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Kai Pflaume

Kai Pflaume ist gut im Pausenmachen. Wenn er für Sat.1 „Nur die Liebe zählt“ moderiert, ist wenig so wichtig wie die Pausen. Meist sitzt dann ein eingeschüchtertes Wesen neben ihm, das gerade durch eine Videobotschaft erfahren hat, dass ein früherer Partner nicht aufhören kann, es zu lieben, trotz allem, was vorgefallen ist. Aus den meisten sprudeln dann nicht sofort detaillierte Schilderungen über das Intimleben und die eigene Gefühlslage heraus, aber Pflaume hat ja Zeit. Er muss nicht immer gleich eine neue Frage nachschieben. Er schweigt und wartet, dass das eingeschüchterte Wesen die entstehende Pause von ganz alleine füllt.
Und Pflaume macht das gut. Er macht das so, dass man nur gelegentlich das Gefühl hat, es handele sich um eine perfide Technik, die Leute dazu zu bringen, mehr zu sagen, als sie wollen, und meistens so aussieht, als sei er ernsthaft berührt und schweige aus einer Art Respekt.

Vielleicht war dieses Pausentalent der Grund dafür, dass Sat.1 Kai Pflaume zum Moderator der neuen Gameshow „Rich List“ gemacht hat — eine Sendung, die eine Stunde lang ist, aber in einen ProSieben-Werbeblock passen würde, schnitte man die Pausen heraus. Es geht darum, dass Kandidaten möglichst viele bestimmte Dinge aufzählen, zum Beispiel Formel-1-Weltmeister, und Kai Pflaume möglichst lange Pausen macht, bevor er sagt, ob ihre Antwort richtig ist. Anders als bei „Nur die Liebe zählt“ werden die Pausen nicht mit Emotionen gefüllt, sondern mit nichts (deutsche Showproduzenten verwechseln das seit einiger Zeit mit Spannung). Und anders als bei „Nur die Liebe zählt“ muss Kai Pflaume dabei aussehen, als bewerbe er sich um den Titel „Fiesester Folterknecht“ in der Disziplin „ohne Anfassen“. Das steht ihm gar nicht und lässt ihn locker zehn Jahre altern (falls nicht doch einfach die Maskenbildnerin eine schlechte Woche hatte).

Es ist aber auch nicht so leicht, als Moderator in einer Show gut auszusehen, wenn die Kategorie „Länder mit S“ heißt, die Kandidaten „Südafrika“ gesagt haben, und man nun wertvolle Sendesekunden damit füllen muss, die Ungewissheit aufrecht zu erhalten, ob „Südafrika“ ein Land ist, und, vor allem, ob es wirklich mit „S“ anfängt.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Heino Ferch

Das ist sicher immer wieder von großer Dramatik, wenn sich Sat.1 und die Produktionsfirma Teamworx zusammensetzen, um zu entscheiden, wer die männliche Hauptrolle im nächsten historischen „Event“-Zweiteiler spielen soll. Ich stelle mir das so vor, dass die für ein paar Tage alle Termine absagen und sich in ein abgelegenes Konferenzzentrum zurückziehen. Dort werden endlos Castingbänder gesichtet, Quoten ausgewertet, Honorare durchgerechnet, Grundsatzfragen erörtert, und kurz bevor es so aussieht, als müssten nicht nur Freundschaften und Karrieren, sondern das ganze Projekt begraben werden, sagt ein Serviermädchen im Hinausgehen den rettenden Satz: „Ich dachte, die nehmen eh wieder den Ferch“, und es gibt ein großes Hallo, und die Marktforscher bestätigen, dass sich ihre komplexen Zahlen auf die einfache Formel bringen lassen, dass das Sat.1-Publikum gerne Helden mag, die aussehen, sich bewegen und reden wie Heino Ferch, und verblüfft und glücklich stellen alle nach einem Anruf fest, dass Heino Ferch sich die Zeit für die Dreharbeiten schon frei gehalten hat, als hätte er es geahnt.

Die offizielle Legende lautet zwar, dass Heino Ferch selbst es war, der unbedingt den Heinrich Schliemann spielen wollte, seit er auf einem langen, langen Flug einmal ein Buch über ihn gelesen hat, aber wer weiß, ob dieses Interesse nicht auch einfach zurückdatiert wurde, wie Schliemann es mit seinem Interesse an Troja tat.

Andererseits: Vielleicht hat man sich bei Sat.1 doch sehr bewusst entschieden, gerade diese Rolle mit diesem Schauspieler zu besetzen. Denn wenn ich „Der geheimnisvolle Schatz von Troja“ (morgen und übermorgen, 20.15, Sat.1) richtig verstanden habe, geht es den Fernsehleuten darum, Schliemann als jemand zu zeigen, der nicht nur beknackt war, sondern sich auch große Mühe gegeben hat, beknackt zu wirken. Und wenn es etwas gibt, das Heino Ferch beherrscht, dann das: Einen Besessenen so zu spielen, dass es aussieht, als versuche jemand angestrengt so auszusehen, als sei er besessen. Wenn Schliemann entschlossen ist, guckt er nun wie jemand, der entschlossen aussehen will, wenn er wütend ist, wie jemand, der wütend aussehen will. Das ist womöglich die ganz große Schauspielkunst, die nur zufällig wie ihr Gegenteil erscheint.

Ich habe mir dann den zweiten Teil geschenkt. Am Ende des ersten ist Schliemann scheinbar tot, bevor er überhaupt den Schatz des Priamos entdeckt hat, und ich fand das sehr angemessen.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Eine Gedenkminute für Sat.1

Aber wir sollten in diesen Tagen des Kaufens, Schenkens und Fressens die Menschen nicht vergessen, denen es nicht so gut geht. Menschen, die sich höchstens mal an einer Pressemitteilung wärmen können, aber deren Alltag ein trübes Grau ist, ohne Anspruch, ohne Ehrgeiz, ohne Etat, ohne Hoffnung.

Menschen, die in der Redaktion „Aktuelle Magazine“ von Sat.1 arbeiten.

Bei „Blitz“, dem Magazin, das laut Eigen-PR „für topaktuelle Informationen und Reportagen aus der Welt der Schönen und Reichen“ steht, haben sie heute einen schönen Bericht über ein Konzert von Marc Terenzi gezeigt, das Ende August stattgefunden haben muss.

Bei „Sat.1 am Mittag“, dem Magazin, das laut Eigen-PR „alles bietet, was Fernsehen spannend macht: live, tagesaktuell“, haben sie am Dienstag einen schönen Beitrag über Weihnachtseinkäufe mit Kindern gezeigt, der aus dem Jahr 2002 stammen muss und wegen einem heulenden Kind („weil der Weihnachtsmann immer denkt, eine große Sache reicht“), damals schon ausgiebig bei „TV Total“ recycelt wurde [zip].

Gut gefallen hatte mir auch, wie „Sat.1 am Mittag“ im März 2006 einen Beitrag zeigte, in dem Stromkontrolleure bei der Arbeit begleitet wurden. Und wenn sich das Alter dieses „tagesaktuellen“ Berichts nicht schon an der hochsommerlichen Vegetation im Hintergrund hätte erahnen lassen, dann wäre die Tatsache, dass die Kontrolleure von der „Bewag“ waren, die zu diesem Zeitpunkt längt „Vattenfall“ hieß, ein guter Hinweis gewesen.

