Schlagwort: Zapp

Gastblogger: Boris Rosenkranz

Ich glaube ja, dass ein Grund für die chronische Überlastung der ZDF-Pressestelle darin besteht, dass mehrere Mitarbeiter vor einiger Zeit dafür abgestellt wurden, kleine Boris-Rosenkranz-Voodoo-Puppen zu basteln. Spätestens als er mit einem Kamerateam von „Zapp“ auf dem Mainzer Lerchenberg auftauchte und dort einfach den Fernsehrat beim Sich-Versammeln-im-Konferenzraum filmen wollte. Da könnte ja jeder kommen. Und kommt auch! „Wir hatten in der letzten Zeit ein paar Fälle“, sagt ZDF-Kommunikationschef Alexander Stock, „wo sich ein paar Journalisten im Haus bewegt hatten.“

Jedenfalls entstand bei der Gelegenheit der folgende schöne Beitrag für das NDR-Medienmagazin:

Rosenkranz geht gerne zu Medienanlässen und fällt anderen zur Last, bei einer „Nacht der Medien“ in Hamburg („Herr Struhunz? Wir suchen die Krihise!“) ebenso wie bei Christian Wulffs Buchvorstellung („Herr Wulff, ist das denn heute auch ein Tag, wo Sie sagen, komm‘, wir machen einen Neuanfang, ich verzeih‘ Euch, ihr Medien?“).

Die Sommerpause von „Zapp“ hat er durch frenetisches Twittern überbrückt und nebenbei das ZDF um Kopf und Kragen gefragt.

Die nächsten Wochen tobt er sich neben seiner Arbeit bei „Zapp“ hier im Blog ein bisschen aus.

Die Löwenmutter und der böse Wolf

Anfang der Woche bekam ich eine Interview-Anfrage vom Medienmagazin „Zapp“. Sie wollten sich in der Sendung in dieser Woche Frau Kachelmann widmen und ihrer Rolle im Medienspektakel um Herrn Kachelmann: „Wie tritt sie auf, warum, woher nimmt sie ihre Selbstsicherheit, warum macht sie seine Sache zu ihrer?“ In den gemeinsamen Interviews der beiden sei den „Zapp“-Leuten unter anderem aufgefallen, dass Frau Kachelmann oft das Wort ergreife, wenn Herr Kachelmann gefragt werde.

Das geht natürlich gar nicht: Dass Ehefrauen einfach für ihre Ehemänner antworten. Sowas hätte es früher nicht gegeben, und wenn es das heute gibt, ist das natürlich ein dringender Auftrag für das Medienmagazin des NDR, dieser Absonderlichkeit auf den Grund zu gehen.

Ich habe „Zapp“ geantwortet, dass ich Miriam Kachelmann nicht kenne. Dass ich über alle in der Anfrage genannten Fragen spekulieren müsste. Dass ich aber nicht wüsste, warum ich das tun sollte.

Es haben sich dann glücklicherweise andere Leute gefunden. Christopher Lesko, der Leiter der Pferdeakademie Berlin. Und ein Experte für Krisenkommunikation. (mehr …)

Verlorene Ehre

Inken Ramelow, die Geschäftsführerin von „Hamburg On Air“, die für Blätter wie „Stern“ und „Bild“ und Sendungen wie das ZDF-Magazin „Hallo Deutschland“ die Drecksarbeit erledigt, droht dem NDR mit juristischen Schritten, weil das Medienmagazin „Zapp“ in „ehrverletzender, unwahrer und missverständlicher Art und Weise“ über sie berichtet habe.

Obwohl sie bislang keine einstweilige Verfügung gegen den Sender erwirkt hat, ließ der NDR in vorauseilendem Gehorsam den Beitrag von seiner Homepage entfernen. Auch die reguläre Wiederholung der Sendung auf 3sat heute Nachmittag entfällt.

Ramelows Anwalt beschwert sich u.a. darüber, dass das Magazin seine Mandantin in die Öffentlichkeit gezerrt habe. Fast könnte man darüber lachen.

Der „Zapp“-Beitrag:

Nachtrag, 29. April. Das Video ist nun wieder auf der „Zapp“-Homepage zu sehen. Der NDR hat das Unterlassungsbegehren von Frau Ramelow und ihrer Firma zurückgewiesen.

Nachtrag, 28. April 2013. Nach meinem Eindruck hat sich Frau Ramelow jetzt seit einigen Jahren von dieser Form des Journalismus verabschiedet.

Hauptsache, es ist auf Papier

In einem Beitrag des NDR-Medienmagazinis „Zapp“ über das verlogene Geschäft der Boulevardzeitungen mit Sex-Anzeigen hat sich der deutsche Oberwerber Volker Nickel eindrucksvoll um das Ehrenabzeichen der Nationalen Initiative Printmedien beworben:

Zapp: Wie sehen Sie das denn in Punkto Jugendschutz. Ist der nicht betroffen, wenn Kinder so Formulierungen lesen wie „Dreilochbegehbar“?

