What the funk?! Der Happy-Sound der „ZDFzeit“-Dokus

Es genügt, die Pressefotos zu kennen, die das ZDF zu seinem großen „Duell: McDonald’s gegen Burger King“ anbietet, um einen guten Eindruck davon zu bekommen, was das Problem dieser Sendung und all dieser ZDF-Sendungen ist.


Fotos: ZDF

Ein glücklicher Nelson Müller präsentiert grinsend, als wolle er sich als Produktvorführer bei „Der Preis ist heiß“ bewerben, einen attraktiv hindrapierten Berg von Fast-Food-Produkten. Am Anfang der Sendung fällt der Satz, dass der Test „unter den strengen Augen von Nelson Müller“ stattfinde. Das da oben, das sind in der fluffig-aufschäumten Kuschel-Welt dieser ZDF-Verbrauchersendungen die „strengen Augen“ von Nelson Müller.

Ich habe ZDF-Chefredakteur Peter Frey gefragt, ob es nicht ein Problem ist, dass die Reihe „ZDFzeit“ am Dienstag um 20.15 Uhr anbiedernden „Galileo“-Journalismus betreibt, während RTL plötzlich die investigative Reportage für sich entdeckt hat und damit Burger King ernsthaft in Bedrängnis bringt. Das Interview erscheint morgen in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Aber eigentlich muss man sie gesehen haben, die Sendung, und vor allem: gehört.

Was mich mehr noch als alles andere zum Stöhnen bringt, wenn ich mir diese Filme ansehe, ist die Musikauswahl. Mit Ausnahme eines Teils, in dem es um die Arbeitsbedingungen bei Burger King geht und der wirkt, als sei er nachträglich (wegen der RTL-Enthüllungen, deren Urheber das ZDF natürlich verschweigt) hingeschnitten, ist alles mit einem Happy-Sound unterlegt. Damit der Zuschauer nie das Gefühl haben muss, er würde hier mit sowas Lästigem wie Journalismus behelligt, selbst dann nicht, wenn ein paar kritische Sätze fallen.

Es ist nicht nur die übliche Penetranz der musikalischen Verdoppelung des Gesagten und Gezeigten, aber die natürlich auch. Wenn erklärt wird, woraus ein Milkshake gemacht wird, läuft natürlich erst der „Milkshake“-Song von Kelis, dann „Shake, Rattle and Roll“ und schließlich, wenn der Zucker hinzugefügt wird, „Sweets for my Sweets“.

Immer wiederkehrendes Motiv der Sendung ist „Apache“ von Michael Viner’s Incredible Bongo Band, was nicht nur gute Laune macht, sondern auch den behaupteten „Duell“-Charakter illustriert. Optisch hat man da auch keine Kosten und Mühen gescheut:

Verstärkend, womöglich aus Sorge, dass es sonst zu subtil sein könnte, vielleicht aber auch, weil es eine Vorschrift gibt, es in solchen Kontexten als Klischee einzusetzen, folgt dann noch das Hauptthema aus „Zwei glorreiche Halunken“.

Das, immerhin, lässt sich alles erklären. Die Entscheidung, unter die ausführliche Aufdröselung, wieviel verschiedene Fast-Food-Menus kosten, „Get Lucky“ zu legen, ist dann schon rätselhafter, macht aber richtig gute Laune und führt beim Zuschauer sicher zu einem schönen „Ach, das kenn ich“-Gefühl.

Die überglückliche Grundstimmung wird später durch „Happy up here“ von Röyksopp verstärkt. Ich bin ein bisschen überrascht, dass „Happy“ von Pharell Williams nicht vorkam, aber vielleicht habe ich das nur überhört.

Es ist alles funky, mit diesen Burger-Bratereien, und so hören wir: „Theme from Shaft“, Jamiroquai mit „Too Young to Die“, die Commodores mit „Machine Gun“, The Brothers Johnson mit „Strawberry Letter 23“.

