Verkonkt (1)

Michael Konken ist der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes (DJV). Ich bin ihm hier schon einmal begegnet. Vergangene Nacht äußerte er sich im ARD-„Nachtmagazin“ zum Thema der neuen Leserreporter-Kamera, die „Bild“ mit Lidl anbietet:

Fast überall wird der Bürger inzwischen in die Medien eingebunden. Vor allem in der Internet-Welt. Bringt das die Berichterstattung nicht nach vorne?

Konken: Nein, denn das ist die Aufforderung, wirklich hier die Privatsphäre zu missbrauchen. Denn diejenigen, die dann die Berichte liefern, die die Videoaufnahmen machen, die wissen nicht, wo die Privatsphäre anfängt. Sie werden zur Hetzjagd gezwungen auf Prominente, die nicht mehr sicher sein können. Sie werden Katastrophen filmen wollen. Sie werden damit Hilfskräfte dann auch in ihrer Arbeit behindern. Sie werden Polizeikräfte auf der Autobahn behindern. Das sind Auswüchse, glaube ich, die wir nicht gutheißen können, und die auf jeden Fall den Journalismus gefährden. Denn diejenigen, die ihn hauptberuflich ausüben, die werden Nachteile dadurch haben.

Der letzte Satz ist wichtig: Konken kämpft nicht für den Journalismus. Er kämpft für Journalisten. Es gibt schließlich Menschen, die davon leben, dass sie zu Unfällen fahren, die Rettungskräfte, Wracks, Verletzten und die zugedeckten Leichen filmen und die Aufnahmen an Privatsender und „Hallo Deutschland“ im ZDF schicken. Was soll aus denen werden, wenn plötzlich nicht mehr Profis, sondern Amateure unseren Voyeurismus bedienen? Wer gerade mit dem Rücken auf dem Asphalt einer deutschen Autobahn eine Herz-Lungen-Massage bekommt, soll wenigstens die Gewissheit haben, dass der Kameramann, der ihn dabei filmt, das hauptberuflich macht und weiß, wo seine Privatsphäre angefangen hätte.

Aber der andere Satz, den Konken über potentielle Leserreporter sagt, ist natürlich noch viel besser: Sie werden zur Hetzjagd auf Prominente gezwungen?

Ich habe eine Weile überlegt. Mir ist dazu nichts mehr eingefallen.

115 Replies to “Verkonkt (1)”

  1. Naja. Man kann von „hallo Deutschland“ halten, was man will. Aber es gibt *natürlich* einen Unterschied zwischen Handy,-Video,-LIDL,-BILD,-Leserreportern und Journalisten. Er wird äußerst deutlich, betrachtet man den Busbrand bei Hannover vor kurzem. Die haben gefilmt, mit ihren Handys. Mit denen hätten sie natürlich auch in der Anfangsphase Notrufe absetzen können. Stattdessen haben sie gefilmt!

    Hier geht es nicht um moralische Fragen oder die Themenauswahl von „hallo Deutschland“. Hier geht es im Zweifel um Leben und Tod.

    > Sie werden zur Hetzjagd auf Prominente gezwungen?
    Ich habe eine Weile überlegt. Mir ist dazu nichts mehr eingefallen.

    Das hingegen verstehe ich auch nicht.

  2. Vielen Dank,
    als Feuerwehrmann und ausgebildeter Rettungssanitäter habe ich mich schon oft über „Journalisten“ aufgeregt die am Einsatzort gerne mal die Kamera direkt in ein Autowrack halten.
    Meiner Meinung nach haben die dort nichts zu suchen.
    Ich habe ein ungeschnittenes Originalvideo von einem Kamerateam, dass eine (RTL-)Reportage über einen Rettungshubschrauber gemacht hat der dort mit uns im Einsatz war.
    Es handelte sich um einen Frontalcrash durch einen Geisterfahrer und ein unschuldiger junger Mann wurde damals getötet. Der Kameramann hat die Kamera während des gesamten Einsatzes direkt ins Auto gehalten wo Notarzt und Assistent gerade den eingeklemmten, blutüberströmten Patienten am reanimieren waren.

    Warum muss sowas aufgenommen werden wenn es nachher sowieso nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden darf?

    Gaffer sind aber auch nicht viel besser! Gerade im Feuerwehreinsatz habe ich schon oft erlebt, dass sich Personen trotz mehrmaligem Auffordern nicht aus dem direkten Gefahrenbereich wegbewegen ließen.
    Es gibt auch viele Einsatzberichte von Gaffern, die sich bei PKW-Brückenpfeilerkollisionen soweit über das Geländer der Brücke gelehnt haben, dass sie über die Brüstung gefallen sind und selbst zum Einsatz wurden…

  3. Eben. Um deswegen mal zu dem Statement zurückzukommen:
    Eigentlich ist der behauptete „Missbrauch“ im Satz davor sogar schon komplett deplaziert. Offenbar ähnlich effekthascherisch und an den gleichen Haaren herbeigezogen wie der „zur Hetzjagd gezwungene“ Bundesbürger später.

    Ein Missbrauch würde ja wohl voraussetzen, dass die Prominenten „denjenigen, die dann die Berichte liefern“ ihre Privatspähre vorher angeboten, übergeben oder zur sicheren Aufbewahrung anvertraut hätten. Was versucht Herr Konken eigentlich zu suggerieren? Mir kam es beim Lesen eher so vor, als würden ebendiese Prominenten vielmehr von Herrn Konken für ein Tragweite-herbeisinnierendes Konken-Szenario missbraucht.

    Aber sehr interessant zu sehen, wie ein Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes argumentiert. Oder es mangels Argumenten bewusst vermeiden möchte, dabei dann aber leider voll erwischt wird…

  4. @Bronco: > Warum muss sowas aufgenommen werden wenn es nachher sowieso nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden darf?

    Genau das ist aber der eigentlich wünschenswerte, verantwortungsvolle Umgang mit Bildern. Dass nicht alles gezeigt wird, was verfügbar ist. Für RTL schon beinahe mysteriös ;-), im Falle der BILD-Leserreporter glaube ich da aber definitiv nicht so recht dran.

    Abgesehen davon glänzt „Ihre“ FW-bzw. Rett.-Branche selbst nicht sonderlich. Ich möchte sicherlich nicht alle über einen Kamm scheren, aber zum einen gibt es innerhalb insbesondere Freiwilliger Feuerwehren teilweise sehr seltsame Aufassungen. Die argumentieren genau wie Sie, pauschal: „Journalisten sind eine Plage“. Fotografieren aber selbst, was das Zeug hält, für Ausbildungszwecke. Natürlich. Dann frage ich mich aber, seit wann die Ausbildung auf Homepages Freiwilliger Feuerwehren stattfindet? Das sind genau die, die früher immer über die böse Presse geschimpft haben; man werde in ein falsches Licht gerückt und sei kein Saufverein. Was Sie heute im Netz finden, wenn Sie nach Bildern z.T. sogar der Jugendfeuerwehr suchen, ist nicht zu fassen. Wenngleich ich weiß, dass auch hier nicht pauschalisiert werden darf, so gibt es sie einfach. Genau wie Journalisten, die ständig Grenzen überschreiten.

    Ganz abgesehen davon: Innerhalb der BOS prügeln sich, das ist natürlich [insbesondere um Stefan Niggemeier nicht in Schwierigkeiten zu bringen] nur eine Vermutung, unter Missachtung jeglicher Dienstvorschriften Polizisten, Feuerwehrangehörige, Rettungsassistenten und Notärzte um die von BILD ausgelobte Kohle. Nirgends gibt es derzeit so viel Doppelmoral. Stefan fragt sich in seinem Beitrag, ob es besser ist von einem Leserreporter oder von einem Journalisten gefilmt zu werden auf der BAB. Ich will vor allem nicht von demjenigen gefilmt und verkauft werden, der mich retten soll und der in Umfragen immer viel besser wegkommt als die bösen Journalisten.

  5. @Stefan: Ja, Herr Konken sagt viel, wenn der Tag lang ist ;-) Ich bezog mich insebsondere auf das Beispiel Busbrand A2, ging es da nicht um Leben und Tod? Und wer hat sich da primär daneben benommen? Amateure oder Berufler?

  6. @Jochen: Meinst du mit Amateuren nicht vor allem „Amateur-Gaffer“? Oder qualifiziert ein Handy in der Hand erst zum daneben benehmen? Der Zusammenhang ist absurd (oder zumindest maßlos überzogen)…

  7. Verkonkt(1)?

    Wird es auch ein Verkonkt(2) geben?

    Hat Stephan eine neue Kampagne ;-).

    Lesen Sie auch morgen wieder mit, um zu sehen, wie Flash Gordon …

    Ähm.

  8. Ja, der Mann hat definitiv Potential für eine Serie.
    Das hat Stefan hier gewohnt dezent angedeutet ;-)

  9. @Frank/7: Mit Amateure meinte ich den Durchschnittsautofahrer, der sein Handy dazu genutzt hat, um zu filmen, anstatt einen Notruf abzusetzen.

  10. .. im Gegensatz zum Profi, der ert mit dem Rettungswagen oder hinter ihm herkam und sich dann mit richtig grossem Equipment voll rein gebrezelt hat. Kalr ;-).

  11. Ich denke man sollte hier aufpassen Äpfel mit Birnen zu vermischen. Es werden doch zwei Probleme angesprochen:
    1. Menschen haben durch immer einfacher bedienbare Aufnahmegeräte die Möglichkeit, zu jedem Zeitpunkt ein Ereignis aufzunehmen.
    2. Foto- und Video-Journalisten verlieren durch diesen Umstand ihr Monopol die Medien mit Bildern oder Videos von Ereignissen zu versorgen.

    Ich denke zu ersterem kann man sagen, dass es erst mal positiv ist, wenn die Aufnahme von Ereignissen vereinfacht wird, so können z.B. historisch wichtige Ereignisse, die sich ja selten Tage vorher ankündigen, aus vielen Perspektiven und Blickwinkeln festgehalten werden. Viele der Bilder zum elften September 2001 kamen doch von Amateuren. Beim Tsunami 2003 wurde doch auch immer wieder das selbe Amateurvideo ausgestrahlt.

    Es ist natürlich etwas anderes, wenn die Vereinfachung von Aufnahmetechnik dazu führt, dass Einsatzkräfte in Notfällen behindert werden, oder wenn Gaffer, anstatt erste Hilfe zu leisten, gaffen. Dieses Problem lässt sich in meinen Augen entweder dadurch lösen, dass man in der Bevölkerung eine erhöhte Sensibilität für dieses Thema schafft, oder Gaffen bzw. die Behinderung von Einsatzkräften mit extremen negativen Anreizen verbindet, sprich hohe Geldstrafen. Ich bin zwar kein Freund von Gesetzen und Regelungen für alles, aber wenn Bronco als Feuerwehrmann sagt, dass Menschen trotz mehrfacher Aufforderung nicht weichen, weichen sie vielleicht wenn sie wissen, dass sie eine empfindliche Geldstrafe zahlen müssen, wenn sie nicht weichen. Allerdings kenne ich mich mit der aktuellen Gesetzeslage nicht aus, ich bin mir sicher, dass es für Behinderung von Feuerwehr und Polizei sicher schon Regelungen gibt, aber anscheinend greifen diese ja nicht, oder nicht immer.

    Natürlich wird es für Foto- und Video-Journalisten, die diese Bereiche bisher abdeckten vielleicht härter, weil der ein oder andere Amateur manchmal schneller ist. Aber dennoch denke ich, dass man die Arbeit von Amateuren mit Videokameras nicht mit ausgebildeten Fotografen oder Kameramännern vergleichen kann. Kein Leserreporter wird auf die Idee kommen in Krisengebiete zu fahren um dort zu filmen, kein Leserreporter wird eine Homestory anfertigen, kein Leserreporter wird mit seiner Kamera die Bilder ersetzen, die Fernseteams z.B. in der Liveberichterstattung anfertigen. Das sind jetzt nur ein paar Beispiele.

    Es kommt doch auch auf den Abnehmer an, nämlich die Sender, die Zeitungsredaktionen, die sich entscheiden müssen, zwischen Qualität der Profis oder der Quantität der Leserreporter. Der Deutsche Journalisten Verband könnte ja auch seine Mitglieder auffordern Bilder aus Amateurquellen nicht zu verwenden, hat er aber anscheinend nicht getan.

