Wie die Privatsender einmal fast ihrer Informationspflicht nachgekommen wären

Jetzt verstößt der Bundespräsident auch noch gegen das Duale System. Das, so träumen die Privatsender, gebietet ihm, wenn er ARD und ZDF ein Interview gibt, auch ProSiebenSat.1, RTL, n-tv und N24 ein Interview zu geben. Weil Christian Wulff das nicht getan hat, haben sie ihm einen Protestbrief geschrieben. Sie müssen verrückt geworden sein.

Es ist natürlich mindestens ungeschickt (aber in seiner Ungeschicklichkeit fast schon wieder konsequent) von Wulff, den Vorwurf, ein gestörtes Verhältnis zur Presse zu haben, nicht auch vor der Presse auszuräumen, sondern nur gegenüber zwei Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ich wüsste eine ganze Reihe von Kollegen, von denen ich mir wünschte, dass Wulff ihnen Rede und Antwort stehen würde und müsste. Nur fällt mir spontan niemand vom deutschen Privatfernsehen dabei. Das ist vielleicht kein Zufall.

Die Privatsender tun so, als hätten sie quasi einen Rechtsanspruch darauf, dass Wulff sich ihnen gegenüber erklärt. Eine N24-Sprecherin sagte, seine Entscheidung, „das duale System einfach zu ignorieren“, sei weder nachvollziehbar noch werde sie dem Amt an sich gerecht. Eine Sat.1-Sprecherin sagte, das Interview verstoße gegen die Grundlagen des dualen Fernsehsystems. Gemeinsam beklagten die Privatsender, sie könnten ihrem Informationsauftrag „durch Ihre heutige Entscheidung nicht gerecht werden.“

Die Pflicht zur umfassenden politischen Berichterstattung ist eine Sorge, die RTL und ProSiebenSat.1 sichtlich umtreibt wie kaum eine andere.

Im Grunde zeigt RTL nur darum soviel „Deutschland sucht den Superstar“, „Bauer sucht Frau“ und „Alarm für Cobra 11“ und füllt seine Informationssendungen und Magazine nur deshalb mit soviel Müll und Quatsch, weil der Bundespräsident in dieser Zeit nicht mit dem Sender reden will. RTL hat als Marktführer mit eigenem Nachrichtensender auch Erfahrung damit, große, weltbewegende und preisgekrönte Interviews mit umstrittenen Staatsmännern angemessen zu präsentieren. Als Antonia Rados vor einem Jahr exklusiv 40 Minuten lang mit Libyens damaligem Herrscher Muammar al Gaddafi sprechen konnte, war RTL das nicht weniger als drei Minuten kostbare Sendezeit wert.

Oder ProSieben. Sicher, die Hauptnachrichtensendung namens „Newstime“ ist eine zehnminütige Pinkelpause im Vorabendprogramm zwischen „taff“ und den „Simpsons“, aber an wem liegt das denn? An ProSieben etwa? Nein, am Bundespräsidenten! Und mit einem Gastauftritt bei „TV Total“ hätte Wulff nicht nur das Duale System gerettet, sondern sogar endlich mal die jungen Wähler erreichen können.

In den Sat.1-Nachrichten war eines der drei „Top-Themen“ gestern, dass am nächsten Tag die sendereigene Casting-Show „The Voice of Germany“ weitergehen würde. Aber ich bin mir sicher, hinterher hätte man sicher noch ein bisschen Platz in der Sendung gefunden, um eineinhalb Fragen von Peter Limbourg an den Bundespräsidenten zu zeigen. Wodurch der Sender seiner Informationspflicht nachgekommen wäre.

Es ist fast zu albern, um sich darüber aufzuregen, aber: Wirklich? Das soll jemand glauben? Die Privatsender konnten ihrer Informationspflicht nicht nachkommen, weil Peter Kloeppel, Peter Limbourg oder Aiman Abdallah nicht selbst dem Bundespräsidenten gegenüber saßen?

ARD und ZDF haben den anderen Programmen frühzeitig die Aufzeichnung des Interviews zur Verfügung gestellt. Die durften drei Minuten daraus zeigen.

Die Sat.1-Nachrichten waren selbst damit überfordert. Das klang dann so:

Off-Sprecher: Als Erklärung für den Anruf [bei „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann] nennt Wulff, dass er Freunde und Familie beschützen wollte.

Wulff: Nein, denn ich hatte die ganzen Wochen über große Unterstützung von vielen Bürgerinnen und Bürgern, meiner Freunde, auch der Mitarbeiter.

Hä? Ah: Wulffs Antwort und das „Nein“ beziehen sich eigentlich nicht auf den Schutz von Freunden und Familien, sondern auf die Frage, ob er an Rücktritt gedacht hat. Dafür zeigt Sat.1 in dem dreieinhalbminütigen Nachrichtenbeitrag einen Satz Wulffs versehentlich gleich zweimal. Die Kernkompetenz des Senders liegt doch eher im Alte-Kassetten-aus-dem-Keller-Holen.

