Und die Eulen wollen wir auch zurück!

Immerhin scheint die Begeisterung in der Jury nicht ungeteilt gewesen zu sein für die fünfteilige „Bild“-Serie, die mit dem oben gezeigten Aufmacher begann und die heute Abend mit dem Herbert-Quandt-Medienpreis ausgezeichnet wird. Jedenfalls gibt sich Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur des Berliner „Tagesspiegel“, auf meine Bitte, diese Entscheidung zu erklären, betont wortkarg. Und fügt etwas kryptisch hinzu: Das, was sonst ausgezeichnet werde, sei doch hohe Qualität.

Der Quandt-Medienpreis will angeblich Beiträge auszeichnen, die „auf anspruchsvolle, lebendige und allgemeinverständliche Weise das öffentliche Verständnis für die Bedeutung des privaten Unternehmertums und die marktwirtschaftliche Ordnung fördern“. Er legt angeblich Wert auf „sorgfältige Auswahl und Deutung von Fakten“ sowie „Qualität in Sprache, Stil und Allgemeinverständlichkeit“.

Die Artikelserie, für die die „Bild“-Redakteure Nikolaus Blome und Paul Ronzheimer gewürdigt werden, ist nicht so furchtbar, wie die Schlagzeile befürchten lässt. Genau genommen enthält sie auch ganz etwas anders, als die Schlagzeile suggeriert. Sie beschreibt, wie sich die verantwortlichen Politiker in Europa einig waren, dass Griechenland den Euro bekommen sollte, und es deshalb akzeptierten, dass Griechenland seine Zahlen zurechtbog, bis sie passten. Es ist, wenn man so will, die Geschichte eines gemeinsamen Projektes von Betrügern und Leuten, die sich betrügen lassen wollten.

Bei „Bild“ arbeiten durchaus Leute, die in der Lage gewesen wären, auch einen solchen Sachverhalt in eine knackige Schlagzeile gerinnen zu lassen. Das war nicht gewollt. Das hätte nicht in den Erzählstrang gepasst, in den die „Bild“-Zeitung seit über einem Jahr die Schuldenkrise in Griechenland presst. Der reduziert die komplexen Vorgänge auf die einfache Formel eines durch und durch verkommenen südeuropäischen Volkes, das uns korrekte, hart arbeitende Deutsche um die Früchte unserer Arbeit bringt.

Es ist sicher kein Zufall oder gar Versehen, dass „Bild“ auch an dieser Stelle in der Schlagzeile nicht „Griechenland“, „Athen“ oder gar „griechische Politiker“ schreibt — als wäre es die Masse des griechischen Volkes gewesen, die jetzt unter den Sparmaßnahmen leidet, die „uns (!) reingelegt“ hat.

Eine „Enthüllung“ ist die „Bild“-Serie natürlich trotz des Einsatzes einer vermutlich beeindruckend gemeinten Vielzahl von Autoren über weite Strecken nicht. Dass Griechenland nur durch falsche Zahlen die Bedingungen für den Euro-Beitritt erfüllten, ist seit langem bekannt. 2004 gab es die griechische Regierung öffentlich zu. Viele Details, die „Bild“ zu enthüllen vorgibt, erzählte bereits Monate zuvor ein Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Nun könnte man die Serie dafür loben, dass sie auch Facetten erzählt, die „Bild“ sonst verschweigt. Aber sie wird, schon mit der ersten Schlagzeile am ersten Tag, vollständig in den Dienst der Kampagne gestellt. Es ist eine Kampagne, die der frühere „Bild am Sonntag“-Chefredakteur Michael Spreng als beispiellos seit dem Kampf Springers gegen die Ostverträge bezeichnet. „Bild“ versuchte, „die Leser gegen die Griechen in einer Form aufzuwiegeln, die an Volksverhetzung grenzte“.

Diese Kampagne wurde maßgeblich von den beiden „Bild“-Leuten betrieben, die heute ausgezeichnet werden sollen. Zu dieser Kampagne gehörte es, dass Paul Ronzheimer, ein 25-jähriger Journalist, der sein Handwerk auf der Axel-Springer-Akademie gelernt hat, nach Griechenland reiste und — in den Worten meines Kollegen Michalis Pantelouris:

sich auf dem Athener Syntagma-Platz fotografieren ließ, wie er vor demonstrierenden Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Familien ernähren sollen, mit Drachmen-Scheinen wedelte wie mit Bananen vor Affen im Zoo.

Eine Ahnung von dem Ausmaß und der Niederträchtigkeit der Hetze vermitteln vielleicht diese beiden BILDblog-Einträge.

Nun sagt die Johanna-Quandt-Stiftung, sie habe gar nicht diese „Bild“-Berichterstattung „zu den sogenannten ‚Pleite-Griechen‘ ausgezeichnet“, sondern nur diese fünf Artikel von denselben Autoren, die „sehr faktenstark und an wirtschaftspolitischen Hintergrundinformationen reich“ sei. So einfach kann man es sich natürlich machen.

Roland Tichy, Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“, der zweite Journalist in der Jury (der dritte ist HR-Intendant Helmut Reitze), muss da für sich immerhin keine so klare Brandschutzmauer ziehen. Er macht keinen Hehl daraus, dass er kein Problem mit der „Pleite Griechen“-Berichterstattung von „Bild“ insgesamt hat. Er sagt: „Boulevardblätter müssen halt härter hinfassen.“ Und: „Die haben hart zugelangt.“ Und: „Journalismus muss auch mal wehtun.“

„Es gibt“, meint Tichy, „eine Tendenz zu sagen: Man darf die Griechen nicht so hart anfassen. Das sehe ich überhaupt nicht so. Dies ist einer der schlimmsten Fälle von Regierungskriminalität der neueren Zeit. Die Folgen badet Europa in einer Größenordnung von 200 Milliarden Euro aus.“

Tichy scheint die Aufregung zu genießen, die es um die erstaunliche Wahl der Jury gibt. Jede Menge Beschimpfungen habe er bekommen, seit sie bekannt wurde. Er meint, die würden Ursache und Wirkung verwechseln. „Und der Kern der Sache ist in der ‚Bild‘-Zeitung richtig dargestellt.“ Tichy meint auch, dass das „Verhetzungspotential“ der „Bild“-Zeitung geringer sei, als ihr zugetraut werde — weil die „Bild“-Zeitung eher als Unterhaltungsmedium wahrgenommen werde. Und von deren Politikberichterstattung fühlt er sich in der Regel korrekt informiert.

