Warum Anke Engelke keine Shows mehr moderieren will — und es jetzt doch macht

Anke Engelke moderiert in diesem Jahr den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest. Am Montag hatte ich die Gelegenheit, ihr telefonisch ins Gewissen zu reden.

Stimmt es, dass du total überredet werden musstest, den Vorentscheid zu moderieren?

Anke Engelke: Ja, das stimmt.

Warum?

Ich fand den Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf so schön, schöner geht es nicht. Als mir im Jahr danach der Vorsitz der deutschen Jury angeboten wurde, dachte ich sofort: „Logo, das wollte ich immer schon mal machen!“ Das ist doch eigentlich das perfekte Doppelpack. Da hätte man gut sagen können: Das war so schön, das reicht jetzt. Andererseits habe ich sehr ernst genommen, dass da ein paar Leute waren, die gesagt haben, sie wünschen sich so sehr, dass ich das mache.

Es heißt, dass du grundsätzlich ungern Fernsehshows moderieren willst.

Ich hasse das.

Warum?

Ich hasse das, weil ich das nicht kann. Hallo? Können wir mal kurz über „Anke Late Night“ sprechen?

Das ist doch überhaupt nicht vergleichbar. Wenn du heute eine Fernsehshow moderierst, sagen hinterher alle: War das fantastisch! Und wenn du’s nicht machst, sagen alle: Kann die das bitte wieder machen!

Aber ich hab’s doch gemacht. Ich habe es 78 mal gemacht. Ich kann das nicht. Ich will das nicht. Seit einigen Jahren mache ich nur noch Sachen, die ich wirklich will und die ich selber mag. Es muss live sein, das ist schon mal eine wichtige Bedingung. Nehmen wir mal die Berlinale-Eröffnung, die ich jetzt wieder moderiere. Guckt scheinbar kein Mensch, da fühle ich mich sehr sicher, internationales Publikum, ich darf auf englisch moderieren und Witze machen. Kosslick ist ein Spitzenentertainer, er ist unberechenbar und der braucht mich ein bisschen als Stütze, weil ich den Ablauf kenne. Den European Film Award moderiere ich, der ist auch durchgeschrieben, aber auch da kann alles schiefgehen und ich muss mein Zeug können und spontan reagieren. Ich habe bei der letzten Berlinale mit Jury-Mitglied Jake Gyllenhaal gesprochen, der hat vorher nur gesagt: „Ich habe keinen Bock auf ein Interview. Stell mir ne Frage, deren Antwort fünf ist.“ Dann mach ich das, das war super. Aber wie oft hast du das, dass da einer ist, bei dem du denkst: Der versteht mich, und ich versteh den, und der will nicht groß reden, aber der hat Bock auf Spaß — machen wir jetzt einfach mal.

Aber das heißt, wenn wir jetzt einen Aufruf machen: Wir brauchen das richtige große Fernsehshow-Format für Frau Engelke, das live ist, eventuell auf englisch und du darfst dir noch drei bis sieben Sachen wünschen, dann würde da noch was gehen mit der Moderatorenkarriere?

Machen wir uns nichts vor: Das war eigentlich die Prämisse bei der Late-Night. Da hat mein Produzent Jörg Grabosch vorher auch gesagt: Anke, was willst du? Aber dann kamen halt von außen immer mehr Einwände: Nee, das wollen die Leute nicht, Quote, Achtung, nehmt bitte nicht soviel Musik, nicht soviel Talk, und wenn der Vater von Michael Jackson kommt, darfst du ihn das und das aber nicht fragen.

Aber das ist ja hundert Jahre her mit dieser komischen Late-Night-Show und überhaupt nicht vergleichbar! Reden wir lieber über den Vorentscheid. Was hast du da für ein Gefühl? Geht es nach dem Hype um Lena und dem Ende der Casting-Euphorie nun wieder in die Mühen der Ebene?

