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So lügt Udo Ulfkotte: Fordert die UNO, die deutsche Bevölkerung durch Araber zu ersetzen?

Es ist nämlich so, dass die Sache mit den ganzen Asylbewerbern, die jetzt nach Deutschland kommen, von langer Hand geplant war, seit mindestens eineinhalb Jahrzehnten schon. Die Vereinten Nationen forderten damals schon heimlich, dass die deutsche Bevölkerung einfach durch Migranten aus Nahost und Nordafrika ersetzt wird. Das wird zwar ein Vermögen kosten und Unruhen auslösen, aber Politik und Wirtschaft wollen es so.

Das klingt natürlich erst einmal etwas abwegig, aber der Bestsellerautor Udo Ulfkotte kann es beweisen. Er hat ein entsprechendes Papier der UN „aus dem Jahr 2001“ entdeckt und berichtet darüber auf der Seite des auf solche brisanten Enthüllungen spezialisierten Kopp-Verlages.

Es ist ein schönes, schlimmes, besonders anschauliches Beispiel dafür, wie einflussreiche ausländer- und islamfeindliche Hetzer wie Ulfkotte mit Lügen Propaganda machen.

Das vermeintliche Skandal-Papier gibt es tatsächlich. Ulfkotte verlinkt sogar darauf und zeigt einen Ausriss des Titelblattes:

Und schon an dem Fragezeichen, das da am Ende des Titels steht, könnte man erkennen, dass es sich nicht um ein Papier mit „Forderungen“ der UNO handelt. Der Bericht der UNO-Abteilung für Bevölkerungsfragen rechnet verschiedene Szenarien durch, wie viel Einwanderung nötig wäre, um die schrumpfenden Bevölkerungszahlen in acht Ländern mit besonders niedrigen Geburtenraten in den nächsten Jahrzehnten auszugleichen. Es geht darum, die Auswirkungen „unterschiedlich großer Migrationsströme auf den Umfang der Bevölkerung und ihren Alterungsprozess deutlich [zu] machen“.

Berechnet wird je nach Szenario, wie viel Zuwanderung nötig wäre, um bestimmte, unterschiedliche Ziele für das Jahr 2050 zu erreichen, zum Beispiel: die Größe der Bevölkerung insgesamt aufrecht zu erhalten; die Zahl der Menschen zwischen 15 und 64 beizubehalten; zu verhindern, dass weniger als drei Menschen dieses Alters auf einen Über-65-Jährigen kommen.

Ulfkotte schreibt über den Bericht, er sei „erst jetzt bekannt geworden“. Das ist ulfkottinesisch für „ich persönlich habe gerade erst von diesem Bericht erfahren“, lässt das Papier aber natürlich ungemein viel geheimnisvoller, wichtiger und brisanter erscheinen.

Obwohl es seit 21. März 2000 einfach auf der Website der Vereinten Nationen herumliegt und die Organisation als Teil ihrer Nichtbekanntmachungsstrategie sogar eine Pressemitteilung in verschiedenen Sprachen, darunter so exotischen wie Deutsch, herausgegeben hat.

Nun bleiben, zugegeben, manche Studien trotz Pressemitteilung unbeachtet. Diese nicht. Die „Frankfurter Rundschau“ zum Beispiel berichtete am 4. April 2000 ausführlich darüber. Anlass war eine Podiumsdiskussion, die die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen über das Thema in Berlin veranstaltete (vermutlich ebenfalls, um ein Bekanntwerden der brisanten Geheimpläne zu verhindern).

Die FR referierte nicht nur die Szenarien der UNO und nannte einige Zahlen, sie zitierte auch Kritik daran. Dass laut der Studie die Vergreisung der deutschen Gesellschaft nur komplett ausgeglichen werden könne, „wenn jährlich 3,4 Millionen Menschen die Grenze überquerten“, habe etwa die Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungskunde, Charlotte Höhn,
als „völlig absurd“ bezeichnet. Die Zahlenspiele der UN ließen einiges „Gefühl für die politische Brisanz“ vermissen.

Auch andere Medien griffen den UN-Bericht in Berichten und Analysen auf, so der „Focus“ am 20. März 2000 („Kontinent der Greise“), die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am 12. April 2000 („188 Millionen Einwanderer zum Ausgleich?“), die „Welt“ am 1. August 2000 („Ohne Ausländer droht Kollaps der Sozialsysteme“). Schon im Januar waren erste Ergebnisse vorab veröffentlicht geworden, über die Medien wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („UN: Industrieländer müssen ihre Tore für Zuwanderer öffnen“, 8. Januar 2000), die „Frankfurter Rundschau“ („Verordnete Einwanderung ist kein Allheilmittel“, 12. Januar 2000) und „Die Woche“ („Qualifizierte Immigration“, 21. Januar 2000) berichteten.

