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Ein „Woodstock des gezeichneten Witzes“: Das 1. Cartoon-Lese-Festival der Welt sucht Unterstützer

Die Herren Elias Hauck (links) und Dominik Bauer, bekannt als „Hauck & Bauer“ unter anderem aus „Titanic“, „SPAM“, „Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung“ und diesem Blog hier, wollen ein Cartoon-Lese-Festival veranstalten, das angeblich erste Cartoon-Lese-Festival der Welt. Es soll „ein Woodstock des gezeichneten Witzes“ werden. Es gibt schon einen Ort und einen Termin und Zusagen von zweieinhalb Dutzend lustigen Menschen (Joscha Sauer, Ralf König, Til Mette u.v.a.m.). Es fehlt nur: das Geld.

Heute haben die beiden deshalb ein Crowdfunding gestartet. Das Ziel: 30.000 Euro.

Wer ist auf die Idee gekommen, Cartoons vorzulesen? Ist das was Neues? Was soll das?

Hauck: Die erste Cartoonlesung, die ich erlebt habe, war ca. 2001 im Kaffee Burger in Berlin, mit OL und Rattelschneck.

Bauer: Mein erstes Mal war auch mit Rattelschneck! Er hat damals noch einen richtigen Dia-Vortrag gehalten, bei dem ca. jedes fünfte Dia auf dem Kopf stand. Sehr charmant.

Hauck: Uns selbst hat sehr viel später der damalige „Titanic“-Chefredakteur Leo Fischer überredet, doch mal als Gäste bei einer „Titanic“-Lesung aufzutreteten und ein paar Cartoons zu präsentieren.

Bauer: Das kam dann so gut an, dass wir einfach weitermachen mussten. Inzwischen sind viele Kollegen mit Lesungen unterwegs. Das ist immer für alle eine große Freude – auch für die Cartoonisten selbst, die ja sonst eher selten dabei sind, wenn jemand über ihre Zeichnungen lacht.

Ist das Schöne an Cartoons nicht eigentlich, dass ich dazu meinen eigenen Stimmen im Kopf lauschen kann und nicht denen der Zeichner?

Bauer: Ja, wer seine eigenen Stimmen am liebsten hört, sollte da nicht hingehen. Aber das gilt ja für alle Autorenlesungen.

Würdet ihr womöglich eigentlich alle lieber Zeichentrickfilme machen?

Hauck: Oh nein! Zeichentrickfilme sind Arbeit für Leute, die gerne mal fleißig sind. Wir haben ja für „Anke hat Zeit“ ein paar kurze Filme zusammen mit Anke Engelke gemacht, das war ein Knochenjob. Ich erinnere mich noch an den Juli letzen Jahres, an dem ich mittags ein heißes Kneipp-Bad nehmen musste, zur Entspannung.

Sind nicht Cartoonisten eigentlich so öffentlichkeitsscheue Gestalten, die am liebsten vor ihrem Zeichen-, äh, -pult sitzen und am wenigsten gerne auf einer Bühne stehen?

Hauck: Die muss es natürlich auch geben. Da fällt mir aber erstmal nur der Walter Moers ein.

Bauer: Natürlich zieht es nicht jeden auf die Bühne, einige Kollegen mussten wir daher gar nicht erst fragen. Aber die Künstler, die mitmachen, machen gerne mit. Piero Masztalerz hat um seine Cartoons herum ein richtiges Stand-Up-Programm entwickelt. Und jemand wie Til Mette braucht einfach dringend mal eine Bühne. Die Shows werden auf jeden Fall so unterschiedlich wie die Künstler.

Wie haben die Kollegen reagiert, als ihr sie gefragt habt?

Hauck: Die Schnapsidee-Toleranzgrenze ist in unserer Branche sehr hoch.

Gab es Absagen?

Hauck: Von unseren ersten 20 Anfragen gab es 18 Zusagen, das war natürlich sehr ermutigend. Und spätestens als Joscha Sauer zusagte, wussten wir, das könnte was werden.

Bauer: Ingesamt gab es eine Handvoll Absagen. Sehr bedauert haben wir die von Miriam Wurster und Bettina Bexte, die aber versprochen haben, bei einer Neuauflage dabei zu sein. Was hiermit dokumentiert wäre.