    Die Antwort Herr Konkens erinnert mich ein bisschen wie die Reaktion der Musikindustrie auf die Tauschbörsen. Man ist einfach mit den neuen Möglichkeiten der Aufnahmetechnik überfordert. Statt auf die positiven Effekte hinzuweisen, dass durch diese Kameras die Menschen möglicherweise anfangen nachzudenken, was Qualitätsjournalismus ist und was nicht, wo die Privatsphäre anfängt und was filmbar ist, werden die Benutzer einfach pauschal zur Sensationsgeilen Meute erklärt. Hier geht es tatsächlich einfach darum, dass hier jemand, der lange Zeit ein Monopol inne hatte, seine Felle wegschwimmen sieht.

    Meiner Meinung nach hätte die „Bild“ diese Aktion auch schon vor 20 Jahren Analog machen können, a la, „Mit jeder Bild gibts ne Einwegkamera und sie schicken uns die volle ein und wenn ein gutes Bild drauf ist, dann wird das veröffentlicht.“ Es wäre nicht so schnell gewesen wie Digital, aber im Prinzip das gleiche. Man kann doch schon seit Jahrzehnten mit einfachen Mitteln Fotos von Ereignissen aufnehmen, durch die digitale Technik ist es jetzt halt noch einfacher geworden. Von daher eine ziemliche Scheindebatte wie ich finde. Der DJV erträgt es einfach nicht, dass die anderen jetzt auch mitspielen wollen.

    Cheers!

  12. @Vader/12: Lesen Sie wenigstens richtig. Ich beziehe mich insbesondere auf die Problematik der Immer-und-Überall-Anwesenheit der Leserreporter. Und zwar im Gegensatz zur Konken-Logik ausschließlich um auf den maßgeblichen Unterschied hinzuweisen: Was juckt mich, wenn ich auf der Autobahn liege, ein Journalist hinter einem Rettungswagen? Mich juckt doch wohl eher derjenige, der mit dem Handy diesen überhaupt anfordern könnte, anstatt zu filmen. *Vor* und *hinter* dem Rettungswagen ist ein himmelweiter Unterschied, der mit üblichen, berechtigten Medien-Moralfragen überhaupt nichts zu tun hat.

  13. Bis auf die letzten beiden Sätze und dieses „gezwungen“ (vielleicht hat der Mensch sich einfach „verkonkt“, oder so ;-) finde ich sein Statement durchaus richtig.

    Manche Menschen mag auch die Aussicht auf 15 Minuten „Ruhm“ inner BILD dazu _zwingen_, „Prominenten“ nachzustellen.

  14. @ Jochen:

    Zum einen könnte mich jucken, dass der Journalist mich furchtbar zugerichtet filmt, und diese Aufnahmen von mir nachher 30 Jahre in irgendwelchen Fernseharchiven vor sich hinschimmeln oder gar doch gesendet werden. Das könnte mich stören, wirklich. Ich will so nicht gefilmt werden, dass geht an die Intimsphäre, irgendwie.

    Zum anderen: Der Handybesitzer hatte früher keines. Er ist auch früher vorbeigefahren, wenn nicht, hatte er kein Telefon, um einen Notruf abzusetzen . Es hat sich also eher verbessert die Situation.

    Ich bin aber, wie Sie vielleicht bemerkt haben, nicht wirklich an einer Diskussion interessiert. Nur an Polemik ;-).

  15. @15 Krischn: („…finde ich sein Statement durchaus richtig“).

    Das hatte der Mann übrigens auch so intendiert. Daher sicherheitshalber vom eigentlichen Thema ablenkend „Reizthemen“ und „Reizworte“ einwerfen, auf die üblicherweise gut angesprochen wird. Immerhin einer, bei dem es ankommt. Dann war der ganze Aufwand nicht umsonst ;-)

  16. @13/Don: > ich bin mir sicher, dass es für Behinderung von Feuerwehr und Polizei sicher schon Regelungen gibt, aber anscheinend greifen diese ja nicht, oder nicht immer.

    Ich befürchte, dass diese zunehmend in bestimmten Fällen greifen – sowohl gegenüber dem Leserreporter als auch dem Journalisten (und zwar nicht nur im Falle von Grenzüberschreitungen): Wenn der Feuerwehrangehörige oder Polizeibeamte, der es nicht so mit Vorschriften, aber dafür mit der Doppelmoral hat, sich „Konkurrenz“ vom Leib halten will. Passt nicht ins gängige Weltbild, ist aber ein Aspekt, der völlig unter den Tisch fällt. Ich verstehe, wenn dies übertrieben klingen mag. Doch unabhängig davon, wie Feuerwehrmann Bronco (vielleicht berechtigt) auf Journalisten schimpft, gibt es schon heute Fälle, die aufhorchen lassen, nur hören will sie niemand. Wäre ich Medienjournalist, könnte mich evtl. interessieren, wann sich große Medienhäuser etwa (mit Recht) auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen, wenn es um fragliches Bildmaterial geht. Und, jenseits des angesprochenen Weltbildes, mal in mich gehen und ganz nüchtern fragen, ob dieses überhaupt zwingend von den beiden hier diskutierten Gruppen, den Leserreportern zum einen und den Journalisten zum anderen, stammen muss.

  17. Mir fällt dazu eventuell „self-pwned“ ein aber das wäre ja oberflächlich und nichtssagend (das war Ironie).

    Ich hab die letzten drei Tage alte Folgen von „Real Time with Bill Maher“ geguckt, wenn man da den Republikanern zuhört wirkt das Bisschen Stimmungsmache für die Berufsgruppe, die der Mann vertritt (vielleicht eher ein anderer Begriff – Parteinahme oder sowas), geradezu rührend. Das ist ja noch nicht einmal weltfremd sondern nur ein wenig schief vom Weltbild her.

    Ach da fällt mir ein: Al Franken liegt inzwischen ein paar Stimmen vorne, bei 58.000 noch nicht ausgezählten Stimmzetteln.

  18. In diesem Blogbeitrag wird der Eindruck erzeugt, der DJV vertrete hauptberufliche Journalisten. Das ist nur zur Hälfte korrekt, der DJV ist auch die Gewerkschaft der Public Relations und nimmt grundsätzlichen jeden auf, der den Mitgliedsbeitrag überweist, vom freien Kameramann beim OK Herne bis hin zum Erstsemester Medienirgendwas an der FH Hinterdupfingen.

    Mich würde nicht wundern, wenn Bild-Leserreporter bald auch nen DJV-Ausweis haben. Das könnte Michael Konkens Dilemma dann auch lösen.

  19. Im Gegensatz zu einigen anderen Äußerungen Herr Konkens sehe ich hier kein Problem. Er ist Verbandsvertreter. Natürlich vertritt er die Mitglieder seines Verbandes. Die „Leserreporter“ werden zwar nicht „gezwungen“, sie werden aber geködert mit diesen Kameras das zu produzieren, was BILD gerne druckt.

    Ich würde hingegen die Frage in Frage stellen. „Fast überall wird der Bürger inzwischen in die Medien eingebunden.“ Warum „inzwischen“? Der interessierte Bürger war immer in Medien eingebunden, vom Anruf in der Lokalredaktion über Interviews bis hin zu Gastbeiträgen. Man kanalisiert es heute nur sichtbarer.

  20. Der Vorsitzende des Journalistenverbandes kämpft für Journalisten. Unfassbar. Der sollte sich echt was schämen. Wo soll das bloss hinführen?
    Also mal ehrlich aus einem falschen Wort („zwingen“) und einem nur mit viel Böartigkeit so negativ zu verstehendem Halbsatz ein derartiges Bashing zu konstruieren ist doch arm.

  21. Zum Thema „gezwungen“ ist mir dann doch was eingefallen: die Kamera hat eine Mini-Auflösung, keinen Stativ-Anschluss, keinen Mikrofon-Anschluss, kaum Zoom, in der Beschreibung steht auch nichts von einer Schnitt-Software.

    Wenn man damit „Leserreporter“ werden will, was kann man damit schon machen als sie Boris Becker möglichst nahe vors Gesicht zu halten?

  22. @Torsten: Gut zu wissen, diese Details. Dachte schon daran, mir das Ding zuzulegen. Ganz kurz, und sehr vage. Dieses Automatisiertzubildsendeprogramm wird man ja sicherlich ausschalten können. Und den Schriftzug auf der Kamera abreißen oder überkleben. Aber SO bringt das ja nüscht.

    „Gezwungen“ lässt sich auch damit erklären, dass das Teil ja ausschließlich unter dem Aspekt beworben wird, aufsehenerregende Filmchen hochzuladen. Ob wohl jeder Käufer weiß, dass er damit auch einfach Ommas Neunzigsten für den Privatgebrauch filmen könnte?

  23. Sorry, die Beschreibung auf der Creative-Seite war sehr unvollständig. Laut Meedia gibt es einen Stativ-Anschluss und eine Schnittsoftware.

  24. DJV, DJU, Hinz & Konken hin oder her: Der Markenting-Coup des Herrn der BILDer wird mit Sicherheit zu vielen “kritischen“ Beiträgen “gelernter“ Journalisten führen, die Mitglied in einem der oben genannten Rabattvereine sind. Und in nicht allzu ferner Zukunft den Bundesgerichtshof beschäftigen. Ich bin gespannt, in welcher Weise die BILDgruppe ihren vielen neuen Mitarbeitern dann zu Seite steht.

  25. Ich bin mir wirklich unschlüssig. Einerseits glaube ich nicht, dass die Kamera etwas verändert – andererseits: Vielleicht fühlen sich Menschen sogar mit der Kamera erst recht legitimiert „Beweisfotos“ zu schießen.

    Immerhin haben Sie die Kamera von einer Zeitung gekauft, die die Kamera für genau diesen Einsatzzweck der Aufnahme von journalistisch (da schüttelts mich) relevanten Motiven gebaut hat…

    Eigentlich müsste man sich mal die Frage stellen, ob nicht anstelle prominent platzierter Raubkopierer-Werbung im Kino konsequent die Gaffer-Mentalität bekämpft werden sollte.

  26. „dass durch diese Kameras die Menschen möglicherweise anfangen nachzudenken, was Qualitätsjournalismus ist und was nicht, wo die Privatsphäre anfängt und was filmbar ist, werden die Benutzer einfach pauschal zur Sensationsgeilen Meute erklärt.“
    Ersteres glaube ich nicht; eher letzteres: sie sind (wenn sie das Teil wie von Bild gewünscht benutzen) leider nur eine sensationsgeile Meute.

  27. „Gezwungen“ – ich denke mit gezwungen meint Herr Konken, dass die Haupt-Unterschichten-Zielgruppe der Bild rein aus wirtschaftlicher Not sich bemühen wird möglichst spektakuläre Dinge zu filmen – für 500€.

    Gezwungen mag das falsche Wort sein – Bild spielt hier dennoch mit „Almosen für Paparazzi“, und das finde ich besonders hinterhältig und schäbig.

  28. Es gibt Journalisten und Journalisten.

    Nach 43 Dienstjahren kann ich sagen, daß Journalisten sich an geltende
    Gesetze und Rechtsverordnungen halten. Sie wägen hernach ab, was sie
    in welcher Form berichten. Diese Journalisten wurden noch während der
    Laufzeit des Ereignisses durch die jeweilig zuständige Stelle (Polizei in
    Absprache mit weiteren beteiligten Einsatzleitern) verständigt.

    Die ohne expliziten Auftrag arbeitenden freien Journalisten fühlen sich
    natürlich gezwungen, Material heran zu schaffen, sonst bekommen sie
    weder Kohle noch „Anerkennung durch Erwähnung“.
    Und das wird Konken wohl gemeint haben.
    Im Übrigen wird in Flächenländern viel zu selten vom § 164 StPO
    Gebrauch gemacht, der diese Art Berichterstatter nicht nur dumm aus
    der Wäsche gucken lässt, sondern auch bis zum Einsatzende durch
    Gitterstäbe.

    Wenn sich ausreichend herumgesprochen hat, daß LIDL-Reporter zur
    Kasse gebeten werden, (im Film gezeigter Fall) wird sich auch das
    BLÖD – Konzept im Nichts auflösen.

  29. Was für ein Getöse …
    Was keiner schaut wird auch nicht mit Material „versorgt“, das ist doch ganz einfach. All diese widerlichen, geschmacklosen Berichtchen gibt es, weil Leute bereit sind, dafür ihre Zeit und ihr Geld zu verschwenden.

  30. Vielleicht ist es ja die Kamera selbst, die den Menschen der sie in der Hand hält, dazu „zwingt“ Privatspäre zu verletzen, Rettungseinsätze zu behindern, Polizei zu stören?

    Nicht die Lidl-Bild-Kamera ist das Problem, sondern der menschliche Voyeurismus.