Da fällt mir ein: Ich hab dieses Jahr gar keine Weihnachtskarte von Sat.1 bekommen. Ob ich mir Sorgen machen sollte?

Cliffhanger bei Sat.1

Ich glaube langsam wirklich, dass im deutschen Privatfernsehen nur noch Leute arbeiten, die das Fernsehen hassen.

Sat.1 zeigt seine Tanz-Casting-Show „You can dance“. Und hat vor der letzten Werbepause noch einen großen Cliffhanger: Es sind noch fünf Kandidaten im Rennen, aber nur drei Plätze frei für die Live-Show in der nächsten Woche. Wer wird sie kriegen? Ta-dumm. Herzklopf-Geräusch in der Dauerschleife.

Und was zeigt Sat.1 dann in dieser Werbeunterbrechung? Den Teaser für die Live-Show nächste Woche. Mit den Namen und Gesichtern aller Kandidaten, die es geschafft haben.

Ich wiederhole mich: Kann bitte jemand unser Fernsehen aus den Händen dieser Leute befreien? Bitte? Bald?

Sat.1: Selbstmord aus Angst vor dem Tod

Wenn ich noch einen Artikel lesen muss, in dem jemand Mitleid mit Sat.1 äußert, weil die Zuschauer zu dumm sind, das ehrgeizige Programm des Senders zu goutieren, schreie ich (treffenderes Verb nach Belieben einfügen).

Die ersten beiden Folgen des viel gelobten Vierteilers „Blackout“ hatten jeweils rund 1,7 Millionen Zuschauer. Ja, das viel zu wenig, um sich zu rechnen. Aber es sind immerhin 1,7 Millionen Zuschauer, die nach dem Ansehen der restlichen zwei Folgen wahrscheinlich begeistert gewesen wären von dem ungewöhnlich guten Thriller. Einige davon wären womöglich richtige Fans von Sat.1 geworden.

Aber Sat.1 entschied sich, auf diese Zuschauer zu verzichten (treffenderes Verb nach Belieben einfügen) und die restlichen zwei Folgen in die Nacht zu verschieben. Teil drei begann sogar noch nach den „Witzigsten Werbespots der Welt“ und „Planetopia“. Von den 1,7 Millionen „Blackout“-Zuschauern verabschiedeten sich vier Fünftel: Folge drei hatte nur noch 0,37 Milionen Zuschauer.

Anstelle von „Blackout“ zeigte Sat.1 in der Primetime die üblichen Sonntagsserien „Navy CIS“ und „Criminal Minds“. Sie hatten schlechte Quoten und kamen im Schnitt auf 2 Millionen Zuschauer. 300.000 mehr, als „Blackout“ an dieser Stelle hatte. Glückwunsch. Das hat sich ja gelohnt! Und wieviele der 1,7 Millionen „Blackout“-Fans werden das nächste Mal noch einschalten, wenn Sat.1 wieder einen ehrgeizigen Mehrteiler ankündigt, und sich nicht denken: „Das kommt dann eh ab Folge 3 wieder nur in die Nacht, wenn überhaupt“?

Vor genau einem Jahr zeigte Sat.1 die wunderbare Serie „LiebesLeben“. In dreizehn Teilen erzählte sie modern und innovativ die Geschichten einer Gruppe junger Leute zwischen Singleglück und Beziehungselend, Singleelend und Beziehungsglück. Ich fand die Serie grandios, aber die Quoten waren nicht gut. Ehrlich gesagt waren sie schlecht. Aber eine Dreiviertelmillion Zuschauer sah fast immer mindestens zu, eine halbe Million davon aus der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.

Sie verfolgten die, wie gesagt, fortlaufenden, aufeinander aufbauenden Geschichten. Bis die achte Folge wegen eines Fußballspiels ausfallen musste. Und was zeigte Sat.1 in der nächsten Woche? Folge neun.

Folge 8 wurde nie nachgereicht. Und die Folgen 12 und 13 ließ Sat.1 ganz weg. Nach Folge elf hörte der Sender einfach auf, tat so, als sei das die letzte Folge gewesen. Obwohl auch sie, wie die davor, mit einem Cliffhanger endete. Auf Nachfrage bestritt der stellvertretende Geschäftsführer und Programmplaner von Sat.1, Volker Szezinski, noch Monate später, dass die Serie überhaupt eine fortlaufende Handlung habe.

Ein Sender, der so mit seinen Zuschauer umgeht, darf sich nicht wundern, wenn er irgendwann keine Zuschauer mehr hat, die gute Serien zu schätzen wissen. Und Mitleid hat nicht er verdient, sondern wir.

PS: Am Samstag hat Kabel 1, das die „Blackout“-Folgen jeweils ein paar Tage nach Sat.1 wiederholt, versehentlich nicht Teil 2 gezeigt, der an der Reihe gewesen wäre und angekündigt war, sondern erneut Teil 1.

Kann bitte jemand unser Fernsehen aus den Händen dieser Leute befreien?

Lisa Plenske heiratet Lichtdings

Morgen ist ja der große Tag. Nach 364 Folgen wird Lisa Plenske heiraten. David oder Rokko.

Sat.1 hat, damit die Auflösung nicht zu früh rauskommt, zwei Versionen der letzten Folge drehen lassen: je Bräutigam eine.

Entsprechend wurden auch bei den ersten Folgen der Fortsetzung von „Verliebt in Berlin“ (die sich dann um Lisas plötzlich aufgetauchten Stiefbruder dreht) einige Szenen doppelt gedreht. Die erste Folge besteht nämlich gefühlt zur Hälfte daraus, dass irgendwelche Freunde und Familienangehörigen einander Fotos von Lisa und ihrem Bräutigam zeigen.

Aber welche Variante verschickt man vorab an die Journalisten, ohne die auf die falsche (oder richtige) Fährte zu locken? Sat.1 hat sich für eine lustigen Ausweg aus dem Dilemma entschieden: In den Presse-DVDs sind die Stellen, auf denen man den Bräutigam sehen könnte, durch ein gleißendes Licht unkenntlich gemacht:



Ich würd das ja genau so ausstrahlen. Da die Entscheidung, wen Lisa Plenske heiratet, offenbar so beliebig ist, dass man sie auch fünf Minuten vor der Sendung noch auswürfeln könnte, wäre das Spannendste, sie überhaupt nie aufzulösen.

Und mit diesem geilen Lichtdings könnte Sat.1 „Verliebt in Berlin“ noch als weltweit erste Mystery-Telenovela verkaufen.

K11

Fernsehen für Menschen, die lieber bügeln. Mehr Redundanz wagen: Der unheimliche Erfolg der pseudodokumentarischen Serien “K11” und “Lenßen & Partner”

Es gibt „Tatort“-Folgen, die sind so dicht und komplex konstruiert, daß es reicht, einmal für zwei Minuten auf die Toilette gegangen zu sein, um die ganze Geschichte nicht zu verstehen. Na und? Es gibt Folgen von „Lenßen & Partner“, die sind so überschaubar gebaut, daß es reicht, zwei Minuten vor Schluß einzuschalten, um den ganzen Fall zu verstehen und nichts Wesentliches verpaßt zu haben.

