Von sozialen Netzwerken & sozialem Kapital

Dass und wie Online-Grassroots-Aktivismus funktioniert, das kann man dieser Tage weltweit beobachten – in Berlin genauso wie in Teheran und ganz ähnlich vor einigen Wochen auf Madagaskar.

Welche Veränderungen des Mediensystems welche Konsequenzen haben und was da eigentlich genau passiert mit Sender und Adressat, das fasst der US-amerikanische Internettheoretiker und Mediendozent Clay Shirky in seinem aktuellen TED-Vortrag in knappen 17 Minuten eindrucksvoll zusammen.
Auch wenn Shirky das so nicht sagt, sind Twitter und Facebook, in Hinblick auf die Verbreitung von Informationen, letztlich die Verwirklichung von Bertolt Brechts Radiotheorie: jeder Empfänger ist ein Sender.

Einen Aspekt allerdings, der dieser Tage ja auch bei allen Nachrichten aus Teheran zu bedenken ist, den übergeht Shirky in seinem ja vollkommen zu Recht – es ist ja wirklich alles so neu und aufregend! – euphorischen Vortrag: Es ist die Frage, wer denn da kommuniziert, welche Schicht ist das, welche sozialen und finanziellen Voraussetzung notwendig sind, um sich überhaupt an diesen Diskursen zu beteiligen und inwieweit diese Einflusskanäle den Eindruck, den man von der Öffentlichkeit bekommt, letztlich verzerren.

Denn bei aller berechtigten Freude über den Grassrootscharakter solcher Kampagnen: Es sind im Iran eben nicht die verarmten Bauern der abgelegeneren Provinzen, die auf Englisch über Twitter ihr Anliegen kommunizieren – so wenig, wie es in Deutschland die Arbeiter im Niedriglohnsektor sind, die Twitter, Facebook und Onlinepetitionen zur Durchsetzung des Mindestlohns nutzen.

Das schmälert weder das Potential noch die Faszination der neuen Medienlandschaft und der neuen Einflusswege – doch sollte der alte Marx mit seinem kommunistischen Manifest Recht behalten, dann hängen derzeit diejenigen, die in diesen neuen Strukturen das soziale Kapital haben, den Rest der Gesellschaft wieder einmal ab.

63 Replies to “Von sozialen Netzwerken & sozialem Kapital”

  1. Daniel, da sprichst du was an, was mir seit einiger Zeit durch den Kopf geht. Auch bei uns wird oft von „Blase“ geredet, und dass unsere Anliegen eben nicht legitim, weil nicht repräsentativ seien. Unsere Anliegen durchzusetzen gegen den Rest der Gesellschaft, hat somit etwas undemokratisches, könnte man meinen.

    Wenn man sich ein wenig mit 68 beschäftigt, aber auch mit anderen „Bewegungen“ wird man aber schnell merken, dass das auch sehr kleine Gruppen waren und dass auch sie die Gesellschaft überproportional verändert haben. Dass heißt auch unrepräsentativ, also undemokratisch. Nur weil sie lauter geschrien haben. Oder besser: Weil sie überhaupt geschrien haben.

    Dennoch nehmen wir all diese Bewegungen als Demokratiebewegungen wahr. Und im Endeffekt haben sie auch die Gesellschaft demokratischer gemacht. Toleranter. Offener. Das alles.

    Vielleicht kann man sogar konstatieren, ich weiß gar nicht, ob es dazu Untersuchungen gibt, dass Demokratie und demokratische Elemente sehr oft gegen den Willen der Bevölkerung installiert wurden? Dass z.B. Meinungsfreiheit gegen die Meinung der meisten durchgesetzt wurde?

    Das alles führt uns in schlimm politisch inkorrekte Denkwege und berührt demokratische Tabus. Aber vielleicht ist es auch an der Zeit Demokratie neu zu denken, vielleicht weniger idealistisch und mehr pragmatisch. Z.B. sollte man einfach mal den Fakt anerkennen, dass den meisten Leuten die meisten politischen Dinge eben vollkommen egal sind und sie froh sind, wenn man sie gar nicht erst fragt. Und dass sich immer nur die durchsetzen, denen etwas wichtig ist. Heute schon, obwohl unser System eigentlich anders funktionieren sollte. Nicht weil sie die Mehrheit sind, sondern weil sie ihre Meinung artikulieren und dafür kämpfen.

