Wie Hans-Ulrich Jörges in eigener Sache gegen die EU wettert

Hans-Ulrich Jörges hält einen „Regimewechsel“ in Brüssel für überfällig. In seinem „Zwischenruf aus Berlin“ macht das Mitglied der „Stern“-Chefredaktion eine „Wende zur Entspannung“ in Europa aus; die Europawahl sei „Auftakt eines tief greifenden Wandels auf dem Kontinent“.

Dieser olle Barroso zum Beispiel sei nach zehn Jahren als Kommissionspräsident „politisch verschlissen“:

Mit dem Parlament war der Apparat des portugiesischen Konservativen teils rüde und selbstherrlich umgesprungen. Ein Beispiel mag das erläutern. Die Abgeordneten hatten, fraktionsübergreifend und unter Führung des sozialdemokratischen Parlamentspräsidenten Martin Schulz, die Gründung eines Europäischen Zentrums für Pressefreiheit (EZP) in Leipzig unterstützt und dafür eine Million Euro in den EU-Haushalt für 2013 gestellt. Die Kommission indes verteilte das Geld freihändig — das EZP erhielt nichts. Schulz protestierte, vergebens.

Böser Barroso. Guter Schulz. Schade um das EZP.

Das EZP, ein Projekt, dessen Initiator zufällig Hans-Ulrich Jörges ist, Mitglied der „Stern“-Chefredaktion.

Bestimmt hat Jörges nur vergessen, dieses Detail im Text zu erwähnen. Oder der „Stern“ hält es für keine Information, die die Leser interessieren müsste, dass Jörges hier in eigener Sache empört ist. Dass das „eine Beispiel“, das das Demokratiedefizit des EU-Kommissions-Präsidenten „erläutern mag“, zufällig sein Beispiel ist. Dass Jörges‘ Urteil über Barroso von einer sehr persönlichen Enttäuschung geprägt ist.

Seit gut drei Jahren kämpft Jörges darum, dass in Leipzig ein Zentrum gegründet wird, das sich um Verletzungen der Pressefreiheit vor allem in Ost-Europa kümmert. Es soll Öffentlichkeit herstellen und den bedrängten Journalisten helfen. „Reporter ohne Grenzen“ tut dies als unabhängiger, mit Spenden finanzierter Verein schon lange, aber sicher kann es nicht schaden, wenn sich auch andere, neue Organisationen um die gute Sache kümmern und dafür Geld bekommen.

Jörges‘ Mitstreiter sind unter anderem Axel-Springer-Außenminister Christoph Keese und die Leipziger Medienstiftung, die von der Leipziger Sparkasse finanziert wird. Ihr Plan war es, das Zentrum in Leipzig, wo sich „für das EZP ein perfekter Gebäudekomplex bietet“ (Jörges), vor allem aus europäischen Steuermitteln zu finanzieren. Der Springer-Verlag und der Verlag Gruner+Jahr, in dem der „Stern“ erscheint, wollten etwas dazu geben.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) sei „begeistert“ gewesen von der Idee und ließ überparteiliche Unterstützung organisieren. Das Parlament bewilligte eine Million Euro.

Doch die EU wies das Geld nicht einfach für das Leipziger Projekt an, sondern machte eine öffentliche Ausschreibung: Eine Million Euro waren im Budget, aber es sollten zwei oder drei Vorschläge verwirklicht werden; mehr als 700.000 Euro waren für ein einzelnes Angebot nicht vorgesehen. Das EZP erhielt keinen Zuschlag.

Jörges war wütend.

Wohin mit seiner Wut? In den „Stern“. Am 12. Dezember 2013 nutzte er seine Kolumne in der Illustrierten vollständig dafür, sich über die Ungerechtigkeit zu beklagen, dass sein Projekt nicht die gewünschten EU-Mittel bekommen hat. Er schilderte den Ablauf mit den größtmöglichen Begriffen: ein „Skandal“ sei das Handeln der Kommission, ein „Handstreich der Macht“, möglich gemacht durch eine „zerstörerische Intrige“. „Dreist“ sei der angebliche Wille des Parlamentes, das Leipziger EZP zu unterstützen, ins Gegenteil verkehrt worden, sein Recht „mit Füßen getreten“.

Immerhin erwähnte Jörges damals, im Dezember, in seiner Kolumne, wer der Initiator des Projektes war, dessen Scheitern ihn so erschütterte: Er selbst.

Die Überschrift lautete damals trotzdem „Ein Parlament wird gedemütigt“ und nicht „Hans-Ulrich Jörges wird gedemütigt“, aber das eine schließt ja das andere nicht aus.

Sein Text endete so:

Martin Schulz, der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten bei der Europawahl, möchte den nächsten Kommissionspräsidenten 2014 vom Parlament gewählt haben, nicht mehr von den Regierungschefs ernannt. Das wäre eine europäische Revolution. Und vielleicht das Ende der Willkür.

Jörges macht die europäische Sache zu seiner Sache, und umgekehrt. Er nutzt seine guten Kontakte, um ein eigenes Projekt zu befördern, und wenn er damit scheitert, beklagt er sich als Journalist darüber. Der „Stern“ gibt ihm den Raum dafür. Und besteht nicht einmal mehr darauf, dass er seine Befangenheit transparent macht.

