Und wo bleibt das Positive?

Es ist ja nicht alles schlecht am Online-Auftritt der „Rheinischen Post“.

Sebastian Dalkowski hat mir eine Mail geschrieben und mich darauf hingewiesen, dass sich da auch schöne Sachen finden lassen, seine wöchentliche Kolumne „About a Boy“ zum Beispiel.

Und was soll ich sagen? Der Mann hat Recht. Für meinen Geschmack klingen die Texte manchmal ein bisschen zu gewollt nach einer Mischung aus Axel Hacke und Franz Josef Wagner. Aber die Mehrzahl derjenigen, die ich jetzt mal auf die Schnelle gelesen habe, sind lustig, klug und originell.

In der heutigen steht zum Beispiel:

Ich schreibe eine Kolumne für die Homepage einer deutschen Tageszeitung. Sie heißt „About a Boy“. Nichts deutet darauf hin, dass die Zeitung meine Kolumne nach Indien auslagern will. Die Tageszeitung sagt: „Ich will deine Kolumne nicht nach Indien auslagern.“ Ich habe das Gefühl, dass die Tageszeitung das Wort „Indien“ zu sehr betont.

Neulich schrieb er:

Bevor die deutsche Gesellschaft vom Türken verlangt, dass er sich integriert, muss die deutsche Gesellschaft überlegen, wohin sich der Türke integrieren soll: in die deutsche Gesellschaft, wie sie ist, oder in die deutsche Gesellschaft, wie die deutsche Gesellschaft sie gerne hätte.

Entweder also in eine Gesellschaft, in der alle meckern, saufen und einer verurteilten Totschlägerin im australischen Busch beim Fossil-Dasein zugucken. Oder in eine Gesellschaft, in der es keinen Ruhetag gibt, alle pünktlich sind und zufrieden. Integration bedeutet momentan für den Türken: Er kommt vom Regen in die Traufe.

Und dann war da noch die, in der es heißt:

Es gibt viele Berufe, von denen Menschen denken, sie könnten sie selbst ausüben: Kochen, Blumen pflanzen, Zeitungsartikel schreiben. Deshalb gibt es so viele Kochbücher, Gartenratgeber und Blogs.

Die finde ich aber doof.

39 Replies to “Und wo bleibt das Positive?”

  1. Ach Gott, so doof ist der doch gar nicht!
    Ich meine ausdrücklich den letztangeführten Beitrag, nicht den Autoren.

  2. Wenns jetzt noch einen Feed geben würde, hätte die Kolumne einen Leser mehr. Gibt es leider nicht. Dumm gelaufen, RP-Online.

    Und die von Andreas Krebs fotografierte bessere Gesichtshälfte des Kolumnisten lässt sich für mich auch nicht finden…

  3. He die Kolumne ist ja wirklich richtig gut.

    Wahrscheinlich auch der Grund, warum sie nicht unter den 62 angebotenen Feeds von RP-Online vertreten ist. (Ja, ich habe sie gezählt. War das mindeste, was ich tun konnte.)

    ^_^J.

  4. Den letzten finde ich auch doof. Ich bin der Ansicht, dass ich schlecht kochen kann, mittelmäßige Artikel schreibe, und allerhöchstens nen Kaktus am Leben erhalten könnte.

    Nur höre ich im Gegensatz zu anderen nicht damit auf, nachdem ich nen halbes Jahr mit Begeisterung dran gesessen habe, und ziehe die Freude aus den kleinen Spitzen. Wenn mal das Essen komischerweise super schmeckt. Wenn man für einen Artikel gelobt wird. Und wenn der Kaktus gerade wächst.

    Und mit wenig Anspruch wird man auch nicht nach Kalkutta exportiert. Ätsch. ;-)

  5. Jaja. Das Geheimnis der Riesenzwerge. Gähn.

    Leider, Thomas + matidio, bin ich doch eher Stefan-Niggemeier-Fan und das Genöhl des Riesenzwergs find ich unschlüssig. Sind so ein paar Riesenlöcher drin. Vielleicht ist der Titel des Blogs auch falsch gewählt.