Noch einmal: Es hätte Wulff gut angestanden, sich nicht nur ARD und ZDF zu stellen und nicht nur in dem engen Korsett einer 20-minütigen Fernsehsendung. Aber dem Boulevardsender RTL und den Sparkanälen Sat.1 und ProSieben, die sonst auf ihre Informationspflicht sch pfeifen, sowie den Rumpelsendern n-tv und N24 war er kein Interview schuldig. Und schon gar nicht wäre er damit dem Dualen System oder gar seinem Amt gerecht worden.

79 Replies to “Wie die Privatsender einmal fast ihrer Informationspflicht nachgekommen wären”

  1. @1: Abreißen ja, aber wozu neu bauen? (Seit ich vor 3 Jahren den Fernseher rausgeschmissen habe, habe ich ihn noch keine Sekunde vermisst. Es fehlt einem wirklich nichts.)

  2. Was soll’s, das Interview hatte doch Privatsender-Niveau. So ist allen gedient.

    Hoffentlich quatschen mir die Kommentatoren nicht auch noch – wie üblich – in den Abschieds-Zapfenstreich.

  3. Ich hätte mir ja Marietta Slomka (ZDF) und Caren Miosga (ARD) gewünscht. Dann wäre mein Bundespräsident nicht mit diesen „man muss doch auch mal die Presse bedrohen dürfen“ Nummer durchgekommen.

    Positiv betrachtet haben jetzt aber viele Leute einen Grund weiter zu suchen. :-)

  4. Man kann doch nicht „Deutschland sucht den Superstar“, „Bauer sucht Frau“ und „Alarm für Cobra 11“ zusammen in einem Satz erwähnen. Bei „Alarm für Cobra 11“ wird wenigstens niemand ausgebeutet. Und man kann sich drauf verlassen, dass spätestens um 21:05 Uhr die Abschlussverfolgungsjagd anfängt.

  5. Duales System, also grüner Punkt und gelbe Tonne, ein wirklich passende Umschreibung für RTL und Co. ;-)

    Denen sollte doch wohl bewusst sein, dass die erst dran kommen, wenn wir den BP nicht mehr brauchen und durch einen neuen ersetzt haben. Erst dann ist der reif zum Recycling im Dschungelcamp.

  6. Irgendwie unterscheiden sich „taff“ und die „Pro Sieben Newstime“ sowieso nur durch die Moderatoren und das Studio. Inzwischen schalte ich lieber die Simpsons zwei Minuten zu spät ein als versehentlich noch einen Rest der „Newstime“ zu sehen, zu sehr schäme ich mich fremd.

    Der Postillon hat schon im September 2010 den einzigen relevanten Satz der Newstime zusammengefasst: „Und jetzt gehts weiter mit den Simpsons.“

    http://www.der-postillon.com/2010/09/trigema-affe-coco-straboni-wechselt-zu.html

    Und ansonsten können die Privatsender einfach nicht mehr relevante Themen in ihren „Nachrichten“ thematisieren – man stelle sich vor, sie müssten die Werbung fürs eigene Programm auf die Werbeblöcke beschränken! Dafür muss man einfach Verständnis haben.

    Wobei im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gerade die regionalen Nachrichten der Dritten auch nicht immer das Gelbe vom Ei sind. Es scheint dummerweise die Grundregel zu geben, eine solche Sendung überall 30 min dauern zu lassen, egal ob es überhaupt genug Themen gibt, um sie zu füllen. Die Berliner Abendschau bestreitet z.B. einen Großteil ihrer Sendezeit mit Aussagen zum Wetter, Ausflugstipps und Erklärungen, wieso Berlin soooooooo weltstädtisch ist (was in dieser Kombination dann oft doch was von Realsatire hat).

    @ Kai, #7

    Nebenbei sollte man die Bedeutung „Alarm für Cobra 11“ für den Wirtschaftsstandort Deutschland nicht unterschätzen. Immerhin benötigt RTL für die Produktion dieser Serie 80 % der deutschen Pyrotechnik- und weitere 50 % der Autoproduktion. :)

  7. So sehr ich der Aussage des Textes zustimme und ihn herrlich pointiert finde, fällt mir doch einer ein, der derzeit aus Versehen bei N24 unter Vertrag ist, bei dem ich ihn gern gesehen hätte: In der Mangel von Michel Friedman. Der kennt auch die „Menschen machen Fehler“-Nummer ;)

  8. „Die Kernkompetenz des Senders liegt doch eher im Alte-Kassetten-aus-dem-Keller-Holen.“

    Habe gut gelacht.
    Ich hätte aber Michael Kessler für das Interview vorgeschlagen. Dann hätte das wenigstens bewusst komödiantisch gewirkt!

  9. Die Krönung war heute Morgen Sat.1 Frühstücksfernsehn und Sybille Weischenberger. Für Sie war es ganz klar Zensur das der Herr Bundespräsident nur mit ARD/ZDF gesprochen hat (und alle im Studio nickten zustimmend).

  10. Das ist eine hübsche kleine Beobachtung eines Nebennebennebenschauplatzes der Wulff-Affäre, die von Ihnen als „Medienjournalist“ eine grundsätzliche Würdigung verdient hätte.

