Wofür Horoskope gut sind

Wenn man die jeweiligen Verlautbarungen der Pressestellen liest, könnte man glauben, alle Zeitungsprojekte von Klaus Madzia hätten wegen zu großen Erfolges eingestellt werden müssen. Nach den kurzlebigen Versuchen „Net-Business“ und „News“ stirbt Ende der Woche nun auch das so, äh, hoffnungsvoll gestartete Gratisblatt „Business News“.

Kein Grund zur Trauer, denn der Verlag teilt mit:

Die Verlagsgruppe wird unter der Chefredaktion von Klaus Madzia, bisher Chefredakteur von Business News, die gesammelten Erfahrungen für ein neues Internet-Portal nutzen. (…) Ein Großteil der Mitarbeiter bleibt für dieses Projekt an Bord.

Und doch gibt es subtile Hinweise, dass die Stimmung in der „Business News“-Redaktion nur so mittel ist. Zum Beispiel im heutigen (wie immer witzig gemeinten) „Business-Horoskop“ der Zeitung:

Löwe 23.7. – 23.8.: Der Chef schart ein Fähnlein von Ja-Sagern um sich und erhebt sie alle in den so genannten Christopherus-Ritterstand. Neben totaler Unterwürfigkeit ist Rücksichtslosigkeit im Sozialverhalten eine Voraussetzung, um in den neuen Ritterorden aufgenommen zu werden.

Liest sich übrigens noch lustiger, wenn man weiß, dass der Online-Chef von „Business News“ Christoph Strobel heißt und als eine Art Wachhund von Klaus Madzia gilt.

Waage 24.9. – 23.10.: Sie backen einen Abschiedskuchen für eine entlassene Kollegin. Dazu brauchen Sie vor allem Mehl – aber auch jede Menge Alkohol. Sie wissen ja, nur mit Alkohol wirkt ein Abschiedskuchen so richtig.

Mehl und Alkohol? Aber ja! Laurence Mehl ist einer der Geschäftsführer von „Business News“.

Ich vermute ja, dass der Autor des Horoskops Widder ist:

Widder 21.3 – 20.4.: Der Verlust Ihres Jobs trübt die Stimmung. Zur Steigerung derselben nimmt Ihre Abteilung an einem Drachenbootrennen teil. Der Chef erscheint in der Uniform eines römischen Legionärs und schwingt die Peitsche. Das finden Sie gut. Denn Hass hält einen Mann am Leben. Er gibt ihm Kraft.

49 Replies to “Wofür Horoskope gut sind”

  1. „Denn Hass hält einen Mann am Leben. Er gibt ihm Kraft.“
    Ist übrigends ein Zitat aus „Ben Hur“…

  2. @3 – Jochen:
    noch konnte ich es runterladen, habe es pdf’t und mich vorher fast vor Lachen eingenäßt…

    Hätte meine Ex-Fa so eine Seite gehabt, hätte ich mir gewünscht, sowas auch hinterlassen zu können…

  3. also ich habe sie täglich und gerne gelesen. bei mir ging das konzept der „zwischendurch-informationsaufnahme“ auf und ich finde es schon ein wenig traurig, dass sie die wieder einstellen. zum thema klaus madzia habe ich mir allerdings das gleiche gedacht…

  4. das geht da doch seit Wochen und Monaten so, siehe
    http://www.businessnews.com/horoskop/index.html
    Ich wette, das bleibt stehen.

    Mai:

    Zwillinge 21.5. – 21.6.
    Ein durch Genmanipulation verunstalteter Mutant, halb Mensch, halb Ratte, ist vor drei Jahren aus einem Forschungslabor zur Entwicklung biologischer Waffen in Ihre Firma geflohen. Heute ist er Ihr Chef.

    Zwillinge 21.5. – 21.6.
    Aus Mitleid über Ihr geringes Gehalt bricht der Chef zusammen. Sie sind so gerührt, dass Sie zunächst nicht bemerken, dass er Sie verhöhnt. Klauen Sie dem Chef zur Strafe die Kreditkarten und legen Sie sich auf seine Kosten Krokolederschuhe zu.

  5. Dann wage ich nun einen tollkühnen Sprung in die Verallgemeinerung:
    Kann man den Zustand einer Publikation an deren Horoskop ablesen?