Volker Nickel, Deutscher Werberat: Naja, es wäre schon schön, wenn mehr Kinder Zeitung läsen. Und auch die Anzeigen läsen. Aber Kinder haben für solche Anzeigenteile kaum Interesse.

(Der ganze Beitrag in der ARD-Mediathek.)

Netzeitung jetzt auch mit Video

Toll: „mit Video”! Sogar die klamme Netzeitung kommt also nicht mehr darum herum, die achsobegehrten Bewegtbild-Inhalte anzubieten. Und tatsächlich bietet sie am Ende der entsprechend angeteaserten Agenturmeldung sogar eine „Kurz-Doku“ über Franz Josef Wagner an:

Nun ja: Es handelt sich um die von irgendjemand bei YouTube hochgeladenen ersten zehn Minuten eines halbstündigen Porträt Wagners vom NDR-Medienmagazin „Zapp“ aus dem Jahr 2006. (Ist aber, andererseits, der erste Video-Treffer, wenn man nach „Franz Josef Wagner“ googelt.)

[mit Dank an Clarissa]

Senait Mehari und „Extreme Activity“

(Warnung: Selbstreferenzialität galore!)

Vor einem knappen Jahr schrieb ich hier darüber, wie das NDR-Medienmagazin „Zapp“ für einen Beitrag Leute suchte, die sich über den Grimme-Preis für „Extreme Activity“ empörten. Weil ich mit Empörung nicht dienen konnte, schied ich als Interviewpartner aus; mindestens einem Kollegen ging es ebenso. Ich fügte damals hinzu:

Damit es keine Missverständnisse gibt: Ich halte das nicht für einen Skandal. Ich finde es nur ein kleines, anschauliches Beispiel dafür, wie Journalisten arbeiten.

Das war nicht als Floskel gemeint, hat aber Kollegen nicht davon abgehalten, mich trotzdem misszuverstehen.

Denn die kleine Anekdote zieht gerade Kreise — in einem Zusammenhang, der nicht ferner sein könnte von der ProSieben-Kindergeburtstagsshow. Es geht um den Fall von Senait Mehari und die Frage, ob ihre Lebensgeschichte, die sie als Buch veröffentlicht hat und die gerade verfilmt wurde, glaubwürdig ist. „Zapp“ hat dazu eine klare Meinung: Sie ist nicht glaubwürdig. Anderen Medien macht das Magazin heftige Vorwürfe, weil sie Meharis Version ungeprüft kolportiert hätten.

In einem langen Artikel in der „Berliner Zeitung“ griff Abini Zöllner am 27. Februar 2008 „Zapp“ für seine Berichte in dieser Sache scharf an. Und als Schein-Beleg dafür, dass das Medienmagazin nicht nur in diesem Fall unsauber arbeite, taucht in dem Artikel plötzlich mein Anekdote auf — natürlich ohne den Satz, dass ich das Vorgehen nicht für einen Skandal halte und in merkwürdigem Zusammenhang mit dem Netzwerk Recherche, das mit „Extreme Activity“ wahrlich nichts zu tun hat.

Noch am selben Tag änderte ein anonymer Nutzer den Wikipedia-Eintrag zu „Zapp“ und fügte u.a. hinzu:

„Zapp“ wird vorgeworfen Medienkampagnen tendenziös anzufachen und Bestandteil eines undurchsichtigen Netzwerks zu sein. Der Bildblogger Stefan Niggemeier berichtet, wie „Zapp“ bei Interviews manipuliert (…)

Auch das Redaktionsblog der Medienzeitschrift „Berliner Journalisten“ griff den Artikel der „Berliner Zeitung“ auf und legte noch eine Schippe Schärfe nach: „Zapp“ sei „zumindest streckenweise — verkommen, und das ist furchtbar“ schrieb ein anonym bleibender Autor. Und offenbar als Beleg für diese These gab es einige Links zu „Fünden [sic] anderer Watchdogs“, darunter den zu meinem genannten Eintrag.

Um es deutlich zu sagen: Ich kann nicht beurteilen, wer in der eigentlichen Frage nach der Echtheit von Senait Meharis Schilderungen Recht hat. Ich möchte mir auch kein Urteil erlauben, welche Seite journalistisch fahrlässig gehandelt hat, dafür ist die Materie zu komplex, sind die Widersprüche zu groß. Ich finde es sehr positiv, dass „Zapp“ auf seiner Internetseite im Wortlaut Stellungnahmen anderer Medien dokumentiert — auch diejenigen aus dem eigenen Haus, die „Zapp“ kritisieren [pdf]. Das ist bewundernswert transparent, bedeutet aber natürlich noch nicht, dass „Zapp“ in der Sache recht hat.