Eine ganze Ausgabe von „Lenßen & Partner“ zu sehen lohnt sich eigentlich nur, wenn man nebenbei den Abwasch erledigt, telefoniert und versucht, Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie zu verstehen. Alles andere wäre Verschwendung. Diese Krimiserie ist für ein Publikum gemacht, das nur mit einem halben Ohr hinhört. Wir sehen eine junge Frau mit einer blutigen Kopfwunde auf der Straße liegen und fragen uns, ob sie nur gestürzt ist oder zusammengeschlagen wurde. Der Sprecher sagt aus dem Off: „Die junge Frau hat eine blutige Kopfverletzung. Ist sie unglücklich gestürzt oder brutal niedergeschlagen worden?“ Und schon beugt sich Ingo Lenßen über die Frau und sagt: „Sie bluten ja. Sind Sie gestürzt? Oder hat Sie jemand zusammengeschlagen?“

Es wäre falsch, deshalb die Zuschauer von „Lenßen & Partner“ für blöd zu halten. Sie haben halt Besseres zu tun, als auf den Fernseher zu achten, nur weil der gerade läuft. Das Bahnbrechende an der Serie ist, daß sie sich in einem nie gekannten Maß auf diese Fernsehhaltung eingestellt hat. Natürlich weiß jeder aufmerksame Zuschauer, daß der Detektiv jetzt eine Kamera vor der Wohnung installiert, um herauszufinden, ob sich darin ein Bordell befindet (und das nicht nur, weil er es vor drei Sekunden seiner Kollegin erklärt hat). Aber für unaufmerksame Zuschauer sagt der Off-Sprecher sicherheitshalber: „Betreibt der Mann in der Wohnung ein Bordell? Die Ermittler erhoffen sich, über eine Kamera Klarheit zu bekommen.“ Im Zweifel funktioniert die Fernsehserie problemlos auch als Hörspiel.

„Lenßen & Partner“ hat ein neues Fernsehgenre begründet. Erfunden wurde es von der Firma Constantin Entertainment, die sich als Produzent billiger Gerichtsshows einen Namen gemacht hatte und ahnte, daß man ihr hochwertige Serien nicht unbedingt abkaufen würde. Also holte sie statt dessen das Prinzip, echte Protagonisten in sehr abwegigen Geschichten, umgeben von hundsmiserablen Laiendarstellern, sich selbst spielen zu lassen, aus dem Gerichtssaal. Ingo Lenßen, ein echter Anwalt, der bislang als Verteidiger bei Fernsehrichterin Barbara Salesch aufgetreten war, eröffnete im Fernsehen eine Detektei und sucht seither nach entlaufenen Ehemännern, betrügerischen Huren, den Grenzen des guten Geschmacks und dem endgültigen Gegenteil von „Hochglanz“.

Und die Constantin stellte fest, daß billigste Herstellungsweisen einen Reiz darstellen können: Die verwackelten Bilder der Videokameras vermitteln ebenso wie der – wohlwollend formuliert – Verzicht auf Perfektion beim Aufsagen der Texte und beim Darstellen der Rollen ein Gefühl von Authentizität.

„Scripted reality“ nennen die Programmacher das pseudodokumentarische Genre, und das Verblüffende ist: Es macht nicht nur einen kostenfixierten Privatsender glücklich, sondern auch die Zuschauer. Neben „Lenßen & Partner“ um 18 Uhr laufen auf Sat.1 täglich „Niedrig & Kuhnt“ (17 Uhr) und „K11 – Kommissare ermitteln“ (19.45 Uhr). Daß Sat.1 seine größten Sorgen los ist, liegt weniger an Prestigeprojekten als an diesen Discount-Produkten: „Niedrig & Kuhnt“ hat sagenhafte Marktanteile von zwanzig Prozent in der Zielgruppe; „K11“ ist mit weit über vier Millionen Zuschauern oft die meistgesehene Sat.1-Sendung. Ein Exportschlager ist das Format auch: Nach Polen, China und Rußland hat es der Sender schon verkauft.

Die einfachste Erklärung für den Erfolg wäre natürlich, daß die Menschen regelmäßig vor dem Bildschirm erstarren, fassungslos angesichts des darstellerischen und erzählerischen Grauens. Aber so einfach ist es wohl nicht. Constantin-Chef Ulrich Brock sagt, es liege nicht zuletzt daran, daß die Polizistendarsteller in „K11“ echte Polizisten seien: „Die Zuschauer erleben die Hauptfiguren als überzeugend und authentisch, nicht als Schauspieler. Sie agieren aus der Kompetenz des Echten. Die Fälle haben alle etwas mit der Realität zu tun, sie sind der Realität entliehen.“ Brock räumt ein: „Nicht alle Geschichten sind plausibel und logisch bis ins letzte Detail.“ Aber gerade manche besonders absurden Fälle seien ähnlich passiert. Es zählt nicht die innere Logik, und ob der Schluß einer Geschichte mit dem Anfang zusammenpaßt, gilt als zweitrangig – Hauptsache, es gibt ein paar schöne Überraschungseffekte zwischendrin.

„K11“ hat etwas Holographisches. Auch im kleinsten Teil findet sich das Ganze wieder. In jeder Szene wird das bisher Geschehene zusammengefaßt. Bei „K11“ fragt niemand: „Wo waren Sie gestern abend?“ Ein „K11“-Verhör geht so: „Herr Meyer, Sie haben Frau Müller, die Tote, mit der Sie ein Verhältnis hatten, ja als letzter lebend gesehen. Wo waren Sie gestern abend, also zu dem Zeitpunkt, als sie ermordet wurde?“ Das Ermitteln ist nur eine Nebentätigkeit der Kommissare; vor allem sind sie damit beschäftigt, das Gesagte zu wiederholen und zu erklären. Wenn eine Frau sagt: „Ich bin nämlich mit Peter zusammen“, erwidern sie: „Ach so, der Geschäftspartner des Toten ist Ihr Freund?“ Wenn sie einen Zettel finden: „Wir treffen uns in der Fabrik“, sagen sie: „In der Fabrik, also am Tatort.“ Und wenn sie einen Laptop entdecken, auf dem eine Internetseite mit dem Wort „Chatroom“ zu sehen ist, müssen sie noch sagen: „Hm, sein Laptop ist ja noch hochgefahren. Hier, da ist noch eine Internetseite eingeloggt. Das ganze scheint über Chatrooms abzulaufen. Die Leute geben sich einen Nickname und können sich verabreden.“ Selbst auf die Verdächtigen färbt das mitunter ab, die auf die Frage: „Wo waren Sie um 19 Uhr“ dann erwidern: „Um sieben?“

Für einen Konkurrenten von Sat.1 hat das Kölner Institut Rheingold das Phänomen „Lenßen & Partner“ untersucht und festgestellt, daß ein wesentlicher Teil des Erfolgs gerade damit zusammenhängt, daß es so „trashig“ ist. „Auch regelmäßige Zuschauer dieser Sendungen haben eine diebische Freude, sie als schlecht zu kritisieren“, sagt der Psychologe und Medienforscher Frank Szymkowiak. „Denen ist klar, daß das nur eine Pseudoauthentizität ist und daß die Fälle an den Haaren herbeigezogen sind.“ (Besonders mag er die Folge, in der eine Frau mit gespaltener Persönlichkeit als Prostituierte arbeitet, dabei auf ihren Ehemann als Kunden trifft und danach den Verdacht nicht los wird, daß er sie mit sich selbst betrügt. Oder so ähnlich.)

