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Hademar Bankhofer und die Arschlöcher

Vor zwei Wochen hat Marcus Anhäuser in zwei Artikeln in der „Süddeutschen Zeitung“ noch einmal zusammengetragen, wie untrennbar der ehemals beliebte „Experte“ Hademar Bankhofer Werbung und scheinbar unabhängige Gesundheitstips miteinander verbunden hat. Man müsste seine Bereitschaft, Werbebotschaften unters Volk zu bringen, bizarr nennen — wäre nicht „geschäftstüchtig“ das viel treffendere Wort.

Allerdings gehen ihm langsam die Medien aus, die ihm eine Bühne bieten. Nachdem sich der WDR endgültig von ihm getrennt hat, kommt Bankhofer nun auch sein Magazin „Spektrum Gesundheit“ abhanden, das die Produktionsfirma CAMP-TV in ihren Schleichwerbeprogrammen auf Sat.1 und RTL in Bayern ausstrahlt. Auch der österreichische Sender TW1 hat Bankhofers Pharma-PR-Sendung „Die gesunde halbe Stunde“ eingestellt.

Aber der Werbeexperte hat noch Freunde. Zum Beispiel den Morgenshowmoderator Hary Raithofer vom Wiener Hörfunksender 88.6 („Wir spielen was wir wollen“), der anscheinend auch Förderer von Hademar Bankhofers Sohn Hademar Bankhofer ist. (Letzterer wird, kein Witz, „Hadschi“ gerufen.) Bei Raithofer durfte Bankhofer Senior dieser Tage für sein neues Buch werben und sich als Opfer einer von langer Hand geplanten Piefke-Intrige darstellen.

Auf Bankhofers eigener Homepage „Gesundheitswelten“ wird der Inhalt des Gesprächs [mp3] mit den Worten zusammengefasst: „Über das neue Buch ‚Ihre Gesundheit liegt mir am Herzen‘, über die besten und wichtigsten Tipps für Sie darin, über die Rufschädigung Bankhofers durch Arschlöcher in Deutschland und deren laufende Vermehrung.“

Konkret klingt der Teil mit der Rufschädigung so:

[audio:http://www.stefan-niggemeier.de/blog/wp-content/bankhofer.mp3]

Das Schöne an Leuten wie Bankhofer ist, dass sie den letzten Rest der Demontage nie anderen überlassen.

[via Mastermind in den Kommentaren]

Hademar Bankhofer, der Melissa-Mann (2)

Genau genommen ist Hademar Bankhofer natürlich nicht von Bloggern zu Fall gebracht worden, sondern von seiner eigenen Dusseligkeit. Der bloße Anschein, dass der Medizinjournalist den ein oder anderen Markennamen ein bisschen zu häufig genannt haben könnte, hätte vermutlich nicht dazu geführt, dass der WDR sich von seinem Gesundheitsexperten trennt, schon gar nicht so schnell. Aber Bankhofer war offenbar so ungeschickt, am Mittwoch kategorisch zu bestreiten, einen PR- oder Werbevertrag mit der Firma MCM Klosterfrau zu haben, und erst auf weitere Nachfrage am Donnerstag einzuräumen, dass er aber einen Beratervertrag mit dieser Firma hat. Zufällig exakt jener Firma, die den Namen „Klostermelisse“ als Markenzeichen hat eintragen lassen, den Bankhofer gerne erwähnte — angeblich ohne diesen Zusammenhang zu kennen.

Vielleicht gehört Bankhofer auch zu den Menschen, von denen man in den letzten Tagen so viel hört, die eine Zeitschrift namens „Der Spiegel“ lesen. Die berichtete in dieser Woche, dass Blogger in Deutschland ohne Relevanz und Wirkung seien: „David hat keinen Stein in der Schleuder. Also schmeißt er mit Dreck.“

Das mit der Wirkungslosigkeit würde Bankhofer heute vermutlich nicht unterschreiben, aber das mit dem Dreck, das sieht er genauso. Gegenüber stern.de klagte er: „Das Internet ist furchtbar!“ Das Video, in dem markante Szenen aus dem Schaffen Bankhofers zusammengeschnitten und kommentiert waren, bestätige ihm, dass das Netz „praktisch, aber auch sehr schlimm sein kann“. Sein Anwalt werde sich der Sache annehmen. Und per E-Mail schrieb er „Handelsblatt“-Blogger Thomas Knüwer: „Mit einem Wort: Da ist jemand, der den Bankhofer weghaben will und der mit allen Tricks dafür auffährt… Mir würde sehr interessieren, wer dahinter steckt.“

