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Die eigenen schärfsten Kritiker: Wie die BBC mit ihren Skandalen umgeht

Wenn bei der BBC etwas schiefläuft, setzt ein bemerkenswerter Reflex ein. Brutal schonungslos berichtet sie über ihre eigenen Fehler und gibt ihren Kritikern breiten Raum. Das hat fast etwas Masochistisches, ganz sicher jedenfalls etwas Kathartisches: als solle die Schmach — soweit möglich — dadurch wettgemacht werden, dass sie in brutaler und journalistisch vorbildlichster Offenheit aufgearbeitet wird.

Es ist eine Art Überkompensation im Dienst der eigenen Glaubwürdigkeit: Niemand soll der BBC vorwerfen können, dass sie mit sich selbst weniger hart ins Gericht geht als mit anderen.

Das Ergebnis ist im Sinne des Publikums: Die BBC ist ein guter Ort, sich über Vorwürfe über die BBC zu informieren. Ich kenne keine andere journalistische Institution, für die das in diesem Maße gilt.

Am vergangenen Freitag musste sich „Newsnight“, das wichtige werktägliche Nachrichtenmagazin der BBC, entschuldigen. Die Sendung hatte einen hochrangigen Politiker fälschlicherweise in Verbindung mit einem Kindermissbrauchsfall gebracht. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass „Newsnight“ im vergangenen Jahr eine Bericht über die Vorwürfe gegen den legendären BBC-Moderator Jimmy Savile aus dubiosen Gründen nicht ausgestrahlt hatte.

Die „Newsnight“-Sendung vom Freitag hätte einen Platz in den Wörterbüchern verdient, unter cringeworthy. Es ist gleichzeitig schwer anzusehen und unmöglich wegzusehen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Moderator sich hinterher etwas angetan hat.

Oder anderen.

Und hier kann, nein: muss man das Radio-Interview hören, das BBC-Star-Moderator John Humphrys am Samstagmorgen in der „Today“-Sendung auf Radio 4 mit dem Generaldirektor der BBC, George Entwistle, führte, der vor der Sendung offenbar noch glaubte, seinen Job behalten zu können.