Vielleicht wird es ihn deshalb wundern, dass Yannis Stournaras, der Chefunterhändler Griechenlands bei der Einführung des Euro, dem die „Bild“-Serie eine zentrale Rolle beim Manipulieren der Zahlen zuschreibt, den Autoren diverse Fehler vorwirft. So kenne er etwa Yves Franchet, den französischen Chef des europäischen Statistikamtes, dem er angeblich persönlich die Zahlen lieferte, gar nicht. Auch persönliche Details über ihn seien falsch. Die ganze Untersuchung nennt er „Fiktion“. Es sei ein trauriges Niveau von Journalismus.

Aber gut, der Mann ist Grieche. Und die Faktenliebe von „Bild“ ist legendär.

Aber im Gespräch mit Tichy klingt es, als sei der Preis ohnehin weniger als Auszeichnung für eine journalistische Arbeit gemeint, sondern als politisches Statement. Tichy beklagt, dass die Regierung gravierende Entscheidungen wie über die Rettung Griechenlands am Parlament vorbei entscheide. Es müsse über solche Themen aber eine breite öffentliche Diskussion geben.

Es sei ein Problem, dass es keine „europäische Öffentlichkeit“ gibt, stellt Tichy fest, die grenzüberschreitend solche Debatten führt. Die öffentliche Meinung sei aber entscheidend, um demokratische Machtausübung zu legitimieren, und unentbehrlich in der politischen Willensbildung. Er wird sich in seiner Laudatio heute Abend auf Niklas Luhmann berufen und Jürgen Habermas und Hans-Magnus Enzensberger zitieren, aber inwieweit gerade die „Bild“-Zeitungs-Autoren, die er auszeichnet, mit ihrer Hetze, mit dem unermüdlichen Schüren und Verstärken von Vorurteilen gegen ein ganzes Volk zu einer solchen gemeinsamen Öffentlichkeit beitragen sollen, das sagt er nicht.

„Mittlerweile steht Europa zur Debatte“, sagt Tichy, „das ganze Projekt könnte scheitern.“ Die „Bild“-Zeitungs-Serie sieht er paradoxerweise als einen Beitrag zur Rettung des Projektes, nämlich dadurch, dass sie Transparenz herstelle. Es sei das Verhalten der Regierenden und ihre Verantwortung für das griechische Debakel, das das Vertrauen in die EU und ihre Institutionen erschüttere — die „BIld“-Zeitung sei bloß Überbringer der schlechten Nachricht.

Tichy sagt, die Wirklichkeit habe längst die schlimmsten Schlagzeilen; das rechtfertige im Nachhinein auch die schlimmsten Schlagzeilen. Wie die, dass Griechenland doch seine Akropolis verkaufen sollte — genau darauf laufe es im Moment hinaus. (Nun ja, tut es nicht.)

Die „Bild“-Schlagzeile lautete damals übrigens wörtlich:

DIE REGIERUNG IN ATHEN WILL JETZT KRÄFTIG SPAREN – ABER WAS, WENN DAS NICHT REICHT?

Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen

… UND DIE AKROPOLIS GLEICH MIT!

Wer darin nur die Beschreibung eines angeblich drohenden Szenarios sieht und nicht Verachtung, Häme und die mutwillige Zerstörung jedes Gedankens an ein gemeinsames Europa, ist allerdings eine erstaunliche Besetzung für die Jury eines Journalistenpreises.

Der Quandt-Medienpreis zeichnet heute Abend zwei unermüdliche Hetzer dafür aus, dass sie eine Woche lang geschickt die Methoden wechselten und mit einer ausführlichen, für „Bild“-Verhältnisse fast gründlichen und sachlichen Recherchearbeit ihre Pleite-Griechen-Kampagne zu legitimieren versuchten. Es mag gratulieren, wer will.

Das griechische Wort Tychi bedeutet übrigens „Glück“.

99 Replies to “Und die Eulen wollen wir auch zurück!”

  1. nun ja, ausgerechnet den von der bild angegriffenen Herrn Stournaras als vermeintlichen Zeugen dafür heranzuziehen, dass die bild lügt (nämlich über ihn)
    würden Sie selbst, Herr Niggemeier, doch bestimmt an anderer Stelle als ‚typisch bildzeitung‘ brandmarken, oder?

  2. @Uli: Irre Argumentation: Wenn er mit BILD spricht und von ihnen zitiert wird, stimmt es. Wenn er sagt, sie haben ihn falsch zitiert, stimmt es nicht?

  3. „Journalismus muss auch mal wehtun.” Au wei. Die Man-muss-in-diesem-Land-doch-noch-sagen-dürfen-Gang will einfach nicht aussterben.

  4. „Die Mitglieder der Familien stehen für Interviews zu diesem Thema [Verbrechen während der Nazi-Zeit durch die Familie] in aller Regel nicht zur Verfügung. Eine Ausnahme machte Sven Quandt, ein Sohn Herbert Quandts, der während seines Interviews für die NDR-Dokumentation Das Schweigen der Quandts[1] im Jahr 2007 die Vorwürfe gegen die Familie zurückweist und fordert, man müsse einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen, weil weiteres Nachbohren Deutschland schade.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Familie_Quandt

    Und die wollen einen Preis für Transparenz vergeben? Wegen dieser Artikel? Da kann man denen doch nur sagen man müsse einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen, weil weiteres Nachbohren Deutschland äääh Griechenland schade.

