Schlagwort: WAZ

Hombachs Streichkonzert

Das Interview ist zwar schon ein paar Tage alt, und Thomas Knüwer hat schon das Nötige dazu gesagt. Aber was WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach über das Sparpotential im Lokaljournalismus formuliert hat, ist so entlarvend dumm und zynisch, dass ich es auch hier festhalten möchte.

Aus Anlass des Forums Lokalmedientage ließ sich Hombach von einem Mitarbeiter seines Hauses fragen:

Immer mehr Verlage streichen Arbeitsplätze, immer weniger Redakteure müssen mehr Seiten füllen. Wie kann der Lokaljournalist da noch für die Wurzeln der lebendigen Demokratie sorgen?

An dieser Stelle hätte sich der Leser vielleicht über einen Hinweis gefreut, dass gerade die WAZ beim Arbeitsplatzstreichen mit einem Abbau von 600 Stellen, davon 300 im redaktionellen Bereich, weit vorne liegt. Aber man muss es mit der Aufklärung der Menschen ja nicht übertreiben. Jedenfalls antwortete Hombach:

Qualität ist nicht gleich Quantität. Ich wundere mich über Aussagen, dass nur viele Menschen gemeinsam journalistisch hochwertig arbeiten können. Dabei sehe ich den Beruf des Journalisten als einen sehr kreativen Beruf an, etwa wie ein Opernsänger oder ein Maler. Wird die Oper besser, nur weil fünf Geiger mehr auf der Bühne sitzen? Wird das Bild des Malers besser, wenn zwei weitere mitmischen? Ich denke nicht.

Darauf muss man erst einmal kommen: Weil der Journalist kein Handwerker ist, sondern ein Künstler, wird seine Arbeit nicht schlechter, wenn er die Arbeit von ein paar Kollegen miterledigen muss, die zuvor ja eh nur seine künstlerische Vision verwässert haben, anstatt an eigenen Bildern zu arbeiten (kennt man ja auch als Redensart: „Viele Maler verderben den Brei“).

Aber das Beste ist die Opernmetapher. Vielleicht könnte jemand Herrn Hombach erklären, wie viele Geiger in so einem Orchester mitspielen. Oder vielleicht besser nicht, falls jemals eines das Pech haben sollte, von ihm abgewickelt gemanagt zu werden. Hombach sähe schon in jedem Streichquartett auf Anhieb 25 Prozent Optimierungspotential.

Sonntagsredner telefonieren billiger (2)

„Bei ‚Bild‘ haben wir Dessous, Volksbibeln und Handytarife vermarktet. Diese Zeitung ist in Wahrheit eine Marketingmaschine. Da muss man schauen, was davon übernommen werden kann. Erfolg kann man nicht genug haben.“

(WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus auf die Frage, was er von seiner Zeit als Verlagsgeschäftsfüher der „Bild“-Gruppe mitgenommen habe; „Süddeutsche Zeitung“, 19. September 2008.)

Das Gute ist natürlich, dass dieser Mann, der aus Zeitungen Marketingmaschinen machen kann, es bei der WAZ-Gruppe mit Blättern zu tun hat, die es mit der Trennung von journalistischen und werblichen Inhalten (wie berichtet) ganz genau nehmen, aber ganz genau. Schließlich dürfe das „Vertrauenskapital“, über das Regionalzeitungen in besonders hohem Maße verfügten, „nicht gefährdet werden“.

Im „Ehrenkodex“ (Motto: „Journalisten sind nicht käuflich“), der von den Verantwortlichen sogar mit richtiger Tinte unterschrieben wurde (sehen Sie selbst), stehen Sätze wie: „Werbebotschaften dürfen nicht in einer Aufmachung (Schriftart und Typographie) präsentiert werden, die für redaktionelle Beiträge üblich ist“.

Also zum Beispiel nicht so:

(„Thüringer Allgemeine“, WAZ-Grupe)

Oder so:

(„Westdeutsche Allgemeine Zeitung“, WAZ-Gruppe)

Oder so:

(„Südanzeiger / Stadtspiegel Essen“, WAZ-Gruppe)

(Gut, das letzte ist ein kostenloses Anzeigenblatt, keine richtige „Regionalzeitung“, das wird lustig, wenn die „WAZ“-Leute in Zukunft den Lesern den Unterschied erklären wollen.)

„Werbetexte, Werbefotos und Werbezeichnungen sind eindeutig kenntlich zu machen“, heißt es im Kodex.

Also nicht so wie hier:

(„Neue Ruhr-Zeitung“, WAZ-Gruppe)

Am besten gefällt mir dieses Zitat aus der werberedaktionellen Berichterstattung der „NRZ“:

„Auch in der Redaktion“? Die Leser kommen wirklich auf die verrücktesten Ideen.

[mit Dank an Rolf Dennes!]