    Vielleicht sollte man noch mal das gesamte Denken hinter der „Repräsentativität“ neu aufrollen. Da stimmt doch was nicht.

  2. Das kommunistische Manifest des „alten“ Marx‘ und „soziales Kapital“? Wir sprechen nicht über Karl Marx oder? An die Stelle kann ich mich gar nicht erinnern.

  3. Das Ausmaß der Verbreitung von Bildung und Kapital in der Gesellschaft ist seit jeher abhängig von den Rahmenbedingungen. Der Sohn eines Lagerarbeiters und die Tochter aus einer Lehrerfamilie unterscheiden sich in erster Linie nicht in ihren Genen oder ihrer materiellen Ausstattung, sondern in ihrer Einstellung gegenüber Schule, Studium, Beruf. Das ist auch gut so, denn die entsprechenden gesellschaftlichen Funktionen müssen besetzt werden, und mit einem reinen Akademikervolk ist heute noch kein Staat zu machen.

    Wenn die Rahmenbedingungen sich allerdings ändern, ändern sich auch die Werteeinstellungen, Forderungen und Angebote. Insofern betrachte ich die Problematik der Wissenskluft recht entspannt: Ich sehe eine klare langfristige Entwicklung hin zu ökonomischer und politischer Liberalisierung und Digitalisierung. Es bräuchte schon einen Rückfall in protektionistische, totalitäre Denkmuster, um dem entgegenzusteuern. Was nicht bedeuten soll, dass es dafür nicht zuhauf Sympathisanten in der deutschen Politiklandschaft gäbe…

  4. @mspro Ruhige Kutte. Überlaste den Status der paar Internetsurfer nicht gar so ganz. Wenn dich das Thema interessiert, kleine Leseempfehlung: Ingeborg Maus – Zur Aufklärung der Demokratietheorie.

  5. @mspro Du schreibst „Z.B. sollte man einfach mal den Fakt anerkennen, dass den meisten Leuten die meisten politischen Dinge eben vollkommen egal sind und sie froh sind, wenn man sie gar nicht erst fragt. Und dass sich immer nur die durchsetzen, denen etwas wichtig ist. Heute schon, obwohl unser System eigentlich anders funktionieren sollte. Nicht weil sie die Mehrheit sind, sondern weil sie ihre Meinung artikulieren und dafür kämpfen.“

    Das gibt es schon. Nennt sich Lobbyismus.

  6. Es ist immer der Fall, dass primär gebildete Schichten pol. Fragen debattieren und bearbeiten. Zudem geht es im Iran auch um einen Bildungskonflikt, das Gewissen des Autors mag beruhigt sein: Die Dummen gewinnen.

  7. Enno, ja, so könnte man sagen. Aber der Lobbyismus ist keine im System vorgesehene Instanz. Das ist ja das, was ja sage. Und vielleicht läuft ja auch nicht alles schief, weil es Lobbyismus gibt, sondern weil der Lobbyismus nicht im richtig System integriert wurde. Vielleicht sollte man eine Demokratie denken, die auf Lobbyismus beruht, die ihn gleichzeitig vorsieht, regelt und einschränkt. Ihn eben mitdenkt vielleicht sogar zur Grundlage macht. Das wäre sicher realistischer als Repräsentativität.

  8. was Sie da tun, Herr Erk, ist genau das, was einen guten Autor von einem schlechten unterscheidet. Der schlechte reiht jede menge Dinge aneinander ohne überleiten zu können, so wie Sie. Der gute schafft es, die ganzen einleitenden Aspekte und Anregungen, die er selbst erfahren hat, harmonisch und fließend in die Gesamtaussage einzubauen. Beim ersten Text, den Sie hier verbreiten mussten, haben Sie in einer nicht enden wollenden Weise gezeigt, wie wenig Sie einen konsitenten Text schreiben können und beim zweiten Text in relativ pregnanter Form, wofür ich Ihnen dankbar bin. Allerdings fände ich es weitaus besser, wenn Sie hier garnicht mehr schreiben würden.