  5. leiden die Griechen denn wirklich unter „Spaßmaßnahmen“?
    (5. Absatz…..oder ist das ein Wortwitz den ich nich kapiere?) :)

  6. Ich fürchte, so Leute wie Tichy meinen das auch noch völlig ernst. Und was der liebe Herr Reitze, der aus dem HR eine Kreuzung aus Roland Koch-Gedächtnisfunk und den schlechteren Facetten des MDR geschaffen hat, in einer Jury für einen Medienpreis zu suchen hat, erschliesst sich mir auch nicht.

    Von der Absurdität dessen, dass die Stifter mit Geld, das aus der brutalen Ausbeutung von Zwangsarbeitern in Nazi-Deutschland stammt, die Bild-Zeitung prämieren lassen, mal ganz zu schweigen.

  7. Seit Nikolaus Blome bei SWR1 über sein Buch „Der kleine Wählerhasser“ fabulierte und erzählte, was Politiker „wirklich“ von den Wählern halten, kann ich ihn nicht mehr ernst nehmen. Gefragt, woher er denn so genau wisse, wie die Politiker denken, berief er sich mehrmals auf „so ein Gefühl, dass man so hat.“ Das sollte man hinsichtlich seiner Griechland-Beiträge berücksichtigen.

  8. Soviel blinder Hass steht Ihnen nicht gut, Herr Niggemeier. Der Preis ist verdient. Glückwunsch an Ronzheimer und Blome!

  9. „Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muss so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.“ Max Goldt

    Dem ist (auch was diesen Fall angeht) Nix hinzuzufügen.

  10. Kleiner Linkfehler: Im Absatz „Eine Ahnung von dem Ausmaß und der Niederträchtigkeit der Hetze vermitteln vielleicht diese beiden BILDblog-Einträge.“ führen beide Links zur gleichen Seite. Wird wohl mit dem /search/ im ersten Link zu tun haben.

  11. „Die öffentliche Meinung sei aber entscheidend, um demokratische Machtausübung zu legitimieren, und unentbehrlich in der politischen Willensbildung.“

    Es ist doch völlig klar, welche Art der Macht hier legitimiert werden soll.

    Die Macht der oberen 10.000 in diesem Land, die die Krise mit verursacht haben und daraus auch noch Profit schlagen, die Macht der Leute, die man nicht wählen kann, die aber mittlerweile „Vorlagen“ für unsere „Volksvertreter“ liefern, die 1:1 übernommen werden, die Macht jener 4 % deren Einkommen während der Krise ins Unermeßliche geklommen ist, während die restlichen 96% immer weniger haben.

    Die Hampelmänner, die die Interessen dieser Clowns durchsetzen, werden derweil reihenweise als akademische Betrüger entlarvt und kassieren monatlich trotzdem dicke Einkommen + Schmiergelder.

    Ob Grichenland Hetze oder Verunglimpfung von Transferempfängern – es läuft doch alles auf das Selbe hinaus und nützt immer den gleichen Leuten.
    Natürlich belohnen die Quandts das mit einem Preis, um den Schein der Seriösität zu bewahren und dieser Bubbi Ronzheimer findet sich vermutlich supertoll, weil er mit den Eliten einen Abend lang Schampus schlürfen darf. Wie kann man mit 25 Jahren bereits derart verkommen sein?

    Das Maß an Korruption, Lobbyismus und gezielt gesteuerter Meinungsmache in diesem Land überschreitet momentan jedes (v)erträgliche Maß.
    Die Medien sind derart korrumpiert, dass eine Meinungsbildung für den 0815 Bürger, der in Niedriglohn Jobs geknechtet wird, kaum noch möglich ist, die Entsolidarisierung innerhalb der Geselschaft schreitet mit jedem Tag vorran.

    Es darf gekotzt werden.

  12. […] Ich kenne Paul Ronzheimer nicht persönlich. Er ist Redakteur im Parlamentsbüro der “Bild”-Zeitung. Heute wird er gemeinsam mit seinem Kollegen Nikolaus Blome den mit 10.000 Euro dotierten Herbert Quandt Medien-Preis für ihre gemeinsame Artikel-Serie “Geheimakte Griechenland” erhalten. (Mehr dazu bei Stefan Niggemeier.) […]

  13. Ach, der Reitze! Ich musste ihn im Februar 2010 mal bei einer Podiumsveranstaltung ertragen, zur Eröffnung der Landwirtschaftlichen Woche in Gernsheim. Reitze sollte den anwesenden Bauern etwas über Medienarbeit referieren. Eine geschlagene Dreiviertelstunde erzählte er dann aber nur, wie relevant und toll der Hessische Rundfunk sei – da saß auch so mancher Landwirt nur noch kopfschüttelnd im Saal. Thema verfehlt.

    Reitze und sein Fernseh-Chefredakteur Alois Theisen haben es geschafft, aus einem einst respektablen Sender eine journalistisch profillose Abspielstation zu machen. Nachrichtensendungen und politische Magazine wurden gekürzt. Stattdessen gibt es jetzt zuhauf unsägliche Rankingshows („Die beliebtesten Schlager der Hessen“, „Hessens schönste Burgen“, „Hessens schönste Seen“, „Hessens schönste Gärten“, „Hessens schickste Klorollen“) oder seichtes Entertainment à la „Maintower“, wo dann der „Maintower-Liebesbote“ unterwegs ist. (Sorry, HR, aber sowas kann das Privatfernsehen besser.) Billig produzierte und beliebig oft wiederholbare Wohlfühlfilmchen, die ein Bundesland als Kitschkulisse missbrauchen. Ein solch biederes und sich beim Publikum anbiederndes Programm ist in den Dritten der ARD beispiellos.