  11. Die privatrechtlichen TV-(Irren-)Anstalten sollten den Mund nicht zu voll nehmen. In ihren verschiedenen „scripted realities“ werden echte Menschen schließlich durch Missbrauch in enorm zweifelhaften Story-Boards regelrecht verheizt und denunziert. Insofern ist allein schon der Gedanke darüber alarmierend, was wohl am Ende eines Interviews zwischen reißerischen Hetz-Journalisten nach womöglich gescripteter Regie-Anweisung, möglicherweiser ergänzt und dramatische Musikeinspielungen und Werbe-Einblendungen von Bad Banks und Inkasso-Unternehmen einerseits und dem Bundespräsidenten andererseits herauskommen würde.

    Bei aller berechtigter und von mir aus auch übertriebener Kritik an Herrn Wulff, so sehe ich in ihm nicht das Talent, das maximal erforderlich ist, um an diesen oder ähnlichen privatrechtlichen Freak-Shows aller Art und Formate teilzunehmen. Ferner sehe ich in diesem erdverwachsenen und grauen Politfindling keineswegs ein ausreichendes Potential für Infotainment, auf deren Konzept und Grundgedanke aufbauend die „Privaten“ sorgsam zur Information der kritischen Öffentlichkeit hätten beitragen können. Es ist auch zweifelhaft, ob der durchschnittliche sowie der unter/überdurchschnittliche „Privat“-Gucker überhaupt mit Herrn Wulff konfrontiert werden wollte …

    Zudem sind die ca. 21 GEZahlten Minuten auf ARD und ZDF so inhaltlos wie ein Testbild. Äh … Nein, inhaltsloser. Insofern wundert mich der Aufreger der „Privaten“. Was hätten sie denn noch mehr machen können? Richtig: Nichts. Insofern ist es schlimm genug, dass überhaupt irgendeine Sendezeit auf Herrn Wulff verschwendet wurde.

    Professionell (anmutende) Kommentare in sogenannter „unabhängiger“ Presse (*lach* – selten soooo gelacht) sind jedenfalls eindeutig – und im Gesamtbild mit klassischer Berichterstattung auch erschöpfend.

    tl;rd

  12. Ich hab am ersten Weihnachtstag mal nachgezählt: Bei Pro7 lief an einem Tag 18 Mal „Two and a half men“.

    Kein Einzelfall. War Kabel1 früher Mal der Kanal, der den Abfall aus dem Pro7-Serienfundus bis ins Unendliche wiederholte, teilen sich jetzt Pro7 und Kabel1 diese Rolle. Sendungen die vier Mal pro Tag kommen werden dann nochmal ins Abendprogramm gehoben. Und wenn nicht, kommen immer wieder die gleichen Filme. Die DVD-Verkäufe von „Hitch dem Date-Doktor“ und den drei Spiderman-Folgen dürften mittlerweile gleich Null sein, weil niemand die Filme so oft abspielen kann wie Pro7Sat1.

  13. Irgendwie verband ich mit dem Dualen System nur die Trennung von Müll und Wertstoff. Schön dass diese Sender sich einzuordnen wissen.

  14. „Nur fällt mir spontan niemand vom deutschen Privatfernsehen dabei“ Da fehlt ein „ein“

    „das duale System einfach zu ignoreiren“ e und i verdreht

    Aber schöner Artikel, Danke!

  15. Kloeppel und Limbourg haben es mit ihrem lächerlichen Brief tatsächlich geschafft, dass man plötzlich Christian Wulff in Schutz nehmen muss.
    Dass die beiden beleidigten Leberwürste unserem Osnabrücker Langweiler auch nur ansatzweise Aussagekräftigeres entlockt hätten, glauben außerdem wohl auch nur die beiden selbst (wenn überhaupt).

    @Oliver(#5): Eiswürfel Slomka/Miosga hätten es besser gemacht? Sicher? Und warum?
    Kein Reporter der Welt, nicht mal die „große“ Amanpour, hätte dem hölzernen Wulff irgendetwas Brauchbares abverlangt, was nicht sowieso in seinem auswendig gelernten Skript stand.

  16. @Ortreum #19
    „Irgendwie verband ich mit dem Dualen System nur die Trennung von Müll und Wertstoff. Schön dass diese Sender sich einzuordnen wissen.“
    Nur, wo ist der Wertstoff? Bei den Sendern schwer zu finden.

  17. Ach so, man darf also nur auf seinem Recht bestehen, wenn man was draus macht, dass Herrn Niggemeier gefällt.

    Soso.

  18. Tja, der „Bachelor“ hat es dennoch bei Twitter auf den 1. Platz vor Wulff geschafft. Zumindest RTL dürfte sich nicht beschweren.

    Danke dennoch, Herr Niggemeier. Ich weiß wieder einmal, warum ich den Fernseher vor Jahren abgeschafft habe.

  19. @#4 (Michael): Hände waschen bitte nicht vergessen.
    @SN: Schließe mich der Beurteilung von Gregor Keuschnig an. Und Glückwunsch. Ein Text ganz ohne „Simulation“

  20. @Stefan: Vielleicht ja das Recht, ohne jede Grundlage völlig irrsinniges Zeugs in die Welt zu setzen. Wenn das schon der Bundespräsident darf, warum dann nicht auch ein paar harmlose kleine Privatrundfunkanstalten?

