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Klaus Staeck verlässt WWF wegen „Bild“

Die Umweltverbände Greenpeace und World Wide Fund For Nature (WWF) haben durch ihre Zusammenarbeit mit der „Bild“-Zeitung einen prominenten Unterstützer verloren: Der Grafiker und Verleger Klaus Staeck hat seine Mitgliedschaft im WWF gekündigt. Für Greenpeace will er in absehbarer Zeit keine Plakate mehr entwerfen.

Staeck, seit 2006 Präsident der Akademie der Künste, hat sich mit seinen Plakaten und Postkarten immer wieder gegen „Bild“ gewehrt und war Anfang der Achtziger Jahre einer der Initiatoren des Boykotts „Wir schreiben nicht für Springer-Zeitungen“ mit Heinrich Böll, Günter Grass und anderen. Für Greenpeace entwarf er einige Plakate, die Aufsehen erregten. Im Sommer 1990 klebte die Organisation deutschlandweit Plakate Staecks, die Porträtfotos des Hoechst-Chefs Wolfgang Hilger und seines Kollegen von Kali-Chemie, Cyril von Lierde zeigten. Darüber stand: „Alle reden vom Klima, wir ruinieren es.“ Die beiden Unternehmen waren die einzigen in Deutschland, die noch FCKW produzierten. Hilger klagte gegen das Motiv, in dem er ein „modernes An-den-Pranger-Stellen“ und eine „Diffamierung“ sah. Der Bundesgerichtshof gab Staeck schließlich Recht, das Bundesverfassungsgericht nahm eine Verfassungsbeschwerde Hilgers nicht an.

Greenpeace, WWF und BUND sind seit April 2007 Partner von „Bild“ bei der umstrittenen Aktion „Rettet unsere Erde“. Sie sollte 3,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen. Nach Angaben von Greenpeace haben sich mehr als 30.000 Menschen im Sommer am ersten Energiesparwettbewerb beteiligt und „insgesamt rund 121.000 Tonnen CO2 eingespart“. Anfang Dezember veranstalteten die organisierten Umweltschützer mit „Bild“, Google und ProSieben eine symbolische Aktion, bei der die Deutschen aufgerufen wurden, für fünf Minuten das Licht auszuschalten, die ebenfalls auf Kritik stieß.

In der „Frankfurter Rundschau“ kritisierte Staeck die Partnerschaft von Greenpeace, WWF und BUND mit „Bild“ schon im Juni:

(…) Wer wie Greenpeace glaubt, allein die Reichweite einer Aktion zähle, hat die Rechnung ohne seinen ökologischen Verstand gemacht. Wer bei BILD „1000-Liter Gratis-Benzin“ gewinnen möchte und es auf Spritztouren in die Atmosphäre bläst, bei dem werden wohl auch die umweltrelevanten Tipps zwischen Autotests und Benzinpreisschelte ganz schnell verpuffen. Zumal wenn es sich um Ratschläge handelt, die „dem Lebensstil nicht wehtun“ sollen, wie Greenpeace die Kuschelkommunikation verkauft. Naiver geht’s nimmer. (…)

In diesen taktischen Bündnissen kann nur eine Seite gewinnen. Und das ist jene, die Glaubwürdigkeit benötigt und nicht die, die sie für eine vermeintlich größere Publicity verschleudert. Drei renommierte Umweltschutzorganisationen pokern derzeit mit dem größten Kapital, das sie besitzen. In der Hoffnung, „potentielle Mitkämpfer“ für den Klimaschutz zu gewinnen. Doch dabei verspielen sie ihren Kredit bei denen, die es damit wirklich ernst meinen. (…)

Jetzt zog Staeck, wie er mir bestätigte, auch persönliche Konsequenzen.