  31. Der letzte Satz ist wichtig: Konken kämpft nicht für den Journalismus. Er kämpft für Journalisten.

    Nagut, was soll er machen? Er ist Chef des Journalistenverbandes.

  32. @13: Don
    >ich bin mir sicher, dass es für Behinderung von Feuerwehr und Polizei sicher schon Regelungen gibt, aber anscheinend greifen diese ja nicht, oder nicht immer.

    Ja klar gibt es die, aber wer soll die denn durchsetzen? Der Rettungsdienst (zu dem ich gehöre) hat genug damit zu tun, dem/den Verunfallten zu helfen (und übrigens in der Regel auch keine Zeit zum Fotografieren!), die Feuerwehr muss ebenfalls ihre Maßnahmen durchführen, mal ganz davon abgesehen, dass beide Organisationen nicht das Recht haben, beispielsweise einen Platzverweis zu erteilen. Wer bleibt also übrig – richtig, die Polizei. Bei den alltäglichen Unfällen kommt aber ein – vielleicht zwei – Streifenwagen, und deren Besatzungen haben genug damit zu tun, drauf zu achten, dass den Rettungskräften nicht von gaffenden Autofahrern das Hinterteil weggefahren wird. Es gibt also schlicht keine Kapazitäten, die Leute fernzuhalten. Ein größeres Aufgebot gibt es nur bei Großunfällen, da habe ich auch schon mitbekommen, dass durchgegriffen wurde. Aber Großunfälle sind auch entsprechend selten.

  33. @36: Es ist aber vielleicht gar nicht seine Aufgabe, den Journalismus in Gut und Böse zu zerteilen. Außerdem – das wäre für mich der entscheidendere Grund – wird er dafür wohl auch nicht bezahlt.

  34. möglicherweise schlecht formuliert, aber der man ist letztendlich Lobbyist und Verbandsvertreter. Es ist sein Job, dafür zu sorgen, dass die Mitglieder seines Verbandes ihre Jobs behalten und machen können.

    Wobei ich jetzt mal Kameraleute, die auf Autobahnen Verkehrsopfer filmen, nicht notwendigerweise als „Journalisten“ bezeichnen würde. Die halten die Kamera genau so drauf wie der BILD-Leserreporter, nur mit besserer Technik, besserem Zugang ( Presseausweis ) und mehr Erfahrung.

    Die journalistische Leistung kann es doch nicht sein, die Kamera drauf zu halten. Dazu gehört mehr, und die Wahrscheinlichkeit, dass richtige „Journalisten“ ihre Jobs verlieren, nur weil die BILD-Zeitung grottige ( wirklich grottige ) Kameras bei LIDL vertickt, geht gegen Null.

    Das sind völlig unterschiedliche Zielgruppen, und völlig unterschiedliches „Material“, von dem wir hier reden.

    Ich denke, dass Interview zeigt bloss ( mal wieder ), dass auch Berufsgruppen, von denen man bisher – warum auch immer – annahm, dass sie höheren Maßstäben in Bezug auf Ethik verpflichtet wären ( Ärzte, Polizisten, Journalisten ), genau so hart um die Fleischtöpfe kämpfen, wie der Arbeiter, der bei Opel am Band steht.

    Fakt ist, ein Großteil der „journalistisch“ arbeitenden Bevölkerung verdient sein Geld damit, das Leid anderer zu filmen, zu fotografieren, oder sonstwie auszuschlachten, damit am Ende des Monats die Rechnungen bezahlt werden können, und der kleine Timmy sein Feuerwehrauto zu Weihnachten kriegen kann.

    Und das bleibt so, so lange es Menschen gibt, die die BILD kaufen, oder RTL Explosiv und Hallo Deutschland schauen.

  35. @oldman

    Nach 43 Dienstjahren kann ich sagen, daß Journalisten sich an geltende
    Gesetze und Rechtsverordnungen halten. Sie wägen hernach ab, was sie
    in welcher Form berichten.

    Ähm naja:
    http://www.bildblog.de

    @Stefan

    Meinst du wirklich, dass Herr Konken sich wirklich mehr um die Journalisten sorgt, als um die Opfer? Ich kenne den Mann nicht, aber könnte das Ganze nicht nur etwas ungeschickt formuliert sein?

  36. Als jemand der Jahre seines Lebens, freiwillig und ohne finanzielle Gegenleistung, für die Arbeit in Rettungsdiensten geopfert hat finde ich einige Kommentare hier deutlich gesagt zum kotzen.

    Ohne die zehntausenden freiwillige Helfer in Feuerwehr und Rettungsdiensten, die das ganze unentgeltlich und teilweise unter Einsatz von Leib, Leben und der beruflichen Karriere machen (versuchen sie mal ihren Arbeitgeber zu erklären, dass sie jetzt auf Einsatz müssen) gäbe es schlicht niemanden der bei einem Unfall professionelle Hilfe leistet.

  37. Konken hat ja insofern Recht, dass ein Journalist, der regelmäßig über solche „Ereignisse“ berichtet, auch ein wenig Erfahrung darin gewinnt, wie man sich als Reporter am Unfallort zu verhalten hat (nicht immer, ich weiß). Ein „Leser-Reporter“ weiß das aber nicht. Konken sagte in dem Interview ja noch des weiteren, dass zudem ein „Leser-Reporter“ mitunter der erste Zeuge am Unfallort sein könnte und somit die Gefahr besteht, dass er ZUERST seine Aufnahmen für die Bild macht und DANN erst Hilfe ruft – was womöglich Leben kosten könnte.

    Klar werden manche Menschen in gewissem Sinne „gezwungen“, denn schließlich gibt es 500 Euro für ein gutes Foto – 500 Euro, die ein guter Fotograf auch gern gehabt hätte. Insofern hat das doch natürlich Nachteile für JOURNALISTEN, denn sie müssen sich dem Wettbewerb mit jedermann stellen – darunter leidet dann auch die Qualität von JOURNALISMUS. Die Bild nimmt lieber eine zufällig gemachte Wackelaufnahme als das Produkt eines Profis.

  38. @37: Es geht nicht um Gut und Böse, sondern um gut und schlecht. Guter Journalismus sollte Konken auch von Berufs wegen am Herzen liegen, da guter Journalismus viele Arbeitsplätze für Journalisten benötigt.

  39. Er hat sicher ungeschickt formuliert – besser wäre „… werden zur hetzjagd … animiert.“, denoch finde ich die Kritik daran, wie auch an Katastrophen filmenden Leserreportern gut und gerechtfertigt. Ich bezweifle, dass ausgebildete Journalisten das Recht auf Privatsphäre immer achten , aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Durchsetzung meiner Persönlichkeitsrechte einem Journalisten gegenüber leichter ist.

  40. Gaffen ist ein schrecklicher Reflex, den man nur durch moralische Selbstkontrolle ablegen kann.

    Vor 2 Jahren war ich Patient in der Düsseldorfer Uniklinik. Während meine Familie (Mutter, Bruder, meine Kinder) zu Besuch war, sprang aus dem 8 oder 10ten Stock ein Patient aus dem Fenster. Wir standen in der Tat am nächsten dran. Meine Frau alarmierte die Ärzte in der Notfallannahme (die nichts mehr tun konnten). Ich drängte meine Kinder von der Unfallstelle weg. Mein Bruder und meine Mutter blieben stehen. Ich sagte nur: Kommt bitte, da gibt es nichts zu sehen.

    Es gab richtig Ärger darum, dass ich diesen Voyeurismus gräßlich fand, mein Bruder war nicht bereit dazu seinen guten Stehplatz aufzugeben.

    Es ist einfach ein menschlicher Reflex hinzusehen. Es braucht vorbildliche Instanzen, die Menschen vorbildlich dazu anleiten, aus Rücksichtsnahme, aus Scham und aus Respekt für Opfer und Angehörige beiseite zu treten.

    Das wird aber nicht vorgelebt, wie Fernsehen und die anderen Medien jeden Tag vormachen. Die Bild Kamera-Aktion ist nur ein weiterer Tiefpunkt. Ich fände es theoretisch eine gute Gelegenheit an eine günstige Kamera zu kommen, aber diese mehr-oder-weniger Voyeurismus-Aufforderung ist mir einfach zuwider.

    Es gibt mit Sicherheit ein gewisses Recht an Information – und eine Klasse von Journalisten, die es schaffen, Respekt und Informationspflicht zu vereinen.

    Alle relevanten Fragen kann ein Journalist stellen, wenn die Arbeit von Rettungskräften, Ärzten und Polizei getan ist, damit die Angehörigen nicht im Fernsehen oder auf Bild.de (oder sonst wo) Bilder Ihrer verletzten oder verstorbenen Angehörigen sehen.

  41. Ich hätte den Unterschied zwischen Journalisten
    und Journalisten für Sie besser herausarbeiten
    sollen, @ 39, G.
    So wie es Sportler gibt, die am Wochenende in Tübingen
    den Halbmarathon laufen, so gibt es Sportler, die nur vor
    der Glotze sitzen. Mit’m Schal um den Hals.

    … Die Berufsbezeichnung „Journalist“ ist in D. nicht geschützt.
    Auch die bei BLÖD tätigen dürfen sich Journalisten nennen.
    Das heisst aber nicht, daß ich diese fett drucken wollte.

    @35,Thorsten,
    deshalb erwähnte ich den Unterschied. (flaches Land/Großstadt).
    In unserer Autos bauenden Landeshauptstadt stehen trotz enormen
    Stellenabbaues ausreichend Kräfte zur Verfügung.
    Im Umland sieht es leider sehr mau aus.

  42. @41: Die BILD ist aber nicht der Maßstab. Wie schon gesagt, Zielgruppe und Material sind insgesamt so verschieden, dass ein paar Leserreporter hier und da, die verpixelte Fotos schiessen, keinen Journalisten in seiner Existenz bedrohen dürften.

  43. Die Unglück- Katastrophen Berichterstattung der öffentlich / Rechtlichen
    (andere Nachrichten Sendungen schaue ich nicht), besteht für mich jetzt schon zu 70% aus Dem was hier als Ergebnis der Bild/Lidl Aktion befürchtet wird.
    Qualitätsjournalismus? Wo denn?

  44. Neben Privatsendern und „Hallo Deutschland“ im ZDF gibt es natürlich auch noch „Brisant“ in der ARD.

  45. @47 B.Schuss: Was heißt hier und da? Die „Bild“ versucht ja gerade, über diese bundesweite Lidl-Aktion eine Masse von Billig-Journalisten zu produzieren – vermutlich auch, um den Preis für professionelle Berichterstatter zu drücken. Insofern sehe ich sehr wohl eine Gefahr für die Existenz von Journalisten. Und das Thema ist ja auch nicht neu: Beim Fernsehen arbeiten immer mehr VJ’s (die Journalisten, Kameraleute, Tonassistenten und Cutter in einer Person sein sollen), und an die Zusammenlegung und Zusammenkürzung zahlreicher Redaktionen muss ich wohl an dieser Stelle nicht erinnern.

  46. Das Thema ist nicht neu, das Phänomen ist es allerdings auch nicht wirklich. Mit der expliziten Aufforderung, die Leute sollen ihr „Augenzeugen“-Material einschicken, wird auf der anderen Seite des grossen Teichs schon das eine oder andere Jährchen Nachrichten gemacht.

  47. Welche Hetzjagd auf Prominente ist denn nun legitim?
    Die der ausgebildeten Journalisten oder die von Amateuren mit Lidl-Kompaktcam?
    Vielleicht trägt ja diese Art von „Bilderjagd“ dazu bei, daß sich Journalisten wieder interessanteren und wichtigen Themen des Alltags zuwenden, während das schlecht bezahlte „Leichenfleddern“ von Amateuren ohne Stativ abgedeckt wird.
    Sind die kreativen Köpfe bei Bild etwa Zyniker? Haben sich sich vielleicht gedacht: „Die Hetzjagden kann auch die erste Reihe Bauern übernehmen. Die kosten nichts. Dafür sind die Elitekämpfer zu gut ausgebildet und zu teuer im Unterhalt.“

  48. @AgentOrange Ich glaube nicht, dass besonders viele Paparazzi zum DJV gehören. Oder dass sie sich selbst „Journalisten“ nennen.

    Wenn die Bilder da sind, können die gleichen Schmieranten den nicht vorhandenen Babybauch von Promi XYZ betexten wie vorher.

  49. Auf jeden Fall ist es erstaunlich, dass den „neuen“ Amateurreportern minderwertige Ergebnisse, dramatische Hetzjagden und gefährliches Stören am Unfallort vorauseilend vorgeworfen werden sollen, sie sich gleichzeitig aber auch den Vorwurf gefallen lassen müssen, damit etablierten Journalisten die Arbeit wegzunehmen ;-)

  50. @55 + @56:

    Was ich wiederum nicht verstehe: wo hat denn Konken davon gesprochen, dass etablierten Journalisten damit die Arbeit „weggenommen“ werde?