In fast allen Fällen tun sich hinter kleinbürgerlichen Fassaden Abgründe auf. „Es geht um sehr schmuddelige, unsaubere Verhältnisse“, sagt Szymkowiak. „Wenn man sich da als Zuschauer wirklich involvieren würde, müßte man sich ekeln und entrüsten.“ Doch das verhindert die billige Gesamtanmutung, die gebrochene Dramatisierung – kurz: die Tatsache, daß es sich erkennbar um Trash handelt. „Auf diese Art kann man mit der Nase tief in den größten Schmuddel hinein, ohne sich selbst schmutzig zu machen.“ Ingo Lenßen sei mit seinem akkuraten Zwirbelbart das beste Symbol dafür: Selbst nach einer Entführung und Flucht war er nicht schmutzig. „Wasch mich, aber mach mich nicht naß“ – dieses Kunststück schafft auch das Publikum. „Die Geschichten gehen spurlos an dem Zuschauer vorüber; er wird nicht gepackt oder angerührt.“ Gerade am Vorabend sei das genau die Funktion, die das Fernsehen für viele erfüllen soll.

Ein guter „Tatort“ zwingt die Zuschauer, sich zu dem Geschehen zu verhalten. Eine gut funktionierende Scripted-Reality-Folge schafft es, sie auf Distanz zu halten. „Alle eventuellen Ambivalenzen werden spätestens durch den Off-Sprecher geglättet“, sagt Szymkowiak. Noch bevor die Zuschauer sich entscheiden müßten, ob sie das in Ordnung finden, was zwei da miteinander treiben, beschreibt der das Geschehen schon als „perverse Sexspiele“. Und vollkommen wird das Gefühl, daß alles klar und nichts offen ist, dadurch, daß alle Formate mit dem Verlesen der Urteile und Schicksale enden; Menschen, die schuldig, aber nicht straffällig geworden sind, bringen sich gerne um.

Szymkowiak rät davon ab, die Geschichten hochwertiger zu produzieren (nicht daß die Gefahr wirklich bestünde), und er glaubt nicht, daß sie in der Hauptsendezeit funktionieren könnten, in der das Zuschauerverhalten ein anderes ist. Aber vielleicht ändert sich das auch gerade. Ulli Brock sagt: „Der nächste Schritt ist es, das Genre aus den Kinderschuhen herauszuführen und in der Prime-Time auszuprobieren. Die Zeit ist jetzt reif dafür.“ Im übrigen wartet er darauf, daß die günstigen, aber vergleichsweise teuren Telenovelas an ihre Grenzen stoßen, um dann in die Lücke zu stoßen: „Dieses Gefäß, das wir entwickelt haben, das schnelle Produktionen ohne großen Aufwand mit dem notwendigen authentischen Look erlaubt, läßt sich auch mit anderen Inhalten füllen – es müssen nicht unbedingt Detektiv-, sondern können auch Liebesgeschichten sein. Wir sind überzeugt, daß es mehr solcher Sendungen geben wird.“

Große Gefühle im Fernsehen sehen dann so aus wie am Ende von „K11“. Vor der Werbepause sagt der Sprecher: „Wird die minderjährige Tochter die traumatischen Erlebnisse verkraften?“ Hinterher sagt er: „Das Opfer hat die Tat nicht verkraftet und befindet sich in psychiatrischer Therapie.“ Und die Schauspielerin kommt nicht mal mehr ins Bild.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

LiebesLeben

Diese Serie hat eine Seele. So sind sie, die jungen, modernen Großstadtmenschen: „LiebesLeben“ bei Sat.1.

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„Kannst du dir zum Beispiel vorstellen“, fragt die liierte junge Frau in Torschlußpanik kurz vor dem drohenden Heiratsantrag ihre beste Freundin, „von jetzt an bis ans Ende deines Lebens nur noch Sex mit einem einzigen Partner zu haben?“ Und die partnerlose Freundin antwortet: „Sex, ja, das wär toll.“

So sind sie, die jungen, modernen Großstadtmenschen. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Und wie es ist, ist es verkehrt.

Auf der nach oben offenen Weltproblemskala sind die Sorgen dieser jungen, modernen Großstadtmenschen in einem kaum meßbaren Bereich. Aber es sind ihre Sorgen, und das macht sie zu den wichtigsten der Welt. Sicher, Malte könnte froh sein, so wie er aussieht und die Frauen auf ihn fliegen. Und Caren und Björn, als junges Paar, das gerade zusammengezogen ist. Und Edwin hat ja seine süße Tochter, die „Prinzessin“, die ihn bedingungslos liebt. Und Verena ist Paketfahrerin von Beruf, da klingelt sie täglich bei so vielen fremden Männern an der Tür, da muß doch irgendwann der richtige dabeisein.

Andererseits hat es Malte so satt, daß diese attraktiven jungen Dinger sich ihm alle vor die Füße werfen und nur auf sein Äußeres abfahren, wo er sich doch eigentlich nur wünscht, daß ihm seine Ex-Freundin noch eine letzte Chance geben würde (leider weiß genau die am besten, daß der Sex mit ihm gut funktioniert, sonst aber auch nichts). Caren und Björn merken, daß das mit dem Zusammenziehen zwar theoretisch eine gute Idee war, aber die ganzen Unterschiede zwischen den beiden, die vorher so spannend schienen, sich dadurch plötzlich in echte Beziehungskiller verwandeln. Edwin leidet wie ein Hund, daß die Frauen dauernd auf seinen Kumpel Malte abfahren und nie auf ihn, und fragt sich, ob es dem Pech nicht irgendwann langweilig wird, immer nur ihn zu verfolgen. Und Verena hängt sich so verkrampft an jede nur halbwegs aussichtsreich erscheinende Beziehung, daß sie jeden Bewerber schon dadurch in die Flucht schlägt.

„LiebesLeben“ erzählt die Geschichten dieser fünf, ihre endlose Suche nach dem kleinen bißchen Glück, das dann aber bitteschön perfekt sein soll, weil es sonst doch nur eine andere Form von Elend ist. Und daß daraus so eine wunderbare leichte, aber nicht flache Serie geworden ist, liegt nicht zuletzt daran, daß ihr das Kunststück gelingt, diese Dreißigjährigen in ihrem subjektiven Unglück ernst zu nehmen und sich gleichzeitig über die Absurdität dieser Probleme lustig zu machen. Seinen Witz zieht das Buch von Tommy Jaud vor allem daraus, daß die Angehörigen dieser Generation ja tatsächlich viele Probleme haben, die ihre Eltern und Großeltern nicht kannten. Daß es viele Situationen gibt, die zu ihrem Alltag gehören, für die es aber keine Verhaltensknigge irgendeiner Art gibt.