McDonald’s ist so nett, Nelson Müller mit dem Kamerateam in die Küche gucken zu lassen, und das ist, nach der Musik zu urteilen, natürlich eine heiße, detektivische Sache: Es erklingt „Der rosarote Panther“. Das ist ein lustiger Kontrast zur tatsächlichen Situation, in der Müller da steht und sagt: „Ich würde gerne wissen, wie wird bei Ihnen ein Burger gemacht.“ Und der McDonald’s-Mann sagt: „Ich würde sagen, dann machen wir direkt einen.“ Die Off-Sprecherin staunt: „Alles sieht besonders aufgeräumt und sauber aus.“

Überhaupt, die Sprecherin! Es ist Rita Ringheanu, und die ist ohne Zweifel eine großartige Sprecherin. Hier scheint sie den Auftrag zu haben, mit mindestens der gleichen Euphorie und Begeisterung zu sprechen, wie sie es tut, wenn sie für die großen Marken Werbespots aufnimmt. „Deutschlands Fast-Food-Liebhaber teilen sich in zwei Große Lager!“, freut sie sich und macht die fehlende Fallhöhe der folgenden 45 Minuten gleich am Anfang deutlich, wenn wir irgendwelche Leute sehen, die Nelson Müller mit Küsschen begrüßt: „Werden die Fans ihrem Lager treu bleiben? Oder wird es Überläufer geben?“ Die Frage „Kümmert es uns?“ hat danke der Energie in Ringheanus Stimme keine Chance.

Selbst Sätze wie „In der Cola von McDonald’s und Burger King wurden Rückstände gefunden“ sagt sie mit einer solchen positiven Energie, dass man fast denkt, das sei doch wenigstens gerecht und irgendwie eine gute Sache.

So moderiert sie mir ihrer Stimme auch, wenn die Punkte für die Unternehmen vergeben werden, alles allzu Kritische weg. „Essens-Zubereitung wie am Fließband mag nicht jedermanns Sache sein“, heißt es dann. „Aber McDonald’s ist immerhin um Transparenz bemüht.“ Eben. Immerhin!

Und die skandalösen Zustände bei der Konkurrenz, die natürlich zu einem Punkt für McDonald’s führen, sind in den Texten von „ZDFzeit“ kein grundsätzliches Problem, kein Prinzip, sondern nur eine Frage des Noch-nicht-ganz-soweit-Seins: „Beim Thema Fairness hat Burger King noch einiges aufzuholen.“

Wenn es zu den Bauernhöfen geht, von denen das Fleisch für die Burger stammt, erschallt fröhlich „Timber“ von Pitbull, und die Kühe, die beim Melken im Kreis auf einer riesigen Scheibe stehen, drehen sich lustig in höherem Tempo, während Daft Punks „Harder Better Faster Stronger“ erklingt.

Und so weiter und so weiter. Ich habe mir aus dem Soundtrack der Sendung noch „Breadcrumbs“ von Thomas Newman notiert, „Thriller“ von Michael Jackson, „Shot me Down“ von Skylar Grey, „Closer“ von den Nine Inch Nails, „Don’t Stop Til You Get Enough“ von Michael Jackson.

Meine Lieblingsstelle ist aber, wenn im Labor die Burger auf propolyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe untersucht werden. Im Hintergrund macht Stevie Wonder besten Party-Funk mit „I Wish“, die Sprecherin sagt gut gelaunt über diese Kohlenwasserstoffe: „Die schädigen das Erbgut und gelten als krebserregend“, und dann setzen die fröhlichen fetten Bläser ein.

Peter Frey konnte überhaupt nicht verstehen, wie ich diese tolle ZDF-Dokumentation, die doch wirklich viele kritische Punkte anspreche, als peinlich, werblich und industrienah empfinden konnte.

47 Replies to “What the funk?! Der Happy-Sound der „ZDFzeit“-Dokus”

  1. „Closer“? Der „F*** you like an animal“-Song? In welchem Kontext wurde das bitte benutzt?

  2. Und neulich denke ich mir noch: Wow, da guckst du seit Jahren nicht mehr fern und prompt gibt es im deutschen Fernsehen einen schwarzen Fernsehkoch. War dann auch enttäuscht, als ich von dem Duell las.

  3. Was soll denn dieses merkwürdige Diagramm, z.b. bei 28:40? Die einzelnen chemischen Elemente stellen ja wohl eine Nominalskala da (es gibt keine Ordnung der einzelnen Schadstoffe zueinander, ebensowenig sind die „Abstände“ zwischen den Schadstoffen irgendwie festgelegt). Eine durchgehende Linie zu zeichnen ist da völliger Schwachsinn, man könnte ja genausogut den mittleren Wert an den rechten Rand zeichnen und hätte dann eben keinen Ausschlag…

  4. Ganz zu schweigen davon, dass natürlich auch die andere Richtung ohne Referenzwert, der die Schädlichkeit miteinbezieht, nicht besonders aussagekräftig ist. Und ohne Einheit natürlich auch.