    In dem von SN erwähnten Zitat finde ich das nicht.

  51. Was soll jetzt an der Lidl/Bild-Kamera so besonders schlimm sein? Man kann ja schon problemlos kurze Filme mit Handycams drehen. Es ändert sich also kaum etwas.
    M.E. ist das eine geschickt eingefädelte Aktion von Lidl und Bild. Lidl hat seine Kameras bundesweit bekannt gemacht und wird sicher mehr davon verkaufen und Bild kann noch ein paar neue Leser“reporter“ gewinnen. Das ist PR, Leute, nichts weiter.

  52. Dass Privatleute zum Voyeurismus gezwungen würden, ist ein verbaler Ausrutscher. Ersetze „gezwungen“ durch „leichtsinnig verleitet“, und der Sinn ist da.

    Dass Berufsjournalisten behindert werden, ist ebenfalls als Ausrutscher zu werten, nicht mehr ganz so leicht mit Wortersetzung zu korrigeren.

    Den Rest von Konkens Aussage halte ich für weitgehend sinnvoll. Ein Hinweis auf die verbale Aussetzer ist zwar angebracht, aber die ganz große Aufregung finde ich unangebracht, sorry.

  53. Ich glaube, viele der Le5erRep0rter wuerden ihr Material auch unentgeltlich „Ihrer“ Zeitung zur Verfuegung stellen. (Ja, ich habe die Formulierung schon gehoert: „Meine Zeitung“)

    Es geht um die Chance, endlich einmal wichtig zu sein, im Mittelpunkt zu stehen und anerkannt zu werden.
    Das kann eine enorme Motivation darstellen!

    Und dann will man natuerlich auch alles gut und toll machen und die beste Nahaufnahme knipsen.
    Schliesslich geht es um nicht weniger als das eigene Selbstwertgefuehl, das damit aufpoliert wird.

    Was hab ich nicht schon alles gemacht, um mein Ego aufzupolieren? Und ich halte mich fuer einen Menschen mit guter Selbstreflektion!

    L1DL verkauft keine Kamera, L1DL verkauft Hoffnung. Hoffnung auf ein kleines bischen Sonnenschein im Leben.

    Journalisten arbeiten fuer Geld, Le5erRep0rter fuer Selbstbewusstsein. Wer hat wohl die hoehere Motivation, Grenzen zu ueberschreiten?

  54. … ist das eine geschickt eingefädelte Aktion von Lidl und Bild. Lidl hat seine Kameras bundesweit bekannt gemacht und wird sicher mehr davon verkaufen und Bild kann noch ein paar neue Leser”reporter” gewinnen. Das ist PR, Leute, nichts weiter.

    Achwas?! Sag an. Wer hätte das gedacht?!

  55. @60
    Ich sehe schon die Gefahr, dass Berufsjournalisten in ihrer Arbeit gestört und behindert werden können, wenn massenhaft Onkel Arthur und Tante Trudi nebst Neffen Norbert meinen, überall draufhalten zu müssen.

    Ansonsten bin ich mit Ihnen einer Meinung. Hier wird sehr stark über-interpretiert und viel Rauch um nichts gemacht.

  56. „über-interpretiert“ ist originell. Vor allem, weil sich irgendwie so gar nicht erschließt, was damit eigentlich gemeint sein könnte (das Konken-Zitat ist doch relativ eindeutig, oder?).

    Und wenn überhaupt, wird hier viel Rauch um viel Rauch gemacht.
    Soviel sollten sie schon noch erkennen (bei dem ganzen Rauch)…

  57. Kameras gibt es nicht erst seit gestern. An jeden halbwegs schlechten Mobiltelefon ist eine dabei und die machen ähnlich gute Bilder wie die „Volkskamera“ von Lidl (nämlich gleich schlechte).

    Viel zu viel Getöse um ein schlechtes Produkt. Wer filmen möchte filmt auch. Wer damit Geld machen will, macht das auch. (auch ohne direkte Flatrate zu Springer)

    Vielleicht hat Herr Konken aber auch nur Sorge, dass dann in Zukunft die „Presserabatte“ (siehe Zapp) auch für „Onkel Arthur und Tante Trudi nebst Neffen Norbert“ (siehe 63) zählen…

    @61
    „L1DL verkauft keine Kamera, L1DL verkauft Hoffnung. Hoffnung auf ein kleines bischen Sonnenschein im Leben.

    Journalisten arbeiten fuer Geld, Le5erRep0rter fuer Selbstbewusstsein. Wer hat wohl die hoehere Motivation, Grenzen zu ueberschreiten?“

    Sehr schön gesagt! (Wobei die Lesereporter ihr Selbstbewußtsein mit 500 Euronen vergoldet kriegen)

  58. @64:

    Ihre Interpretation aus ihrem Post 55 ist bislang durch nichts belegt. Wo Sie die „relative Eindeutigkeit“ (eine wunderschöne Formulierung) hernehmen, ist mir ein Rätsel.

    Nochmals zur Erinnerung: „Das sind Auswüchse, glaube ich, die wir nicht gutheißen können, und die auf jeden Fall den Journalismus gefährden. Denn diejenigen, die ihn hauptberuflich ausüben, die werden Nachteile dadurch haben.“

    Dass Sie – wie auch SN – das so interpretieren, dass Konken um Arbeitsplätze bangt, ist ihre Sache. Aber „eindeutig“ ist das nicht mal relativ.

  59. Wenn jemand in einem Wettbewerb, dessen Teil er zum Zwecke seines hauptberuflichen Erwerbs ist, einen „Nachteil“ erleidet, welche (zu befürchtenden) Auswirkungen wird das wohl auf seinen hauptberuflichen Erwerb haben?

    Und das „relativ“ war ihnen gewidmet, da wir über den Punkt der „eineutigen“ Eindeutigkeit in dieser Debatte gefühlt schon hinaus waren…

  60. @67:
    Sie sprechen von einem „Wettbewerb“, Konken nicht. Sie sehen eine mögliche Konkurrenz von „Leser-Reportern“ und Berufsjournalisten – Konken hat das nicht gesagt.

    Konken spricht von Nachteilen – das kann auch bedeuten, dass man nachteilig bei seiner Arbeit behindert bzw. gestört wird.

    Fällt Ihnen nicht auf, dass dieser gesamte Blogeintrag nur auf einer Interpretation des Gesagten beruht?
    Um das weiter durchzuhalten, müssen Sie nun stets neue Teile hinzufügen. Jetzt war es der Begriff „Wettbewerb“.

    Das alles wäre ja gar nicht nötig gewesen. Aber bevor ein Blog-Journalist den zu Zitierenden selbst anruft und ihn fragt, was er denn damit gemeint hat…

    …na, da wäre ja vielleicht noch der ganzen Aufregung die Grundlage entzogen – das würde natürlich zu weit gehen.

  61. Ja, dieses Spielchen spielt man sehr gerne mit dem eigenen Partner:
    „Wie hast du das denn jetzt gemeint?“. „Na, ähm, als Kompliment und so … gut natürlich“. „Dann ist okay“.

    Weniger Naivität ist manchmal der effizientere Ansatz (übrigens auch in Bezug auf ihre Wortlaut-Interpretation).

  62. Frank K.:

    Ich weiß nicht und will gar nicht wissen, welche Spielchen Sie mit ihrem Partner spielen.
    Hier geht es um einen Blog, der von sich selbst – denke ich mal – einen gewissen journalistischen Anspruch hat. Und diesen Anspruch sehe ich mit diesem Eintrag nicht erfüllt. Im Gegenteil: ich empfinde das, was SN (den ich ansonsten schätze) hier macht, als einseitig und unfair.

    Aus ihrer Sicht mag das, was ich einwende, vielleicht naiv sein.
    Aber manches von dem, was ich hier lese, erinnert mich doch an Agitation. Und was nicht paßt, wird passend gemacht. Hauptsache, die Richtung stimmt
    .
    Ich weiß nicht, ob Sie journalistisch tätig sind. Ich könnte es nicht glauben.

  63. @50:

    Ich denke, die Motive der BILD haben eher finanzielle Hintergründe. Die wollen die Auflage steigern, und an den Einkünften aus dem Verkauf der „Volkskamera“ bei LIDL werden die Herren aus Hamburg wohl auch beteiligt sein. Ist schliesslich ihr Logo drauf. ^^

    Dass der Chef des DJV da „Nachteile“ für die hauptberuflichen Kollegen befürchtet, ist verständlich, denn das ist sein Job.
    Ob es dazu kommt, das wird man sehen. Ich bezweifele das.

    Die „Zusammenlegungen und Zusammenkürzungen zahlreicher Redaktionen“, vn der du sprichst, haben wohl kaum was mit den Leserreportern der BILD zu tun. Eher sind es marktübliche Bereinigungen, die in jeder Branche statt finden, wenn die Rezession droht.
    Dabei kommt die Tatsache, dass die Medien generell vor einem Strukturwandel stehen, noch erschwerend hinzu.

    Und was tun Lobbyisten und Verbandsfunktionäre in solchen Fällen ?
    Sie stellen sich vor die Mikrofone, jammern, und tun alles, um die angestammten Territorien zu verteidigen.

    Wie viel das dann mit der Realität zu tun hat, steht auf einem anderen Blatt.

  64. @71: Um mal nur auf den inhaltlichen Teil ihres Kommentars einzugehen:

    „missbrauchen“, „Hetzjagd“, „zwingen“, „Katastrophe“, „Hilfskräfte behindern“, „Polizeikräfte behindern“, „Auswüchse“, „Journalismus gefährden“.

    Das ist eine Essenz aus den lediglich 6 Sätzen des Herrn Konken. Zugegeben, für sie nun einmal tatsächlich einseitig selektiert, aber versuchen sie mal darauf zurückzuschließen, was er kommentieren könnte. Oder versuchen sie, die Rolle des Agitators von diesem Standpunkt aus nochmal zu verteilen.

    An ihren Ergebnissen sehr interessiert:
    Frank K.

  65. Hat Diekmann nicht auf der Bambi-Verleihung mit der Lidl-Kamera gefimt? Ist das nicht verboten: Kameras im Publikum? Ach ja; die Lidl-Kamera zählt ja nicht zu Kameras, sondern eher zu sowas wie Bügeleisen.

  66. Tja, den Herrschaften saust der Frack.
    Ich kenne Leute, die nicht mehr Fernsehen, keine Printmedien mehr kaufen und sich bevorzugt über Blogger zum Tagesgeschehen informieren.

    Nun ist es ja so, dass auch Blogger Fehler machen, auch bspw. dieses Inhaltsangebot muss sich in seinen Minder-, Mangel-, Fehl- und Minusleistungen seinen Kritikern stellen, aber die _selektive_ Nutzung des weltweiten Blogangebots (unter der Fragestellung „Wer weiss zu welchem Thema was?“) hilft den oben genannten Leuten sich besser zu informieren als es über die oberflächlichen, oft einseitig politisierenden und teilweise auch desinformierten Standardmedien möglich ist.

    Insbesondere sei vor staatlichen Inhaltsangeboten gewarnt.

  67. @73, werter Herr K.:

    Es macht ja wenig Sinn, wenn Sie jedes Mal dort, wo Sie nicht weiter wissen, ein neues Fass aufmachen.

    Und nun ohne jeglichen Zusammenhang einzelne Worte aus Konkens Antwort heraus zu picken, ist wahrhaft erbärmlich.

    Das ist Agitprop auf unterstem Niveau. Sie können das, was Sie Konken unterstellen, schlichtweg nicht belegen. Als nächstes werden Sie wohl noch die Satzzeichen in dessen Zitat als Beweis herbei führen. Ich würde an ihrer Stelle eher dessen Tages-Horoskop als Beweis heran ziehen.

    @ 75:

    Soll das hier also der modernde Journalismus, die Berichterstattung der Zukunft sein?

    Ich bin durchaus dem Neuen aufgeschlossen (sonst würde ich mich ja gar nicht hier herumtummeln), aber gewisse Standards des herkömmlichen Journalismus sollten auch dort gelten, wo man sich gerne über mangelnde Standards anderer Medien echauffiert.

    In diesem Fall ist eine Aussage sehr einseitig interpretiert worden. Der Verfasser (SN) hat sich – offenbar – keine Mühe gegeben, die Intention von Konken zu klären. Ein kurzer Telefon-Anruf hätte das klären können.