    2008/2009, als es im Hessische Landtag spannende Wahlkämpfe und ein Dreivierteljahr lang eine Minderheitsregierung gab und man unglaublich tolle Geschichten über die hessischen Verhältnisse hätte senden können, hat der HR das Thema weitestgehend verschlafen. Wo andere Sender wie WDR, BR oder NDR noch Profil haben, ist der HR politisch völlig weichgespült.

    Nein, ganz ehrlich, wenn der Herr Reitze in der Jury des Quandt-Preises sitzt, erklärt das vieles. Der Mann würde guten Journalismus vermutlich nicht mal erkennen, wenn auf diesem ein dickes fettes Hinweisschild „Hier Qualität“ pappen würde. In meinen Augen ist er einer der Totengräber des kritischen öffentlich-rechtlichen Journalismus.

    P.S.: Ich hatte das damals mit einem Kollegen so ähnlich auch schon mal aufgeschrieben:

    http://www.echo-online.de/freizeit/multimedia/medienpublizistik/100720ardzdf./HR-Intendant-Helmut-Reitze-spart-auch-an-Qualitaet;art2550,648362

    Jedes Wort könnte ich heute noch unterschreiben. Leider.

  14. … die ehemalige Sekretärin Johanna Quandt ist – ebenso wie das ehemalige Kindermädchen Friede Springer – zu Macht und Vermögen durch das Ableben ihres Mannes gelangt.

    Nun könnte die laut Wiki „zweitreichste deutsche Frau nach ihrer Tochter Susanne Klatten“ mit ihrem knapp 10-Milliarden-Dollar-Vermögen eine Menge Gutes tun, zum Beispiel die überlebenden Familienmitglieder der KZ-Zwangsarbeiter großzügiger zu entschädigen, die man damals im Quandtschen „AFA“-Werk (später: „Varta“) bei der Herstellung der für Hitlers Kriegswaffen dringend benötigten Akkumulatoren elendig verrecken ließ:

    http://www.youtube.com/watch?v=Ish1HjsOARY&feature=player_embedded

    Doch die „Johanna-Quandt-Stiftung“ setzt sich lieber dafür ein „das Verständnis für die marktwirtschaftliche Ordnung und für die Bedeutung des privaten Unternehmertums als Träger der wirtschaftlichen Entwicklung in der Öffentlichkeit und den Medien zu fördern.“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Johanna-Quandt-Stiftung

    Da paßt es natürlich schon, wenn man ausgerechnet der BILD-Zeitung einen Medienpreis zukommen läßt, die für ihre unsägliche Hetzkampagne gegen das griechische Volk seit längerem berüchtigt ist.

    „Der Quandt-Medienpreis zeichnet heute Abend zwei unermüdliche Hetzer (…) aus“, schreibt Stefan. Und ich hoffe, daß er auch weiterhin über die widerliche Praxis der Vertreter des Großkapitals informieren wird, mit Hilfe ausgesuchter Springer-Journalisten Millionen Deutsche zu verdummen.

  15. Ich habe Sprengs Differenzierung auch damals schon für zu vorsichtig gehalten. Meines Erachtens erfüllt die Bild-Kampagne den Tatbestand der Volksverhetzung. Bild hetzt, wiederholt, beständig, pauschal und unterschiedslos gegen alle Angehörigen des griechischen Volkes und stachelt zum Hass gegen sie an. Dass dieser Scheissdreck auch noch mit einem Preis gewürdigt wird ist unfassbar, und wer über diese Preisvergabe mitentschieden hat, der macht sich die Hände damit entsprechend schmutzig. Nächstes Jahr zeichnen sie dann vermutlich die Junge Freiheit für ihre ausgewogene Neutralität und Menschenfreundlichkeit aus, das würde ins Bild passen.

    Hat eigentlich schonmal jemand die Tassen im Schrank des Herrn Tichy auf Vollständigkeit überprüft?

  16. @ nona

    Zitat: „Meines Erachtens erfüllt die Bild-Kampagne den Tatbestand der Volksverhetzung“.

    … sehe ich genauso. Und die ist nach § 130 StGB nun mal strafbar:

    http://dejure.org/gesetze/StGB/130.html

    Es dürfte allerdings ein Wunschtraum bleiben, daß es in Deutschland ein Richter wagt, dafür einen verantwortlichen BILD-Redakteur zu einer „Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren“ zu verurteilen.

    Allerdings muß man fairerweise sagen, daß das auch für die Verantwortlichen von Spiegel Online zutrifft, wo sich Henryk M. Broder lange Zeit gegen den Islam austoben durfte, wobei ich nicht nur einen seiner Kommentare als zumindest hart an der Grenze zur Volksverhetzung empfand.

  17. @17

    Wissen Sie eigentlich, warum Leute, die irgendeiner Aussage nichts hinzufügen wollen, grundsätzlich hinzfügen, dass es nichts hinzuzufügen gäbe?
    Ist das so eine Art Running Gag?

  18. Kleine Korrektur: Das altgriechische Wort τύχη „tyche“ bedeutet Glück. Der schmerzhafte Tichy aber trägt einen Namen von ursprünglich slawischer Abkunft. Und da bedeutet er eigentlich etwas, was sein hier in Rede stehender Träger leider nicht beachtet:

    Der Schweigsame.

  19. Sehr geehrter Herr Niggemeier, um Ihre berufliche Verpflichtung, all diese Schundblätter bzw. -medien zu „konsumieren“, beneide ich Sie nicht.

  20. Was ich schon an anderer Stelle bemerkte: Ich kenne Griechenland nicht weiter, war nie da und weiß nicht besonders viel über das Land; aber ich konnte zu keinem Zeitpunkt verstehen, wie man in den deutschen Medien derart gegen ein Land hetzen kann.

