Von wegen Witzemacher

Vermutlich muss man sich ernstlich Sorgen machen um eine Gesellschaft und eine Medienwelt, in der Komiker und Satiriker nicht nur ungefähr die einzigen sind, die noch die Wahrheit sagen, sondern auch die einzigen, die überhaupt erkennen, worum es geht bei einer Diskussion. Andererseits: In Deutschland wüsste ich nicht einmal, wer diese Komiker und Satiriker wären.

Dazu passt, dass „New York Times“-Kolumnist Paul Krugman neulich feststellte, dass wir im Jahre 8 der „Onion“-Ära leben: dem Zeitalter, in dem Artikel des grandiosen amerikanischen Satiremediums „The Onion“ fortwährend zutreffender waren als das, was „ernste“ Zeitungen berichteten.

Am 17. Januar 2001 (!) spann „The Onion“:

WASHINGTON, DC – Mere days from assuming the presidency and closing the door on eight years of Bill Clinton, president-elect George W. Bush assured the nation in a televised address Tuesday that „our long national nightmare of peace and prosperity is finally over.“ (…)

During the 40-minute speech, Bush also promised to bring an end to the severe war drought that plagued the nation under Clinton, assuring citizens that the U.S. will engage in at least one Gulf War-level armed conflict in the next four years.

„You better believe we’re going to mix it up with somebody at some point during my administration,“ said Bush, who plans a 250 percent boost in military spending. „Unlike my predecessor, I am fully committed to putting soldiers in battle situations. Otherwise, what is the point of even having a military?“

Aktuell lautet eine „Onion“-Schlagzeile:

Recession-Plagued Nation Demands New Bubble To Invest In

78 Replies to “Von wegen Witzemacher”

  1. Dort gibts anscheinend halt viele dumme Menschen. Aber auch viele kluge und gleichzeitig witzige.
    Hier gibts auch viele kluge und dumme. Das wars dann aber auch :)

  2. Wie wäre es mit Urban Priol oder Georg Schramm? Kann man beide bei Youtube oder in der ZDF Mediathek anschauen in ihrer Sendung „Neues aus der Anstalt“…hier wird gutes politisches Kabarett gemacht. Wie ich finde.

  3. Meine zwei Vorschläge hat Felix schon gebracht.
    Ein weiteres Problem deutscher Medien ist übrigens, daß sie sich immer seltener die Mühe machen, fremdsprachige Zitate zu übersetzen.

  4. „Barrack Obama is in no way upset about the cartoon that depicts him as a muslim extremist, because you know who gets upset about cartoons? Muslim extremists. Of which Barrack Obama is not. It’s just a f***ing cartoon.“

    So einfach, so brilliant.

  5. „Vermutlich muss man sich ernstlich Sorgen machen um eine Gesellschaft und eine Medienwelt, in der Komiker und Satiriker nicht nur ungefähr die einzigen sind, die noch die Wahrheit sagen, sondern auch die einzigen, die überhaupt erkennen, worum es geht bei einer Diskussion.“
    WIESO? Versteh ich echt nicht.
    Erstens: Ich dachte, dass sei schon immer so gewesen, ist aber nur eine unüberprüfte Hypothese.
    Zweitens: Solange es solche (wie im Falle „Jon Daily“ überaus geniale) Satiriker gibt, ist doch alles in Ordnung.

  6. Priol, Schramm, Pispers, definitiv. Mathias Richling. Bruno Jonas. Dieter Nuhr. Wilfried Schmickler. Hagen Rether. Überhaupt viele z.B. aus den Mitternachtsspitzen, wo es praktisch üblich ist, unter dem Schutz des Humor-Siegels auch mal laut und dreckig die unbequeme Wahrheit zu proklamieren. Über die Qualität von Humor und Geschmäcker kann man natürlich trefflich debattieren, aber wir sind durchaus mit Spassmachern gesegnet, von den vordergründigen „Comedians“ bis zu den hintergründigen Satirikern und sonstigen Gesellschaftskommentatoren.

  7. Matthias Richling, Bruno Jonas waren gut, machen aber fast nur noch Stand Up mit politischen Themen. Nuhr macht eigentlich nichts politisches (ist aber gut). Schmickler ist ein Schreihals. Pispers und Schramm – Aufklärer und Wütendmacher im Besseren Sinne des Wortes

  8. Ich habe 2002 amerikanischen Freunden Pispers‘ 9/11-Analyse vorgestellt und sie waren baff ob der Schärfe der Kritik. Es mußten Jahre vergehen, bis etwas ähnliches in den Staaten öffentlich gesagt werden durfte.
    Ich sehe das Aufklärungsverhältnis demnach genau anders herum. Dass Medien Medien kritisieren ist in den USA weiter verbreitet, eben weil deren Medien mitunter bodenlos intelligenzfeindlich sind.
    Indirekt kann man Stefan Niggemeier aber zustimmen: Die dringenden aktuellen Debatteen finden derzeit in Deutschland nicht in den Medien statt. Aber das ist vorr nehmlich ein Problem der Medien, bei denen mehr Schein als Sein gilt.

  9. Ich hab mir das Video jetzt zwei Mal reingezogen. Der Mann ist brilliant. »Stinky or poopy?«. Herrlich. Danke für das Video.
    Im Übrigen glaube ich, dass eine Vielzahl der Medien, die sich über den Cartoon aufregen, ihn eigentlich gut finden und in lediglich wirklich weit verbreitet wissen wollen. Von wegen »have you seen this cartoon?« [have you REALLY seen this cartoon?]

