Vier Moderatoren sind vier zuviel: Das TV-Duell — ein Vorschlag zur Güte

Ich hätte einen Vorschlag für eine neue, bessere Form des „TV-Duells“: Wir verzichten auf die Moderatoren. Nicht nur auf zwei oder drei, sondern auf alle vier.

Die vollständigen Regeln gingen so:

1. Die Kanzlerin und ihr Herausforderer sitzen sich 90 Minuten lang an einem Tisch gegenüber.
2. Jeder von ihnen hat insgesamt 45 Minuten Redezeit.

Fertig.

Es gäbe keine Themenvorgaben. Jeder von beiden könnte selbst bestimmen, worüber er reden und womit er sein Gegenüber herausfordern will. Es wäre aufschlussreich, worüber sie reden wollen — und welche eigentlich drängenden Themen vielleicht beide lieber unter den Tisch fallen lassen.

Es gäbe keine Begrenzung auf 90 Sekunden pro Antwort. Jeder von beiden müsste sich selbst entscheiden, ob ihm ein Punkt so am Herzen liegt, dass er darüber einen mehrminütigen Monolog hält — auf die Gefahr, dass die Zeit an anderer Stelle fehlt oder das Publikum mit Langeweile und Widerwillen reagiert.

Es gäbe kein Frage-Antwort-Spiel mit Moderatoren, wie man es unendlich oft gesehen hat, sondern die Möglichkeit, Zeuge einer unmittelbaren Kommunikation zwischen den beiden Kandidaten zu werden. Sie könnten einander angreifen und sich gegenseitig der Lüge bezichtigen oder sich entscheiden, dass es überzeugender sein könnte, es mit einem gesitteten Austausch von Argumenten zu versuchen.

Es gäbe keinen unparteiischen Schiedsrichter, außer den unsichtbaren Zeitnehmer, wobei es sogar noch attraktiver wäre, auch auf den zu verzichten: Jeder Redner würde, wie bei einer Schachuhr, am Ende seines Wortbeitrages auf einen Schalter drücken. Dann läuft die Zeit des anderen und dessen Mikrofon ist geöffnet.

Es wäre tatsächlich ein Strategiespiel: Mit welcher Taktik geht man als Kanzlerin oder Kandidat in ein solches „Duell“; welche Themen sucht man sich aus; gibt man sich angriffslustig oder versucht man vor allem, die Deckung zu bewahren; wie oft kehrt man zurück zu einem wunden Punkt des Gegners oder vertraut darauf, dass das Publikum sein Ausweichen bemerkt hat?

Beide könnten machen, was sie wollen. (Okay, vermutlich sollte man als dritten Regelpunkt das Mitbringen von spitzen Gegenständen untersagen.) Und wir, das Fernsehpublikum und das Wahlvolk, würden uns über das, was sie sich entschieden haben zu machen, und darüber, wie sie es gemacht haben, dann ein Urteil bilden.

Was wäre das für ein atemberaubendes „Duell“: Man wüsste tatsächlich vorher nicht, was passiert, weil all die Leitplanken nicht mehr existierten. Plötzlich wären die ganzen Countdown- und Nachbereitungs-Sendungen, die in den Programmen herumstehen, sogar berechtigt.

Und trotzdem wäre es paradoxerweise eigentlich kein Spektakel, keine Firlefanzisierung des „Duells“, sondern eine Reduktion auf das Wesentliche: Zwei Menschen reden miteinander. Ohne vier Moderatoren und eine unbekannte, aber vermutlich bestürztend große Zahl von Regeln, die vor allem dazu dienen, zu verhindern, dass in dieser Sendung tatsächlich etwas Unvorhergesehenes passieren könnte.

(Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass — insbesondere, solange Angela Merkel beteiligt ist — das Konzept zu einem Einsatz von Massenvernichtungsfloskeln führt. Aber mal angenommen, beide Kandidaten füllen die 90 Minuten damit: Dann glaube ich, dass es in der puristischen Form eher auffiele und von den Zuschauern bestraft würde, als in dem real existierenden „TV-Duell“, das ja selbst aus sovielen Ritualen besteht, dass die Zumutung der Wortrituale womöglich gar nicht auffällt.)

Natürlich ist es undenkbar, dass eine solche Form von Fernseh- bzw. Kanzler-„Duell“ in Deutschland je geben wird. Selbst wenn sich die Politiker darauf einließen, würden es die Sender nicht übertragen wollen, solange ihre Moderatoren nicht daran teilnehmen dürften. Ich wollte es (mir) trotzdem mal vorgestellt haben.

(Die Idee ist in der „Tagesschaum“-Redaktion entstanden und steckt (eher als Rudiment) in der Folge vom vergangenen Donnerstag, aus der auch die Illustration stammt.)

Nachtrag, 15 Uhr. Der ORF hat so etwas Ähnliches in den siebziger Jahren tatsächlich gemacht.

110 Replies to “Vier Moderatoren sind vier zuviel: Das TV-Duell — ein Vorschlag zur Güte”

  1. Ach, hören Sie doch auf, uns den Mund nach einer klug eingerichteten Welt wässrig zu machen. Das ist ja einfach deprimierend.

  2. Volle Zustimmung!
    Ausserdem fiele dann das für heute Abend zu erwartende „Wetteifern“ der Moderatoren untereinander weg. Die ÖR Damen werden sicher sehr empathisch und ausgewogen sein, Herr Raab wird mindestens zwei unpassende Witze/Bemerkungen machen, um zu zeigen, dass Politik auch Spaß machen kann (ihm).

    Gibt es eigentlich nachher auch eine Auswertung wie viel Redeminuten auf die einzelnen Moderatoren entfallen? Fände ich fast interessanter als den Vergleich der beiden Politiker…

  3. Wo kämen wir denn hin, wenn sich jeder Zuschauer eine
    eigene Meinung bilden könnte.
    Nein, unkontrollierte Meinungsbildung ist nicht erwünscht.
    Deshalb muss den ‚Dummen‘ in Nachbereitungssendungen
    verdeutlicht werden, was die Duellanten mit dieser oder jener
    Aussage ursprünglich haben sagen wollen.