Greenpeace geht ein Licht aus

Greenpeace e.V.
Förderer-Service
Große Elbstraße 39
22767 Hamburg

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Greenpeace-Leute,

ich habe Verständnis dafür, dass Ihr, um Aufmerksamkeit auf wichtige Themen zu lenken, auch auf plakative Aktionen setzt, die fast ausschließlich Symbolwert haben. Und ich finde es zwar falsch, angesichts von elfeinhalb Millionen täglichen Lesern aber immerhin nachvollziehbar, dass Ihr Partner der „Bild“-Zeitung geworden seid, deren anti-aufklärerische Haltung und tägliche Desinformationen ganz gut dokumentiert sind. (Für „Bild“ ist, wie Ihr sicher wisst, „bürgerliche Freiheit“ ungefähr gleichbedeutend mit billigem Benzin, und der schlichte Ratschlag eines Politikers, das Auto gelegentlich stehen zu lassen, genug Treibstoff für eine tagelange Hass-Kampagne.)

Aber nun veranstaltet Ihr gemeinsam mit „Bild“, BUND, WWF, Google und ProSieben eine Aktion „Licht aus! Für unser Klima“ und ruft uns alle dazu auf, am 8. Dezember um 20 Uhr für fünf Minuten das Licht auszuschalten. Dadurch werde „ein Zeichen an den zeitgleich stattfindenden Weltklimagipfel auf Bali“ gesendet, „sich konsequent für bessere Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen“. Oder, wie es „Bild“ formuliert: „Licht aus, damit allen ein Licht aufgeht!“

Hey, das wird eine Aktion, die die Menschheit aufrüttelt: Sechs Wochen, nachdem San Francisco für eine Stunde die Lichter ausgemacht hat, machen wir sie für fünf Minuten aus. Mann muss es schließlich nicht übertreiben, in Deutschland leben ja auch viel mehr Leute als in San Francisco, das zählt entsprechend mehr und ist trotzdem eine „eindringliche Mahnung“, wie Ihr schreibt.

In der Erklärung zum Start der Aktion heißt es:

Erste Zusagen für die Teilnahme an der Licht aus!-Aktion liegen bereits vor. So werden am 8. Dezember der Kölner Dom, das Schloss Neuschwanstein, das Heidelberger Schloss, die Alte Oper sowie die Zeil in Frankfurt ihre Außenbeleuchtung für fünf Minuten abschalten.

Nach fünf Minuten wird der ganze also Rotz wieder eingeschaltet? Unser Beitrag zum Energiesparen ist es, das dekadente Flutlicht für verdammte fünf Minuten auszuschalten, damit die sich in Bali überlegen, dass echt mal jemand was tun müsste, dass nicht das ganze unnütze CO2 rausgepustet wird? Es reicht nicht einmal für ein symbolisches Bekenntnis, sagen wir, den Kölner Dom dauerhaft nur noch mit halb so viel Watt anzustrahlen wie bisher? Die Leuchtreklamen in den Industriegebieten und an den Autobahnen um Mitternacht abzuschalten? In diesem Jahr einfach nur jeden zweiten Engel, Tannenbaum, Lichterkranz in die mit Gaspilzen kuschelig gemachten Winterlandschaften unserer Städte strahlen zu lassen?

Doch, wir werden uns sicher gut fühlen, nach den fünf Minuten im Dezember, dass wir es der Welt gezeigt haben, wie ernst uns der Klimaschutz ist, und das Schloss Neuschwanstein wird uns doppelt so schön wie vorher erscheinen, wenn es wieder im vollen nächtlichen Glanz erstrahlt, nach den fünf Minuten.

Ich fühle mich heute schon gut, denn ich kündige hiermit meine Förder-Mitgliedschaft bei Euch. Das sind zwar nur lächerliche 15,34 Euro im Jahr. Aber für mich ist es eine Reduktion um 100 Prozent. Und mit Aktionen mit bloßem Symbolwert kennt Ihr Euch ja aus.

Mit freundlichen Grüßen
etc.