    Wenn ich alter Mann vor vielen Jahren auf einer solchen Grundlage berichtet oder kommentiert hätte, wäre mir das um die Ohren gehauen worden.

    Warum geschieht das hier?

    Ist vielleicht der Druck auf den Blogbetreiber so groß, dass er meint, unter allen Umständen regelmäßig einen Scoop bzw. einen Pseudo-Scoop landen zu müssen, um seine Fans nicht zu enttäuschen?

    Ich erinnere mich, dass noch vor kurzem Einträge zu lesen waren, die eine gewisse Erwartungshaltung der Leser hier offenbarten.

    Und, zugegeben ketzerisch gefragt: wenn es vermehrt um Überschriften, um das Zitiert-Werden etc. geht: was ist dann daran anders als bei manchem Boulevard-Blatt?

    Ich sehe – nicht nur für diesen Blog – eine gewisse Gefahr, die weit über die übliche Internet-Geschwätzigkeit hinaus geht. Das Argument, Blogs seien ja weltweit vorhanden und dadurch würde es quasi system-immanent eine Selbstkontrolle geben, ließe sich genau so auf Print- und TV-Journalismus anwenden. Ich kann da keinen qualitativen Fortschritt allein auf Grund der Masse erkennen.

  68. @Tom: Ein Scoop? Ein Pseudo-Scoop? Nein, ganz banal: Ich habe das Nachtmagazin gesehen und habe mich aufgeregt über das was Herr Konken da sagt, und habe es aufgeschrieben. Das ist für mich bloggen. Ich habe das für mich getan, nicht um „meine Fans“ nicht zu enttäuschen, schon deshalb, weil ich glaube, dass „meine Fans“ von mir genau das erwarten: Dass ich Sachen nicht aufschreibe, um „meine Fans“ nicht zu enttäuschen.

    Jedem steht es frei, mein Urteil zu teilen oder nicht, weil jeder sich mit einem Klick das Interview komplett und im Zusammenhang ansehen kann. Auch das ist für mich bloggen. Jeder kann sogar auf den ersten Link klicken und feststellen, dass ich mich schon früher über Herrn Konken geärgert habe, und von dort aus auf noch einen Link, um festzustellen, dass Herr Konken sich schon früher in einem Sinne geäußert hat, der nach meiner Wahrnehmung unzulässig hauptberuflichen Journalisten unterstellt, gut zu arbeiten, und Bloggern / Bürgerjournalisten / Leser-Reportern / Amateuren, schlecht zu arbeiten. Ich lese jeden Monat seine Kolumne in der DJV-Zeitschrift „Der Journalist“. Auch das ist die Grundlage meiner Wertung.

    Ich kommentiere, was Herr Konken öffentlich gesagt hat. Dafür muss ich ihn so wenig anrufen, wie Sie mich, bevor Sie meinen Eintrag hier kommentieren.

  69. Schade, Stefan: Du scherst da viele Dinge über einen Kamm. Es gibt ihn nämlich auch bei Unfällen, den seriösen Journalismus. Und er hat seine Berechtigung: Wenn die Autobahn für zig Stunden gesperrt ist, dann ist es ein legitimes Bedürfnis der Leser/Zuschauer zu erfahren, was da passiert ist. Dafür muss ich nicht auf Leichenteile draufhalten, wirklich nicht. Aber für mich – als Reporter einer Lokalzeitung – wird es durch die „Leserreporter“ vor Ort immer schwieriger, an präzise Informationen zu kommen. Weil die Polizei schnell dichtmacht. Und das ist kein Journalistenproblem. Es geht immer zu Lasten auch einer kritischen Öffentlichkeit. Das meint Konken.

    Wenn ich an eine Unfallstelle komme, dann weiß ich genau, wie ich mich verhalten muss. Ich kenne meine Ansprechpartner, behindere niemanden. Für Bilder muss ich nicht direkt hinter dem Notarzt stehen. Und der Verletzte, der gerade eine Herz-Lungen-Massage bekommt, steht für mich nicht im Mittelpunkt: Gute Bilder zeigen keine Leichen, kein Blut und keine Menschen, die aus Wracks gezerrt werden. Gute Bilder zeigen die Arbeit der Rettungskräfte, zeigen das Ausmaß eines Unfalls. Die Arbeit am Schreibtisch, das Auswählen der Schnapschüsse, dauert oft länger, als ich auf der Autobahn rumgerannt bin.

    Journalismus gibt die Welt so wieder, wie sie ist. Dazu gehören auch die negativen Seiten, die Katastrophen und Unfälle. Die verdienen genauso eine präzise Berichterstattung. Eine Situation aus der Praxis: Ich komme auf die Autobahn, werde von den Sanitätern schon schief angeschielt. Auf der Brücke nebenan stehen lauter Schaulustige, einige haben die Handys schon gezückt. Die Feuerwehr hat alle Hände damit zu tun, Decken hochzuhalten. Die Polizei hält die Masse auf Distanz. Für mich ist niemand zu sprechen, Auskünfte gibt die Pressestelle. Die liegt hundert Kilometer entfernt in der nächstgrößeren Stadt. Wirklich detaillierte Antworten werde ich am Telefon nicht bekommen. Was erzähle ich meinen Lesern?

    Ergo: Ich lebe davon, dass sich alle am Unfallort professionell verhalten. Meine Kollegen genauso wie die Einsatzleiter von Polizei und Feuerwehr. Schaulustige kennen oft keine Grenzen, die halten drauf. Das mache ich nicht. In meiner Ausbildung habe ich gelernt, Informationen zu bewerten und zu filtern. Persönlichkeitsrechte sind kein Fremdwort für mich. Vielleicht im Gegensatz zu den „Journalisten“-Aasgeiern, die von Unfall zu Unfall fahren und damit ihr Geld verdienen – aber die sind auch nicht professionell.

    Letztlich leidet unter den „Leserreportern“ aber auch die Pressefreiheit. Mit gutem Grund MUSS die Polizei uns Journalisten an die Unfallstelle lassen – wenn nicht wichtige Gründe dagegensprechen. Aber wie sollen die Beamten unterscheiden, wenn da immer mehr Leute rumlaufen, Leute die skrupellos sind?

  70. Stefan:

    Sie stützen sich bei alldem auf die beiden letzten Sätze des Konken-Zitates. Den letzten Satz interpretieren Sie dann nach ihrem Gusto sehr frei, und darauf allein beruht das Gerüst ihres Kommentars.

    Und eben das finde ich ein wenig schwach. Sie finden das auch, glaube ich. Für ihre Interpretation hätte es eines Nachfragens bei Konken zwingend bedurft. Hätte er sich dann so geäußert, wie Sie es ihm ja unterstellen, wäre ihre Story hier doch dreimal besser gewesen. Ich glaube , dass Sie das auch inzwischen ahnen – und vielleicht ärgert Sie das.

    Im Nachgang argumentieren dann ihre Fans, Konken hätte Angst um die Arbeitsplätze seiner Gewerkschaftsmitglieder. So wird eine Interpretation weiter interpretiert. Keiner fragt mehr danach, ob Konken DAS wirklich gemeint hat.

    Und eben das ist es, was ich an diesem Blog-Journalismus genau so verwerflich finde wie beim „traditionellen“. Da wird eine Sau durchs Dorf getrieben und es geht offensichtlich nur noch darum, einer der führenden Treiber zu sein. Ich sehe das häufig im Alltags-Journalismus, und ich sehe das auch bei den Kommentaren hier. Nur ist es im Internet viel schneller, den Dingen einen gewissen Spin zu geben.

    Alles muss rasch auf und über die Bühne. Es zählt immer mehr, irgendwie aufzufallen. Wer einen erfolgreichen Blog betreiben will, kann und darf sich offensichtlich nicht allzulange mit Hintergründigem, mit ruhigem Betrachten einer Sache zufrieden geben. Ich mag mich irren, aber das ist mein Eindruck derzeit.

    Es muss also alles flott gehen, es muss griffig sein.

    Warum aber Sie nicht Zeit und Lust hatten, Konken selbst dazu zu fragen, verstehe ich nicht. Natürlich zwingt Sie niemand. Aber wer oder was hindert Sie? – das ist doch meine Frage!

    Meine Güte: wenn ich Negatives über Leute berichten will, die ich selbst nicht leiden kann, bitte ich die doch um eine Stellungnahme. Korrektur: gerade bei Leuten, die ich nicht ausstehen kann, muss ich das machen. Es ist ein notwendiges Korrektiv. Fairness muss sein.

    Natürlich reicht es nicht, andere Äußerungen Konkens quasi als Hilfsargument heran zu ziehen. Erstens müßte man die belegen. Zweitens zielt ihre Kommentar-Konstruktion explizit auf dieses eine Zitat.

    Mensch, Stefan: Ihnen bricht doch kein Zacken aus der Krone, wenn Sie mal auf die Leute zugehen und selbst mit denen reden, statt allein auf Grund von Fernsehgucken und Zeitung-/Blog-Lesen journalistisch tätig zu sein. Man muss ja noch nicht einmal aus dem Haus heraus:
    Telefonieren ist doch nicht wirklich anstrengender als bloggen, chatten, twittern und was es da sonst noch alles gibt…

    Und vielleicht stellt sich heraus, dass Konken nicht das hundertprozentige Arschloch ist, für das Sie ihn vielleicht halten (ich kenne ihn gar nicht).

    Ich für meinen Teil habe die völlig unverdiente Niederlage heute von Hoffenheim verdaut und bewege mich in Richtung vorweihnachtlich-versöhnliche Stimmung.

  71. @nemo: Danke für den Kommentar, das kann ich nachvollziehen.

    Es liegt mir fern, für die Leserreporterisierung unserer Gesellschaft zu werben. Ich möchte eigentlich nicht in einem Land leben, in dem man in jeder Sekunde damit rechnen muss, dass der Nebenmann die Kamera zückt, um ein Geschehen, das nicht für eine größere Öffentlichkeit gedacht ist, mit der Welt zu teilen. Ich glaube, dass das, pathetisch gesagt, eine schlechtere Welt ist, in der jeder Dutzende Menschen am Flughafen die Kamera zücken, wenn sie sehen, wie ein Prominenter mit einer unbekannten Frau eincheckt. In der die Menschen, wenn ihrem Nachbarn etwas peinliches passiert, nicht entweder weggucken oder helfen oder einfach mitlachen, sondern Fotos machen und sie an „Bild“ schicken. Und in der Gaffer glauben, sogar noch etwas Gutes zu tun, wenn sie bei einem Unfall ihre „Bild“-Lidl-Kameras zücken.

    Was mich aber stört an Konken ist, dass er völlig auszublenden scheint, was für Grenzüberschreitungen Journalisten und solche, die sich dafür halten, täglich begehen. Man schaue sich insbesondere „Hallo Deutschland“ im ZDF an. In den Filmen, die da laufen, geht es nicht darum, warum die A2 stundenlang gesperrt war. In den Filmen geht es um den puren Voyeurismus. Nach dem furchtbaren Busunglück neulich hat das ZDF in „heute nacht“ gezeigt, wie der Sohn der Busunternehmerin, der gekommen war, weil er dachte, es sei nur der Bus kaputt und er sammelt die Fahrgäste ein, noch sichtlich schockiert an der Unfallstelle interviewt wird.

    So zu tun, als sei die Welt in Ordnung, solange wir nur „richtige“ Journalisten etwas filmen und berichten lassen, ist absurd. Man höre sich auch Konkens nächsten Satz im Interview an: Er findet Leserreporter nur dann in Ordnung, wenn ihre Arbeit darauf beschränkt wird, die richtigen Journalisten frühzeitig zu informieren.

    Konken sagt, die Amateure würden bestimmt die Privatsphäre verletzen. Selbst wenn sich die „Bild“-Kamera zigtausendfach verkauft, wird es noch lange dauern, bis die Amateure den Privatsphären-Verletzungs-Vorsprung aufgeholt haben, den die Profis sich erarbeitet haben.

    Die moralische Grenze verläuft nicht zwischen Profis und Amateuren. Die moralische Grenzen verläuft zwischen Menschen, die sich verantwortungsvoll verhalten und denen, die sich nicht verantwortungsvoll verhalten. Ich bestreite nicht, dass es ein Problem ist, wenn sich an den Unfallstellen dieses Landes in Zukunft noch mehr Journalisten und Möchtegernjournalisten drängeln (und die rechtschaffenen Kollegen darunter auch noch leiden). Aber wir lösen dieses Problem nicht dadurch, dass wir die Amateure pauschal zu Zwangs-Promi-Hetzern erklären und die Journalisten zu edlen und notwendigen Aufklärern der Gesellschaft.

