Schlagwort: TV Spielfilm

Blake Lively und ihre Schwester Not-So-Lively

Bekanntlich sehen die Titelfiguren auf deutschen Programmzeitschriften nur einander ähnlich und nicht irgendwelchen realen Personen. Um wen es sich handeln soll, kann man meist nur anhand der Beschriftung erkennen. Im Fall der aktuellen „TV Spielfilm“ steht da: Blake Lively.

Blättert man ins Heft, findet sich dort tatsächlich ein Geschichtchen über Blake Lively, illustriert mit einem Foto, das dem Cover-Bild verblüffend ähnlich und unähnlich sieht:

Es handelt sich anscheinend um exakt das Foto, das die Titelgestalter der „TV Spielfilm“ als Vorlage genommen und dem üblichen Veredelungsprozess ausgesetzt haben: die Haut durch Plastik ersetzt, die Haare durch Plastik, die Lippen durch Plastik und die Augen durch Puppenklimperplastikaugen. Sie haben ihr die Frisur gebändigt, einen neuen Arm gegeben, die Ringe abmontiert und was anderes angezogen, und all das passiert natürlich jeden Tag in irgendwelchen Zeitschriftenredaktionen, aber meistens zeigen sie dann im Inneren nicht das Ausgangsmaterial. (Ich möchte ungern von „Original“ sprechen, denn wer weiß, durch wieviele Photoshop-Veränderungen auch diese Fassung des Bildes schon gegangen ist, bis es auf dem Tisch der Redaktion oder im Heft gelandet ist. Realistisch erscheint mir der Körperbau jedenfalls auch nicht. Womöglich gibt es das Foto einfach im Angebot in beliebigen Farbtönen und anatomischen Wahrscheinlichkeitsgraden.)

Nun könnte man das natürlich als einen tollen Akt der Transparenz feiern, ähnlich der berühmten Dove-Werbekampagne. Ich fürchte, es ist aber doch einfach ein Fehler — so peinlich, dass sich der verantwortliche Gestalter bestimmt vor Wut die Haare wegretouchiert hat.

„Galileo“ und die 50-Autos-Lotterie

Wenn Sie sich bitte diesen kurzen Ausschnitt aus dem Umfeld der ProSieben-Sendung „Galileo“ anschauen mögen, ich hätte danach dann zwei Fragen dazu:

Erstens, ohne zu spicken: Was kostet die Teilnahme an dem „Galileo-Wissensquiz“?

Die Antwort „nichts“ ist natürlich falsch, obwohl das Wort „gratis“ ewig im Bild ist und der Sprecher zweimal „kostenlos“ sagt. Die Information, dass die Handy-Nachrichten, mit denen man an der Verlosung der Autos teilnimmt, jeweils 50 Cent kosten, hat Pro Sieben sicherheitshalber im Kleinstgedruckten versteckt. Sie steht allerdings immerhin in den SMS mit den Fragen, die man täglich bekommt, wenn man sich für das Spiel anmeldet.

Die zweite Frage ist schwieriger: Wer veranstaltet dieses Gewinnspiel? ProSieben? „Galileo“? Muss ja, steht ja groß drauf. Und als Ort für weiterführende Informationen sind der Teletext und die Homepage von ProSieben angegeben. Andererseits findet sich in den dortigen „besonderen Teilnahmebedingungen für das Galileo-Wissens-Quiz“ folgender Hinweis:

Veranstalter:
Hauptveranstalter der Gewinnaktion ist die imobic GmbH, Malkastenstraße 3, 40211 Düsseldorf

Kein Wunder: Bei der „Gewinnaktion“ handelt es sich um dasselbe imobic-Geschäft, für das auch die Programmzeitschrift „TV Spielfilm“/“TV Today“ auf ihrem Titel wirbt, und bei den 50 Autos, die es zu gewinnen gibt, um dieselben 50 Autos.

Komischerweise ist das aber nicht die Antwort, die ich von Christoph Körfer, dem Unternehmenssprecher von ProSieben, bekommen habe. Er teilte mir mit:

„Es handelt sich um ein klassisches Gewinnspiel von ProSieben in Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner imobic GmbH. Die Abwicklung läuft über ProSieben.“

Das glaube ich nicht. Dagegen sprechen nicht nur die eigenen Teilnahmebedingungen und die Tatsache, dass dasselbe Geschäft mit denselben Autos auch mit anderen Werbepartnern und ohne den Namen „Galileo“ stattfindet. Auch die Kurzwahl für die Premium-SMS, über die die Teilnehmer mitmachern (2010), und die Gratis-SMS-Nummer zur Anmeldung (2009) sind auf die Firma imobic GmbH registriert. Als technischer Dienstleister sind ebenfalls nicht ProSieben oder die hauseigenen Spezialisten für teure Telefonspiele von 9live für die Abwicklung zuständig, sondern die Digame GmbH.