Warum ist mein Lieblingscartoonist [hier Name einfügen] nicht dabei?

Bauer: Der kann an dem Wochenende leider nicht. Er hofft aber auch ausdrücklich auf eine Neuauflage.

Gibt es in der Witzbildzeichnerszene (oder bei deren Fans) womöglich Unverträglichkeiten, unterschiedliche Schulen, die gar nicht kompatibel sind?

Bauer: Unterschiedliche Schulen ja, aber man pflegt keine Künstlerfeindschaften in der Branche. Ich hab mal gehört, dass zwei Kollegen nicht zusammen in einem Auto fahren wollten. Das ist aber auch schon die krasseste Geschichte, die ich kenne.

Was ist überhaupt ein Cartoon, im Gegensatz, zum Beispiel, zu einem Comic oder einer Karikatur?

Hauck: Ein Cartoon ist ein Einbildwitz. Ein Comic besteht aus mindestens zwei Bildern. Faustregel: Ein Cartoonist ist ein Comiczeichner, nur tausendmal fauler.

Bauer: Eine Karikatur ist ein Sarg, auf dem DEMOKRATIE steht.

Hauck: Und zur Verwirrung: Beim Deutschen Karikaturenpreis in Dresden werden jedes Jahr ausschließlich Cartoons prämiert.

Warum ist ein Hurzlmeier 50 Prozent teurer als ein Beck?

Hauck: Weil er in München lebt.

Bauer: Bei den Orginalzeichnungen haben wir es den Künstlern überlassen, die Prämienhöhe anzugeben. Wobei man als Sammler da in jedem Fall ein gutes Geschäft macht.

Hauck: Ein Schnäppchen ist auch das Händeschütteln mit Martin Sonneborn für 150 Euro. Dafür nimmt er im EU-Parlament sicher ein Vielfaches.

Ursprünglich hattet ihr das ja ohne Crowdfunding vor. Warum hat das nicht geklappt?

Bauer: Erstaunlicherweise hatte auf Seiten der Unternehmen, die wir angefragt haben, niemand auf unser Festival gewartet. Und für Kulturförderungen hätten wir unser Konzept ein bis zwei Jahre im Voraus einreichen müssen.

Warum ist so eine Veranstaltung so teuer?

Hauck: Es gibt über 30 Künstlerhonorare, Moderationshonorare, Übernachtungen, Saalmiete, Technik, Produktionsleitung, ein Programmheft … und wie uns wohlmeinende Leute versichern, noch viele kleine Überraschungskosten.

Muss ich, wenn ich Euch im Crowdfunding unterstütze, dann auch noch Eintritt zahlen?

Bauer: Du kannst Dir als Prämie auch Tickets fürs Festival auswählen.

Wer hat Euch überhaupt auf die Idee mit dem Crowdfunding gebracht? Ist das nicht total out?

Bauer: Ach ja, richtig, wir haben uns heute noch gar nicht bei Dir bedankt, Stefan. Danke, Stefan!

Werdet ihr 24 Stunden dabei sein? (Also, wach.)

Hauck: Unbedingt! Ich werde auch die 24 Stunden vor der Veranstaltung schon wachbleiben, als Übung.

Bauer: Ich werde ein bisschen mit Drogen experimentieren.

Gibt es ein Rahmenprogramm? Ist da dann alles voller Büchertische und Merchandisingstände?

Hauck: Im besten Falle ja. Im Foyer oder im ersten Stock ist jedenfalls genug Platz für eine Mini-Cartoon-Messe. Und, du wirst lachen, einige Verlage haben auch schon Interesse angemeldet.

Haha! Habt ihr schon verteilt, wer die Schichten von vier Uhr bis acht Uhr machen darf?

Bauer: Nein, das ist noch nicht festgelegt. Aber Hannes Richert, der frischgebackene Fil-Nachfolger bei der „Zitty“, hat sich schon um den 6-Uhr-Termin beworben.

Seid ihr sicher, dass es sowas nicht schon woanders auf der Welt gibt?

Beide: Wer sollte denn auf so eine bescheuerte Idee kommen?

(Offenlegung, falls das nicht deutlich geworden sein sollte: Ich bin den beiden freundschaftlich verbunden, bzw.: Fan.)