Im „Focus“-Artikel aus dem März 2000 findet sich folgende bemerkenswerte Passage:

„Als wir Anfang Januar erste Zahlen über die alternde Industriegesellschaft veröffentlicht haben, rannten uns die Medien regelrecht die Tür ein“, erinnert sich Thomas Büttner von der Bevölkerungsabtung beim Sekretariat der Vereinten Nationen. Das enorme Echo auf die Studie, die an diesem Dienstag in New York vorgestellt wird, überrascht nicht.

Ein „enormes Echo“ 2000 – oder wie der Experte Udo Ulfkotte vom Fachportal kopp-online.de fünfzehn Jahre später schrieb: „erst jetzt bekannt geworden“.

Laut Ulfkotte fordern die Vereinten Nationen, die „Öffnung Deutschlands für 11,4 Millionen Migranten“ auch „gegen Widerstände in der Bevölkerung beim Bevölkerungsaustausch“ durchzusetzen. Tatsächlich warnt der Bericht vor den negativen Folgen der Migration, sowohl für die Herkunftsländer, als auch für die Zielländer, wo soziale Spannungen entstehen könnten. Beides müsse die Politik bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.

Die beste Verdrehung aber hat Ulfkotte sich für den Schluss aufgehoben. Hinter der großen Zahl von Flüchtlingen stecke, dass die Vereinten Nationen Völker einfach durch andere Völker ersetzen lassen wollten, behauptet er. Dieses „Replacement Migration“-Programm sei aber teuer. Ulfkotte:

Man hat im Umfeld der UN auch schon einen Vorschlag, wie das alles finanziert werden soll: Die Deutschen sollen das Rentenalter im ersten Schritt auf 72 und im zweiten Schritt auf 77 Jahre hochsetzen.

Tatsächlich kommen diese Zahlen im UN-Bericht vor. Sie geben allerdings das deutsche Rentenalter an, das nötig wäre, wenn es gerade keine Einwanderung gibt. Dann müsste das Rentenalter auf 72,4 hochgesetzt werden, wenn auf einen Rentner nicht weniger als drei Menschen im arbeitsfähigen Alter kommen sollen, bzw. auf 77, um auf das Verhältnis von 1:4,4 zu kommen, das in Deutschland 1995 herrschte.

Ulfkotte behauptet, die Deutschen müssten viel länger arbeiten, um sich die Einwanderer leisten zu können. Das Gegenteil ist der Fall: Die Deutschen müssen viel länger arbeiten, wenn sie es sich leisten wollen, auf Einwanderung zu verzichten.

Ulfkotte verfälscht nicht nur die UN-Studie in grotesker Weise. Er hat nicht einmal verstanden, dass die Überlegungen, die darin angestellt werden, letztlich den von besonders niedrigen Geburtenraten betroffenen Ländern dienen sollen; Ländern wie Deutschland, die ohne Einwanderung gravierende Probleme mit ihren Sozialsystemen bekommen. Nicht auszuschließen ist natürlich, dass er nicht zu dumm ist, das zu verstehen, sondern es eine bewusste Lüge als Teil seiner Propaganda ist.

Der Mann, der sich nach eigener Auskunft als Journalist von Regimen und Unternehmen kaufen und Artikel vom Bundesnachrichtendienst diktieren ließ, macht seit Jahren Stimmung gegen Ausländer, Asylbewerber und Moslems. Und er hat damit Erfolg, auch mit diesem Stück. „Kopp-Online“ ist eine Nachrichtenquelle bei Google News. Der Artikel wurde im Netz tausendfach empfohlen und geteilt. Diverse andere Blogs verbreiten die Desinformation weiter. In den Kommentarspalten der Medien tauchen Ulfkottes Lügen jetzt schon auf.

Wie Udo Ulfkotte einmal über eine Katze (oder einen Geheimdienst) stolperte

„Spiegel“-Kollege Jan Fleischhauer hat es geschafft: Er hat Udo Ulfkotte getroffen, den Mann, dessen fehlerstrotzendes Buch über die angeblich „Gekauften Journalisten“ immer noch auf Platz 3 der „Spiegel“-Bestsellerliste steht. Das war wohl nicht so leicht. Hat sich aber gelohnt.