  10. […] Von wegen Witzemacher (stefan-niggemeier.de) “Vermutlich muss man sich ernstlich Sorgen machen um eine Gesellschaft und eine Medienwelt, in der Komiker und Satiriker nicht nur ungefähr die einzigen sind, die noch die Wahrheit sagen, sondern auch die einzigen, die überhaupt erkennen, worum es geht bei einer Diskussion. Andererseits: In Deutschland wüsste ich nicht einmal, wer diese Komiker und Satiriker wären.” […]

  11. Mir sind die genannten deutschen Namen von „Kabarettisten“ aus dem TV durchaus bekannt. Ich finde sie alle (!) recht langweilig, ja: dröge und schalte schon geraume Zeit um, wenn ich einen von denen im Kasten seh‘, ob nun in Talkshows, Mitternachtsspitzen oder in diesem hochgelobten ex-Hildebrandschen Programm (das mir schon lange ganz besonders altbacken erscheint). Sorry.

  12. Auch auf die Gefahr hin, als Spielverderber zu gelten: Dass, was hier als innovatives deutsches Kabarett gepriesen wird, ist doch häufig genug nur ein ziemlich mattes Witzchentheater.

    Die Mehrzahl der prominenten Kabarettisten haben ihr Politikerbashing auf das Niveau eines Gesinnungsstammtischs zurechtgezimmert, der in seiner gelegentlich plakativen Dummheit durchaus Züge der „Bild“-Zeitung trägt – freilich politisch antipodisch dazu.

    Mathias Richling geriert sich als Imitator und Übertreiber. Das kennt man noch aus Schülertagen und hat nach der fünften oder sechsten Veralberung noch nicht einmal mehr den Charme der verstaubten „Feuerzangenbowle“-Kuscheligkeit. Dass Köhler schlecht vom Teleprompter ablesen kann, Ulla Schmidt offensichtlich Nasenpolypen ob ihrer Aussprache hat oder Stoibers Stottern (wozu dies verfremden? Das Original ist weit besser!) – man hat das irgendwann verstanden und Relevanz hat das keine.

    Volker Pispers habe ich 1998 als Wahlkämpfer für die Grünen (also Rot-Grün) erlebt und wenn man sein Programm inzwischen sieht offenbart sich immerhin so etwas wie eine (politische) Verbitterung. (Das brauche ich aber auch nicht – weil aus eigenem Erleben bekannt.) Ihm kommt entgegen, dass die Regierung 2005 gewechselt hat – da lässt sich dann wunderbar von seiner Desillusionierung ablenken.

    Lichte Momente spreche ich Pispers wie auch Georg Schramm nicht ab, obwohl letzterer mit Priols vulgärhumoristischem „Anstalts“-Kabarett eigentlich nichts zu tun hat (vermutlich bekommt er aber alleine keinen Sendeplatz).

    Über Jonas und Nuhr schweige ich lieber.

  13. moin moin,

    als hauptschueler bin ich zu dumm fuer dieses englisch, uebersetzung bitte an mich.

    und wo bleibt v. niggemeier die replik auf die oben stehenden antworten/namen seiner seltsamen behauptung, er wuesste nicht, wer diese Komiker in d waeren/sein koennten?

    am rande, im herbst tritt (z.bsp. in bonn) werner schneyder wieder auf *freu*

  14. Muss hier mal einwerfen, dass Satiriker nicht zwangsläufig Komiker oder Kabarettisten sein müssen. Titanic bringt Monat für Monat Heftcovers und Inhalte, die ähnlich politisch inkorrekt sind wie das Cover von „New Yorker“. Auch bei Titanic ist nicht alles Spitze und auch viel Blödelei, aber es wird auch viel (traurige) politische Wahrheit angesprochen.

  15. „Das Video ist nicht mehr verfügbar“

    Dieser Fall wird _niemals_ eintreten.

    ALLE Videos der Daily Show sind online verfügbar. Und zwar ALLE die JEMALS gemacht wurden (minus des Fremdcontents wie Filmausschnitte von Fremdfirmen).

    Wer irgendwann ein eingebettetes Video der Daily Show nicht mehr laden kann, der geht einfach direkt auf http://www.thedailyshow.com und sucht ein wenig selbst. Dort findet man dann auch den lustigen Zufallsgenerator, der nette Ausschnitte früherer Folgen näher bringt.

    Im Moment ist die eingeblendete Werbung auch noch erträglich, nix im Vergleich zu dem, was sonst so in einer normalen Folge zwischendrin läuft im „normalen“ TV.

    TDS ist die erste Sendung gewesen, die es diesbezüglich absolut richtig gemacht hat. Sumner Redstone hat’s begriffen. Andere verfügbare Shows sind z.B. South Park.

    Fehlt eigentlich nur, dass man hier endlich auch bei uns Hulu empfangen könnte…

  16. Ich stimme zu, Richling war letztmalig gut, als er Anfang der 90er nachts im SWR auf einem Würfel saß und noch etwas zu sagen hatte statt sich in der Imitation von Manierismen zu verlieren – Er ist heute leider nicht viel mehr als ein Jörg Knör mit einem schwindenden Restruf.

