Schlagwort: Hape Kerkeling

An: Hajo Schumacher, Waffelkönig

Lieber Herr Schumacher,

ich weiß, dass Sie schneller schreiben, als Sie denken können, aber Ihr heutiger Beitrag auf der Titelseite der „Berliner Morgenpost“, den Sie auch auf N24 vorgelesen haben, hat mich trotzdem überrascht. Sie haben einen „offenen Brief“ an Horst Schlämmer verfasst:

Lieber Horst Schlämmer,

Sie können ein klares Wort vertragen. Deswegen hier mal ein paar Punkte, die manchen Menschen ganz gehörig auf den Sack gehen, wie man bei Ihnen in Grevenbroich so sagt. Erstens: Sie sind gar kein Politiker, sondern ein mehr oder weniger lustiger Komiker.

Sie nehmen sich alle Freiheiten dieses Staates, indem Sie heute diesen und morgen jenen veräppeln. Das ist Ihr gutes Recht.

Zwei Punkte unterscheiden Sie von einem richtigen Politiker. Erstens: das Ziel. Sie wollen dieses Land nicht besser machen, gestalten oder opponieren — Sie wollen einfach nur Filmtickets verkaufen und Werbeverträge einheimsen. (…)

Sie übernehmen keine Verantwortung, sondern verstecken sich in Ihrer Witzewelt. Dass 18 Prozent der Deutschen Sie angeblich wählen würden, beweist nicht Ihre Großartigkeit als Komiker, sondern nur, dass etwa einer von fünf Landsleuten schlichtweg einen an der Waffel hat, wie Sie es ausdrücken würden. (…)

Herr Schumacher? Horst Schlämmer ist kein Komiker. Genau genommen gibt es Horst Schlämmer gar nicht. Horst Schlämmer ist eine Kunstfigur von Hape Kerkeling — das ist der Komiker. Das ist, in Ihren Worten, die „Zecke am Allerwertesten der Demokratie“, die „deren Freiheiten“ nutzt, „um sie lächerlich zu machen“.

Vermutlich haben Sie recht, und man muss schon ganz schön blöd sein, um eine Witzfigur mit einem Politiker zu verwechseln — und sogar wählen zu wollen. Ich frage mich nur: Wie viel blöder muss man sein, um eine Witzfigur mit ihrem Schöpfer zu verwechseln — und ihr sogar einen Brief zu schreiben?

Ihr
Stefan Niggemeier