Zwei kleine Kostproben:

Einmal war Udo Ulfkotte mit Bundespräsident Roman Herzog in Afrika. Am Abend hatte er in einer Bar in Kampala jemanden aufgetan, der ihn über den Plan in Kenntnis setzte, die Präsidentenmaschine auf ihrem Weiterflug nach Äthiopien mit einer Rakete vom Himmel zu holen. Angeblich hatten die Rebellen schon das entsprechende Schießgerät an die Grenze im Dschungel verlegt. Ulfkotte glaubte dem Mann aufs Wort.

Am folgenden Morgen betrat er bleich vor Sorge die Abfertigungshalle. Als guter Reporter, der er war, hatte er noch eine Meldung über die bevorstehende Katastrophe an die Heimatredaktion abgesetzt. So würde die Welt wenigstens wissen, dass er wie immer schneller und besser unterrichtet gewesen war als die Konkurrenz.

Die Kollegen, mit denen der von der „Frankfurter Allgemeinen“ entsandte Redakteur sein Wissen teilte, schlugen die Warnung lachend in den Wind. Während die Reisegesellschaft fröhlich ihrem nächsten Ziel entgegeneilte, hockte Ulfkotte in seinem Sitz und schwitzte Blut und Wasser. Dass die Maschine Stunden später wohlbehalten in Addis Abeba landete, rechnete er der Güte der Vorsehung zu.

Als sich Ulfkotte wegen eines Schädelbruchs [bei der FAZ] krankmeldete, gab es nacheinander drei Erklärungen für die Verletzung. Erst hieß es, er sei über die Katze gestolpert und rückwärts die Kellertreppe hinuntergefallen. Dann lief die Geschichte um, Mitglieder des pakistanischen Geheimdienstes hätten ihn durchs Haus gejagt und dabei die Treppe hinuntergestoßen. In der dritten Variante war er auf dem Weg zum Briefkasten von hinten mit einer Eisenstange niedergeschlagen worden.

Ulfkotte erweckt gern den Eindruck, er sei für die „Frankfurter Allgemeine“ viele Jahre im Ausland gewesen. „Zwischen 1986 und 1998 lebte er überwiegend in islamischen Staaten (Irak, Iran, Afghanistan, Saudi-Arabien, Oman, Emirate, Ägypten, Jordanien)“, heißt es auf seiner Website. Jedoch kann sich keiner seiner ehemaligen Kollegen erinnern, dass er jemals einen Auslandsposten bekleidet hätte. Wer Ulfkottes Artikel durchgeht, findet als Ortsmarke am häufigsten Frankfurt, was darauf hinweist, dass er der Heimatredaktion treuer war, als er heute meint. Tatsächlich hatte er mit einem Hausbau im Taunus, der ihn auch während der Arbeitszeit über Gebühr in Anspruch nahm, alle Hände voll zu tun.

Udo Ulfkotte: Wie die FAZ mich aus den Fängen des BND rettete


Ulfkottes Danksagung an den BND und die Welt in seinem Buch „Verschlusssache BND“, 1997

Zu den aufregendsten Geschichten, die Udo Ulfkotte in seinem vor Fehlern strotzenden Bestseller „Gekaufte Journalisten“ erzählt, gehört die, wie zwei Schlapphüte vom Bundesnachrichtendienst bei der FAZ in einem Besucherraum saßen und ihm seine Artikel diktierten. „Absatz für Absatz“ hätten sie ihm 1993 weitgehend vorgegeben, was er über eine Giftgasfabrik in Libyen schreiben sollte, bei deren Bau europäische Unternehmen halfen. „Der BND machte das damals, mit Wissen deutscher Medienhäuser, nach Angaben seiner Mitarbeiter bei vielen Zeitungen so“, behauptet Ulfkotte.

Ich habe Zweifel daran, dass das so war, selbst im Fall von Ulfkotte. Denn Ulfkotte hat über diese BND-Connection selbst vor Jahren schon geschrieben, den Fall damals aber in entscheidenden Details anders dargestellt.