68 Replies to “Wie Hans-Ulrich Jörges in eigener Sache gegen die EU wettert”

  1. Au weia, der Stern und ein Chefredakteur.

    Ein unschönes Beispiel und eine weitere Möglichkeit, wenn dann Krautreporter endlich Wirklichkeit geworden ist (ich drück die Daumen, habe aber leider keine Kreditkarte!), über diesen solche Stories einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

  2. Ach der Stern, ach der Herr Jörges. Beides schon seit Ewigkeiten unterhalb jedes Aufregungs-Thresholds, da einfach unwichtig. Es wäre viel spannender, mal das System „Spiegel Online“ zu entlarven, denn die haben noch tatsächlichen Einfluss auf die öffentliche Meinung in Deutschland.

  3. Mindestens genauso schlimm finde ich eine aktuelle Kampagne, in der Herr Jörges im Kampf gegen rechte Gewalt in Anzeigen auftritt und den Tätern des Nagelbombenanschlags von Köln zuruft: „Eure Bombe galt auch mir“. Ich bin normalerweise sehr sparsam im Umgang mit solchen Vokabeln, aber das ist wirklich nur noch zynisch.

  4. „Politisch verschlissen“ ist doch die europapolitisch-korrekte Schreibweise von „politisch verschissen“, wie schön, dass er sich noch zurückhalten konnte.

  5. Leider wird Jörges aufgrund seiner Position beim „Stern“ regelmäßig zu Talk-Shows eingeladen, wo er uns elenden Nichtswissern in seiner bekannt sympathischen Art die Welt erklärt!
    Erledigt hat sich das zum Glück für den ebenso sympathischen Ulrich Reitz, der ja wohl als Chefredakteur der WAZ abgelöst und somit auch nicht mehr in Gesprächsrunden eingeladen wird.

  6. Hu? Habe ich was verpasst? Wird vom „Stern“ heute wieder irgendwie Journalismus erwartet? Ich dachte nach den Hitlertagebüchern hätten sich „Stern“ und „Journalismus“ auseinandergelebt.
    Ansonsten müsste man ja auch darüber diskutieren warum Journalisten zusammen mit Spitzenpolitikern gemeinsam an einer Bar stehen, wo dann auch „Herrenwitze“ erzählt werden …

  7. „Der „Stern“ provoziert noch zu wenig. Aber der Krach kommt.“ (Dominik Wichmann im Medium Magazin 2013)

    Recht hatte er. ;-)

  8. @Stefan Niggemeier: Respekt, dass du es immer wieder schaffst, solche Dinge auszugraben – und den Mut hast, es dir mit so vielen potentiellen Kunden zu „verderben“.

  9. In eigener Sache? Das ist absurd. Im Gegenteil: Uli Jörges kämpft seit Jahren darum, dass Europa endlich ein Zentrum bekommt, das Verstöße gegen die Pressefreiheit systematisch dokumentiert. Ein solches Zentrum hat die EU bitter nötig. Ihre Politik leidet darunter, dass es keine konsolidierten und genau überprüften Daten über Pressefreiheit gibt. Wenige Journalisten setzen sich so entschlossen und hartnäckig für Pressefreiheit ein wie Uli Jörges. Wie die EU-Kommission das Geld nun einsetzt, das Jörges beim EU-Parlament in mühsamer Kleinarbeit erwirkt hat, ist mehr als ein Ärgernis. Uli Jörges hat für sein Engagement Anerkennung und Respekt verdient. Ich habe ihm nach Kräften bei diesem Projekt geholfen und bin stolz darauf. Den Löwenanteil der Arbeit aber hat Uli geleistet, gemeinsam mit dem Team der Stiftung in Leipzig. Lieber Herr Niggemeier, ein bisschen weniger Häme und Beißfreude wäre schön und dafür ein bisschen mehr vor Ort in Ost-Europa recherchieren, unter welchen Bedingungen Journalisten dort arbeiten müssen. Sie brauchen unsere Solidarität und Öffentlichkeit.

  10. „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.“ (Hanns Joachim Friedrichs). Und man mag hinzufügen: Vor allem macht sich ein Journalist nicht mit einer eigenen Sache gemein, ohne dies wenigstens kenntlich zu machen.

  11. @9, Christoph Keese: Und warum stellt Herr Jörges sich dann so an und schreibt dies nicht so lockerfluffig, selbstverständlich und transparent als eigene großartige Arbeit der europäischen Integration?

  12. @Christoph Keese: An welcher Stelle habe ich mich gegen Solidarität und Öffentlichkeit für Journalisten in Ost-Europa ausgesprochen?

    Ich habe mich vor allem für ein Mindestmaß an Transparenz ausgesprochen. Wenn Hans-Ulrich Jörges im „Stern“ über ein eigenes Projekt schreibt, erwarte ich, dass der „Stern“ seinen Lesern wenigstens sagt, dass es sich um ein eigenes Projekt handelt. Das ist schon zuviel verlangt? Das soll ich nicht kritisieren — aus Solidarität mit den Journalisten mit Ost-Europa? Oder doch eher aus Solidarität mit „Uli“ Jörges, der aus offenkundiger persönlicher Verbitterung die EU-Kommission ein „Regime“ nennt?

  13. Ost-Europa dann also. Die Drohungen der NSA-GCHQ gegenüber z.B. dem Guardian interessieren die Herren von der Atlantik-Brücke natürlich weniger.