Sonntagsredner telefonieren billiger

Im vergangenen Jahr sprach Bodo Hombach, der Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, bei einer Veranstaltung namens „Bayreuther Dialog“ zum Thema „Die Moral der Medien — Im Zwiespalt zwischen Qualität und Profit“ [pdf]. Den Untertitel, der ihm offenbar vom Veranstalter vorgegeben war, wies er aber in einer Sprache, die vage an Deutsch erinnert, gleich zurück:

Wer einen solchen Zwiespalt propagiert, oder Verleger die sich da hineintreiben lassen, verspielen die Zukunft ihrer Qualitätsmedien und ihren Markt [äh… sic!]. Sie beschleunigen den Trend zum Gratisjournalismus, der keine andere Funktion hat, als den Zwischenraum zwischen Anzeigen zu füllen, und der über kurz oder lang selber zur Werbung werden wird, also auch gekauft werden kann. (…)

Qualität und vernünftiger Profit sind unter diesen Umständen kein Gegensatz, sondern bedingen einander.

Beim Verlag der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ sei man da schon total weit, sagte Hombach, der den Zuhörern zum Beweis ein Papier mitgebracht hatte, in dem die Verantwortlichen seiner Zeitung 2007 ein paar journalistische Selbstverständlichkeiten aufgeschrieben und zum „Ehrenkodex“ verklärten hatten, dessen historische Unterzeichnung sie in einem dem Anlass angemessenen Foto festhielten und der sie zu großem Selbstbehudel animierte.

Hombach sagte bei dieser Gelegenheit (wiederum offenbar unredigiert): „Wenn von Qualitätszeitungen die Rede ist, sollen unsere Titel genannt werden, was heißt: Wenn unser Leser sagt, ‚das habe ich in der Zeitung gelesen‘, dann muss das bedeuten, dass es wahr ist.“ Er fügte hinzu: Gerade die Regionalzeitungen müssten ein deutliches Signal gegen die Vermischung von Werbung und redaktionellen Inhalten setzen. Der Verhaltenskodex der „WAZ“-Mediengruppe sei ein „Element in der Kette einer Qualitätsoffensive, die wir noch steigern wollen“.

Wenn man so naiv wäre anzunehmen, dass all das Gerede ernst gemeint war, hätte man sich nun fragen können, wie die Kollegen von der „WAZ“-Gruppe angesichts der superstrengen Vorgaben über die eindeutige Trennung von reaktionellen und werblichen Inhalten ihren neuen Telefontarif bewerben würden, den sie seit heute in Zusammenarbeit mit E-Plus ihren Lesern verkaufen wollen. Als Anzeige gekennzeichnet? In einer Extra-Rubrik „In eigener Sache“? Jedenfalls gestalterisch abgesetzt von den journalistischen Inhalten, wegen des Vertrauens und so?

Ja. Oder so:

Das ist die Titelseite der „Neuen Ruhr-Zeitung“ von gestern. Und sicherheitshalber schwärmte die Redaktion auf Seite 3 gleich noch weiter:

In anderen Blättern der „WAZ“-Gruppe sah es offenbar ähnlich aus.

Nun kann man natürlich sagen, dass es sich dabei nicht um Schleichwerbung handelt, weil die Redaktion ja nicht für ein fremdes Unternehmen wirbt, sondern für ein Produkt, an dem das eigene Haus zumindest mitverdient. Das ändert aber nichts daran, dass es sich nicht um journalistische Texte, sondern Werbetexte handelt, die hier als redaktionelle Inhalte präsentiert werden:

An Rhein und Ruhr. Fast 80 Prozent der Bundesbürger verfügen über mindestens ein Handy. Ob privat oder beruflich – für die meisten von uns ist das Mobiltelefon im Alltag unverzichtbar. Seine Einsatzmöglichkeiten nehmen immer mehr zu: Fotografieren, Musik hören, spielen, im Netz surfen. Doch das Wichtigste ist natürlich das Telefonieren, denn das bringt die Menschen zusammen.

Dafür macht jetzt die WAZ Mediengruppe, zu der auch die NRZ gehört, mit ihrem Mobilfunktarif „wir mobil“ ein besonders günstiges und übersichtliches Prepaid-Angebot: Unschlagbar günstig ist „wir mobil“ mit 3 Cent pro Minute für Anrufe in das deutsche Festnetz. (…)

Selbstverständlich können unsere Leserinnen und Leser als Kunden von „wir mobil“ nicht nur im Inland günstig telefonieren. In mehr als 110 Ländern ist man wie gewohnt erreichbar und aus über 70 Ländern kann normal telefoniert werden. (…)

Aber nur telefonieren war gestern, jetzt kommt das Internet aufs Handy (…).

usw. usf.

Unter Fotos, auf denen Menschen sich vor Symbolen für das Einzugsgebiet der „WAZ“-Gruppe glücklich Telefone ans Ohr halten, stehen Sätze wie:

Plaudern ohne versteckte Kosten kann man mit dem neuen Tarif „wir mobil“.