    Nehmen wir mal die Vanity Fair (24/07):

    Fische:
    „Sie sind ein Botschafter noch nicht anerkannter Wirklichkeiten.“

    Zwillinge:
    „Man weiß ins Zeiten des Umbruchs nicht immer, ob der Weg, den man eingeschlagen hat, der richtige ist.“

    Jungfrau:
    „Die gegenwärtige Unsicherheit über Ihren grundsätzlichen Lebenskurs soll Sie aus Ihren allzu kleinlichen Vorstellungswelten befreien.“

    Steinbock:
    „Die Arbeit scheint kein Ende zu nehmen, und Sie beginnen, sich zu fragen, wozu das alles noch gut sein soll…“

    Stier:
    „Gejagt zu werden, ist nicht angenehm.“

    So weit, so gut…

  6. @ freischwimmer: eine lustige These. So gesehen, könnte man das Horoskop von Business News auch als Hilferuf lesen, z.B. vom 10.5.

    „Zwillinge 21.5. – 21.6.
    Die Betriebssportgruppe Ihres Unternehmens führt die neue Sparte „Proletes“ ein. Hier werden Verhaltensweisen antrainiert, die beim bevorstehenden sozialen Abstieg hilfreich sein können, zum Beispiel Drängeln, Meckern oder Bierdosenweitwurf.“

    http://www.businessnews.com/horoskop/art5063,464330.html

  7. @McDabbes: Das schreit nach weiteren Untersuchungen.

    Leider stelle ich fest, das kaum eine Zeitung in meiner Wohnung über ein Horoskop verfügt.

    Wie ärgerlich.

  8. Das nenne ich ein Ende mit Stil und Würde! Ich finde, der anonyme Horoskopautor sollte unbedingt von der Titanic weiterbeschäftigt werden.

  9. @ wortwart

    Was soll er bei der Titanic, da ist er bloß einer von vielen,
    man müsste ihn bei der BLÖD heimlich einschleusen. ;-)

    Pax

  10. Sagen Sie doch mal, Herr N., haben Sie schonmal bei einer Tageszeitung gearbeitet, die von ihren Lesern gelebt hat?
    Glückwunsch, denn von Ihren Lesern wird sie nicht gelebt haben.

    Ehrlich, was Sie anderen Medien vorwerfen, ist soi billig, wie dem BILDblog vorzuwerfen, es würde sich der gleichen Methoden wie BILD bedienen.

    L.

  11. Also außer Herrn Madzia (bzw. den Verlags-Pressestellen) dachte ich, ich hätte in diesem Eintrag gar niemandem etwas vorgeworfen. Hab ich doch?

  12. Hmm, könnte doch aber auch sein, dass der Herr Madzia ein wahninnig netter und selbstironischer Typ ist und die sich jedesmal im Team beömmeln, wenn da wieder jemand was falsch aufgefasst hat mit den Horoskopen. Oder?

  13. Wenn das so sein sollte, gehört dieses Horoskop aus der heutigen Ausgabe sicher dazu:

    Widder 21.3 – 20.4.
    Faul wie ein Strunk, der Mond. Heute will er noch nicht mal aufgehen. Bellen Sie das pickelige Mondgesicht an, vielleicht tut sich ja was. Auf die dunkle Seite des Mondes hat ohnehin nur Pink Floyd Einfluss.

  14. Liebe Business News-Redaktion, ihr seid schon nicht übel. Ein Abgang mit Stil! Wollt ihr Euch nicht vielleicht morgen outen…? ihr wollt doch Boulevard-Stil mit Wirtschaft kombinieren. Warum also nicht als Seite 1-Boy den Herrn Madzia nehmen?

    Oder gibt es bei Euch doch noch Zensur? Zur Not: Bringt einfach das Wort „treue Leser“ im Horoskop unter. Dann wissen wir, das Madzia auf der 1 zensiert worden ist.

    Noch was… Deutschlands aktuellste Wirtschaftszeitung steht auf eurer Titelseite. Heute daneben ein gar nicht so später Redaktionsschluss. Ändert den Slogan doch: Deutschlands einst aktuellste Wirtschaftszeitung klingt dann glaubwürdiger.