  14. @Stefan Niggemeier: Mindestens hätten Sie schreiben sollen: Großartig, dass Jörges für Pressefreiheit eintritt! Europa hat das ein gewaltiges Problem, weil es Pressefreiheit in vielen Ländern Ost-Europas nur auf dem Papier gibt. Gut, dass einige Journalisten sich dafür engagieren. Dann hätten Sie am Rande gern anmerken können, dass Jörges vielleicht gut daran getan hätte, seinen eigenen Anteil an der Sache zu benennen. Das allein rechtfertigt aber noch keine bösartigen Unterstellungen. Jörges hat es vielleicht aus Bescheidenheit getan. Dass er etwas verschleiern wollte, ist widersinnig. Seit Jahr und Tag zieht Jörges für diese Sache durch die Lande. Das ist alles andere als geheim.
    Mindestens so befremdlich finde ich, dass Sie sich dem Vorwurf der Sache nach nicht einmal im Ansatz nachgehen. Haben Sie sich damit beschäftigt, was in Brüssel geschehen ist? Haben Sie gefragt, wie es denn sein kann, dass Mittel des Parlaments erkennbar an der Absicht des Gesetzgebers vorbei investiert werden? Haben Sie mal geschaut, wer de Empfänger des Geldes sind und ob da Abhängigkeiten mit der Kommission bestehen? Ob da sachfremde Standort- und Gefälligkeitspolitik gemacht wird? Haben Sie Martin Schulz gefragt, was er davon hält, nachdem er im Parlament dafür eingetreten ist, diesen Titel zu schaffen? Nichts davon haben Sie getan. Ihr Artikel ist anti-aufklärerisch und offenbart die ganze Misere des Medienjournalismus hierzulande: Jörges & Co. einen mitzugeben, geht immer. Kostet nichts, bringt viel Aufmerksamkeit und spart Arbeit an anderer Stelle.
    Eigentlich müsste man nach dem Vorbild des BILD-Blogs mal einen Niggemeier-Blog gründen, um dieser Alarmismus-Strategie systematisch den Spiegel vorzuhalten.
    Sie merken schon, ich ärgere mich. Diesmal liegen Sie wirklich voll daneben und treten einen Unschuldigen.

  15. Herr Keese,

    Jörges, Sie und ein paar andere haben mit einigen aus dem EU-Parlament geklüngelt. Da ist also eine Gruppe bedeutender Verlage, na so was, da haben die Parlamentarier flott mal eine Mio locker freigegeben. Die Kommission hat eine Ausschreibung veranlasst, was nach Gesetzeslage auch so sein muss. Die Mittel sind dann an bereits bestehende Organisationen ähnlichen Charakters vergeben worden, die sich genau um diese Dinge kümmern.

    Unterm Strich ist also die Sache selbst, der Schutz der Pressefreiheit, gefördert worden. Nur halt nicht ihr eigenes Ding. Da sollte man dann schon drüberstehen, finde ich, wenn es doch um die Sache geht.

    Allerdings finde ich es befremdlich, dass der Schutz der Pressefreiheit in anderen Teilen Europas bei Ihnen und ihren Kameraden keine große Rolle spielt. Was ist z:b. mit dem Guardian und der britischen Regierung?

    Und was, bitte, hat das damit zu tun, dass Jörges seine eigene Sache nur im Video kenntlich mcht?

    Ihre Aufregung hier, Herr Keese, lässt mich eher vermuten, dass da noch eine ganze Menge an ihrem Projekt ist, was faul sein könnte. Getroffene Hunde bellen.

  16. „sicher kann es nicht schaden, wenn sich auch andere, neue Organisationen um die gute Sache kümmern und dafür Geld bekommen.“
    „Mindestens hätten Sie schreiben sollen: Großartig, dass Jörges für Pressefreiheit eintritt!“
    Der erste Satz ist halt Nigge-Stil, der zweite eher Springer. Wenn einem die Nase passt, also „Gewinner des Tages: Jörges, setzt sich für Pressefreiheit ein.“

    „Jörges hat es vielleicht aus Bescheidenheit getan.“
    Genau, so bescheiden, wie er immer in Talkshows auftritt. Wie er gegen Sarah Wagenknecht giftet. So wie er hier auch Barroso als „verschlissen“ bezeichnet.
    Kauft ihnen keiner ab.

  17. Das ist ein Ding: Christoph Keese ist für einen Niggemeier-Watchblog! Klasse Idee, ich bin auch dafür, unbedingt sogar! Und am besten macht Keese diesen Watchblog selber! Aber bitte nicht den Bezug auf Bildblog vergessen!
    Im Ernst: Niggemeier und Bildblog verdienen noch weit mehr Aufmerksamkeit als sie bislang bekommen. Wenn Christoph Keese ihnen dazu verhelfen will, kann ich das nur voll und ganz unterstützen!

  18. Interessant wäre zu wissen, was genau öffentlich ausgeschrieben wurde, wer genau für was den Zuschlag erhalten hat und weshalb dem betreffenden Projekt keiner erteilt wurde.
    Für Vergaben der öffentlichen Hand sind öffentliche Ausschreibungen die, die die größte Transparenz und den meisten Wettbewerb herstellen sollen. Eine freihändige Vergabe an nur einen Anbieter hingegen hebelt den Wettbewerb aus und ist deswegen an strenge Kriterien geknüpft.

    Hat das o.g. Projekt also nach einer öffentlichen Ausschreibung mit mehreren Losen den Zuschlag für kein einzige erhalten, dann ist zu vermuten, dass die Angebote der Mitbieter wohl besser waren.
    Ein paar Hintergrundinformationen dazu wären sehr interessant.

  19. Die Guten brauchen keine Transparenz, weil sie wissen, dass sie zu den Guten gehören. Transparenz schwächt da nur unnötig die eigene Position — was für Weicheier.

    War Herr Keese eigentlich beim ESC? Als Nebelmaschine auf zwei Beinen, meine ich?

  20. @oasenhoheit: Ausschreibung und Ergebnis sind oben im Text verlinkt.