All das kann ich also nicht beurteilen. Ich tauge aber nicht als Zeuge für „Manipulationen“ durch „Zapp“ und für die „Verkommenheit“ von „Zapp“ und sehe darin eine mutwillige Verdrehung meiner Aussagen.

PS: Vergangenen Freitag wiederholte das Blog des „Berliner Journalisten“-Magazins die Vorwürfe gegen „Zapp“. Die Chefredakteurin Sabine Pamperrien schrieb darin die folgenden lustigen Sätze:

Warum [die „Zapp“-Redakteurin Julia] Salden nicht einfach von der Kommentarfunktion Gebrauch gemacht hat, werden wir wohl nie erfahren.

Das finden Sie nicht lustig? Dann versuchen Sie mal, einen Kommentar im „Berliner Journalisten“-Blog abzugeben. Mir ist es nicht gelungen; seit knapp zwei Jahren offenbar auch niemandem sonst. Vielleicht ist Internet einfach nicht so die Spezialität von Frau Pamperrien.

Experten-Casting bei „Zapp“

Eine Zeitlang war ich so oft als „Experte“ im NDR-Medienmagazin „Zapp“ zu sehen, dass sich schon Leute lustig gemacht haben. Diese Woche wollten sie mich nicht haben.

Vor ein paar Tagen rief eine Kollegin von „Zapp“ an und sagte, sie wollten etwas darüber machen, dass „Extreme Activity“ den Grimme-Preis gewinnen würde, und ob ich das nicht auch schlimm fände. Ich sagte ihr, dass ich das nicht schlimm fände. Sie sagte, dass ich dann leider nicht der geeignete Interviewpartner zum Thema sei, und fragte noch, ob ich nicht jemanden wüsste, der das schlimm fände. Ich empfahl ihr Jana Hensel, aber wenn ich mich recht erinnere, war sie auf die schon selbst gekommen.

Lustigerweise weiß ich inzwischen von einem Kollegen, dass er genau so einen Anruf von „Zapp“ bekommen hat, leider auch nicht mit Empörung dienen konnte und deshalb ebenfalls als Gesprächspartner ausschied.

Der fertige „Zapp“-Beitrag zeigt dann, dass es nicht darin lag, dass man schon 27 Fürsprecher für „Extreme Activity“ gefunden hatte. Sondern weil man keinen Fürsprecher in dem Beitrag haben wollte.

Damit es keine Missverständnisse gibt: Ich halte das nicht für einen Skandal. Ich finde es nur ein kleines, anschauliches Beispiel dafür, wie Journalisten arbeiten.

Und damit auch der letzte „Zapp“-Zuschauer versteht, was für ein Skandal es ist, einer solchen Kindergartenshow den Adolf-Grimme-Preis zu verleihen, schraubt die Anmoderation des Beitrags die Fallhöhe ins Schwindelerregende:

Adolf Grimme war ein Mann mit Mut. Unerschrocken engagierte er sich für die „Freiheit des Wortes“ — ob im Widerstand gegen das NS-Regimes oder später als erster Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks. Mit dem nach ihm benannten Fernsehpreis des Deutschen Volkshochschul-Verbandes sollen deshalb Sendungen und Filme gewürdigt werden, die im Sinne Adolf Grimmes vorbildlich sind.

Wow. Welche Fernsehsendung würde diesem Anspruch genügen: dem Vorbild des unerschrockenen Freiheit-Verteidigers und NS-Widerstandskämpfers zu folgen? Zum Glück ist das — anders als uns „Zapp“ glauben machen will — keineswegs der Maßstab für einen Grimme-Preis. Die ausgezeichneten Sendungen sollen „nur“ vorbildlich für die „Programmpraxis“ sein.

Ungleich einseitiger, irreführender und bösartiger als der Grimme-Beitrag ist allerdings der „Zapp“-Beitrag über Günther Jauch und seinen verlorenen Prozess gegen einen „Bild am Sonntag“-Reporter. Aber ich weiß noch nicht, ob ich Lust habe, mich damit hier im Detail auseinanderzusetzen.

BILDblog-TV

Liebe Freunde von „Zapp“,

wir freuen uns, dass ihr so oft über uns berichtet und uns so gründlich lest. Und natürlich geht das völlig in Ordnung, wenn ihr auch mal ohne Quellenangabe einfach aus zwei BILDblogEinträgen einen zweieinhalbminütigen „Zapp“-Beitrag macht — dafür schreiben wir das ja auf: Damit möglichst viele davon erfahren.

Aber wenn Euch das nächste Mal für einen Beitrag wieder einmal kein eigenes Ende einfällt, sondern ihr auch noch unsere Idee einer passenden Illustration übernehmt, dann wäre es doch schön, wenn ihr einen Hinweis darauf geben würdet, von wem sie stammt.

BILDblog:

„Zapp“:

(Geld nehmen wir sonst aber auch.)