  21. Immer wieder lese ich von vielen Kommentatoren, dass sie ihre Fernseher schon längst abgeschafft haben. Wer schaut denn dann noch fern?
    Wenn ich das zusammenzähle und hoch rechne, dann müssten ja sehr viele Menschen keinen Fernseher mehr haben.

    Ich habe noch einen Fernseher. Den nutze ich zum Abspielen von DVDs und Blu-Rays.
    Ich weiß auch nicht, was solche Leute (die keinen Fernseher haben) überhaupt noch in einem Blog wollen, in dem es um Medien geht (u. a. auch Fernsehen).

    Achja, es läuft nicht bloß Scheiße im Fernsehen. Soviel dazu. Da hört sich diese Rechtfertigung „Zum Glück habe ich meinen Fernseher schon vor etlichen Jahren abgeschafft“ ziemlich seltsam an.
    Da bin ich richtig froh noch einen Fernseher zu haben. Da war es mir möglich die Pierre Etaix Filme auf arte zu schauen. Danke Fernsehen!

  22. Man freut sich so über einen schönen Niggemeier-Kommentar, um sich dann die gute Laune verderben zu lassen, wenn schon der zweite Kommentar von der Marke „Ichhabeschonvorsovieljahrenmeinenfernseherrausgeworfen“ ist. Manchmal glaube ich, diese Leute füllen die entstandene Lücke in ihrem Leben mit nichts weiter als der Suche im Internet nach Stücken übers Fernsehen, damit sie andauernd nach Begeisterung über ihre Wahnsinnstat heischen können.

  23. Was ja vielleicht noch ein anderer Aspekt ist: Ich – sonst ein intensiver tagesthemen- und heute-journal-Gucker – habe die Ausstrahlung des Wulffinterviews selbstverständlich ignoriert. Einerseits war ohnehin klar – worauf hier schon einige hingewiesen haben – dass offenbar nicht Erhellendes gesagt wurde. Andererseits gibt es in ganz Deutschland wohl kein unwichtigere und überflüssigere Position als die des Bundespräsidenten. Er erfüllt in etwa für Deutschland die Funktion, die in den USA die so genannten „Greeter“ bei WAL-Mart ausführen: den Leuten „Hallo“ sagen. Was er sonst für 200.000 € Vergütung und wohl unzählbare Kosten und Aufwendungen für den Amtsbetrieb, die Reisen etc. macht, weiß doch eigentlich kein Mensch. Ich finde es deshalb lustig, dass man in den letzten Wochen so besorgt um die „Würde des Amtes“ ist. Wenn man mal die Bevölkerung fragen würde, ob sie einen Präsidenten wirklich braucht, würden viele wohl zugeben, dass man nicht weiß wofür.

    Es irritiert mich deshalb, dass die Privatsenderverantwortlichen dieses Interview für so wichtig halten, dass es am Besten wohl zeitgleich in 5 Kanälen übertragen werden sollte.

    Vor diesem Hintergrund des Amtes und sioner tatsächlichen Würde wäre es eigentlich fast schon wieder konsequent gewesen, Herrn Wulff von Frauke Ludowig und Annemarie Warnkross interviewen zu lassen.

  24. @J.S. „Medien“ bedeutet nicht „Fernsehen“. TV ist ein Medium unter vielen.

    Und ja, auch mich und vor allem die Werbetreibenden würde interessieren, wie viele Menschen tatsächlich noch Fernsehen. Würde man das mal exakt ermitteln, gäbe es wohl ein böses Erwachen. Aber anderes Thema.

    @Rax Warum so verbittert mit ihrer Hypothese? Wir interessieren uns eben, was Fernsehdeutschland so aufgeilt, gehören nur eben nicht mehr dazu. Na und?

  25. @ J.S., # 31

    Ja, diese Kommentare finde ich auch immer befremdlich. Die stehen so auf einer Stufe mit „Ich musste xxx [hier beliebige Catingshow/Soap/Scripted Reality einsetzen] gucken, weil sonst nichts lief“ – nur halt mit umgekehrten Vorzeichen.

  26. @SN: Stimmt, hatte ich übersehn. :-)
    „Wer immer strebend sich bemüht..“,
    der kann noch besser werden.

  27. @ Maxe: Der Präsident ist schon wichtig. Er sorgt für glückliche Gesichter, wenn er die Ehrenamtlichen ehrt. Er sorgt für Ruhe in Polen und Israel, wenn er dort seine Antrittsbesuche gemacht hat.
    Im übrigen hätte ein Limbourg oder wie die Figuren vom privaten Infotainment sonst so heißen, sich nie diese Blamage der Schaustens mit der 150 Euro-Frage geleistet.