    Das Problem war wohl, dass die Kommission zwar eine Million insgesamt bot, aber für ein einzelnes Projekt nicht mehr als 700.000. Das Leipziger Konzept war aber auf eine Million angelegt. Jörges & Co. waren deshalb nicht überrascht, dass sie unter diesen Bedingungen nicht den Zuschlag bekamen — schon der Zuschnitt der Ausschreibung sollte sie nach ihrer Wahrnehmung aus dem Rennen werfen.

  21. Wo hab ich doch nur mein Brillenputztuch…? :-)
    Danke für den Hinweis, werde mich gleich mal ein wenig darin einlesen.

  22. Ich frage mich ja bei so was immer, warum man, wenn man sich zum Beispiel in Jörges‘ Fall um den armen ehemaligen Ostblock kümmern will, dies aus Deutschland tun soll? Warum nicht vor Ort aktiv sein und eine Anlaufstelle bieten. Mit Mitarbeiter, die direkt und unmittelbar im Geschehen sind.
    Und ja. Auch um, Geld statt ins eh schon reiche Deutschland in die ärmeren Teile Europas zu lenken.

  23. Ähm, Herr Keese,

    bevor sich sich mit dem Jörges um die Pressefreiheit in anderern Ländern kümmern: Wie wäre es, wenn Sie sich einfach mal hinsetzen würden und in Ihrem eigenen Laden journalistische und ethische Standards etablieren?

  24. @ Gunnar: Haben wir. Deswegen ja. Vielleicht wissen Sie nicht, dass wir gemeinsam mit Ringier (ein Joint Venture) einer der größten Verlage Ost-Europas sind. Unsere Standards sind blitzsauber definiert, und sie besagen vor allem: freier Journalismus, unabhängig von jedweden politischen und wirtschaftlichen Einflüssen. Wenn jemand weiß, wie schwer das in Ost-Europa durchzusetzen ist, dann die Kolleginnen und Kollegen in diesen Redaktionen.

    Um Ihren nächsten Einwand gleich mit zu beantworten: Nein, wir treten nicht nur für Pressefreiheit ein, weil es uns wirtschaftlich nutzt. Sondern auch, weil wir aufrichtig daran glauben. Bevor Sie sich aus der Sicherheit des Westens darüber lustig machen, wäre ein Besuch vor Ort zu empfehlen.

  25. „Vielleicht wissen Sie nicht, dass…“ Stimmt, wenn Sie es nicht gesagt hätten, wäre es wohl keinem aufgefallen.

  26. Ich finde ja den Zwischenruf noch das einzige, was im Stern irgendwie interessant ist, und gehöre nicht zu den Jörges-Bashern (auch wenn er bei Lanz eine Menge Punkte eingebüßt hat). Aber dass er, wenn er über etwas berichtet mit dem er selbst in Verbindung steht, einen erklärenden Satz darunter setzen _muss_, dazu gibt es doch wohl keinen Dissens, oder? @Keese

  27. Es geht doch jetzt nicht darum, wer wann, wo, warum und wie sehr für die Pressefreiheit eintritt. Es geht darum, dass Jörges seine „Macht“ als Journalist publizistisch ausnutzt um gegen die Kommission und Barroso zu wettern und zwar nicht aus objektiven Gründen, sondern wegen seines persönlichen Ärgers.
    DAS geht nicht.
    Ich kann und werde meine Wahlentscheidung am Sonntag aber nicht von Herrn Keeses oder Herrn Jörges Befindlichkeiten abhängig machen, soweit kommt es noch!

  28. Herr Keese,

    bitte erklären Sie mir, wie Sie es angesichts von

    1. http://www.bildblog.de/57000/schaemt-euch-alle/
    2. http://www.bildblog.de/57082/schaemt-euch-alle-2/
    3. http://www.bildblog.de/57249/deutsche-aepfel-dicker-als-eu-birnen/ (stellvertretend für die komplette Griechenland-Berichterstattung der „Bild“)

    schaffen, mit „blitzsauber definierten journalistischen Standards“ zu argumentieren? Es will mir nicht in den Kopf, aber vielleicht geht mir dank Ihrer Erklärung ein Licht auf.

  29. Und weiterhin blickt Herr Keese nur gen Osten. Komisch, bei den ersten Diskussionen um die Gründung des EZP ging es um die Pressefreiheit in ganz Europa. Ich will ja gar nicht die Bedrohungslage der Journalisten im Osten relativieren – aber all die anderen Dinge mal eben so auszublenden, das ist schon eigenartig.

    Der Standard des eigenen Springer-Konzerns, der da angeblich lautet „unabhängig von jedweden politischen und wirtschaftlichen Einflüssen“, bedeutet keineswegs automatisch „freien Journalismus“. Haben Sie eigentlich als junger Journalist schon solche Nebelkerzen geworfen? Lernt man das erst in der Führungsposition oder ist das ein Qualifikationsnachweis für eine solche Position bei Springer?

  30. Was nun, Herr Niggemeier? Hat Herr Jörges sich zu sehr in den Vordergrund gespielt oder sein Engagement nicht transparent gemacht? Als ich die ersten Zeilen gelesen hatte, dachte ich mir, na, da het er wohl die große Geschichte zu diesem Thema vor ein paar Monaten nicht gesehen. Das hat Jörges doch so was von transparent gemacht, dass er in diesem Projekt sein Herzblut stecken hat.
    Und dann sehe ich, sie kennen die Geschichte, behaupten aber trotzdem, Jörges verberge dem Leser diese wichtige Information?
    Und hätte er es erneut so deutlich gemacht, dass es ihm um eine Sache geht, die er selbst initiiert hat, dann „ nutzt (er) seine guten Kontakte, um ein eigenes Projekt zu befördern, und wenn er damit scheitert, beklagt er sich als Journalist darüber.“, wie Sie über die erste Geschichte zum Thema lästern.
    Hauptsache Skandal.

