche Magazin and that it had kicked up such a stink in the German blog world?

I actually wrote the column at the request of Süddeutsche Magazin (…). But I didn’t get to see the column after it was edited and before it appeared, so I wasn’t aware that they had taken out the references to econoblogs in particular, or the stuff about the language problems.

TL: What does it say about Germany’s old media when they alter your copy to include all German blogs instead of just ones focused on economic issues and that they also failed to mention you’ve moved to Reuters?

That was a little weird, but I’m hesitant to generalise from one instance. I’d already been at Reuters for about three weeks when the initial blog entry appeared on reuters.com, so I don’t really understand the attribution to Portfolio — where I used to work.