Ich weiß nicht, ob das stimmt. Das Wort „Kleingedrucktes“ haben die Handyvertragskäufer der „WAZ“ jedenfalls wörtlich genommen und es auf der Homepage sicherheitshalber auch nur in Eierschalenhellgrau auf Weiß gedruckt:

Aber natürlich darf man die Formulierungen aus dem Artikel nicht auf die Goldwaage legen, schließlich handelt es sich bei ihm um Werbung, die bloß deshalb von der „NRZ“ und ihren Schwesterblättern wie ein journalistischer Artikel aufgemacht wurde, damit der Handyvertragsverkäufer WAZ vom Vertrauen profitiert, das die Leser der scheinbar unabhängigen Redaktion ihrer Regionalzeitung entgegenbringt.

Wie hatte „WAZ“-Kommentator Bodo Zapp im Mai 2008 zum einjährigen Bestehen des tollen Kodex noch geschrieben?

Gesellschafter, Geschäftsführer, Chefredakteure, Anzeigenleitung und Betriebsräte stellten sich mit ihren Unterschriften voll hinter den WAZ-Kodex, der unter dem Leitgedanken „Die Redaktion ist nicht käuflich“ klare Vorgaben gibt. Der sagt, wie die Grenzen zwischen Anzeigen und Redaktion zu ziehen sind.

Geht sterben (6)

Wenn Sie bitte einmal kurz diesen BILDblog-Eintrag lesen würden.

Die Medien, die da allesamt auf einen Witzbold hereingefallen sind, der den Wikipedia-Eintrag des neuen Wirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg in einem kleinen Detail verändert hat, sind übrigens im Zweifelsfall dieselben, die Ihnen morgen wieder erzählen, dass wir deshalb auch in Zukunft nicht auf Zeitungen und etablierte Medien verzichten können, weil in ihnen im Gegensatz zum bösen Internet verlässliche, überprüfte Informationen stehen.

Beeindruckend ist aber auch, wie sich ein einmal ins System eingepflanzter Fehler selbst bestätigt: Erst übernimmt ihn „Spiegel Online“ von Wikipedia; dann ist „Spiegel Online“ für Wikipedia die Quelle, die seine Richtigkeit bezeugt. (Und natürlich funktioniert das auch mit gravierenderen, folgenreicheren Manipulationen als dieser.)

Für den Tiefpunkt der Geschichte sorgt diesmal das Online-Portal der im Abbruch befindlichen „WAZ“-Gruppe, DerWesten. Dort ist jemandem eingefallen, was man aus einem Mann mit so vielen Vornamen natürlich machen muss: eine Klickstrecke.











Da erkennt man doch gleich die Qualität einer Autorenzeitung.

Wie die „WAZ“ ohne dpa auskommt

Auf die Nachrichtenagentur dpa könne man super verzichten, hat Ulrich Reitz, Chefredakteur der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“, gesagt. Im Sparwahn hat er dafür gesorgt, dass die „WAZ“ und ihre Schwesterblätter sowie der Online-Ableger DerWesten dpa gekündigt haben. Im Zweifelsfall könne man dpa-Informationen ja einfach irgendwo anders im Netz abschreiben, deutete Reitz relativ unverhohlen an und fügte hinzu: „Vielleicht ist das ein Stück weit die neue Welt.“

Wie das konkret geht, kann man an diesem Abend bei der Nachricht sehen, dass das Kaufhaus Hertie 19 Filialen schließen will. dpa meldete das um 18.10 Uhr und nannte wenige Minuten später bereits die betroffenen Städte, von denen die meisten im Einzugsbereich der „WAZ“ liegen.

Wer den Fehler machte, sich darüber bei DerWesten informieren zu wollen, fand dort aber zunächst nur eine dürre Meldung ohne Details, die die französische Nachrichtenagentur AFP um 18.39 Uhr herausgegeben hatte. Um 19.27 Uhr schob AFP eine längere Fassung nach, die aber immer noch nicht die für Lokal- und Regionalmedien entscheidende Information enthielt, um welche Städte es geht.

DerWesten veröffentlichte nun um kurz vor acht einen Artikel, der wie folgt beginnt:

Die Essener Warenhauskette Hertie will 19 ihrer 73 Filialen in Deutschland schließen. Zudem sollen Stellen in der Unternehmenszentrale in Essen gestrichen werden, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Insgesamt seien etwa 520 Arbeitsplätze betroffen. In NRW sollen nach Medienberichten folgende Filialen aufgegeben werden: Bocholt, Duisburg-Walsum, Erkrath, Eschweiler, Essen-Altenessen, Essen-Borbeck, Herdecke, Herne, Köln-Chorweiler, Lünen, Marl und Mettmann. Die Filialen sollten geschlossen werden, sobald mit dem Betriebsrat ein Interessenausgleich erreicht worden sei, sagte ein Unternehmenssprecher. Nach Angaben des Unternehmens befinden sich zwölf der 19 von der Schließung betroffenen Kaufhäuser in Nordrhein-Westfalen. Die Mitarbeiter und die Belegschaftsvertreter wurden am Dienstag informiert. (...)

