Schlagwort: Generation doof

Generation Keramik

Außer mit Interviews und PR-Auftritten, in denen die beiden Autoren des Sachbuchs „Generation Doof — Wie blöd sind wir eigentlich?“ (derzeit Platz 1 der Spiegel-Taschenbuch-Bestsellerliste) unablässlich andere und — bemerkenswert freimütig — auch sich selbst für doof verkaufen, bewirbt der Lübbe-Verlag seinen Bestseller auch mit ein paar hauseigenen „Kolumnen“ auf der Lübbe-Website, in denen die beiden Autoren sich und andere für doof verkauften, als sie noch nicht wussten, dass das Buch erfolgreich genug werden würde, um’s auch in Interviews, Interviews und PR-Auftritten tun zu können.

Na, jedenfalls schreiben die beiden in ihrer dritten Kolumne „Gläsern im Netz oder Der durchsichtige Doofe“, dass „viele aus der Generation Doof (…) ihren Mangel an Gehirn als gläserne Bürger im Internet“ zeigen würden, indem sie bereit seien, ihre „persönlichen Daten der Weltöffentlichkeit preiszugeben“. Und sie sind darin ziemlich entschieden.

Angst davor, ein Bürger aus Glas zu sein, hat offenbar kaum einer von uns virtuellen Selbstdarstellern. Kein Wunder, bei so wenig Innenleben. Wer interessiert sich schon ernsthaft dafür wie wir heißen, wo wir wohnen und welche ansteckenden Krankheiten und sexuellen Vorlieben wir haben – etwa Firmen, bei denen wir uns bewerben, unsere Versicherungsgesellschaft, unsere zukünftigen Liebhaber, anständige Betrüger von nebenan oder gar James Bond? Hirngespinste von gestern, sagt sich die Generation Doof und fühlt sich mit großer Gleichgültigkeit wie in Watte gepolstert.

Die „Kolumne“ endet mit einem Bekenntnis:

Da wir beide auch zur Generation Doof gehören und uns alles egal ist: Frau Weiss heißt Anne mit Vornamen, Herr Bonner Stefan. Wir sind beide Mitte dreißig, überwiegend hetero, teilweise trinkfest, haben an Aschermittwoch zuletzt in die Keramik geguckt, lieben Pasta mit Pesto, haben zurzeit 0,0 Euro auf dem Konto und unsere Lieblingstiere sind Thunfische in Dosen.

Unser Tipp: Wer sich so gläsern fühlt und gibt, sollte sich vielleicht nicht allzuweit weit aus einem Fenster lehnen. Denn Frau Weiss heißt nicht Weiss mit Nachnamen, Herr Bonner nicht Bonner. Das sind nur Pseudonyme.* Und woher wissen wir das? Man mag es gar nicht glauben: aus dem Internet.

*) Angeblich wurden die Pseudonyme gewählt, weil die Autoren eigentlich „Lektoren in einem großen deutschen Publikumsverlag“ (so der große deutsche Publikumsverlag Lübbe über Weiss und Bonner) sind und andere verlagseigene Autoren sich ungern von Lektoren betreuen ließen, die selber Bücher schreiben. So jedenfalls schildert es auf Nachfrage die Co-Autorin. Und eine gute Nachricht hat sie auch: Der ungeprüft übernommene und unwidersprochen weiterverbreitete doofe Fehler in ihrer „Generation Doof“ wird aus den kommenden Auflagen getilgt.