  5. Danke, sehr schön seziert, was diese ganzen „Checks“ und „Duelle“ so unerträglich macht. Diese Ver-Galileo-isierung selbsternannter Reportagen oder gar Wissensmagazine ist wirklich schlimm: Gruselige Musikuntermalung, Graphiken, die aussehen, als wären sie für Kindersendungen gemacht, lächerliche Pseudo-Tests – Billig-Fernsehen zum Abgewöhnen. Warum schafft man es hierzulande nicht, Wissenssendungen zu machen, die einfach nur unterhaltsam und dennoch spannend und lehrreich sind, so wie Brainiac oder MythBusters?

  6. @Patrik:
    Naja, das sind die Lanthanoiden angeordnet nach aufsteigender Ordnungszahl. Chemisch macht es schon Sinn, die so anzuordnen. Biologisch eher weniger. Dass eine durchgezogene LInie eigentlich Quatsch ist stimmt schon, aber das habe ich schon häufig auch bei Wissenschaftlern gesehen, die es eigentlich besser wissen müssten.
    Sieht insgesamt so aus, als hätten sie das Diagramm vom Papier des Labors abgemalt, ohne wirklich zu verstehen, was es aussagt.

  7. @hugo: Ja, natürlich – gemeint war natürlich „in diesem Zusammenhang“, wo eine Anordnung nach der Ordnungszahl genausowenig Aussagekraft besitzen dürfte wie eine alphabetische…

  8. Ich hatte die „Doku“ vorher nicht gesehen, verstehe jetzt aber, was du mit der Industrienähe meinst. Warum muss man für so einen Test offensichtlich einen Foodstylisten anheuern, damit die Burger auch ja so aussehen wie auf Werbeplakaten und nicht wie nach dem Kauf?

  9. … ok, zu voreilig, das Problem der Optik wird ja zumindest kurz angesprochen. Warum in den ersten Minuten dann aber trotzdem optisch einwandfreie Burger gezeigt werden, verstehe ich nicht…

  10. Tja, das ZDF hat hier wohl noch einiges aufzuholen, sich aber immerhin bemüht… oder so ähnlich.

  11. Das ZDF fand die Sendung dufte, und Nelson Müller kapiert nicht mal, was seine Kritiker ihm auf seiner Facebook-Seite vorwerfen. Spricht alles für sich.

  12. Kurze Bemerkung zum Blogdesign: Normalerweise kommt das nicht oft vor, weil Youtube-Links hier ja seltener sind, dass selbst ein mittel-mausklick vom design abgefangen wird und im blog ein youtube-overlay geöffnet wird, ist ein wenig unpraktisch, weil das cd-cover-standbild dann ja den text verdeckt. Rechtsklick>im neuen tab geht zum glück.

  13. Thomas Lückerath:

    Es liegt gar nicht so sehr an der Produktionsfirma. Die Sendung ist exakt so, wie Peter Frey sie haben will. Als der erste Markencheck (Aldi vs. Lidl) bei ZDFzeit für gute Quoten sorgte, konnte er sich gar nicht mehr einkriegen und ordnete an, möglichst viel davon aufzulegen. Es gibt genügend gute und auch investigative Themenvorschläge der Redaktion, aber Frey blockiert das alles bzw. lässt blockieren. Seine größte Sorge: diesen Programmplatz an die Himmler-Abteilung zu verlieren, deswegen geht es nur noch um Quote und deswegen wird auch kein Risiko eingegangen. Der Treppenwitz der Geschichte ist, dass sich da Leute auf Quote fixieren, die von Quote keine Ahnung haben und nur irgendwelchen Marktforschern folgen. Ein eigenes Bauchgefühl, etwas mehr Mut sucht man in der ZDF-Chefredaktion derzeit vergebens.

  14. Besonders pointiert ist ja vor allem, dass das „Shaft“-Thema direkt beginnt, als Nelson Müller noch nicht mal 10 Sekunden im Bild ist und dann die ganze Zeit abgespielt wird, während er als Comic-Figur vor den Läden rumfährt?