    Eure treuen Business News-Leser, die es Euch gönnen, früh ins Bett zu gehen.

  15. Früh ins Bett gehen ist jetzt wieder möglich, lieber Leser, aber schlafen geht nicht. Das war eine sehr, sehr anstrengende Woche.

  16. Wer Strobel heißt, der weiß Bescheid. Strobels regieren die Welt. Strobels sind einfach so geil.

  17. Liebe Redaktion,

    grandios! Hut ab! Das ist eine ordentliche letzte Nummer.

    Vor unserem inneren Auge sehen wir, wie ihr „Deutschlands einst aktuellste Ausgabe“ auf das Cover geschrieben habt, daneben den Madzia im Leoparden-String. Aber dann hat er das noch in letzter Minute rausgeschmissen. Euch gleich mit.

    Doch quer durch die Ausgabe immer wieder Andeutungen und Hinweise (ja, liebe treuen Leser, wir werden zensiert).

    Wir haben uns das immer schon gedacht. Vermutlich schreibt ihr den ganzen Tag geniale Texte, die gegen Abend gegen einen nichtssagenden Handelsblatt-Artikel ausgetauscht werden. Schade!

    Danke und alles Gute,

    eure TREUEN LESER!

  18. Verehrte Redaktion,

    es war eine Freude, in diesen letzten Ausgaben der BN nach „Andeutungen“ zu suchen und diese auch zu finden.

    Vielen Dank dafür und viel Erfolg als Online-Redakteur, Pilot oder Lokomotivführer.

    Alles Gute!

    S.

  19. Für die Ewigkeit. Das letzte Business News-Horskop *heul*

    Widder 21.3 – 20.4.
    Fackelmann-Promoter Axel Schulz wird der neue Weiterbildungsbeauftragte Ihres Unternehmens. Sie freuen sich auf intellektuelle Herausforderungen, vorgetragen im unvergleichlichen Berliner Dialekt.

    Stier 21.4. – 20.5.
    Nach Vorbild der altindischen Großmoguln legt sich der Chef einen reisenden Hofstaat zu. Auf zu entlegenen Filialen Ihres Unternehmens begleiten ihn berittene Einheiten und Tragtiere wie Kamele, Pferde, Ochsen, Elefanten und natürlich Ihre Abteilung.

    Zwillinge 21.5. – 21.6.
    Sie haben es gewagt, dem Chef einen Vorschlag zu unterbreiten und werden dafür zur Strafe in der Nähe des Firmengebäudes an einen Baum gebunden. Frank-Walter Steinmeier und andere vorbei fliegende Eulen zerzausen in regelmäßigen Anständen Ihr Haar. Gerechte Strafe!

    Krebs 22.6. – 22.7.
    Der Chef entmachtet eine weibliche Mitarbeiterin während einer Konferenz. Zum Hohn gibt er ihr noch den Spruch aus der Yves-Rocher-Werbung mit: „Noch nie wurde die Natur der Frau so respektiert“

    Löwe 23.7. – 23.8.
    Der Chef unterzieht sich einer Metamorphose zum Sandwurm und übt eine 3500 Jahre dauernde Schreckensherrschaft aus. Nehmen Sie Kontakt mit der Weltraumgilde auf, um trotzdem etwas Würze in Ihr Leben zu bringen.

    Jungfrau 24.8. – 23.9.
    Sie essen nur noch Werthers Echte im Büro, weil die in der Werbung in einer antiken Küche in einem echten Kupferkessel von einem netten Onkel handgerührt werden. Das mag der Chef so an Ihnen. Sie glauben einfach alles.

    Waage 24.9. – 23.10.
    Der Chef möchte mehr Zeit mit Ihnen verbringen – vor allem morgens, wenn er einsam in seinem Bettchen liegt. Gerührt von so viel Nestwärme kaufen Sie sich noch heute einen neuen Schlafanzug.

    Skorpion 24.10 – 22.11.
    Ihr Unternehmen führt die Morgengymnastik wieder ein. Dazu beschallen nordkoreanische Folklorelieder den Firmen-Hof. Das Beste: Sie dürfen die mausgrauen Einheits-Jogginganzüge sogar behalten!