Im Jahr 2006 hatte Ulfkotte die FAZ längst verlassen. Er arbeitete als „Chefkorrespondent“ bei der Zeitschrift „Park Avenue“, einem kurzlebigen Versuch des Verlages Gruner+Jahr, eine Art „Vanity Fair“ zu machen. In der Ausgabe 07/2006 veröffentlichte er unter der Überschrift „Liebesgrüße aus Pullach“ einen langen Artikel darüber, wie der BND angeblich versuchte, ihn anzuwerben, und dann seine Naivität ausnutzte und ihn als Sprachrohr benutzte. Die über zwei Seiten lange Schilderung, wie die erste Kontaktaufnahme geschah, hat Ulfkotte Wort für Wort, nur mit winzigsten Änderungen, aus diesem Zeitschriftenartikel in sein Buch übernommen.

In dem acht Jahre alten „Park Avenue“-Stück kommt auch die Episode mit dem Artikel über die Giftgasfabrik vor. Aber es ist keine Rede davon, dass ihn die BND-Leute für ihn formuliert hatten, womöglich gar in der Redaktion sitzend. Ulfkotte schreibt stattdessen:

Ich wurde von BND-Leuten über alle Details dieser 1993 im Bau befindlichen Anlage informiert und schrieb dazu in der FAZ.

Er habe mangels eigener Kenntnisse ungeprüft exklusive Nachrichten veröffentlicht, „die der BND offenbar — im Nachhinein muss ich es so sehen — lanciert hatte, damit sie bemerkt würden“.

2006 schildert Ulfkotte es also so, dass er erst rückblickend gemerkt habe, dass der BND über ihn Nachrichten lanciert habe. 2014 behauptet er, die Texte seien ihm Absatz für Absatz diktiert worden.

Auch die Rolle, die die FAZ in diesem Spiel einnimmt, beschreibt Ulfkotte heute plötzlich ganz anders als damals. In der Darstellung in seinem aktuellen Buch ist die FAZ ein skrupelloses, korruptes Unternehmen, das ihn in die Arme des Geheimdienstes trieb und sogar mit Entlassung drohte, wenn er sich weigere, zum willenlosen Sprachrohr der Dienste zu werden:

Die FAZ ermunterte mich ausdrücklich dazu, den Kontakt zu westlichen Geheimdiensten zu verstärken und freute sich, wenn ich die mitunter von dort zumindest in Stichworten vorformulierten Berichte mit meinem Namen versah. (…)

Man war bei der FAZ richtig stolz darauf, dass man gute Kontakte zu „Geheimdienstkreisen“ hatte. (…) Ich habe daran zwar freiwillig mitgewirkt, aber mir wurde auch mitgeteilt, dass ich entlassen werden könne, wenn ich da nicht mitmache.

Vor acht Jahren schilderte er das noch ganz anders. Damals war die FAZ noch in der Rolle des besorgten Arbeitgebers, der vor zuviel Nähe warnt. Im Zusammenhang mit den Kontakten zum BND, der Ulfkotte bei einem Besuch in München angeblich die Möglichkeit zu einer vertraulichen Verbindung schuf, schrieb er:

Natürlich hatte ich die Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über alle Vorgänge unterrichtet. Der Kontakt war erwünscht, die Skepsis groß. Reisen und Gespräche durften nur mit Dienstreiseantrag und auf Kosten der FAZ unternommen werden. Eine weise Entscheidung.

Ulfkotte beschrieb sich selbst damals als unendlich naiv:

Ich hatte zu wenige Kontakte, die mir geholfen hätten, das vom BND Gehörte — es ging dabei ums Ausland, überwiegend den Nahen Osten — gegenzuprüfen. Ich nahm die Informationen eins zu eins für bare Münze.

Erst später habe er sich Distanz erarbeiten können, vor allem, weil die FAZ ihn immer wieder unterstützte, wenn er unlautere Ansinnen des BND zurückwies. Schließlich veröffentlichte er aus dem ganzen Material, das ihm zugesteckt wurde, ein Buch, das angeblich ein Befreiungsschlag war:

Der BND wollte das Manuskript vor der Veröffentlichung gegenlesen. Mit Rückendeckung der FAZ-Herausgeber lehnte ich das ab. Alle Drohungen aus Pullach halfen nichts, wir blieben bei der Haltung.

Das Buch „Verschlußsache BND“ erschien. Mit einem Schlag hatte ich mich aus dem Spinnennetz befreit. Das habe ich vor allem den Herausgebern der FAZ zu verdanken. Ohne ihre Loyalität hätte ich dem Druck kaum standgehalten.