    Georg Schramm jedoch gehört zu den wirklich guten, dessen Können weit über „lichte Momente“ hinausgeht. Zugegeben, in „Neues aus der Anstalt“ vermisse ich auch desöfteren die ihn ausmachende Schärfe, was jedoch eher dem Format geschuldet ist. Empfehlen sei hier sein Programm „Thomas Bernhard hätte geschossen“, aller Jubeljahre mal auf 3sat unter der Wahrnehmungsgrenze versendet und, glaube ich, inzwischen auch auf DVD erhältlich. Ich jedenfalls fand es beeindruckend.

  17. im grunde bringt mich eh nichts staerker zum kreischen als realsatire, bzw. die konterkarikatur (dieses wort scheint es offiziell nicht zu geben ..):

    -„read my lips: no more tax“ – George Bush – irgendwann um 1990 meine ich

    – „brutalstmoeglich aufklaerung“ – no comment

    – „ich war nie ehrgeizig“ – nachdem er dem jahrelangen draengen der partei und clement, nrw-ministerpraesident werden (zu lassen), nachgab – im KUHHANDEL gegen das amt des bundespraesidenten (sic!) – der widerlichsten einer ..

  18. Disclaimer: Ich kann Richling nicht ertragen, bewundere aber andere deutsche Kabarettisten (Pispers, Schramm, Grebe, etc.).

    Die Frage, warum es keine deutsche „Daily Show“ gibt (abgesehen von der Antwort „siehe ‚Freitag Nacht News'“), wird häufiger gestellt, auch bei Sendern. Die Antwort: Finde erstmal den Moderator. Finde dann die Autoren, die viermal die Woche 21 Minuten tagesaktuelle Gags schreiben können. Und finde DANN den Sender, der die Eier hat, nicht gleich den Hahn abzudrehen, wenn der erste Provinzpolitiker sich „verunglimpft“ fühlt und die Sendung „unerträglich“ nennt…

    Ich empfehle (neben dem „Colbert Report“) auch noch die ernstere Variante „Real Time with Bill Maher“ und als neuste Late Night-Entdeckung den wunderbar hibbeligen „Craig Ferguson“.

    Eines meiner persönlichen „Daily Show“-Highlights gab es während des Autorenstreiks, als Jon hauptsächlich improvisieren musste (was er kann). Mitt Romney schied aus dem Rennen um die republikanische Kandidatur mit den Worten aus, ein Sieg der Demokraten würde die Terroristen stärken. Jon war derart empört, dass er nach ein paar Sekunden einfach laut (und vollkommen unironisch) rief: „FUCK YOU, Romney!“. Da ist mehr Ehrlichkeit drin als in den meisten „echten“ News-Shows, und genau DESHALB ist Jon die wahre „most trusted source in news“ für junge Amerikaner.

    Nicht mehr hinweisen muss man wohl auf den Clip, in dem Stewart (als Gast!) den Moderatoren der „Crossfire“-Sendung komplett den Arsch aufgerissen hat. Es brauchte einen falschen News-Anchor, um den echten News-Anchors zu beweisen, wie falsch sie sind…

  19. Gregor Keuschnig hat Recht. Dazu kommt, daß keiner von diesen Kabarettisten ein vergleichbares Publikum hat wie die von Stefan in Detuschland vergebens gesuchten Satiriker und Komiker. Schramm, Pispers und Rether sind großartig, aber sie haben keine mehrmals in der Woche laufende Show (was ihrem Genre auch abträglich wäre). Leute vom Kaliber Jon Stewarts oder Stephen Colberts sucht man in Deutschland vergeblich. Harald Schmidt hätte einer werden können, hat aber beschlossen, lieber sich und die Republik zu langweilen. in was für einer gesellschaft leben wir, wenn in diesem zusammenhang johann könig genannt wird *grusel*

  20. …ganz abgesehen davon dass es neben TV-„Komikern“ auch noch was Gutes gibt: kritische, zynische, aufklärerische, manchmal auch alberne Bücher und Artikel, zum Beispiel vieles in der Edition Tiamat von Klaus Bittermann. Und gute Autoren, deren Gesicht man nicht in Fernsäh sieht: Henscheid, Goldt, Henschel, Droste, v. Westphalen …

  21. @23, Hauptschüler: Da hast du recht, ich muss mich auch immer mächtig strecken um hier alles wirklich zu verstehen, meist gelingt es, aber nicht immer. Was ich ein bischen schade finde ist das wie selbstverständlich Fremdsprachenkenntnisse vorausgesetzt werden um hier überhaupt mitreden zu können (oder demütig seinen Rand halten zu dürfen). Das schliesst natürlich einige Leute aus, aber das sollte natürlich kein Grund sein das Blog und dessen unbestreibar hohes Niveau nach ‚unten‘ anzupassen. Bischen mehr Deutsch wäre allerdings schon wünschenswert. Ansonsten, super! Weitermachen!! ^.^

  22. Andererseits macht es bei einem Artikel über die „Daily Show“ ja vielleicht auch durchaus Sinn, entweder halbwegs englisch zu können „oder demütig seinen Rand [zu] halten“

    (@#18: oder soll Stefan Deiner Ansicht nach das Video synchronisieren?)

  23. Außer Priol habe ich keinen der Namen je gehört. (naja, Nuhr und könig schon, aber die zähle ich auch nicht dazu). Das spricht ja schon dafür, dass man die guten Satiriker lange suchen muss, die breite Masse wird davon nicht erreicht. Der Schmidt hätte es machen können, aber die Zeit, wo ich ihm das zugetraut hätte, sind A) vorbei und B) viel zu kurz gewesen. Schreibt das Onion auch was über Atomkraftwerke oder schwarze Präsidenten (bzw. Kandidaten)?