Wie geht man mit dem neuen Mann der Ex-Freundin um, der offenbar sehr viel Geld hat und ein arrogantes Arschloch ist, mit dem sich aber ein Zusammentreffen nicht vermeiden läßt, weil die kleine Tochter in seinem Haus wohnt? Wie teilt man ihm mit, daß es schön wäre, wenn er die Tochter nicht mit siebentausend Stofftieren in zwei Spielzimmern bestechen würde, wenn man sich selbst finanziell gerade mal so durchschlagen kann? Oder was ist die sozial akzeptable Art, einem One-night-Stand am nächsten Morgen zu sagen, daß eigentlich nicht nur eine Wiederholung ausgeschlossen ist, sondern auch ein gemeinsames Frühstück? Unter welchen Voraussetzungen darf man sich als Mensch in glücklicher Partnerschaft mit einem früheren Partner treffen, einfach nur so? Und wie kriegt man raus, ob die Table-Tänzerin wirklich Interesse an einem hat oder nur ihren Job richtig gut macht? (Okay, das letzte ist eine Spezialfrage.)

„LiebesLeben“ erzählt die Versuche der Frauen und Männer, diese und andere Fragen zu beantworten, teils fortlaufend, teils episodenhaft. Und auch wenn die Serie meist den kürzesten Weg zur nächsten trockenen Pointe ansteuert, geht sie doch auf eine ungewohnt zärtliche Art mit ihren Protagonisten um und gibt ihnen Tiefe und Aufrichtigkeit. Ihre Beziehungsgeschichten sind nicht nur lustig und bizarr, sondern auch wahr. Sat.1 hat diese Mischung offenbar aus Verlegenheit auf der Suche nach einem passenden Genrebegriff mit „Romantic Comedy“ bezeichnet, doch sie hat nichts von dem Süßlichen, das man mit diesem Begriff verbinden kann, sondern eher eine abgründige Komponente.

Es ist eine der innovativsten Comedyserien seit langem. Nicht nur, weil sie diese zweite, ernste Ebene hat. Sondern auch durch die Art, wie sie erzählt ist. Die Protagonisten sprechen mit dem Zuschauer aus dem Off und in die Kamera, in Einschüben wird Vergangenes, Erhofftes und Befürchtetes visualisiert, und wenn eine fast vergessene Nebenfigur am Ende einer Folge plötzlich wiederauftaucht, kann es sein, daß sie sagt, sie sei der Mann „vom Anfang der Folge“. Die Macher hatten offenkundig Spaß an kleinen Gags und daran, mit der Erwartung des Publikums zu spielen.

Und man muß zum Beispiel nur sehen, wie liebevoll der Stadtalbtraum Köln in Szene gesetzt wurde, mal kalt und großstädtisch, mal romantisch und attraktiv, um zu erkennen: Dieses Programm hat eine Seele. Vorspann, Musikauswahl, Schnitt, Regie (Tobi Baumann) – alles strahlt Leidenschaft aus. Und in den besten Momenten schaffen es die Schauspieler, ihre Charaktere von Comedyfiguren zu echten Menschen werden zu lassen, mit denen man fühlt. Allen voran Michael Lott als depressives Knautschgesicht Edwin, der zwischen Witzfigur und tieftraurigem Loser changiert. Julia Stinshoff als Caren darf endlich mehr als süß gucken, Florian David Fitz mehr als ein Serienschönling sein, und Bettina Lamprecht macht als schroffe Barfrau Sanne aus einer Nebenrolle ein Highlight.

Und dann steht Edwin samstags morgens wieder unter der nicht eingeschalteten Dusche und fragt sich, warum er sich überhaupt die Mühe macht aufzustehen, an einem Tag, von dem er doch nichts zu erwarten hat. Weil er doch wieder keine Frau treffen wird, die ihn akzeptiert, so wie er ist: ungeduscht und depressiv. Und entscheidet sich dann, sich trotzdem zu waschen, „denn wenn ein Mann schon abends allein und traurig nach Hause kommt, soll er dabei wenigstens gut riechen“.

(c) Frankfurter Allgemeine Zeitung

Angst essen Quote auf

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Orientierungslos dilettiert das Privatfernsehen vor sich hin – auf der Suche
nach den Zuschauern und sich selbst.

Als ob noch irgendwer die alte Leier hören wollte vom Fernsehen, das immer schlechter wird. Braucht kein Mensch.

Dies ist nicht so ein Text. Auf den nächsten knapp 300 Zeilen kommt Adorno nicht vor, wird Harald Schmidt nicht nachgeweint, werden weder die Dschungelshow noch „Big Brother 5“ als endgültiger Untergang des Abendlandes gegeißelt. Es ist nur so, daß einem gerade so wahnsinnig wenig gute Gründe zum Einschalten einfallen. Es muß ja keine mehrteilige Literaturverfilmung mit komplexer Verwebung verschiedener Zeitebenen sein, nicht einmal eine kontroverse Spielserie zu Fragen unserer Zeit. Gut gemachtes Alltagsfernsehen würde schon reichen, „gepflegte Unterhaltung“, wie man das früher nannte. Man muß nicht mit dem kulturpessimistischen Blick des Intellektuellen auf das Fernsehen hersehen, um festzustellen: Im Moment ist es besonders trostlos, und die Fehler, die gemacht werden, sind besonders unfaßbar.

Wie war das wohl bei der Sitzung, auf der RTL entschied, wer in der Jury von „Star Duell“ über die karaokesingenden Soapdarsteller urteilen soll? Nachdem die Namen „Caroline Beil“, „Daniel Küblböck“, „Nina Hagen“ und „Mike Krüger“ auf der Tafel standen, fragte vielleicht ein Teilnehmer: „Fehlt da nicht ein bißchen Kontrast?“, ein anderer fügte wortlos „Roberto Blanco“ hinzu, und die Runde nickte erleichtert. „Wir setzen die auf ein Ufo, das die ganze Zeit durch die Halle schwebt“, erläuterte ein Insider. Ah ja. Komisch, daß die Leute das nicht sehen wollten.

Ein denkwürdiges Ereignis war sicher auch die Konferenz, auf der es der Produktionsfirma Constantin Entertainment gelang, Sat.1 ein erfolgversprechendes Konzept für sechs Super-Samstagabendshows zu verkaufen: Zwölf Semiprominente buchstabieren Wörter um die Wette. B-U-C-H-S-T-. . .? Genau. Nein, sonst nichts. Gekauft. (Kandidaten, die früh ausscheiden, bleiben trotzdem auf der Bühne und also dreißig Minuten gelangweilt im Bild, und im Gegensatz zu der anderen Sendung, wo das so ist, nicht mal zwischen Robbie Williams und einem Saalkandidaten.)