    „Mutter, schütt‘ Wasser in die Suppe, wir haben noch Sendezeit“.

  4. Das Moderatoren-Problem hat sich erübrigt:
    Angela Merkel nimmt heute an dem TV-Duell NICHT teil!
    Nach Be­kannt­gabe der Kanzlerin-Entscheidung zo­gen sich heute drei der vier TV-Duell-Moderatoren be­lei­digt zurück:
    Anne Will (ARD), Pe­ter Klo­ep­pel (RTL) und May­brit Ill­ner (ZDF).

    Le­dig­lich Ste­fan Raab (Pro­Sie­ben) ver­sucht die mit Span­nung er­war­tete Aus­stahlung des TV-Formates am Sonn­tag um 20:30 Uhr noch zu ret­ten und wird den Kanz­ler­kan­di­da­ten Peer Stein­brück al­leine in die Man­gel neh­men…

    Weitere Infos unter
    http://www.tornante.pf-control.de/blog1/?p=9652

  5. Noch eine Regel: Wer zuerst „Scheisse“ sagt, gewinnt das Duell. Mal ehrlich, weichgespülten Phrasen gibt es doch auch für eine 45 Minuten Rede; und wenn es eine Sache gibt, die ein Politiker meidet, wie der Teufel das Weihwasser, dann sind es öffentliche, nicht zu kalkulierende Auftritte.

  6. Wer seine Wahlentscheidung aufgrund eines TV-Duells trifft, ist sowieso ein Vollidiot.

    „Alles was in den letzten 4 Jahren an guten Sachen passiert ist, war wegen UNS, der CDU, und wenn die SPD nicht gewesen wäre, hätten wir noch VIEL mehr bessere Sachen gemacht!“

    „Nein nein, wir, die SPD haben alle guten Sachen veranlasst und alles schlechte kam von der CDU! Wir bringen dieses Land wieder auf Vordermann“

  7. Eine schöne Utopie.

    Bei dem Einfallsreichtum und Mut unserer Fernsehmacher müssen wir dankbar sein, dass das Duell heute Abend nicht von Günter Jauch, Markus Lanz, Günter Jauch und Stefan Raab moderiert wird.

    Übertragt das DSF eigentlich währenddessen live von vor der Halle?

  8. Großartige Idee. Ich sehe auch überhaupt nicht ein, warum das nicht realisierbar sein sollte.
    Man würde wohl noch eine vierte Regel brauchen, für den Umgang mit der Zeit, in der beide gleichzeitig reden, aber dafür fände sich bestimmt eine Lösung.

  9. Würde genauso schnarchig und beliebig werden, wie es bislang war und vermutlich sein wird. *gähn* Nee, nee, da schau ich mir lieber eine Doku über Regenwürmer in Papua-Neuguinea an.

  10. Yes, please. Die Idee ist leider von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn womöglich käme ein Hauch von Authentizität dabei heraus, und das wollen wir doch nicht.

  11. Nachdem sich die Sender gerade darauf geeinigt hatten, dass ihre vier Moderatoren paritätisch ausgewogen von zwei Politikern befragt werden?! Neeneenee, eher werden die vier Moderatoren ohne störende Kanzler und -kandidaten auskommen und sich gegenseitig duellieren.

  12. Erinnert sich noch jemand an den unsäglichen „Morning Star“ im Sat.1-Frühstücksfernsehen?
    Wie schön wäre ein solcher Livetrend am Bildschirmrand? Wie könnten Kanzlerkandidat/-innen besser analysieren, an welchen Stellen ihre Floskeln für Negativwellen sorgen?
    Schöne Idee, das alles!

  13. CNN hat so eine Trendlinie live während der Fernsehduelle zur amerikanischen Präsidentschaft permanent am unteren Bildschirmrand eingeblendet, und Prognosen gleich nach der Sendung wer wohl das Duell gewonnen hat. War auch nicht sehr aussagekräftig, jedes Lager hat seinen Kandidaten als Sieger gesehen. Von denen amerikanischen Duellen war nach dem ersten bei dem Obama zum Schrecken seiner Anhänger einen unglaublich müden Tag erwischt hatte auch nur noch eines interessant, weil sich da die Moderatorin am wenigsten an ihre strikten Vorgaben gehalten und auch unterbrochen und nachgehakt hat. Interessanter waren da unmittelbaren Reaktionen zu den Patzern, z.B. die berühmten „binders full of women“. Ich fürchte nur das wird in Deutschland mindestens genauso langweilig wie das „Duell“: „Und jetzt geben wir mal zu unserer jungdynamischen Redakteurin die uns erzählt was das Internet dazu sagt und verlesen drei Tweets und Facebookeinträge dazu.“ Gähn.

  14. Meiner Erinnerung nach bestand das ZDF-Nachtduell in etwa aus diesem Konzept. Es gab zwar einen Moderator, der sich aber in der Regel auf die Einleitung zur Debatte beschränkte, in ein laufendes Wortgefecht aber nicht mehr eingriff. Und es diskutierten damals natürlich Fachpolitiker ein Spezifikum, nicht die Kanzlerkandidaten das Ganze.

  15. Die Idee ist eigentlich die älteste die es gibt. Sie beruht nämlich auf der antiken Kunst der Diskussion von Rhetorik und Dialektik. Aristoteles schlägt z.B. in seiner „Topik“ auf einen möglichen Gang der Diskussion.
    Mit den Tod Parmenides und Zenon und dem Auftritt Georgias endet die mehr oder weniger nur privat und isoliert gedachte Art des Redens (aber auch schon als ausgeklügelte Kunst, die gemeistert werden und überzeugend sein muss) und die dialektische Sprache tritt in die öffentliche Sphäre als ein vielbesuchtes Schauspiel lautstarker Auseinandersetzungen ein, indem einer spricht und die Zuhörer überzeugen muss. So entsteht die Rhetorik, indem die ursprüngliche dialektische Sprache unters Volk gebracht wird. Darauf folgt die Schrift und die Philosophie wird Literatur. Die ganze Geschichte wird noch spannender wenn man noch das Theater und die Mystik als eine mehr oder wneige drohende Gefahr oder Konkurrenz sieht, die Rhetorik mischt sich ja shcon explizit mit der Form des Theaters. Platon, der erste Niggemeier, wird ja dann sein akademischen Garten gründen, weil er meint, dass das Theater mit seinen Gemetzel und Betrug die Leute verführt und belügt. Usw. usf. man schaue in die Bücher.