  24. Das „Erste Deutsche Zwangsensemble“ ist neben Rether, Schramm und Pispers auch nicht schlecht. Das Richling ziemlich nachgelassen hat, ebenso der Scheibenwischer insgesamt – dem kann ich nur zustimmen.

  25. zu #17 (Gregor Keuschnig)
    möche ich nur bemerken, daß bislang im deutschen Fernsehen keiner ein Wort über das gefälschte Ahmadinejad-Zitat („Israel von der Landkarte streichen…“) verloren hat. Nur Georg Schramm neulich in der „Anstalt“.
    Bei diesem Auftritt (als Oberst Sanftleben) hatte ich aber kaum den Eindruck, daß es sich um Satire handelte. Eher um politische Aufklärung, die hier ein Nischenbiotop gefunden hat.

  26. Also der Pispers ist m. M. n. derzeit der einzige, der in seinen Auftritten genug Schärfe aufweist, und somit der einzige, der nicht den Eindruck macht, er würde das nur für die Kohle machen :) … der Schramm ist nun auch nicht allzu übel, aber es wirkt doch teilweise sehr gestelzt…

  27. Kann es sein, daß Deine „Satiriker“ in Wirklichkeit KABARETTISTEN sind?
    Tschuldingung wg. der Lautstärke.

    Mein ja nur.

  28. @28. Danke für die Links, beides klasse Videos! Schramm ist zwar nicht lustig, aber bringt die Sache auf den Punkt.

  29. @8

    Wer Nuhr in eine Schublade mit Pispers steckt, der hat so manches nicht verstanden. Wer denkt das Jonas oder Richling politisch kritisch sind, der lacht auch über Kanzler-Frisur-Witze. Ne, politisch ist das nicht.

  30. @ 21 Sebastian,

    Hulu ist schon lange verfügbar in D einfach registrieren und mal das große G anwerfen und nach öööhm Hotspot shield suchen o.ä.

    ;)
    hoffe geholfen zu haben

  31. Ja, Leute wie Jon Stewart und Steven Colbert stehen Lichtjahre über Deutschen Komikern/Talkmastern. Wenn man das z.B. mit Harald Schmidt vergleicht, der auch etwas Politik- und Mediensatire betreibt. Hinter beiden stehen Gagschreiber aber bei Stewart wirkt das einfach viel natürlicher und spontaner. Außerdem ist die ganze Präsentation viel, viel aggressiver und schlagkräftiger und nicht so bieder.

    Das Video ist schon genial. Ungefähr „We are not offended by the cover. You know who gets offended by cartoons? Muslim extremists! Which we are not.“ hahah. So treffend :)

  32. @42:
    Na dann bin ich ja heilfroh, dass ich weder Nuhr mit Pispers in eine Schublade gesteckt, noch Jonas‘ oder Richlings Auftritte kategorisiert habe. Puh. Ansonsten könnten die Leute ja sonstwas von mir denken!

  33. @41: Ja, ich hab Schramm selten so ernst und atemlos gesehen. Als er über Armut und Verblödungsfernsehen, Suff und Videospielen zu Schäuble und Bundeswehr im Inneren kam, war endgültig Ruhe im Saal.

    Die Sendung haben übrigens über 2.5 Mio gesehen. Vermutlich aber keine der Betroffenen.

  34. > Andererseits: In Deutschland wüsste ich nicht einmal,
    > wer diese Komiker und Satiriker wären.

    Ich aber. Herr Niggemeier mit einigen seiner Überschriften und Einleitungen. Ich meine sogar, diesen Stil im BILDblog identifizieren zu können und erinnere mich an Sätze, wie:

    „Bei Grabungsarbeiten für eine Verlegung des Zeitungsniveaus sind Leipziger „Bild“-Redakteure auf das Sommerloch gestoßen.“

    Einfach herrlich.

  35. So wie mir die dt. Politik näher ist als die amerikanische, so ist mir auch die dt. Kabarettkultur vertraut – die amerikanische quasi überhaupt nicht.

    Who get’s offendet by cartoons?

    In Berlin macht sich die Polizei in die Hose, wenn die Oper Mozart gibt, da hatten die meisten Medien schon Schwierigkeiten festzustellen, daß es keine muslimische Bedrohung gibt, sondern daß man sich sozusagen prophylaktisch in die Hose macht.
    Witze darüber?
    Aber so nach Parallelen suchen ist wohl falsch verstandene Symetrie.

    Aggressivität vs. Biederkeit – also womöglich das, was auch amerikanische Krimis von europäischen/deutschen unterscheidet?
    Aber Aggressivität ist ja noch kein Wert an sich.

    Wenn sich das Publikum mehr Mühe gäbe beim Herausarbeiten der Unterschiede, bei der Bennenung und Quailifizierung der Phänomene, statt nur rasch nach gut und schlecht zu beurteilen, um nicht zu sagen ‚verurteilen‘. (Seit Karl Kraus geht es rapide bergab – machen wir uns nichts vor).