Es handelt sich wörtlich um die AFP-Meldung — mit Ausnahme des von mir markierten zweiten Absatzes. Der fehlt bei AFP; DerWesten hat ihn eingefügt. „Nach Medienberichten“ ist dabei die Formulierung, die verbrämen soll, dass man diesen Teil bei dpa geklaut hat, beziehungsweise bei anderen Medien, die dpa für ihre Meldungen noch bezahlen.

So einfach funktioniert das neue Sparmodell von Ulrich Reitz. Er nennt es „Qualitätsjournalismus“.

PS: Mit der dpa-Kündigung hat DerWesten auch nachträglich sein Archiv kastriert. Eine Suche nach „dpa“ fördert hunderte, wenn nicht Tausende Artikel zutage, die nachträglich gelöscht wurden: Fast jeder Klick führt auf eine Seite, die es nicht mehr gibt.

Die Blogger von DerWesten wurden derweil aufgefordert, „umgehend alle dpa-Photos und alle dpa-Texte“ aus ihren Texten zu entfernen. Vermutlich würde es allerdings im Zweifelsfall reichen, die Quelle zu verschleiern. So genau nimmt’s der Herr Reitz da ja nicht.

Nachtrag, 0:35 Uhr. DerWesten-Chefin Katharina Borchert weist den Vorwurf des Contentklaus in den Kommentaren zurück.

Nachtrag, 28. Januar. Daniel Bouhs hat das grundsätzliche Problem der dpa-Kündigung in der „Frankfurter Rundschau“ beschrieben.

Sagt mehr als 1000 Kommentare

Ich habe sie gefunden. Die Lösung, wie man die Menschen im Internet unbesorgt ihre Meinung sagen lassen kann, sogar zu kontroversen Themen, ohne Angst vor abmahnfreudigen Unternehmen oder Hamburger Landgerichten haben zu müssen.

Entdeckt habe ich sie beim Westen, dem Online-Ableger der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“.


Ja. Und in einer Bildergalerie zeigt die „WAZ“ dann, wie die Leser ihre Meinung sagen:

Hm? Nein, was sie sagen, steht da nicht.

Also, wenn Sie zu diesem Thema oder diesem Eintrag Ihre Meinung sagen wollen: Schicken Sie einfach ein Bild, das Sie beim Kommentieren zeigt, an redaktionsmobil@stefan-niggemeier.de.

Geht sterben (2)

Um 10.25 Uhr hat gestern ein Leser die Redaktion des Online-Angebotes der „Rheinischen Post“ darauf hingewiesen, dass es sich bei ihrer von AFP übernommenen und (wie bei „RP Online“ üblich) zum Eigenbericht umdeklarierten Meldung über das geplante EU-Verbot von Synchronisationen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen um eine Falschmeldung handelte:

Er fügte als Beweis einen Link zur Homepage des Europaparlamentes bei und fasste seinen Kommentar sicherheitshalber mit den Worten zusammen:

Nochmal: Niemand im EP hat vor, Synchronisierungen zu verbieten.

Vier Minuten später kommentierte ein anderer Leser an der gleichen Stelle:

Vielleicht hat die RP hier etwas missverstanden?

(…) Wer sich die Pressemitteilung des Parlaments einmal anschaut, wird schnell feststellen, um was es dabei wirklich geht: darum, TV-Informationen generell mit Untertiteln für Hörgeschädigte zu versehen. (In ARD und ZDF ist das bei vielen Sendungen auch jetzt schon üblich.) Dass man dies so interpretiert, als wolle das Europäische Parlament die Synchronisierung von Filmen verbieten, ist … tja, was? Dummheit? Böse Absicht?

Am Fuß der Presseinfo http://www.europarl.europa.eu/news/expert/… ist ein Link zum Text der Erklärung. Einfach mal nachlesen. :)

Und was machten also die Leute von „RP Online“ mit diesen sachdienlichen Hinweisen? Was sie ungefähr immer machen: Sie ignorierten sie.

Und als dann am Nachmittag um 16:40 Uhr die Agentur AFP ihre Falschmeldung endlich zurückzog, was machten die Leute von „RP Online“ dann? Was sie ungefähr immer machen: Sie löschten kommentarlos die ganze Seite, mitsamt den Hinweisen. Stattdessen steht da nur noch eine Fehlermeldung:

Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Umgang mit Kritik bei den beiden hilfreichen Kommentatoren und denen, die ihre Kommentare gelesen haben, das Ansehen der „Rheinischen Post“ gemehrt hat. Aber das ist sicher ohnehin nur eine verschwindend kleine Minderheit. Sicher kann die „Rheinische Post“ auf diese paar Leute als Leser gut verzichten. Sie macht dann halt ein Medienangebot für all die Ahnungslosen, Unkritischen, Desinteressierten. (Und für diejenigen, natürlich, denen es vor allem wichtig ist, dass ein „Artikel“ über ein angebliches Sex-Video mit Shakira nicht weniger als vier Fotogalerien enthält. Ich schweife ab.)

