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„Ebenso lächerlich wie böswillig“: FAZ-Außenpolitikchef weist Ulfkotte-Vorwürfe zurück

Als „falsch“ und „ehrabschneidend“ hat Klaus-Dieter Frankenberger, der Außenpolitikchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, den Vorwurf zurückgewiesen, er habe sich vom Sultan von Oman kaufen lassen und Gefälligkeitsberichterstattung betrieben.

Erhoben hat diesen Vorwurf der frühere FAZ-Redakteur Udo Ulfkotte. Ulfkotte profiliert sich seit einigen Jahren als „Gegner von Qualitätsmedien“ und schreibt Bücher wie „So lügen Journalisten“, „SOS Abendland“, „Vorsicht Bürgerkrieg!“ und „Albtraum Zuwanderung“. Im Kopp-Verlag („UFOs — Generäle, Piloten und Regierungsvertreter brechen ihr Schweigen“) hat er das Buch „Gekaufte Journalisten“ veröffentlicht. Darin enthüllt er, dass es in Deutschland keine Meinungsfreiheit mehr gibt und Pressefreiheit „nur eine gut gespielte Illusion“ ist. Das Werk wird in der kommenden Woche Platz 13 der „Spiegel“-Bestsellerliste erreichen.

Ulfkotte, der sich nach eigenen Aussagen als Journalist von Shell „schmieren“ ließ und als Lobbyist des BND diente, beschreibt darin unter anderem, wie er sich in den neunziger Jahren vom Sultan von Oman korrumpieren ließ: Auf Kosten des autoritären Staatschefs sei er zu Besuchen eingeladen und mit bezahlten Luxus-Angeboten verwöhnt worden. Unter anderem habe der Sultan sogar seine „Ausbildung zum Padi-zertifizierten Rettungstaucher mit Jason Erodottu als privatem Tauchlehrer“ bezahlt. Er habe den kostenlosen Luxus als „Jackpot“ empfunden und entsprechend geschönt über das Land und seinen Diktator berichtet.

Wie er habe sich auch sein damaliger Kollege Frankenberger kaufen lassen, behauptet Ulfkotte, der suggeriert, dass die ganze Branche und insbesondere die FAZ so korrumpierbar und korrupt ist, wie er es war.

Gegenüber dem neuen Online-Magazin „Krautreporter“ widerspricht Frankenberger:

Tauchkurse hat vielleicht Herr Ulfkotte auf Kosten anderer gemacht, ich nicht. Der Vorwurf Herrn Ulfkottes, „wir“ seien korrupt gewesen, trifft jedenfalls für mich nicht zu.

Bei den Reisen nach Oman handelte es sich zum Teil um privatfinanzierte Reisen (z.B. 1995 und 1996), zum Teil um Einladungen des omanischen Informationsministeriums. Der von Herrn Ulfkotte erweckte Eindruck, hierdurch sei eine Gefälligkeitsberichterstattung meinerseits erfolgt, ist nicht nur falsch, sondern auch ehrabschneidend. Ich weise diesen Vorwurf entschieden zurück.

In jener Zeit konnte man als Journalist bestimmte Länder, zum Beispiel Oman, nur bereisen, wenn man von offizieller Seite eingeladen wurde. In den neunziger Jahren gab es in Oman nur ein einziges internationales Hotel, in dem sich Journalisten aufhalten konnten.

Den Eindruck zu erwecken, man könne mich mit einer finanzierten Reise „kaufen“ oder eine positive Berichterstattung erreichen (wie das Herr Ulfkotte in diesem und in anderen Fällen sich zuschreibt), ist ebenso lächerlich wie böswillig. Dies gilt für mich und im Übrigen für alle seriösen Journalisten.

Frankenberger weist auch den Vorwurf zurück, er sei ein „Lobbyist“, weil er Mitglied etwa im Beirat der Trilateralen Kommission, in der Atlantischen Initiative und im Institut für Europäische Politik war oder ist:

Die Mitgliedschaft ermöglicht Zugang zu Inhalten und Informationen, die notwendige Grundlage sind für eine seriöse und umfassende Berichterstattung. Dabei geht es gerade darum, über Dinge zu berichten, die ansonsten nicht den Weg in die Öffentlichkeit finden würden.

Auch hier scheint Herr Ulfkotte ein Verständnis von Journalismus zu haben, aus dem eine merkwürdige Anmaßung spricht und das obendrein den Geist der Verschwörung atmet.

Journalistische Unabhängigkeit ist ein für mich unabdingbarer Grundsatz meiner professionellen Tätigkeit. Weil das so ist, bin ich auch seit vielen Jahren für eine Redaktion tätig, die nach diesen Grundsätzen arbeitet und diese selbstverständlich auch immer wieder anhand von Einzelsituationen kritisch diskutiert und hinterfragt. Wenn das für Einzelne nicht immer gegolten hat, ist es aus meiner Sicht mehr als unlauter und journalistisch nicht besonders seriös, dies zu verallgemeinern, um aus dem daraus erhofften öffentlichen Skandalwert persönlichen Profit zu schlagen.

Ulfkotte sieht mit seinem Buch den „Armaggedon der Leitmedien“ gekommen. Die meisten seiner „Enthüllungen“ im Buch sind entweder bekannt oder falsch. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit einigen seiner Behauptungen erscheint in Kürze ist jetzt auf krautreporter.de zu lesen:

[Offenlegung: Ich schreibe regelmäßig für die FAZ.]