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Interviewsimulation der Woche

Diesmal [pdf] im „Interview der Woche“ mit „V.i.S.d.P.“, dem „Magazin für Medienmacher“: N24-Geschäftsführer Torsten Rossmann.

V.i.S.d.P.: Herr Rossmann, neuerdings droht Ihnen Konkurrenz aus dem Internet, seitdem dort immer mehr Videos zu sehen sind. Wie positionieren Sie sich dagegen mit Ihrem Onlineangebot?

Torsten Rossmann: Natürlich muss das Internet für einen Nachrichtensender im Fokus stehen. Deshalb startet N24 im Jahr 2007 eine Newsoffensive in der digitalen Welt.

V.i.S.d.P.: „Newsoffensive in der digitalen Welt“ ist lustig. Zur Zeit füllen Sie Ihren Internet-Auftritt nicht einmal selbst mit Nachrichten, sondern lassen das von der Netzeitung übernehmen!

Torsten Rossmann: Sie haben ja Recht. Das war, unter uns, auf Dauer kein Zustand für einen Nachrichtensender, für den das Internet natürlich im Fokus stehen muss, sondern ein Armutszeugnis: Nachrichtensender ohne eigene Nachrichten im Internet… Aber wir arbeiten dran. Fragen Sie mich, wie konkret, vielleicht sag ich’s Ihnen.

(via Zeitschriftenblog und Peerblog)

Wie „V.i.S.d.P.“ Journalismus definiert

Anfang des Jahres gab es eine sehr fruchtlose Diskussion um die Forderung des „Netzwerks Recherche“, Journalisten sollten keine PR machen. Vor allem das Medienmagazin „V.i.S.d.P.“ warf dem Netzwerk vor, ein elitäres, realitätsfernes, überkommenes Berufsbild vom Journalisten zu haben.

Was „V.i.S.d.P.“ dagegen unter Journalismus versteht, kann man ganz gut daran erkennen, wen die Zeitschrift (inzwischen zum PDF-Magazin geschrumpft) für ihren „Journalisten“-Preis „Der Goldene Prometheus“ vorgeschlagen hat. Zum Beispiel:

„TV-Journalist des Jahres“: u.a. Sönke Wortmann (für „Deutschland. Ein Sommermärchen“) und Barbara Eligmann (für die Moderation der Sendung „Zuhause sind die Teufel los“, in der sie „humorvoll und einfühlsam mit Kindern Gaga-Wohnideen umsetzte“.)

„Online-Journalist des Jahres“: u.a. Angela Merkel (für ihren Video-Podcast).

„Journalist des Jahres / Newcomer“: u.a. Natascha Kampusch.

Schon wieder einen Stab zerspart

Hajo Schumacher, Herausgeber des „strikt fröhlichkeitsaffinen“ PDF-Medien-Magazins „V.i.S.d.P.“ schreibt in seinem heutigen Editorial über eine vermeintliche Pannenserie im Journalismus:

Fehler allerorten, ob aus Schusseligkeit, Hektik, Schlampigkeit oder Absicht. Kein Zufall. Der Druck von oben aus dem Verlag und seitlich von der Konkurrenz wächst stetig. Die Leistungen zersparter Stäbe halten kaum mehr stand angesichts unerbittlich steigender Erwartungen an Tempo, Perfektion und Exklusivität.

Als ein Beispiel für solch nicht-zufällige Fehler nennt er diesen:

Ein erfahrener freier Medienjournalist gibt als Auftraggeber für das Porträt eines einflussreichen Chefredakteurs die SZ und nicht, wahrheitsgemäß, das SZ-Magazin an.

Angenommen, jemand schrübe ein Porträt eines einflussreichen Chefredakteurs für das „SZ-Magazin“. Warum sollte er wahrheitswidrig die „SZ“ als Auftraggeber nennen?

[a] Aus Zeitmangel? („So spar ich ganze drei Silben, über die ganze Recherche kommen so locker 40 Sekunden zusammen — Zeit, die mir als erfahrener freier Medienjournalist sonst echt fehlen würde.“)

[b] Aus Geldmangel? („Seit ich die drei Silben konsequent weglasse, macht mich auch meine Telefonrechnung nicht mehr so arm.“)

[c] Aus Schusseligkeit? („Mist, schon wieder vergessen, ‚Magazin‘ dazuzusagen. Ruf ich da jetzt nochmal an? Blöd wg. [a] und [b].“)

[d] Wegen des Drucks der Konkurrenz? („Die machen mich fertig vom ‚FAZ-Magazin‘ vom ‚Zeit-Magazin‘ von der ‚Hörzu‘, wenn die erfahren, dass ich was fürs ‚SZ-Magazin‘ schreibe. Ich sag lieber erstmal einfach ‚SZ‘.“)

[e] Aus Kalkül? („Wenn ich den Leuten erzähle, dass ich fürs ‚SZ-Magazin‘ schreibe, reden die bestimmt nicht mit mir. Ich sag lieber, ich schreib für die Zeitung, der das ‚SZ-Magazin‘ freitags immer beiligt, dann plaudern die arglos drauflos.“)

[f] ……… Herr Schumacher?

PS: Ich möchte nicht wissen, wie groß der Zeit-, Konkurrenz-, Rationalisierungs- und Hajodruck in der „V.i.S.d.P.“-Redaktion diese Woche wieder war. Katharina Lukas jedenfalls scheint immer noch Chefredakteurin von „TV direkt“ zu sein und nicht, wie „V.i.S.d.P.“ schreibt, Programmchefin des Kinderkanals Ki.Ka.

Strikt fröhlichkeitsaffin

Es ist traurig, wenn Zeitschriften sterben.

Noch trauriger ist es, wenn sie nicht ganz sterben, sondern als Untote irgendwo zwischen Leben und Tod herumgeistern. Das Medienmagazin „V.i.S.d.P.“ ist so ein Zombie. Er spukt seit vier Wochen nur noch als pdf-Magazin im Internet herum, und das Elend beginnt schon damit, dass man das irgendwie noch als Vorteil verkaufen muss:

Liebe Leser,
ab sofort sind wir schneller und aktueller, bleiben aber strikt fröhlichkeitsaffin.

Und wenn Sie sich nun fragen, was das in der Praxis bedeutet, empfehlen wir dieses beispielhafte Interview. Und insbesondere den entspannten, gut gelaunten Kommentar des „V.i.S.d.P.“-Humorbeauftragten.