  28. Stimmt alles, was hier steht – keine Frage. Aber die Gelegenheit, mal wieder auf die eigene Existenz gegenüber den stetig in Sachen Nachrichten wimmernden Landesmedienanstalten hinzuweisen, wollte man sich eben nicht entgehen lassen. Geklappt hat es ja wohl auch einigermaßen. Das Brieflein ist ja hier und da bemerkt worden.
    .
    http://tinyurl.com/7wf5xch.
    .
    Mutmaßlich lesen die Landesmedienanstalten und ihre Gremien diese Meldungen eher als Stefan Niggemeiers Seite. Warum steht dieses kleine gute Stück denn eigentlich nicht bei SPON?

  29. „Eine N24-Sprecherin sagte, seine Entscheidung, „das duale System einfach zu ignoreiren“…“

    ignoreiren: interessant nah an ignoreiern… so im Original?

    hab nich alle Kommentare gelesen, sorry also falls schon wer drauf hingewiesen hat..

  30. wunderbar. Warum eigentlich darf Stefan unseren BP nicht zum Thema Medien ausquetschen? Das würde mich interessieren.

    Ja, ich hätte mir auch ein bisschen mehr gewünscht als in dem Interview zu sehen war, aber einen reimenden Off-Sprecher habe ich nicht vermisst.

  31. @2: Ehrlich gesagt habe ich Mühe, Argumente zu finden. Aber der Deutschlandfunk macht auch ein anständiges Programm, und ich profitiere jeden Tag davon. So was ähnliches muss auch im Fernsehen möglich sein.
    Eine halbwegs gute Serie Pro Jahr, ein leidliches Informationsangebot und das für kanpp acht Milliarden Euro pro Jahr – das ist einfach zu wenig. Und das wissen auch die zehntausenden von Mitarbeitern. Geld verbrennen, Feigenblätter produzieren: Zynismus ist eine weit verbreitete Seuche im System.

  32. Schon erstaunlich zu sehen, dass es in der ganzen Diskussion gar nicht mehr um den „ach so schlimmen“ Fall von Wulfchen geht, sondern man sich gegenseitig zu seinen Kommentaren kommentiert.

    Ich möchte dazu nur eins sagen. Alle die sich jetzt über die „ach so schlimme“ Affaire unseres BP auslassen, sollten sich vielleicht mal überlegen, was das ganze mit seinem Amt an sich zu tun hat, und warum so alte Kamellen jetzt so eine riesen Rolle spielen. Für mich ist es absolut vertretbar eine Zeitung um die Nicht-Veröffentlichung von sehr intimen Daten zu beten und gerade bei der „Bild“ sollte auch eine kleine Portion Druck angebracht sein.

    In den letzten Monaten schreien alle förmlich nach mehr Schutz der Privatsphäre und Verfeinerung des Datenschutz, dann aber weinen alle, dass ein BP nicht alles preisgeben möchte was irgendwann mal war. Meiner Meinung nach hat Deutschland momentan ganz andere Probleme die es zu bewältigen gibt, doch irgendwie scheint so ein kleines (nicht verbotenes) Unterfangen von weitaus größerer Bedeutung zu sein. Das ist schon sehr boulevardmäßig und da man hier doch eine Überzahl an Freunden der „öffentlich rechtlichen“ Abzockesender vorfindet, wundert mich das Engagement doch sehr.

  33. So, nun wischen Sie sich mal den Geifer aus den Mundwinkeln, Herr Niggemeier, und atmen dann bitte dreimal gaaanz langsam durch. Guuuuut. Und? Merken Sie jetzt, dass auch Sie ein Teil der Kampagne geworden sind, die BILD gerade zum Sittenwächter der Nation schlägt und ganz nebenbei – sozusagen als sinnbildliches Abfallprodukt – auch noch das öffentlich-rechtliche Mittelmaßfernsehen adelt?
    Ach so, eine Frage hätte ich doch noch: Warum ruft die Angela nicht die Friede an, damit sie den Kai anruft und ihm sagt, dass er endlich den Christian in Ruhe lassen soll? Sie muss ja nicht unbedingt auf die Mailbox sprechen…

  34. @45 Eben nicht! Ein Bundespräsident darf eben nicht alles, was nicht verboten ist. Ein Privatkredit hat einen schalen Beigeschmack und Bedarf eines offenen Umgangs. Der Kredit allein wäre vermutlich halb so tragisch, wenn diese unsäglichen Telefonate nicht gewesen wären.
    (leider auch dieser Beitrag ziemlich off topic :-/ )

  35. @ 11 sebastian: ich mag den gelkopp ja eigentlich nicht besonders. aber als ich das interview gestern sah, da dachte ich auch sofort „schade, dass friedmann das nicht macht.“
    es gab diverse gelegenheiten, dem bp ordentlich reinzugrätschen. leider wurden fast alle verpasst.

  36. In den letzten Tagen wurde der Bundespräsident kritisiert die Pressefreiheit nicht zu beachten.

    Jetzt nimmt er sich die Freiheit sich die Presse auszusuchen (er beachtet also die Pressefreiheit) und schon wieder wird er kritisiert.

    Herr Wulff kann es gerade auch keinem recht machen.

    Und dann noch etwas zu Frau Schausten.
    Die Aussage das sie ihren Freunden für eine Übernachtung Geld zahlt kann ich kaum glauben, da hätte Herr Wulff mal nachfragen sollen.