  9. @christian:
    > „Beim ersten Text, den Sie hier verbreiten mussten, haben Sie in einer nicht enden wollenden Weise gezeigt, wie wenig Sie einen konsitenten Text schreiben können …“

    Du, das war so etwas wie Brainstorming.
    Wer „konsistente Texte“ und benötigt, und melodische, soll ruhig bspw. die SZ oder FR lesen oder sich durch die Feuilletons wühlen.
    Da gibts dann auch meist die Meinung dazu, LOL.

    Ausser dem Rechtschreibfehler mit „sehrwohl“ war an Text 1 nichts auszusetzen.

  10. @christian #11

    ist das jetzt eine neue Form Cyber-Mobbing. Langsam heranschleichen und dann im letzten Satz mit der Keule?
    Schätze Sie sind nebenberuflich Weltherrscher und Besserwisser?

    Ich fand den Text interessant. Soziales Kapital kann auch ungerecht verteilt werden? Was ist soziales Kapital genau?

  11. Bla bla bla. Oberflächlich, mit grauenvollen Beispielen (der fünfte Absatz kann indirekt geradezu als eine subtile Verteidigung Ahmenidschads Politik verstanden werden, bzw. dass seine Politik die Interessen der Provinzler vertrete – aber dass diese nur ein Spielball seinerseits sind und g e r a d e jene Landbevölkerung stetig verarmt, dürfte bekannt sein). In der Sekundarstufe II werden besserere, tiefgängigere Diskurse geführt, Ihre „Erkenntnis“ ist schlichtweg trivial. Und sie haben also journalistische Ambitionen? Nun gut, aber dann noch diese hin und wieder subtil eingestreute, linke Ideologie…

    Und was halten Sie davon, Ihre Rhetorik bzw. Syntax das ein oder andere Mal zu überdenken und die inflationäre Verwendung von „das“ und „was“ etwas zu regulieren?
    So schreibt ein Siebtklässler.

  12. Das Intro ist in der Tat suboptimal:
    „Dass und wie Online-Grassroots-Aktivismus funktioniert, das kann man dieser Tage weltweit beobachten …“

  13. „_J_eder Empfänger ist ein Sender“ wäre rechtschreiblich korrekt, aber lassen wir das ganz schnell. :)
    Grosses SCNR, beste Grüße!

  14. „Einen Aspekt allerdings, der dieser Tage ja auch bei allen Nachrichten aus Teheran zu bedenken ist, den …“
    Hrgg, LG, jetzt ist aber wirklich Schluss.

  15. Herr Erks Einlassungen über den Iran sind absolut korrekt. Man kann sich darüber streiten, ob ein anderes Ergebnis bei der Wahl zu den erwarteten Veränderungen geführt hätte. Das vor allem die Oberschicht, das vor allem die Gebildeten über die Ressourcen verfügen, eine solche Community aufzubauen, ist allerdings unstreitbar. Wie auch immer man zu den iranischen Oppositionellen stehen mag (so man die Opposition dort überhaupt als einheitliche Gruppe sehen kann), Fakt ist doch, dass die Behauptungen über Wahlfälschungen im großen Stil bis jetzt nichts weiter sind als unbestätigte Gerüchte. Wie auch hierzulande wird das Internet in dieser Form nun mal nur von einer relativ kleinen Gruppe genutzt. Diese Gruppe hat, bei allen hehren Motiven, natürlich auch ganz klar handfeste Ziele und Absichten. Dazu gehört auch, einen Mythos über die Wahlfälschung aufzubauen. Man darf Wahlfälschungen nicht ausschliessen, sollte allerdings nicht mit Vorbehalten an die Sache herangehen. Die Regierung des Iran und ihre Unterstützer mögen nicht unsere Sympathien haben, doch bis zum eindeutigen Beweis des Gegenteils haben sie als demokratisch legitimiert zu gelten (Soweit das bei einem allmächtigen Wächterrat überhaupt möglich ist).
    Der iranischen Opposition ist nicht geholfen, indem man die Niederlage schönredet.

