Was würde Umberto Eco über Kerner sagen?

Ich wollte mich ja erst reflexartig echauffieren über die sagenhaft irreführende Überschrift, die der Online-Auftritt der „Rheinischen Post“ seiner Premierenkritik von „Kerner“ auf Sat.1 gegeben hat:

Dann habe ich aber versehentlich den Artikel selbst gelesen, und konnte es nicht glauben, wie treffend und vernichtend der Autor Ulli Tückmantel das Wesen des Fernsehmoderators Johannes B. Kerners dekonstruiert hat — nicht allein allerdings, sondern mit Hilfe eines fast 50 Jahre alten Aufsatzes von Umberto Eco über den italienischen Quizmaster Mike Bongiorno.

Tückmantel schreibt:

(…) wie kann man nicht an Kerner denken, wenn man so wundervolle Sätze liest, wie: „Er achtet sorgfältig darauf, den Zuschauer nicht zu beeindrucken, indem er sich nicht nur unwissend zeigt, sondern auch entschlossen, nichts dazuzulernen.“

(…) Kerner hat keine Ahnung von den Dimensionen der Komik, die er erschließt, wenn er einen 29-Jährigen Geisterseher ohne jeden Anflug von Ironie fragt, ob Tote im Studio anwesend sind, und dann in seiner buchhalterischen Manier nachhakt, wie viele Tote es wohl gemessen an der Publikumszahl sein könnten.

Und selten habe ich einen Satz gelesen, der mein manchmal diffuses Unbehagen gegenüber Kerner so auf den Punkt bringt wie dieser:

Wie Bongiorno akzeptiert er vom Mainstream abweichende Meinungen seiner Gäste nicht aus liberaler Überzeugung, sondern aus Desinteresse.

(Schön ist aber auch, dass ich nicht der einzige bin, der einen solchen Artikel nicht in diesem Medium erwartet hat. Ein Leser kommentiert: „Sie müssen neu im Team der RPO sein. Bitte machen Sie nach Ihrem Praktikum doch bitte dort weiter so!“ Nun: Tückmantel leitet bereits das „Report“-Ressort der Gesamtausgabe der „Rheinischen Post“ und schreibt in dieser Funktion auch Kommentare, die mir gar nicht behagen.)

(Meine eigene Kritik steht in der „taz“.)

129 Replies to “Was würde Umberto Eco über Kerner sagen?”

  1. Danke! (auch aus dem Grund, dass mich das tolle Lama jetzt nicht mehr bei jedem Aufruf versucht in die Flucht zu spucken :-))

    Kann man Sat1-Sendungen auch online ansehen? Ich würde gern bald einschlafen. Kerner wäre da goldrichtig!

  2. Deine Kritik ist auch gut. Also, gut in der Art wie sie schlecht ist. Da sie in der taz steht, frag ich mal nach: Darf man das hier und da zitieren?
    SCNR

  3. ich finde „hölzerne Wurstigkeit“ eine grossartige Formulierung.

    ich wünschte Kerner und Annemarie Warnkorss würden heiraten

  4. Eine tolle Beschreibung der Johannes Baptist Kerner. Sowohl die hier zitierte, als auch der taz-Artikel.

    Schreibst du (jetzt) öfter für die taz Stefan?

  5. Ich habe die Sendung auch gesehen und mich tierisch über das Fake Interview mit Mario Barth aufgeregt. Hätte es gern gesehen, wenn man dort auch mal etwas mehr erfahren hätte.. etwas abseits der Tour und der Promotion. Stattdessen wurde ich mit Sachen gelangweilt, die ich gerade erst gehört hatte (habe die CD erst seit 2 Wochen).

    Finde deine Kritik in der TAZ daher super zutreffend.. habe bei dem Thema mit den Staus auch irgendwann weggeschaltet. Ich brauche keinen „Journalismus“, der mir zeigt, dass Menschen sich im Stau aufregen.. das weiss man als langjähriger Autofahrer einfach. ^^

  6. Oh Oh, mit 3 Absätzen ist das Zitat ein bisschen lang! Wenn das mal keinen Ärger mit Tückmantel gibt SCNR

  7. betr.: diffuses…

    Mein Gott, wie die Zeit vergeht.
    Von Blogs wusste ich damals noch nichts.
    (Erstaunlich: Anzahl und Zeitpunkte der Kommentare)
    Von Kerner wusste ich wohl, beherrschte aber meine Fernbedienung.
    Velernt habe ich es nicht.
    Und Kerner beisst seiner Frau noch immer in die Putenbrust.

  8. Was ich hier etwas befremdlich finde: Die Kritik am simulierten Interview mit M. Barth. Ich frage mich, wann jemand das letzte mal all die Talkshows auf den dritten Programmen, wie z.B. jene beim NDR, gesehen hat. Es ist mittlerweile gang und gäbe, dass bei einem Kabarettisten oder Comedian, der eingeladen ist zu einer Talkschow, zu 90% Teile des jeweils neuesten Programms zu hören sind. Eine Talkshow ist aus Sicht des eingeladenen Kabarettisten/Comedian eine reine Werbeveranstaltung. Und nicht nur bei diesen. Das ist doch nun kein Geheimnis mehr. Wir erinnern uns alle an Harald Schmidts launige Bemerkung zu Sat1 Zeiten, dass er von Leuten gefragt werde, warum sie (nicht mehr) in die Show eingeladen würden; sie hätten doch gerade wieder eine neue CD vollgesungen.
    Natürlich konnte man einwenden, dass gerade ein M. Barth keine Werbung mehr braucht. Darum ging es auch am Montag auch nicht wirklich. Seine Funktion als Gast war mehr als deutlich : Er sollte für eine gute Quote sorgen. Das hat schon DWDL richtig erkannt vergangene Woche. Nun mit der Quote hat es nicht geklappt. Vielleicht hätte man doch lieber D. Bohlen als Gast eingeladen, aber das hätte den Quoten vielleicht auch nicht wirklich geholfen.
    Und um mal ein Beispiel fernab von Talkshows zu nennen: Hat schon mal jemand „Ottis Schlachthof“ gesehen ? Besonders jene Teile der Sendung, wo der Gastgeber versucht so etwas wie eine Diskussion zu „simulieren“. Die jeweils in den Raum gestellte Frage dient den eigeladenen Gästen meist nur als „Stichwort“, damit sie die Antwort – manchmal mehr, manchmal weniger elegant – mit Teilen ihres neuen/gegenwärtigen Programms- beantworten können.
    Manche Leute werden eben in Sendung eingeladen, nur damit sie ihren allseits bekannten Sermon herunterbeten können oder eine bestimmte Funktion einnehmen.
    Ich finde es merkwürdig, dass man das im Jahre 2009 den Leuten noch erklären muss.

  9. Die beste Medienkritik kam oft von konservativer Seite – siehe Mencken, Borchardt, auch Sieburg usw. Insofern ist die luzide Einlassung zu Kerner und der vorurteilsüberladene Kommentar zu Sarrazin noch kein Widerspruch.

  10. @E. v. Halacz:
    „Das machen doch aber alle so“ ist kein Argument. Merkwürdig, dass man das den Leuten immer wieder erklären muss.

  11. Stefan Niggemeier lobt eine Kritik in der Rheinischen Post, Hut ab! Und ich dachte schon, das käme prinzipiell nicht vor. Wunderbar, ich habe mich getäuscht. Ihrem prinzipiell sehr klugen und gut informierten Blog tut das gut. Wann lesen wir das erste wohlwollende Stück über die „Welt“ oder die „BILD“? Ah, ich weiß, was jetzt kommt: Das liegt an der „Welt“ und der „BILD“ selbst ;-)

  12. Danke Herr Niggemeier, Sie sprechen mir aus der Seele. Bezeichnend für ein Kernergespräch finde ich den Auftritt von Mario Barth. Das war kein Dialog, sondern ein fiktiver Monolog. Kerner moderiert nicht, er souffliert, halbherzig. Gelungene Kommunikation geht anders.

    Grundlage für Eco ist ja immer die Kommunikation, die jedoch bei Kerner nicht statt findet bzw. so unangenehm verzerrt ist, das es mir persönlich unangenehm ist. Daher denke ich, dass Eco zu so einem Quatsch überhaupt nichts sagen würde, bzw. dass er sich darüber empört, dass heutzutage so laut geschwiegen wird.