  37. @Chris, #42:

    Die FAZ hat im Moment etwas „Wutbürgerisches“ und schlägt dabei schon mal Purzelbäume.

    „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk erlebt ein Waterloo.“ Schreibt Michael Hanfeld. Und vergisst, das auch nur annähernd irgendwie zu begründen (er wird ja wohl kaum das bisschen Durcheinander wegen der Vorveröffentlichung meinen).

    Da wird zuerst gekeilt:

    „Die Fragen waren angeblich zuvor nicht abgesprochen worden.(…) Aber es ist natürlich für den Befragten trotzdem eine ziemlich sichere Sache (…) Das „staatsferne“ Fernsehen ist halt ein großer Laden. Gleichwohl schrumpft diese Staatsferne bei einer Gelegenheit wie dieser auf Millimetermaß.“

    Und dann liest man im selben Artikel:

    „Trotzdem ist ihr (Bettina Schausten) und Ulrich Deppendorf nicht vorzuwerfen, sie seien liebedienerisch mit Wulff umgegangen. Höflich, ja. Nicht scharf oder aggressiv. Aber es wurde kein Thema umschifft oder dem Gast ein Vorwurf erspart.“

    Oder liegt das daran, dass der FAZ-Artikel zwei Autoren hatte? Ich fände es mal lustig, wenn man die Sache umdrehen könnte. Frau Schausten und Herr Deppendorf machen eine Sendung und kritisieren mal die Kritiker. Hanfeld und Co leben davon, dass niemand sich die Mühe macht, ihren Sermon auf Sinnhaftigkeit und andere journalistische Grundregeln zu überprüfen.

    Gleiches gilt für die beinahe hundertprozentige C+P-Aktion der „Bild“-Darstellungsweise durch die Zeitungen und Zeitschriften. SPON möchte dabei ganz vorne sein. Man ahnt förmlich den Sabber, der durch die Vorfreude auf ein endgültiges „Abschießen“ des C. Wulff in einigen Redaktionen tröpfelt.

    Auch und gerade deswegen mag ich Blogs wie dieses von Stefan, wo ab und an mal auf die gezeigt wird, die selber gerne auf andere zeigen.

  38. >Aber dem Boulevardsender RTL und den Sparkanälen Sat.1 und ProSieben, die sonst auf ihre Informationspflicht sch pfeifen, sowie den Rumpelsendern n-tv und N24 war er kein Interview schuldig. Und schon gar nicht wäre er damit dem Dualen System oder gar seinem Amt gerecht worden.

    Wieder sinnloses und feiges einprügeln auf RTL und sat1,wie öde.
    Erkläre mir bitte mal wo die tollen informationssendungen im ÖRR sind?

    Traurig wenn du test von Klopapier im NDR für Journalistische Spitzenqualität hältst!

    SAT1 und RTL sind total irrelevant.
    Die Frage ist wieso erdreistet sich ein angeblicher Demokratischer Rechtsstaat(Die Länder sollten ja wohl genauso demokratisch sein,oder?),das er anch wie vor verlangt das jemand der im digitalen tvs enden will zwingend eine Lizens braucht?.
    Wieso muss ich als Privatperson ein Impresum haben wenn ich eine private Webseite oder domain betreiben will(udn mich somit drohungen von leuten über die ich schreibe aussetzen).

    Bild und Welt haben Rechtsabteilungen wenn sie von Wulf bedroht werden.
    Als Privatperson kann man sich den Luxus nciht leisten.

    Die Pressegesetze gehören überarbeitet.
    Die Meinung von Privatpersonen muss mindestens exakt so geschützt werden wie die von ÖRR,Privatfunk und andern Kommerziellen Medienanbietern!

    Das einprügeln auf RTL und SAT1 ist einfach nur albern!
    ARD,ZDF,SAT1 und RTL haben alles das selbe niveau!

  39. @ Stefan/Wutbürger:
    „Bild und Welt haben Rechtsabteilungen wenn sie von Wulf bedroht werden.
    Als Privatperson kann man sich den Luxus nciht leisten“
    Aha, du wirst also von Wulff bedroht oder kennst jemand der von Wulff bedroht wird. Wie muss ich mir das vorstellen, der BP schreibt alle Leute an die was gegen ihn haben und droht ihnen mit, ja was eigentlich. Hat er denn gedroht und mit was kann man denn einem Diekmann überhaupt drohen?
    @47, Forsch:
    „Ein Privatkredit hat einen schalen Beigeschmack und Bedarf eines offenen Umgangs“.
    Hmm Privat ist für mich irgendwie das Gegenteil von offen. Und jeder der einen Privatkredit aufnimmt sollte gefälligst Rechenschaft ablegen oder wo ist die Grenze? Solange keine Steuergelder betroffen sind kann mir doch egal sein was er wie finanziert,

  40. ach ja.
    Die Pressegesetze /Die Meinung von Privatpersonen sind für mich irgendwie auch 2 Paar Schuhe

  41. @T, #53

    Jemand, dem alles „egal“ ist, „solange keine Steuergelder betroffen sind“, der ist halt recht anspruchslos und da passt der Wulff bestens.

