Schlagwort: Süddeutsche Zeitung

Das Internet, diese Pest

Stefan Kornelius, Außenpolitik-Chef der „Süddeutschen Zeitung“ und einer der Gründer des „Medium Magazin“, kommentiert die Umstände der Hinrichtung Saddam Husseins und ihre fatalen Folgen. Einen der schärfsten Begriffe hat er erstaunlicherweise weder für das Chaos bei der Hinrichtung, noch für die Videoaufnahmen selber reserviert, sondern für das Medium, über das sie nun verbreitet werden:

„Die Seuche Internet garantiert, dass die Bilder auf immer abrufbar sein … werden.“

Und Kornelius konnte nicht einmal verhindern, dass sein Artikel nun auch Teil dieser ansteckenden Krankheit geworden ist.

Wiederholungstäter II

Jede Wette: Noch in zehn Jahren werden sich Journalisten in vermeintlich wichtigen Tageszeitungen über die Bedeutungslosigkeit der deutschen Blogosphäre mokieren und darauf hinweisen, dass man es „schon mit 450 Zugriffen im Monat“ in die Top100 schaffe.

Nach der „Frankfurter Rundschau“ verbreitet nun auch die „Süddeutsche Zeitung“ bzw. jetzt.de diese Mär, und auf Nachfrage antwortet der Autor süffisant:

Zum besseren Verständnis:

Die Information, dass man mit „450 Zugriffen schon in die Top100 kommt“ ist dem Buch „Weblogs“ von Jan Schmidt entnommen (2006), einer der ersten wissenschaftlichen Studien (kein Marketing-Pamphlet oder Selbstauskunft von Blog-Betreibern) in Deutschland über die von uns allen doch so sehr geschätzte Blogosphäre.

Erfahrungsgemäß kann es sich jetzt nur noch um Wochen handeln, bis der Autor merkt, dass zwar die Zahl stimmt, aber die Zeiteinheit nicht: Er hat Monate mit Tagen verwechselt.

Aber dann hat bestimmt längst der nächste Kollege die falsche Zahl abgeschrieben.

(via Sherpa)

Ein Tag wie jeder andere

Der 26. November 2006 war ein besonderer Tag für Hans-Jürgen Jakobs. Er musste gleich drei Artikel für die heutige Medienseite der SZ schreiben, die er verantwortet.

Ein Artikel handelt von Ulrich Wickert. Jakobs beginnt ihn mit den Worten:

„Der 31. August 2006 war ein besonderer Tag für Ulrich Wickert (…)“

Ein zweiter Artikel handelt von Nina Ruge. Jakobs beginnt ihn so:

„Der 3. Februar 1997 war ein besonderer Tag für Nina Ruge (…)“

Hm.

Als Jakobs letztes Jahr einen Artikel über den Börsengang von Premiere verfasste, begann er ihn mit den Worten:

„Mittwoch war ein besonderer Tag für ARD und ZDF (…)“

Als Arabella Kiesbauer 2004 mit ihrer Talkshow aufhörte, schrieb Jakobs einen Artikel, den er mit den Worten begann:

„Der 6. Juni 1994 war ein besonderer Tag für den Sender Pro Sieben.“

Und als Leo Kirch vor zwei vier Jahren Springer-Chef Döpfner zusetzen wollte, begann Jakobs seinen Text mit den Worten:

„Der 27. Juli 1989 war ein besonderer Tag für den Axel Springer Verlag.“

Was ich noch fragen wollte

Zwei Kollegen von der „Süddeutschen“ schrieben gestern über Pläne in der ARD, „Harald Schmidt“ nur noch einmal die Woche auszustrahlen, dafür aber eine Stunde lang. Die Quoten hätten sich — vermutlich wegen der unübersichtlichen Lage, wann die Sendung überhaupt läuft — kontinuierlich verschlechtert.

Und dann steht da dieser Satz:

„Obwohl Harald Schmidt nicht in Quoten, sondern in brancheninterner Aufmerksamkeit zu messen ist, demokratisieren schlechte Zahlen, zumal in der vielstimmigen Bürokratie ARD, offenbar jedes Format.“

Und meine Frage lautet:

Hä?