    Das ist es vermutlich, was mich am meisten an Konken aufregt: Dass er eine ernsthafte Debatte, die zweifellos notwendig ist, durch seine plumpen und reflexartigen Lobbyisten-Sprüche letztlich verhindert.

  72. @Tom: Sie meinen, es reicht nicht, dass Herr Konken von der ARD gefragt wurde, was er von der Einbindung von Bürgern in die Medien hält (Antwort: nichts), sondern ich hätte ihn auch fragen müssen, was er von der Einbindung von Bürgern in die Medien hält?

    Im übrigen finde es es schwer, mit Ihnen zu diskutieren, wenn Sie Menschen, die anderer Meinung sind als sie, pauschal unterstellen, sie folgten mir blind — das tun Sie durch den Gebrauch des Wortes „Fans“.

  73. @Tom:
    Es gibt immer wieder „Untersuchungen“, die anscheinend von Presseverbänden finanziert werden und die Minderqualität der Blog-Inhaltsangebote belegen sollen und ziemlich direkt die Regulierung der Bloggerszene fordern, Stichwort: Presserat für Blogger. Das ist Defensivverhalten, aber unangenehmes.
    Und in der Tat befindet sich die Printpresse in einer Krise, ein Journalist sprach mir gegenüber auch recht unverblümt von jahrelangem Siechtum und dem absehbaren Ende.
    Mich erbost aus Abnehmersicht hauptsächlich der Hinweis auf die Minderqualität. Ich behaupte, dass die Blogger _besser_ sind.
    Eine gute Selektion und einen Ausschluss der zahlreichen reinen Wiederkäuer vorausgesetzt. Es sind auch nicht unbedingt die vielbesuchten Blogs, die gut sind.

  74. Was soll verkonkt heißen?
    Sollte man Anspielungen auf Eigennamen nicht unterlassen?
    Sonst hätte ich auch was anzubieten:
    abgeniggemeiert.

  75. Stefan:

    Der wahre Grund ihres Grolls, so scheint mir, liegt eher darin begründet, „dass Herr Konken sich schon früher in einem Sinne geäußert hat, der nach meiner Wahrnehmung unzulässig hauptberuflichen Journalisten unterstellt, gut zu arbeiten, und Bloggern / Bürgerjournalisten / Leser-Reportern / Amateuren, schlecht zu arbeiten“ (Zitat SN).

    Insofern war das Konken-Interview natürlich Wasser auf ihren Mühlen. Aber gerade das hätte Sie m.E. veranlassen sollen, sorgfältiger zu sein. Insofern ist ihre Reaktion, mit Verlaub, nicht weniger „plump“ und „reflexartig“ als das, was Sie ihm vorwerfen.

    Stimmt es wirklich, dass „er völlig auszublenden scheint, was für Grenzüberschreitungen Journalisten und solche, die sich dafür halten, täglich begehen“ (SN)? Ich habe da so meine Zweifel. Dieses Thema wird in den Gewerkschaften schon recht stark diskutiert, und das wissen Sie ja auch.

    Und wenn Konken sich namens des DJV sich sorgt, dass Bild-Leser-Reporter den normalen Journalisten die Arbeit schwer machen, muss er sich doch nicht im selben Atemzug von dümmsten Boulevard-Journalisten abgrenzen. Genau so wenig wie Sie, SN, sich permanent von anderen Blogs distanzieren müssen.

    Interessant, das Ganze.

    Die Blogger werfen den traditionellen Journalisten Standesdünkel vor und möchten ernst genommen werden.

    Und die traditionellen Journalisten (wie ich) halten den Bloggern vor, dass sie sich nicht andauernd für die besseren Journalisten halten sollen.

    Dem Leser/Zuschauer/Hörer wird das alles furchtbar egal sein. Die wirklichen Geschichten sind m.E. eher noch „draußen“. Wer, wenn nicht Journalist oder zumindest halbwegs durchgeknallt, wird sich die Diskussionen hier oder bei Herrn Knüwer reinziehen wollen?

    Das eher selbst-referentielle Betrachten, das vielen Blogs noch inne ist, wird hoffentlich bald überwunden sein. Und dann erst beginnt die Stunde einer neuen Spielart des Journalismus. Ich würde mich darüber freuen. Solange die Standards, die man – manchmal etwas großspurig – bei anderen einfordert, auch für einen selbst gelten.

    Das 2:1 für Bayern war wirklich Bayern-Dusel…

  76. @81: Ihren ersten Teil habe ich längst beantwortet, ich muss das nicht noch einmal erklären. Es geht um ihre Interpretation, sonst nichts.

    Zum zweiten Teil: Fans sind nicht blind. Was ist das schon wieder für eine Interpretation? Ich bin selbst Fan eines, ach was: mehrerer Fußball-Clubs (unterschiedliche Ligen – dann geht das) und würde mich und andere Fans niemnals als „blind“ bezeichnen.

    Sagen wir eher: begeistert.

    Und bitte hören Sie auf, solcherlei Nebelkerzen zu zünden. Es wäre schade, wenn diese m.E. doch beginnende konstruktive Debatte durch solche Banalitäten abgleiten würde.

  77. @85:

    Habe mir gerade ihren Blog angeschaut. Ihr Hobby, so scheint es, besteht darin, etablierten Medien Fehler nachweisen zu können. Sehr interessant.

    Was war noch mal die Frage? „Seit wann soll man die denn unterlassen?“

    Ich habe das als Volontär im ersten Lehrjahr gelernt. Ist 25 Jahre her. Damals hatte das gute Gründe. Mag vielleicht inzwischen altmodisch sein.

  78. „Und die traditionellen Journalisten (wie ich) halten den Bloggern vor, dass sie sich nicht andauernd für die besseren Journalisten halten sollen.“

    Wie bereits geschrieben, es gibt sehr gute Blogger, die oft nur ein Fachgebiet abdecken und besser informiert sind und bessere Herangehensweisen haben.
    Was die Zeitungen so abliefern ist naturgemäss meist oberfläch und unwissenschaftlich, zudem erkennt man manchmal Agenturberichte (auch ausländischer Agenturen mit nichtdemokratischen Systemen), die nur leicht umgestellt sind.

  79. @harald:

    Sie haben völlig Recht, es gibt gute Blogs.

    Aber der Satz „Was die Zeitungen so abliefern ist naturgemäss meist oberfläch und unwissenschaftlich“ ist so, wie er da steht, auch nicht unbedingt tierschürfender und wissenschaftlicher.

    Ich finde auch nicht, dass es tatsächlich einen Gegensatz gibt von traditionellen Journalisten und Bloggern. Meist sind es aber die Blogger, die sich abgrenzen möchten. Die Hörfunker und die Fernsehfuzzis haben sich auch nie selbst als besser oder schlechter empfunden als die Print-Kollegen. Warum sollten die Blogger etwas Besonderes sein?

    Wenn Blogger mehr als bisher anfangen, „normalen“ Journalismus in ihr Medium einzuweben, dürften Diskussionen über Selbstwertverständnisse bald vorüber sein.

    Und das bedeutet für mich halt mehr als nur das zu kommentieren, was andere tun. Mir ist das zu bequem. Und eben diese Bequemlichkeit war es, die ich Stefan vorzuwerfen hatte. Statt einfach nur Fernsehen zu schauen und flott ein paar Zeilen abzusondern, hätte man – und sei es auch nur ein Telefonat – mehr daraus machen können und sollen.

    Und nochmal: vielleicht ist es tatsächlich derzeit die allgemeine Blog-Kultur (mitsamt Diskussionen), die einem – aus meiner Sicht – ebenbürtigem Blog-Journalismus als Ganzem (ich nehme mal die Ausnahmen weg) im Wege steht.

    Im Moment sehe ich da noch viel Geschwätz, wenig Recherche, wenig eigene Geschichten, viel Besserwisserei. Aber vielleicht sehe ich das jetzt zu einseitig?

  80. @Stefan:

    > Ich bestreite nicht, dass es ein Problem ist, wenn sich an den Unfallstellen dieses Landes in Zukunft noch mehr Journalisten und Möchtegernjournalisten drängeln (und die rechtschaffenen Kollegen darunter auch noch leiden).

    Schön, dass Sie die Existenz „rechtsschaffender Kollegen“, wenn auch in Klammern, überhaupt bejahen :-)

    >Aber wir lösen dieses Problem nicht dadurch, dass wir die Amateure pauschal zu Zwangs-Promi-Hetzern erklären und die Journalisten zu edlen und notwendigen Aufklärern der Gesellschaft.

    Wir lösen überhaupt kein Problem, indem wir pauschalisieren! Das gilt aber hüben wie drüben.

    Und unabhängig davon, ob Sie „hallo Deutschland“ oder „heute Nacht“ mögen (Interview @ Busbrand A2): Waren Sie vor Ort? Wissen Sie, wie mit ihm umgegangen worden ist, ob er gedrängt oder anständig behandelt worden ist? Wurde der Mann zu irgendetwas gezwungen oder vorsichtig gefragt, ob er sich äußern möchte? War er wehrlos? Wurde er überrumpelt und ausgenutzt oder wurde ihm -im Rahmen des Möglichen- die Option gelassen, sich zu überlegen, ob er das möchte oder nicht?

    Ich weiß es nicht, ich war nicht dabei. Sie?
    Wenn Sie einen echten Aufreger wollen, dann informieren Sie sich ausführlich bei der Polizei über das extrem fragwürdige Verhalten derjenigen, die -im Gegensatz zu den Journalisten- zum Zeitpunkt des Brandausbruchs vor Ort waren, Otto-Normal-Autofahrer-Handynutzer. Auch können wir über die freundlichen Einkäufer des entstandenen Materials (N24) reden. Das Interview mit dem Sohn der Busunternehmerin allerdings ist in diesem Vergleich völlig unangebracht! Sie klagen alles auf einmal an, Äpfel, Birnen…

    Aus dem Munde eines äußerst netzaffinen Menschen klingt es für mich auch sonderbar, dass „hallo Deutschland“ der moralische Untergang des Abendlandes sein soll. Im Zweifel sehe ich zerbeulte Autos jedenfalls lieber in den Händen von ZDF-Redakteuren als bei BILD-Leuten, die irgendwelche Opfer aus StudiVZ schütteln, Angehörige übers Ohr hauen oder -zugegebenermaßen ebenfalls pauschalisiert- im Netz, wo Material als „krass“, „muahahaha“ oder sonstwie durchgeht, was das ZDF (ohne „hallo Deutschland“ ausführlich zu gucken) sicher nicht zeigen würde. Ich weiß nicht, wie ich mich als Angehöriger fühlen würde, wenn ich einen Unfallbericht im Fernsehen sehen würde, zu dem ich einen persönlichen Bezug hätte. Aber ich kann mir vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn ich den Unfall im Netz finde, wo darüber diskutiert wird, ob das Autoradio noch zu gebrauchen ist oder nicht. Ich verteidige damit nicht die Konken-Argumentation, ich bin mir nur ziemlich sicher, dass wir in ethischen Fragen vor viel größeren Herausforderungen stehen als ein Interview in „heute Nacht“. Und da bin ich ganz bei Ihnen:

    > Die moralische Grenze verläuft nicht zwischen Profis und Amateuren. Die moralische Grenzen verläuft zwischen Menschen, die sich verantwortungsvoll verhalten und denen, die sich nicht verantwortungsvoll verhalten.

    Ich würde allerdings „verantwortungsvoll verhalten“ nicht als „von Stefan Niggemeier als gut befunden“ betrachten, sondern tatsächlich daran festmachen, wie sich Leute *verhalten*. Womit wir wieder auf der A2 und dem von ihnen verurteilten Interview wären :-)

  81. @Jochen:

    Und unabhängig davon, ob Sie „hallo Deutschland” oder „heute Nacht” mögen (Interview @ Busbrand A2): (…) Wurde der Mann zu irgendetwas gezwungen oder vorsichtig gefragt, ob er sich äußern möchte? (…) Wurde er überrumpelt und ausgenutzt oder wurde ihm -im Rahmen des Möglichen- die Option gelassen, sich zu überlegen, ob er das möchte oder nicht?

    Sie meinen, ob der freundliche Mann vom ZDF, während der Busfahrer gerade erfahren hat, dass viele der Fahrgäste verbrannt sind und hinter ihm noch die Einsatzkräfte herumlaufen, gesagt hat: „Sie müssen mir natürlich kein Interview geben. Ich will Sie gar nicht drängen. Überlegen Sie sich das ruhig noch einen Moment… Achtung, da kommt noch ein Krankenwagen durch… nein, keine Eile, ich bin noch ein paar Minuten da. Das muss ja auch ein Schock für Sie sein…“?