    „They say this cat Nelson is a baaaad mother… Shut your Mouth! I’m just talkin bout Nelson!“

  15. Vielen Dank für den lesenswertren Artikel, in den sich ein kleiner Fehler eingeschlichen hat. Es sind polycylische aromatische Kohlenwasserstoffe, nicht prozyklische…

  16. Dass alles, was mit Dokumentationen und der Vermittlung von Wissen im ZDF zu tun hat, seit geraumer Zeit latent oberflächlich, sensationalisierend, seicht und bei ausländischem Material häufig fehlerhaft übersetzt ist, ist natürlich bekannt. Das fing spätestens mit dem Beginn der Kooperation mit History (Channel) vor einigen Jahren an und setzt sich als Trend seitdem scheinbar unaufhaltsam fort (ist ja eigentlich nur eine Frage der Zeit bis „Ancient Aliens“ und ähnlicher pseudoseriöser Mystery-Scheissdreck im ZDF auftaucht…) Insofern finde ich es mal mutig, da noch irgendwelche Hoffnungen oder Erwartungen an den Sender zu haben. Inhaltliche Qualität suche ich, was solche Themen angeht, da traurigerweise überhaupt nicht mehr, und sowas wie dieses Duell-Format überrascht mich ehrlich gesagt nicht. So ärgerlich es auch ist.

  17. Das Schlimme ist, daß die zusätzlichen Klicks dazu beitragen, daß die Verantwortlichen sich auf die Schulter klopfen und sagen „Hey, das scheint ja doch ganz gut anzukommen.“

  18. Nicht nur dass diese Duell Formate inhaltlich ein schlechter Witz sind, das ZDF verbucht den Blödsinn ja unter Information und nicht Unterhaltung, dieses vortäuschen von Journalismus senkt das Niveau halt erneut und kann langfrisitg nicht gesund sein

  19. Wo vermittelt das Format eigentlich Informationen oder kritisches Denken? Ich fand die Checks in der ARD schon unmöglich. Das sind keine Informationssendungen, sondern Unterhaltungssendungen? Und der Fernsehrat winkt das durch, lieber Brender absägen oder sich über Kerstin Ottos Vergangenheit diskutieren.

  20. Wobei ich diese „Milkshake“-Szene richtig gut fand. Das war – auch wegen der Musik – perfekt inszeniert. Und deshalb so gruselig (und trotzdem interessant).

  21. Ich dachte ja auch, dass mit dem unsäglichen Bobby-Car-Test bei „BMW vs. Mercedes“ seinerzeit der absolute Tiefpunkt erreicht war.

    Aber Burger King die bessere Service-Qualität zu attestieren, weil die Belegschaft in einem einzigen (!) besuchten McDonald’s in Berlin nicht über die einfallende und filmende 40-köpfige Football-Mannschaft begeistert war, kann das oben erwähnte durchaus noch toppen.

  22. Was neben der Oberflächlichkeit und Infantilität einer solchen Sendung ebenfalls erstaunt, ist die Wiederholungsfrequenz des derzeit offensichtlich arg angesagten „Burgertests“ in den Medien. Vor wenigen Monaten erst hat das ZDF auf WISO einen nahezu identischen Test gemacht, inklusive der neuen Repräsentanz-Instanz Footballmanschaft. (Die intellektuell-kreative Assoziationskette von „kernig! männlich! hungrig“ zu Football?! sei hier nicht weiter kommentiert)
    Vor kurzem lief in irgendeinem Unterprogramm der ARD ein anderer Kochdarsteller umher und ward sogar so „Crazy“ und verglich Industrieburger von Macces und Co. mit Hippsterburgern wie dem Burgermeister (die Anschlussverwertung von Friseurlädennamenskreateuren im Feld der Burgerlädennamenskreateuren sei hier nicht weiter…)
    Aber wie sagt Frey in dem Interview…..wir (das ZDF) sind nicht Stiftung Warentest. Nein, der ÖR rangiert in Sorgfallt und Anspruch irgendwo zwischen ADAC und Malen nach Zahlen.