Es sind nicht alle so. Der „Spiegel“ hat seinen Gaga-Artikel über die angeblichen EU-Pläne immerhin korrigiert und mit einem ausführlichen Hinweis auf die Korrektur versehen. Das Medienmagazin „DWDL“ hat seine Meldung (ohne Erklärung) überarbeitet und sich im Redaktionsblog entschuldigt.

Hier enden die positiven Beispiele.

Die „Bild“-Zeitung hat den Fehler, den sie gestern auf ihrer ersten Seite verbreitete, der Einfachheit halber gar nicht korrigiert.

Das erscheint mir allerdings fast weniger unanständig als das, was „WAZ“-Autor Heiko Kruska heute zu schreiben gefiel:

Die Diskussion um EU-Pläne, deutsche Synchronisation abzuschaffen, löste sich am Donnerstag in Luft auf. Eine Nachrichtenpanne in Brüssel hatte Öffentlich-Rechtlichen und der Synchronbranche die Sprache verschlagen.

Das Europaparlament will TV-Filme in öffentlich-rechtlichen Sendern nur noch als Original ohne deutsche Synchronübersetzung laufen lassen, hieß es am Mittwochnachmittag aus Brüssel. Eine glatte Fehlmeldung, wie sich gestern herausstellte. Eine Nachrichtenagentur hatte sich verzettelt – was indes einige Politiker nicht davon abhielt, ernsthaft zur fiktiven Materie Stellung zu beziehen. (…)

Die „Nachrichtenpanne“ einfach mal klar in Brüssel zu verorten, weit weg vom „WAZ“-Sitz in Essen — soviel Schönung ist vielleicht normal. Aber wie sehr muss man seinen Lesern (und sich selbst) etwas vormachen wollen, wenn man sich über „einige Politiker“ mokiert, die „ernsthaft zur fiktiven Materie Stellung“ bezogen, und nicht erwähnt, dass das Verzetteln einer Nachrichtenagentur „indes“ ihn selbst nicht davon abhielt, einen schwachsinnigen Kommentar zum Thema zu verfassen und per Pressemitteilung in die Welt zu pusten — wo er hoffentlich auf alle Zeit als Mahnmal für die Dämlichkeit und Verlogenheit von Herrn Kruska ergoogelt werden kann.

Natürlich ist der Fehler auch im sogenannten Korrekturblog des „WAZ“-Onlineportals „Der Westen“ nicht korrigiert. Um das zu wissen, hätte ich dort aber auch nicht nachgucken müssen. Nachdem dort in den letzten fünf Monaten kein einziger Fehler korrigiert wurde: Könnte man diesem Blog vielleicht endlich den Gnadenschuss verpassen?

Rührend auch die Kollegen von „Welt Online“. Die haben sogar gestern nachmittag noch einen eigenen Beitrag zur Ente veröffentlicht:

Als irgendjemandem schließlich auffiel, dass ARD und ZDF zu Recht ein Missverständnis vermuteten, wurde der Artikel einfach wieder entfernt. Ohne Kommentar, ohne Erklärung, ohne Ersatz. Mit anderen Worten: Der Journalisten von „Welt Online“ sehen sich nicht in der Lage, dieses Missverständnis aufzuklären. Sie können den Fehler nur entweder verbreiten oder ihn nicht verbreiten.

Was für eine Bankrotterklärung.

Geht sterben

Die Beklopptheit deutscher Medien ist grenzenlos.

Fast überall steht die Meldung, dass nach einem Vorstoß des EU-Parlaments die Synchronisation ausländischer Beiträge bei ARD und ZDF abgeschafft und durch Untertitel ersetzt werden soll. Das ist Humbug. Tatsächlich sollen öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme alle untertitelt werden. Mit der Synchronisation hat das sehr wenig zu tun. Genauer gesagt: nichts.

Aus diesem Grund kommt das Wort oder auch nur der Gedanke der Synchronisation fremdsprachlicher Programme zum Beispiel in der Pressemitteilung des EU-Parlaments zum Thema nicht vor. Er fehlt auch in der „schriftlichen Erklärung“, die die Mehrheit der Parlamentarier beschlossen hat [pdf]. Der entscheidende Satz dort lautet:

Das Europäische Parlament […] vertritt die Ansicht, dass die Untertitelung aller öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme in der EU unerlässlich ist, um zu gewährleisten, dass alle Zuschauer, einschließlich der Tauben und der Schwerhörigen, Zugang zum vollständigen Programmangebot haben; ist der Auffassung, dass dadurch außerdem das Erlernen von Fremdsprachen gefördert wird (…).