Die FAZ, die dem unbedarften Jung-Redakteur, der dem BND auf den Leim gegangen ist, hilft, davon wieder Abstand zu gewinnen — das ist ziemlich exakt das Gegenteil von dem, was Ulfkotte heute über seinen ehemaligen Arbeitgeber erzählt. Dafür ist die heutige Geschichte natürlich ungleich aufregender und verkauft sich besser.

Als gesichert kann gelten, dass Ulfkotte grenzenlos gutgläubig war und auch in diesem Fall — wie auch bei bezahlten Einladungen zu Luxusurlauben — außerordentlich leicht zu beeindrucken, um nicht zu sagen: käuflich. Er selbst schilderte es 2006 in „Park Avenue“ so:

Ich war 33 Jahre alt und hatte Berührung mit dem Geheimsten alles Geheimen. Das ist es, wovon jeder Journalist träumt: mehr zu wissen als andere, eine Quelle aufzutun, die andere nicht haben. Besser zu sein als die anderen.

Das „Park Avenue“-Stück hat damals kaum Aufsehen verursacht. Aber inzwischen hat er einen Weg gefunden, aus solchen Geschichten Bestsellermaterial zu machen. Er stellt sein persönliches Versagen nachträglich als System dar. Dass die FAZ und vage als „renommierte deutsche Zeitungen“ bezeichnete Medien sich willentlich zum Handlanger des deutschen Auslandsgeheimdienstes machen und von ihm Artikel diktieren ließen, ist aber eine bloße Behauptung — die auch noch dem widerspricht, was er selbst vor acht Jahren über den Fall veröffentlichte.

[Offenlegung: Ich schreibe regelmäßig frei für die FAZ.]

„Ebenso lächerlich wie böswillig“: FAZ-Außenpolitikchef weist Ulfkotte-Vorwürfe zurück

Als „falsch“ und „ehrabschneidend“ hat Klaus-Dieter Frankenberger, der Außenpolitikchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, den Vorwurf zurückgewiesen, er habe sich vom Sultan von Oman kaufen lassen und Gefälligkeitsberichterstattung betrieben.

Erhoben hat diesen Vorwurf der frühere FAZ-Redakteur Udo Ulfkotte. Ulfkotte profiliert sich seit einigen Jahren als „Gegner von Qualitätsmedien“ und schreibt Bücher wie „So lügen Journalisten“, „SOS Abendland“, „Vorsicht Bürgerkrieg!“ und „Albtraum Zuwanderung“. Im Kopp-Verlag („UFOs — Generäle, Piloten und Regierungsvertreter brechen ihr Schweigen“) hat er das Buch „Gekaufte Journalisten“ veröffentlicht. Darin enthüllt er, dass es in Deutschland keine Meinungsfreiheit mehr gibt und Pressefreiheit „nur eine gut gespielte Illusion“ ist. Das Werk wird in der kommenden Woche Platz 13 der „Spiegel“-Bestsellerliste erreichen.

Ulfkotte, der sich nach eigenen Aussagen als Journalist von Shell „schmieren“ ließ und als Lobbyist des BND diente, beschreibt darin unter anderem, wie er sich in den neunziger Jahren vom Sultan von Oman korrumpieren ließ: Auf Kosten des autoritären Staatschefs sei er zu Besuchen eingeladen und mit bezahlten Luxus-Angeboten verwöhnt worden. Unter anderem habe der Sultan sogar seine „Ausbildung zum Padi-zertifizierten Rettungstaucher mit Jason Erodottu als privatem Tauchlehrer“ bezahlt. Er habe den kostenlosen Luxus als „Jackpot“ empfunden und entsprechend geschönt über das Land und seinen Diktator berichtet.

Wie er habe sich auch sein damaliger Kollege Frankenberger kaufen lassen, behauptet Ulfkotte, der suggeriert, dass die ganze Branche und insbesondere die FAZ so korrumpierbar und korrupt ist, wie er es war.

Gegenüber dem neuen Online-Magazin „Krautreporter“ widerspricht Frankenberger:

Tauchkurse hat vielleicht Herr Ulfkotte auf Kosten anderer gemacht, ich nicht. Der Vorwurf Herrn Ulfkottes, „wir“ seien korrupt gewesen, trifft jedenfalls für mich nicht zu.

Bei den Reisen nach Oman handelte es sich zum Teil um privatfinanzierte Reisen (z.B. 1995 und 1996), zum Teil um Einladungen des omanischen Informationsministeriums. Der von Herrn Ulfkotte erweckte Eindruck, hierdurch sei eine Gefälligkeitsberichterstattung meinerseits erfolgt, ist nicht nur falsch, sondern auch ehrabschneidend. Ich weise diesen Vorwurf entschieden zurück.