    Und es gibt neben der Frage, unter welchen Bedingungen das Interview entstanden ist, auch die Frage, ob man es ausstrahlen soll. Ich persönlich finde nicht, dass diese Art Bilder in eine ZDF-Nachrichtensendung gehören.

    Und, ja, den „echten Aufreger“ kenne ich. Soweit ich weiß, haben viele schon über den Fall berichtet, u.a. „Zapp“ gerade wieder. Angeblich prüft die Staatsanwaltschaft, ob sie ein Verfahren wegen unterlassener Hilfeleistung einleitet.

    Und Sie meinen nicht, dass ich sowohl das eine als auch das andere ablehnen darf?

  82. (Und wo habe ich gesagt, dass „Hallo Deutschland“ der Untergang des Abendlandes sein soll? Die Sendung wird halt von Leuten gemacht, die — wie Herr Konken formulieren würde — Katastrophen filmen wollen. Ich finde es, je nach Tagesform, erstaunlich oder empörend, dass das ZDF eine solche Sendung ausstrahlt. Und das Argument, dass im Internet noch viel schlimmere Sachen passieren als im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, überzeugt mich nicht als Grund, mich nicht kritisch mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu beschäftigen.)

  83. Wie sehr Konken der Journalismus am Herzen liegt, hat er im Fall Weinreich./.Zwanziger bewiesen. Sein Appell an den DFB, bittebittebitte nicht so gemein zu sein, machte bei den Jungs in Frankfurt wahnsinnig Eindruck. Einen Grabredner braucht der DJV jedenfalls nicht mehr zu suchen, wenn es so weit ist.

  84. > Ich persönlich finde nicht, dass diese Art Bilder in eine ZDF-Nachrichtensendung gehören.

    Ich persönlich auch nicht. Was mich abgesehen davon interessieren würde: Wie würden Sie eine solche Nachricht grundsätzlich be(wegt)bildern? Würden Sie überhaupt? Wie würde der Beitrag aussehen?

    > Und Sie meinen nicht, dass ich sowohl das eine als auch das andere ablehnen darf?

    Doch, doch, aber bitte so differenziert wie nötig. Ansonsten treffen Sie z.Bsp. auch nemo/76, der das Malheur wie ich finde schön zusammengefasst hat. Und damit tun Sie einer Menge anständiger Reporter mehr da draußen Unrecht.

    Zum Busfahrer: Es gibt tatsächlich -jenseits irgendwelcher Witwenschüttler- Polizeireporter, die vom Umgang mit solchen Leuten in solchen Situationen etwas verstehen. Die das gelernt haben und die so etwas wie Berufsehre haben. Meist gute Journalisten, ziemlich ehrliche Häute.. ich fände es nicht angebracht, diese auf den durchschnittlichen Ich-möchte-auch-mal-ins-BILDblog-Geier zu reduzieren. Und da hat Konken eben doch ein klitzekleines bisschen Recht: Ja, es macht einen Unterschied, wer auf der Autobahn aufschlägt. Und es muss wie immer im Leben hier nicht alles so gut und schlecht sein, wie es auf den ersten Blick scheint. Auch, @nemo, im Lokalen muss man stets genau hinschauen. Einfach ausgedrückt: Beklagt sich ein Feuerwehrmann über einen Journalisten, weil der ihn *tatsächlich* behindert oder schlicht vor ein paar Monaten kritisch über irgendwelche Zustände in der Wehr berichtet hat?

  85. @93: Habe gerade ihren Blog entdeckt. Gut gemacht, sehr ansprechend.

    Zu ihrem Eintrag hier: was hat das mit der Sache zu tun? Und ist auch Hans Leyendecker ein potentieller „Grabredner“, weil er in Sachen Weinreich / Zwanziger eine differenzierte Einstellung hat?

    Es drängt sich hier förmlich der Eindruck auf, dass es einigen vor allem darum geht, Stimmung gegen Konken zu machen. Die Art und Weise, wie das gemacht wird, steht aus meiner Sicht nicht für das, was ich seriösen Journalismus nennen würde.

  86. Das Argument „Er hat sich falsch ausgedrückt“ ist ja gängig. Aber gerade bei einem Verbandsvertreter will ich nicht annehmen, er wisse nicht, was er sagt. Und gerade bei einem Journalisten mag ich nicht unterstellen, er könne sich nicht ausdrücken.

  87. @ Tom, 95: In Niggemeiers Beitrag geht es um Konkens Kampf für den Journalismus. In meinem Kommentar (93) ging es um Konkens Kampf für den Journalisten Weinreich. Das eine Mal kämpft er mit Boxhandschuhen, das zweite Mal wirft er mit Wattebäuschen. Ich sehe da schon einen Zusammenhang.

    Leyendecker kann denken, was er will. Er ist aber nicht DJV-Chef. Haben Sie den Eindruck, dass Konken der richtige Mann in diesen schweren Medienzeiten ist, dass er Akzente setzt, für irgendetwas steht, einen Weg in die Zukunft kennt oder wenigstens darüber nachdenkt?

    Mich nervt, dass sich Konken immer so erwartungsgemäß empört. Mich regt zum Beispiel auf, dass er immer gleich die Pressefreiheit in Gefahr sieht, wenn irgendein Amtsblatt, das sich offiziell Lokalzeitung nennt, sterben soll.

    So kommt es mir jedenfalls vor, wenn ich mich durch DJV-Zeitung „Journalist“ blättere.

  88. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, dass im Fall Weinreich die Unabhängigkeit der Presse in Gefahr ist. Ich sehe da einen unglaublichen Medien-Hype. Aber das ist meine Meinung, und dafür kann man mich sicherlich schelten, wenn es denn nötig wäre.

    Im anderen Fall, und sei es auch „nur“ die Schließung eines Amtsblattes, macht Konken das, wofür er bezahlt wird: er setzt sich als Gewerkschafter für den Erhalt der Arbeitsplätze ein. Sie können nicht erwarten, dass er so etwas ebenso gleichmütig und desinteressiert zur Kenntnbis nimmt wie Sie.

    Und warum zwischen Konken, der Weinreich-Sache und den Leserreportern ein Zusammenhang bestehen soll, bleibt vorerst ihr Geheimnis. Interessant, dass Sie es andeuten. Könnten Sie das auch nur irgendwie näher ausführen oder gar belegen?

    Mein Eindruck ist: aus irgendwelchen Gründen, und dagegen ist ja nichts zu sagen, haben Sie grundsätzlich etwas gegen Konken. Niggemeier geht das ja genauso. Ihn ärgert es ja vor allem, dass – aus seiner Sicht – Konken den Bloggern die gebotene Anerkennung verweigert.

    Sie nutzen offenbar, wie auch Niggemeier, jede sich bietende Gelegenheit, um Konken eins auswischen zu können.

    Das allein wäre ja nicht schlimm, man könnte es auch Kinderei nennen.

    Nur was das mit Journalismus zu tun hat, was Sie und Niggemeier hier veranstalten, habe ich bislang noch nicht verstanden. Und umso schwerer fällt es mir nachzuvollziehen, warum ich als Journalist ausgerechnet in diesen Blogs regelmäßig belehrt werden soll, wie ich meinen Job zu machen habe.

    Ein wenig erinnert mich das an die jüngste Geschichte rund um den Handelsblatt-Knüwer.

    Es wäre ja schon mal ein Anfang, würden manche so genannte Medien-Blog-Journalisten ihren eigenen Standards genügen – statt 90 Prozent (ich weiß: ich übertreibe) ihrer Beiträge damit zu verschwenden, anderen mitteilen zu müssen, wie gut sie doch eigentlich sind und dass die meisten „da draußen“ doch eigentlich gar keine Ahnung haben.

    So kommt es mir jedenfalls vor, wenn mich durch solche Blogs blättere.

  89. @Tom: Diskutieren wir nicht über Weinreich, da wird der eine den anderen nicht überzeugen können. Ich habe mich in meinem ganzen Leben zweimal über Konken geäußert. Das zweite Mal ist hier. Ich finde, ich habe das Recht, weil Herr Konken auch von meinem Mitgliedsbeitrag lebt. Ich glaube auch nicht, dass Konken zu Hause sitzt und denkt: „Oh, nicht schon wieder der Wesemann.“

    Ich belehre keinen, kenne aber die Vorwürfe aus meiner Volontärszeit. Jede Diskussion über Qualität wurde von alten Journalisten mit dem Argument abgewehrt, man mache seine Arbeit schon sehr lange. (Das geht ausdrücklich nicht gegen Sie.) Textkritik? Ach. Weiterbildung? Hab doch Volontariat.

    Fühlen Sie sich von Niggemeier regelmäßig belehrt? Welchen eigenen Standards genügt er denn nicht?

    Grundsätzlich gegen Konken habe ich: gar nichts.

  90. @ B:Schuss: „möglicherweise schlecht formuliert, aber der man ist letztendlich Lobbyist und Verbandsvertreter. Es ist sein Job, dafür zu sorgen, dass die Mitglieder seines Verbandes ihre Jobs behalten und machen können.“

    Das macht seine Argumentations vielleicht verständlicher, d.h. warum er überhaupt so argumentiert — aber ganz gewiss nicht valider.
    Im Laufe der Jahre hat mich begonnen aufzuregen, wenn jeder Quark (und jede Untat) mit „der macht doch nur seinen Job) entschuldigt wird. Vielleicht sollten wir künftig Straftäter als öffentliche / offizielle Straftäter anstellen, mit dem Auftrag Straftaten zu begehen — dann sparen wir uns viel Ermittlungen und Gerichtsverfahren, weil wenn es doch sein „job ist“, dann ist es ja alles OK …?

    Blödes Beispiel, ja. Aber „seinen Job machen“ hat halt gar nichts mit „das ist auch i.O. so“ zu tun…

  91. @Tom
    Sie scheinen mittlerweile leider endgültig den Faden verloren zu haben.

    Wieso frequentieren sie einen Blog einschließlich seiner Kommentare eigentlich derart häufig, wenn sie dessen Einträge angeblich zu (spielerisch übertriebenen) 90% für „verschwendet“ halten, weil ihr Autor sie mutmaßlich nur dazu nutze, anderen mitzuteilen, wie gut er doch sei und dass die meisten anderen gar keine Ahnung hätten…?

    Wenn ich jetzt mal darüber hinwegsehe, wie unverschämt anmaßend (und ebenso abwegig) mir diese Aussage vorkommt, führen sie damit zumindest ihre zuvor so fleißig bis penetrant vertretenen Argumentationsmaßstäbe ad absurdum.

    SN schreibt diesen Blog weder für sie, noch hat er sie oder jemand anderen gebeten, ihn nach Möglichkeit zu lesen. Das ist alles bekannt. Dennoch schmökern sie hier gerne, kommen sich aber leider belehrt vor, woraufhin sie wiederkommen und sich wieder belehrt vorkommen. Am Ende beklagen sie ihr Unverständnis, sich „als Journalist ausgerechnet in diesen Blogs regelmäßig belehrt“ vorzukommen.

    Also: wieso verlassen sie diesen Blog dann nicht, schauen sich nach etwas passenderem um und folgen ihren eigenen Vorgaben („halt mehr als nur das zu kommentieren, was andere tun“). Nein, denn sie tun stattdessen lieber genau das und werden dabei unglaubwürdig.

    Ist ihnen aufgefallen, was sie nebenbei natürlich auch getan haben? Sie haben rund 90% der Einträge dieses Blogs pauschal interpretiert, um es beim vorliegenden dann schließlich noch auf die Spitze zu treiben und einen vermuteten „wahren Grund“ für einen ebenso vermuteten „Groll“ Stefan Niggemeiers auf Herrn Konken herauszulesen, oder zu orakeln, was ersterer beim Lesen ihres Kommentars #79 wohl „inzwischen auch ahnen“ wird. Um jetzt nur wenige Beispiele zu nennen…

    Gemessen an ihren Forderungen, dass nicht „frei nach Gusto“ interpretiert werden dürfe, sondern konkrete Belege erforderlich seien, gipfelnd in einem „Für ihre Interpretation hätte es eines Nachfragens bei Konken zwingend bedurft“ (ebenfalls #79), ist der Aberwitz ihres Auftritts wohl nunmehr komplett.

    Oder um es in ihren Worten zu sagen: das ist alles sehr unnötig.