    Aber eigentlich war das ja nicht das Thema des Artikels. Die Beschränkung auf das Thema „Iranische Wahl“ wird diesem guten und sehr interessanten Artikel einfach nicht gerecht.
    Wer sich austoben möchte, kann das gerne auf http://www.spiegelfechter.com tun. Beleidigungen und Unterstellungen gibts wie immer gratis ;-)

  16. Den Aspekt übergeht Shirky in dem interessanten Video m.E. nicht, sondern er sagt, daß die soziale Relevanz und der innovative Nutzen der Technik nicht bei denen entsteht, die sie zuerst haben, sondern sich erst entfaltet wenn es ein Massenmedium ist, also wenn der nigerianische Bauer ein Händie hat.

    Im Gegensatz zu Peter Scholl-Latour habe ich auch eher hunderttausend Demonstranten gesehen – das waren nicht alles Hochschullehrer die der Journalist auf der Party trifft.

    Und der Fortschritt für die Gesellschaft besteht darin, daß man nicht eine teure Druckerpresse, keine Fernsehanstalt kaufen muß, um sich Gehör zu verschaffen, sondern daß im Prinzip jeder mit einem Händie, einem PC im Internetzeitalter zum Sender werden kann.

  17. Der „gute alte Marx“ hatte im Gegensatz zu dem, was Sie suggerieren nichts mit sozialem Kapital am Hut. Bei ihm gibts nur Kapital als Geld oder Produktionsmittel. Auch würde es im hier beschrieben Fall nicht um soziales Kapital gehen, sondern um kulturelles Kapital (Bourdieu). Zwar ist zu erwarten, dass mancher durch die Nutzung des Internets auch sein soziales Kapital steigert, dies aber nur, wenn die sozialen Beziehungen, die er knüpft, auch irgendwie nützlich für ihn sind.

    Außerdem würde ich gerne noch einen Aspekt hinzufügen. Der arme Bauer in der iranischen Provinz twittert nicht und der langzeitarbeitslose Hartz-IV-Empfänger in Deutschland vielleicht auch nicht (zumindest nichts, was über persönliches hinaus geht), aber in den Medien, die in diesen Schichten rezipiert werden, wird auf twitter und co viel zu unreflektiert zurückgegriffen, weshalb deren Einfluss offenbar ebenfalls wächst.

  18. Beim letzten Absatz hatte ich auch Probleme zu folgen. Kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass hier versehentlich Marx und Bourdieu durcheinander geworfen werden, verstehen tue ich ihn aber nicht.

    (Und im Vorbeigehen auf Brechts Radiotheorie zu verweisen war vor zehn Jahren schon nur noch so mittel lässig. Entweder ein paar Absätze mehr dazu oder lieber ganz lassen.)

  19. Brecht: „Ein Mann, der etwas zu sagen hat, und keine Zuhörer findet, ist schlimm dran. Noch schlimmer sind Zuhörer dran, die keinen finden, der ihnen etwas zu sagen hat.““

    Das lass ich jetzt mal auf mich wirken – gerade im Hinblick auf Herrn Erks Auslassungen hier :-))

  20. Das liest sich schon ein bisschen wie ein Vorwurf (auch wenn es sicher nur eine Beobachtung sein soll), aber wem könnte man hier was vorwerfen? Ich denke nicht, dass die Bauern auf dem Land etc. wieder einmal abgehängt werden. Die Möglichkeit, sich zu vernetzen und seine Meinung zu verbreiten, ist schon fast am Optimum. Sehr viel billiger wird’s wohl nicht mehr, und auch in jedem anderen System sähe es nicht anders aus.

  21. Sehr interessanter Aspekt, über den ich bisher nicht nachgedacht hatte. Vielen Dank für den Text!

    Einige Kommentatoren hier erreichen mittlerweile Heise Forum Niveau. Vielleicht ist Zensur gar nicht so per se schlecht, wie ich bisher dachte. Danke, Trolle, mit eurer Hilfe kann ich sogar dem Zensurgedanken was abgewinnen. :P

  22. Bekommt der Herr Erk keine eigene Farbe? Rot, Gelb, Blau? Sind doch genug Farben da um ihm mal für die Urlaubsvertretung 1 Farbe auszuleihen, oder?

