Schlagwort: Gesellschaft für rationelle Psychologie

„Men’s Health“ jetzt ohne GRP-„Studien“

Die Zeitschrift „Men’s Health“ hat die Zusammenarbeit mit der „Gesellschaft für Rationelle Psychologie“ (GRP) gestoppt. Das „Institut“ hat jahrelang mit pseudowissenschaftlichen Studien Scheinnachrichten produziert, die die deutschen Medien begeistert verbreiteten. Auftraggeber war in vielen Fällen „Men’s Health“.

„Zeit Wissen“ enthüllte im Juli die dubiosen Methoden des Unternehmens (und berichtete später über die hysterischen Reaktionen von „GRP“). Die „taz“ meldete im August, dass viele renommierte Unternehmen, mit deren Referenzen sich die „GRP“ schmückte, bestritten, Kunden des Unternehmens zu sein. Und „Spiegel Online“ schrieb gestern, dass es erhebliche Zweifel an den akademischen Titeln gibt, mit denen sich Institutsvater Ertel schmückt, und deckte weitere Ungereimtheiten auf.

„Spiegel Online“ geht vorbildlich mit der Erkenntnis um. Wer einen älteren Artikel aufruft, in dem der „GRP“-Unsinn verbreitet wurde, erhält heute folgenden Hinweis:

Es gibt kaum ein Medium, das die „GRP“-Informationsattrappen nicht verbreitet hat. Besonders intensiv aber war die Zusammenarbeit mit dem Möchtegernmagazin „Men’s Health“, das regelmäßig mit Pressemitteilungen mit vermeintlichen Ergebnissen vermeintlicher Studien von „GRP“ für sich warb. Gegenüber „Zeit Wissen“ hatte „Men’s Health“-Chefredakteur Wolfgang Melcher die unkritische Haltung des Magazins verteidigt. Er sagte, die Redakteure seien nun mal keine Wissenschaftler: „Man braucht ein gewisses Grundvertrauen, das ist klar.“

Daran hält er fest: „Auch mit der normalen journalistischen Sorgfalt ist es fast unmöglich, methodische Fehler in den angelieferten Daten von Marktforschungsinstituten zu erkennen“, teilt er mir auf eine Anfrage mit. „Men’s Health“ habe sich aber, „wie gemeinhin üblich, immer auch das Studiendesign näher erläutern lassen“.

Weiter schreibt Melcher:

Wer Men’s Health kennt weiß, dass renommierte Experten das Herzstück unseres Magazins sind. In praktisch jedem Artikel vertrauen wir auf die Ratschläge und Empfehlungen von seriösen Wissenschaftlern, ausgewiesenen Beratern und sonstigen, glaubwürdigen Experten. Um so wichtiger ist es daher für uns, schon beim Anschein eines unwissenschaftlichen Arbeitens Konsequenzen zu ziehen. Aus diesem Grund haben wir die Zusammenarbeit mit GRP gestoppt, als erste Zweifel an der Arbeit dieses Instituts öffentlich wurden. Im Juni 2008 publizierten wir letztmalig Ergebnisse, die mit Hilfe des G.R.P.-Institutes entstanden waren (Redaktionsschluss für die betreffende Ausgabe war übrigens Mitte Mai).

Inzwischen liegt ja eine Anzeige gegen Herrn Ertel wegen unerlaubten Führens akademischer Titel vor. Wir werden den Verlauf des weiteren Verfahrens genau verfolgen und behalten uns gegebenenfalls weitere Schritte vor.