Vermutlich hat die Nachrichtenagentur AFP das mit dem „Erlernen von Fremdsprachen“ falsch verstanden: Die Fremdsprache, um die es geht, wäre im Fall von ARD und ZDF natürlich Deutsch.

Jedenfalls hat AFP (anders als die Agentur AP, die nüchtern und korrekt berichtet) aus dem Beschluss eine Meldung gemacht, die auf der Grundlage dieses Missverständnisses den Fehler mit freien, fantasievollen Improvisationen zum Thema Synchronisation zu schwindelerregender Größe aufpumpt:

Fernsehfilme in Englisch oder anderen Sprachen sollen nach dem Willen des Europaparlaments künftig in ARD und ZDF nur noch im Original mit Untertiteln laufen. Eine entsprechende Erklärung gegen die Synchronisierwut nahmen die Abgeordneten in Brüssel an. Das Parlament forderte die EU-Kommission auf, einen Gesetzesvorschlag vorzulegen, nach dem öffentlich-rechtliche Fernsehsender in der EU künftig alle Sendungen untertiteln müssten. Auch eine Rede von US-Präsident George W. Bush in der Tagesschau müsste danach im Original gezeigt werden.

Originalversionen trügen nicht nur zum Lernen von Fremdsprachen bei, sondern seien auch besser für Schwerhörige oder Taube, heißt es in dem Beschlusstext. Die Abgeordneten verwiesen auf einen Beschluss der britischen BBC, die seit Anfang des Monats alle Programme mit Untertiteln versieht. Auch in Ländern wie Belgien oder den Niederlanden sind Originalversionen im Fernsehen üblich.

Um es noch einmal deutlich zu sagen: Das ist alles, alles Unfug. Das Wort „Originalversion“ kommt im Beschlusstext nicht einmal vor. Um die „Synchronisierwut“ (was immer damit gemeint sein mag) geht es in keinem Nebensatz. Ob George W. Bush im Original gezeigt werden müsste, steht da nicht. Und die langjährige Praxis der Niederlande und Belgiens hat nichts mit dem Thema zu tun. Nur der Verweis auf die BBC stimmt — und wäre ein Hinweis darauf gewesen, dass es überhaupt nicht um die Frage der Synchronisation geht.

Was AFP meldet, wäre, wenn es stimmt, der Hammer. Und was machen deutsche Medien mit einer Meldung, die total unwahrscheinlich ist und nach einem Aprilscherz klingt? Richtig: Man recherchiert sie erst einmal nach druckt sie sofort ungeprüft nach.

Und so zieht der Schwachsinn seine Kreise. Zunächst über die üblichen Verdächtigen wie den Online-Ableger der „Rheinischen Post“, „RP Online“, der Nachrichten von Agenturen einfach als seine eigenen Meldungen mitsamt „RPO“ als Quelle umdeklariert, aber ansonsten praktisch unbearbeitet übernimmt:

Gegen Synchronisierung
EU-Parlament: Fernsehfilme nur noch mit Untertiteln

„Spiegel Online“ berichtet:

ABSCHAFFUNG DER SYNCHRONISIERUNG: Bush bald nur noch mit Untertiteln? Anhänger fremdsprachiger Originalversionen dürfen sich freuen: Wenn es nach dem Willen des Europaparlaments geht, sollen Fernsehfilme in Deutschland bald im Original und mit Untertiteln gezeigt werden. Selbst die "Tagesschau" wäre betroffen.

Die „Bild“-Zeitung meldet heute auf ihrer Titelseite:

Ausländische TV-Filme nur mit Untertiteln? Brüssel - Fernsehfilme in Englisch oder anderen Sprachen sollen nach dem Willen des Europa-Parlaments künftig in ARD und ZDF nur noch im Original mit Untertiteln laufen. Das Parlament forderte die EU-Kommission auf, einen Gesetzesvorschlag vorzulegen, nach dem öffentlich-rechtliche Fernsehsender in der EU künftig Sendungen untertiteln müssten.

Die „Westfälische Rundschau“ fantasiert:

Würde der Plan in die Tat umgesetzt, hieße das für deutsche Zuschauer: "Inspector Barnaby" spricht Englisch - und "Dr. House" Deutsch. Unterschied: Barnaby fahndet im ZDF, Dr. House praktiziert bei RTL.

Selbst der Medienredakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ [Disclosure: für deren Sonntagsausgabe ich regelmäßig schreibe] hat den Schmarrn unbesehen geglaubt und empört sich:

Alles auf Englisch?
EU soll Synchronisation verbieten

Das Europaparlament hat ein seltsames Verständnis von Pressefreiheit. Die Abgeordneten haben nämlich, wie die Agentur AFP meldet, die EU-Kommission aufgefordert, die Synchronisation fremdsprachiger Programme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu untersagen. So dürften Fernsehfilme bei ARD und ZDF nur noch im Original mit Untertiteln laufen, betreffen würde dies sogar die Nachrichten. Originalversionen trügen zum Lernen von Fremdsprachen bei und seien besser für Schwerhörige oder Taube geeignet, heißt es in dem Beschluss.

