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Mike Kluge bringt die Sache aufs Komma

Mit der Tour de France endete heute vermutlich auch die junge Sportkommentatoren-Karriere des ehemaligen Radrennprofis Mike Kluge auf Sat.1. Kluge hatte anfangs angekündigt, überhaupt nicht über Doping reden zu wollen. Das gelang ihm nicht ganz. Immerhin schaffte er es aber, das Wort an sich weitgehend zu vermeiden. Was der Verständlichkeit seiner Analysen nur minimalen Abbruch tat.

Mike Kluge über die Verdachtsmomente gegen Alberto Contador:

Es gibt in jedem Fall einen unangenehmen Beigeschmack, und, wie ich vorhin sagte, man muss da noch ein bisschen abwarten, vielleicht gibt’s da Neuigkeiten, noch während der Tour, ich hoffe es für den Radsport nicht, aber ich kann jetzt auch keinem mehr auch so wirklich glauben, zu oft wurde die Unschuld beschworen, und letztendlich kamen doch ganz andere Ergebnis heraus, also, von daher ist es im Moment wirklich ein Weg, der bisher in die Sackgasse ging, und ich hoffe einfach mal, dass durch die Vorfälle, die wir jetzt hatten, durch die Offenbarung der, ich sag mal, verschiedenen, Vorfälle, auch jüngst, ich sag mal, auch, man schreckt nicht mehr zurück, auch einen Mann wie Rasmussen, in der Führung in der Tour de France aus dem Gelben Trikot zu nehmen, also auch, wo man bisher dachte, kann niemals sein, glaub ich nicht, also, alle Konsequenzen werden hier im Moment gezogen, was ich gut finde, was notwendig ist, um einfach die, die es vielleicht immer noch nicht begriffen haben, auf jeden Fall abschrecken.

Mike Kluge über die spanische Euphorie:

Ich würde mir natürlich wünschen, dass, so kritisch, wie hier in Deutschland damit umgegangen wird, dass das, ich sag mal, in allen Nationen, in allen Ländern so entsprechend umgesetzt wird, nur denn wird’s auch eine Gleichberechtigung gegeben, weil, was natürlich traurig sein wird, wenn das so in etwa weitergehen wird, dass wir, ich sag mal, mit zu der führenden kontrollierenden Nation gehören, und die Ausländer, und gehen wir dabei ruhig mal weiter in Richtung Olympiade im nächsten Jahr, man da ganz andere Kontrollsysteme hat, auch im Grunde in den einreisenden Kontrolleuren erst große Probleme mit Visa-Beschaffung, ich sag mal, jemand belastet, ist natürlich klar, dass man da natürlich nicht mit gleichen Maßen messen kann, also von daher ist es also ganz wichtig, dass da auch die Wada, also die World Anti Doping Agency, guckt, dass sie flächen-, also, weltumspannend da entsprechend die gleichen Kontrollen hat, damit ich mir auch sicher sein kann, dass, egal wo ich hinkomm, wird nach dem gleichen System und Intensität kontrolliert, weil, ansonsten wär’s natürlich eine ungerechte Sache.

Mike Kluge über die Möglichkeit, dass die Straßenrad-WM in Stuttgart ausfällt:

Ja, das wären traurige Umstände, die dafür im Moment sprechen, hoffe aber nicht, dass sie eintreten, in der Vergangenheit haben sich immer wieder sozusagen Fachleute auch gerade aus der Politik gemeldet, jeder hat da so’n bisschen seine Meinung zu preisgegeben, ohne genau eigentlich zu wissen, wie der Stand eigentlich genau ist, einfach nur die Information, die so, ich sag mal, boulevardmäßig verteilt werden, aber man darf halt nicht vergessen, es dreht sich da um einen großen Sportbereich, den Radsport, und man darf nicht anhand von Eeinzelfällen, die wir hier nun aufgedeckt haben, Gottseidank, und damit ein Weg in die richtige Richtung, es kann nicht mehr so einfach betrogen werden, und ich hoffe, dass die Untersuchungsergebnisse und Möglichkeiten in der Zukunft mal soweit reichen, dass da keiner mehr durchrutscht, und dann haben wir doch mit diesen ganzen Vorfällen hier, so traurig und so groß der Schaden auch ist für die Tour de France und den Radsport, doch einen Weg in die richtige Richtung gemacht, aber ich hoffe zumindest für den deutschen Radsport, dass man ihn nicht fallen lässt, dass auch die Sponsoren daran festzuhalten, weil, das wäre, glaube ich, jetzt der falsche Zeitpunkt, auch, ich sag mal, was so in der Nachwuchs-, Jugend-, Vereinsebene gemacht wird, man will die Kinder von der Straße wegholen, natürlich hat man damit nicht die idealen Vorbilder, ohne Frage, das muss sich ändern, da muss intensiv dran gearbeitet werden, und die Fahrer, die sich herauskristallisieren von den Spitzenprofis, die müssen wieder als Vorbild genutzt werden, sofern man halt sicher ist, und wenn man diese einsetzt, sollte allerdings auch die Strafe, für den Fall, dass da was dochmal auftauchen sollte, immens hoch sein, und sehr schmerzhaft.