  16. Und was würde verhindern, dass der erste der beiden eine 45minütige einstudierte Wahlrede hält und dann dem anderen das Mikrofon überlässt (dem mittlerweile die Gesichtsmuskeln schmerzen vom Stirnrunzeln, Augenrollen und feixen)?

  17. @ Torsten (#5):
    Daran musste ich auch sofort denken! (Die Episode ist übrigens noch besser wenn man bedenkt, dass sie seinerzeit keine vorproduzierte Aufzeichnung war sondern als echte Livesendung durchgezogen wurde.)

    Heute morgen beim Durchzappen vor der Maus ist mir übrigens aufgefallen, dass Pro7 das Duell mit einem Countdown in der Bildschirmecke beworben hat. Aufschrift: „Das TV-Duell“ (groß) „mit Stefan Raab“ (kleiner darunter). Hmmja…

  18. Für mich klingt das wie Fußball ohne Abseitsregel. So wie die Abseitsregel Spielzüge, Kombinationen und ein interessantes Hin und Her erzwingt, so sollen die Moderatoren dafür sorgen, dass ein Gespräch entsteht, bei dem die Argumente vergleichbar sind.

    Lässt man die Moderatoren ganz weg, kann man erwarten, dass die Politiker einfach nur munter ihre schöngefärbte Sichtweise darstellen und den anderen einfach ignorieren. Dass sie tatsächlich auf den anderen eingehen, dass sie tatsächlich antworten, dass ist schon eine sehr optimistische Annahme. Daher müsste der erste Politiker auch keine Angst davor haben, dass der andere das letzte Wort behält (wenn das so wichtig wäre, dann würden sie ja 90 Minuten lang nur zu einem einzigen Thema reden und jeder würde versuchen, das letzte Wort zu haben).

  19. Sollte es jemals zwei Kandidaten geben, die nicht zu feige wären für Dein vorgeschlagenes Format, gebe ich einen aus!

  20. @28 Ganz ohne Schiedsrichter geht die „Zug-um-Zug“-Debatte denn doch leider nicht – es braucht dringend einen neutralen Zeitnehmer, der immer dann auf die Uhr haut, wenn die/der eine ins Wort des/der anderen fällt. Widerspruch ist zwar geistige Entwicklungshilfe – aber doch nicht im Simultan-Modus. Das muß unbedingt aufs Konto desjenigen gehen, der da unkontrolliert dazwischenquakt. Dann würde frau/man sich doch schwer überlegen, ob man nun den Redestil des Widersachers nur stören will oder vielleicht doch das Pulver trockenhalten zwecks eigenen Konzepts. Einem alten Schächer wie mir ist wohlvertraut, daß sich Mitblitzen auf Kosten des anderen in der Regel rächt.

  21. Die Politiker müssen es doch nur wollen, es hindert sie doch keiner daran. Und Sender würden sich dafür bestimmt finden.

    Aber ich kenne jetzt schon die Kritik am Tag darauf: Die Politiker konnten ihre Wahlwerbung verbreiten, ohne gebremst zu werden. Und wenn es im ÖR läuft, wird der beliebte Vorwurf der „Parteiensender“ kommen.

  22. ich muss sagen, ein toller Vorschlag.
    Vor die Glotze bringt mich damit trotzdem niemand mehr, sowas kann man auch im Radio übertragen.

    #k.

  23. @MaLa:
    Zumindest mit zusätzlichem 4 Minuten-Gesprächszeit-Limit, das aber sehr entspannt gehandhabt wird. Wie überhaupt das Gespräch insgesamt sehr entspannt wirkt.

    Das macht es für den Zuschauer ein wenig schwieriger, weil er sich selbst auf die Suche nach Widersprüchen und nicht beantworteten Fragen machen muss. Im heutigen Fernsehen mit Info-Bits, kurzen Themenhäppchen, plakativen Zuspitzungen und sonstigem Infotainment-Krimskrams wirkt so etwas wie eine Ausgabe Buddenbrooks neben einem Focus-Heft.
    Aber durchaus sympathisch, das Format.

    Vermutlich würden sehr viele dann aber nur die Zusammenfassung mit den Höhepunkten,die Kommentierungen und satirischen Aufbereitungen sehen wollen.

  24. Bis ich das ORF-Beispiel gesehen habe, war ich skeptisch. Jetzt bin ich von der Idee zwar begeistert, weiß aber auch, warum sie nicht umgesetzt werden kann. Nicht etwa, weil die Sender auf ihre Moderatoren so viel wert legen würden (gegen eine vernünftige Quote wären die ihnen wohl egal). Sondern weil dann eine wirkliche politische Debatte beginnen könnte. Das entspricht aber meistens nicht unbedingt dem verbreiteten Bedürfnis nach Konsumfreundlichkeit. Allein welche Pausen die beiden Kontrahenten sich damals gegönnt haben! Da würde heute jeder zweite Zuschauer gleich umschalten (bzw. Frau Illner würde vorher auf Tempo machen).

  25. Ziel dieser Duelle ist doch nicht, den anderen dumm aussehen zu lassen, ein geschicktes Agieren an den interessanten Themen vorbei und ein bloßes Unterhalten der Zuschauer, sondern ein Informieren, welche Ziele/Einschätzungen die Kandidaten haben und wie eine Kanzlerschaft aussehen könnte.

  26. Klar, die Idee ist ein Bruch mit dem Herkömmlichen. Somit ein wohltuender Exkurs, andererseits wird es auch ein kurzer, denn vergegenwärtigt man sich die zu erwartende Performance der beiden, dann wird man keine rhetorischen und dialektischen Highlights erleben. Beiden zu zuhören ist für mich ermüdend und was sollten sie aufsagen, doch nur das was sie zuvor einstudiert haben. Die Idee könnte mit anderen Protagonisten ein spannendes Stück werden, eher was fürs Theater, für Profis – wer ko der ko.