    Wer hätte sich zu Beginn der Tigerenten-Koalition träumen lassen, was da auf unsereine(n) zukommt. Atomausstieg, Mindestlohn, Euro-Debakel und als Zuckerhäubchen dazu dieses Personal. Wer hat die nur gewählt?

  42. @52: „Wieder sinnloses und feiges einprügeln auf RTL und sat1,wie öde.
    Erkläre mir bitte mal wo die tollen informationssendungen im ÖRR sind?“

    Wieso ist das Einprügeln „feige“? Was hat die Qualität der Informationssendungen des ÖR mit dem Anspruch der Privaten auf die Worte des BP zu tun?

    „Bild und Welt haben Rechtsabteilungen wenn sie von Wulf bedroht werden.
    Als Privatperson kann man sich den Luxus nciht leisten.“

    Diese Rechtsabteilungen kosten diese Unternehmen Geld, genauso wie die Privatperson eine Rechtsschutzversicherung Geld kostet. Ich seh in beiden Fällen keinen Luxus…

  43. @helen.
    Wieso alles egal, das bezog sich nur auf den Privatkredit oder sonstige Finanzierung des Herrn Wulff. Steht ja eigentlich auch da.

    Wer das alles gewählt hat frag ich mich allerdings auch und wo die Alternativen sind schon lange.

  44. @Theo
    Der Mann wäre allerdings auch mal einen eigenen Eintrag an diesem geschätzen Ort wert. Das Selbstverständnis dieses seit gefühlten ca. 25 Jahren – großartig damals sein reaktionäres Blättchen Medienkritik in bester Gafron-Manier – immer unerträglicher werdenden Gralshüters der Privaten. Hat was von Wulff: Moral wird nach den Tagesumständen definiert.

  45. Zitat: „Die Pflicht zur umfassenden politischen Berichterstattung ist eine Sorge, die RTL und ProSiebenSat.1 sichtlich umtreibt wie kaum eine andere.“

    Totgelacht! :-)

  46. Muss man die letzten Einträge verstehen können oder gilt hier geistig/seelisches Erbrechen für alle frei?

  47. Spiegel Online heute:

    „Das Vertrauen in Christian Wulff geht verloren, seine Umfragewerte stürzen ab. Immer weniger Bürger halten ihn noch für einen tragbaren Bundespräsidenten.“

    Tagesschau heute:
    „Die Mehrheit der Bevölkerung findet das Verhalten von Bundespräsident Wulff „peinlich“ – dennoch sind 60 Prozent der Deutschen der Ansicht, er habe eine zweite Chance verdient.“

    SPON:
    „Im „Deutschlandtrend“ waren nach Angaben des Senders am Montag noch 63 Prozent der Menschen dafür, dass Wulff weiter im Amt bleibt. Am Mittwoch sprachen sich nur noch 47 Prozent dafür aus.“

    Tagesschau:
    „Ebenfalls eine Mehrheit von 57 Prozent hat nämlich „den Eindruck, die Medien wollen ihn fertig machen“.
    Im Ergebnis waren am Donnerstag 56 Prozent der Ansicht, Wulff solle im Amt bleiben, nur 41 Prozent fordern noch seinen Rücktritt. Am Mittwoch war das Bild noch umgekehrt. Da hatten 50 Prozent seinen Rücktritt gefordert und sich nur 47 Prozent für den Verbleib im Amt ausgesprochen.“

    Ich selbst halte Wulff nicht für einen guten Präsidenten.

    Wer nun meint, auf ARD und ZDF verzichten zu können, sollte sich das angesichts der medialen Hilfstruppen der Bild-Zeitung noch einmal gut überlegen.

    PS: Hugo Müller Vogg von der Bild wird damit zitiert, dass Wulff seinerzeit wohl um einen Aufschub des Bild-Artikel ersucht hatte. So klar ist die Sache denn wohl doch nicht, wie uns Herr Blome glauben machen will.

  48. @Stefan:
    Das ist schon klar. Aber es zeigt a) die SPON-These („Unterstützung für den Bundespräsidenten schwindet dramatisch“) stimmt nicht, weil alles noch im Fluss ist.

    Und b) bei SPON hat abends keiner mehr Lust, aus den eigenen Kampfschriften die Luft heraus zu lassen.

    PS: Die Zahlen des ZDF-Politbarometer vom Donnerstag, die der Blatt-Linie entsprachen, wurden in dem SPON-Artikel aber dann doch berücksichtigt.

  49. Sie erinnern mich immer mehr an den von Ihnen verhassten Serdar Somuncu und seine Hatenight, Herr Niggemeier.

  50. @65: Welche Minderheit hat Herr Niggemeier denn jetzt schon wieder gedisst? Dachte immer, Privatsender seien die Mehrheit…

  51. Bei dem ganzen Theater lobe ich mir einen Teil unserer Jugend, die beim Anblick eines Fotos vom Bundespräsidenten auf die Frage „Wer ist das?“ etwas verhalten antwortet: „Herr Kaiser von der Versicherung?“ Von was man nichts weiß, über das man sich nicht aufregt.