    Aber Steinbrück hatte es ja ähnlich schon mit der Schweiz vorgemacht, auch wenn da weniger die Schweizer Bürger im Fokus standen; dabei war Steinbrücks Motiv mit Sicherheit vorrangig die nackte Geldgier des deutschen Staates. Dafür andere Länder oder Völker zu beleidigen – ich kann es nicht verstehen. Vieles spielt sich aber ohnehin am Rande meiner Wahrnehmung ab, denn ich nehme solche Sudelblätter kaum wahr.

  21. @ Akro Polis

    … wenn das Ihr einziges „geistreiches“ Argument gegen seinen Beitrag ist, wird Stefan gut damit leben können.

    Es wäre aber mal interessant zu wissen, ob sich nicht einer der früheren Preisträger, darunter Leute wie Uwe Buse und Ullrich Fichtner vom SPIEGEL, Stefan Willeke und Rainer Luyken von der ZEIT oder Nikolaus Piper von der SÜDDEUTSCHEN, ab heute Gedanken darüber machen, wie viel diese Auszeichnung überhaupt noch wert ist.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Quandt_Medien-Preis

  22. So abwegig finde ich die Vergabe eigentlich nicht. Preisträger und Stifter verdien(t)en ihr Geld indirekt mit billiger Propaganda. Passt doch.

  23. „Journalismus muss auch mal wehtun.”

    Wie recht er hat. Es tut weh, einen solch volksverhetzenden Schund zu lesen.

    @22, Klaus Thomas Heck:

    Treffend beschrieben, danke!

  24. Wer sich schon mal den „Stürmer“ oder den „Völkischen Beobachter“ zu Forschungszwecken zu Gemüte geführt hat, dem kommt diese Art von höhnisch-herabsetzender und zugleich anbiedernd-beifallsheischender Diffamierung sehr bekannt vor. Wäre das nicht mal ein tolles Thema für eine Magisterarbeit (wie immer das heute auch heißen mag): eine vergleichende rhetorische Textanalyse (vulgo: Ronzheimer versus Julius Streicher)?

  25. Unter bild.de liest es sich anders als die laienhaften Kommentare in diesem Blog widergeben: Riesen-Lob für die BILD-Berichterstattung über die Griechenland-Schuldenkrise; BILD hat die Krise exklusiv aufgeklärt, heißt es dort.
    Ich vertraue und glaube BILD! Und zwar so sehr, dass ich BILD seit Jahrzehnten nicht lese und doch blind glauben darf.

  26. @37: Auch viele Briten, Niederländer und andere EU-Mitglieder wollen Griechenland kein Geld mehr geben. Sind das auch verkappte Nazis?

  27. Junker hat sich damals vehement gegen eine Überprüfung der Angaben Griechenlands eingesetzt.
    Jedes Land wäre selber für seine Angaben verantwortlich.
    Junker hat keine Konsequenzen zu befürchten, muss nicht zurücktreten und nichts.

    Keiner der griechischen Betrüger wird bestraft.

  28. Wenn man die Jury ernst nimmt, dann gibt sie dem Nachwuchs mit dieser Preisvergabe Hinweise darauf, welche Form von Journalismus in Zukunft in den Verlagshäusern erwünscht ist. Es geht um eine Abdankung jenes Journalismus, der in Festreden weiterhin unentwegt beschworen werden wird. Faktisch wird der aber zum Mythos, der die heutige Verlogenheit bemänteln muss. Das wird man so deutlich in der Laudatio allerdings nicht sagen …

  29. @ Akro Polis

    Zitat: „Auch viele Briten, Niederländer und andere EU-Mitglieder wollen Griechenland kein Geld mehr geben. Sind das auch verkappte Nazis?“

    … darum geht es doch gar nicht. Natürlich ist es legitim, einen Ausschluß Griechenlands aus der Euro-Gemeinschaft zu fordern. Man darf auch gern diejenigen Griechen kritisieren, die daran schuld sind: Politiker, Banker, Teile der Oberschicht. Aber eben nicht das griechische Volk. Und wer als Journalist behauptet oder auch nur unterschwellig andeutet, der „Grieche an sich“ sei faul, betrügerisch und arbeitsscheu, darf sich nicht wundern, wenn solche Hetz-Parolen Erinnerungen an Hitlers Kampfpresse wecken.

    Und selbstverständlich findet man in BILD kein einziges kritisches Wort gegen die gierigen deutschen Banker, die vorher prächtig an den Krediten verdient haben, sich jetzt aber lediglich „freiwillig“ an der Hilfe für das Land beteiligen sollen. Die lachen sich doch tot über die putzige Kanzler-Darstellerin und all die anderen schwarzgelben Dilettanten, die sich von ihnen wie Marionetten steuern lassen.

  30. Es gibt bald mehr Journalistenpreise als Journalisten. Wer nimmt die ernst außerhalb des medialen Gewerbes? Herr Niggemeier ist doch auch einer dieser multiplen Preisträger. In seinem Lebenslauf hier auf diesem Blog führt er sie ganz uneitel und akribisch auf:

    Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik 2003.
    Grimme-Online-Award für BILDblog 2005.
    Leuchtturm-Sonderpreis des Netzwerk Recherche für BILDblog 2005.
    „Journalist des Jahres 2006“ („Medium Magazin“): 2. Platz in der Kategorie Reporter.
    Grimme-Online-Award für stefan-niggemeier.de/blog 2007.
    „Journalist des Jahres 2007“ („Medium Magazin“).
    Markgräfler Gutedelpreis für BILDblog 2008.
    Hans-Bausch-Mediapreis des SWR 2009.

    Warum gönnt er dem jungen Herrn Ronzheimer nicht seinen Herbert-Quandt-Medienpreis?