Der Kölner „Express“ sieht alle seine Vorurteile bestätigt:

Neuer EU-Wahnsinn
Ausländische Filme nur noch mit Untertiteln

Brüssel — Die Spannung steigt, Schüsse fallen. Aber leider hat keiner gesehen, wer im Krimi geschossen hat … So könnte es in Zukunft TV-Zuschauern ergehen. Denn statt gebannt die Handlung zu verfolgen, müssen sie künftig Untertitel lesen…

Das EU-Parlament fordert jetzt nämlich, dass ausländische Filme nur noch in Originalsprache mit Untertiteln laufen dürfen!

Schon wieder so eine irre Forderung der EU-Politiker. Sophie Marceau spricht im Film französisch und Keira Kneightley englisch. Synchronsprecher haben ausgedient. Statt dessen läuft ein Untertitel mit: So stellen sich die EU-Parlamentarier die schöne neue Fernsehwelt vor. (…)

In der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ kommentiert Heiko Kruska:

Thank you, EU!

(…) Dem Europaparlament ist also zu gratulieren für seinen Vorstoß. Bleibt zu hoffen, dass niemanden Skrupel beschleichen ob der unzähligen Arbeitslosen in der Synchronbranche oder einer Wettbewerbsverzerrung. Der Konkurrenz vom Privatfernsehen soll ja nicht der Mund verboten werden.

Heute sahen sich dann mehrere Online-Medien offenbar unter Zugzwang und fügten der Falschmeldung einen weiteren Fehler hinzu: So nennt das Medienmagazin DWDL als Quelle für den Schwachsinn nicht mehr AFP — sondern „Spiegel Online“, obwohl im dortigen Artikel die Agentur angegeben ist. DWDL schreibt:

Im Zuge der Europäischen Union könnte die Luft für die deutsche Synchronisationskultur in Film und Fernsehen eng werden. Wie "Spiegel Online" berichtet, forderten die EU-Abgeordneten die EU-Kommission auf, ein Gesetz zu entwickeln, das öffentlich-rechtlichen Sendern vorschreibt, fremdsprachige Sendungen im Originalton mit Untertiteln zu zeigen.

Seiten wie wunschliste.de und digitalfernsehen.de scheinen das nun wiederum bei DWDL abgeschrieben haben.

Nur ein Kollege von Heise Online hat das getan, was eigentlich mal die Aufgabe von Journalisten war: recherchiert. Entsprechend meldet er:

Keine Aktion des EU-Parlaments gegen „Synchronisationswut“ bei ARD und ZDF

Es klingt wie ein verspäteter Aprilscherz: Unter Berufung auf die Nachrichtenagentur AFP berichten aktuell mehrere deutsche Medien, dass das EU-Parlament die EU-Kommission auffordere, einen Gesetzesvorschlag vorzulegen, der die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender in der EU verpflichte, Fernsehfilme „nur noch im Original mit Untertiteln“ auszustrahlen. Auch eine Rede von US-Präsident George W. Bush in der Tagesschau würde danach angeblich im Original gezeigt werden müssen. Stutzig hätte man jedoch bei der angeblichen Begründung für diese Aktion „gegen die Synchronisierwut“ (RP-Online) werden können: So trügen Originalversionen laut Beschlusstext nicht nur zum Lernen von Fremdsprachen bei, sondern „seien auch besser für Schwerhörige oder Taube“.

Die Menschen haben allen Grund, das Vertrauen in klassische Medien zu verlieren.

Nachtrag, 16:50 Uhr. Nachdem ich bei AFP nachgefragt habe, hat die Agentur die falsche Meldung vor wenigen Minuten zurückgezogen:

DRINGENDER HINWEIS
Achtung Redaktionen,
bitte verwenden Sie unsere Meldung «Fernsehfilme sollen nur noch mit Untertiteln laufen» von gestern (Mittwoch) um 16.11 Uhr nicht mehr. Sie beruht auf einem Missverständnis. Nach Angaben der zuständigen Parlaments-Abgeordneten Lidia Joanna Geringer de Oedenberg richtet sich die Erklärung des Europaparlaments nicht gegen Synchronisationen; es geht stattdessen um die Untertitelung aller Programme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Dabei können auch synchronisierte Filme untertitelt sein.

Damit wird klargestellt, dass nach dem Willen des EU-Parlaments Fernsehfilme keineswegs nur noch im Original gezeigt werden sollen. Vielmehr geht es in der Erklärung allein um die Untertitelung von Sendungen.

[Fortsetzung hier.]