  23. @29: j
    Jetzt seien Sie doch nicht so kleinlich :-) – das nennt man einfach Einfach-Mehrfachverwertung

    Und ich habe jetzt mal Brecht auf mich wirken lassen und bin dem Herrn Erk wirklich dankbar, dass er mich draufgestoßen hat, das Original mal wieder zu lesen — ist doch auch schon was wert — nach dem „sozialen“ Aspekt bei Marx suche ich noch – … blödes schönes Wetter, könnte schneller gehen ..

  24. die vorstellung, die sozial abgehängten bzw bildungsfernen würden – sofern sie mit einem computer und internetanschluss ausgestattet sind – sich dann schon am politischen entscheidungsprozess per twitter und co beteiligen, ist zu optimistisch.
    abgesehen davon, dass in dieser hinsicht zumindest hierzulande tatsächlich gilt „wer will, der kann“, ist die bloße bereitstellung der technischen infrastruktur nicht hinreichend, um einen eigenantrieb zu erzeugen, sich dann auch aktiv in meinungsbildenden foren etc zu beteiligen anstatt sich nur passiv berieseln zu lassen.
    heißt letztendlich: diese leute brauchen zuerst mal mehr motivation durch bildung.

  25. marx, bordieu, soziales und kulturelles kapital so komplett falsch in einen eigentlich interessanten ansatz zu quetschen, halte ich ja schon für einen kracher! vielleicht sollten sie mal schnell einen blick in diesen http://www.erzwiss.uni-hamburg.de/personal/lohmann/lehre/som3/bourdieu1992.pdf text werfen, bevor der herr niggemeier aus dem urlaub wiederkommt und ihnen ihre schlecht recherchierten, pseudo intellektuellen ergüsse zu recht um die ohren haut.

  26. @ 33
    Wir sind hier alle so schlau, dass wir das Wort pseudointellektuell sogar noch dann verstehen, wenn Sie es korrekterweise ohne Leerzeichen schreiben. Oder war das gar nur ein Anglizimus? Vielleicht, wenn man den eklatanten Mangel an Großbuchstaben im Kommentar beachtet.

    Naja, was ich eigentlich sagen wollte: Warum gibt es überhaupt Menschen, die offenbar alles nur unter dem Aspekt lesen, es anschließend verdammen oder sich darüber lustig machen zu können? Ich fühle mich nicht gezwungen, hier irgendetwas zu lesen, und vor allem erwarte ich nicht, dass eine Urlaubsvertretung 1:1 den gleichen Stil pflegt wie der Vetretene.

  27. @34
    da haben sie mich erwischt, keine frage.sich an rechtschreibfehelern zu ereifern halte generell aber für eher albern! (im übrigen weiss ich auch, dass man bourdieu mit „ou“ schreibt. wenn es ihnen aber freude bereitet, können sie mich gerne noch mal darauf hinweisen.)

    wenn sich ihr zweiter absatz („…alles nur unter dem Aspekt lesen, es anschließend verdammen oder sich darüber lustig machen zu können…“) auf meinen kommentar bezog, kann ich ihn ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. ich schreibe ja ausdrücklich, dass ich den ansatz im artikel interessant, nur die pseudointellektuelle note eher schwach finde.

  28. ich als arbeiter im niedriglohnsektor habe die online petition unterschrieben.
    habe aber eher das gefuehl das sich der poebel im stasi vz und facebook tuemmelt. ich werde mich dort als arbeiter im niedriglohnsektor niemals prostituieren.

  29. @ 34
    Nee, keine Sorge, der mit Inhalt gefüllte Teil meines Kommentars bezog sich nicht auf Sie, und für gewöhnlich reite ich auch nicht auf Rechtschreibfehlern herum. Möglicherweise hat mich der eine oder andere Kommentar weiter oben (einer von jenen denen der meine eigentlich galt) in fragwürdige Stimmung versetzt ;)

  30. Die oberlehrerhafte Art, wie sich hier von manchen nach Fehlern suchen und zwanghaft Beurteilungen („so schreibt ein Siebtklässler“) verfassen, hinterlässt einen leichten Brechreiz.

  31. Die Feststellung, dass bestimmte Neuerungen sozial besser Gestellten eher zur Verfügung stehen ist dermaßen belanglos, dass sie selbst durch korrekte sozialwissenschaftliche Einordnung schlicht Murks bliebe.

