Schlagwort: Gegendarstellungen

Ja, mir san mim Adel da

Die Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“ gewährte ihren Lesern am Freitag unfreiwillig einen kleinen Einblick in ihre Arbeitsweise, als sie folgende Gegendarstellung über den (online inzwischen gelöschten) ersten Artikel ihres neuen „Gesellschafts-Reporters“ Philipp v. Studnitz veröffentlichte:

Gegendarstellung

Auf der Titelseite der B.Z. vom 4. März 2009 schreiben Sie über mich: „Schöneberger heiratet adlig – Das erzählte sie bei einem Dinner in der Wohnung von Vicky Leandros dem neuen B.Z.-Gesellschafts-Reporter Philipp v. Studnitz“.

Hierzu stelle ich fest: Herr von Studnitz hat sich bei dem Gespräch in der Wohnung von Frau Leandros mir nicht als B.Z.-Gesellschafts-Reporter vorgestellt, sondern als persönlicher Freund der Familie meines Lebensgefährten.

Berlin, den 9. März 2009
Rechtsanwalt Dr. Christian Schertz für Barbara Schöneberger

Andererseits: Wer geht auch zum Essen zu Menschen, die „B.Z.“-Gesellschafts-Reporter unvorgestellt an den Tisch setzen und Vicky Leandros sind?

Wenn schon falsch, dann richtig

Es gibt Zeitungen, die sind berühmt für ihre lebendigen Reportagen. Andere sind zu Recht stolz auf ihre Kommentatoren. Wieder andere wissen einfach, wie man gute Interviews führt.

Die Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“ aus dem Hause Axel Springer fabriziert die besten Gegendarstellungen und Widerrufe weit und breit. Heute findet sich darin dieses bemerkenswerte Exemplar:

„B.Z.“, 20. Oktober 2007
Gegendarstellung

In der B.Z. vom 5. Oktober 2007 bilden Sie mich auf der Seite Fernsehen neben einer Frau ab und schreiben darunter: „Barth und Freundin Céline wollen Kinder“

Hierzu stelle ich fest:

Bei der abgebildeten Person handelt es sich nicht um meine Freundin. Meine Freundin heißt auch nicht Céline. Die abgebildete Person heißt auch nicht Céline, sondern Ulrike K. und ist PR-Beraterin. Ich will mit der abgebildeten Person auch keine Kinder.

Berlin, den 9. Oktober 2007
Rechtsanwalt Dr. Christian Schertz für Mario Barth

Herr Barth hat Recht.
Die Red.

Da fragt man natürlich sich angesichts des Nachsatzes: Woher wissen die bei der „B.Z.“, dass Herr Barth wirklich keine Kinder mit der abgebildeten Person haben will? Die Antwort lautet vermutlich: Aus Gründen der Wahrscheinlichkeit. Sie hatten das behauptet, also wird es schon falsch sein.

Gut, auch in der „B.Z.“ hat nicht jede Gegendarstellung diese Poesie. Diese klingt doch eher schnöde:

„B.Z.“, 26. Mai 2007
Gegendarstellung

„In der B.Z. vom 07. März 2007 berichten Sie auf Seite 17 unter der Überschrift „Gsells Neuer in (Finanz-) Not“ über mich, veröffentlichen das folgend eingeblendete Foto und bezeichnen mich als „Stefan Reiche“.

Weiterhin heißt es: „Der Besitzer vom „Rich Club“ (. . . ).“

Hierzu stelle ich fest:
Mein Name ist nicht Reiche. Ich auch weder Gesellschafter noch Geschäftsführer noch „Besitzer“ des „Rich Clubs“.

Berlin, den 23.06.07 Rechtsanwalt Dominik Höch für Stefan R.

Mit Fotos allgemein scheinen sie bei der „B.Z.“ aber auch Pech zu haben.

„B.Z.“, 2. September 2007
Berichtigung

Auf Seite 12 der B.Z. vom 1. September zeigten wir ein Foto von Kantor Isaak Sheffer mit einer Thora-Rolle in der Synagoge Rykestraße. Irrtümlicherweise stand unter dem Foto der Name von Rabbiner Ernst Stein. Wir bedauern diesen Fehler.