  6. ich finde zwar, er klingt eher fast ein wenig nach Harald Martenstein, aber seine intolerante Haltung gegenüber neuen Medien und Laienjournalismus ist schön auf den Punkt gebracht. Erstaunlich für einen Blog, wäre man Dalkowskis Meinung ;-)

  7. Natürlich ist diese Kolumne nicht so schlecht wie die Klickstrecken. Allerdings gerade mal so…
    Typisches Mainstream-Füllmaterial, scheinbar mit Esprit, aber doch ohne Hirn. Das haben wir jetzt davon, dass man den jungen Leuten nicht mehr beibringt, eine eigene Meinung zu haben. S.D. windet bloß fremde – unzureichend hinterfragte – Gedanken vor sich her, als betrachte er angestrengt die Glasperle dieser Welt, welche ihm da in die Hände gefallen ist.
    Junge Kolumnisten, die einen antidemokratischen Unterton in ihren Texten führen, da werde ich hellhörig. Und zwar die typisch deutsche Spielart von Unterton: die resignative, es ist ja doch alles aussichtslos.
    Und dann auch noch die kleine Spitze mit den Zeitungsartikeln und den Blogs. Da weist wohl ein Redakteurs-Pennäler nach, dass er in den letzten Monaten seine Hausaufgaben gemacht und Standesbewusstsein entwickelt hat…
    Wenn das toll sein soll, na dann gut´ Nacht.

  8. @Thomas: aha. Niggemeiers Trick ist es also, die Wirklichkeit 1:1 darzustellen (wie immer das gehen soll, aber das ist eine andere Frage) und dann doch Kritik zu üben. Oder eben Lob auszusprechen, je nachdem, wem er in den Allerwertesten kriechen will? Wenn ich mich jetzt ausschließlich an die von „Riesenzwerg“ genannten Beispiele halte, fällt mir auf, dass man das, was er beschreibt auch als Differenziertheit bezeichnen könnte, so im Gegensatz zur Schwarzweißdenke. Das geht natürlich nicht, dass man bild.de nicht nur rundherum total oberkacke finden kann. Wenn man zugibt, dass es neben dem Ganzen Unsäglichen dort möglicherweise leichte Tendenzen zu weniger Flüchtigkeit, weniger Schleichwerbung etc. sieht (also einen Schritt in Richtung dessen, was man eigentlich als Selbstverständlichkeit ansehen sollte), dann ist das Einschleimen beim Feind, was sonst. Und demnächst wird Niggemeier eine „Blattkritik“ machen, die Verhandlungen laufen bestimmt schon. Alles klar.

  9. @9. Matido: nö, das verlinkte dieses Thomas‘ passt nicht.
    Es ist nicht alles Gold was Stefan schreibt, aber
    [aber was?]
    „das Geheimnis des Stefan Niggemeier“ ist ein Meinungsgebilde und kommt mir etwas polemisierend daher. Gerade mit dem Satz am Ende stimme ich überhaupt nicht überein.

  10. Ist zwar ziemlich „off-topic“ an dieser Stelle, aber positiv fand ich eben, dass ich meine taz aus dem Briefkasten geholt habe und im taz mag eben den feinen Artikel über dich gelesen habe.. ;-)

  11. Ach ja, jetzt habe ich die „doofe“ Kolumne auch gelesen. Wirklich lustig :-)

    Bin allerdings jetzt ein wenig ins Grübeln gekommen, weil es auch so viele Börsenbriefe gibt. Was das nun wieder zu bedeuten hat…?

  12. Den Stil finde ich zu sehr auf „ich bin trendy“ getrimmt, dennoch witzig. Die Kolumne über die Türken hätte ich der RP nicht zugetraut. Aber das ist wohl das Phänomen der Nische: In einer Kolummne darf ein Mitarbeiter gerne versuchen, ein progressives Publikum anzuziehen, solange er es nicht übertreibt (und die Anzeigekunden sich nicht beschweren). Würde mich mal interessieren, wo bei der RP da die Grenze verläuft. Welche Themen gehen und welche nicht mehr?

  13. @6. Thomas: Finde auch es passt (manchmal).

    Allerdings wünscht sich (zumindest zu Beginn) der Riesenzwerg die Schwarz-Weiß-Malerei. Ich finde relativierende Sätze gut. Es kann nunmal nicht einfach nur „scheiße“ sein, es gibt kaum Dinge die einfach nur „scheiße“ sind. Es gibt meistens auch ein gutes dabei. Dass sich der Stefan Niggemeier nicht 100%ig auf ein „das ist scheiße“ festlegt, sondern relativiert, wenn er also schreibt: Es ist scheiße, aber nicht durch und durch, es sind auch Ansätze da sich aus der scheiße raus zu arbeiten, hoch zu wühlen, dann ist das garnicht schlecht. Sondern gut, unterm Strich.