[Alle O-Töne aus der Tour-de-France-Übertragung auf Sat.1 vom 26. Juli.]

Sat.1 ist reif für Jan Ullrich

Montagnachmittag. Sat.1 überträgt live die Tour, da ruft Jan Ullrich an. Er hat eine Botschaft.

Timon Saatmann: Wir haben Jan Ullrich in der Leitung, Mike, du hattest heute schon mit ihm telefoniert.

Mike Kluge: Ja.

Timon Saatmann: Ich begrüße Jan Ullrich, der vor zehn Jahren die Tour de France gewonnen hat, in der Leitung. Hallo, Jan Ullrich. Wie geht’s Ihnen heute? Wir haben lange nichts von Ihnen gehört. Sie sehen mit uns zusammen die Tour de France am Fernsehen. Wie geht’s Ihnen?

Jan Ullrich: Ja, Servus, nee, ja, ist das schon so lange her? Zehn Jahre, Mensch, ach du lieber Gott. Nee, mir geht’s gut, ich hab mit meiner Frau grad ein bisschen den letzten gemeinsamen oder zweisamen Urlaub verbracht für eine woche mal in den Bergen. Sie ist ja hochschwanger – oder was heißt hochschwanger, aber zwei Monate noch bis zur Geburt, und hat schon ganz schönen Bauch dran. Wir haben uns einfach mal ein bisschen erholt, weil wir doch in letzer Zeit auch viel gearbeitet haben. Aber sonst geht’s uns eigentlich sehr gut. Außer dass ich ein bissl wenig Sport mach‘, vielleicht.

Mike Kluge: Und Sara geht’s, wie ich gerade verstehen konnte, auch gut.

Jan Ullrich: Ja, Sara geht’s sehr, sehr gut. Sie ist gut durchgekommen, sechs Monate lang überhaupt keine Probleme gehabt. Außer dass sie jetzt nicht mehr ihre Schuhe zumachen kann. Aber das mach‘ ich ja jetzt, dafür hat sie mich ja geheiratet.

(…)

Mike Kluge: Ich meine, du wirst die Sache natürlich intensiv verfolgen, was alles so um das Gelbe Trikot passiert. Du hast ja mitbekommen, Michael Rasmussen steht unter Verdacht, einige Kontrollen ausgelassen zu haben, beziehungsweise sich nicht gemeldet zu haben. Michael Rasmussen fährt weiter. Du standst damals auch unter Verdacht, du wurdest direkt rausgenommen. Im Grunde wird hier doch irgendwie mit zweierlei Maß gemessen. Aber wie siehst du das mit Michael Rasmussen?

Jan Ullrich: Ah, dazu, also, zu diesen Sachen da werd‘ ich mal was sagen, das hab‘ ich auf meiner Homepage auch angekündigt, aber wenn ich denke, dass der richtige Zeitpunkt, dass Deutschland reif dafür ist, und ich das richtige Medium gefunden habe. Aber das mach‘ ich sicherlich nicht heute. Und vor allen Dingen möchte ich gern, dass die Rennfahrer nicht gestört werden in der Tour de France, die ist hart genug, und ich möchte da keine Unruhe reinbringen.

Mike Kluge: Genau.

(…)

Jan Ullrich: Du, ich wollte eigentlich sagen, eigentlich meine Botschaft war ja, dass ich’s wahnsinnig gut finde, dass jetzt euer Sender eingestiegen ist, und vor allen Dingen auch mit Mike, der macht das ja unheimlich gut, muss ich echt sagen, kommt wirklich der Sport ein bisschen rüber. Weil ich konnt‘ das bis jetzt immer sonst nur mit Bild gucken und ohne Ton halt. Und ich freu‘ mich darüber, weil: Jetzt ist auch mal ein bisschen der Fahrer, sag ich mal, wird seine Leistung einfach mal ein bisschen dargestellt. Und das finde ich einfach nur richtig. Weil das ist ein wunderschöner Sport, knallhart. Und nicht immer nur das Doping, Doping, Doping, das wird da völlig übertrieben. Und ich find‘ das gut, dass ihr da gleich eingestigen seid.

Mike: Super.

Mit großem Dank an Tim, bei dem man sich die neun Minuten im Original anhören kann.

Wen Sat.1 mit der Tour glücklich macht

So. Da werden die Kritiker und Miesmacher jetzt ja wohl verstummen. Sat.1 hat nämlich aus prominentem Mund, dass das völlig in Ordnung geht, dass und wie der Sender die Tour de France überträgt. Von jemandem, der wirklich Autorität hat, was den Profiradsport und Doping angeht.

Jan Ullrich.

In einem Live-Interview mit Sat.1 während der Übertragung erklärte der sympathische Sportler, dass das mit dem Doping total übertrieben werde, plauderte unbeschwert über sein Privatleben, erzählte, dass er die Tour bei ARD und ZDF immer nur „ohne Ton“ gucken konnte, und bescheinigte Sat.1, das im Gegensatz dazu „richtig, richtig gut“ zu machen.

Ich hab’s leider nicht selbst gesehen und bin nur von fassungslosen Kollegen angerufen worden. Vielleicht findet sich ja jemand, der die Szene aufgenommen hat und sie irgendwo hochlädt?