  31. C.K.: „Mindestens hätten Sie schreiben sollen: Großartig, dass Jörges für Pressefreiheit eintritt! „
    Wenn Stefan Niggemeier das geschrieben hätte, würde Niemand glauben, das sei Ironie.

  32. @35: „Hauptsache Skandal.“

    ‚Skandal‘ plärrt hier nur immer einer – von bis „Willkür“ bis „Regime“. Es plärrt: Der Initiator dieses Projekts, der seine Rolle als leer ausgegangener Initiator in seinem neuesten Machwerk allerdings verschweigt. So schwer ist das nicht zu verstehen.

  33. @polyphem: Und ich frage mich, ob _Keese_ da womöglich selbstironisch ist wegen seines albernen Versuchs, legitime Kritik abzuwürgen oder ob er das vielleicht tatsächlich ernst meinen könnte.

    Nach der Eloge auf die blitzsauber definierten Standards bei sich selbst und Springer allgemein und der pathetischen Behauptung, nur Uli Jörges‘ Zentrum könne eine „bitter nötige“ Lösung für ein „gewaltiges Problem Europas“ darstellen, fürchte ich jedoch, dass er das wirklich so meint.

  34. @Kati #38:
    Ich habe ja beim ersten Keese-Beitrag zuerst an einen Troll gedacht –
    nachdem Stefan aber danach kommentierte, ist es wohl wirklich Keese ;-(

  35. Witzig, wie Herr Keese die Leser_innen dieses Blogs behandelt.
    Als wären wir sedierte Goldfische oder so.
    Wirklich kein guter Versuch, Herr Keese. „Uli“ kann das nicht gefallen.

    Was „Uli“ treibt, ist aber wirklich perfide. Dessen Klagen kann man ja wirklich nicht so leicht als hinterfotzig entlarven, weshalb ich SN sehr dankbar bin.

  36. _ zitat _ Mindestens so befremdlich finde ich, dass Sie sich dem Vorwurf der Sache nach nicht einmal im Ansatz nachgehen. Haben Sie sich damit beschäftigt, was in Brüssel geschehen ist? Haben Sie gefragt, wie es denn sein kann, dass Mittel des Parlaments erkennbar an der Absicht des Gesetzgebers vorbei investiert werden? Haben Sie mal geschaut, wer de Empfänger des Geldes sind und ob da Abhängigkeiten mit der Kommission bestehen? Ob da sachfremde Standort– und Gefälligkeitspolitik gemacht wird? Haben Sie Martin Schulz gefragt, was er davon hält, nachdem er im Parlament dafür eingetreten ist, diesen Titel zu schaffen? Nichts davon haben Sie getan._zitat_

    Und haben Sie das alles getan, Christop Keese @Nr. 11? Oder auf welcher Grundlage schreiben Sie hier von solchen Verdächtigungen? Wenn Sie nachgefragt haben, wo sind die Ergebnisse?
    Und wieso muss ein Blogger Ihren Spezl erst grossformatig loben, bevor er dann „am Rande“, wie Sie verlangen, Kritik anbringen darf? Wer nicht für uns ist, ist gegen uns?

  37. Tschuldigung Herr Lehrer, ich habe extra noch eine „Offenlegung“ unter die Arbeit geschrieben, aber die hat mein Hund gefressen! Echt wahr!

  38. Für mich sieht das eher so aus, als wäre der Antrag extra so gestellt worden, dass man keinen Zuschlag bekommt um dann schön gegen die EU-Kommission wettern zu können.

    Es bewerben sich viele Organisationen mit noch so förderungswürdigen Zielen erfolglos, das ist halt Pech.

    Wenn das Projekt und die Pressefreiheit wirklich so eine Herzensangelegenheit der beteiligten Unternehmen wäre, würden G+J, Axel Springer und die Sparkasse Hintertupfingen einfach die erforderliche Million selbst einbringen und gut ist. Oder ist so eine Förderung einfach steuerlich attraktiver?

    Warum muss für Projekte, die von milliardenschweren Unternehmen gegründet wurden, um Fördergelder gebuhlt werden? Da will ich das Geld lieber in Projekten sehen, die keine solch finanzielle Lobby haben.

  39. Ich schreib ja immer ich bin nicht vom (Journalismus-) Fach . Deswegen verstehe ich wahrscheinlich auch nicht wieso Pressefreiheit jetzt von Budgets der EU abhängen sollen (von regeln: Ja, von Budets : Nein). Ich empfinde das als Politisierung der Medien, die ich rundweg ablehne, da sie für mich in noch stärkerem Masse als der ausufernde Lobbyismus der Industrie Querverbindungen schafft, die unkontrollierbar sind und das Kräftegleichgewicht stören.
    So, in dieser Form, klingt das wie ‚Gebt mir mehr Geld für mein Lieblingsthema‘ dem nur zu leicht ein ‚Dann bin ich auch nett zu euch‘ folgen kann.

  40. Passend, daß Christoph Keese sich gleich zu Wort gemeldet hat, denn er illustriert, daß hier keine egoistische Absicht eines einzelnen am Werk ist, sondern eine grassierende Berufskrankheit. Der typische Qualitätsjournalist aus dem Mainstream identifiziert sich so vollkommen mit seinem auserkorenen politischen Zweck, daß ihm jede innere Distanz und jede Kritikfähigkeit abhanden kommt, bis er sich selbst als interessegeleiteten Akteur gar nicht mehr wahrnimmt.