    Schütze 23.11. – 21.12.
    Sie begegnen heute dem Geist von Hans Moser. Er nuschelt Sie mit seinem Wiener Schmäh voll, ehe er für Sie „Sag zum Abschied leise Servus“ wimmert. Sie heulen vor Rührung.

    Steinbock 22.12. – 20.1.
    Heute müssen Sie sich mit einem grenzdebilen Kollegen auseinandersetzen. Er grinst Sie permanent an und beendet jeden Satz mit „Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen.“ Sie finden das irgendwie einleuchtend.

    Wassermann 21.1. – 19.2.
    Die Geschäftsführung findet, dass die Globalisierung überschätzt wird. Daher produziert Ihr Betrieb künftig nur noch Landmaschinen-Zubehör für Kleinbetriebe in der Eifel. Da ist übrigens ne prima Luft.

    Fische 20.2. – 20.3.
    Eine Studie stellt fest: 85 Prozent Ihrer Kollegen leiden unter einer Druckerschwärze-Allergie. Daher werden künftig sämtliche Print-Elemente aus Ihrem Arbeitsalltag entfernt. Die Zukunft ist bekanntlich online. Freuen Sie sich gefälligst!

  20. @31: Naja, ein gekränkter „Wachhund“ empfindet halt mehr Genugtuung als Verlegenheit, wenn er so was schreibt, oder so. Erst Recht wenn die Leser es auch noch so verstehen, wie man es meint.

  21. Man möge doch bitte die momentane Trauer der Print-Fossile nicht durch kleinliche „Wachhund“-Debatten stören.

    Morituri te salutant!

    Andreas Lang (Autor Waage bis Fische)

  22. Der Mond ist entsetzt. Gerade noch hat er sich über seine neue Online-Offensive gefreut, da wurden auf seiner Oberfläche Print-Fossile entdeckt. Gut, dass Online-Wissenschaftler schnell herausfinden, dass sie sich bei Bestrahlung durch Strobelskoplicht schnell von selbst entfernen. Endlich kann sich der Mond auf die neue Onlinewelt der Strobels so richtig freuen. Er ahnt, dass sie mindestens so modern und witzig sein wird wie es http://www.strobelhome.de verheißt. Oder auch lehrreich sein kann wie z.B. http://www.watchberlin.de/vipo/portal/watchberlin_video_62187 zeigt. Ist es nicht viel angenehmer, wenn man täglich so etwas erschaffen kann, ohne ständig von Print-Fossilen dafür ausgelacht zu werden?

    Guido Walter (Autor Widder-Jungfrau)

  23. Wie schnell man vom ehemaligen Wachhund zum Wadenbeißer werden kann. Aber das Gute ist ja: Auch wenn er nun unablässig zu Walturgisnächten von diesem angebellt wird – der Mond wird sich weiter völlig ungerührt um die Erde drehen.

  24. Mal schauen, was die Sterne heute sagen. Ahja: Der Mond bringt Ihnen Glück. Wegen vorbildlicher Kollegialität, übermenschlichen Arbeitseifers und selbstaufopfernder Fairness haben Sie die Kollegen einstimmig zum Mitarbeiter des Jahres gewählt. Glückwunsch. Genießen Sie den Erfolg im Stillen.

  25. Projekt war eine Wirtschaftszeitung mit Boulevard. Heraus kam eine Boulevard-Wirtschaftszeitung. Ärgerlich, daß nichts aus dem guten Projekt (Testfall auf Gratiszeitung) wurde. Man hätte wirklich was draus machen können. War wirklich kein professionelles Management. Und wer steht zukünftig auf online? Wir kennen uns als Web-User: Pop-ups deaktivieren und sonstige Werbung genervt wegklicken. Wer will noch so was im Netz?!

  26. Hat eigentlich jemand nach den Kosten gefragt? Nicht nur Papier, etc. sondern Arbeitskraft?! Hier sind ja alle so cool und reden viel Zeug, über das Arbeiten redet niemand? Ist Streßarbeit weniger wert, weil das Produkt nicht gut ist?! Hat jemand mal nachgedacht über die fremdbestimmte Zeit, die verschleudert wurde …? Ach ja, ich frag ja nur aus Spaß, jaja…

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