  23. [32, 33]

    Das ist in der Tat kein PR-Gewäsch, der Mann denkt wirklich so. In der ZDF-Chefredaktion ist derzeit maßgeblich, was die sendereigene Marktforschung an Erkenntnissen auswirft. Die Marktforscher suchen nach dem Durchschnitts-Zuschauer und dem, was diesem gefällt. Dabei kommt heraus: Durchschnittsware.
    Einen Peter Zwegat als Schuldnerberater hätte es beim ZDF nie gegeben. „Zu alt“. Da hätte man eher einen jugendlichen Charmebolzen genommen, so ne Art Sparkassenangestellten. Man hätte beim ZDF auch nie einem No Name wie Steffen Hallaschka die Moderation einer Prime Time Sendung anvertraut.
    Beim ZDF hat man seinerzeit auch Schillerstraße abgelehnt, ebenso „Genial daneben“ – anschließend hat Sat1 damit einen (letzten) Höhenflug geschafft.
    Woran liegt das? Am fehlenden Mut. Es herrscht beim ZDF ein oft beamtisches Denken. Wer seine normale Arbeit macht, ohne einen formalen Fehler zu landen, dem geschieht nichts. Wenn einer mutig sein darf, dann die Führungselite. Die allerdings ist durch politische Gründe ins Amt gehievt worden. Es fehlt dem ZDF eine Unternehmenskultur, wo auch einfache Redakteure zu Experimenten ermutigt werden.
    Tragisch, dass der Mut zu Neuem in der Sender-Hierarchie zielgenau Falsches produzieren lässt. Während RTL einen Jenke schwitzen lässt und vor allem harte Stoffe suchte, hatte man beim ZDF den Glaubeb, man müsse vor allem teure und smarte Hochglanzbilder zeigen, die Story selbst sei egal. So kam der unsägliche ZDFzeit-Schnipselkram auf den Sender, ausgedacht vom einstigen ZDF-Zuständigen für das schnipselige Nachmittags-Boulevardprogramm.
    RTL hat gelernt, dass man eine gute Story glaubwürdig verpacken muss. Deswegen Zwegat, Hallaschka, deswegen Wallraff. Letzterer ist gewiss keiner, der Menschen begeistert – deswegen war die Idee, ein „Team Wallraff“ zu bauen, richtig gut.
    Und genau deswegen „funktioniert“ der wirklich nette Nelson Müller in einer solchen Rolle gar nicht – man kauft es ihm nicht ab, dass er leidenschaftlich um Aufklärung bemüht ist. Dass das ZDF Christian Rach abgeworben hat und ihn in einer Showkulisse versauern lässt, hat bei RTL große Heiterkeit ausgelöst.
    Ich fand das Interview in der FAS geradezu niederschmetternd erhellend. Da erklärt ZDF-Frey den Erfolg von RTL/Wallraff damit, dass die Öffentlichkeit solche Stoffe von dem Sender nicht erwartet hätte. „Vielleicht sind die Kollegen auch besser in der Vermarktung. Davon können wir auch lernen.“

    Er hat wirklich gar nichts begriffen.

  24. @36: Ganz wunderbar finde ich an dem Interview, wie in seiner Wortwahl dieses spießige Bemühen um Jugendlichkeit kenntlich wird. Ein Programm für Jüngere muss dann unbedingt „frech“ sein, weil die Jugend von heute ja so ungemein spaßorientiert ist. Das sind so gestrige Begriffe, so ein altväterliches Denken. Und: Ja, vielleicht denkt er tatsächlich so.

  25. Vielen Dank. Sehr schön.
    Nach unbestätigten Informationen hat der Informationskreis Kernenergie als nächstes ähnlich beschwingte Vergleiche zwischen (DWR) Druckwasserreaktor und (SWR) Siedewasserreaktor vorgesehen. Die Geschäftsführung hat sich angeblich dazu bisher nicht geäußert…
    ;-)

  26. 37:

    Beim ZDF glauben manche, dass Split Screen eine „jüngere Darstellungsform“ sei und extrem wichtig, um Leute unter 60 zu erreichen.