  41. Natürlich sich mögen Profis die Zusammenhänge bei dem Jörges-Text gekannt und dazugedacht haben. Aber die Leser des Sterns sind meine 70-jährigen Eltern, die das natürlich nicht checken und von dieser Sorte Leute gibt es im Leserkreis des Stern mehr als Profis. Jörges hat sowieso zu viel Einfluss. Dass er dann auch noch meint, er könne so arbeiten wie er arbeitet, löst in mir ein Gefühl des Ekels aus. Aber der Stern wird ja sowieso verkauft, wie man hört ;)

  42. Man muss am Ende doch fragen:
    Wieso hat Herr Jörges die Verbindung zum EZP nicht erwähnt? Diese Antwort wäre die eigentlich spannende.

  43. Ich – als Nichtjournalist – hätte nun gedacht, dass man als Journalist beim Abfassen von Texten besonders gut eines können sollte: Argumente identifizieren, Wichtiges von Unwichtigem trennen, des Pudels Kern enttarnen.

    Mal sehen: Herr Nigeemeier kritisiert, dass Herr Jörges sich aus persönlichen Gründen über gewisse Institutionen aufragt und dies bei dieser Gelegenheit nicht kenntlich macht, so dass es den Anschein bekommt objektiv sein zu wollen.

    Herr Keese antwortet: Die Journalisten in Ost Europa haben wirklich ernst hafte Probleme. Der Ulli hat sich dafür eingesetzt. Und man hat ihn dabei ungerecht behandelt.

    Diese beiden Ausführungen sind nur an einer Stelle verbunden: Der Tatsache der Empörung von Ulli.

    Das ist schon verblüffend.

  44. @Christoph Keese
    Wenn Sie so sehr für unabhängigen Journalismus sind – wie hoch war eigentlich Ihre vorgesehene Aufwandsentschädigung für die Mitarbeit am EZP? Ich gehe nicht davon aus, dass Sie da kostenlos mitmachen würden, immerhin dreht es sich bei Ihnen ja sogar so weit um Geld, dass Sie Ihren bevorzugten Parteien ein eigenes Gesetz diktieren… Ist das eigentlich mit der Pressefreiheit vereinbar, Gefälligkeitsartikel für die Regierung zu schreiben, mit Regierungsmitgliedern zu kuscheln und sich im Gegenzug ein Leistungsschutzrecht schenken zu lassen, das am Ende nicht mehr ist als das symbolpolititische Auf-den-Boden-Stampfen eines Zweijährigen?

    Und was die „Standards“ betrifft, die Sie so betonen – Sie irren. Extremisten durch die heimliche Leitlinie „Deutschland, Deutschland über alles“ das Wort zu reden und damit zu suggerieren, der NSU wäre ja gar nicht so schlecht gewesen, da eines der Opfer immerhin ein „Pleite-Grieche“ (Wortschöpfung: BILD) war, ist kein journalistischer Standard. Das ist Demagogie.

  45. Ich habe früher längere Zeit in EU-finanzierten Projekten mitgearbeitet und auch an Ausschreibungen teilgenommen (und zum Teil auch gewonnen). Natürlich sind mir die Details nicht bekannt, insofern ist der Großteil dessen, was ich hier schreibe, rein spekulativ.

    Aber dennoch: Eine erfolgreiche Projektbewerbung muss von erfahrenen Profis geschrieben werden, zum Teil ist das bei komplexeren Projekten vergleichbar mit einer Diplomarbeit, in der Regel müssen allerdings noch Inputs von unterschiedlichen Experten aus diversen Ländern koordiniert werden.
    Gute Angebotsschreiber kommen auf eine Quote von 1:3 (erfolgreichen zu erfolgslosen Projektbewerbungen) – 1:5, 1:9 ist aber auch keine Seltenheit bei Firmen, die das täglich machen und damit ihr Geld verdienen.

    Oftmals sind Neugründungen nicht unbedingt gern gesehen, lieber setzt man auf bereits etablierte Strukturieren (zum Beispiel Universitäten), die bereits gut vernetzt sind und neue Projekte mit einer höheren Erfolgswahrscheinlichkeit umsetzen können. Dafür spricht m.E. auch die Auswahl der Projekte. Aber noch viele weitere Gründe können eine Rolle gespielt haben: Struktur des Budgetvorschlags (Overheads, Einhaltung der ganzen Richtlinien etc.), Anzahl weiterer Partner usw. usf.

    Was ich damit sagen will – wenn solche Anschuldigungen erbracht werden, sollten schon stichhaltige Argumente von Seiten des Projektbewerbers genannt werden. Wie wär’s denn damit, den Projektantrag ins Netz zu stellen, damit interessierte Parteien sich den einmal anschauen können?

    Lobbyarbeit ist bestimmt auch nicht unüblich, aber daran dürfte es im vorliegenden Fall wohl auch nicht gemangelt haben (zumindest habe ich beim oberflächlichen Googeln bereits eine Anfrage an das EU-Parlament gesehen, ob denn dem Parlament die Idee der Gründung eines solchen Zentrums bekannt sei).

    Fazit: Vorwürfe bitte untermauern, ansonsten sind diese unredlich. „Die Kommission indes verteilte das Geld freihändig“ – solche Unterstellungen sind einfach falsch, „freihändig“ ist so ein Verfahren bestimmt nicht, dazu müsste man sich nur mal das entsprechende Regelwerk anschauen.