  52. Ich fand Bettina Schausten bei Klaus Kleber im Heute Journal interessant. http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1533888/Schausten-Sachliche-Atmosphaere-#/beitrag/video/1533888/Schausten-Sachliche-Atmosphaere-

    Wie sie da mit klimpernden Augen erklärt wie sehr sie sich dafür eingesetzt hat ein Interview zu bekommen. Also Wulff war es nicht der das Interview wollte…

    Über die Fragen gab es keine Absprachen. Jedenfalls keine Einschränkungen.
    Ich bin mir sicher das man so viel „Seriösität“ bei den Privaten einfach nicht hinbekommen kann. Das Gejaule der Privaten beschreibt Herr Niggemeier in meinen Augen schon ganz richtig.

    Von bundespraesident.de:
    12. Januar 2012
    Schloss Bellevue
    Neu­jahrs­emp­fang für Re­prä­sen­tan­ten des öf­fent­li­chen Le­bens so­wie für Bür­ge­rin­nen und Bür­ger

    Da möchte ich mal dabei sein.

  53. Ich fand Bettina Schausten bei Klaus Kleber im Heute Journal interessant.

    Wie sie da mit klimpernden Augen erklärt wie sehr sie sich dafür eingesetzt hat ein Interview zu bekommen. Also Wulff war es nicht der das Interview wollte…

    ? also ich höre da nur was von hinteralsenden Interviewnafragen und ab 1:30 dass „der Bundespräsident hätte sich entschieden ARD und ZDF ein Interview zu geben“

  54. Alle Achtung, Herr Niggemeier!

    Ihre beiden jüngsten Beiträge (der hier und „Wie die Privatsender einmal fast ihrer Informationspflicht nachgekommen wären“) sind erste Sahne.

    Weischenberg, Sibylle? Ich kenne Weischenberg, Siegfried, Medienwissenschaftler.

  55. Ein schönes Beispiel für ARD/ZDF-Bashing ist ja häufig das, was FAZ-Redakteur Michael Hanfeld von sich gibt. Sein neuestes Werk:

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/nach-dem-fernsehinterview-aktion-hasenfuss-11593713.html

    Er wird ARD und ZDF vor, dass beide nicht am Abend des Interviews eine Talkshow zum Thema gemacht haben. Das sei hasenfüßig. Ach ja. Dass dies zuvor längst geschehen war und weiterhin geschieht, zählt für ihn nicht:

    „Ein profundes öffentlich-rechtliches Programm, das sich, wie immer wieder gern behauptet, fundamental von Privatsendern unterscheidet, sähe dieser Tage anders aus.“

    Vermutlich müsste dies in ähnlicher Taktfolge wie Spiegel online alle halbe Stunde etwas (angeblich) Neues zum Thema Wulff auflegen, um Hanfeld zu gefallen.

    Hanfeld weiter: „Es ist schon deprimierend, dass eine Boulevardzeitung den Bundespräsidenten vor sich hertreiben kann.“

    Kein Wort davon, dass „Bild“ (laut „Süddeutsche Zeitung“) FAZ und SZ wochenlang gedrängt hat, den Inhalt des Telefonanrufs zu veröffentlichen und dies dann – laut SZ eher aus Versehen – endlich geschehen ist. Also war der vermeintliche Anschlag des BP auf die Pressefreiheit wochenlang kein relevantes Thema.

    Es ist schon aberwitzig, wie die Sache Wulff in einer sonst so seriösen Zeitung wie der FAZ abgehandelt wird. Hanfelds Bemühen, ARD und ZDF bloßzustellen, wirkt peinlich.

    In der Sache Telefonanruf konstatiert Hanfeld, Wulfss Darstellung („um Aufschub gebeten“) sei im Fernsehen nicht widersprochen worden. Hanfeld meint zu wissen: „In der Sache spricht schon der Zeitablauf gegen Wulffs Darstellung.“

    Die „Bild“ veröffentlicht heute ein Protokoll. Darin heißt es:
    „Bundespräsident Wulff spricht auf die Mailbox von BILD-Chefredakteur Kai Diekmann, droht mit „Strafantrag“ wegen des geplanten Berichts, spricht von „Krieg“ und verlangt zudem einen erneuten Aufschub der Berichterstattung.“

    (In diesem „Protokoll“ ist übrigens nur erwähnt, dass Diekmann gegen eine Veröffentlichung des Telefonats in der „Bild“ ist. Dass „Bild“ laut SZ andere Zeitungen zur Veröffentlichung gedrängt habe, liest man dort nicht.)

    Chrstian Wulff macht zur Zeit einen sehr schlechten Job. Aber wenn man sich manche Artikel – selbst in der seriösen Presse – anschaut, liegt da das Niveau nicht immer höher.

    Fazit: Auf das öffentlich-rechtliche System mag man gerade in diesen Tagen nicht verzichten.

  56. For the record:
    RTL wollte lt. Teletext heute Vormittag ganze sechs Minuten lang über Wulffs Rücktritt berichten.

Comments are closed.