Ich sehe das als große Möglichkeit und als Abenteuer. Das ist wie Reset, von Null. Ich finde das richtig. Ich bin kein Stratege, ich kenn mich mit Show – wie bereits erwähnt – nicht aus. Aber ich finde es ganz richtig, jetzt das Casting-Prinzip zu verlassen. Ich hatte erst ein bisschen Angst, dass dadurch, dass die Plattenfirmen da mitentschieden haben, es zu sehr aufs rein Kommerzielle fokussiert ist. Aber die Mischung ist ganz gut gelungen. Ich habe den Eindruck bei den Kandidaten, dass da auf Musik geachtet wurde und darauf, verschiedene Genres zu haben. Es sind zwei oder drei Songs dabei, wo ich glaube, da hat sich jemand überlegt: Was ist ein Eurovision-Song? Es sind Songs dabei, die sagen: Nee, kein Bock, das machen wir ganz anders. Und es sind Songs dabei, die einfach für sich selbst stehen. Das finde ich als Mischung gut.

Hast du etwas Besonderes geplant für die Show?

Nein, das möchte ich nicht. Der Fokus soll auf den Kandidaten liegen. Und Lena und Loreen sind da, das finde ich total sexy.

Du machst nur die Ansagerin.

Ja. Ich habe Lust auszuprobieren, ob man eine anspruchsvolle Show machen kann, die keine Angst vor Entertainment hat. Ich bin auch gespannt, ob es funktioniert, dass es diese Drittelaufteilung in der Abstimmung gibt zwischen Jury, Fernsehpublikum und Radiohörern. Ich weiß für mich persönlich noch nicht genau, wie ich diese Aufteilung finde. Mal sehen.

Und du hast jetzt, nachdem du dich lange geziert hast, die Moderation für zehn Jahre zugesagt.

Neee, ich muss doch erstmal gucken, ob mir das gefällt!

„Unser Song für Malmö“, 14. Februar, 20.15 Uhr, Das Erste.

30 Replies to “Warum Anke Engelke keine Shows mehr moderieren will — und es jetzt doch macht”

  1. Moment das versteh ich jetzt nicht – war das wirklich ein Interview mit Anke Engelke oder ist das nur so ein Meta-Witz den Sie sich ausgedacht haben?

  2. Vielen Dank für dieses wunderschöne Interview! Ich hätte ja niemals geglaubt, dass ich mich noch mehr in Anke verlieben könnte als nach ihrer „Europe is watching you“-Ansprache beim ESC 2012, aber gerade ist es geschehen.
    Und natürlich: danke, Anke!

  3. War das ein exklusives Telefoninterview?
    Exklusiv in dem Sinne, dass es das einzige ist, das Du kriegst?

    ;-)

    (Disclaimer: Ich freue mich schon aufs wie immer auch geartete Ma(l)(m)(ö)(b)log… )

  4. Meine Kinder (2,3,4) LIEBEN „die Anke“. Sie motiviert sie immer wieder zum allein essen, allein anziehen und allein Quatsch machen. Mit „danke, Anke“ können die nichts anfangen. Trotzdem: Danke, Anke!

  5. Tolle Frau, nettes Interview, aber was hat die Anke denn den Jake gefragt?

    (Mann hätte sich ja eine böse Frage ausdenken können, etwa wie hoch ist dein IQ)

  6. Wenn ich mich richtig erinnere wurde das mit der 5 nicht gemacht. Statt ihn groß zu interviewen hat sie sich , wenn ich mich richtig erinnere, ein wenig über seinen Nachnamen lustig gemacht, was aber ganz gut ankam.

  7. @Frank Reichelt (#8): Tja, manchmal teilt das Schicksal halt auch mit der groben Keule aus. Mein Beileid.

  8. Telefonieren tut die Frau Engelke ja immer gerne. Meistens allerdings mit völlig ungeeigneten Radioheinis…

    Es ist aber wirklich schade daß dieses vorhersehbare Late-Night-Desaster solch ein Trauma hinterlassen hat und uns dadurch wahrscheinlich EINIGE wunderbare Fernsehstunden vorenthalten wurden. Die erwähnten Galen sehe ich bei Gelegenheit jedenfalls immer sehr gerne.