  27. Alternativ könnte man die Moderationsleitung ganz auf Stefan Raab übertragen, der dann in verschiedenen Minispielen abwechselnd gegen einen der Politiker antritt; kommentiert von Frank Buschmann (natürlich nicht 90 Minuten lang, sondern bis einer der Teilnehmer aufgibt, womit auch die Frage nach dem Gewinner eindeutig geklärt wäre).

  28. Naja, was soll beim TV-Duell schon herauskommen?
    Steinbrück wird sagen, Merkel sei eine Nichtskönnerin, und Merkel wird sagen, Steinbrück sei ein Nichtskönner.

    Tragischerweise werden beide Recht haben.

  29. Wetten über das farbliche Outfit der amtierenden Kandidatin werden gewiß noch angenommen. Türkisgrün – wie letzte Woche bei Wullewupp Kartoffelsupp auf RTL – wird sie gewiß nicht tragen (das verbietet wohl schon der TV-Hintergrund). Schade, ich hätte sie gern noch einmal angepflaumt: Kennen Sie Wilhelm Busch, Die fromme Helene? Was sagt doch zu ihr Tante Nolte: „Du ziehst mir nicht das Grüne an, weil ich’s nun mal nicht leiden kann“. Worauf sich Frau Merkel zur verwegenen Aussage verstieg: „Das ist nicht Grün, das ist Türkis“ – und prompt auf die Blautöne ihres Oberteils verwies. So changiert sie stets dahin … Oder sie trägt doch Chequers-Schwarz-Weiß-kariert, um ihren Kontrahenten zu verwirren, auf daß er seine Figurenaufstellung nicht mehr finde. Naja, der Circus Controlletti ist eben nicht zu vermeiden – wir sollten es mit Fassung ertragen. Wait and – schau’n mer mal (Der große Firlefranz).

  30. Ich habe ehrlich gesagt ein ganz anderes Problem mit dem Modell „TV-Duell“ – nämlich dass ich es in gewissem Maße für undemokratisch halte, da nur die Spitzenkandidaten von zwei Parteien eingeladen werden. Klar ist es sehr unwahrscheinlich, dass keine(r) von den beiden Duellanten zum Zug kommt, aber vor einer demokratischen Wahl sollten doch eigentlich alle Parteien und Kandidaten gleich behandelt und nicht aufgrund zurückliegender Wahlergebnisse oder Umfragen zwei von ihnen bevorzugen werden (bei der Wahl selbst sowieso). Eigentlich wurde hier ziemlich unreflektiert ein Konzept aus den USA kopiert, auch wenn das politische System doch hierzulande ein ganz anderes ist.

  31. Ich kann die langweiligen Reden der Kanzlerin im Bundestag schon nicht aushalten, und jetzt ein TV-Duell (Lobhudelei, Phrasen und heiße Luft)? Höchstens wenn ich an Schlaflosigkeit leide, wäre es eine Option das TV-Duell zu schauen.
    Hat überhaupt schon mal jemand die Aussagen im TV-Duell mit der Politik nach der Wahl verglichen? Wie viel Lüge steckt in den Aussagen während des TV-Duells?

  32. Schöne Idee, die zu Varianten einlädt.

    Erstens: 4 Moderatoren, und 0 Politiker reden darüber, was passiert wäre, wenn man mit letzteren gearbeitet hätte.

    Zweitens: Die beiden Politiker machen einen Stehversuch, und sagen die ersten 45 Minuten nix – in den zweiten hauen sie wie irre auf die Mikrofonfreischalte-und-Uhr-in-Gang-setz-Mechanik.

    Drittens: (@DaW:) Das ganze mit allen Parteien (inklusive Sonstige) die proportional zu den Zweitstimmen Sendeminutenanteile erhalten. Der Nichtwähleranteil wird aufgeteilt auf Moderation und zwischenzeitliche Musik- und Tanzeinlagen des RSO und Fernsehballetts. In den USA sind übrigens auch nicht nur 2 Parteien zugelassen.

    Insgesamt kommt die Idee aber 3 Jahre und 11 Monate zu früh.

    Da ich mich bei dem Politikgeschwafel trotz bester Vorsätze schnell langweile habe ich beschlossen beiden Köpfen je einen Beitrag lang zuzuhören, habe kurz reingezappt, Steinbeisser sprach zur Idee soviel zu verdienen, dass man von einer Vollzeitstelle leben kann und Merkel reagierte mit einem Versprecher: Frau Merkel ist gegen die Fachkräftemangel. Was – will sie nicht mehr, dass die Fachkräfte mal so richtig durchgemangelt werden?

    Tja, wir haben es gemerkelt.

  33. […] Vier Mode­ra­to­ren sind vier zuviel: Das TV-Duell — ein Vor­schlag zur Güte « Ste­fan … — Ste­fan Nig­ge­meier hat einen guten Vor­schlag, wie man Dis­kus­sio­nen zwi­schen Kanzlerin/-kandidaten span­nend machen könnte: Ich hätte einen Vor­schlag für eine neue, bes­ser Form des »TV-Duells«: Wir ver­zich­ten auf die Mode­ra­to­ren. Nicht nur auf zwei oder drei, son­dern auf alle vier. […]

  34. Ihr vorschlag, werter herr niggemeier, krankt leider an der selben falschen grundidee wie diese idiotische sendung: wir haben in deutschland nicht 2 kanzlerkandidaten, sondern theoretisch 34.

  35. Wir sitzen hier gerade in einer Runde von insgesamt 9 Akademikern im Alter zwischen 34-45 Jahren und können es einfach nicht fassen was wir heute Abend geboten bekommen.

    Der Greisen-Kreis der jauchschen Studiorunde ist beschämend. Herr Jauch ist der Jüngste in dieser Gruppe der über 60jährigen.

    Wenn sich politische Sendungen derart offen aus der demografischen Mitte unserer Gesellschaft verabschieden machen sie sich auf Dauer selbst überflüssig.