    Der Satz mit Marx und dem sozialen Kapital ist aber in seiner Verkehrtheit und Wissensanmaßung so daneben, da fühlt man sich ungewollt an die Ergüsse von Klassen-Schlaumeiern im Leistungskurs SoWi erinnert.

    Aber vielleicht soll durch derartige Stümperei auch nur der „Grassrootscharakter“ von so ziemlich allem herausgestellt werden.

  32. @36
    „…der poebel im stasi vz und facebook tuemmelt. ich werde mich dort als arbeiter im niedriglohnsektor niemals prostituieren.“

    genau, es reicht ja schon, sich als Arbeiter im Niedriglohnsektor zu prostituieren

  33. @irreversibel:
    Das hängt mit dem Anspruch zusammen, haben wir es mit einem linken Bildungsblogger zu tun, dann ist die grundsätzlich Kritik angemssen (aber bitte auch treffen), bei einem Robert Basic dagegen wäre sie so fehl am Platze wie ein Zebra auf dem Schachbrettt (OK, kein gutes Beispiel vielleicht, aber man ahnt sicherlich was gemeint ist).
    Bei einem „Hitlerblogger“ (Irgendwie widerlich, oder? – Hab die einzelnen Beiträge dort aber nicht gelesen, vllt sind die ja supie) ist auf Bildungsbloggertum zu schliessen, da darf man dann also ran, muss es sogar. :)

  34. @ 38:
    Meinetwegen „oberlehrerhaft“ – aber wer großspurig von mehrseitigen Reportagen spricht (träumt) und sich nur zu gerne als ein Intellektueller gibt, beweihräuchern lässt, aber keine Kritik anerkennt, sollte sich nicht wundern, wenn – in Anbetracht dieser Eigensicht – dilettantisches Geschreibsel ohne Inhalt einen Brechreits meinerseits hervorruft. („Es ist die Frage, wer denn da kommuniziert, welche Schicht ist das, welche sozialen und finanziellen Voraussetzung notwendig sind, um sich überhaupt an diesen Diskursen zu beteiligen und inwieweit diese Einflusskanäle den Eindruck, den man von der Öffentlichkeit bekommt, letztlich verzerren.“ – dieser Satz z.B. ist einfach M U R K S!).
    Übrigens versuche ich jeden Artikel so objektiv wie möglich zu lesen. Und wenn der nächste, übernächste oder erst überübernächste Beitrag von Herrn Erk lobenswert ist, schrecke ich auch vor dem fälligen Lob nicht zurück. Und lasse mich gerne BElehren.

  35. Ach herr jee… Brechreiz natürlich. D A S ist im Kontext meiner Kritik nun wirklich peinlich! ;)

  36. Meine Güte. Dass der bourdieu’sche Begriff des sozialen Kapitals ohne Marx nicht möglich wäre, will doch wohl niemand bestreiten. Der Rekurs auf Marx ist zwar in diesem Zusammenhang ein wenig verkürzt, aber nicht in dem Maße unzulässig, wie hier die Berufsbesserwisser glauben machen wollen. Geht es hier nicht eher um ein spannendes Thema („herrschaftsfreier Diskurs“, auch nicht von Marx, aber doch auf ihn zurückgehend), das sich zu diskutieren lohnt? Stattdessen kommt die ganze Arroganz des Bildungsbürgertums („ich weiß was, was du (vermeintlich) nicht weißt! Lalalala!“) zutage, die vermutlich auch einer der Gründe ist, warum Angehörige bildungsferner Schichten eher nicht twittern. Mich ärgert das. Warum kann man denn seine Kritik nicht normal äußern, ohne gleich die Atombombe steigen zu lassen („Und DU willst Journalist sein?! HahahahaHA!).

  37. @inga:
    Brainstorming kommt in D immer schlecht an.
    Man sollte sich statt Frontalkritik eher an Sätzen wie „Das schmälert weder das Potential noch die Faszination der neuen Medienlandschaft und der neuen Einflusswege“ festhalten, statt sich an den eigenen Projektionen abzuarbeiten.
    Die Duldsamkeit bzgl. der Kommentare spricht u.a. auch für DE.