  46. @Unwichtig: Ja, Ihre Erfahrungen mit EU Projekten kann ich bestätigen. Allerdings hat der Herr Jörges hier schon den Anfängerfehler gemacht und die maximale Fördersumme mit seinem Antrag um 300.000 EUR überschritten. Je nach Projekt heißt das dann zwar nicht gleich Ablage: Papierkorb, und der Antrag wurde eventuell trotzdem beurteilt, zwecks Teilfinanzierung, aber es ist schon sehr ungeschickt, wenn man in seinem Antrag durchblicken lässt, dass man die Rahmenbedingungen nicht gelesen hat. (alles Spekulation)

  47. @H H: Naja, es gab ja erst den Plan mit dem EZP (der dazu geführt hat, dass das Europaparlament 1.000.000 in den Haushalt gestellt hat) und dann die Ausschreibung mit den 700.000 Obergrenze.

  48. @SN: Na gut, das heißt dann aber, das Herr Jörges sich darüber aufregt, dass die Kommission ihr Geld (unser Geld!) nach Ausschreibungen verteilt, anstatt schön fair direkt an die Leute, die die harte Lobbyarbeit machen.

  49. Ach ja, für alle, die googlen so schwierig/anstrengend finden:

    Hier die Auschreibung der Kommission für das Projekt European Centre for Press and Media Freedom:
    http://ec.europa.eu/digital-agenda/en/news/european-centre-press-and-media-freedom-ecpmf2013-closed

    Darin der link zu den details der Auschreibung (call for proposals): http://ec.europa.eu/information_society/newsroom/cf/dae/document.cfm?doc_id=2712

    Und auch der link zu den letztlich geförderten Projekten: http://ec.europa.eu/digital-agenda/en/media-freedom-%E2%80%93-pilot-projects

    Die damit geförderten Institutionen sind (Zusammenfassung von mir):
    Centre for Media Pluralism and Media Freedom
    Center for Media and Communication Studies (Ungarn)
    The International Press Institute (Österreich)
    http://www.indexoncensorship.org/
    Osservatorio Balcani e Caucaso (Italy based think tank focused on South-East Europe, Turkey and the Caucasus)
    South and East Europe Media Organisation
    http://www.ossigenoinformazione.it/ (ein watchdog zum Schutz italienischer Journlisten vor der Mafia)
    Dublin City University

    Ich denke die Liste spricht für sich.

  50. @H H: Das ist teilweise auch oben im Artikel schon verlinkt.

    Aber, ja: Alles Organisationen, die sich nach Christoph Keeses Logik fehlender Solidarität mit den bedrängten Journalisten Ost-Europas schuldig gemacht haben.

  51. Das passt doch prima zu den Beispielen, die Uthoff/Wagner in der Anstalt neulich geschildert haben.
    Wenn es nicht um den Stern ginge, könnte man Jörges ja vergessen, aber dass so einer in einer Führungsposition eines Magazins herumludern darf… Der Medien-Fisch stinkt vom Kopf her.

  52. Ich kann aber kaum glauben, dass die Bewerbung die Wertobergrenze wirklich ignoriert hat. Die Bewerbung kann ja nicht vor der Ausschreibung abgegeben worden sein. Entweder dient das Argument zur Verschleierung des Umstands, dass das Angebot anderweitig nicht überzeugend war oder…. es wurde keine weitere Quelle zur Finanzierung der 30% gefunden (Call for Proposals, 11.2 „The EU grant is limited to a maximum co-funding rate of 70% of eligible costs taking into account the maximum grant amount referred to in section … Consequently, part of the total eligible expenses entered in the estimative budget must be financed from sources other than the EU grant (see section 11.1c).“. Das unterschätzen viele, die denken dann, dass die EU 100% finanziert und wissen nicht, woher der Test des Gelds kommen soll.

  53. Ich finde es ein wenig unfair, das EZP-Projekt jetzt kleinzureden und jedes Haar in der Suppe zu suchen, nur weil die bösen Buben Jörges und Keese mit ihren Verlagen G+J und Springer involviert sind.
    Deutschland ist jedes Jahr der größte Nettozahler für den EU-Haushalt, warum soll man sich nicht darum bemühen, ein paar Euro wieder zurückfließen zu lassen. Es ist bestimmt auch nicht Vergnügungssteuerpflichtig, sich bei solchen Förderanträgen mit der schwerfälligen EU-Bürokratie herumzuschlagen. Und wenn durch das EZP der Pressefreiheit in Osteuropa geholfen wird, ist das doch erstmal eine gute Sache, so habe ich auch Herrn Niggemeier verstanden.
    Nun ist Jörges nach dem Ausschreibungs- und Vergabeverfahren leer ausgegangen, shit happens! Das geht auf nationaler und EU-Ebene hunderten Firmen jedes Jahr genauso, nur tragen die es mit Fassung, bewerben sich beim nächsten mal wieder und jammern in der Regel nicht über die Presse herum.
    Ich wiederhole nochmal, was ich oben schon geschrieben habe, Jörges hat seine persönlichen Befindlichkeiten über den „Stern“ artikuliert ohne das ausreichend kenntlich zu machen. DAS ist kritikwürdig und wurde von Herrn Niggemeier kritisiert.

  54. 100% Zustimmung zu Frank Reichelt, #61

    Ja Herr Jörges hätte seine Interessen kenntlich machen müssen. Andererseits ist es doch schon ein sinnvolles Projekt, und Herr Jörges wird seine Zeit auch angenehmer verbringen können, als sich mit EU-Bürokratie herumzuschlagen. Einen halben Nebensatz Anerkennung für das Engagement hätte sich Stefan also auch abringen können ;)

    Es sei denn… tja, und damit wäre das wohl ein gutes Beispiel, was die „Krautreporter“ machen könnten (werde ich mich jemals an diesen Namen gewöhnen?).