  36. @ user unknown: Vielen Dank für Ihre Antwort. Da fühlt man sich doch gleich ernstgenommen.

    Ich bleibe dabei: Fernsehsender, vor allem öffentlich-rechtliche, haben im Vorfeld einer Wahl parteipolitische Neutralität zu wahren. Und wenn man zu einer Diskussion, die man selbst zur wichtigsten Diskussion im Vorfeld der Wahl stilisiert (es geht also nicht um eine x-beliebige der etwa 50.000 Talkshows pro Woche), nur zwei von gut 30 antretenden Parteien einlädt, hat das für mich nichts mit Neutralität zu tun – zumal beide eingeladenen Parteien bei Landtagswahlen auch schon auf dem 3. Platz waren.

    Und selbst, wenn man mit Umfragen argumentiert, die die beiden vorn sehen (was auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden kann) – über 50 % wird wohl keine der beiden im Duell vertretenen Parteien bekommen. Es wird also höchstwahrscheinlich eine Koalition geben, und Koalitionen laufen immer auf Kompromisse hinaus – welche das sind, ist naturgemäß noch nicht absehbar. Die beiden Diskutierenden müssen also ins Blaue hinein versprechen und argumentieren (man könnte auch sagen: „spekulieren“), ohne die Rahmenbedingungen zu kennen.

  37. Achtung, eine Durchsage: Peter M sitzt mit klugen Leuten am Tisch…
    (Ich verstehe diese vermeintlichen Bildungsgradzusätze nie. Warum tut man sowas?)

  38. Ich bin für ein noch radikaleres System: „Durch die Nacht mit…A.M. und P.S.“ Inklusive Nichtwissen, wer auf einen wartet. Jeder darf 2 Lieblingsorte in Berlin benennen. (OK, die Sauna, in der A.M. den Mauerfall erlebt hat, sollte man verbieten)

  39. zu schön….
    um wahr zu sein!
    Führt doch der einfachste Diskurs zu einer Überforderung der Mehrheit der Bevölkerung.

  40. ich habe mich diesem ganzen spektakel verweigert..ein grund war..sorry 2 gründe waren ..1. stefan raab unbd peter kloeppel…wobei ich mich nicht entscheiden kann wer von den beiden nerviger ist..dauergrinser raab..oder dauerbetroffenheits sabbler kloeppel..aber nichts desto trotz…nerven beide gewaltig..
    ausserdem wollte ich nich dauernd ..durch frau merkels einschläfernde art ..in tiefschlaf versetzt werden…ich lese lieber die je nach zeitung unterschiedlichen interpretaionen über den ausgang dieses..duels..(keine ahnun wer bei diesem vormat auf ein duel kommt)
    ich habe mir einen guten film angeschaut..da hatte ich mehr davon… was die wahl angeht..informiere ich mich anderweitig ..um mich dann zu entscheiden wen ich wähle..auf jeden fall sind es keine leeren worthülsen die mich in meiner wahl beeinflussen

  41. Tolle Idee – geht leider nicht, solange einer der Teilnehmer Merkel ist. Mutti war ja schon beim normalen TV-Duell zu feige, um an einem sonst üblichen zweiten (geschweige denn drittem) TV-Duell teilzunehmen und hat sich (wohl nur dank drängen ihrer PR-Berater) gändigerweise zu einem einzigen TV-Duell bequemt.

    Wie soll man also jemand, der gerade noch den Mut für ein einziges Duell in extrem engen Rahmen aufgebracht hat, zu einem offenen Duell überreden? Keine Chance für Merkel, sie würde sich lieber auf ihrem netten Sympathiewerten ausruhen, weiterhin bei ihrem Wahlampf die Großstädte meiden und so weiter als unerreichbare Teflon-Kanzlerin glänzen.

  42. […] die Nachfolge der Eingeweideschau angetreten. Stefan Niggemeier hat zum Bohai der vier Moderatoren das Nötige gesagt. Trotzdem war ich über Stefan Raab angenehmer überrascht, als ich es für möglich gehalten […]

  43. Denkfehler hinter allen Duellvarianten, Deutschland ist hat kein 2 Parteiensystem und der Kanzler wird auch nicht direkt gewählt. Abgesehen davon sollte man sich besser für Inhalte interessieren als für Personen oder die äußere Form von Wahlkampfveranstaltungen.

  44. @nestbeschmutzer

    Wie lebt es sich denn so außerhalb der normativen Kraft des Faktischen?

    Außerdem werden Sie doch nicht bestreiten wollen, dass außer den beiden Duellanten kaum jemand anderes die Möglichkeit bekommen wird, zum Kanzler gewählt zu werden?

  45. Statt eines so dämlichen TV-Duells sollte viel mehr Zeit damit verbracht werden, die Menschen über Partei- und Wahlprogramme der Parteien aufzuklären und zwar nicht nur von Union und SPD. Die Leute machen ihr Kreuz entweder zähneknirschend bei einer dieser Parteien, gehen aus Protest nicht wählen oder viel schlimmer: Wählen eine radikale Partei wie die NPD…anstatt eine Partei zu wählen, die ihre Überzeugungen und Interessen vertritt, weil sie sie nicht kennen oder weil sie denken ihre Stimme sei dann „verloren“.
    Dabei würde man zweierlei Dinge erreichen, selbst wenn die gewählte Partei keinerlei Chancen darauf hat, in den Bundestag zu kommen: Man stärkt die radikalen Parteien nicht durch nicht-wählen und gleichzeitig schwächt man die großen Parteien dadurch, dass man nicht sie wählt. Was wäre das für eine Gaudi, wenn die stärksten Parteien bei einer Bundestagswahl mit bspw. 15 und 20% da stünden…das nenne ich Protestwahl.

  46. Verdammt! Auf welchem Kanal kamen die Regenwürmer in Papua-Neuguinea? Ich habe mir das TV-„Duell“ angetan.

  47. P.S.: Prinzipiell eine gute Idee mit dem 1:1-Duell, wenn, ja, wenn die KandidatInnen denn Substantielles und Unterscheidbares zu sagen hätten…

  48. Und die fehlenden Moderatoren ändern was an dem ganzen Spektakel?

    Die ganze Sendung ist doch von Hinten bis Vorne konstruiert. Da ändert dieser Fakt auch nichts am Ausgang, sondern nur die Texte die die beiden vorher einstudieren müssen.