Dutzendfach ließen sich Beispiele aufzählen, von unerklärlichen Sendeplatzentscheidungen, der Inflationierung ohnehin schwächelnder Formate, fahrlässigem Vergraulen treuer Serienfans bis hin zu Details wie dem, daß bei Kabel 1 offenbar jemand angeordnet hat, den Titel des laufenden Programms immer in einer Ecke einzublenden, damit der Zapper weiß, was läuft. Was mag sich der Zapper denken, wenn dort „Shooter“ steht? – Alles falsch. „Shooter“ ist kurz für „Troubleshooter“, eine 08/15-Dokureihe über Sozialarbeiter und andere Helfer und Kontrolleure. Darauf muß man erst einmal kommen.

Was dem Fernsehen im Moment fehlt, hat weniger mit Kultur und Anspruch zu tun als mit Kreativität und Handwerk. Lassen wir ARD und ZDF einmal außer acht, die nur den kommerziellen Trends hinterherhecheln; für das gegenwärtige Versagen der Privaten gibt es handfeste Gründe, und der wichtigste davon ist die Angst.

In München kursiert eine sehr knappe Erklärung dafür, warum Pro-Sieben-Geschäftsführer Nicolas Paalzow gefeuert wurde: Er habe einmal zu oft Einwände gegen von oben angeordnete Programmentscheidungen geäußert. Viele, denen ihr Job lieb ist, ziehen daraus die Lehre, Vorgaben am besten umzusetzen, ohne sie zu hinterfragen. So werden aus den „Vorschlägen“, die Haim Saban, der Besitzer von Pro-Sieben-Sat.1, aus Los Angeles macht, in München Anordnungen. Die Rede ist von der „Amerikanisierung“ der Fernsehfamilie. Dumm bloß, daß amerikanische Rezepte auf dem deutschen Markt ungefähr noch nie funktioniert haben.

Man muß schon sehr weit weg sein vom deutschen Fernsehalltag, um auf die Idee zu kommen, daß die Zukunft des braven Wiederholungs- und Plätscher-Senders Kabel 1 darin liegen könnte, so zu werden wie das junge Krawall- und Trash-Programm RTL 2, nur weil das viel mehr Gewinn abwirft. Aber auf solche Ideen kommt das neue Management von ProSieben-Sat.1, weshalb Kabel 1 so lustige Experimente machen durfte wie das „Judas-Game“ und „Opas letzter Wille“. Einmal dürfen Sie raten, wie erfolgreich das war.

Man könnte solche Entscheidungen mit Unerfahrenheit erklären. Oder damit, daß jemand nur den kurzfristigen Erfolg sucht. Oder damit, daß man nur aufs Geldverdienen achtet und nicht aufs Programm-Machen. All diese Punkte träfen ganz gut das Dilemma des Privatfernsehens. Pro Sieben hat seit Anfang Mai einen 31 Jahre alten Geschäftsführer namens Dejan Jocic, den die Pressestelle ein „außergewöhnliches Managementtalent“ nennt mit „mehr als zehn Jahren Erfahrung im Programm- und Produktionsbereich“. Böse Menschen sagen, damit sei sein Praktikum beim Deutschen Sportfernsehen gemeint. Zu seinen ersten Amtshandlungen gehörte es, alle Entscheidungen seines Vorgängers vorläufig auf Eis zu legen. Das macht man so als neuer Chef.

In einer zutiefst verunsicherten Branche, in der man weder von den Chefs noch von den Zuschauern mehr weiß, was sie wollen, flüchten sich die Sender ins Nicht-Entscheiden. Da kommt also eine Produktionsfirma und bietet ein neues Format an. Kaufen? Womöglich wird es ein Flop! Nicht kaufen? Herrje, womöglich läuft es dann bei der Konkurrenz und wird ein Hit! Also: erst mal reservieren, aber nicht zusagen, verzögern, hinhalten, wird schon. Hätte die Produktionsfirma nicht noch ein paar Ideen, wie man das umsetzen könnte? Wo man das ausstrahlen sollte? Das muß aber doch billiger zu produzieren sein! Können wir nicht die Zuschauer teuer anrufen lassen, um jemanden rauszuwählen? Ach, das geht nicht, weil es gar keine Live-Sendung ist? Hm. Soso.

Tempo kommt ins Spiel, wenn dann doch eine Entscheidung gefallen ist, womöglich bei einem Konkurrenten. Fast ein Jahr lang hatten die RTL-Leute einigermaßen überzeugend erklärt, der Erfolg von „Star Search“ im vergangenen Sommer beruhe nur auf einer Ausnahmesituation und werde sich nicht wiederholen, doch als Sat.1 dann mit der zweiten Staffel begann, schoß RTL dagegen, als müsse man die Entstehung eines zweiten „Wetten daß . . .?“ verhindern: Drei Folgen der Erfolgsserie „Alarm für Cobra 11“ liefen gegen die Premiere und auf dem Schwestersender Vox noch „Titanic“. Ein absurder Overkill, nur um ganz sicherzugehen, daß „Star Search“ auch garantiert nicht vom Start wegkommt.

In den USA lief erfolgreich die Show „Simple Life“, in der sich zwei Großstadtgören auf dem Land durchschlagen müssen, RTL kündigt für den Herbst eine deutsche Variante an, aber Pro Sieben schickt schon im Juli sieben „Prominente“ auf „Die Alm“. Man kann ja die RTL-Dschungelshow als Trash bezeichnen, aber sie war langfristig geplant, geschickt gecastet, liebevoll, aufwendig, teuer produziert. Nichts spricht dafür, daß der Schnellschuß von Pro Sieben ähnlichen Kriterien genügen wird, in der Kürze der Zeit überhaupt genügen kann. Er ist – wie viele andere – nur die Antwort auf die Frage des Vorgesetzten: „Und was machen wir in dieser Richtung?“

Dahinter steckt eine tiefe Sinn- und Identitätskrise. Die sogenannten Spartensender sind längst ein Witz, weil sich mit ihrer jeweiligen Spezialität kein Geld mehr verdienen läßt. Auf den Musiksendern laufen kaum noch Musiksendungen, auf den Nachrichtensendern immer seltener Nachrichten, im Sportfernsehen DSF nur noch zufällig mal Sport. Es ist noch nicht lange her, da lehnte Pro Sieben „Big Brother“ ab, weil die billige Optik der Überwachungskameras nicht zum „Premium“-Anspruch des Spielfilm- und Seriensenders paßte. Heute kann es gar nicht grobkörnig genug sein, jeder muß auf jeden Trend aufspringen, und am Ende wundern sich alle, daß der Zuschauer keine Lieblingssendungen und -sender mehr hat, denen er treu ist. Wer kann sie auch noch unterscheiden, die Laienschauspiele, die Schnipsel mit C-Klasse-Stars, die ein paar Sätze zu den Achtzigern / den Neunzigern / „Sex and the City“ sagen, die Sendungen, in denen Oliver Geissen mit drei Kollegen auf einem halbrunden Sofa sitzt?