    @34, knorke –
    Nun andererseits muß man sich ja nicht für Kabarettisten interessieren, es muß nicht die Masse erreichen – mal angenommen Sie seien ein, so oder so, typischer Vertreter der Masse.
    Würde die Masse erreicht, so wäre auch das Niveau nicht hoch genug – außerdem soll die Kritik so scharf sein, daß sie 95% der Zuschauer, die überhaupt noch mitkommen, abstößt.
    Das widerspricht zwar der Forderung nach Niveau und Subtilität, aber wir wollen eben Götter der Satire die das unmögliche fertigbringen – nicht einfach solides Handwerk.

    Schramm und Rether hätte ich auch genannt, zur Ehrenrettung, aber das ist natürlich mindestens einer zu viel –

  36. @Olly (#33): „Sinn machen“ tut hier gar nix. Das ist nämlich kein Deutsch. Und es macht auch keine Sense. Das ist nicht mal „so to say german“. Ist es einfach nicht.

  37. Hulu ist schon lange verfügbar in D einfach registrieren und mal das große G anwerfen und nach öööhm Hotspot shield suchen o.ä.
    ;)

    Will der Schreiber nicht verstanden werden? Oder findet er solche „Sprache“ einfach nur schick?

  38. ohoh… 39,2% der Niggemeier-Kommentatoren fühlen sich in ihrer Freizeit zu Deutschlehrern berufen.
    (insbesondere #49 möchte ich vertrauensvoll das hier als Lektüre empfehlen)

  39. @50 Jeeves

    das ist natürlich eine beabsichtigte Verschleierung nur um durch “ Insider getue“ das Selbstbewusstsein des Schreibers zu erhöhen, oder kurz, die Sprache die Leute „Sprechen“ die mit ICQ großgeworden sind ;). Ganz nach dem IRC Grundsatz, „dont educate, its IRC we yell at people“

    Es ging um hulu, hulu kann momentan nur von IP’s aus Amerika angesprochen werden. Eine IP aus dem Amerikanischen bereich kann man sich aber über verschiedene Tools aneignen (z.B. Hotspot Shield). Hulu ist ein Portal das viele Shows Amerikanischer Fernsehsender in voller länge und mit Werbung zeigt.

    Hoffe das war ausführlich genug.

  40. „dont educate, its IRC we yell at people” Einer der lustigsten Sätze hier :)
    Übrigens hat jemand hier die adresse thedailyshow.com gepostet, danke dafür! Jetzt kann ich endlich legitim die Arbeit niederlegen und mich ganz und gar ein paar Wochen lang hingeben und alle Folgen vom Colbert Report und eben der Dailyshow anschauen :)

  41. John Steward ist zweifelsfrei genial (bzw. er und sein Autorenteam). So eine Show und so ein Talent fehlt hierzulande, jedoch lebt die Daily Show in einem völlig anderen Medienumfeld. Wenn wir ein Dutzend Nachrichtensender hätten, die News auf Bild und RTL2-Niveau sowie hyperventilierende Scharfmacher und Propaganda präsentieren, dann hätten wir bestimmt auch eine Daily Show, die nicht nur seichte Blödelei ist wie die Show mit Ingolf Lück und Anke Engelke. John Steward muss nur das auf allen Kanälen wie gleich geschaltet klingende Gebrabbel der „talking heads“ hintereinanderschneiden und danach ernst in die Kamera schauen, und die Satire schreibt sich selbst. Bei uns machen Schramm, Pispers und Rether äquivalente Aufklärung, auf unsere TV-Landschaft hin zugeschnitten. Nur leider nicht zur Prime Time. Das trauen sich unsere Fernsehsender wohl noch nicht… und vermutlich sind auch wirtschaftliche Überlegungen da. Sowohl die Daily Show als auch (z.B.) „Neues aus der Anstalt“ setzen ein politisches Interesse und Wissen voraus, das selbst bei Studenten oft nicht vorhanden ist (mir kommen jedesmal die Tränen, wenn Komilitonen nur mit den Achseln zucken bei Vorratsdatenspeicherung, Lissabon-Vertrag, usw…). Für Comedy Central ist die Zielgruppe ungleich größer, da sie den ganze angelsächsichen Sprachraum erreichen. Da werden schon genug intelligente Leute dabei sein.

  42. @38 (tux): Der sich in Rage redende Charakter in „Neues aus der Anstalt“ ist von Schramm gespielt, das ist wahr. Man kann ihn auch ruhig argumentieren hören, bei youtube gibt es ein Video von Maischberger glaube ich. Seine Gesinnung behält er aber bei, und er sich desewgen dafür von irgendeinem K*tzbrocken anhören, seine Kinder wären zu bemitleiden.

  43. […] Wetter durchnässt wurde. Vielleicht geh ich ja noch heute Abend mit den Erzeugern Wild essen Der Artikel von Herrn Niggemeier ist gut, Jon Stewart is noch besser. Die deutschen Polit-Komödianten machen ihr Ding immer so ein bisschen mit dem Zeigefinger (am […]

  44. Sprache soll mit in keinem Fall statisch bleiben. Dass der Sick sich bisweilen so schön wichtig nimmt, macht mich auch im wahrsten Sinne des Wortes „sick“.

    Nur gibt es einen Unterschied zwischen „wie“ und „als“ – die Krönung sind für mich immer noch die Leute, die früher „as“ mit „als“ gleichgesetzt haben, und jetzt „wie“ anstatt „als“ sagen, um dann im Englischen immer noch „wie“ mit „as“ übersetzen. Weil… ja weil… ja weil gar nix. Weil sprachfaul.