  13. @inga :
    Ich meinte aber nicht „Das machen doch alle so“, sondern dass es eines der vielen ungeschriebenen Gesetze der Fernsehbranche ist:
    Gast wird eingeladen, bekommt eine Plattform um irgendwas zu bewerben (sich selbst oder ein neues Produkt/Projekt), soll dafür lustig sein oder irgend eine Rolle einnehmen. Alles folgt im Fernsehen meist irgendwelchen Gesetzen. Oder wieviele erfolgreiche Krimiserien fallen ihnen bei, denen nicht stets am Ende der Verbrecher gefasst ist und die jeweiligen Ermittler immer stets intelligenter sind als die jeweiligen Kriminellen. Die Innovation der meisten neuen Serien bestehen darin irgendein neues Erzählschema entwickelt zu haben. Dies wird dann Episode für Episode sklavisch eingehalten. Wieviele Telenovelas gibt es, bei denen es nicht darum geht, die Tatsache, dass es am Ende der Serie eine Hochzeit gibt und alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, auf mehrere hundert Folgen zu strecken ?
    Das sind alles Genres und jedes Genre hat nun mal seine eigenen Gesetze. Eine Talkshow ist auch nur ein Genre, dass gewissen Gesetzen folgt. Das hat nichts mit: „Das machen doch aber alle so“ zu tun, sondern eher mit: „Das ist eine allgemein bekannte Vorgehensweise und nun nichts wirklich Besonderes, sogar ein wichtiger Teil des Genrekonzepts. Und es daher auch keine Neuigkeit, die ein versierter Medienjournalist vielleicht meint genau in der neuen Sendung von Kerner entdeckt zu haben.“
    Schon M. Schreinemarkers hat damals zu ihren Hochzeiten bei den Privatsendern anfang 90er Jahren bestimmte Gäste eingeladen, damit diese eine bestimmte Funktion erfüllen und für Quote sorgen und nicht, weil sie sich persönlich für irgendwas auch nur ansatzweise interessierte, außer natürlich ihrem eigenen Erfolg.
    Da hat sich überhaupt nichts verändert in der deutschen Fernsehlandschaft. Ein Henryk Broder wird z.B. eingeladen, weil man seine Meinung zu bestimmten Themen und sein Auftreten kennt. Er spielt in Gesprächsrunden zu bestimmten Themen immer die gleiche Rolle und erfüllt diese auch immer den Erwartungen entsprechend. Das ist bei Dieter Bohlen nicht anders : Er soll seine Rolle spielen, launige Bemerkungen abgeben und damit die Erwartungen der Zuschauer erfüllen. Da erwartet niemand irgendwelche tiefgründigen Wahrheiten oder Neuigkeiten.

  14. @19 und 23: Das Befremdliche an der immergleichen Kerner-Kritik ist ja, daß Kerner dafür kritisiert wird, nicht derjenige zu sein, der er überhaupt nicht sein will.

    Kerners Sendungen waren schon immer lediglich Plattformen für Leute, die etwas Unterhaltsames erzählen wollen. Kerner gibt dabei so etwas wie den Gastgeber, wirft ein paar Stichworte ein und sorgt dafür, daß der Zeitplan einigermaßen eingehalten wird. Kontroverse ist bei Kerner nicht eingeplant – kommt sie ungeplant doch, wirft das wie bei Frau Herman alles durcheinander und geht konsequenterweise schief. Kerner führt keine Interviews im eigentlichen Sinn und will das auch gar nicht – ihn deshalb dafür zu kritisieren, daß er keine Interviews im eigentlichen Sinn führt, mutet daher etwas seltsam an.

    Kerner befriedigt mit einigem Erfolg das breite Bedürfnis nach belangloser Unterhaltung im Gewand einer Talkshow. Kerner nun aber wegen seiner Belanglosigkeit zu kritisieren, ist in etwa so, als würde man die Sportschau dafür kritisieren, daß sie sich so gar nicht mit wichtigen politischen Themen beschäftigt.

  15. @ Erich von Halacz

    Dass Sie eine Seriendramaturgie automatisch auf eine Gesprächsrunde übertragen ist legitim, jedoch auch super langweilig. Solche Formate erfüllen doch nur die Erwartungshaltung der Zuschauer und verfestigen den Status Quo. Zeitraubend und komplett überflüssig ist das, für meinen Geschmack jedenfalls.

    Das muss nicht sein, das zeigen Filme. Hier gibt es immer wieder Beispiele, das eine andere Dramaturgie klappt und sehr spannend ist. Wäre ja nett, wenn die Macher neuer Formate mal das Ziel hätten etwas Geistreiches zu produzieren. Das Problem ist dabei, dass sie dafür mehr auf dem Kasten haben müssten als produktionstechnisch kostengünstig immer wieder das gleiche Schema neu zu inszenieren. Mehr Kreativität und weniger BWL-Denken wünsche ich mir. Denn, wenn man immer nur auf den Preis schaut, ist das Produkt hinterher nur noch eins: Super Billig!

  16. wenn schon nichgt reflexartig Überschriften sezieren, da eben reflexartig verbal auf Kerner einprügeln. Mir ist das zu langweilig.
    Schönen Tag, Thomas

  17. Kerner befriedigt mit einigem Erfolg das breite Bedürfnis nach belangloser Unterhaltung im Gewand einer Talkshow.

    Naja, wenn das auch genau so auf seiner „Show“ draufbappen würde, hätten Sie sicherlich recht. Da es das nicht tut, bleibt die Kritik bestehen.

    Außerdem mag ich bei solchen Diskussionen stets den Einwurf nicht, dass es halt das sei, was „die Leute“ (wer auch immer das sein mag) sehen wollen. So einfach sollte man es sich dann doch nicht machen. Wenn es nur „gutes“ Fernsehen geben würde, würden die Leute eben nur gutes Fernsehen sehen und auch genau das wollen.

  18. Ich finde die Kerner-Kritik im Allgemeinen auch zu aufgebauscht. Gibt doch wichtigeres. Kerner hat eben auch nicht den Anspruch, mehr als Unterhaltung zu sein. Ich denke das wissen die Zuschauer auch.

  19. @Usul

    Kerner ist aber noch nicht mal Unterhaltung, das ist simulierte Unterhaltung unter dem Deckmantel der Information. Was ist daran schlimm, wenn der gute Herr Barth einen Teil seines Bühnenprogramms spielt? Nichts, natürlich. Warum das dann aber als Gespräch verkauft wird, kann ich mir nicht oder wenn, dann nur mit der Eitelkeit Kerners und der Marketingstrategie Barths (die Übereinstimmung von Bühnenfigur und Privatperson propagierend) erklären. Das ist dann Zuschauerverarschung. Und zwar völlig gewollt. Und da ist mir dann auch egal, ob man meint, der Zuschauer wisse darum und wolle das genau so.

  20. Der Tückwaldi ist ein ganz hinterlistiger Reporter. Vielleicht wünscht man sich davon mehr in Deutschland, um auch den investigativen Journalismus voranzubringen, aber mir gefällt sein skandalisierender Stil garnicht, der hat sogar schon geschafft Lokalteile auf Tabloid-Niveau zu bringen.
    Der ist von der RP durch verschiedene Lokalredaktionen hochgelobt worden und jetzt darf der den Hauptteil der RP vollrotzen. Aber an Gregor Mayntz kommt er noch lange nicht ran :) Da muss er sich noch ein bisschen in die Sonne legen, um so verblendet zu sein :P
    Recherche und Hintergrundinformation sind nämlich noch kein Fremdwort für ihn.

  21. @29: Seit Ewigkeiten wird gefordert, daß deutsche Gäste in TalkSHOWS doch bitteschön genau wie in den USA eine kleine Geschichte/Anekdote mitbringen, anstatt bräsig und unvorbereitet dazusitzen und darauf zu warten, irgendetwas gefragt zu werden, worauf man dann mehr oder meist minder qualifiziert drauf antwortet.

    Wenn Barth 1:1 sein Bühnenprogramm vorspielt (War das so? Ich kenne weder sein Bühnenprogramm noch den Auftritt bei Kerner…), ist das schlecht inszeniert und man kann gern kritisieren, daß das schlecht inszeniert war. Daß überhaupt inszeniert wurde, ist aber wie EvH schon bemerkte Bestandteil des Genres.

    Hirschhausen bringt in seinen Talkshow-Auftritten auch meist zwei oder drei Gags aus seinem Programm unter – und zwar gar nicht mal so schlecht. Seinfeld hat das früher übrigens auch nicht anders gemacht. Bei den erfolgreicheren Comedians in den USA dürfte es aber mittlerweile Usus sein, daß sie die Gags extra für die Show schreiben – oder besser: geschrieben bekommen. Das unterstreicht aber nur eines: Leno, Letterman, O’Brian etc. sind von vorn bis hinten inszeniert (mal mit mehr und mal mit weniger Raum für Improvisation) – und deswegen so gut.

  22. @E. v. Halacz:
    Ich kann auch nach Ihren auführlichen – äh – Ausführungen nicht nachvollziehen, warum man etwas nicht kritisiert werden darf, nur weil es angeblich „genrespezifisch“ sei. Das ist so, als dürfe ich einem Taschendieb nicht sagen „find ich aber blöd, dass Du anderen Leuten die Geldbeutel klaust“, nur weil ein Taschendieb das nun mal so macht.

  23. @33: Es ist völlig in Ordnung, das Genre zu kritisieren. Ich jedenfalls habe volles Verständnis dafür, daß man das langweilig findet, weil es nunmal belanglose Unterhaltung ist. Die Kritik an Kerners Sendungen richtet sich aber häufig – und so auch in der RP und mit Abstrichen in der taz – gegen Kerner persönlich. Und da sollte man dann schon ziwschen Kerners Rolle in dem Genre und dem Genre ansich differenzieren.