Weiterführende Fragen ließ ProSieben unbeantwortet, dabei wollte ich zum Beispiel bloß wissen, ob das, was man oben im Film sieht, nun bezahlte Werbung oder Eigenwerbung von ProSieben ist und ob ProSieben an den durch die Werbung generierten Einnahmen beteiligt wird.

Auch von Lutz Carstens, dem Chefredakteur von „TV Spielfilm“ und „TV Today“, habe ich auf ähnliche Fragen keine Antworten bekommen. Dort waren die Anzeigen von imobic sogar in den redaktionellen Programmteil integriert:


Nein, lesen kann man das auch im Original nicht vollständig, und ein Hinweis, dass es sich um Werbung handelt, fehlt natürlich. Carstens stellt sich auf meine Anfragen inzwischen tot. (Ich glaube aber, dass er noch lebt und mir nur seine komischen Schleichwerbegeschäfte nicht erklären will.)

Gemeldet hat sich dafür aber Roman Tietze, der Chef der imobic GmbH. Zu der Art, wie „TV Spielfilm“ in sein Geschäft mit den Autos und den SMS eingespannt ist, möchte er mir auch nichts sagen. Immerhin erklärt er aber, dass „die Bob Mobile AG ein Investor bei der imobic GmbH ist. Die imobic GmbH ist jedoch operativ vollständig unabhängig und veranstaltet das Gewinnspiel komplett eigenständig.“

Ausgerechnet Bob Mobile. Die Firma hat im Geschäft mit Premium-SMS einen schlechten Ruf und ist berüchtigt dafür, sehr weit zu gehen, um Ahnungslose in teure Abo-Fallen zu locken. Unter anderem wirbt Bob Mobile mit dem (falschen) Versprechen eines IQ-Tests und verwendet dabei graphische Elemente, die es wie ein Angebot des sozialen Netzwerkes MeinVZ aussehen lassen, wie hier vor wenigen Tagen auf Bild.de:

MeinVZ erklärte dazu gegenüber BlogWave.de, dass sich Bob Mobile schon einmal dazu verpflichtet habe, diese „rechtswidrige und vor allem die Verbraucher massiv irreführende Werbung“ einzustellen.

Soviel zur Seriösität von Bob Mobile, einem Investor der erst ein paar Tage alten Firma imobic, die es irgendwie geschafft hat, eine riesige Kampagne für eine Auto-Lotterie zu starten, mit Medienpartnern, die das Angebot als ihr eigenes ausgeben, um es nicht als Werbung deklarieren zu müssen, und sich weigern, ein paar einfache Fragen nach der Art der Zusammenarbeit zu beantworten.

Falls es sich um ein seriöses, alltägliches Geschäft handeln sollte, geben sich alle Beteiligten aber viel Mühe, den gegenteiligen Eindruck zu erwecken.

„TV Spielfilm“ und die 50-Autos-Lotterie

Das Titelbild der aktuellen „TV Today“ ist nicht nur wegen des angekündigten, aber nicht enthaltenen Interviews mit „Stromberg“ bemerkenswert. Es lockt zum Kauf des Fernsehzeitschriftenüberbleibsels mit der Möglichkeit, 50 VW-Polos zu gewinnen:

Weil es sich bei „TV Today“ seit einiger Zeit im Wesentlichen nur noch um eine umverpackte „TV Spielfilm“ handelt, findet sich der Hinweis auch dort auf dem Cover, diesmal praktischerweise sogar mit Seitenangabe:

Auf Seite 31 findet sich aber kein Gewinnspiel von „TV Spielfilm“ oder „TV Today“, sondern eine Anzeige:

Die Firma imobic wirbt für die kostenpflichtige Teilnahme an einer Art Quiz, bei dem unter den richtigen Antworten auf wechselnde Fragen (heute: „Was scheint meistens nachts? A) Sonne B) Mond?“) angeblich täglich ein Auto verlost wird (50autos.de). Die Anmeldung ist gratis, aber jede Teilnahme-SMS kostet 50 Cent; wer während der gesamten Dauer mitmacht, zahlt also 25 Euro für den Spaß.

In Blogs und Foren beklagen sich Handybesitzer, unaufgefordert eine SMS mit der Gewinnspieleinladung bekommen zu haben („Gewinnen Sie in Kooperation mit T-Mobile 50 Tage je 1 von 50 VW Polo! Mitspielen? Einfach Gratis-SMS mit POLO an 2009 senden. Teiln. ab 18 Jahre.“), sprechen von „Spam“ und haben insgesamt nicht das Gefühl, es mit einem seriösen Angebot zu tun zu haben.