In jener Zeit konnte man als Journalist bestimmte Länder, zum Beispiel Oman, nur bereisen, wenn man von offizieller Seite eingeladen wurde. In den neunziger Jahren gab es in Oman nur ein einziges internationales Hotel, in dem sich Journalisten aufhalten konnten.

Den Eindruck zu erwecken, man könne mich mit einer finanzierten Reise „kaufen“ oder eine positive Berichterstattung erreichen (wie das Herr Ulfkotte in diesem und in anderen Fällen sich zuschreibt), ist ebenso lächerlich wie böswillig. Dies gilt für mich und im Übrigen für alle seriösen Journalisten.

Frankenberger weist auch den Vorwurf zurück, er sei ein „Lobbyist“, weil er Mitglied etwa im Beirat der Trilateralen Kommission, in der Atlantischen Initiative und im Institut für Europäische Politik war oder ist:

Die Mitgliedschaft ermöglicht Zugang zu Inhalten und Informationen, die notwendige Grundlage sind für eine seriöse und umfassende Berichterstattung. Dabei geht es gerade darum, über Dinge zu berichten, die ansonsten nicht den Weg in die Öffentlichkeit finden würden.

Auch hier scheint Herr Ulfkotte ein Verständnis von Journalismus zu haben, aus dem eine merkwürdige Anmaßung spricht und das obendrein den Geist der Verschwörung atmet.

Journalistische Unabhängigkeit ist ein für mich unabdingbarer Grundsatz meiner professionellen Tätigkeit. Weil das so ist, bin ich auch seit vielen Jahren für eine Redaktion tätig, die nach diesen Grundsätzen arbeitet und diese selbstverständlich auch immer wieder anhand von Einzelsituationen kritisch diskutiert und hinterfragt. Wenn das für Einzelne nicht immer gegolten hat, ist es aus meiner Sicht mehr als unlauter und journalistisch nicht besonders seriös, dies zu verallgemeinern, um aus dem daraus erhofften öffentlichen Skandalwert persönlichen Profit zu schlagen.

Ulfkotte sieht mit seinem Buch den „Armaggedon der Leitmedien“ gekommen. Die meisten seiner „Enthüllungen“ im Buch sind entweder bekannt oder falsch. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit einigen seiner Behauptungen erscheint in Kürze ist jetzt auf krautreporter.de zu lesen:

[Offenlegung: Ich schreibe regelmäßig für die FAZ.]

Udo Ulfkottes Recht auf Sex nach dem Tod im Islam

„Alptraum Zuwanderung“ heißt das neue Buch von Udo Ulfkotte. Es trägt den Untertitel „Lügen, Wortbruch, Volksverdummung“, und mit sowas kennt sich der frühere FAZ-Journalist aus.

Ende April meldete er Ungeheuerliches:

Im schönen Ägypten setzen Muslime angeblich gerade ihr Recht auf Geschlechtsverkehr mit Toten per Gesetz durch. (…)

Innerhalb von sechs Stunden nach dem Tod einer Frau dürfen Männer mit ihr Geschlechtsverkehr haben. So will es angeblich das islamische Recht, behauptete schon im Mai 2011 der marokkanische Scharia-Gelehrte Zamzami Abdul Bari. Und so soll es künftig in Ägypten offizielles Recht sein.

Für Ulfkotte kam das nicht überraschend. Er habe das schon beim Sturz des Diktators Husni Mubarak vorhergesagt, schreibt er. Und nun sagt er voraus: „Die abscheuliche Entwicklung wird nicht vor unseren Grenzen stoppen“.

Verantwortlich sei das „von unseren Medien hochgejubelte Gesindel der Muslimbruderschaft“, schreibt Ulfkotte weiter und stellt fest: „Unsere politisch korrekten Medien schauen brav weg.“ Über das geplante Gesetz, das das „Recht der Männer auf Sex mit toten Frauen“ verankert, hätten in den letzten Tagen arabische und britische Medien sowie russische Agenturen berichtet — „nur die deutschen Qualitätsjournalisten schwiegen dazu“.

Das gehört zum Mythos, der Leute wie Ulfkotte in der islam- und ausländerfeindlichen Szene so groß macht: Dass sie sagen, was die klassischen Medien sich nicht zu sagen trauen.