    Natürlich kann man Kerner vorwerfen, daß er mitunter desinteressiert und beliebig wirkt. Das kann man aber genauso auch Harald Schmidt und David Letterman vorwerfen (wobei die aber ein anderes Genre sind). Schöner wäre, wenn es Kerner gelänge, zumindest ein Grundinteresse an seinen Themen vorzuspielen. Ob er Interesse daran hat, ist aber in dem Genre weitgehend unerheblich. Bei Larry King hingegen wäre es tödlich, wenn er Interesse nur heucheln würde…

  24. Um mal wieder eine Binsenweisheit einzuwerfen: Fernsehn macht die Klugen klüger … Tatsächlich treten manchmal in den dümmsten Talkshows unvermittelt und von den Machern vollkommen unbeabsichtigt Klarheit und Wahrheit zu Tage. Das sind dann Sternstunden, die man selten erlebt.

  25. @34

    Bei Larry King hingegen wäre es tödlich, wenn er Interesse nur heucheln würde

    Im Sinne von „Er hat eh keins“? Mein Eindruck ist, dass er sich weder vorbereitet noch sonderlich interessiert an seinen Gästen ist.

    Abgesehen davon: Kerner gibt seinen Namen für die Show und vermittelt den Eindruck, dass das komplett sein Ding ist. Da finde ich schon, dass man Kritik durchaus auch an seiner Person üben kann. Ob die dann persönlich sein muss, steht auf einem anderen Blatt.

    Und warum man „Unterhaltung“ immer mit Inhaltslosigkeit und Mainstream und was weiß ich noch alles abwerten muss, erschließt sich mir nicht. Gute Unterhaltung ist eine hohe Kunst, die zu beherrschen Kerner sich noch nicht einmal ansatzweise Mühe gibt. Und das ist das eigentlich nervige an ihm.

  26. @peter wolf:
    Der Anlass der Kritik ist eine neue (alte) Sendung auf Sat1. Und die wird eben von Kerner und nicht Schmidt oder Letterman moderiert, folglich richtet sich die Kritik gegen ihn und nicht gegen irgendjemand anderen, der sonst noch irgendwo herumspringt und entfernt ähnliche Dinge tut.

  27. @Stefan Niggemeier
    ^^ Zum glück bin kein Journalist und muss derart auf meine Wortwahl achten :) Aber verstehen tut man mich ja schon, oder? :)

  28. @inga: Wenn Anlass der Kritik die Sendung ist, dann verstehe ich nicht, warum in erster Linie die Person Kerner und nicht die Sendung kritisiert wird.

    @Linus: Wer setzt denn Unterhaltung mit Inhaltslosigkeit und Mainstream gleich? Ich schrieb deshalb von belangloser Unterhaltung, weil es auch andere Unterhaltung gibt. Wäre Unterhaltung immer belanglos, hätte ich vermutlich auf das Attribut verzichtet.

    Mag ja durchaus sein, daß Kerner nicht das beherrscht, was Sie „gute Unterhaltung“ nennen (ganz so, als gäbe es da einen objektiven Bewertungsmaßstab). Jedenfalls zeigt mir der Erfolg Kerners und seine Beliebheit beim breiten Publikum, daß er andere Dinge beherrscht, die eine nicht minder hohe Kunst zu sein scheinen, da sie offenbar ganz so leicht nicht kopierbar sind.

  29. Mal etwas off-topic, aber zum Thema „Gute Unterhaltung“:

    Hat jemand mitbekommen, wie grandios Stefan Raab letzte Woche mit Hokuspokus und Geisterjägern umgesprungen ist? Sagt „Ich zeig nochmal Ihr Buch“ und nebelt dabei die Bühne komplett ein. Das kann man eigentlich nur als Persiflage auf die inhaltslos-unkritischen Talkshowgeplänkel verstehen.

    Und es erinnerte mich an das hier.

  30. @Linus: ich glaube, wir alle kennen nur einen Kerner. Ob er sich bei dem, was er tut, Mühe gibt, oder bloss sein Standard-Programm abspult, ist schwer zu beurteilen.
    Möglicherweise ist die Art von Fernsehen, die er macht, tatsächlich das beste, zu dem er fähig ist. Dann wäre es unfair, ihm das vorzuhalten. ^^

    Wenn er es aber besser ( unterhaltsamer ) könnte, müsste man sich die Frage stellen, warum das offenbar nicht notwendig ist. Der Mann macht die Sendung schliesslich schon ein paar Jahre.
    Wenn das Niveau reicht, um sich im Fernsehen eine Karriere aufzubauen, sollte man nicht Kerner dafür die Schuld geben, sondern denen, die ihn durch fortgesetztes Gucken finanzieren.

    Wie heisst es so schön: ein gutes Pferd springt knapp. /Phrasenschwein :)

  31. @peter Wolf (41),
    auf welchen Sack Sie auch klopfen, immer steckt Kerner drin.
    Kerner ist m.W. Produzent der Sendung, SAT1 kauft sie und stellt Transportmittel und den Werbecorpus.

  32. @44: Dann soll man doch die Sendung(!) kritisieren und nicht wie Niggemeier hier seine Freude über die vernichtende Dekonstruktion des Wesens der Person Kerner zum Ausdruck bringen, da in der RP-Kritik Kerner letztlich dafür kritisiert wird, nicht das zu sein, was er nicht einmal zu sein versucht.

    B.Schuss brachte einen anderen interessanten Aspekt. Was eigentlich soll Maßstab der Kritik sein? Das dem Kritisierten Mögliche und das objektive Ideal? Ich jedenfalls kann mehr damit anfangen, wenn Ballack nach dem Spiel vorgeworfen wird, nicht das geleistet zu haben, was er kann, weil er es schonmal gezeigt hat, als dass er dafür kritisiert wird, nicht so gespielt zu haben wie Matthäus zu seiner besten Zeit.

  33. Ich habe das Gefühl, dass bei der Kerner-Kritik zuerst eine persönliche Abneigung gegen einen Charakter wie Kerner steht, die man dann im Nachhinhein rational begründen möchte (weil ein „ich finde den doof“ nach zu wenig klingt). Aber wen schadet Kerner jetzt eigentlich? Was wäre also so schlimm daran, ihn einfach zu ignorieren?

  34. @46: Es ist ja letztlich auch nicht sooo überraschend, daß Kerner bei Kritikern unten durch ist. Leicht polemisiert: Kritiker sind in aller regel Menschen, die so gern ihre Meinung herausposaunen – auch wenn sie damit anecken und anderen wohlmöglich wehtun – daß sie das zu ihrem Beruf gemacht haben. Für die ist halt jemand, der zu allen nett ist und zu nichts eine Meinung hat, ein rotes Tuch.

    Auch wenn sicher die meisten von sich behaupten würden, an ihren Freunden vor allem die Ecken und Kanten zu schätzen, haben doch irgendwie alle solche Typen wie Kerner im zumindest näheren Bekanntenkreis. Mütter hätten die gern als Schwiegersohn und Frauen finden die irgendwie nett und Männer können mit denen gelgentlich auch mal ein Bier trinken gehen.

  35. Kerner ist der König der Sekundärtugenden. Den Beinamen „Schwiegersohn der Nation“ (den bekam er doch mal ?) hat er ja schließlich bekommen, weil er freundlich, höflich und zuvorkommend wirkt. Kerner ist immer da, wo der größtmögliche gesellschaftliche Konsens ist. Da gibt es keine persönliche Haltung, keine eigene Position. Kerner hat keine Meinung über seine Gäste.

  36. Da kann sich der der Herr Niggemeier noch so sehr abstrampeln:
    So erfolgreich wie die Herren Kerner oder Barth bei vielen Frauen und den meisten Männern wird er nie werden.
    Er bleibt der pseudo-intellektuelle Nischenkönig der verklemmten jungen Männer aus der deutschen Provinz, die es in die Großstädte drängt, weil sie etwas mit Medien machen wollen.

  37. @ saulus
    Bis auf „pseudo-“ und „verklemmt“ finde ich Deine Analyse ziemlich treffend. Chapeau!

  38. @jo/25:
    Bitte nicht missverstehen. Ich bin nicht dafür, dass man sklavisch irgendwelchen „Regeln“ eines bestimmten Genres folgt. Meiner Ansicht nach sollten diese allenfalls ein „Grundgerüst“ bieten. Es spricht vieles dafür diese ausgetretenen Pfade eines Genres auch mal zu verlassen und neues zu probieren.
    Ich wollte nicht die Dramaturgie einer Gesprächsrunde auf die einer Gesprächsrunde übertragen, sondern darauf hinweisen, dass auch „Gesprächsrunden“, also eben „Talkshows“, auch einer – wenn Sie so wollen – „Dramaturgie“ folgen. Da gibt es dann aber kein festgelegtes Drehbuch, sondern gewisse Erwartungen an die eingeladenen Gäste/Gesprächspartner.
    Jede Sendung im Fernsehen, die sich einem Genre zuordnen lässt, folgt eben gewissen Regeln des jeweiligen Genres. Nehmen wir ein mal nur die „Late Night Shows“ (LNS) als Genre : Es ist eben ein ungeschriebenes Gesetz, dass in einer klassischen Late-Night-Show eine Musikband gibt, es einen Moderator/Gastgeber gibt und dieser an einem Tisch sitzt. Am Anfang der Sendung gibt es ein „Stand-up“-Segment, danach kommen irgendwelche eingespielten kurzen Filmchen, danach geht’s weiter am Tisch mit Gästen, die einzeln (außer die Gäste gehören zusammen, wie z.B. bei einer Musikgruppe/Band) zum Gespräch hereinkommen und die nach einem (hoffentlich) unterhaltsamen Gespräch auch wieder gehen. Dann noch irgendeine „live performance“ : Irgendein/e Musikgruppe/Sänger/in/Stand-up comedian etc, tritt kurz. Dann die Verabschiedung durch den Moderator. Das ist nur das Grundgerüst und kann von LNS zu LNS varieren, doch praktisch jede LNS Show hat diese Elemente.