  92. Die Diskussion ist ein schönes Beispiel für gruppendynamische Prozesse. Da gibt es den Diskutanten Tom, der in punkto Konken und dessen Statement eine abweichende Meinung zu Niggemeier vertritt. Ich bewerte diese Meinung gar nicht; das Thema an sich ist m. E. vollkommen nebensächlich. Denn das sich ein Lobbyist wie ein Lobbyist verhält (und dabei komplexitätsreduzierend agiert und „argumentiert“) ist irgendwie logisch. Da Niggemeier ja an jeder Stelle betont, nicht Mitglied im DJV zu sein, müsste es ihm auch ziemlich gleichgültig sein.

    Interessant ist die Diskussionsdynamik. Tom, offensichtlich selber Journalist, erhebt in #69 die These, dass Niggemeiers Beitrag auf der Interpretation des Zitats beruht (was richtig ist und von vielen übersehen wurde). Konkens Zitat gibt selber nicht so viel her. Auf die kindische Antwort des Kommentators Frank K. reagiert Tom mit der Aussage, dass er die Interpretation Konkens durch Niggemeier für „einseitig und unfair“ und für wenig journalistisch hält. Letzteres ist natürlich schwierig zu belegen. Tom meint, Niggemeier hätte Konken fragen sollen, wie er diesen Satz genau versteht und verwendet den Begriff der „Agitation“ in der einseitigen Interpretation Zitats. Im Kommentar #76 entwickelt Tom nun Parallelen zwischen dem Boulevard-Journalismus, der auch das vorgefundene bearbeitet (ohne ergänzende Recherchen zu betreiben) und dem Bloggen. Tom stellt in diesem Zusammenhang eine interessante These auf: „Das Argument, Blogs seien ja weltweit vorhanden und dadurch würde es quasi system-immanent eine Selbstkontrolle geben, ließe sich genau so auf Print- und TV-Journalismus anwenden. Ich kann da keinen qualitativen Fortschritt allein auf Grund der Masse erkennen.“

    Niggemeier rekurriert in seiner Antwort auf Tom (#77) vor allem darauf, dass Tom einige Kommentatoren dieses Blogs als „Fans“ titulierte. Dann widmet er sich noch kurz der Sache. Niggemeier zieht einen unzulässigen Vergleich: „Ich kommentiere, was Herr Konken öffentlich gesagt hat. Dafür muss ich ihn so wenig anrufen, wie Sie mich, bevor Sie meinen Eintrag hier kommentieren.“

    Ausgerechnet Niggemeier, der an anderer Stelle oft genug Recherche angemahnt hat, sieht diesmal keine Notwendigkeit dazu. Formal ist das Vorgehen in Ordnung, aber der Vorwurf der mangelnden journalistischen Qualität ist damit nicht vom Tisch. Natürlich darf jemand Zitate, zumal wenn sie öffentlich abgegeben wurden, aufgreifen, sich darüber aufregen und kommentieren. Er sollte, nein: er muss jedoch auf bestimmte Regeln achten (die ich einem gelernten Journalisten sicher nicht erklären muss).

    Man mag sich ja über Herrn Konken aufgeregt haben, und das vielleicht mit Grund (ich habe keine Ahnung), aber man sollte persönliche Animositäten nie über eine gewisse Objektivität stellen. Und man sollte Zitate nicht aus dem Zusammenhang reissen, um dann darauf hinzuweisen, man könne sich ja das ganze Interview ansehen. Ich erwarte, dass ein Zitat den Tenor dessen, was zitiert wird, repräsentativ spiegelt. Ist das Zitat jedoch derart schwammig und nichtssagend wie in diesem Fall und wird es erst durch die Interpretation aufgepeppt, so muss man zulassen, das Fragen auftauchen, inwieweit die Aussage repräsentativ für das Interview ist.

    Auf Toms Präzisierung seines Vorwurfs (#79) geht Niggemeier in Kommentar #81 nicht mehr ein. Stattdessen spricht er Tom die Satisfaktionsfähigkeit ab: „Im übrigen finde es es schwer, mit Ihnen zu diskutieren, wenn Sie Menschen, die anderer Meinung sind als sie, pauschal unterstellen, sie folgten mir blind – das tun Sie durch den Gebrauch des Wortes ‚Fans‘.“ Statt sich mit Toms Argumentation auseinanderzusetzen (die über das konkrete Beispiel weit hinaus geht), beendet er die Diskussion mit Tom und „begründet“ das mit einer Formalie („Fans“; Tom hätte besser vielleicht ‚Adepten‘ gesagt – dann wäre aber das Intellektuellen-Argument gekommen). Das kann man genauer bei Schopenhauer nachlesen, wie so was funktioniert. Durch den Zusatz, dass es schwer sei, mit Tom zu diskutieren gibt er ein Signal an die anderen Diskutanten (das meine ich mit Satisfaktionsfähigkeit). Und prompt gibt es dann Kommentar #102, der unverhohlen (ad personam) Tom aufgefordert, das Feld zu räumen. Das erinnert dann verdächtig an „Geh‘ doch nach drüben“ aus den 70er Jahren. Sehr viel weiter ist man nicht.

    Zur eigentlichen Frage, was denn Konken wirklich gemeint hat, kommt man nicht mehr. Zwar dürfte es eigentlich für den weiteren Lauf der Welt ziemlich uninteressant sein, das festzustellen, aber wenn es schon einmal ein Beitrag ist, müsste es zumindest versucht werden. Die Tatsache, dass sich Niggemeier schon früher über Konken geärgert hat, ist ja kein Argument; höchstens eine Erklärung. Aber da, wie Tom richtig schreibt, alles „rasch auf und über die Bühne“ gehen muss und es immer mehr zählt, nur noch irgendwie aufzufallen, gibt es keine Zeit dazu. Was schlimmer ist: Es gibt auch keine Bereitschaft, auf diese Kritik, die ja durchaus auch fragend vorgebracht wird („Ich mag mich irren…“; „Aber vielleicht sehe ich das jetzt zu einseitig?“) vernünftig einzugehen. Stattdessen gibt es Beiss- bzw. Wegbeissreflexe. Entweder ist das aber ein Forum hier, welches die Beiträge analysieren oder kommentieren soll – dann muss man (sprich der Hausherr) auch auf Kritik eingehen und sie nicht mit Ablenkungsmanövern oder anderen rhetorischen Tricks versuchen, zu neutralisieren. Oder man trifft sich hier nur noch, damit jeder seine zwei Cents in den Ring wirft und dann wieder geht.

  93. @Frank K:

    Ich glaube, ich habe verstanden. Ihre Kernaussage lautet wie folgt:

    Der Blog ist nur für die Leute bestimmt, die ihn auf die ihrige Weise begleiten. Wer sich an Inhalten stört, sollte sich einen „passenderen“ Blog suchen. Wenn das eine Zeitung zu einem Leser sagen würde…

    Wollen wir es dabei belassen. Ich habe dieses Diskussionsforum genutzt, weil ich auf Dinge hinweisen wollte, die m.E. nicht korrekt sind. Viellleicht, und da gebe ich ihnen recht, hätte ich es mit ein oder maximal zwei Einträgen belassen sollen. Ich bitte, das mit einer gewissen Diskussionsfreudigkeit meinerseits zu entschuldigen.

    Aber diese ist nun deutlich zurückgegangen. Wenn Sie mögen, verbuchen Sie das als Erfolg.

  94. Wer hier fundierte Kritik am Hausherrn vorträgt, wird meistens von seinen Jüngern hinausgeekelt. Wussten Sie das nicht, Tom?

  95. Man muss jede noch so gegenteilige Meinung als wertvoll betrachten, um sich als Außenstehender ein Bild von der Sache machen zu können. Es wäre unerträglich wenn alle Kommentatoren die gleiche Meinung hätten. Das macht es interessant … Vor allem dann, wenn sich die See nach den heftigsten (Gehirn)-Stürmen wie ein Spiegel zeigt.

  96. @100

    Habe ganz vergessen, ihre Frage zu beantworten, Herr Wesemann. Sie fragten u.a. danach, welchen eigenen Standards Stefan Niggemeier m.E. nicht genügt.

    Klicken Sie dazu einfach bei der Bloggeschichte auf den Link in der zweiten Zeile:
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/von-den-regeln-in-die-traufe/

    Dort müssen Sie sich erst einmal durch die Niggemeierschen Verschwörungtheorien bezüglich der etablierten Medien hindurchlesen, dann folgt irgendwann ein Passus, wo SN den Herrn Konken dabei erwischt, wie dieser in einem Statement etwas übertrieben und damit sicherlich falsch behauptet hat.

    Niggemeier zieht daraus grundsätzlich Zweifel, dass man mit Konken über journalistische Qualität diskutieren könnte. Jaja, das geht bei Stefan N. ganz flott. Wer einmal sündigt, der wird verdammt.

    Vorher sagt Niggemeier noch dies:

    „Eine der grundlegendsten und selbstverständlichsten Forderungen des Pressekodex ist nach meiner Erfahrung im deutschen Journalismus weitgehend bedeutungslos: Die Pflicht, Fehler zu korrigieren. Das macht man in Deutschland nicht. Auch in seriösen Blättern sind die dominierenden Gedanken, wenn ein Fehler passiert ist: Wie können wir das verschleiern? Und: Wie können wir den Geschädigten beruhigen, ohne uns korrigieren zu müssen? Das klare Eingeständnis: War falsch, tut uns leid, ist immer noch die Ausnahme.“

    Wenn ich mir das durchlese und dann sowohl den Blogeintrag hier als auch Niggemeiers Verhalten in der nachfolgenden Diskussion betrachte, dann würde ich – mit Blick auf die kalte Adventszeit – nun einen Pharisäer als das passende Heißgetränk empfehlen.

  97. schon lustig. Mittlerweile wird denen, die Stefan zustimmen, vorgeworfen, sie seien bloss Niggemeier-Klatschvieh, und denen, die ihm nicht zustimmen, dass sie das nur aus persönlichen Gründen tun.

    Wie soll man da noch unterscheiden können, wessen Meinung authentisch ist ? ^^

  98. @104 Tom:
    Ich glaube, sie haben nicht verstanden. Sie stilisieren erneut die „Kernaussage“ anderer, um anschließend angesichts dessen in Selbstmitleid zu zerfließen. In der Methode erschien ihnen das zuvor noch beklagenswert unseriös.
    Darüberhinaus argumentieren sie kleinkariert und (zumindest m.E.) unglaubwürdig. Ihre rückblickende Verzweiflung über die Geringschätzung ihrer „Diskussionsfreudigkeit“ in diesem Blog ist banal.

    Ihre kritischen Anmerkungen in den Kommentaren wurden offensichtlich zur Kenntnis genommen, sie wurden offensichtlich mehrfach diskutiert, die offenen Fragen dazu vom Adressaten der Kritik beantwortet. Anscheinend ging es ihnen darum aber gar nicht. Wieso wären sie sonst so resigniert darüber?
    Vielleicht sind sie und ihre Krittelein an vermuteten Rechthaberein selbst zu rechthaberisch und suggestiv, um am Ende noch jemanden überzeugen zu können.

    Wenn sie mögen, nehmen sie das als einen Hinweis dafür, warum es schwierig ist, mit ihnen in dieser Sache zu diskutieren.

  99. Frank K.:
    Dass ich aus ihrer Sicht „banal“, „kleinkariert“, „selbstmitleidig“, „rechthaberisch“ und „suggestiv“ bin, läßt mich – um Sie vielleicht zu beruhigen – weder „verzweifeln“ noch „resignieren“.

    Ansonsten: Ich finde, Gregor Keuschnig hat das alles in seinem Post 103 sehr schön zusammengefaßt. Ich habe dem nichts mehr hinzu zu fügen.

  100. @Tom, 110: Sie haben übrigens die „Unglaubwürdigkeit“ und den Mangel an zuvor eingeforderter „Seriosität“ vergessen, die zum Beispiel durch das Bilden unsäglicher Analogien entstehen:

    Wie mir gerade nochmal auffiel, stellen sie (sich) in #104 als Reaktion auf meinen Kommentar #102 die scheinbar bedeutungsschwangere Frage, was wäre, wenn „das eine Zeitung zu einem Leser sagen würde“.

    Allerdings haben sie vergessen zu erläutern, was das mit unserem Fall zu tun haben soll (dass ich etwas zu ihnen sage).

  101. Sehr geehrter Christoph Wesemann,

    betrachten Sie mich einfach so, wie Sie es wollen. Ich verbuche das unter „Beiss- bzw. Wegbeiss-Reflexe“ (Keuschnig).

    Diese Methode der angedeuteten Beleidigung (mittels Durchstreichen) ist gerade sehr in Mode, oder?

    Ihnen noch einen schönen Abend.

    :-)

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