Selbst wenn es nicht stimmt. (mehr …)

So lügt Udo Ulfkotte

Vor zwei Wochen hat sich die britische Boulevardzeitung „The Sun“ bei Arunas Raulynaitis entschuldigt. Im März hatte sie unter der Überschrift „Everyone off my bus, I need to pray“ berichtet, dass der muslimische Londoner Busfahrer seine Fahrgäste aufgefordert habe, seinen Bus zu verlassen, damit er beten konnte. Und dass sich die Fahrgäste hinterher geweigert hätten, wieder einzusteigen, weil sie gesehen hätten, dass er einen Rucksack dabei hatte, und ihn für einen potentiellen Attentäter gehalten hätten.

Nun räumte die „Sun“ öffentlich ein, dass ihre Verdächtigungen „komplett unwahr“ waren:

Mr Raulynaitis is not a fanatic and he did not ask passengers to leave his bus to allow him to pray.

In fact, he was praying during his statutory rest break.

(Herr Raulynaitis ist kein Fanatiker und hat die Fahrgäste nicht dazu aufgefordert, den Bus zu verlassen, damit er beten konnte.

In Wahrheit hat er während seiner gesetzlich vorgeschriebenen Pause gebetet.)

Aber wer glaubt schon, was ein im Zweifel rassistisches und notorisches Lügenblatt wie die „Sun“ schreibt?

Udo Ulfkotte. Udo Ulfkotte, Autor des Buches „So lügen Journalisten“. Ex-FAZ-Redakteur, Möchtegern-Politiker, Islam-Kritiker, Kreuzretter, Seher des bevorstehenden Untergangs des Abendlandes.

Die von ihm betriebene Sammlung von vermeintlichen Beispielen für die angebliche Islamisierung Europas, „Akte Islam“, berichtete unter Bezug auf die „Sun“:

London: Busfahrer schmeisst [sic] Fahrgäste raus – um zu Allah zu beten

Im multikulturellen Großbritannien ist man vieles gewohnt. Und es bedarf schon einigen Interesses der Medien, um merkwürdiges multikulturelles Verhalten überhaupt noch wahrzunehmen. Einem Londoner Busfahrer ist das nun gelungen. Der Mann ist Moslem. Und er fährt einen der weltweit bekannten roten Doppeldecker. Zur Gebetszeit im morgendlichen Berufsverkehr hat er den Bus angehalten und alle Passagiere aussteigen lassen. Dann entrollte er seinen Gebetsteppich und betete zu Allah. Die Fahrgäste staunten ungläubig und dachten an einen Streich mit einer versteckten Kamera – doch es war kein Scherz.

Einer der Fahrgäste filmte den betenden Busfahrer am Strassenrand mit seinem Mobiltelefon, sonst hätten ihm die Geschichte wohl auch die Medien nicht geglaubt. Dürfen Busfahrer während der Arbeitszeit zu Allah beten – und Menschen zu spät zur Arbeit kommen lassen…?

Anders als bei der „Sun“, die ihren ursprünglichen Bericht offenbar gelöscht hat, steht die Meldung heute noch bei Ulfkotte. Erst habe ich mich gefragt, wie es Ulfkotte und seine Gesinnungsgenossen schaffen, regelmäßig jede noch so kleine Meldung über eine Gräueltat im Namen des Islam zu finden, aber ihre Korrektur zu übersehen (was natürlich eine rhetorische Frage ist).

Aber die Frage ist falsch. Ulfkotte hat die Korrektur gar nicht übersehen. „Akte Islam“ hat wenige Tage später sogar auf eine Darstellung des Vorfalls verlinkt, die der „Sun“-Version widersprach. Konkret auf einen Artikel im „Slough and Windsor Observer“ vom 6. April, in dem es heißt:

Bosses have analysed evidence, including CCTV footage, and say the driver was actually on his 10-minute break when the incident took place at around 1.30pm on Thursday.

(Vorgesetzte haben Beweise einschließlich von Aufnahmen der Überwachungskamera untersucht und sagen, dass der Fahrer in Wahrheit gerade seine zehnminütige Pause hatte, als es zu dem Vorfall gegen 13.30 Uhr am Donnerstag kam.)

Der Bus sei aufgrund einer großen Verspätung von der Zentrale außer Betrieb genommen worden. Die Fahrgäste hätten ihn verlassen müssen, um ihre Reise mit einem nachfolgenden Bus fortzusetzen.