    @inga
    Ihr Beispiel mit dem Taschendieb hinkt gewaltig. Ich sprach über genrespezifische Eigenheiten von Fernsehsendungen/-serien. Diese „funktionieren“ nach gewissen Regeln. Wenn ihnen diese nicht gefallen, dann brauchen Sie sich diese nicht zu Gemüte zu führen. Dabei sollte Ihnen auffallen, dass Sie vielleicht sich das falsche Fernsehprogramm anschauen, wenn Sie sich Sendungen anschauen, deren „Regeln“ Sie nicht mögen. Das ist in etwas so, als wenn Sie ins Kino gehen, sich eine klassische „RomCom“ (romantische Komödie) anschauen und sich dann über einzelne genrespezifische Elemente beschweren, z.B. dass der Film überhaupt gar keinen geistigen Tiefgang aufweist, die Charaktere im Film ziemlich platt, schematisch, ja geradezu Stereotype sind. Und vielleicht beschweren Sie sich auch noch über die mangelnde Spannung, d.h., dass im Film keine Spannung aufkomme. Das mag alles gerechtfertigt sein, aber das hat dann nichts mit dem Film zu tun, sondern mit dem Genre dem er angehört und dessen Regeln er (vielleicht allzu sehr) folgt.
    Es ist einfach befremdlich ein Element eines Genres bei einer Sendung dieses Genres anzuprangern/zu kritisieren und bei anderen Sendungen des gleichen (oder eines ähnlichen) Genres geflissentlich darüber hinwegzusehen. Das ist einfach unredlich. Wenn man dann das ganze auch noch mit Kritik an der Person (=Kerner) vermischt, dann gute Nacht. Es steht jedem frei Kerner nicht zu mögen, aber Kritik an der Person und Kritik an einem Genre, in dem diese Person unterwegs ist, zu vermischen, ist einfach falsch. Das ist in etwas so wie, Pornos nicht zu mögen und gleichzeitig die mangelnden schauspielerischen Fähigkeiten der Darsteller zu kritisieren oder aber sich darüber zu beschweren, dass es in den jeweiligen Filmen ja eigentlich nur um kopulierende Menschen geht und die Rahmenhandlung des Films jegliche Realtitätsnähe vermissen lässt.

  39. @schrulle:

    Du nennst „er ist doch nur neidisch“ eine Analyse? Cool, da war ich ja mit fünf schon ein richtiger Analyst.

  40. @E. v. Halacz:
    Sorry, aber das sehe ich komplett anders.
    Es ist absolut gerechtfertigt, die Arbeit eines Moderators zu kritisieren, gerade wenn es um ganz spezifische Eigenheiten genau dieses Moderators geht, und diese seine Arbeit beeinflussen. In dem Taz-Kommentar wird denn auch genau das getan: Die Art und Weise kritisiert, wie Kerner seine Arbeit macht. Mit Beispielen und Begründungen, genau, wie eine Kritik aussehen sollte. Ob Sie dem nun zustimmen oder nicht, ist völlig irrelevant. Und noch etwas: Dass Talkshows vermehrt zu Marketingaktionen der Gäste (und Sender) werden, ist durchaus kritikwürdig. Dass ein Barth sich’s extrem leicht macht und lieber Teile seiner Show präsentiert anstatt zu zeigen, dass er auch spontan lustig sein kann, ist an sich schon arm genug. Aber den willfährigen Stichwortgeber zu mimen, ist einfach schlechte Arbeit. Dass es auch anders geht, zeigt ja das hier schon von jemandem erwähnte Beispiel von Stefan Raab. Tu also bitte nicht so, als sei das ein Problem, dem wir wie einer Art Naturgesetz unterworfen sind. Käse.

    Übrigens: Ich schau Kerner nicht, weil ich ihn in der Tat keine zwei Sekunden ertrage. dabei kann ich nicht mal sagen, ob ich Kerner als Menschen mag oder nicht, ich kenne ihn nämlich gar nicht persönlich.. Wäre ich aber Fernsehkritiker, dann müsste ich mir seine Sendung wohl oder übel antun. Denn der Start der Sendung ist selbstverständlich ein Ereignis, über das man eine Kritik in der Zeitung erwarten darf. „Dann schau’s halt nicht an“ ist daher, sorry, ein total bescheuerter Kommentar. „Dann lies halt keine Kritiken über Kerner, wenn Dich das so mitnimmt“ möchte man da spontan antworten.

  41. „Kerner ist immer da, wo der größtmögliche gesellschaftliche Konsens ist. Da gibt es keine persönliche Haltung, keine eigene Position. Kerner hat keine Meinung über seine Gäste.“

    @Martin,# 48:

    erstens weisst du das gar nicht. Wir reden hier schliesslich vom Fernsehen. Es ist genau so gut möglich, dass Kerner die Tatsache respektiert, dass er nicht dafür bezahlt wird, seine persönlichen Ansichten in die Öffentlichkeit zu tragen. Schon mal darüber nachgedacht, dass es Teil seines Jobs sein könnte, genau das zu sein, was er ist ? Der Konsens, die Mitte der Gesellschaft ?
    Immer dran denken, Fernsehen ist Show.

    Und selbst wenn Kerner tatsächlich auch bezogen auf seine persönlichen Ansichten die Mitte der Gesellschaft, also den Konsens repräsentiert, was wäre daran so falsch? Dein Argument klingt fast so, als ob „den Konsens vertreten“ keine eigene Position wäre.
    Sind nur die Meinungen und Positionen erlaubt, die nicht mainstream sind, nur die erlaubt, die hip, cool und wasweissichnoch sind, aber bloss nicht konsensfähig ?

    Nee, bloss nicht die Mitte der Gesellschaft, das sind ja die Spießer…

  42. „Und noch etwas: Dass Talkshows vermehrt zu Marketingaktionen der Gäste (und Sender) werden, ist durchaus kritikwürdig. Dass ein Barth sich’s extrem leicht macht und lieber Teile seiner Show präsentiert anstatt zu zeigen, dass er auch spontan lustig sein kann, ist an sich schon arm genug. […]. Dass es auch anders geht, zeigt ja das hier schon von jemandem erwähnte Beispiel von Stefan Raab.“

    Ähm, bitte? Gerade bei Raabs Sendungen wird doch Eigenwerbung ohne Ende betrieben. Ich sehe mich durch die Kritik an Kerner und den Lob an Raab in meiner Annahme bestätigt, dass hier die zuerst diffuse Gefühle („ich mag den irgendwie nicht“) vorliegen die man dann im Nachhinein rational zu begründen versucht.

  43. Als wäre das Gefühl nicht begründet. Wer mag denn bitte Raab? Oder zitiert ihn als positive Autorität.

    Was ich erstaunlich finde, ist nicht, daß jemand in der Rheinischen Post gleichzeitig über Kerner lästert und Sarrazin lobpreist, sondern daß die Analyse über Kerner gelingt, den Punkt trifft und eine Tiefe erreicht, die bei Analyse der Sarrazingeschichte einfach vollkommen fehlt, dort wird dem platten Ressentiment sein Platz gewährt – nur weil es gerade politisch etwas außer Mode erscheint (aber in Wirklichkeit natürlich der nur kaum kaschierten Dummheit aus der Seele spricht, oder besser: schreit)

  44. @Usul:
    Ich mag Raab eigentlich gar nicht besonders gern. Aber als opportunistischen Stichwortgeber kann man ihn ganz sicher nicht bezeichnen.

  45. @B.Schuss(54): Ich habe nichts gegen Kerner, er ist sicher ein Profi im besten Sinne. Ich wollte nur erläutern warum er so erfolgreich ist. Es sollte sich nicht so sehr wie eine Klage lesen.
    Aber klar: Jauch finde ich besser.

  46. @ Usul, #56

    Ich sehe mich durch die Kritik an Kerner und den Lob an Raab in meiner Annahme bestätigt, dass hier die zuerst diffuse Gefühle (”ich mag den irgendwie nicht”) vorliegen die man dann im Nachhinein rational zu begründen versucht

    Und worin liegt da das Problem? Wenn mir mein Bauch noch vor („vor“, nicht „statt“ oder „im Gegensatz zu“) meinem Kopf sagt, dass ich eine Person nicht mag, sollte man doch deshalb nicht beide ignorieren. Und das von Anderen zuvor vorgebrachte Argument seines Erfolges ist ja nun auch nicht sonderlich überzeugend. Ich schaue wirklich gerne fern, aber das Meiste, was gesendet wird, ist – pardon – Dreck. Hat aber Erfolg, sonst würde es nicht gesendet. Da ich es gewohnt bin, mir die Perlen aus dem Programm heraussuchen zu müssen, ist es mir aber auch relativ egal, wer oder was da jetzt die anderen 90% füllt. Von mir aus auch Kerner. Muss man ja nicht gucken.