  38. Wahre Worte. Was mit der Klientelfrage einher geht ist aber auch die Frage nach der derzeitigen, tatsächlichen Bedeutung des Webs. Und die wird -meiner Meinung nach- von vielen Netzbewohnern reichlich überschätzt. Und das schlicht und einfach deswegen, weil die im Web Aktiven viel zu selten von ihrem Rechner aufstehen, bzw. vom Elfenbeinturm herunter steigen und sich mal die ‚echte‘ Welt mit all ihren Problemen ansehen (meist nur um sich darauf hin mit einem ‚reality is scary‘ ebendorthin wieder zurück zu ziehen). But that’s just me ;-)

  39. mal ganz blöd und ohne germanistischen background gefragt:

    Angeblich hat doch die iransiche Regierungbzu twitter u.ä. gesperrt und die Handy-Netze abgeschaltet ?

  40. Schöne Denke. Die Privilegierten sind aber vielleicht auch nur die Vorhut: So wie Bio-Labels, die mittlerweile auch in die Discounter eingezogen sind, auch wenn sie ursprünglich für Bionade-Schlürfer gedacht waren. Klar: Es wird lange dauern, bis die Bauern in der Mongolei twittern – aber vielleicht gibt es dann auch wieder eine andere Höhe der Zeit, andere Trends, die die privilegierte Spreu vom unterprivilegierten Weizen trennen. Schließlich gilt es doch immer, den Stauts-Quo zu erhalten…

  41. @Marx
    Schön, dass die Salonlinken bei jedem Thema eine Gelegenheit finden, den alten Taugenichts und Gedankenverbrecher einzubringen – egal ob’s passt oder nicht.

    @Iran
    Hat es eigentlich jemals eine Revolution gegeben, die nicht von einer gebildeten Mittelschicht oder Elite angeführt oder getragen wurde?

    Die „niederen Schichten“ durften doch höchstens wahlweise als Rechtfertigung oder Kanonenfutter herhalten.

  42. Har har. Bei dem hier angeschlagenen Ton hier kriegt man ja glatt einen Brechtreiz. Har har.

    Entschuldigung. Aber ich muss sagen, es ist durchaus interessant, sich durch die Kommentare durchzuarbeiten. Gerade auch diejenigen, die dem Herrn Erk einen pseudointellektuellen Stil nachsagen [um es mal nett auszudrücken] und gleichzeitig mit doch recht, sagen wir, komplizierten Formulierungen um sich werfen. Tut mir leid, aber da kann man es dem aaaach so bildungsfernen Proletariat nicht übel nehmen, dass er sich von teh internetz fernhält.

  43. dazu kurz das:

    „Die von der Ahmadinedschad-Regierung verhängte Nachrichtensperre führt zu einer ganz neuen Arbeitsteilung zwischen der Redaktion und ihrem Publikum. Menschen im Iran laden wacklige Handy-Videos auf den BBC-Seiten hoch und schicken Lageberichte via E-Mail oder Twitter. Die Redaktion sichtet das Material und sendet es dann per Satellit zurück auf die Fernsehbildschirme ins Land. So erreicht es auch das Massenpublikum, das nicht so Internet-affin ist.“

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,631136,00.html

  44. Lese ich was anderes, oder was? Hier ein Ausschnitt aus The Guardian, ein Beipspiel unter vielen:
    Then a couple of minutes later, a new scene unfolds. We get off. Here’s a true battle ground. And this time, it is vast. Columns of smoke touch the sky. You can hardly see the asphalt. It’s covered with bricks and stones. Here people have got the upper hand. The street consists of three lanes, the middle one separated by opaque fences, under construction for metro. The workers have climbed up the fence and show the V sign. They start throwing stone and timber to the street to supply needed armament. I tell myself, ‚Look at the poor, the ones Ahmadinejhad always speaks of.‘ But the president’s name is no longer in fashion. This time the slogans target the leader, something unheard of in the past three decades.

    Also die Arbeiter. Auch andere Quellen sprechen nicht nur von Gebildeten, die die Proteste tragen. Dieser Post hier scheint mir wieder eine deutsche Selbstbespiegelung. Wir, wie wir die Welt sehen wollen.

