Jörg Kachelmann hat heute Mittag über Twitter ein Dokument veröffentlicht, das einen interessanten Einblick in die journalistischen Methoden des Burda-Verlages bietet. Es ist nach seinen Angaben eine Nachricht, die die „Bunte“-Chefreporterin Tanja May zusammen mit einem großen Blumenstrauß an eine Zeugin verschickt hat. Darin bat sie die Zeugin darum, sie doch noch vor ihrer Aussage vor Gericht zu treffen.
Leider ist das Foto auf Twitpic jetzt gelöscht worden. Von wem oder warum, weiß ich nicht, jedenfalls nach Kachelmanns Angaben nicht von ihm selbst.
(Verpixelung von Handynummer und E-Mail-Adresse von mir.)
Kachelmann twittert dazu:
Wann wird man durch Hubert Burda befördert?
Wenn man solche Telegramme mit gaaaanz viel Blumen an Zeuginnen schickt. Man beachte: Erst zu BUNTE, dann Gericht. http://twitpic.com/586fia
Huberts bunte Blumen wurden gegen Ende August verschickt. Woher kannte Burdabunte die Ladungsliste des Gerichts?Woher die Zeuginnenadressen
Zur Vorgeschichte: Die „Bunte“ hatte drei Zeuginnen bis zu 50.000 Euro dafür bezahlt, noch vor der Hauptverhandlung in der Illustrierten ausführlich gegen Kachelmann auszusagen, und war vom Gericht dafür gerügt worden. „Bunte“-Chefredakteurin Patricia Riekel, die die einseitige Berichterstattung ihres Blattes „ausgewogen und neutral“ nannte, hatte gegenüber der FAZ erklärt, es habe sich um Standardverträge gehandelt, wie sie „in allen Redaktionen üblich“ seien. Der Verdacht, Zeuginnen zu manipulieren, sei „ehrverletzend und diskriminierend“.
Kachelmann hat bereits mehrmals auf Twitter auch Paparazzi gezeigt, die er fotografierte, während sie ihm auflauerten. Da er inzwischen weder auf einen Ruf als Sympathieträger noch auf das Wohlwollen der Medien Rücksicht nehmen muss, kann er fast ungehemmt die Auswüchse des Spektakels um ihn herum dokumentieren. Das können bemerkenswerte Einblicke in den journalistischen Alltag in Blättern wie der „Bunten“ werden — wie die Fleurop-Recherche von Tanja May.
Nachtrag, 21:15 Uhr. Die Tanja May schrieb laut NDR-Medienmagazin „Zapp“ übrigens bereits im März 2010 auch an das angebliche Opfer:
[via Theo in den Kommentaren]