  47. Noch ein paar Zahlen:

    Mit nur 6,5 % (1,83 Millionen Zuschauer ab drei Jahren) bzw. 7,5 % (910.000 14- bis 49-jährige Zuschauer) lag Kerner unter dem Durchschnittswert von Sat1. Bauern, die Frauen suchen sind also eindeutig interessanter für die Zuschauer als dieses Magazin. Und ich habe Montags sowieso was Besseres vor als FernsehGUCKEN.

  48. Ich finde, der Barth sollte zum Co-Moderator der Sendung ernannt werden, so oft, wie der vom Kerner eingeladen ist. Was der zu berichten hat, hat schon nen ziemlich langen Bart. Er erzählt halt immer wieder die üblichen Klischees. Ziemlich flach, trifft aber anscheinend den Geschmack unserer immer bildungsferneren Gesellschaft.
    Und der Kerner ist eigentlich keiner Kritik mehr würdig. Er passt wunderbar zur Pro7-Sat.1-Gruppe, die bei mir inzwischen die Programmplätze 78 aufwärts belegen.

  49. Bei Hernn Niggemeir erfährt man doch wirklich jeden Tag was Neues.
    Gewinnspiele sind Abzocke und bei Kerner gibt es keine kontroversen Diskussionen. Wer hätte das gedacht?
    Ich tippe mal der nächst Beitrag von Herrn Niggemeier lautet:“Wenn es regnet, wird man nass.“

  50. Herr Niggemeier nehmen Sie JBK doch als Urlaubsvertretung ins Boot vielleicht daraus noch eine echte (Männer)-Freundschaft, dann hat das Boulevard wieder etwas zum „Prousten“ ….

  51. Und selbst dann wären die Kommentarspalten voll von Leuten, die sich bei Stefan darüber beschweren, dass ihr Schirm kaputt ist.

  52. @mirko, #63: ah, verstehe. Wer Mario Barth lustig findet, gehört zum „bildungsfernen“ Teil der Gesellschaft. Was bin ich froh, dass Sie hier keine Klischees verbreiten…^^

  53. @67

    Ich denke da steht #63 nicht ganz alleine. Ich bin, seitdem ich Herrn Barth das erste Mal (da ich ihn noch nicht kannte habe ich nicht auf der Stelle umgeschaltet ;) ) sein Programm im TV habe abspielen sehen und dabei der eine oder anderen Schwenk auf sein Publikum gelmacht wurde, davon überzeugt dass „Barth-gut-finden“ ein ziemlich zuverlässiger Indikator für eine gewisse geistige Schlichtheit ist.

  54. Wenn ich Kerner beim Reinzappen oder bewußten Schauen wg. attraktiver Gäste gesehen habe, habe ich mir immer gedacht, daß der Mann einfach dumm oder unintelligent ist. Er versteht keine Anspielung, jeder Witz muß ihm erklärt werden, Doppeldeutigkeiten bemerkt er nicht.

    Einen ähnlichen Eindruck hatte ich allerdings auch von Leo Busch, als Herr Niggemeier sie besuchte, und auch von Sandra Maischberger, als sie Harald Schmidt interviewte. Ich werde dann immer ganz unsicher, ob mein Eindruck gerechtfertigt ist, weil diese Leute doch so beliebt sind, oder ob es nicht doch eine Menge Geisterfahrer mehr gibt als man denkt.

    Dieter

  55. Mir gefällt der Kommentar zu Sarrazin noch besser als der über Kerner.

    Darf ich das hier überhaupt sagen?

    Zum Glück habe ich Migrationshintergrund (noch dazu arabischen), da geht das gerade nochmal durch…

  56. @Hatem: Nein, die Regeln dieses Blogs schreiben eigentlich vor, dass Sie hier nur kommentieren dürfen, wenn Sie meiner Meinung sind. Hält sich nur niemand dran.

    (Sind eigentlich gerade wieder Deppenkommentarwochen? So insgesamt?)

  57. @Stefan: naja, warum sollte dieser Teil des Internets irgendwie anders ( besser ) sein, als der ganze Rest ? :)

  58. @stefanniggemeier

    Genau, es sind Deppenkommentarwochen, darum kommen Leute wie ich aus ihren Löchern gekrochen.

    Ich habe nur vorsichtig nachgefragt, weil es ja hier ausgesprochener und unausgesprochener Grundkonsens zu sein scheint, dass Thilo Sarrrazin ein rassistischer Hetzer ist und alle die ihm zustimmen, potentielle NPD-Wähler sind.

    Au weia, was hab ich jetzt wieder gesagt…

    Naja, wie Sie so treffend bemerkten: Deppenkommentarwochen.

  59. @72: Naja, eigentlich halten sich ja immer so rund 90% der Kommentatoren an diese Regeln, was allerdings auch daran liegen mag, daß gleich die „Deppenkommentarwochen“ ausgerufen, wenn mal zwei oder drei Leute eine leicht abweichende Meinung vertreten.

    Da ist mir Kerner ja fast schon lieber, wenn er vom Mainstream abweichende Meinungen aus Desinteresse akzeptiert, als Sie, der offenbar von der eigenen abweichende Meinungen aus Arroganz abwertet.

    Konsequent wäre es dann aber, die Kommentare mit „Platz für Applaus“ zu betiteln…

  60. Stefan Niggeeier schreibt in der taz:

    „stern TV“ hat herausgefunden, wie wenig man sich anstrengen muss, um wöchentlich zwei Stunden Sendezeit zu füllen, und „Kerner“ versucht seit Montag dieses Prinzip der Redundanz und Anspruchslosigkeit zu imitieren

    Man muss sich nun dabei bildlich vorstellen, wie Niggemeier tagelang aufwändig um diese Zeilen ringen muss. Schweißperlen rinnen ihm die Stirn herab, während er kreative Lösungen für seinen fulminaten Rundumschlag sucht. Das ist Anstrengung pur. Denn nur Kerner zu verreißen – dazu kam er zu spät, das hatten vor ihm ja schon zig andere selbsternannte Fernseh-Experten erledigt (begeistert applaudiert von zahllosen Blog- und Foren-Lesern, die nahezu uneingeschränkt betonen, sie selbst würden schon seit Jahren nicht mehr fernsehen).

    Morgen schreibt Niggemeier dann wieder Beiträge darüber, inwieweit andere Medien nicht in der Lage sind, Sachverhalte differenziert zu betrachten.

  61. @peter wolf,
    90%? Wissen Sie, was ein sog. Confirmation Bias ist? Hat was mit selektiver Wahrnehmung zu tun. Hier ist Ihre steile These aber ganz einfach nachzuprüfen: Einfach mal die Kommentare abzählen. Und eigentlich macht es keinen Spaß, jemandem die offensichtlichen Dinge zu erklären, aber: „Deppenkommentar“ bezieht sich auf die depperte Frage, ob man hier auch Meinungen äußern dürfe, die von Stefan Niggemeiers abweicht. Kleine verblüffende Randbemerkung: Könnte Niggemeier mit anderen Meinungen nicht umgehen, könnte er sie als Blogbetreiber einfach ratzfatz löschen. Echtjetzt.

  62. @inga
    „Und eigentlich macht es keinen Spaß, jemandem die offensichtlichen Dinge zu erklären, aber: „Deppenkommentar” bezieht sich auf die depperte Frage, ob man hier auch Meinungen äußern dürfe, die von Stefan Niggemeiers abweicht.“

    Das nächste Mal werde ich meine depperte Frage als Ironie deutlich kennzeichnen.

    Sorry,
    Hatem

  63. @ treets

    Im Vorfeld die Person oder einer neuen Sendung von Herrn Kerner zu diskreditieren nenne ich Vorverurteilung oder Lobbyeismus. Wenn jedoch am Montag sein neues Magazin herauskommt, es also einen Anlass gibt und Herr Niggemeier darüber schreibt, ist es Medienkritik und schlicht und ergreifend sein Job, für den er einen Auftrag bekommen hat. Hätte Herr Kerner eine bessere Show abgeliefert, wäre dementsprechend auch die Kritik besser gewesen.

    Persönlich bin ich sehr froh, dass es ehrliche und professionelle Kritiker gibt an denen sich Medienschaffende reiben und messen können. Nur so gibt es die Chance sich auch weiterzuentwickeln, Fehler zu entdecken und sie in Zukunft zu vermeiden. Denn oft sind Autoren und Redakteure von dummen Klatschvieh umgeben, die eine sachliche Kritik nicht von einem persönlichen Angriff unterscheiden können und anschließend in Blogs dumm rumkritzeln. Darum an der Stelle mal an Eco, Niggemeier und wie sie alle heißen ein herzliches Danke, auch wenn es manchmal echt nervt!

  64. @77: Den Kerner Artikel haben geschätzt 50 bis 60 verschiedene Leute kommentiert. Ich habe beim schnellen Durchsehen 6 gezählt, die explizit eine andere Meinung geäußert haben. Meine „steile These“ bezog sich aber gar nicht auf diese eher kontoverse Diskussion, sondern auf die vielen anderen weniger Kontroversen. Wenn Sie eine andere Wahrnehmung haben, mag es ja daran liegen, daß zustimmende Kommentatoren häufig sehr kurz und nur einmal kommentieren, während Kommentatoren mit abweichender Meinung häufig länger und mehrfach kommentieren.