    Wenn wie im konkreten Fall eine RP Kolumne gelobt wird, obwohl RP ja eigentlich ein Käs‘ ist, dann ist das in etwa so wie eine Matheaufgabe:

    -16
    +5
    -12
    -4
    -1
    +9     
    = -21

    RP ist unterm Strich -21, also scheiße, aber in der Gleichung gibts noch die +5 und die +9. Das ist Transparenz. Wenn der liebe Binäre-Leser die 0 oder die 1 lesen will, aber bitte keine 0.7679, dann lese er doch bitte Bild.de oder RP Online, aber keinen Niggemeier.

  14. nachdem er beim Riesenzwerg offenbar *gefressen* wurde, hier mein Kommentar zum Link unter 6:

    Nun ja, ich kann da nur einen meiner Lieblingssätze sagen: „Es gibt kein Schwarz oder Weiß – nur unterschiedliche Schattierungen von Grau.“ Will sagen, nichts ist ausschließlich schlecht oder ausschließlich gut – weder BILD noch RP-Online, weder Stefan Niggemeier noch Barack Obama, oder – in meiner Branche – weder Aktie A noch Aktie B. Und ich finde, eine der wichtigsten Aufgaben für uns Journalisten ist es, anderen diese Differenzierung aufzuzeigen und damit eine differenzierte Meinungsbildung zu ermöglichen.

    Nur wenn ich fundiert Kritik begründen und zeigen kann, dass die Contra-Argumente das Pro objektiv überwiegen, wird die Kritik ernstgenommen. Lasse ich die Pro-Argumente dagegen einfach weg, wird die Kritik nur allzuschnell zur Polemik.

  15. Den letzten Kolumnenausschnitt finde ich auch doof. Blogge seit fast drei Jahren und sehe das nicht als Beruf an, sondern als das was es ist: Sinnloses Blabla von irgendjemandem, der von manchen gern gelesen wird, und von ganz vielen überhaupt nicht. Die Hauptsache ist, dass es mir gefällt und hilft. Und dazu muss ich noch sagen, dass ich schon den ein oder anderen Text geschrieben habe, der weitaus besser ist, als der meines ehemaligen Schulkameraden Sebastian D. – zumindest meinem eigenen Empfinden nach. :) (Nichts für ungut!) Bin halt nur nicht bei der RP. Wäre auch nichts für mich, dieser ganze Deadlinekram und so. o_O

    Ach und in der Tat – wenn „About a Boy“ einen Feed hätte, würde ich es auch abonnieren. So sehe ich nur mal alle paar Monate rein… Der gute Sebastian sollte mal bloggen. :)

  16. @ Calt: „ich blogge, also bin ich“, wie mehr oder weniger Newton schon sagte. So sehe ich das auch, in der Tat. Aber sinnlos? Keineswegs.

  17. @27 mein gott cait, wie traurig is das denn, du verkannter halbgott?!? keiner mag dich, keiner veröffentlicht dich, und das, obwohl dein text doch „weitaus besser ist, als der meines ehemaligen Schulkameraden Sebastian D.“. hat er dich so schlimm geärgert damals, auf dem schulhof, dass du hier öffentlich rummaulen musst?

  18. Man nehme:
    – 1 EL gut durchgezogene Vorurteile,
    – 50 g getrocknete Worthülsen,
    – 1 Beutel flachen, durchschaubaren Humor,
    – 1/2 Liter Füllwörter,
    mische das alles, lasse es gehen.

    Achten Sie beim würzen bitte drauf den Durchschnittsgeschmack nicht zu überfordern. (Goldener Tip: Lieber zu fad als zu würzig!).

  19. @ 31: Da kommt bei mir ein Minitürk heraus, Herr Militürk, das ist jetzt schon nach kurzer Marinierzeit ersichtlich. Hätten Sie vielleicht ein internationales vegetarisches Rezept zum Ausgleich?

  20. Hmm… und jemand, der neben diesem wirklich gut gemachten Blog auch noch das erfolgreichste deutschsprachige Blog (so zumindest mein letzter Kenntnisstand) betreibt, für die faz bloggt und doch genug in der Printwelt vertreten ist, dass man nicht vermuten müsste, dass er aus Erfolglosigkeit bloggt, bezieht diesen letzten Abschnitt auf sich? Etwas dickhäutiger kann ein Stefan Niggemeier da wohl sein.

  21. @Franziska: Aber warum zieht dieser Feed auch Artikel aus „Herzrasen“, „Klicktipps” oder „Mein Herz schlägt schneller“ mit? Oder ist das als eine Art, hm, Feedvertising zu verstehen?

    ^_^J.

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