Schlagwort: Leserreporter

Verkonkt (1)

Michael Konken ist der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes (DJV). Ich bin ihm hier schon einmal begegnet. Vergangene Nacht äußerte er sich im ARD-„Nachtmagazin“ zum Thema der neuen Leserreporter-Kamera, die „Bild“ mit Lidl anbietet:

Fast überall wird der Bürger inzwischen in die Medien eingebunden. Vor allem in der Internet-Welt. Bringt das die Berichterstattung nicht nach vorne?

Konken: Nein, denn das ist die Aufforderung, wirklich hier die Privatsphäre zu missbrauchen. Denn diejenigen, die dann die Berichte liefern, die die Videoaufnahmen machen, die wissen nicht, wo die Privatsphäre anfängt. Sie werden zur Hetzjagd gezwungen auf Prominente, die nicht mehr sicher sein können. Sie werden Katastrophen filmen wollen. Sie werden damit Hilfskräfte dann auch in ihrer Arbeit behindern. Sie werden Polizeikräfte auf der Autobahn behindern. Das sind Auswüchse, glaube ich, die wir nicht gutheißen können, und die auf jeden Fall den Journalismus gefährden. Denn diejenigen, die ihn hauptberuflich ausüben, die werden Nachteile dadurch haben.

Der letzte Satz ist wichtig: Konken kämpft nicht für den Journalismus. Er kämpft für Journalisten. Es gibt schließlich Menschen, die davon leben, dass sie zu Unfällen fahren, die Rettungskräfte, Wracks, Verletzten und die zugedeckten Leichen filmen und die Aufnahmen an Privatsender und „Hallo Deutschland“ im ZDF schicken. Was soll aus denen werden, wenn plötzlich nicht mehr Profis, sondern Amateure unseren Voyeurismus bedienen? Wer gerade mit dem Rücken auf dem Asphalt einer deutschen Autobahn eine Herz-Lungen-Massage bekommt, soll wenigstens die Gewissheit haben, dass der Kameramann, der ihn dabei filmt, das hauptberuflich macht und weiß, wo seine Privatsphäre angefangen hätte.

Aber der andere Satz, den Konken über potentielle Leserreporter sagt, ist natürlich noch viel besser: Sie werden zur Hetzjagd auf Prominente gezwungen?

Ich habe eine Weile überlegt. Mir ist dazu nichts mehr eingefallen.