Walter Holiczki findet den Video-Zusammenschnitt der Blogger laut stern.de rufschädigend. Er produziert mit seiner Werbeagentur die Sendung „Die gesunde halbe Stunde“ mit Hademar Bankhofer im österreichischen Sender TW1, die das lustige Konzept hat, finanziert von den Produzenten irgendwelcher Gesundheitsprodukte, die auch redaktionellen Einfluss auf die Sendung nehmen können, über eben diese Produkte zu, äh: informieren. (Weiterlesen bei stern.de.)

Der Blogger Marcus Anhäuser (der auch schon die Wirksamkeit der Namen „Klostermelisse“ und „Königsartischocke“ mit einem schlichten Selbsttest bewiesen überprüft hat) zeigt derweil in seinem Blog „Plazeboalarm“, wie Hademar Bankhofer für Produkte der MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH warb: Er gab den Gesprächspartner in PR-Interviews für Klosterfrau-Produkte und bestätigte jeweils deren Wirksamkeit. Wenn Bankhofer darin keine PR- oder Werbetätigkeit für das Unternehmen sehen mag, ist er sehr dumm oder hält uns dafür.

(Und noch einmal fürs Protokoll (und den „Spiegel“) — in diesen Blogs hat die ganze Geschichte ihren Anfang genommen: „Stationäre Aufnahme“ und „Boocompany“.)

Hademar Bankhofer, der Melissa-Mann

Ich mag Professor* Hademar Bankhofer. Es hat immer so etwas beruhigendes und aufmunterndes, ihm zuzusehen, wenn er mit seinem freundlichen Lächeln, seinem weichen österreichischen Dialekt und seinen bunten Einstecktüchern im Fernsehen steht (und er steht ungefähr immer gerade irgendwo im Fernsehen) und mit einer ansteckenden Euphorie von Wasser, Körnern, Bewegung oder Kräutern schwärmt. Okay, das Wort „ansteckend“ ist ein bisschen irreführend, weil es bei mir meistens nicht einmal dazu reicht, die Chipstüte aus der Hand zu legen, aber meistens sitze ich seltsam angerührt vor dem Fernseher und freue mich, dass es Menschen gibt, die sich mit einer solchen Begeisterung in den Dienst der guten Sache stellen, und sei die gute Sache auch nur irgendein Kraut.

Ich fürchte, dieses wohlige Gefühl wird sich nicht mehr einstellen. Denn es scheint, als stünden er und seine bunten Einstecktücher oft genug nicht im Dienst einer guten Sache, sondern bloß im Dienst eines gut bezahlenden Unternehmens. Das Blog „Stationäre Aufnahme“ hat für Boocompany.com einige Beispiele aus Auftritten Bankhofers zusammengeschnitten, und die vielleicht offenkundigste Geschichte ist die, dass Bankhofer seit Jahren (u.a. als Gesundheitsexperte der einschlägig bekannten ARD) die Vorzüge der „Klostermelisse“ preist.

Die „Klostermelisse“ aber ist keine Pflanzenart. Die Pflanze heißt Melisse oder Zitronenmelisse. „Klostermelisse“ ist ein eingetragenes Markenzeichen der Maria Clementine Martin Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH. Wer „Klostermelisse“ empfiehlt, empfiehlt ein konkretes Markenprodukt — tatsächlich und natürlich vor allem in den Köpfen der Zuhörer und Zuschauer, die den Namen leicht mit dem richtigen Produkt assoziieren. Denn: Nur „Klosterfrau Melissengeist“ enthält die „echte Klostermelisse“.

Ganz ähnlich ist es mit der von Bankhofer gerne empfohlenen „Königsartischocke“. Auch sie ist ein Markename, und wer konkret nach ihr fragt oder sucht, wird zielgenau zu einem Produkt geführt, in diesem Fall „Hepar-SL® forte mit der Königs-Artischocke®“ (man beachte das zweite „®“).

Mehr zum Thema bei Boocompany und in der Stationären Aufnahme.

*) Professor Hademar Bankhofer trägt den Titel Professor völlig zurecht, er bedeutet aber nicht, was man als Nicht-Österreicher denken könnte. Es handelt sich um einen Ehrentitel. Bankhofer hat weder Medizin studiert, noch promoviert oder habilitiert.

[via ix]