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Ja! Kai Winckler erwartet einen Jungen von Prinzessin Victoria

Heute muss ein großer Tag gewesen sein für Kai Winckler, den Chefredakteur der „Neuen Welt“. Sicher, das sieht auf den ersten Blick nicht gut aus, dass sein Blatt gerade am Kiosk liegt mit der Schlagzeile „VICTORIA – Hurra, ein Junge! Silvia weinte vor Glück“, wo doch die schwedische Prinzessin gerade ein Mädchen zur Welt gebracht hat.

Aber was ist das schon gegen das unerwartete Glück, öffentlich wie ein seriöser Journalist behandelt zu werden, dem bloß ein blöder Fehler unterlaufen ist?

Die wirklich krasse Fehlinformation steht nämlich heute nicht auf dem Cover der „Neuen Welt“. Sie steht auf „Focus Online“. Dort heißt es:

Der Chefredakteur der „Neuen Welt“, Kai Winckler, ist über die veritable Falschinformation seiner Leser alles andere als glücklich. „Das ist für mich eine Katastrophe“, sagte er zu FOCUS Online. Man habe in der vergangenen Woche aus dem engsten Umfeld des schwedischen Königshauses die Information erhalten, dass Prinzessin Victoria einen Sohn erwarte. Es habe keinen Grund gegeben, an der Wahrhaftigkeit des Hinweises zu zweifeln. Die Quelle — die leider geheim bleiben müsse — habe in der Vergangenheit bereits Fakten geliefert, die sich als stichhaltig erwiesen hätten. „Wir kennen den Grund nicht, warum man uns falsch informiert hat.“

(…) Winckler und seine Redaktion müssen jetzt eine Woche lang die Häme von Kollegen und Adelsexperten aushalten. „Das ist mir so noch nie passiert“, sagt der Redaktionschef. (…)

Exakt so vielleicht nicht. Aber in ungefähr jeder anderen denkbaren Form. Vermutlich sind Kai Winckler und seine Leute eher überrascht, wenn sich das, was sie sich Woche für Woche für die Illustrierte ausdenken, tatsächlich einmal versehentlich als wahr herausstellt.

Die Geburt eines Jungen hatte die „Neue Welt“ mit derselben Schlagzeile wie in dieser Woche schon Ende Dezember vorweggenommen, und Ende Januar suggerierte sie, Fotos von Victoria mit ihrem Baby zu haben:

Ende November fand sich klein auf dem „Neue Welt“-Titel Kronprinzessin Victoria mit den Worten: „Große Freude auf ihre Zwillinge“ (unten links):

Zwischen den beiden „Andy Borg und seine Birgit: Endlich ein Baby“-Titelbildern liegt übrigens exakt ein Dreivierteljahr.

Von Máxima, Prinzessin der Niederlande, wusste die „Neue Welt“ bereits im vergangenen August, dass sie einen Sohn bekommt. Und dann im Oktober, dass es sogar Zwillinge werden. Und dann im Dezember wieder, dass es nur ein Baby (unbestimmten Geschlechts) wird. Ich verfolge das nicht so, aber kann es sein, dass Máxima gar nicht schwanger ist? Sicher bin ich mir jedenfalls, dass sie trotz der „Neuen Welt“-Ankündigung im vergangenen März noch nicht zur Königin gekrönt wurde.


Und nur der Vollständigkeit halber: Auch Letizia & Felipe und William & Kate erwarten seit mindestens fünf Monaten jeweils einen Sohn.

Kai Winckler ist seit einem Jahr Chefredakteur der „Neuen Welt“. Früher hat er deren Konkurrentin „Das neue Blatt“ verantwortet. In diese Zeit fällt die legendäre Widerrufs-Schlagzeile:

„Keine Tragödie um Victoria! Nicht verraten, verlassen, verzweifelt. Keine Krebserkrankung!

Winckler musste damals, 2004, seinen Lesern auf Druck von Victorias Anwalt erklären, dass sich „Das neue Blatt“ „leider immer wieder auf Fehlinformationen“ über das schwedische Königshaus verlassen habe.

Bereits ein Jahr zuvor hatte „Das neue Blatt“ berichtet: „Victoria & ihr Daniel — die Überraschungs-Hochzeit des Jahres… weil die Kronprinzessin ein Baby bekommt“. Später musste die Zeitschrift dann erklären:

Diese Behauptungen widerrufen wir als unwahr. Eine Hochzeit zwischen Kronprinzessin Victoria von Schweden und Herrn Daniel Westling war nicht geplant. Kronprinzessin Victoria von Schweden war auch nicht schwanger. Das Foto ist eine ohne das Einverständnis von Kronprinzessin Victoria von Schweden hergestellte Fotomontage.

Und noch bevor Winckler die Falschmeldungen beim „Neuen Blatt“ verantwortete, war er in derselben Funktion bei der Zeitschrift „Das Neue“. Im Archiv findet sich vom 8. September 2001 folgender Text von ihm:

Von Ehekrise keine Spur
Sorry, Thomas und Thea Gottschalk

Thomas Gottschalk ist wütend! Der Grund: unsere Titelgeschichte der letzten Ausgabe „Ist Gottschalks Ehe in Gefahr?“ und die darin enthaltene Behauptung, er sei bereits von zu Hause ausgezogen, und das gerade mal zwei Monate vor der Silberhochzeit. (…)

DAS NEUE hatte in der vergangenen Woche über die angebliche Ehekrise berichtet. Jetzt erreichte uns dazu eine schriftliche Stellungnahme des Superstars – und die fiel nicht gerade freundlich aus. „Die Geschichte entbehrt jeder Grundlage!“, heißt es darin. Und: „Weder bin ich ausgezogen noch habe ich die Absicht auszuziehen. Sie dürfen mir glauben, dass meine Ehe nicht gefährdet ist.“

Der Moderator ist zu Recht stinksauer. Denn was zunächst als fundierte Information erschienen war, entbehrte bei näherer Betrachtung jeder Grundlage.

Auch an den Trennungsgerüchten ist nichts dran. (…)

Das also ist Kai Winckler, der Mann, von dem „Focus Online“ so tut, als handele es sich um einen Journalisten, dem mit der falschen Victoria-Schlagzeile ein blöder Fehler unterlaufen sei, der ihm peinlich sei.

Die „Neue Welt“ ist eine Zeitschrift der WAZ-Gruppe.