Die gerade erst gegründete imobic GmbH selbst bietet keine direkte Kontaktmöglichkeit an; die Support-Telefonnummer führt zur Firma Digame Mobile. Deren Mitarbeiter erklärt, dass T-Mobile, Vodafone, O2 und e-Plus Partner bei diesem Gewinnspiel seien, die Daten aber nicht an imobic weitergegeben, sondern die SMS-Nachrichten selbst verschickt hätten — angeblich nur an Kunden, die einer werblichen Nutzung ihrer Nummer ausdrücklich zugestimmt hätten. Erst nach der Anmeldung beim Gewinnspiel habe imobic Zugriff auf die jeweilige Nummer, sichere aber zu, die so gesammelten Daten nicht für andere Zwecke zu verwenden. Das sei vergleichsweise seriös.

Auf eine E-Mail-Anfrage von mir hat die Firma imobic bislang nicht reagiert. Ich hatte darin auch gefragt, ob das von Roman Tietze gegründete Unternehmen Verbindungen zur Firma „Bob Mobile“ hat, die an derselben Adresse wie imobic sitzt und seit einiger Zeit durch besonders hinterhältige Abo-Fallen auffällt.

Aber zurück zu „TV Today“ und „TV Spielfilm“, die für die (möglicherweise ganz und gar seriöse, aber kostenpflichtige) Auto-Lotterie der Firma imobic auf ihren Titelbildern werben, als handle es sich um eigene (redaktionelle) Inhalte. Ich habe Chefredakteur Lutz Carstens per Mail gefragt, ob es sich bei der imobic-Werbung im Heft nicht um eine Anzeige handelt und auch die Hinweise auf dem Cover entsprechend gekennzeichnet werden müssten. Er schrieb:

Da TV SPIELFILM Kooperationspartner des Gewinnspiels und in dieses integriert ist, darf dieses unserer Meinung nach auch auf der Titelseite angekündigt werden.

Die Fragen, in welcher Form „TV Spielfilm“ und ihre Umverpackung „TV Today“ „Kooperationspartner“ sind und ob die Redaktion oder der Burda-Verlag an den Einnahmen, die sie für imobic generieren, beteiligt werden, ließ Carstens unbeantwortet.

Rangierpanne auf Burdas Verschiebebahnhof

Klitzekleines Problem mit dem Titelbild der aktuellen „TV Today“:

— es ist gar kein Stromberg-Interview drin!

Das angekündigte „Exklusiv-Interview“ steht nämlich nicht in der „TV Today“, sondern in der „TV Spielfilm“:

Das ist nicht ganz so überraschend, wie man denken könnte.

Seit „TV Today“ (ehemals Verlag Gruner+Jahr) und „TV Spielfilm“ (ehemals Milchstraße) beide bei Burda erscheinen, sind die Zeitschriften im Kern identisch. Die Produktion einer „TV Today“ funktioniert im Wesentlichen so: Man nimmt die „TV Spielfilm“, baut ein neues Cover, rechnet die Daumen-hoch- und -runter-Symbole im Programmteil in Punkte um, ersetzt das Wort „TV Spielfilm“ durch „TV Today“, ändert die Überschriftentypografie …


… tauscht Kalkofes Kolumne gegen Fotos mit lustig gemeinten Texten aus und verschiebt alibimäßig den ein oder anderen Artikel, so dass „TV Spielfilm“ vier Fragen an Anke Engelke stellt, „TV Today“ aber nur drei.

Aber irgendetwas ist diesmal bei der journalistischen Hütchenspielerei schief gegangen: Anstelle des Interviews mit Bernd Stromberg in der „TV Spielfilm“ steht in „TV Today“ ein Interview mit Anne Ratte-Polle, und das groß auf dem Titel angekündigte Stromberg-Interview fehlt ganz.

Jetzt wäre natürlich die Frage, ob Menschen, die die „TV Today“ gekauft haben, um ein „Exklusiv-Interview mit Deutschlands Lieblings-Stinkstiefel“ zu lesen, ihr Geld zurückverlangen können. Andererseits bekommen die „TV Spielfilm“-Leser dafür unerwarteterweise ein „Exklusiv-Interview“, das tatsächlich wenigstens nicht wortgleich in einer anderen Zeitschrift steht.

Nachts sind alle Filme mau

Meistens verzichten die Sender ja darauf, im Sommer Premieren zu zeigen. Traut man den Fernsehzeitschriften aus dem Hause Burda, könnte das daran liegen, dass die Filme bei der Hitze so schnell schlecht werden:

Ausriss: „TV Spielfilm“

Und jetzt sagen Sie nicht, dass „Reine Formsache“ ja offensichtlich schon um viertel nach acht nicht so gut ist:

Ausriss: „TV Schlau“