Verlinkt hat Ulfkottes „Akte Islam“ diesen Artikel, wie gesagt. Aber seinen Inhalt gibt „Akte Islam“ ganz anders wieder:

Sonderrechte für Moslems im Strassenverkehr

Wir hatten unlängst an dieser Stelle über einen moslemischen Busfahrer aus London berichtet, der den erstaunten Passagieren während der Fahrt erklärte, er müsse jetzt zu Allah beten, dann anhielt, alle Fahrgäste aussteigen ließ, einen Gebetsteppich ausrollte und sich auf dem Boden des Busses in Richtung Mekka verneigte.

Die Passagiere glaubten an einen Streich mit verstärkter [sic] Kamera – doch die Arbeitgeber des Mannes gaben ihm nun Recht. Der muslimische Busfahrer habe schließlich seine Pausenzeit für das islamische Gebet genutzt. Und damit sei die Angelegenheit in Ordnung. Als Moslem müsse er ja zu bestimmten Zeiten zu Allah beten (…).

Nein. Das haben die Arbeitgeber nicht gesagt. Das steht da nicht. Und das stimmt nicht.

[gerade erst gesehen: bei „Too Much Cookies“ steht diese Geschichte schon lange]

Nachtrag, 12:50. Na sowas. Plötzlich fehlen die entsprechenden Einträge bei „Akte Islam“. Im Google-Cache findet man sie noch: (1), (2).

Monika Piel

Bestimmt gibt es einen Grund, warum die WDR-Intendantin Monika Piel den „Presseclub“ moderiert und nicht jemand, der sowas kann.

Schön wäre zum Beispiel jemand, der es schaffte, bei der Begrüßung von vier Journalisten die Namen von mehr als zwei Zeitungen richtig auszusprechen. Aber das wäre sogar optional, wenn es nur jemand wäre, der wüsste, wer diese Menschen überhaupt sind, mit denen er oder sie da eine Dreiviertelstunde lang am Sonntagmorgen über Politik redet. Und, in einer idealen Welt, die Zuschauer an diesem Wissen sogar teilhaben ließe.

Also eine Moderatorin, die am vergangenen Sonntag Udo Ulfkotte nicht nur als „Publizisten“ vorgestellt hätte, ohne jeden weiteren Hinweis, was er wo publiziert. Eine Moderatorin, die gewusst und gesagt hätte, dass Ulfkotte, der bis 2003 FAZ-Redakteur war, längst weniger Journalist ist als Politiker, seit einem Monat prominentes Mitglied der rechtspopulistischen Bremer Wählervereinigung „Bürger in Wut“* und bekanntermaßen seit längerer Zeit schon intensiv mit der Gründung einer bundesweiten Anti-Islam-Partei beschäftigt (selbst auf der Homepage zur Sendung fehlt jeder Hinweis darauf). Eine Moderatorin, die es wichtig gefunden hätte, dass die Zuschauer in dieser Diskussion über die Bedrohung durch Terroristen wissen, wie Ulfkotte zum Islam steht, über dessen Möglichkeit zur „Läuterung“ er laut „Tagesspiegel“ gesagt hat: „Der Dialog wird immer als Hoffnung dargestellt, aber es wird ihn nicht geben.“ Eine Moderatorin, die jede Diskussion über Ulfkottes durchaus radikale Positionen, seine mangelnde Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus und seine Rhetorik auch in der Sendung von „den Moslems“ auf der einen Seite und „uns“ auf der anderen, nicht schon dadurch verhindert hätte, dass sie diese Positionen stellvertretend für Ulfkotte verklärte und entschärfte.

Aber der „Presseclub“ wird ja nicht von so einer Moderatorin geleitet, sondern von Monika Piel. Einer ARD-Journalistin, die unbeschwert die überraschende (und falsche) These in die Runde warf, man dürfe in Deutschland, wenn man das Grundgesetz ändern würde, auch vollbesetzte entführte Linienflugzeuge abschießen lassen, um zu verhindern, dass sie als Waffen missbraucht werden. Die sich zum Dolmetscher und Weichspüler eines Populisten machte, dessen politische Ambitionen sie nicht einmal andeutete. Und die die Diskussion mit verblüffender Logik begann: „Die versuchten Anschläge in London und in Glasgow haben gezeigt, dass (…) es nicht nur die Briten, sondern auch die Deutschen treffen könnte.“

Wenn es nicht so schlimm wäre, könnte man darüber lachen.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

*) In der „Sonntagszeitung“ steht „Bürger in Not“ statt „Bürger in Wut“, was mein Fehler war und sehr peinlich ist.