  31. @ Akro Polis

    Meine erste, spontane Reaktion auf Ihre Äußerungen wäre gewesen: „Mit Verlaub: Sind Sie ein bißchen schwer von Begriff?“

    So etwas möchte man aber ja nicht unbedacht von sich geben. Also habe ich ihre Äußerungen noch einmal gelesen. Und dann noch einmal. Und nach dem dritten Lesen hatte ich das Gefühl, einen Stil wiederzuerkennen, so dass sich eine andere Frage vorgedrängelt hat, nämlich: Ist Ihr Vater Verleger?

  32. Schade. Als ich jung war, war es üblich, jemanden, der einem die Sicht versperrt, zu fragen, ob sein Vater Glaser sei. Als alter Nostalgiker hätte ich diese Tradition gerne wieder aufleben lassen und versucht, die Frage „Ist Dein Vater Verleger?“ als Reaktion auf schwachsinige Kommentare zu etablieren…

    „Behauptest Du, im Unicenter zu wohnen?“ hat einfach nicht den gleichen Charme… Wie gesagt, schade…

  33. #44 Mir ist gerade erst aufgefallen, wie ausgefallen die ganzen Preisnamen sind.

    Die wären sicherlich öffentlich bekannter, wenn sie nicht alle so schwer zu merken wären wie der Bhagrav-Dronmanraju-Rechtschreibpokal, den ich mir gerade ausgedacht habe.

  34. Ich glaube, zu Blome muss man nicht mehr viel sagen, eine längere und erfolgreiche Karriere bei Bild mit („unter“ sagen die in den Kreisen ja gern) Diekmann dürfte auch einen ursprünglichen Engel zum charakterlichen Wicht machen. Und Leute wie Tichy – dieser Aspekt fehlt da oben – würden nie, nie, nie etwas auch nur im weitesten Sinne Negatives über Leute vom Geldkaliber Quandt sagen, die wissen schon, wer in ihrer Welt Herr und wer Knecht ist.
    Am schlimmsten finde ich Leute wie Paul Ronzheimer, denen schon mit 20 alles egal ist außer dem eigenen Vorteil und der Meinung des Chefs und die Skrupel was für Schwächlinge finden. Und wenn der das hier liest, weiß er garantiert nicht einmal, was ich damit meine als allerhöchstens Neid.

  35. @11:
    „Von der Absurdität dessen, dass die Stifter mit Geld, das aus der brutalen Ausbeutung von Zwangsarbeitern in Nazi-Deutschland stammt, die Bild-Zeitung prämieren lassen, mal ganz zu schweigen.“

    Warum absurd?

    Ein Preis, gestiftet von einer Familie, die vom Dritten Reich profitiert hat, geht an „Journalisten“, die üble Volksverhetzung im „Stürmer“-Stil betreiben.

    Das paßt doch wirklich gut zusammen!

  36. @38:
    Sie vertrauen einer Zeitung, auf deren Titelblatt sich fast täglich eine halbnackte Frau lümmelt, die zwanghaft versucht eine Verbindung zwischen Hitler und Außerirdischen herzustellen und die nach Gießkannenprinzip mit Worten wie Irre, Horror, Todes-… und Sex um sich wirft? Na Ihren Glauben möchte ich haben.

    BILD befriedigt primitives Schubladendenken. Es ist für viele Deutsche anscheinend geistig zu anstrengend, Menschen zu dfferenzieren. Stattdessen begnügen sie sich mit hingeworfenen Schablonen wie dem „faulen Griechen“ oder dem „kriminellen Moslem“. Und solch einfach denkende Menschen snd die Zielgruppe für die große Werbeplattform BILD. Oder glaubt ernsthaft jemand, die wollen Journalismus betreiben? :)

  37. Der 22. Juni ist doch ein „schönes“ Datum für die Übergabe des „Preises“. Mann könnte ihn alternativ ja auch „Barbarossa-Preis“ nennen.

    apropos Nikolaus Blome: Ist das der „Journalist“, der in Talkshows den „Griechen h.c.“ TvuzG so vehement in Schutz genommen hat?

  38. Der Inhalt ist doch irrelevant. In der BILD wird Lobby-Arbeit mit Drittklässler-Polemik verbreitet. Daher meine Frage: Cui bono? Also wer profitiert davon, wenn Grichenland Pleite geht? Hat die Deutsche Bank zu viele Schrottpapiere an ihre Kunden rausgeshortet, daß sie sich jetzt billig eindecken müssen?

    Und das der öffentlich rechtliche Rundfunk vorne mit dabei ist, verwundert auch nicht wirklich.

    PS: Was ist der Unterschied zwischen der BILD und dem ALDI Blatt?
    Im ALDI Blatt stehen mehr redaktionelle Beiträge und es kostet weniger.

  39. @ 38
    Sorry, zu früh abgeschossen!
    Nochmals: Ironie ist etwas Herrliches, wenn sie verstanden wird. Wenn ich schreibe, dass ich BILD seit Jahrzehnten nicht lese, aber blind vertraue, was heißt das wohl…
    Früher, zu Zeiten eines Will Tremper, hat BILD Skandalstories wenigstens ordentlich erfunden und erdichtet und die waren dann noch relativ harmlos, weil man zu weit ja auch nicht gehen konnte.
    Heute wird die Realität massiv verzerrt und vergewaltigt, die Leser emotional negativ aufgeladen, und das ist weitaus schlimmer, weil wirkungsträchtiger. Kampfpresse eben.
    Wie sagte doch Gerhard Schröder: Zum Regieren brauche ich BILD, BAMS udn Glotze.
    Zum Glück sinkt die BILD-Auflage seit Jahren beständig. Allzu viel Kampfpresse wollen die Leute dann doch nicht. BILD sollte wieder zur früheren Methode der Siebziger und Achtziger Jahre zurückkehren: Harmlose Geschichten freiweg erfinden, die lesen sich nett, das mögen die Leute, auf den Wahrheitsgehalt kommt es da gar nicht an.
    Ürbigens: Ich verfolge BILD, zum Beispiel über das Internet und andere Wege oder eben auch diesen Blog schon soweit, dass ich mir ein klares Urteil bilden kann…
    Zu den angesprochenen Journalistenpreisen (@ 44 Akro Polis), insbesondere zum Quandt-Preis, gäbe es auch einiges zu sagen, vielleicht später mehr dazu.