  49. @ Linus:

    „Außerdem werden Sie doch nicht bestreiten wollen, dass außer den beiden Duellanten kaum jemand anderes die Möglichkeit bekommen wird, zum Kanzler gewählt zu werden?“

    1. Theoretisch hat JEDER die Möglichkeit, zum Kanzler gewählt zu werden.

    2. Es ist natürlich unwahrscheinlich, dass keine(r) der Duellanten zum/-r Kanzler/in wird. Aber das ist doch kein Argument für eine auf vier populären Sendern ausgestrahlte Show, die als wahlentscheidend hingestellt wird und die Chancengleichheit aller anderen Kandidierenden aufs ärgste verletzt. Chancengleichheit hat nichts mit Wahrscheinlichkeitsrechnung zu tun, sondern mit Fairness. Man könnte auch überspitzt anmerken: sollen wir vielleicht SPD und Union in größerer und fetterer Schrift auf die Wahlzettel schreiben als ihre Konkurrenz?

  50. Ist doch ganz einfach:
    ich wähle taktisch, nämlich Erststimme für das erfolgreichst erscheinende Wunschergebnis in meinem Wahlkreis. Alle anderen Stimmen fallen dann aber unter den Tisch.
    Zweitstimme ist Parteienstimme
    Schwierig? Nö….

  51. @DaW

    Ach so, und weil theoretisch ja jeder zum Kanzler gewählt werden kann, machen wir dann auf den „vier populären Sendern“ eben ne Sendung mit allen. Die wäre dann mit Sicherheit wahlentscheidend.

    Und, äh, wer sind den die anderen Kandidierenden, deren Chancengleichheit Sie verletzt sehen? Westerwelle?

  52. Natürlich ist es undenkbar, dass eine solche Form von Fernseh– bzw. Kanzler-»Duell« in Deutschland je geben wird.

    Ich bin mir sehr sicher, ein sehr ähnliches Format im Bundestagswahlkampf 1998 gesehen zu haben, und zwar bei der ARD.

    Es waren mehrere kurze Sendungen mit 15 Minuten, die jeweils spätabends, ich glaube nach den Tagesthemen liefen. Sie hießen immer „X trifft Y“, also zB „Gysi trifft Thierse“. Beide standen dann 15 Minuten an einem Tisch und durften die Zeit nutzen, wie sie wollten.

    Ich erinnere mich speziell an diese Gysi-Thierse-Folge in der Gysi der SPD unterstellte, im Notfall auch mit der PDS zu koalieren und dabei Thierse sichtbar ins schwitzen brachte.

    War sehr unterhaltsam. Vielleicht könnt Ihr ja in der Tagesschaum-Redaktion mal in den Archiven nachschauen und einen Schnipsel irgendwo hochladen, würde ich gerne nochmal sehen.

  53. @Linus: Ich erinnere mich, dass im Vorfeld des ersten TV-Duells 2002 tatsächlich die FDP am Heftigsten protestierte. Damals hatte man sich noch der „Strategie 18“ verschrieben, was den Aufstieg zur Volkspartei bedeutet hätte. Westerwelle war offiziell zum Kanzlerkandidaten gekürt worden. So lächerlich das alles schon damals anmutete: Es widerspricht natürlich schon dem demokratischen Grundgedanken, wenn man solche Kandidaten einfach von vornherein ausschließt (Westerwelle hat dann bei den letzten Wahlen noch mal nachgelegt: http://www.focus.de/politik/deutschland/wahlen-2009/bundestagswahl/guido-westerwelle-fdp-chef-will-tv-duell-stoppen_aid_434680.html). Und hat nicht Baden-Württemberg gezeigt, dass Volksparteien sich plötzlich in der Position des kleinen Koalitionspartners wiederfinen können?

  54. @Linus: das Prinzip heißt „Fairness“, nicht „Duellsendung um jeden Preis“

    Weshalb nochmal sollen die beiden großen Parteien jetzt kostenlose Extrazeit für ihre Wahlwerbung bekommen? Weil sie größer sind?

  55. @ Balor:

    Danke. Genau das hätte ich auch geantwortet.
    Ich empfinde eine chancengleiche Wahl auch als wichtiger als um Biegen und Brechen durchzubringen. Wieso sollte diese Sendung ein Selbstzweck sein?

    Wenn ich schon diese Kommentare anderswo in den Weiten des Netzes lese: Wer das Duell nicht schaut, interessiert sich nicht für Politik. So ein Unsinn. Ich möchte mich aber selbst über die Programme der Parteien informieren, und selbst für mich entscheiden, wen ich dabei ausschließe und wer in die engere Wahl kommt.

    @ Linus: Ist Ihnen die telemediale Aufbereitung und die Eventisierung demokratischer Prozesse wichtiger als die Grundprinzipien einer demokratischen Wahl? Oder wieso denken Sie nur in den Kategorien „Diskussion zweier Kandidaten“ und „Diskussion aller Kandidaten“ – wieso kommt Ihnen die Alternative – der Verzicht auf eine solche Sendung – noch nicht mal in den Sinn? Das ist ein bisschen wie die Ausrede „Ich musste Schrottsendung XY sehen, es lief ja nichts anderes.“

  56. „… als um Biegen und Brechen eine Sendung durchzubringen.“

    @ Linus: Ich sehe die Chancengleichheit ALLER Parteien und ihrer Kandidierenden verletzt, die bei der Wahl antreten, aber in dieser Show nicht auftauchen. Davon ist Westerwelle natürlich einer (wobei es natürlich ziemlich ironisch besitzt, wenn sich ausgerechnet ein FDP-Politiker über fehlende Chancengleichheit mokiert).