    Das „Sind eigentlich gerade wieder Deppenkommentarwochen?“ bezog sich vermutlich auf den Kommentar von Hatem, was insofern schon albern war, weil die Frage „Darf ich das ünerhaupt sagen?“ noch offenichtlicher nicht ernst gemeint war. Aber woraus bezog sich denn das „So insgesamt?“?

    Und ich habe nie gesagt, Niggemeier könne mit anderen Meinung nicht umgehen. Wenn man darunter versteht, daß ihn Kritik in relativ kalt lässt, kann er sogar sehr gut mit anderen Meinungen umgehen. Die Art und Weise, wie er es tut, finde ich nur mitunter zu arrogant.

  65. @79, JO:

    reiben schon, messen weniger – da ich weiß, dass viele Medienjournalisten sich auf das reine Anschauen beschränken und gar nicht auf die Idee kommen, z.B. mal den Hörer in die Hand zu nehmen und nachzufragen. Null Recherche, wenig Aufwand, flott ein paar schmissige Zeilen hingeworfen – that´s it.

    Und solche Leute wollen mir erklären, was der reine, wahrhaftige Journalismus sein soll? Leute, die in – geschätzt – zehn bis zwanzig Minuten nichts weiter machen als eine Polemik darüber zu verfassen, wie wenig andere Journalisten arbeiten? Soll das die Vorlage sein, um sich weiter zu entwickeln?

  66. @peter wolf:
    Hermeneutik ist nich so Ihr Ding, oder? Schätzen und schnelles durchsehen ist eher kein so gutes Mittel gegen selektive Wahrnehmung. Ganz abgesehen davon, dass Sie wenn schon die „explizit andere Meinung“ nur gegen die „explizit gleiche Meinung“ aufrechnen dürfen.

  67. Schön, dass du zum Schluss noch auf den Sarrazin-Artikel von Tückmantel hinweist. Der hat in der Tat bemerkenswerte Qualitäten. Während bis dato die einen sagten, Sarrazin hat nicht recht und der Ton ist nicht in Ordnung und die anderen sagten, Sarrazin hat recht, aber der Ton ist nicht in Ordnung, sagt Tückmantel, Sarrazin hat recht und der Ton ist in Ordnung. Sowas zeigt schon die Gesinnung dieses Journalisten.

    Offenbar kann er trotzdem eine Kernersendung lesenswert rezensieren. Warum auch nicht.

  68. @treets: Was konkret hätte ich bei Herrn Kerner Ihrer Meinung nach „nachfragen“ sollen? „Fanden Sie’s genau so langweilig wie ich?“ „Haben Sie absichtlich so langweilige Themen behandelt oder ist Ihnen wirklich nichts besseres eingefallen?“

    Ich habe sogar vor drei Wochen mit Kerner (und schätzungsweise 20 anderen Journalisten) Mittag gegessen und mir von ihm erzählen lassen, was das für eine Sendung werden soll und wie er sich das vorstellt. Das war interessant und unterhaltsam, geradezu: nett.

    Aber abgesehen davon: Natürlich darf jeder das öffentliche Werk, das jemand produziert (eine Sendung, eine CD, ein Buch, ein Blog) auf der Grundlage des Werkes selbst kritisieren, ohne beim Urheber noch irgendetwas nachfragen zu müssen. Was denn sonst?

  69. Immer wieder aufgewärmter Eintopf,schlägt jedem der ihn anrichtet schwer auf dem Magen.Insofern möge man Kerner mit Magentropfen dagegen -Nervenheilmittel gegen Barth und Trostpflaster für diesen beschissenen Einstand reichen. Ab zu Arzt, das nette Fazit dazu. Nicht im Namen der Rose. Im Namen des Zuschauers !

  70. Kerner versteht es schon seit Jahren erfolgreich, das Publikum zu spalten. Sein Interesse ist gespielt, seine Fragen oft vorbereitet und nicht ins Gespräch passend – aber er macht das auf eine individuelle Art, in der man ihm den netten Jungen von nebenan abnimmt – und das bringt ihm auch viele Fans. Würde man nur das Inhaltliche werten und nicht das von Außen aufgebaute Image – gäbe es diese Sendung schon lange nicht mehr.

  71. @genova,#84: und welche Gesinnung soll das sein bitte ? Nur so aus Neugier…

    @stefan, #85: naja, wie wärs denn z.B. mit den Fragen, die auch hier in der Diskussion schon aufgekommen sind ? Oder wären das dann Fragen, die selbst ein so etablierter Medienjournalist wie du nicht stellen kann, ohne Angst haben zu müssen, nie wieder ein Interview ( oder eine ehrliche Antwort ) zu bekommen ?

    Oder wäre von jemandem wie Kerner, bei dem ich nie sagen kann, ob er sich noch als Journalist, oder schon als Entertainer versteht, überhaupt nicht zu erwarten, dass er solche Fragen ehrlich beantwortet ( weil es vielleicht die Illusion beim Zuschauer zerstört ) ?

    Dürfte man solche Fragen überhaupt stellen, oder gibt es ein gentlemen’s agreement, so etwas nicht zu thematisieren ?

  72. @ 85. Niggemeier (?)

    Frage 1 – Und hat’s geschmeckt? (Wir meinen das Essen!)

    Frage 2 – War das Essen auch eCOlogisch?

    Info: ecco fatto (ital.: so, fertig!)

    In The Name Of The Heart (just call us darling)

    MfG
    Eure 3sat Buchkritikerin

  73. @ treets

    Mir scheint es so, als ob Sie noch nie in Ihrem Leben eine Kritik geschrieben haben, denn Sie verkennen hier eindeutig den Aufwand und die Hintergrundrecherche die damit verbunden sind.

    (Siehe Antwort Herr Niggemeier!)

    Für mich ist es ein Zeichen von Neutralität, wenn Journalisten nicht als Kritiker auf einem Konzert, bei einem Theatherstück, bei einem Kinobesuch, bei einer Messe, bei den eigenen Kollegen auftreten. Das ist eine Frage des Stils, meines Erachtens und jedem selbst überlassen. Ich schätze Kritiker, wie Herrn Niggemeier, die sich in erster Linie auf das Produkt konzentrieren und nicht auf die Produktionsart, da man viel zu schnell eingelullt wird – gerade im Umgang mit eigenen Kollegen oder im Umgang mit PR-Agenturen.

    Und JA, es war sicher sehr viel Arbeit für das Kerner Team die Sendung zu erstellen … aber … sie ist ihnen einfach nicht gelungen.

  74. Sehr passender Kommentar! So ist mir das erst jetzt klargeworden. Aber was wollt ihr auch erwarten? Der Typ kommentiert Fussballspiele! Das ist Gelaber bei gleichzeitigem Desinteresse auf dümmsten Niveau. Der Typ hat’s drauf! =)

  75. jay bee kay, wie ihn seine fans nennen dürfen, ist doch eigentlich ganz in ordnung und passt wunderbar in die deutsche talkshow landschaft. ab und an überkommt es ihn halt und er fühlt sich wieder zu etwas „journalistischer“ arbeit berufen. in diesen eher schwachen phasen seiner medienpräsenz muss man ihn dann einfach ausblenden und abwarten, bis er einfach nur wieder „talked“.

  76. @ Der Adrige, #91

    Fußballspiele live zu kommentieren ist eine schwere Aufgabe, was man daran sieht, dass das kaum jemand gut macht. Das Schlimme an Kerners Fußballkommentatorendasein ist, dass er es wie eine Boulevardsendung angeht: Permanent stellt(e) er Infos zum Privatleben der Akteure in den Vordergrund, wo es eigentlich um den Sport gehen sollte.

  77. P.S.: Ich wäre ein ganz miserabler Kommentator für Fußballspiele, aber das hindert mich nicht daran, diejenigen, die es tun, zu bewerten. Das nur schon mal vorauseilend dazu, man kennt ja seine Blogkommentatorenpappenheimer…

  78. Hat nicht Eco auch mal geschrieben.
    „Ein Fachmann ist ein Mensch, der zu reden anfängt, wenn er zu denken aufhört – und umgekehrt.“

    Vielleicht redet Kerner deshalb so gerne

  79. @90, JO:

    „Mir scheint es so, als ob Sie noch nie in Ihrem Leben eine Kritik geschrieben haben, denn Sie verkennen hier eindeutig den Aufwand und die Hintergrundrecherche die damit verbunden sind.“

    Haben wir schon den 11.11.? Das meinen Sie doch nicht Ernst, gell?

    @85, SN:

    „Was konkret hätte ich bei Herrn Kerner Ihrer Meinung nach „nachfragen” sollen?“

    Warum ziehen sie sich den Schuh an, der gar nicht passt?
    Diese Bemerkung war doch sichtlich eher allgemeiner Natur.

    Warum nicht etwas zu meinem Vorwurf, dass Sie in diesem Fall ziemlich undifferenziert urteilen?