  9. Das läuft am Valentinstag? Das ist doch so eine Sendung, die man in der Runde mit Freunden zum gemeinsamen Fremdschämen einschaltet. Und am Ende wundern sich alle, dass das keiner guckt.

  10. Anke… ich schmelze dahin. Diese Frau, dieser Charme, dieser Witz, diese Professionalität, dieser tolle Mensch. Sie hat meinem Leben schon so manchen schönen Moment bereitet. Da wird sich am Valentinstag auf dem Sofa neben mir bestimmt einer ziemlich einsam fühlen. Danke, Anke!

  11. @Ommelbommel #14: Valentinstag? Echt jetzt? Das ist Dir wichtig? Wow!

    Zurück zum Artikel: Hachstens!

  12. Anke Engelke ist unsympathisch.
    Wie sie im kurzen Rock auf dem Sofa sitzt und der Rock verrutscht. So etwa Ordinäres habe ich selten gesehen.
    Inhaltlich ? auch nichts.

  13. @ Merlino
    Irgendjemand muss doch immer die Party verderben !
    Man kann über Anke Engelkes Art trefflich streiten, ihr Anti-Bild-Spot mit C.H. Herbst und ihr Auftritt beim ESC 2012 verdienen jedenfalls höchste Anerkennung!

  14. Die Engelke ist echt daneben. Ein Musterbild einer zickigen Nervensäge, von der man früher vielleicht Bio abschreiben konnte, die man aber nie zur Freundin haben wollte.

  15. @ammersee: Wie das? Wenn das Dschungelcamp-Interview ein unkritisches Gefälligkeitsinterview war, dann dieses hier doch wohl erst recht? Nur weil Sie diesmal derselben Meinung sind? Irgendwie entlarvend…
    (Ich mag beide Interviews und finde, dass man auch als Interviewer Fan sein darf, insbesondere wenn das im eigenen Blog veröffentlicht wird).

  16. Nun zieht doch bitte nicht Anke in den Dschungel. Ich finde auch, dass man in seinem eigenen Blog veröffentlichen kann, was man will – auch Kuschel-Interviews. Die Diskussion ging doch auch mehr darum, ob es beim Dschungel grundsätzliche Unterschiede gibt zu dem, was Hausherr sonst scharf kritisiert. Aber für diese Diskussion gibt es doch schon einen Thread.

    @Höttges: sind Sie verwandt mit dem „Eisenfuß“ gleichen Namens?

    Die Engelke ist für mich eine selbstbewusste, vielseitige Frau, Charmant und – wenn ich das noch anfügen darf, ohne die Brüderle-Debatte zu befeuern: ungemein erotisch.

    *seufz*

  17. Jetzt wissen wir immerhin, dass Stefan Raab es saukomisch findet, wenn jemand vier Gläser Wasser schnell hintereinander trinkt. Hätte noch jemand gesagt: „Schwule? Also in Köln soll es ja auch welche geben.“ Dann wäre er explodiert vor lachen. Oder irgendwas mit seiner Band und Marihuana.

    Man hätte Anke als Preisträgerin auch mal fragen können, was sie davon hält jetzt mit solchen Menschen in einer Reihe zu stehen.

  18. @Mike: Man könnte auch die Kommentatoren hier fragen, was sie davon halten, jetzt mit solchen Menschen wie Ihnen in einer Reihe zu stehen.

  19. Mir ist sie auch ein bisschen zu kindisch, hab allerdings noch nie ne Sendung mit ihr als Moderatorin gesehen. Auf den neuen Heiner-Niggemeier videoblog freu ich mich aber jetzt schon.

  20. Was mich ja mal „interessieren“ würde: Ist das jetzt hier eigentlich schon langsam wieder eine Sexismus-Debatte ? (vgl. #20, #25, #17, …). Wenn ja, bitte kurz bescheid sagen (z.B. ihrer Gattin oder irgendwelchen Meinungsmachern).

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