  57. Mein Gott, ich kann nicht mehr schreiben: „… wobei es natürlich ziemlich ironisch IST…“. Tut mir Leid.

  58. Ein weiteres Vergleichsbeispiel – wenn ich mich nicht irre, auch aus dem Jahr 1975 – wäre das hochpolitische Streitgespräch zwischen Alice Schwarzer und der mittlerweile zu Recht völlig vergessenen Esther Vilar. Die Wirkung war enorm, und auch bei den selbstredend sehr verschiedenen Voraussetzungen im Fall heutiger Regierungschef-Anwärter würde sich eine große Resonanz entwickeln! Hoffentlich wird Ihre Idee ausreichend verbreitet, damit sie in vier Jahren (oder als Pilotprojekt schon vor einer Landtagswahl) Wirklichkeit wird!

  59. und wer stellt sicher, dass auch Themen zur Sprache kommen, die eventuell beiden Duellanten ungelegen oder zu heikel sind?

    Politiker müssen doch nicht sich gegenseitig überzeugen (das werden sie ohnehin nie in einer öffentlichen Diskussion schaffen). Sie sollen uns, die Wähler überzeugen. Und hierfür müssen sie sich mit uns (bzw. in diesem Fall mit unseren nicht gewählten Vertretern den Journalisten) auseinandersetzen. Die Journalisten werden daran gemessen, dass sie möglichst alle Fragen stellen, die uns (dem Volk) auf der Zunge liegen und die Politiker daran, wie sie diese Fragen beantworten. Das finde ich deutlich sinniger, als ein faktisches Scheinduell zweier Politik-Profis, denen, wenn sie nur mit dem gegenüber sprechen, entweder 99% der Zuschauer nicht folgen können, oder aber sie eigentlich gar nicht mit dem gegenüber kommunizieren, sondern sich argumentativ auf ein zuschauerverträgliches Niveau begeben, was dann aber eben nichts mehr mit einer untereinander geführten Diskussion zu tun hat, sondern eben wie bisher eine indirekte Kommunikation mit dem Zuschauer ist.

    Wenn ich die Wahl habe, ob die Duellanten indirekt über den Kontrahenten, oder eben über einen Journalisten mit mir als Zuschauer kommunizieren, dann doch lieber mit einer mir als möglichst erträgliche Vertretung empfundenen Journalisten. Damit jeder eine solche Vertretung hat, sind es dann ja auch gleich vier.

    Insofern ja der Begriff Duell ist verwirrend, aber das Format an sich doch ein schwer zu verbesserndes.

  60. @Andi

    Gabriel schielt auf die nächste Wahl, weil er genau weiß, dass Steinbrück und/oder die SPD dieses Mal auf keinen Fall den Kanzler stellen werden und Merkel beim nächsten Mal nicht mehr antritt. Allerdings wird er dann die Kraft an der Backe haben.

    @Blunt

    Dass die FDP damals am heftigsten protestierte, ist doch ein arger Treppenwitz und rein mediales Schattenboxen. Genau wie die ganze 18er Schuhsohlen-Kampagne. Soll man das ernst nehmen?

  61. @DaW

    Ich hab das Duell nicht bzw. nur ausschnittsweise geschaut, es interessiert mich auch nicht, bin auch insoweit auf Ihrer Seite, dass ich die ganze Nummer für gänzlich ungeeignet halte, um ernsthaft darauf basierend eine informierte Wahlentscheidung treffen zu wollen. Das heißt aber nicht, dass es nicht genug (meinetewegen auch unentschlossene oder weiß der Geier) Menschen gibt, die genau das tun.

    Umso mehr muss ich darüber wundern, dass Sie Fairness und Chancengleichheit anmahnen. Innerhalb eines Koordinatensystems, dass Sie ablehnen, eben weil es Programme und Inhalte durch Personen ersetzt? Inwiefern sollte das besser oder anders werden, wenn da zusätzlich zu Steinbrück, Merkel, den vier Moderatoren noch die ganzen anderen Nasen (Brüderle!) rumsitzen und eine hingelallte Floskel nach der anderen ablassen?

  62. @DaW (72): Die Schriftgröße mag die gleiche sein, aber die Reihenfolge der Kandidaten und Parteien auf dem Stimmzettel ist zumindest nicht zufällig. §30 BWahlG und so. Kann man jetzt natürlich von halten was man möchte.

    Mir fällt übrigens mindestens ein Grund ein Moderatoren zu haben: es gibt bestimmt wichtige Themen über die kein Kandidat gerne spricht. Diese zu vermeiden ist ohne Moderatoren noch leichter als mit.

  63. Super Idee. Das wäre wirklich aufschlussreicher. Und auf jeden Fall immer fairer für den SPD-Kandidaten, denn die ganzen latent rechtslastigen TV-Hampelmänner haben es nicht so arg mit der Fairness gegenüber Mitte und Links.

  64. Ein weiteres Vergleichsbeispiel — wenn ich mich nicht irre, auch aus dem Jahr 1975 — wäre das hochpolitische Streitgespräch zwischen Alice Schwarzer und der mittlerweile zu Recht völlig vergessenen Esther Vilar.

    Oh, das ist tatsächlich ein sehr spannendes Beispiel – es liegt sogar komplett auf Youtube.

  65. @66, DJ: Die ARD sendet dann einen „Parteien-Check“? Was sind dann die Kuschelkategorien? Und wenn die Sendung wie üblich vom WDR produziert wird möchte der Herr Seehofer aber garantiert auch noch seinen eigenen Senf dazu geben.

    Gestern abend gab es sowieso nur eine wichtige Erkenntnis: Ingo Zamperoni sieht auch mit Bart gut aus.

  66. Ja, vier Moderatoren sind vier zu viel. Die zwei Nebendarsteller sind aber auch zwei zu viel.
    Wie ein Vorkommentator schon schrieb: Zwei einzelne Parteien aus der großen Parteienlandschaft herauszupicken und ihnen ein so enormes Wahlkampf-Forum zu bieten, das ist unneutral. Als öffentlich-rechtliche Medienanstalt dies zu tun, das ist in meinen Augen ein Skandal.
    Daran ändert leider auch ihr zugegebenermaßen äußerst interessanter Vorschlag nicht, Herr Niggemeier.

