Schlagwort: Tita von Hardenberg

Bloggen als Therapie

Gestern saß ich im Flugzeug in der gleichen Reihe wie Tita von Hardenberg. Sie saß zwei Plätze weiter, auf der anderen Seite des Gangs, und ich habe sie erst nicht gesehen oder erkannt. Ich war müde, hatte einen blöden Mittelplatz und war vollauf damit beschäftigt, mich nicht über den Mann zu ärgern, der neben mir saß und gut gelaunt und kommunikationsfreudig war.

Als ich dann ahnte, dass die Frau auf der anderen Seite des Gangs Tita von Hardenberg sein könnte, war es zu spät. Ich hatte schon einmal, als sie rüberguckte, weggeguckt, so als wollte ich so tun, als hätte ich sie nicht erkannt, dabei hatte ich sie wirklich noch nicht erkannt, und nun erschien es mir (insbesondere nachdem mir einfiel, was ich als letztes über Tita von Hardenberg geschrieben hatte) aus einem schwer zu erklärenden Grund am besten, tatsächlich so zu tun, als hätte ich sie nicht erkannt, obwohl ich sie erkannt hatte, weshalb ich nun angestrengt entspannt abwechselnd las, nach vorne starrte und schlief.

Das klappte als Nichtkommunikationsstrategie so lange, bis wir in Berlin landeten und der Mann neben mir aufstand und sagte: „Ich kenn‘ dich irgendwoher.“ Ich erkannte ihn nicht, was kein Wunder war, weil ich mich ungefähr nie an Gesichter und Namen erinnern kann (vermutlich ein Selbstschutzmechanismus meines Gehirns, das mich auf diese Weise davor zu bewahren versucht, mich in meiner sozialen Inkompetenz ununterbrochen in ähnlichen Ich-tu-einfach-als-hätte-ich-sie-nicht-erkannt-Kamikaze-Routinen zu verheddern). Ich sagte also meinen Namen, und er stellte sich vor und sagte: „Ah, wir sind uns beim Grimme-Online-Award mal begegnet.“

Und dann zeigte er auf Tita von Hardenberg und mich und sagte: „Aber dann kennt ihr euch doch auch!“

Und ihr fiel nichts Besseres ein, als zu sagen: „Ja, er hat ganz gemein über uns geschrieben.“

Und mir fiel nichts Besseres ein, als zu sagen: „Es war aber auch wirklich nicht gut.“

Dann war zum Glück der Weg zum Ausgang frei, und wir hatten zum Glück alle kein Gepäck, auf das wir gemeinsam hätten warten müssen. Geblieben ist aber leider dieses Gefühl, dass die ganze Situation ungefähr so peinlich war wie die durchschnittliche RTL-2-Doku-Soap, nur ohne Fernbedienung.

Aber bestimmt hilft es mir, diese Peinlichkeit mit einer größeren Öffentlichkeit zu teilen.