  27. PS: Dass „Zoom“ nicht annähernd so harte, intensive Beiträge bringen kann wie neuerdings RTL, hängt auch damit zusammen, dass „Zoom“-Kamerateams zwingend D5-Optiken verwenden sollen, aus ästhetischen Gründen, man schwört auf den ach-so-jungen Kino-Look. Nur kann man damit oft kaum anderes fabrizieren als gestellte Situationen, ansonsten kommt es häufig zu ungewollten Unschärfen.
    Hautnahe Aufnahmen, eine lebendige, vielleicht auch dreckige Bildsprache passen da nicht rein. Deswegen wirkt „Zoom“ oft abgehoben, kühl und distanziert. Zudem sollen Reporter als Presenter auftreten. Jede Woche neue Gesichter – das hat noch nie irgendwo funktioniert. Auch das also ein hausgemachtes Problem.
    Es ist im Grunde das gleiche Dilemma wie bei ZDFzeit. Sie glauben zunächst daran, dass eine moderne Bildsprache die wichtigste Grundlage für das Erreichen eines jungen Publikums sei, anschließend versuchen sie, dafür die passenden Inhalte formatgerecht zu servieren. Bei ZDFzeit ist das die Häppchen-Kultur, bei ZDFzoom der Foto-Look. RTL hingegen sucht verstärkt erst nach der Story und danach, wie das alles möglichst packend erzählt werden soll – dann erst geht es um Fragen der post production. Split Screen, D5, Drohne, Tilt-Shift-Effekte sind da kein „must-have“ – eher im Gegenteil, jeder Bild-Trick wirkt (als künstliche Manipulation) oft kontraproduktiv und distanziert den Zuschauer vom Geschehen. Deshalb sieht man diesen Schnickschnack ja auch kaum im Kino.

    Mit Vermarktung, wie Frey meint, hat das erst einmal wenig zu tun. Es geht ums Handwerk.

  28. Im Bildausschnitt ist zu sehen, dass es um polyzyclische KW geht, der Text spricht von „pro“-zyclischen. –> Tippfehler?

  29. Ich relativiere meinen obigen Einwand. „UFO-Jäger“ gibt’s ja schon auf einem der ZDF-Digitalen, unter dem an Bescheuertheit nur schwer zu toppendem Siegel „History XXL“ versendet. Der Zug ist also schon weitgehend abgefahren. Die halten sowas anscheinend allen Ernstes für eine wissensvermittelnde Dokumentation von hoher Qualität, die unbedingt ins öffentlich-rechtliche Fernsehen gehört. Und dafür bezahlt man dann Rundfunkgeb… ach lassen wir das.

    Aber demnächst übernehmen sie dann vielleicht noch „Ghost Hunters“, würde ja passen…

  30. Höchsten Respekt, Herr Niggemeier, dass Sie während der Antworten von Peter Frey nicht heulend zusammengebrochen sind. Oder ihn einfach ausgelacht haben. Dieses mangelnde Qualitätsbewusstsein eines Chefredakteurs ist schon erschütternd.

  31. Die Sendung habe ich nicht gesehen. Schlimm genug war schon ein Burger-Test vor ein paar Wochen, den ich ausgerechnet auch noch im Kölner ÖRR mit ansehen mußte. Da waren dann noch Lokal-Burger aus Berlin und Köln mit dabei, natürlich wurde der Kölner dann ganz stolz präsentiert, mit dem Hinweis, daß da sogar zuviel Fleisch drin war. Obwohl der Berliner der Beste gewesen sein sollte, aber der war halt nicht aus Köln.

    Von dieser Sendung reichte mir schon das Skript, das doch allen Ernstes bei McDoof und Würger King als Qualitätsmanko moniert, daß die die Cola nicht aus Flaschen servieren, sondern mit Sirup und Leitungswasser mischen.

    WTF?!?!?!

    Dann sind alle Kneipen ja mangelhaft, macht doch jede Schankanlage so! (Und mit Soda-Club inzwischen auch mancher zuhause).

    Wenn dort das Wasser schlecht ist, ist das natürlich ein Problem, aber das ist jetzt ungefähr so dämlich, wie Minuspunkte zu vergeben, wenn Bier vom Faß nicht aus der Original-Flasche kommt.

  32. Der Zungenschlag des bevormundenden Galileo-Journalismus´ gehört ebenso wenig ins gebührenfinanzierte TV

  33. […] What the funk: Der Happy-Sound der ZDFzeit-DokusDas ZDF hat kürzlich eine Hochglanzwerbung für Fastfood ausgestrahlt. "Das Duell: McDonald's gegen Burger King". Eine insgesamt eher peinliche Veranstaltung, die unkritisch und industrienah zwei Scheißhaufen verglich und völlig überraschend zum Ergebnis kam, dass der eine ein bisschen besser stinkt als der andere. Herr Niggemeier bringt das noch etwas elaborierter auf den Punkt, als ich es könnte. […]

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