    Ich bleib bei Feststellung, dass ich seit der Schule von niemandem ausser der Rechtschreibprüfung gesagt bekomme, wenn ich was falsch mache. Seit die Eingabefelder im Firefox überprüft werden können, habe ich einige Dinge entdeckt, die ich im Englischen und Deutschen ca. 10 Jahre falsch geschrieben habe.

    Wer außer meinen Mitmenschen soll mich denn bitte auf Fehler hinweisen? Ich habe keine Lehrer mehr, die mir so etwas sagen.

    Wem dann die eigenen Fehler peinlich sind und die daraus gewonnene Energie in zurück maulen investieren von wegen Klugscheißer – bitte doch gerne. Habe ich kein Problem mit. Mir reicht es, wenn ich die Leute erreiche, die mitlesen, sich angesprochen fühlen, weil sie es ähnlich falsch gemacht haben bisher, und dann was draus lernen. Dafür lass ich mich auch gerne anmaulen.

    Denn heutzutage weiß doch keiner mehr, dass KAPITÄLCHEN IM INTERNET SCHREIEN BEDEUTET oder dass alles klein schreiben faul wirkt. Und dass man vor dem Abschicken bitte noch mal drüber lesen sollte. Auch und dass Plural kein Apostroph hat. Und das manchmal Bindestriche von Nöten sind, wenn man z.B. in die „Uni Halle“ will, diese aber an der Uni Köln sucht. Oder dass vor Satzzeichen keine Leerzeichen gehören, weil sie sonst in die nächste Zeile rutschen.

    Ich meine mal im Ernst: wo findet man denn solcherlei Dinge kurz und prägnant aufgeschrieben bzw. wer weist die neuen Internetnutzer bei den ersten Gehversuchen im Netz auf solche Sachen hin?

    Niemand.

    Statt dessen ist es viel leichter zu akzeptieren, dass die breite Masse mit ihrem ungehemmten Maß an Schreibfaulheit den Rest davon überzeugen kann, dass die Umschalttaste doch eigentlich überflüssig ist auf der Tastatur, und wem das nicht passt doch bitte einfach nicht mitlesen soll.

    Und das hat alles nichts mit Dummheit zu tun – in keinem Fall.

    So genug gemeckert.

  45. Super. Ich wollte ’ne neue Zeile beginnen und nicht den Beitrag abschicken *narf*. Die Rechtschreibfehler oben hab ich inzwischen auch alle Entdeckt *grummel*

  46. @ Sebastian

    Ich verstehe momentan nicht, was der Beitrag hier bewirken soll. Ist er nicht einfach hier falsch gelandet?
    Ich kann verstehen das dir die Sprache auch in Schriftform am Herzen liegt nur warum hier? :)

  47. Ich habe oben einen nervigen Anglizismus kritisiert und durfte mich dafür von #51 quasi als Klugscheißer titulieren lassen, daher die lange Antwort :-)

    Wobei ich noch hinzufügen könnte, dass mir der Zeit-Artikel noch mehr auf den Sack geht. Er ist von vorne bis hinten mit Catch-Phrases zugekleistert.

    Mein Problem damit ist eigentlich hauptsächlich, dass ich recht gut Englisch verstehe, und wenn ich jenen Zeit-Kommentar mal kritisieren darf: es ist schon recht lächerlich, wenn man einfach ein englisches Wort verwendet, wenn es im Deutschen dafür schon eines gibt, nur um zwanghaft cool zu wirken. Das gipfelt bisweilen in Antworten von Firmenvertretern, die komplett auf Deutsch eine Kundenanfrage beantworten, um am Ende dann ein „Know what I mean“ anzufügen.

    Ich meine lesen Sie doch einfach mal etwas weiter oben, romo. Da meinte jemand, er verstünde „als Hauptschüler“ kein Deutsch. Erstens halte ich es für falsch, sich selbst automatisch mit Hauptschüler = dummer Mensch zu bezeichnen – es gibt genug Leute, die mit mir zur Schule gegangen sind, die nach der letzten Englischstunde drei Kreuze gemacht haben und seit dem nix mehr davon wissen wollen (geht mir mit Französisch so). Aber darüber hinaus muss man sich einfach mal klar machen, dass diese affektierte Gequassel, dieses zwanghafte „Bullshit“ wie in jenem Zeit-Kommentar, dazu führt, dass ein nicht geringer Anteil der Zuhörer einfach nicht versteht, was überhaupt gemeint ist.

    Bestes Beispiel gestern bei McDoof. Alle Produkte bekommen englische Namen. Nur nicht die „Gitterkartoffeln“ – die „Meshed Potatoes“. Das EINZIGE Produkt von allen, das einen lustigen, doppeldeutigen Namen hat. Aber das würde ja kein Deutscher verstehen.

    Know what I mean? Knick Knack.

  48. @ Sebastian #58–61:

    Ich gebe Ihnen grundsätzlich recht. Sehr sogar. Eines verstehe ich aber nicht. Warum grenzen Sie – fast alle, die Sprachkritik in von mir gelesenen Blogs betreiben – sich so sehr von Bastian Sick ab? Ja, ich weiß, er ist nicht der sympathischsten einer, aber er hat es immerhin geschafft, die deutsche Sprache wieder „auf die Agenda zu bringen“. In vielem, was er schreibt, hat er einfach recht.