Lachen, Lernen und Staunen mit der WAZ

Die sind lustig, bei der „WAZ“.

Letzte Woche rief ja der Herr Binder bei mir an, der neue Unternehmenssprecher, und sagte, ich könne jetzt aufhören, die „WAZ“ zu „schlagen“: Sie hätten die Falschmeldung von der G8-Randale längst berichtigt. Auf waz.de. Als ich ihm sagte, dass das, was da steht, keine Berichtigung, sondern eine Verschlimmbesserung ist, weil das Zitat nicht stimmt, beendete er schnell das Gespräch und sagte, da müsse sich Frau Fischer (der Autorin des Textes mit der Falschmeldung) noch einmal drum kümmern.

Ich habe danach nichts mehr von ihm gehört. Die „Korrektur“ mit dem falschen Zitat steht unverändert da.

Am 8. Juni schon hatte ich in der Sache auch eine Mail an Ulrich Reitz geschickt, den Chefredakteur der „WAZ“. Ich fragte ihn:

  • Hat die WAZ diesen Fehler berichtigt?
  • Berichtigt die WAZ grundsätzlich Fehler in ihrer Berichterstattung; gibt es z.B. eine feste Korrekturrubrik?
  • Warum fehlt das Thema Fehlerkorrektur im neuen Verhaltenskodex der WAZ? Glauben Sie, dass es weniger wichtig ist als das Thema Schleichwerbung, wenn es darum geht, das „Vertrauenskapital“, das Regionalzeitungen genießen, nicht zu gefährden?

Ich habe darauf bis heute keine Antwort bekommen.

Aber am vergangenen Donnerstag nahm Reitz an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Printmedien im Wandel“ im Wandel teil und beklagte sich, ohne meinen Namen zu nennen, über meine Impertinenz. „Was soll ich da reagieren“, fragte er sinngemäß und sagte, ebenfalls sinngemäß (ich war nicht dabei): „Ich lasse mir doch nicht meine Agenda aufzwingen!“

Das ist eine interessante Formulierung für einen Journalisten. Denn mal abgesehen davon, dass ich das Thema ja nicht frei erfunden habe, sondern es durch die Weigerung der „WAZ“ aufkam, ihre Leser korrekt zu informieren — machen Journalisten das jeden Tag: anderen ihre „Agenda“ aufzwingen. Sie rufen Politiker, Unternehmen, Sportler, Kulturschaffende an und erwarten Antworten zu den Themen, die sie für wichtig erklären. (Diskussionsteilnehmer hatten das Gefühl, dass Herr Reitz größere Probleme mit dem Gedanken hat, dass auch Journalisten und Medien damit leben müssen, Gegenstand von Berichterstattung und kritischen Nachfragen zu sein. Aber das ist ja nichts Neues.)

Heute saß versehentlich Stephan Holthoff-Pförtner, ein Vertreter der „WAZ“-Gesellschafter, beim Kölner „Medienforum“ auf der Bühne und sagte Sätze wie:

„Blogger verdienen nach meiner Ansicht nicht den Schutz des Artikel 5.“

Besonders gut hat mir gefallen, dass er laut dem Branchendienst DWDL sagte, Bloggen sei „wie Wikipedia“. Dort könne auch schon mal drei Wochen lang stehen, dass der österreichische Kanzler Moser heiße.

Ganz anders als bei der „WAZ“ also. Dort stünde es für immer.

(Mit Dank an Jens!)

Chronologie einer Falschmeldung III

Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ hat versucht, ihre Behauptung richtigzustellen, ein „junger Mann“ habe auf der Rostocker Kundgebung gegen den G8-Gipfel in Mikro gerufen: „Wir müssen den Krieg in diese Demo tragen“. Nicht in der Zeitung, aber online. Auf der Ressortseite Politik steht folgende „Korrektur“:

Korrektur. Umstrittenes Zitat. Die WAZ hat am 4. Juni ein Zitat aus einem Text der Deutschen Presseagentur (dpa) über die G-8-Proteste in Rostock gedruckt. Dieses Zitat war sinnentstellend, dpa hat die Meldung berichtigt. Das Zitat eines Globalisierungskritikers "Wir müssen den Krieg in diese Demo tragen" war in Zusammenhang mit dem Irak-Krieg gefallen und keine Aufforderung zu mehr Krawallen in Rostock.

Nein. Dieses Zitat ist, wie inzwischen vielfältig dokumentiert, nicht nur in einem anderen Zusammenhang gefallen, sondern gar nicht.

Wird es der „WAZ“ noch gelingen, den Fehler zu korrigieren? Kann es die Korrektur sogar noch aus dem Online-Auftritt in die gedruckte Zeitung schaffen? Überwindet sich die „WAZ“ gar noch, nicht nur dpa die Verantwortung zu geben, sondern eigene Fehler einzuräumen?

Bleiben Sie dran!

(Was bisher geschah: I, II)