  45. Tummeln sich hier eigentlich viele gescheiterte „Wissenschaftler“? Ich kenne diese Eigenart der sinnlosen Hyperkritik eigentlich nur von Gescheiterten, welche so gerne in der weiten Welt Anerkennung finden würden, welches ihnen jedoch verwehrt ist.
    Somit müssen sie sich auf alles stürzen, was es halt so gibt, um an einem vorgeblichen Fehler ihr Wissen zu beweisen.

  46. Das alte Lied: Wollen wir die ‚Demokratie‘ normativ begreifen, wer sagt und bestimmt dann, auf der Grundlage welcher Normen? Wollen wir das aber nicht, dann kann die ‚demokratische‘ Mehrheit natürlich auch einmal ‚undemokratisch‘ in unserem Sinne ausfallen.
    Auf den sozialgeschichtlichen Aspekt hingewiesen zu haben ist ein Verdienst des Artikels.

  47. Hallo, was kann man nur machen, um dieses neue Buch von udo Ulfkotte noch VOR dem Erscheinen nächste vom Markt zu kriegen??? Lest mal die Ankündigung bei Amazon, das ist doch unglaublich, Zitat:

    Explosive Brandherde: Der Atlas der Wut In diesem Buch lesen Sie, in welchen Gemeinden, Städten und Stadtteilen Deutschlands die Bundesregierung zukünftig innere Unruhen erwartet. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Finanzcrash und Massenarbeitslosigkeit, Werteverfall, zunehmende Kriminalität, Islamisierung, ständig steigende Steuern und Abgaben, der Zusammenbruch von Gesundheits- und Bildungssystem und die vielen anderen verdrängten Probleme werden sich entladen. Linke gegen Rechte, Arme gegen Reiche, Ausländer gegen Inländer, mittendrin religiöse Fanatiker – das explosive Potential ist gewaltig. Fast alles, was aus der Sicht der Deutschen bislang als »sicher« galt, ist nicht mehr vorhanden. Udo Ulfkotte schreibt über Tatsachen, über die deutsche Journalisten aus Gründen politischer Korrektheit niemals berichten würden, die aber wichtig sind, wenn Sie verstehen wollen was in den nächsten Monaten und Jahren auf uns zukommt. Fakt ist: Es gärt im Volk, die Wut wächst und die Spannungen nehmen zu. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann sich aufgestauter Ärger und Hass entladen werden. Noch im Jahre 2008 prognostizierte die CIA die Unregierbarkeit vieler deutscher Stadtviertel in einer Studie für das Jahr 2020. Da ahnte selbst der amerikanische Geheimdienst noch nicht, wie schnell die Entwicklung im Herzen Europas die Studie überholen sollte. Wo also sollte man nach Einschätzung deutscher Sicherheitsbehörden schon jetzt in Deutschland keinen Cent mehr investieren? Wo sollte man möglichst schnell wegziehen? Wo wird die Polizei die innere Sicherheit nicht mehr dauerhaft gewährleisten können? Lesen Sie, wie Polizeiführer derzeit insgeheim auf die Bekämpfung von schweren Unruhen und auf die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in deutschen Städten vorbereitet werden. Von Internierungslagern bis zu Zwangsdurchsagen im Radio wird derzeit alles vorbereitet. Einige der Polizeiführer sprechen ganz offen über den erwarteten »Bürgerkrieg«, den sie mit allen Mitteln abwehren müssen. All das ist gut dokumentiert. In diesem Buch finden Sie mehr als 850 Quellenangaben. Wer also trägt in den Reihen von Politik, Wirtschaft und Medien Mitverantwortung? Und wo sind die Brandherde? In diesem Buch erfahren Sie die Antworten. Immer, wenn in der Geschichte eine schwere Wirtschaftskrise, ethnische Spannungen und staatlicher Machtzerfall zusammen kamen, hat es blutige Bürgerkriege und ethnische Säuberungen gegeben. Die Geschichte wiederholt sich. Was können Sie tun, um sich und Ihre Familie noch rechtzeitig zu schützen? Inklusive großer Deutschlandkarte zum Herausnehmen. Mit allen bürgerkriegsgefährdeten Gebieten.

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