Na gut, das kann mal passieren.

„B.Z.“, 8. August 2007
Berichtigung

In der Rubrik „Zero“ erschien am 6. August ein Artikel über den tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus. Das Foto zeigte aber irrtümlicher Weise seinen Vorgänger Vaclav Havel.

Es ist aber auch ein Kreuz.

„B.Z.“, 4. April 2007
Berichtigung

Durch einen Fehler in der gestrigen Berichterstattung über die Tsunami-Katastrophe auf den Salomon-Inseln wurde ein Archivfoto aus Banda Aceh aus dem Jahr 2005 (unten) gedruckt. Dafür entschuldigen wir uns.

Und dann war da ja noch (erinnern Sie sich?) dieser spektakuläre Fall:

„B.Z.“, 18. August 2007
Berichtigung

Auf S. 2 der Ausgabe vom 16. August zeigte B.Z. ein Foto, das angeblich eine Landmine zeigte. Dabei handelte es sich um ein täuschend echt wirkendes Gitarren-Effektgerät namens Landmine.

Vielleicht wäre der Verzicht auf Fotos eine Idee? Nein, es hülfe nicht:

„B.Z.“, 3. September 2007
Berichtigung

In „Endlich wieder Diedersdorf“ (1.9./ S.6) wurde Trainer Ulli Wegner versehentlich Rudi Wegner genannt. Michael Lang ist nicht Thunder-Manager, er hat eine Event-Agentur.

Also gut: Keine Fotos, keine Namen, keine Funktionen. Nur Fakten. Oder?

„B.Z.“, 5. September 2007
Berichtigung

In der B.Z.-Ausgabe vom 30. August schrieben wir unter der Überschrift „Polizei ermittelt gegen Beckers Nachtgespenst“: „Die Polizei ermittelt gegen Jessica von R. wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz“. Diese Feststellung entspricht nicht der Wahrheit und stammt auch nicht von der Berliner Polizei. Sorry.

Ja, sorry, und da bleiben ein paar Fragen offen. Aber nicht so viele wie bei dieser Geschichte:

„B.Z.“, 24. August 2007
Berichtigung

Am 18. August berichteten wir auf S. 6 über ein geheimes Treffen zwischen Wowereit und Tom Cruise in Potsdam. Das Treffen in der „Löwenvilla“ hat nicht stattgefunden.

Dabei hatte die „B.Z.“ eine knappe Woche vorher so gut informiert geklungen. Sie wusste sogar Straße und Hausnummer!

Nach B.Z.-Information traf der Politiker den Suri-Papa in Potsdam. Und zwar in der „Löwenvilla“, Gregor-Mendel-Straße 26. Der Drehort ist historisch echt: Dort hatte Oberstleutnant Fritz von der Lancken den Sprengstoff für das gescheiterte Attentat vom 20. Juli 1944 aufbewahrt, bis Stauffenbergs Fahrer ihn abholte.

Und da also redeten die beiden Männer so über dieses und jenes. Was genau, bleibt natürlich streng geheim, streng vertraulich! Vielleicht bekommt Wowi ja eine Statistenrolle? Aber: Pssst. . .

„Dieses und jenes“ wäre sicher auch eine bessere Inhaltsangabe für eine Halle gewesen, über die die „B.Z.“ berichtete. Dann hätte die Zeitung nicht hinterher schreiben müssen:

„B.Z.“, 3. Februar 2007
Berichtigung

Berlin – Am Donnerstag berichtete die B.Z. über eine Halle der Justiz, in der Beweismittel aus Ermittlungsverfahren gelagert werden. Dazu möchten wir korrigieren: Es handelt sich nicht um unbearbeitete Akten, sondern um Beweismittel aus aktuellen Wirtschaftsverfahren. Die Beweismittel lagern dort nicht Jahrzehnte, sondern über einen kürzeren Zeitraum. Ob künftig hier Unterlagen aus dem Landowsky-Prozess gelagert werden, hängt auch davon ab, ob Staatsanwaltschaft oder Verteidigung in Revision gehen.