  67. @ Linus:

    „Innerhalb eines Koordinatensystems, dass Sie ablehnen, eben weil es Programme und Inhalte durch Personen ersetzt? Inwiefern sollte das besser oder anders werden, wenn da zusätzlich zu Steinbrück, Merkel, den vier Moderatoren noch die ganzen anderen Nasen (Brüderle!) rumsitzen und eine hingelallte Floskel nach der anderen ablassen?“

    Wie geschrieben, die Alternative ist für mich nicht das gleiche Format mit 30 Kandidaten, sondern der völlige Verzicht auf ein solches Format! Talkshows gibt es ja im deutschen Fernsehen zuhauf, und wenn man dort mal nicht immer die gleichen Nasen reinsetzen würde (Hans Ullrich Jörges), könnte man hier auch nach und nach alle Kandidaten mal präsentieren (auch wenn ich bei NPD & BüSO Bauchschmerzen hätte, hier müsste dann der Moderator gut vorbereitet sein). Ich finde es aber unverhältnismäßig, in einer solch exponierten Stellung wie nun geschehen nur zwei Parteien die Chance für Wahlwerbung zu geben. Daran ändert auch die heutige zweite Diskussion für die anderen zurzeit (!!!) im Bundestag vertretenen Parteien nichts. Und vor diesem Hintergrund, dass es eben nur zwei (allenfalls fünf) Parteien waren, möchte ich mir auch gar nicht vorstellen, dass irgendwer seine Wahl damit begründet.

  68. So viele Kommentare, aber viel Wichtiges fehlt mir noch, das klar und deutlich formuliert werden sollte! Allerdings muss ich zugeben, dass die Ironie an vielen Stellen für mich nicht einfach zu verstehen ist.

    Hier also meine Meinung, nachdem ich die Elefantenrunde verfolgt habe (mit einer gewissen Langeweile), den Überfluss an nachfolgenden Berichten und Kommentaren sowie das Gespräch gestern Abend mit Trittin, Brüderle und Gysi. Es war nicht gar so langweilig, enthielt aber viele Halbwahrheiten.

    Die Moderatoren sollten am wichtigsten sein bei den Talkshows. Die „Zumutung der Wortrituale der Politiker“ wurde wenigstens etwas aufgelockert durch die Moderatoren. Halbwahrheiten wurden zumindest hin und wieder aufgezeigt.

    Das Konzept aber sollte wesentlich verbessert werden.

    Schließlich hat das gebührenfinanzierte öffentlich rechtliche Fernsehen mit großem Aufwand Wahlwerbung betrieben für zwei Elefanten. Sogar das Privatfernsehen und Google waren beteiligt. Die hierfür Verantwortlichen sollten sich intensiver mit der Wirkung dieser Promotion auseinandersetzen, sich der Macht bewusster werden, die hier ausgeübt wird. Die Bürger müssen sich viel kritischer auseinandersetzen mit der Medienmacht. Nur so könnte Demokratie funktionieren.

    Das Nivea der Studiorunde mit G. Jauch war besonders beschämend.

  69. @100 Hinreißend, Verehrteste, Ihr letzter Satz: Weiße Salbe hebt nicht das Niveau, sondern verdeckt die Schamröte. Im übrigen gilt für Bürgerkritik an der Medienmacht: Letztere hätte sie gern, dann aber möglichst als „scripted reality“. Es könnte ja der Wutbürger sich mausern zum Mutwürger. Dann aber wird schleunigst „abjeblendt“ …

  70. @Linus: Nein, den konkreten Fall ernst zu nehmen, das fällt mir zugegegebener Maßen auch schwer. Aber dass dahinter ein grundsätzliches Problem steckt, das man bei solchen Formaten berücksichtigen sollte, glaube ich trotzdem. Im Prinzip finde ich die jetzige Duell-Lösung auch besser – und im Gegensatz zu den meisten anderen Kommentatoren hier sogar durchaus interessant. Immerhin haben sich aus dem Duell diesmal zwei handfeste politische Streitpunkte ergeben, wozu es bei einer höheren Anzahl an Kandidaten wohl nicht gekommen wäre. Es ist eben nur die Frage, ob das Bessere auch das Gerechte ist.

  71. Das allerstörenste am Kanzlerduell ist jedoch die anschließende statistische Auswertung von Krethi und Plethi. Was soll das ??
    Jede Fernsehsender, jede Zeitschrift, jede Zeitung müssen irgendwelche Umfragen auswerten, welecher Kandidat besser war. Warum ?
    Kann man nicht dem ach-so-intelligenten Wähler höchstselbst überlassen, wen er besser fand ? Eine Veröffentlichung im Sinne von „80 % finden Kandidat A war besser/schlechter/dicker/dünner/klüger/dümmer“ hat eigentlich den Effekt der Wählerbeeinflussung. Da der Wähler als Herdentier wahrscheinlich vorzugsweise mit der Masse geht, überbieten sich die „Journalisten“ an Auslegung, Deutung usw. und steuern damit unnötigerweise bzw. „machen Meinung“.
    Ich finde die Idee von Stefan Niggemeier großartig – als Erweiterung sollte dann aber jedewede Einordnung im Sinne von „A hat das Duell gewonnen“ unbedingt entfallen !!!
    (Wir haben doch intelligente Wähler, oder ?)

  72. Die Idee ist super aber ich befürchte, dass sich Angela Merken so etwas niemals trauen würde und dass Peer Steinbrück als deutlicher Sieger aus diesem Duell gehen würde.

  73. Das wäre eine reizvolle Sache, wenn dort zwei ebenso wortgewandte wie sachlich starke Kontrahenten sich auf hohem Niveau sachlich duellieren würden. Wir müssten uns aber damit abfinden, dass es sich hierbei um Frau Merkel und Herrn Steinbrück handeln würde, so oder so. Und dass ich mir unter keiner Konstellation der Welt vorstellen könnte, dass da irgendetwas anderes als die längst in Fleisch und Blut (so denn vorhanden…) übergegangenen, mit echten Meinungen kaum noch zu verwechselnden Platitüden ausgetauscht würden.

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