Bislang wußte man wenigstens bei RTL immer noch, wer man ist (Marktführer), was für Sendungen man macht (die erfolgreichen). Plötzlich bröckeln die Quoten, sämtliche Erfolgsformate haben ihren Höhepunkt überschritten, in wenigen Wochen floppten drei Shows atemberaubend („Star Duell“, „Fear Factor“, „Goxx“). Bei Sat.1 haben die Leute Erfahrung mit Niederlagen, RTL aber ist zutiefst verunsichert. Und quasi führungslos, denn Chef Gerhard Zeiler ist überwiegend in Luxemburg, um die Geschäfte der europäischen RTL-Group zu leiten, was vielleicht in Zeiten, wo alles lief, unproblematisch war. Seinem Stellvertreter Frank Berners sagt man ein gutes Gespür fürs Programm nach, nicht aber Entscheidungsfreude. Gelinde gesagt.

Der einzige Privatsender, der in der vergangenen Saison nennenswert Zuschauer gewinnen konnte, ist RTL 2. Dessen Geschäftsführer Josef Andorfer ist auch der einzige mit einer klaren Vision von dem Programm, das er machen will. Man muß die nicht mögen. Aber man darf sich über den Erfolg nicht wundern.

Es kommt so einiges zusammen. Die Geschwindigkeit, mit der die Sender Talkshows aus dem Programm warfen und durch geschriebene Gerichts- und Pseudo-Doku-Formate ersetzten, bedeutete schlicht, daß aus erfahrenen Talkshow-Redakteuren unerfahrene Drehbuchautoren wurden, Laien, wie die Darsteller. Und am anderen Ende der Hierarchie, auf den verantwortlichen Positionen, sitzen immer mehr Menschen, die das Fernsehen nicht gucken, geschweige denn lieben.

In den neunziger Jahren hieß es, daß das Privatfernsehen die Branche professionalisiert habe. Heute sorgt es für eine rasante Amateurisierung. Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski bekannte diese Woche in einem Interview: „Ich sage zu mir drei Mal am Tag, daß ich den geilsten, spannendsten Job der Welt machen darf.“

Das ist doch was.

Anke Engelke

Sie wird uns enttäuschen. Auch Anke Engelkes Late-Night-Show wird Deutschland nicht retten. Aber vielleicht ein paar Fernsehabende.

„Was dürfen wir erwarten von der Show, Frau Engelke?“

„Ich werde Sie unterhalten.“

„Mehr nicht?“

„Ich finde das eine ganze Menge!“

Wie süß. Ja, nein, Frau Engelke, das reicht natürlich nicht. Es ist ein bißchen schwierig, in all den Veröffentlichungen vor dem Start von „Anke Late Night“, den Kommentaren und Essays, Warnungen und Ratschlägen den Überblick zu behalten, aber eines erwarten sie alle: Bedeutung. „Sie soll so witzig sein wie Harald Schmidt und zugleich so bedeutsam werden“, hat die Zeitschrift „Cicero“, jener neue selbsterklärte Hort der elitären Debatte, formuliert. (Und natürlich hinzugefügt, daß ihr das nicht gelingen wird, denn für Schmidts Strategie sei sie weder gebildet noch geistreich genug.) Das „Amt des Hofnarren“ sei seit Schmidts Abschied verwaist, jenes „unersetzliche Regulativ zum tauben Ernst der politischen Klasse“. Grundgütiger: Mit Deutschland geht es bergab, und nun ist auch noch ein unersetzliches Regulativ-Amt verwaist, und die einzige Kandidatin für die Nachfolge ist offensichtlich ungeeignet.

Der Kölner Medienprofi Lutz Hachmeister hat gesagt, „Engelke ist keine Leitfigur für Halb-Intellektuelle“, was zweifellos stimmt, von der Nachrichtenagentur dpa aber als Kritik an der Wahl der Entertainerin interpretiert und von Kollegen gleich abgeschrieben wurde. Wenn es etwas gibt, das wir wirklich ganz besonders dringend brauchen in diesem Land, ist es ja eine Leitfigur für Halb-Intellektuelle.

Sat.1 darf sich über die verquaste Debatte nicht beklagen: Der Sender beteiligt sich munter am Spiel und belastet die Show mit Gewicht. „Anke Late Night“ werde das Forum, in dem Angela Merkel ihre Kanzlerkandidatur bekanntgeben könnte, träumte der frisch gekürte Geschäftsführer Roger Schawinski. Seine Sprecherin beharrt auf Nachfrage darauf: Nein, es reiche eben nicht, viermal die Woche am späten Abend eine Sendung zu machen, die so unterhaltsam sei, wie es Engelkes Sketchshow „Ladykracher“ war. „Anke Late Night“ müsse – gerade in der ersten Zeit – Schlagzeilen machen, brisant sein, Agenturmeldungen produzieren.

Jawohl: Bedeutung haben.

Da ist es kein Wunder, daß am vergangenen Freitag zwei Stunden lang die Journalisten, denen Anke Engelke im Zehn-Minuten-Takt Telefoninterviews gibt, alle die gleichen Fragen stellen (bis auf den einen, der fragt, was sie gerade anhat): Ist sie nervös? Wie kommt sie mit dem Druck klar? Sind die Erwartungen nicht zu hoch, die Fußstapfen zu groß? Anke Engelke wird nicht müde, falsch: sie wird müde, zu wiederholen, sie sei überhaupt nicht nervös, wirklich nicht, sie spüre diesen Druck nicht, das sei nicht ihr Druck, sie freue sich einfach auf die Sendung. Politik? Bedeutung? Hallo? – „Es soll eine unterhaltsame Stunde werden.“

Seit Wochen planen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich, was für eine Sendung sie machen würden, wenn sie schon eine Sendung machen würden, auf dem Papier und am Telefon, weil die Engelke noch in Griechenland war, um mit Dietl einen Film zu drehen. Vergangene Woche haben sie dann drei Sendungen produziert, zur Probe, aber mit Publikum und prominenten Gästen, wie eine richtige Sendung, in den Studios der Firma Brainpool in Köln-Mühlheim, nicht weit von dem Ort, an dem auch Sie-wissen-schon-wer jeden Tag Sie-wissen-schon-was aufgenommen hat. Und was herrscht da? Atemlose Spannung? Fiebrige Ruhe? Nervöse Hektik? Nichts von alledem. Ausgerechnet dieser Ort, an dem diese wichtige Sendung entsteht, scheint der einzige zu sein in Deutschland, wo sich die Menschen nachts nicht schlaflos im Bett wälzen und grübeln: Ob das was wird?

Bei der dritten Probesendung sitzen Dutzende Fotografen und die gesamte Medienjournalistenmeute im Publikum, der Senderchef ist da und der Unterhaltungschef, aber das Gefühl, einem Event beizuwohnen, verliert sich, sobald man den Blick auf die eigentlichen Macher richtet. Wenn hier Geschichte geschrieben würde, müßte sich das anders anfühlen. Ja, Gott, das hat es noch nie gegeben, weltweit nicht, daß eine Frau eine Late-Night-Show moderiert, aber erstens kann „die Anke“ das, und zweitens ist das ja nicht die erste Late-Night-Show, die wir hier auf die Beine stellen (die Geschichte reicht zurück bis zur selig vergessenen „RTL Nachtshow“ mit Thomas Koschwitz vor zehn Jahren).