    Ich stelle bei Ihnen eine Konstante fest. Immer dann, wenn Sie kritisiert werden, picken Sie sich den Teil der Kritik heraus, den Sie am leichtesten kontern können. Den (unangenehmen) Rest lassen Sie gerne unter den Tisch fallen.

    So kann man sich rhetorisch gut durchs Leben schlagen, aber unterm Strich ist das brotlose Kunst.

    In diesem Fall: Man kann durchaus unterschiedlicher Ansicht sein, was Stern TV betrifft. Man kann auch sagen, dass man solche Sendungen allgemein oder diese Sendung speziell nicht mag. Das ist dann halt ein Geschmacksurteil. Und so lesen sich auch zahlreiche deutsche TV-Kritiken: der Geschmack des Kritikers wird breit gewalzt, mehr nicht.

    Nur wenige Medienjournalisten sind willens und in der Lage, TV-Produktionen auch (!) mittels Recherche zu hinterfragen. Bestes Beispiel: der von Ihnen hier im Blog erwähnte WDR-Arznei-Streifen – und wie er in den Gazetten zunächst und dann später besprochen wurde.

    Ein anderes Beispiel: ein namhafter Reporter des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens wird für einen Film ausgezeichnet. Der TV-VIP erzählt, beinahe bescheiden, wie intensiv die Arbeit für ihn war. Lobhudelei allüberall, die Interviews nicht selten sehr devot geführt (überhaupt führen die meisten Medienjournalisten, welche den TV-Kollegen wenig Biss attestieren, selbst gerne recht unkritische Interviews mit VIPs). Welcher Medienjournalist bemüht sich herauszufinden, wie hoch eigentlich wirklich der Eigenanteil des Promi-Reporters war? Sie werden Mühe haben, dafür Beispiele zu finden. Dabei wäre es recht simpel, das zu checken.

    Zurück zum eigentlichen Thema:
    Wenn Sie nun schreiben, Stern TV müsse sich nicht anstrengen, um die Sendezeit zu füllen, so ist das – unterstellt, Ihnen geht es um mehr als um das Geschmäcklerische – eine ziemlich platte Pauschalkritik. Mir gefällt die Sendung auch nicht immer, für meinen Geschmack finde ich dort nur selten etwas, was mich wirklich interessiert.

    Aber, und ich wiederhole mich: ist es nicht vermessen, anderen Leuten vorzuhalten, Sie würden mit wenig Anstrengungen lediglich Belangloses produzieren – wo ihre eigenen Zeilen in diesem Fall außer Polemik kaum etwas zu bieten haben?

    Das ist es, was mich am meisten an Ihnen stört: Diese leider immer wiederkehrende Arroganz gegenüber anderen Journalisten, dieses Nölen und Heruntermachen, dieser hohe Anspruch, den auch Sie dann hin und wieder gerne unterlaufen. Zumal Sie durch die Art ihrer Arbiet, das meist bloße Reflektieren von Produkten anderer Medien, nur selten in die Gefahr kommen beweisen zu müssen, dass Sie es besser könnten.

    Die Momente, in denen Sie selbst ihren Ansprüchen gerecht werden, genieße ich dann als Leser ihres Blogs umso mehr.

  80. Da fällt mir ein, wie maßlos enttäuscht ich von der „Zimmer Frei“-Sendung mit Michael Mittermeier war. Das Format ist im Allgemeinen eine denkbar schlechte Plattform für (marketinggetriebene) Selbstdarsteller, doch Mittermeier versuchte dennoch krampfhaft, auf jede noch so allgemeine Frage mit einem vorbereiteten Gag aus seinen Programmen zu kontern. Das hat ihn bei mir gehörig Sympathien gekostet.

  81. @treets: In aller Kürze: „Stern TV“ hat das Prinzip erfunden (und für sich selbst zur Regel gemacht), dass man den Inhalt der meisten Filmbeiträge durch ein nachfolgendes Studiogespräch doppelt, in dem die Protagonisten aus dem Film noch einmal dasselbe durchkauen, was gerade schon gezeigt wurde. („Kerner“ hat das z.B. beim Stau-Beitrag wunderschön nachgemacht, als sie die Frau, die uns vorher schon gezeigt hat, wie es aussieht, wenn Leute im Stau stehen, noch in die Gesprächsrunde eingeladen haben, damit sie das gleiche noch einmal erzählt.) Das nenne ich Redundanz.

    „Stern TV“ hat in der vergangenen Woche den Anwalt Ralf Höcker eingeladen, um mit ihm noch einmal über Rechtsirrtümer zu redet. Es war mindestens sein dritter Auftritt in der Sendung. Mit ihm hat I&U, die Produktionsfirma von „Stern TV“, schon eine eigene Show produziert. Das ist nicht schlimm, der Mann ist unterhaltsam. Aber das nenne ich redundant und anspruchslos.

  82. 98, SN:

    Reichen Ihrer Meinung nach diese von Ihnen nun genannten Beispiele, um die von Ihnen gewählte generelle Aussage zu belegen:
    „stern TV” hat herausgefunden, wie wenig man sich anstrengen muss, um wöchentlich zwei Stunden Sendezeit zu füllen“?

    Dass Inhalt von Filmen und nachfolgender Talk gewisse Redundanzen aufweisen, dürfte sicherlich vorkommen. Aber ist es tatsächlich so, dass die Protagonisten IMMER und NUR das bereits Gesagte durchkauen und nicht darüber hinaus von Jauch befragt werden? Ich bin mir ziemlich: eine exakte Analyse dürfte ihre These nicht gerade untermauern.

    Was für Sie (Fall Höcker) anspruchslos sein mag, ist vielleicht für viele andere Zuschauer interessant, amüsant, unterhaltsam. Diese Kritik ist somit allein eine Geschmacksfrage. In dem Fall wäre es treffender, das auch so zu kennzeichnen – statt über andere Journalisten zu urteilen, sie müßten sich nicht anstrengen, um ihre belanglose Arbeit herzustellen. Und: ist der Fall Höcker Beleg genug für ihre These?

    Dass gewisse Themen und Protagonisten wiederholt auftauchen, finden Sie sogar in klassischen Politmagazinen. Ja, und?
    Wäre es auch redundant und anspruchslos, in einem Blog zum x-ten Male das Thema „Super-Symbolfotos“ zu posten?

    Der Vorwurf, Sie hätten in diesem Fall eklatant gegen ihre eigenen Maßstäbe von differenziertem Journalismus gehandelt, bleibt bestehen. Sie, Stefan Niggemeier, haben mal eben flott die Keule heraus geholt und einige böse Polemiken verteilt, die Sie nicht wirklich mit Fakten belegen können. Bei jedem anderen Kritiker wäre mir das piepegal. Aber Sie postulieren ja permanent journalistische Ansprüche an andere, müssen sich also daran messen lassen.

    Vor dem Hintergrund dessen, um was es geht, mag das lächerlich sein. Aber gelten Prinzipien nur in besonderen Fällen?

  83. @24: „Kerner befriedigt mit einigem Erfolg das breite Bedürfnis nach belangloser Unterhaltung im Gewand einer Talkshow. Kerner nun aber wegen seiner Belanglosigkeit zu kritisieren, ist in etwa so, als würde man die Sportschau dafür kritisieren, daß sie sich so gar nicht mit wichtigen politischen Themen beschäftigt.“

    Hier demonstrieren Sie doch selber, warum Kerner immer wieder kritisiert wird nicht zu sein, was er nicht sein will: weil er so tut als wollte er es sein. Deshalb kommen seine Präsentations-Plattformen eben im _Gewand einer Talkshow_ daher – die Sportschau aber nicht im Gewand eines Polit-Magazins.

  84. @ treets

    Sicher meine ich das Ernst. Kleiner Tipp: Ich kann Sie nicht sehen! Ich kann Sie nur nach dem beurteilen, was ich lese und das sagt mir, dass Sie nach meinem Gefühl noch nie in Ihrem Leben eine Kritik geschrieben haben, da Sie den damit verbundenen Aufwand und die Hintergrundrecherche komplett unterschätzen. Eine Kritik wird anders geschrieben als ein „Making off“, ein Promoflyer, ein „Hinter den Kulissen von…“ oder ein Bravo-Starschnitt. Neutralität ist geboten, ein statistischer Vergleich und ein Vergleich mit dem was war, was ist, was kommt. Fiese Fakten halt, kein lockeres Schätzchen.

    Und noch was: Herr Niggemeier braucht ganz gewiss selbst kein perfektes Magazin produzieren zu können um eine perfekte Kritik zu schreiben. ebenso muss er nicht bei Bild arbeiten um die Bildzeitung zu analysieren. Neutralität und Abstand gewähren nämlich eine bessere Distanz, um Dinge besser erkennen zu können. Auch wenn Sie das wohl nicht wahrhaben wollen.

  85. 101, Jo: Ich finde ihre „Menschenkenntnis“ überaus unterhaltsam, habe viel Spass daran. Besten Dank für die Belehrungen, da habe ich tatsächlich eine Fernsehkritik mit einem Bravo-Starschnitt verwechselt. Muss einem ja auch mal jemand sagen.