  40. @ 68: Gute Fage, vermutlich nur, weil es um BILD geht und Stefan Niggemeier die Sache gepostet hat

  41. @ 68: Gute Frage, vermutlich nur, weil es um BILD geht und Stefan Niggemeier die Sache gepostet hat

  42. Nicht der Preis an sich wird wichtig genommen, aber die Tatsache, daß es hier und heute Leute gibt – u.a. der Intendant eines öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders – Hetzartikel als preiswürdig angesehen werden, sagt sehr viel über die Zustände in unserem Land aus.

  43. Macht man sich Tichys Argumentation zu eigen, müsste man posthum Julius Streicher noch mit dem Herbert-Quandt-Medienpreis ausstatten – für seinen Verdienst um die Demokratisierung Europas und gegen Antisemitismus in seiner Wochenzeitung „Der Stürmer“…

  44. Natürlich ist BILD kein ernst zu nehmendes Blatt aber leider wird es von Millionen gelesen und man hört immer wieder dass die BILD-Meinung wiedergekaut wird.

    Erinnern möchte ich an den Skandal mit dem polnischen „Fakt“ und BILD, beide hetzten gegen das jeweilige andere Land -und beides Blätter aus dem Hause Springer.

    Mir tun immer die Leser der Bild leid die offensichtlich meinen eine halbwegs seriöse Zeitung zu lesen.

  45. @18:
    Warum sollte man für eine Tatsache denn immer wieder neue Formulierungen (er)finden wenn ein anderer den Sachverhalt bereits so treffend auf den Punkt gebracht hat? Und man sollte das Zitat Goldts besser noch achtzigmillionen Mal wiederholen damit es auch der letzte Leser dieses Drecksblatts mal gehört hat.

  46. „Ich fand die „Stürmer”-Vergleiche schon beim ersten Mal unnötig und unangemessen.“

    Nein, ich finde diesen Vergleich nicht unangemessen und auch nicht unnötig. Der Vergleich sollte im Gegenteil so oft wiederholt werden, bis er auch zur Mainstreampresse und zu den Verantwortlichen für solche Artikel und solche Preisvergaben dringt.
    Vielleicht gehen einigen Leuten dann endlich mal die Augen auf und die Diskussionen bei Anne Will etc. etc. gehen mal in die richtige Richtung.

  47. @78 et al.: Hier muss ich dem Hausherrn dann doch beipflichten: Der Vergleich funktioniert nicht. Der Stürmer galt selbst zu seiner Zeit als Hetzblatt – nichts in dieser Art dürfte heute auf dem Zeitschriftenmarkt verkauft werden. Vergleiche dieser Art sind kontraproduktiv. Aber es ist wohl eine Übung in Sinnlosigkeit, im Internet gegen Godwins Gesetz anzuargumentieren (gut, es ist nicht Hitler – aber nahe genug dran).

  48. … selbstverständlich gibt es in Deutschland kein Blatt, das Vergleiche mit dem “Stürmer” standhält. Das gilt auch für BILD.

    Und doch macht es zumindest nachdenklich, daß es eine Massenzeitung zum Beispiel geschafft hat, einen windigen Aufschneider in kürzester Zeit zum Kanzlerkandidaten hochzuschreiben. Nun ging vom Freiherrn zu Googleberg nicht wirklich eine Gefahr für unser Land aus. Dasselbe könnte aber irgendwann auch mal bei einem weniger harmlosen Politiker klappen.

    Man sollte auch die Käufer dieses Blattes nicht verspotten. Denn leider sind die meisten der Millionen BILD-Leser wahlberechtigt und haben deshalb einen viel größeren Einfluß auf die Politik als “wir”, die wir doch immer so stolz darauf sind, uns nur über “seriöse” Medien zu informieren.

    Ich halte es deshalb auch für legitim, sich mit allen erlaubten Mitteln gegen den für unsere Demokratie nicht ungefährlichen Kampagnen-Journalismus bestimmter Springer-Blätter zur Wehr zu setzen. Wobei man gerade gegenüber BILD auch nicht zimperlich bei der Wahl der Vergleiche sein muß. Dort wird ja schließlich auch ständig übertrieben, wenn zum Beispiel ein gewählter Volksvertreter als “irrer Diktator” tituliert wird.

  49. Wer Preise vergibt, der schmückt sich damit indirekt immer auch selbst. Wenn die Quandts sich also mit Volksverhetzung schmücken wollen – wer wollte ihnen in die Arme fallen? Dazu müßte man sie mögen, oder?

  50. @81

    Man sollte auch die Käufer dieses Blattes nicht verspotten. Denn leider sind die meisten der Millionen BILD-Leser wahlberechtigt und haben deshalb einen viel größeren Einfluß auf die Politik als “wir”, die wir doch immer so stolz darauf sind, uns nur über “seriöse” Medien zu informieren.

    Den Gedankengang kann ich jetzt nicht nachvollziehen. Nimmst du an, dass „wir“ weniger sind, als die BILD-Leser? „Wir“ sind ja schließlich auch wahlberechtigt.

  51. Nachtrag: Ich finde fast die vielen Tageszeitungen mit ihren Minimalredaktionen noch gefährlicher. Die plappern BILD-Inhalte in seriösem Layout nach, werden aber ernst genommen, weil sie für seriös gehalten werden, was ja bei BILD nur selten der Fall ist.

  52. @ Jan

    Zitat: “Nimmst du an, dass ‘wir’ weniger sind, als die BILD-Leser? ‘Wir’ sind ja schließlich auch wahlberechtigt.”