    By the wayKleine Anmerkung, ich arbeite in einem globalen Unternehmen mit Headquaters Hauptsitz in London, das Offices Niederlassungen in fast dreißig Ländern hat. Konzernsprache ist natürlich Englisch. Nach über acht Jahren verstehe ich ziemlich gut und kann auch fast passabel sprechen und schreiben. Es gibt einige Begriffe, die im Englischen einfach griffiger sind und mittlerweile eine Meta-Bedeutung haben, so dass wir sie auch verwenden, wenn wir untereinander deutsch reden. Darunter ist aber kein einziger dieser Bullshit-Bingo-Begriffe, die diese Marketing-Fuzzis meinen in die deutsche Sprache infiltrieren zu müssen.

    Ich sag‘ nur: Komm‘ rein und find‘ wieder raus!

  49. Bei „Sinn machen“ bin ich ja inzwischen auch kurz vor dem Aufgeben. „Sinnvoll sein“ ist irgenwie auch ein wirklich krummes Vehikel. Trotzdem nervt mich „so to say“ einfach diese 1:1 Übersetzung von „to make sense“.

    Ich meine schauen wir uns doch nochmal meinen Kommentar an – ich sprach von „affektiert“. Das kann man sicher auch einfacher ausdrücken. Ich erinnere mich, wie ich in der Mittelstufe teilweise jeden Tag nach dem Heimkommen das Fremdwörterbuch aufschlagen musste – und ein Lesen solcher Magazine wie der Süddeutschen teils unmöglich waren, weil ich nicht genügend Fremdwörter kannte.

    Sprich: ich könnte ohne jegliches englische Wort Texte schreiben, die keine Sau (‚tschuldigung, kein Mensch) verstehen würde, indem ich einfach Fremdsprachen entlehnte Wörter verwende. Was soll das? Ist es denn so schwer, verständliches Deutsch zu sprechen? Statt dessen machen wir unsere Texte mit Fremdwörtern künstlich schön.

    Wobei ich Wörter wie „Management“ um Einiges besser finde als z.B. „Controlling“ oder „Human Ressources“, die schon auf Englisch keinen Sinn machen. Das ist dann das Tüpfelchen auf dem i. Worthülsen aus anderen Sprachen nehmen, um in der eigenen Sprache doppelt hohl zu klingen.

  50. Sebastian, in deiner drittletzten Zeile fehlen Ironiezeichen nach „Sinn machen“! Sinnmachen ist so lange und so fest in der deutschen Sprache, daß man den Kampf dagegen aufgeben sollte. Ja, das ist ein Argument. Sprachen funktionieren so. Sie wachsen. Und das kleine Individuum, das (wenn auch berechtigte) ästhetische Bedenken hat, kann gar nichts daran ändern. Das lateinische Adjektiv bellus galt in der Antike als umgangssprachlich, in der hohen Prosa war pulcher das Mittel der Wahl. Welches der beiden Wörter, die beide „schön“ bedeuten, hat aber überlebt und lebt in den romanischen Sprachen fort? Weiß auch nicht, wie ich vom Thema Glas abkommen konnte. Sorry.

  51. Nein, Herr Grün, da fehlen die nicht. Ich hab’s damit jetzt akzeptiert und werde nur noch im Stillen vor mich hinmaulen und es keinem mehr unter die Nase reiben. Ab jetzt quasi.

    Mir bleiben ja immer noch „wie“ und „als“ sowie Deppenleerzeichen und Plenken ^^;

  52. Und dabei stehe ich an deiner Seite! Aber den Gebrauch von quasi üben wir noch einmal, mein Lieber! ;-)

  53. Oh Mann, was ist denn hier auf einmal los?

    Falls jemand noch an Argumenten interessiert ist: gibt’s hier, hier oder auch hier. Ein schöner Text von Peter Eisenberg zur sogenannten Sprachkritikbewegung stand vor Jahren in der Süddeutschen, ist aber online offenbar nicht verfügbar.

    @ 51: Großartig, danke für den Link!

  54. War das quasi falsch? Also quasi nicht richtig? ^^;

    Danke für den Hinweis, ich versuch jetzt mal rauszufinden, was daran falsch war.

    Ach und an Herrn Schaper: es ist keine Sprachkritikbewegung, wenn ich als Mensch, der zwei Sprachen spricht, die eine von der anderen versaut sieht. Ich denke durch meinen täglichen Einsatz des Internets teilweise schon in Englisch und es ist mehr als lächerlich, dass es halb Deutschland nicht schafft, mit ihrem kümmerlichen Englischwissen auf Teufel komm raus versucht, jenes einzuflechten, ohne die Sprache wirklich zu begreifen.

    Das ist nichts anderes als ein Popper in Poser-Hosen. Pretenders. Wannabes. Ich würde mich nie gegen Ketchup wehren wie die Franzosen, sondern ich wehre mich gegen Leute, die die Fremdsprache so wenig begreifen, dass sie das englische Wort teils falsch, teils total behämmert verwenden.

    Bei im Job gibt es Sonntags jetzt „Lunch“. Gestern hab ich gefragt, ob das direkt nach dem „Petit dejeuner“ serviert wird und wurde fragen angeschaut. Ha ha.

  55. @Sebastian: „im Job gibt es […] Lunch“ – fabelhaft. Sehr schönes Beispiel für die „behämmerte“ Verwendung von englischen Worten. Und damit meine ich nicht den „Lunch“.