    102:
    Dann kennzeichnen Sie es auch so. Und hören auf, anderen Leuten pauschal zu unterstellen, dass sie schlechten Journalismus machen. Nicht mehr, nicht weniger. Und wenn Sie dann noch mehr als nur „Geschmacksurteile“ in eine solche Kritik hineinzubringen vermögen, bin ich ganz auf ihrer Seite.

  86. #88:
    Das kommt doch aus meinem Beitrag ganz gut raus, oder? Tückmantel ist irgendwas zwischen konservativ, rechts, sozialdarwinistisch, neoliberal. Vor allem unzivilisiert, weil er das sprachliche Niveau Sarrazins ausdrücklich verteidigt. Und das als Spracharbeiter. Es passt aber ins Profil der Rheinischen Post: in weiten Teilen dumm und rechts.

  87. Wenn man Sarrazin zustimmt, ist man automatisch rechts ?
    Muss schön sein, wenn die Welt so einfach ist. ^^

  88. sarrazin blökt rechte thesen raus ?
    muss ich mir wohl doch das komplette lettre interview besorgen …

  89. Und wer den Atomausstieg fordert, ist links, oder? Was sind eigentlich die, die sowohl Sarrazin zustimmen als auch den Atomausstieg fordern? Und die, die Sarrazin widersprechen und gegen den Atomausstieg sind?

    Aber ist mal wieder ganz schön zu sehen, daß es doch noch Leute gibt, für die die Welt noch immer so einfach ist, daß es gelingt, Menschen anhand einer Meinung zu einem Thema in die passende Schublade zu packen. Da wird mir ganz warm ums Herz.

  90. @treets 105
    schließe mich deiner anti-pauschel-agenda an. am liebsten mehrfach.

    zu kerner: irgendwo oder irgendwann erschloss sich ihm das ultimative rezept für eine quer-beet-massentaugliche sendung: fragerichtung aus der perspektive eines 7-klässlers. so ein bißchen weiß er schon. er lernt auch ein bißchen was dazu. aber das ist alles so viel. dass passt nur kurzfristig in seinen kopf rein.

    weiß jemand hier bescheid?
    kommt diese haltung einfach, wenn man eine bestimmtes konto erreicht? bei harald schmidt ist auch irgendwann irgendwas passiert, dass ihn so tödlich desinteressiert an seiner sendung und allem und jedem und überhaupt machte.

  91. @ zoey
    wenn du etwas machst, was alle zufriedenstellt (das Publikum/die Kunden, der Sender/der Chef, dein Geldbeutel), würdest du dann etwas ändern wollen? oder anders: wenn du auf einen Block rumkritzelst, und ein Gallerist kommt und verkauft das Gekritzel für wahnsinnig viel Geld, dann würdest du vielleicht auch denken, naja, sooo schlecht wird es dann doch nicht gewesen sein, und weiterkritzeln.

  92. @Haco
    also – rein hypothetisch gesprochen – wenn ich vorher (ernsthafter) künstler wäre und dann für dreck millionen bekommen würde, dann würde ich mich auch irgendwann mal dazu äußern, dass ich selber ganz genau weiß, was ich da verkaufe.
    mir fällt in diesem zusammenhang das recycling von damian hirst ein.

    kerner ist in seiner zeit beim zdf nie nie aus seiner rolle(?) gefallen. das ist schon gruselig.

  93. Haha, Deppenkommentarwoche. Danke, jetzt muss ich mir kein Wort mehr einfallen lassen, für das was hier los ist. Nur kurz ein paar Antworten, die sich an einige von euch richten:

    Hatem: Mir fällt es schwer, an der Wahrhaftigkeit einer Aussage zu glauben, wenn sie jemand mit den Worten „Ich habe Migrationshintergrund“ zu untermauern versucht. Das ist in etwa so glaubwürdig wie: „Ich bin kein Rassist. Ich habe auch ausländische Freunde.“

    EvH: Es wäre schön, wenn du nicht so viel schwafeln würdest. Davon wird das, was du da von dir gibst, auch nicht besser. Nur weil hier was genrespezifisch sein soll, heißt das noch lange nicht, dass man das nicht kritisieren dürfe. Ich habe nichts dagegen, wenn Leute ihre Produkte bewerben möchten, dann aber bitte nicht auf solch widerliche Art. Auch eine Kritik an Kerner selbst ist angebracht. Schließlich gibt er für die Sendung sein Gesicht her, er repräsentiert sie, er ist derjenige, der sie „moderiert“. Ja, da ist Kritik an Kerner in der Tat angebracht.

    Mirko und Seb: So so, bildungsferne Gesellschaft und geistige Schlichtheit? Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass die Zuschauer vielleicht einfach nur mal abschalten wollen? Ich habe Abitur, studiere, liebe Kabarett, verstehe, was man in der Tagesschau berichtet, lese Qualitätszeitungen (Ja, ganz recht: QUALITÄTSzeitungEN); und TROTZDEM kann ich über Mario Barth lachen.

  94. ste (#55) bringt es auf den Punkt, denn Eco würde zu Kerner gar nichts sagen. Weil er ihn nicht kennt – und auch nicht kennenlernen möchte.

    Kerner zu kritisieren ist in etwa so interessant wie eine neue Folge vom „Traumschiff“ oder „Musikantenstadl“ zu beschimpfen. Es verschafft kurzfristig Erleichterung, aber man ändert nichts, weil man die „Zielgruppe“ dieser Schaffenden schon längst nicht mehr erreicht.

  95. @Gregor Keuschnig #122: Sie haben dass, was ich seit Tagen schreiben wollte, so geschrieben, wie ich es nicht könnte. Danke dafür.

  96. @119
    Sie müssen nicht glauben, dass ich Migrationshintergrund habe. Wundert mich jedenfalls nicht, dass Sie das nicht glauben wollen.
    Ist ja auch blöd, wenn Migranten Sarrazin zustimmen. Das passt Ihnen, @119 bestimmt nicht in Ihr Weltbild.

    Mein Vater ist aus einem arabischen Land eingewandert, hat in Deutschland studiert und promoviert.
    Was Sarrazin betrifft, gibt er ihm in der weitgehend Sache recht, aber er mag seine Formulierungen nicht.
    Ich gebe Herrn Sarrazin total recht, aber den Ausdruck „kleine Kopftuchmädchen“ finde ich ich schlecht. Denn die Mädchen können nichts dafür, dass sie so erzogen werden.
    Im Gegenteil, gerade auf die Frauen und Mädchen müssen wir unsere Hoffnung setzen bei der Integration. Denn die Männer haben oft sehr starken Nationalstolz auf die Heimat und kommen nicht zurecht mit der Gleichberechtigung für die Frau. Die Frauen sind viel weniger religiös und wollen lernen und können oft besser deutsch.

    Aber wenn ich hier lese, dass man automatisch rechts ist, wenn man Herrn Sarazin zustimmt, dann frage ich mich, in welcher Realität manche Kommentatoren hier leben.

    Bis morgen werde ich hier noch mitkommentieren, dann muss ich zurück in mein Getto, weil die Deppenkommentarwoche vorbei ist.

  97. Ach Hatem, mein Weltbild ist ziemlich offen und ich kann mir auch vorstellen, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln so einem Spinner zustimmen. Es wäre deren gutes Recht. Ich kaufe dir das nur nicht ab aufgrund der Art, wie du das hier von dir gibst.

  98. @125
    Verstehe ich gut. Ich werde mich nächstes Mal ein bisschen glaubhafter ausdrücken. Dass isch dem Sarazin seine Sprüche total übelneme und das er lieber im Qu’ran lesen soll anstatt so eine Scheiße abzulassen, wenn er total keine Checkung hat, was wirklich läuft, weissdu?
    dein lan Hatem

  99. Ich weiß nicht, ob ich Dich beglückwünschen soll, dass Du hier und da Geld dafür bekommst, dass Du Dir solche Kerners anguckst und dann darüber schreiben kann (Therapie?) oder Dir mein Mitleid ausdrücken sollte.

    Diese Kerners, Beckmanns, Lanz‘ dieser Welt, ich muss das ja auch aus der Sicht als Frau sehen … die Pille ist bitter. Das ist ganz schön viel unerträglicher Mann, der uns da zugemutet wird!

  100. Der Leser, der Tückmantel ein Praktikum unterstellt, liegt ziemlich heftig daneben. Uli Tückmantel hat innerhalb der RP schon einen heftigen Werdegang hinter sich, ist zwischenzeitlich in die Lokalredaktion Geldern gerutscht (wo ich ironischerweise als Praktikant unter ihm gearbeitet habe) und nun wohl wieder ziemlich aufgestiegen.

    Besonders schön ist hierbei, dass er als Leiter der Lokalredaktion gegenüber seinen Kollegen immer ein Beispiel für eine gute und erfolgreiche Tageszeitung nannte: Die BILD. Diese Haltung sah man seinen Artikeln auch sehr gut an. Dass gerade ein Stefan Niggemeier einer solchen Person zumindest in Teilen Respekt zollt, nämlich wenn es um die Kritik an öffentlichen Personen geht, gefällt mir ganz gut.

  101. Jaja, Sarrazin und Deppenkommentarwochen… ich weiß ja, das die Antwort von Stefan so nicht gemeint war, aber irgendwie passt da schon gut was zusammmen….

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