Wie kommt es überhaupt zu solchen Fehlern? Schlampt da irgendwer? Vielleicht müsste die „B.Z.“ doch darüber nachdenken, Herrn oder Frau Übermittlung in einen weniger sensiblen Bereich in der Redaktion zu versetzen:

„B.Z.“, 18. Juni 2007
Berichtigung

Berlin – In der Berichterstattung über Politiker-Nebentätigkeiten vom 6.7. gab es Übermittlungsfehler. Wirtschaftsminister Michael Glos machte uns darauf aufmerksam, dass seine Tätigkeit als Chef des Aufsichtsrates bei der DENA im Auftrag der Bundesregierung und ohne Entgelt stattfindet. Frau Monika Grütters verwies darauf, dass sie für ihre FU-Honorarprofessur nur 200 Euro im Jahr erhält, diese ihren Studierenden für ihr Absolventenfest spende. B.Z. entschuldigt sich bei Herrn Glos und Frau Grütters.

Oft sind die Dinge aber auch kompliziert:

„B.Z.“, 25. August 2007
Gegendarstellung

In der B.Z. vom 26. Juli 2007 verbreiten Sie unter der Überschrift Dieser Familie droht ein Rauswurf, weil ein Adliger ihr Haus will auf S. 15 über mich unzutreffende Darstellungen:

Sie schreiben: „Ab 1999 verkauft die Treuhand Häuser in Börnicke. Mieter haben Vorkaufsrechte, viele erwerben ihr Haus. Nur Familie Jesse darf nicht kaufen. Heiko Jesse…: „Lange rätselten wir, warum. Jetzt wissen wir den Grund. Denn in das Haus will der Berliner Immobilienmakler W. einziehen.“ Dazu schreiben Sie, ich sei Mitarbeiter der BVVG. Dazu stelle ich fest: Ich bin kein Makler. Den Mietern wurde nicht wegen meines Erwerbswunsches kein Vorkaufsrecht eingeräumt. Die BVVG, die das Grundstück vermarktet, tut das generell über öffentliche Ausschreibung. Ich hatte und habe mit dem Objekt BVVG-seitig nichts zu tun. Ich habe mich an der öffentlichen Ausschreibung des Anwesens beteiligt als Privatmann.

Sie zitieren den Bewohner: „Herr W. hat sich nicht vorgestellt.“ Das ist falsch. Ich habe mich vorgestellt.

Berlin, den 10.08.2007
RA Johannes Eisenberg für v. W.

Herr v. W. hat recht,
die Redaktion.

Na, da ist doch wenigstens der letzte Satz von erfrischender Klarheit.

Aber wer weiß, wie oft die vielen schönen Gegendarstellungen, Widerrufe und Berichtigungen in der „B.Z.“ nicht einmal die halbe Geschichte erzählen. Wie im Fall des Soap-Darstellers Pete Dwojak, den die „B.Z.“ „turtelnd“ auf dem Kudamm mit einer Halbprominenten „erwischt“ zu haben glaubte. Es sei das Ende des „Versteckspiels“, ihre „Liebe“ hielten die beiden nicht mehr „geheim“, behauptete die „B.Z.“

Und lag auch damit ganz offensichtlich falsch. Der Artikel ist (sicher nicht freiwillig) entfernt worden, auch in den Archiven fehlt er. In der Zeitung aber hieß es nur:

„B.Z.“, 5. Juni 2007
Gegendarstellung

In der B.Z. vom 26. Mai 2007 schreiben Sie auf Seite 10 in dem Artikel mit der Überschrift „Süße Küsse mit ‚GZSZ‘-Star Pete Dwojak am Kudamm“ über mich:

„Der gebürtige Pole“.

Hierzu stelle ich fest:

Ich bin als deutscher Staatsbürger in Berlin geboren.

Berlin, den 29. Mai 2007
Rechtsanwalt Dr. Christian Schertz für Pete Dwojak

Pete Dwojak hat recht, die Redaktion.