  56. Welche Ironie, Papa? ^^

    Dabei war die Frage doch eher, wo sich in Deutschland der Witz versteckt. Ich an seiner Stelle würde mich auch verstecken, wenn ich mich umzingelt wüsste. Als kluger Witz weigert man sich, herauszukommen, wenn man mit dem Tode bedroht wird. Schließlich geht es darum, diese aussterbende Art zu erhalten, da insbesondere politische Witze für die geistige Gesundheit unentbehrlich sind und neben einem Hauch von Wirtschaft meist mehr als nur ein Körnchen Wahrheit beinhalten. Aber da geht’s schon los: die Verkündung von zu viel Wahrheit ist verboten. Bei Verstoß bekommt man Abmahnungen und Prozessgebühren aufgehalst, die schlimmer sind als Gefängnisstrafen und die für den Homo Pedes tödlich enden können, ganz im Gegensatz zum Homo Pecuniosus. Natürlich bedeutet das, dass Recht immer käuflich ist, aber seitdem sich der Kapitalismus als Weltreligion N° 1 etabliert hat, berechnet sich der Mensch ohnehin hauptsächlich als finanzielles Wesen und die Drecksarbeit wird nicht mehr von Lands- oder Folterknechten erledigt, sondern von Anwälten. Insgesamt gilt daher die goldene Regel: Wer das Gold hat, macht die Regeln. Deshalb gibt’s auch immer noch keinen Mindestlohn.

    „Natürlich hat man nichts gegen Sklaverei, wenn man zu den Haltern gehört“ (V. Pispers)

    Was gewissermaßen als Ausgleich zu sagen bliebe ist, dass bei uns Regierung und Opposition natürlich aus fähigen, integeren und hochintelligenten Politikern bestehen, die stets für alle nur das Beste im Sinn haben.

    Die Wahrheit ist, dass in Deutschland niemand hungert oder friert, und dass bei allem Wirtschaftswachstum Armut und Elend nicht zunehmen. Die Wahrheit ist, dass alle Arbeitsplätze sicher sind, ebenso wie unsere Renten, dass Oligarchie nur ein Mythos und in unserer repräsentativen Demokratie Korruption nicht an der Tagesordnung ist.

    „Früher wollten alle heim ins Reich, heute wollen sie nur reich ins Heim“ (H. Rether)

    Unsere Politik wird also auch nicht „in Hinterzimmern gemacht, wo die Fäden gezogen werden, an denen die Marionetten baumeln, die uns auf der Berliner Puppenkiste Demokratie vorspielen dürfen“ (G. Schramm).

    Ach ja, und all diese Gewinnspiele, bei denen man im Fernsehen anruft, sind natürlich vollkommen seriös.

    P.S.: Nieder mit Emanuel Goldstein!

  57. @71:Pispers ist ein grober Klotz, der mit Hass auf Amerika bis oben angefüllt ist. Jeder zweite Satz von ihm ist eine Beleidigung des amerikanischen Volkes und der amerikanischen Lebensweise. Die typisch deutsche Arroganz gegenüber den dummen, verblödeten, oberflächlichen Amerikanern ist bei ihm so spürbar wie bei kaum einem anderen deutschen „Kabarettisten“.

    Es gibt in Deutschland keinen guten politischen Kabarettisten. Hagen Rether ist ein aufgeblasener Dummkopf, der meistens Stuss redet. Richling kann gelegentlich Politiker imitieren. Schramm und Priol – naja. Schramm geht manchmal grad noch so, ist mir aber auch in seinem Hass auf Amerika suspekt. Neulich habe ich einen Beitrag von ihm gesehen, in dem er doch tatsächlich wieder die Erdölkamelle herausgekramt hat als Begründung für den Afghanistan-Krieg (!!) sowie einen möglichen Iran-Krieg (!!). Das ist so dämlich, dass mir die Worte fehlen. – Harald Schmidt ist längst tot. Und so geht es weiter und weiter.

    Mir fällt immer auf, dass viele Deutschen genau jene Kabarettisten gerne als „gut“ bezeichnen, die ihnen nach dem Maul schwatzen. Und Rether, Pispers, Schramm & Co. schwatzen eben den meisten Deutschen nach dem Maul, wenn sie über die Amerikaner höhnen. Da hat man die Lacher leider schnell auf seiner Seite.

    Den Rebers fand ich in einer Sendung mal gut. Da ging’s nämlich ausnahmsweise mal gegen die gemütliche, bequeme deutsche Gesellschaft und nicht gegen dumme Amis oder gegen deutsche Politiker; außerdem war’s lustig und (damals) durchaus ein wenig mutig.
    http://www.youtube.com/watch?v=khPiA5LjxCk

  58. Rether & Schramm sollen amerikafeindlich sein?
    Also über eine Kritik an einer aggressiven amerikanischen Außenpolitik hinausgehend insgesamt USA-feindlich?
    Oder ununterschieden auch Canada-, Mexiko-, und Südamerikafeindlich?

    Mir ist nichts derartiges aufgefallen – vielleicht kannst Du mit einem Link aushelfen.

    Daß das Publikum sich Kabarettisten aussucht, die ihre Späße auf Kosten der ‚Richtigen‘ machen, das wird sich kaum verhindern lassen – außer man lost dem Publikum kurzfristig einen Spaßmacher zu, der ihnen dann die Laune verdirbt.
    Vielleicht ist Dir ja ein Kabarettist lieber, der mutig für Todesstrafe, Krieg und Reduktion der Bürgerrechte eintritt.

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