    … ja, das ist leider so. Denn man darf sich nicht vom minimalen Vorsprung von BILD.de gegenüber zum Beispiel SPON täuschen lassen. Draußen, “im richtigen Leben”, wie es so schön heißt, ist der Reichweiten-Unterschied gigantisch. Man vergleiche nur mal die Auflagezahlen der FAZ, der Süddeutschen oder der ZEIT mit der Millionenauflage unserer “Lieblingszeitung” – dazwischen liegen Welten.

    Was übrigens nur wenig bekannt ist: Während der Weimarer Republik gab es in Deutschland mehr anspruchsvolle Tageszeitungen als heute, von denen nicht wenige vor den Braunen gewarnt haben – bekanntlich leider ohne Erfolg.

    Das von Dir auch erwähnte ungeprüfte “Nachplappern” trifft vor allem auf Rundfunk und Fernsehen zu. Ohne BILD hätten nicht nur die Frühstückssendungen ein großes Problem. Leider machen in dieser Hinsicht auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten keine Ausnahmen, wobei ich Sendungen wie etwa “Brisant” zum Teil noch schlimmer finde als die abgekupferten Original-Formate der Privaten.

  53. @81: Dagegen sage ich auch nichts. Ich bin nur der Meinung, dass der Stürmer-Vergleich dazu führt, dass im selben Atemzug genannte legitime Kritik ebenfalls in der „oh Gott, schon wieder ein Drittes-Reich-Vergleich“-Schublade landet – das ist kontraproduktiv.

  54. Bei Aldi werden regelmäßig Sülze, Tütensuppen und Dosenravioli mit Preisen ausgezeichnet. Ich reg mich da schon gar nicht mehr drüber auf.

  55. @65: Cui bono? Natürlich das Großkapital. Wenn Springer fordert, „die Griechen“ sollten das Tafelsilber verkaufen – wer würde das wohl kaufen? Springer & Bertelsmann würden sicherlich gerne einige Zeitungen und Sender dort kaufen, Aldi gerne alle Supermärkte und RWE die Wasserwerke.
    Aber Sie und ich dürften uns dann freuen, wenn unsere Löhne wg. Inflation sänken.

  56. @90: Da habe ich wohl nicht weit genug gedacht. Man muß hier wohl von Eigendynamik reden: Erst wird das Land vom Investment kaputt gemacht und dann ausgeschlachtet.

    Irgendwer hat mal gesagt/geschrieben, daß als nächstes Irland und Spanien dran wären.

    Von daher wäre es wichtig, daß ein Zeichen gesetzt wird und auch einige Spekulantetn in die Pleite getrieben würden. Die EU könnte einfach für Griechenland gerade stehen, so weh das auch täte, und etsprechende Ratings für aller verlangen mit der Drohung ihnen sonst das Geld direkt von der Zentralbank zu geben. Dann wäre das Geschäft komplett hin.

    Aber was erwarten wir von einer Regierung, die damals Berlin ausgeschlachtet hat. Ich sage nur Bankenskandal.

  57. Zeigt ja wieder die unmögliche vorgehensweise in Sachen Berichterstattung bei der Bild. Und bei allen geht es wieder nur ums Geld. Bild will Schlagzeilen, um Blätter zu verkaufen, Griechenland wollte in die EU um Fördermittel zu erhalten und hat dafür die Zahlen gefälscht.
    @ Thomas: Stimme dir zu, auf die rergierung kann man nicht zählen und der Bankenskandal wurde in keinster Weise behoben. Dort läufe alles wie gehabt bis zur nächsten Krise.

    Ein Cartoon der, wie ich finde, es traurig aber wahr mit schwarzem Humor auf den Punkt bringt.

    Vielleicht lässt sich das alles auch nur noch mit einer Prose schwarzem Humor ertragen um nicht komplett wahnsinnig zu werden….
    Mann könnte auch Griechenland, Politiker etc. auf das Schild schreiben und es würde einfach immer stimmen.

  58. @93 Paßt wie Arsch auf Eimer. Als ich erfahren habe, daß damals Münte mit Angie die große Koalition ausgeklüngelt hat noch wärend der Wahlkampf lief war ich nicht wirklich verwundert, sondern an Messen erinnert: Tagsüber erzählt man den Leuten um wieviel besser als die Konkurenz man ist und abends geht man zusammen saufen.

    Den neoliberalen Strippenziehern ist es egal wer unter ihnen Kanzler wird und so ein „Unfall“ wie Brandt passiert denen bestimmt nicht naochmal.

    BTW, die BILD hat gerade damit angefangen Steinbrück aufzubauen. Erst vor ein paar Tagen als Gewinner des Tages und heute hat die BAMS über seine Ambitionen berichtet.

    IMHO war Schröder gegen den Kindergeburtstag. Der wird Schmidts und Schröders Werk vollenden und dem ersten Arbeitsmarkt den Rest geben. Die Lobbyisten arbeiten schon an niedrigeren Löhnen für zugewanderte Facharbeiter. Ob dann wohl mehr kommen wenn man weniger bezahlt wo sie doch woanders besser bezahlt und weniger verarscht werden?

    PS: Meine Schwester hat mal beim Arbeitsamt gearbeitet. Sie meinte, daß schon damals die Zahlen – sagen wir um einer erneuten Löschung zu entgehen * – zu optimistisch waren.

    * Ein Hinweis, was zu beanstanden war, wäre schon eine nette Geste gewesen. Ggf per Mail, wie es Heise macht.

  59. „Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen
    … UND DIE AKROPOLIS GLEICH MIT!“

    Ach ja, und gebt mal schnell wieder die Eulen her, zackzack.
    Diese Schlagzeile ist genau das wert, was der Verursacher dafür bekommt:
    Applaus und Schulterklopfen mit
    Spott und Hähme.
    Erbärmlicher geht es kaum noch.
    Einfach nur widerlich und zum Erbrechen.

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