    Denn es sind ja Stichworte gefallen, bei denen man immer auch die Augenbrauen hochziehen kann: offensichtlich ist ist das Projekt eine Bank („Leipziger Sparkasse“) indirekt involviert, und eine Immobilie („der perfekte Gebäudekomplex“). Dadurch ergeben sich sofort ja reflexartig eine Liste von Fragen:

    – wem gehört denn aktuell der „perfekte Gebäudekomplex“ – der involvierten Bank?

    – „perfekte Gebäudekomplexe“ stehen meistens nicht lange ungenutzt herum, weil sie ja perfekt sind. Sucht evtl. der Besitzer, der die Bank sein könnte, schon länger einen Mieter?

    – weitere Querverbindung in allen Richtungen checken – Herr Jörges hat nicht zufällig über einen Freund in ein kleines italienisches Restaurant investiert, schräg gegenüber in der gleichen Straße…

    usw. usw. usw.

    Klar das ist Recherche-Aufwand, das kann man nicht in einem Blog leisten.

    Aber solange keine weiteren Besonderheiten auftauchen, und auch wenn ich Herrn Jörges jetzt nicht wirklich sympathisch finde: es ist grundsätzlich anerkennenswert, wenn man sich für solche Projekte einsetzt, und warum auch nicht versuchen ein bisschen EU-Geld zu organisieren.

  55. „‚Reporter ohne Grenzen‘ tut dies als unabhängiger, mit Spenden finanzierter Verein schon lange, aber sicher kann es nicht schaden, wenn sich auch andere, neue Organisationen um die gute Sache kümmern und dafür Geld bekommen.“

    Und wie es schaden kann. Denn mit welchem Argument regieren die Putins, Lukaschenkos und Erdoğans dieser Welt und ihre Apparate auf Kritik?

    „Die Kritiker werden vom Ausland gefördert, um dem russischen/ belarussischen/ türkischen/ … Volk zu schaden!“

    Es ist natürlich Unsinn, dass sie ihre eigene Regierung mit „dem Volk“ gleichsetzen (und zeigt vor allem ihr Demokratieverständnis). Aber eine EU-geförderte Institution würde diese Argumentation nicht gerade entkräften.

    Ich finde auch, dass die EU erstmal vor ihrer eigenen Haustür (bzw. innerhalb ihres eigenen Hauses) kehren sollte. Solange man solche Gesetzesänderungen wie in Ungarn schulterzuckend hinnimmt, kann man nicht ernsthaft anderswo den Zeigefinger erheben. Zumindest als EU nicht – als spendenfinanzierter Verein wie „Reporter ohne Grenzen“ sehr wohl, wenn man überall die gleichen Maßstäbe anlegt. Da mache ich mit bei den „Reportern ohne Grenzen“ aber keine Sorgen.

  56. @DaW: Vielleicht kann man es ja auch so sehen: Projekte wie dieses sind genau das, was man als „vor der eigenen Haustür kehren“ bezeichnet. Die Auschreibung bezieht sich auf EU Mitgliedsstaaten und Beitrittskandidaten, also gerade nicht auf Türkei, Weissrussland, Ukraine etc. Und da Sie gerade Ungarn ansprechen: es wird auch ein Projekt in Ungarn gefördert. Es kännte ja sein, dass durch eine unabhängige und freie Presse in diesem Land mehr für die Demokratie getan wird, als aus Brüssel die demokratisch gewählte Regierung zu ermahnen oder zu sanktionieren.

  57. @ H H:

    Huch, ich hätte mir die Ausschreibung mal ansehen sollen, vielen Dank für die Berichtigung/ Ergänzung. (Leider habe ich jetzt auch keine Zeit dafür, das noch nachzuholen.)

    Vielleicht hat mich aber auch irritiert, dass hier ständig von „Osteuropa“ gesprochen wird. Leider setzen viele noch „Osteuropa“ und „früherer Ostblock“ gleich. Das zeugt schon von einer gewissen Ignoranz, täuscht es doch eine nicht vorhandene Homogenität vor. Und: Die angeblich osteuropäischen Hauptstädte Prag und Ljubljana liegen westlicher als Wien… Politik- und Kulturwissenschaft sprechen daher inzwischen von den MOE-Staaten (Mittel- und Osteuropa) und bezeichnen z.B. Polen als Land im Osten Mitteleuropas. Auch das sagt natürlich einiges darüber aus, was man als „Europa“ wahrnimmt. Die geographische Mitte des Kontinents liegt irgendwo im Baltikum, demzufolge ist Polen allenfalls westliches Mitteleuropa.

  58. An 1 JensE
    Gerne hätte ich die 60€ für die Krautreporter erübrigt, habe aber ebenfalls (aus gutem Grund) keine Kreditkarte. Mit Ihrer Hilfe habe ich jetzt – wenn auch abseits des eigentlichen Themas – eine Möglichkeit gefunden, das (wenigstens) einem Krautreporter mitzuteilen. Recherche-Vorschlag für das künftige Projekt: „Plastikgeld und naiver Umgang mit dem Internet.“

  59. Wen wunderts? Jörges hat sich m.E. schon mehrfach vollumfänglich als Journalist diskreditiert, und zieht den ganzen Stern mit in das Moloch.

  60. Sehr geehrter Herr Jörges,

    ich finde es toll, dass Sie sich im eigenen Land als integriert empfinden.

    Herzlichen Glückwunsch!

    Freundliche Grüße,
    Ulrich Burger

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