Das fast kuschelige Wohlgefühl hier ist der denkbar größte Gegensatz zu der Hysterie draußen, und interessanterweise trifft das auf den Inhalt der Show genauso zu. Zunächst einmal ist man überhaupt verblüfft, festzustellen, daß es sich nur um eine Fernsehsendung handelt und nicht die Weltrevolution und daß es sich bei der Moderatorin nicht um eine obskure Frau Engelke handelt, die gerade vom Himmel gefallen oder aus einem Offenen Kanal gekrabbelt ist und deshalb den Lesern in Dutzenden Portraits erst mal vorgestellt werden mußte, sondern tatsächlich um jene Frau Engelke, die einst im Kinderprogramm neben einem Hund und einem Vorstadtrocker als altkluges dickliches Mädchen (unangenehm) auffiel und auch in den 25 Jahren darauf dem ein oder anderen Zuschauer schon begegnet sein könnte.

Sie hat eine klassische Late-Night-Show-Dekoration mit einer Skyline, die von Klinkern und Stahlträgern eingerahmt wird. Sie hat eine klassische Late-Night-Show-Band (mit ihrem Lebensgefährten als Bandleader und persönlichem Beistand, der aber, wie sie sagt, wenn es erst mal gut läuft, gegen einen richtigen Musiker ausgetauscht wird). Und sie hat einen nicht ganz so klassischen Schreibtisch, stylisch, „funky“, wie ihr Produzent sagt, geschwungen in weiß und orange, ein bißchen, als wäre er von Apple, und daneben ein hellgraues Sofa, das flauschig aussieht, aber nicht sehr gemütlich.

Sie tritt auf als Anke Engelke, was ganz schön ist im Vergleich zu Harald Schmidt, der erst als David Letterman auftrat und später als „Harald Schmidt“, sagt „Hallo zu Hause“ und muß sich dann leider als erstes in ein altes Korsett zwängen, das ihr nicht paßt, das zwickt und kratzt: Die obligatorische Stand-up-Nummer, mit naheliegenden Einzeilern zu dem, was heute so passiert ist, auch Politischem. Sat.1-Chef Schawinski ist darauf besonders stolz, schwärmt von der wichtigen „Tagesaktualität“ und hat das Wort „Bedeutung“ schon wieder groß auf der Stirn stehen, dabei kann man diesen Teil, zumindest in den ersten Wochen, bis sie eine eigene Haltung gefunden haben wird, getrost verpassen.

Einige Einspielfilme gibt es, mal mit Puppen, mal mit den Schwarz-Weiß-Frauen aus „Ladykracher“, mal mit mittellustigen Straßenumfragen, mal mit Engelke, die sich in Charlotte Roche verwandelt und dann Charlotte Roche interviewt, was so gut ist, daß es nicht nur für Charlotte Roche beunruhigend wirkt.

Aber das eigentliche Gefühl, daß diese Show eine werden könnte, auf die man sich freut, entwickelt sich, wenn man Anke Engelke im Talk sieht. Außer dem Talent, in verschiedene Rollen zu schlüpfen, hat sie das Talent, mit Menschen zu reden. Sie ist aufmerksam, achtet auf Stimmungen, reagiert spontan auf das Publikum, läßt Situationen eskalieren und in ungeahnte Richtungen entwickeln und holt sie mit einem Witz, einem Themenwechsel oder auch einer Pause vom Abgrund zurück. Das Geheimnis dieser Gespräche ist es, gerade nicht bedeutungsvoll sein zu wollen. „Sabine Christiansen“ ist bedeutungsvoll, „Beckmann“ ist ein Bedeutungsvampir, der alles Gewichtige aus seinen Gästen heraussaugt, bei Johannes B. Kerner strotzen sogar die Präpositionen in den Sätzen, mit denen er seine Gäste vorstellt, vor Relevanz. Und was will Anke Engelke? Scheinbar fast nichts. Die Leute sollen sich wohl fühlen, nicht nervös sein. „Das Unverstellte will ich sehen. Es gibt in jeder Minute drei, vier Momente, die spontan sind und schön.“

Die nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn etwa habe in der Pilotsendung nichts „bekanntgegeben“, sagt Engelke. „Die war am Anfang total verkrampft; dann haben wir erst mal ein paar Erdbeeren zusammen gegessen.“ Danach haben sie über ihre „Ex“-Männer gesprochen, den Wolfgang Clement und den Johannes Rau, und die Höhn hat erzählt, daß der Clement schon mal mit Aktenordnern geworfen hat.

Der Hockeyspieler Florian Kunz ist in einer Pilotsendung zu Gast, ein Mann, der nicht vor Witz sprüht, ein Thema, das keinen besonderen aktuellen Anlaß hat, ein Sport, den Frau Engelke zeitweise mit Eishockey verwechselt und auch danach noch vom „Puck“ spricht. Es ist, so gesehen, das bedeutungsloseste Gespräch der Welt, aber zuzusehen, wie sie ihn nach der „albernen“ Laufposition befragt, nach Rückenschmerzen und daß er dann ja wohl gut staubsaugen könne, und er allmählich auftaut und davon erzählt, daß er frisch gewonnene Pokale mit ins Bett nimmt, ist angenehm – weil man das Gefühl hat, daß das Gespräch offen ist, ohne Fragenkärtchen, die abgearbeitet werden, ohne Zwang, nachher was an die Agenturen geben zu können. (Roger Schawinski hat den Reiz leider nicht verstanden und hinterher erklärt, unter echten Bedingungen hätte man so einen Gast natürlich nur eingeladen, wenn er gerade die Goldmedaille gewonnen hätte.)

Wenn alles gutgeht, könnte „Anke Late Night“ diese kleinen Momente des Fernsehglücks zaubern, wie man sie gelegentlich bei ihren Kolleginnen Barbara Schöneberger, Christine Westermann oder Charlotte Roche und auch bei Wigald Boning erlebt. Momente, in denen es scheinbar um nichts geht, die aber auch kein sinnloses Geblubber sind, weil der Zuschauer für einen Augenblick das Gefühl bekommt, nicht einem Ritual beizuwohnen, sondern Menschen zuzusehen, zwischen denen etwas passiert. Die sich öffnen und selbst nicht wissen, wohin sich das entwickelt. Wenn dann wirklich die Merkel vorbeikäme, wüßte man zwar hinterher wahrscheinlich immer noch nicht, ob sie Kanzlerkandidatin wird, hätte aber vielleicht ein Gefühl dafür bekommen, ob sie Humor hat und wie sie reagiert, wenn ihr ihre eigene Parodie gegenübersteht.

Vielleicht sehnen sich ja die Zuschauer nach solchen Augenblicken: nach so was wie Ehrlichkeit oder auch nur Unberechenbarkeit in einem Fernsehprogramm, das so vollständig erstarrt ist, daß man selbst bei Live-Sendungen die Texte mitsprechen kann. Aber um dieses Bedürfnis befriedigen zu können, muß eine Sendung leise sein, fast unscheinbar und kuschelig wie „Blondes Gift“ oder „Zimmer frei“. „Anke Late Night“ könnte uns womöglich viermal die Woche für eine Stunde mit dem Fernsehen versöhnen. Aber dafür müßte die große Show klein sein dürfen.

Daß man sie läßt, ist kaum zu erwarten.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung