Wulffs „400 Fragen, 400 Antworten“

Der „Tagesspiegel“ war sichtlich stolz auf seine Exklusiv-Meldung. Online hob er sie mit einem gelben Textmarker-Hinweis hervor; gedruckt brachte er sie ganz oben auf Seite 1.

Sie lautete:

Wulffs Anwalt: Antworten bleiben geheim

Berlin – Bundespräsident Christian Wulff verweigert die Herausgabe von Fragen und Antworten zu seiner Affäre. Dies teilte sein Anwalt Gernot Lehr, der die Fragen für Wulff beantwortet hat, dem Tagesspiegel mit. „Der im Mandantenauftrag geführte Schriftverkehr zwischen Anwälten und Dritten fällt unter die anwaltliche Verschwiegenheitspflicht. Aus diesem Grund sowie aus Gründen der praktischen Handhabbarkeit für alle Beteiligten ist eine zusammenfassende Stellungnahme erfolgt“, sagte Lehr. In seinem TV-Interview hatte Wulff gesagt: „Ich geb Ihnen gern die 400 Fragen, 400 Antworten.“ (…)

Die Agenturen sprangen sofort darauf an. Schon um 5:55 Uhr morgens verbreitete Reuters die Meldung mit folgendem Hintergrund:

Wulff hatte in der vergangenen Woche in seinem Interview mit ARD und ZDF gesagt: „Ich gebe Ihnen gern auf die 400 Fragen 400 Antworten.“ Man müsse die Transparenz weitertreiben, was auch neue Maßstäbe setze. „Morgen früh werden meine Anwälte alles ins Internet einstellen. Dann kann jede Bürgerin, jeder Bürger, jedes Detail zu den Abläufen sehen (…).“

AFP, dapd, dpa zogen alle noch im Lauf des Vormittags nach. Bei dpa las sich der entscheidende Widerspruch so:

Wulff hatte in der vergangenen Woche im Interview von ARD und ZDF angekündigt, er wolle in der Affäre für vollständige Transparenz sorgen. „Morgen früh werden meine Anwälte alles ins Internet einstellen. Dann kann jede Bürgerin, jeder Bürger jedes Details zu diesen Abläufen sehen und bewertet sehen, auch rechtlich“, sagte er. „Ich geb‘ Ihnen gern die 400 Fragen, die 400 Antworten.“

In späteren Meldungen behauptete dpa, der Bundespräsident habe „eine öffentliche Dokumentation der Fragen und Antworten zu den Vorwürfen gegen das Staatsoberhaupt“ „versprochen“.

Hat er das wirklich?

Die Zitate Wulffs stimmen. Sie stammen alle aus dem Interview, das er in der vergangenen Woche ARD und ZDF gegeben hat. Aber der Satz, dass seine Anwälte „alles ins Internet einstellen werden“, und der Hinweis auf „die 400 Fragen, die 400 Antworten“, fielen keineswegs im selben Zusammenhang.

Wulff sagte einerseits:

Morgen früh werden meine Anwälte alles ins Internet einstellen. Dann kann jede Bürgerin, jeder Bürger jedes Detail zu diesen Abläufen sehen und bewertet sehen, auch rechtlich.

Er sagte das im Kontext, dass „man“ (er meint: „ich“) „die Transparenz weitertreiben muss“. Über die „400 Fragen“ spricht er sehr viel später:

Schausten: Können Sie denn garantieren, dass nicht noch etwas anderes nachkommt in der Affäre, über die wir jetzt sprechen?

Wulff: Also bei 400 Fragen und wenn gefragt wird, was es zu essen gab, bei Ihrer ersten Hochzeit und wer Ihre zweite bezahlt hat und ob Sie den  Unterhalt für Ihre Mutter gezahlt haben und ich könnte jetzt tausend Sachen mehr nennen und wer die Kleider für Ihre Frau gezahlt hat, welche geliehen waren, welche sozusagen als geldwerter Vorteil versteuert  werden, dann kann ich nur sagen, ich geb Ihnen gern die 400 Fragen – 400 Antworten. Da ist jetzt etwas, was einen dann innerlich auch nach solchen drei Wochen irgendwo freimacht, dass man sagt, also jetzt ist wirklich alles von innen nach oben und umgekehrt gewendet. Und man muss sich dann auch fragen, ob nicht dann auch es irgendwann akzeptiert wird, dass auch ein Bundespräsident ein privates Leben haben darf.

Er spricht hier davon, dass er glaubt, sich keine Sorgen darüber machen zu müssen, dass noch neue Enthüllungen ans Tageslicht kommen. Die 400 Fragen, auf die er ebenso viele Antworten gegeben habe, hätten wohl alles abgedeckt. Er blickt nicht in die Zukunft, wenn die Anwälte irgendetwas veröffentlichen würden, sondern in die Vergangenheit: Es hätte ihn „innerlich freigemacht“, das Gefühl zu haben, alles gefragt worden zu sein und alles beantwortet zu haben.

Womöglich kann man das auch anders verstehen. Ganz sicher war Wulff — wieder einmal — dumm, dass er das Veröffentlichen eines sechsseitigen Papiers mit Antworten als revolutionären Akt der Transparenz verbrämte. Aber es spricht einiges dafür, dass er nicht angekündigt oder versprochen hat, alle 400 Fragen und Antworten im Internet veröffentlichen zu lassen.

Die Agentur Reuters ist immerhin genau genug, in einer Meldung am Dienstagabend so zu formulieren:

Mittwoch vergangener Woche hatte Wulff im Interview von ARD und ZDF angekündigt, auf die bis dahin 400 eingereichten Fragen gebe er gerne 400 Antworten. Er wolle mit der Transparenz neue Maßstäbe setzen. Seine Anwälte würden noch am Folgetag „alles ins Internet einstellen“. Jeder Bürger könne dann jedes Detail bewerten. Dies war vielfach so verstanden worden, als werde er sämtliche Antworten auf Anfragen von Medien öffentlich machen.

Ja: Es war vielfach so verstanden worden. Eindeutig gesagt hatte er es nicht.

Doch die Medien taten so, als hätte er. Und hatten frische Munition.

„Spiegel Online“ brachte den Vorwurf auf die schlichte schlagzeilentaugliche Formel:

Wulff bricht sein Versprechen

Und komponierte entsprechend Wulffs Zitate sehr frei wie folgt zusammen:

Am Mittwoch hatte das Staatsoberhaupt in einem Interview mit ARD und ZDF noch angekündigt: „Ich geb Ihnen gern auf die 400 Fragen 400 Antworten.“ Man müsse die Transparenz weitertreiben, „die setzt auch neue Maßstäbe“. „Morgen früh werden meine Anwälte alles ins Internet einstellen. Dann kann jede Bürgerin, jeder Bürger jedes Details zu den Abläufen sehen — und bewertet sie auch rechtlich.“

Der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag Peter Altmaier sagte dem „Hamburger Abendblatt“: „Ich hielte es für unglücklich, wenn der Eindruck entstünde, dass die Anwälte des Bundespräsidenten jetzt hinter dem zurückbleiben, was er selbst in einem Fernsehinterview angekündigt hat.“ Gegenüber der WAZ-Mediengruppe nutzte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel den angeblichen Widerspruch zwischen Versprechen und Einlösung für neue, alte Angriffe auf Wulff. Die „WAZ“ behauptete in diesem Zusammenhang:

In seinem Fernseh-Interview in der vergangenen Woche hatte Wulff erklärt, er wolle die 400 Medienanfragen, die er über seine Anwälte beantwortet habe, der Öffentlichkeit zugänglich machen und so in der Transparenz „neue Maßstäbe“ setzen.

Die Agentur dapd nutzte die Kritik an der Nichtveröffentlichung am Mittwochabend für eine Meldung mit dem sich selbsterfüllenden Titel: „Wulff-Affäre nimmt keine Ende“.

Den Anlass für die weiteren negativen Schlagzeilen hat zu einem größeren Teil wieder Wulff selbst geliefert. Aber wäre es zuviel verlangt von den Medien, im Umgang mit dem Bundespräsidenten, bei dem sie jetzt alles ganz genau nehmen, alles ganz genau zu nehmen?

[via Werner Berger in den Kommentaren]

159 Replies to “Wulffs „400 Fragen, 400 Antworten“”

  1. Am Tag nach dem Internet war ich auf der Suche nach dem vielen Veröffentlichen. Ich fand die sechs Seiten. War sehr enttäuscht, denn „jedes Detail“ fand ich da nicht.

    Und ich war doch überzeugt, dass er alle Fragen und die Antworten einstellen wollte. Dann suchte ich das Transkript des Interviews – und stellte genau das fest, was Sie hier oben feststellen: Er hat das keineswegs versprochen.

    Aber ich – grundsätzlich Herrn Wulff gewogen – habe ihn tatsächlich so verstanden, wie die Medien es nun tun. Also: Auch ohne bösen Willen konnte man ihn so verstehen; mich wundert allerdings die arg retardierte Reaktion der Medien. Und die unsaubere Darstellung ist mir heute auch schon negativ aufgefallen.

  2. Man kann festhalten, dass Her Wulff eine sehr unglücklich, vielleicht unhaltbare Figur abgibt, dass andererseits die meisten Medien im Eifer des Gefechts Fakten und Zitate zu ihren Gunsten beugen. So kann man es gut ausdifferenzieren.

    Erinnert sich hier vielleicht jemand an die kleine Szene bei „Durch die Nacht mit… Kai Diekmann und Henryk Broder“ als Mathias Müller von Blumencron darum bittet, man möge für einen Augenblick die Kamera abschalten? Er will kurz was privates mit Diekmann besprechen. Von Kampagnenjournalist zu Kampagnenjournalist, sozusagen. Herrliche Szene, regt die Fantasie an.

  3. Es wäre ja schon einmal ein Anfang, wenn die sich echauffierenden Medien Wulff bitten würden, die Korrespondenz mit ihnen offen zu legen. Aber auf der einen Seite ihre Recherchen schützen zu wollen, andererseits ihm das dann vorzuhalten, ist einfach grotesk.

  4. Seit zwei Tagen wird jetzt in den genannten Zeitungen und Agenturen auf dieser 400-Fragen-Formulierung herumgeritten. Deine Text-Exegese in allen Ehren. Wenn das nur so ein einfaches (beabsichtigtes oder unbeabsichtigtes) Missverständnis ist, warum erklärt es Wulff nicht seinem Anwalt und der erklärt es dann uns? (Oder hat er es erklärt und keiner hat´s gedruckt? Hab ich es überlesen?) Stattdessen wartet Wulff, dass Stefan Niggemeier die Sache nachvollziehbar richtig stellt.

    Wulff sollte ein Blog aufmachen. Da könnte er seine Sicht der Dinge ausführlich darstellen und die Leute würden es lesen wie verrückt.

    „Es war vielfach so verstanden worden. Eindeutig gesagt hatte er es nicht.“ So geht es die ganze Zeit, von Anfang an. Das ist nicht typisch Journalisten, das ist typisch Wulff.

  5. Schon witzig. Nachdem Spon vom gebrochenen Versprechen berichtet hatte und sogar selber auf das Interview in Textform verlinkt hatte, habe ich auch gestern mal nachgelesen, wo das so stehen soll und habe auch nix gefunden.

    Wulff muss weg – aber nicht so n

  6. Ich glaube eher dass das Problem – wie ja auch im Artikel angedeutet – ist, dass Wulff im Interview was von einer „vollständigen Transparenz“ faselt, und dass seine Anwälte „alles ins Internet“ stellen werden. Und dann noch irgendwas davon, dass er „neue Maßstäbe“ setzt und dass dies dann die Republik „zu mehr Transparenz“ verändern wird.

    Dass er damit die Erwartungen auf diese Veröffentlichung schürt ist doch normal.

    Und dann veröffentlichen die Anwälte so einen kleinen Schnipsel.

    Das ist halt typisch Wulff, nicht unbedingt böswillig gelogen, aber auch auf keinen Fall wirklich die Wahrheit gesagt. Bzw. sich sehr ungeschickt ausgedrückt.

  7. Ich habe das Interview im Internet angeschaut und ich habe es auch in Zusammenhang gebracht (400 Fragen und Antworten durch die Anwäte). Ich war über den „Wisch“ der Anwälte enttäuscht, da ich hier zwar einige Antworten, aber keine Beweise gefunden habe. Zuerst dachet ich „6 Seiten, wow“, aber das hielt nicht lange.
    Okay, ich stehe der Sache eher neutral gegenüber und höre jetzt lieber auf für irgendwen Partei zu ergreifen…

  8. @Kewin Dwossek #13: Hätten Sie auf den o.g. Link zu der Zusammenfassung von Gernot Lehr geklickt, dann wüssten Sie, dass seitdem „ca. 450 Fragen einzelner Medienvertreter beantwortet“ wurden. Es ist auch vollkommen unerheblich, ob es 392 oder 456 Fragen waren.

    Ich finde die Zusammenfassung vollkommen ausreichend, in meinen Augen ist sie sogar „transparenter“, als wenn ich jetzt alle immer wieder gleichlautenden leicht nuancierten Fragen und Antworten lesen müsste.

    Wenn ich an mich die gleichen Maßstäbe anlege, die die Presse an Christian Wulff anlegt, dann müsste ich sofort zurücktreten.

    Ich habe bei verschiedenen Freunden in deren Häusern und Wohnungen in den letzten 11 Jahren insgesamt knapp 100 Tage „Urlaub“ gemacht – ohne dafür zu bezahlen. Ich habe fast zur gleichen Zeit ein Bankdarlehen in geringerer Höhe aufgenommen, für das ich 0,58 Prozentpunkte mehr als er bei Frau Gerkens zahle. Wenn ich es nur vier Wochen früher abgeschlossen hätte, hätte ich 0,8 Prozenpunkte weniger bezahlt, als er. Bei meinem Darlehen bezahle ich über die Gesamtlaufzeit von acht Jahren auch nur Zinsen, weil ich es dann mit einem bis dahin eingezahlten Bausparvertrag ablösen werde. Durch die sehr günstigen Zinsen des Bauspardarlehens zahle ich innerhalb von 18 Jahren prozentual weniger Zinsen als Christian Wulff. Ich habe privat und dienstlich erworbene Flugmeilen mir in Form von Kinderspielzeug, Wein und anderen Kleinigkeiten „auszahlen“ lassen.

    Ach, ich bin ja kein Politiker. Dann darf das ich ja auch.

  9. […] Und ebenso ging es mir just mit den 400 Fragen und Antworten. Ich habe das komplette Interview mit Wulff nicht gesehen, immer nur Ausschnitte gelesen. Mein Morgenradio behauptete gestern jedoch glaubhaft, Wulff hätte die Veröffentlichung der 400 Fragen und Antworten versprochen und dies werde nun von seinen Antwälten (also ihm selbst) mit Berufung auf die Schweigepflicht versagt. Die Wahrheit ist aber wohl eine andere. […]

  10. @9/Mirko
    Weil Sie etwas missverstehen, soll Herr Wulff (oder seine Anwälte) etwas ins Netz stellen, damit Ihr (und das medial befeuerte) Missverständnis aufgeklärt wird? Seltsam. Vielleicht sollte jedem Bürger demnächst ein Bundespräsident zugeordnet werden.

    „Disclaimer“: Ich halte Wulff auch nicht für Präsidenten-tauglich. Ob er deswegen „weg“ muss, weiss ich nicht; vielleicht straft man ihn mehr, in dem man ihn aussitzt und ignoriert. Das moralinsaure Herumfordern einiger Journalisten geht mir allerdings gehörig auf den Keks.

  11. @18: ich glaube nicht, dass man ihn mehr straft durch Nichtbeachtung. Er macht den Eindruck, dass er da ziemlich schmerzbefreit ist.

    Interessant an der Sache ist, dass Wulff keine lebenslange Pension bekommt, wenn er keine Amtszeit beendet. Er hat also einen immensen monetären Anreiz, das durchzustehen.

  12. Niggemeier

    Man kann es jetzt auch übertreiben: Wulffs Stellungnahme, die seine Anwälte am Tag danach in das Internet gestellt haben, ist nichts anderes als eine ganz normale Pressemitteilung, die vor allem rechtliche Bewertungen beinhaltete. Und natürlich hat Wulff einen anderen Eindruck erzeugen wollen, weil selbstredend nicht 12 Millionen Fernsehzuschauer am nächsten Tag diese Aussage verifizieren. Es geht auch nicht um 400 Fragen und Antworten, sondern darum, ob die Aussagen von Wulff in sich schlüssg sind und das Handeln Wulffs plausibel erklären können. Genau das ist nicht der Fall, gerade deshalb wird andauernd wieder nachgefragt. Das betrifft alle in der Debatte stehenden Komplexe: ob es sein Privatkredit ist, sein BW Kredit, die andauernden Umschuldungen: er hat mittlerweile die dritte Finanzierung seines Hauses. Ob es seine Urlaubsreisen oder seine Buchfinanzierungen betrifft. Oder die Finanzierung des Nord-Süd Dialogs und die damit verbundenen Urlaube von Wulffs Sprecher Glaeseker. Ist Ihnen mittlerweile klar, welche Rolle Leute wie Maschmeyer, Schmidt, Baumgartl und Groenewold in dem politischen Handeln von Wulff gespielt haben? Gar keine wie Wulff behauptet? Glauben Sie unbesehen, dass das Geld tatsächlich von Geerkens stammt? Halten Sie das für überzeugend, wie er den Hinweis auf Herrn Geerkens mit Hilfe der Frau Geerkens versuchte zu verschleiern, weil er ansonsten in Konflikt mit seinen Aussagen vor dem Landtag gekommen wäre? Dass er beiden Büchern nichts davon gewusst hat, wer diese Bücher so hilfreich subventionierte? Also Maschmeyer, Grossmann, Groenewold. Wulff hat nur ein Ziel: das alles als völlig normal und absolut unproblematisch darzustellen. Aber erst, wenn er das nicht mehr bestreiten kann. Es geht nicht um 400 Fragen und Antworten, sondern dass sich Wulff in wirklich einzigartiger Weise von Leuten hat aushalten lassen, die alle politische und/oder ökonomische Interessen gehabt haben, wo die Freundschaft über Gefälligkeiten zu einem Ministerpräsidenten und stellvertretenden Parteivorsitzender eben enorm hilfreich ist.

    Wulff will keine Transparenz. Das ist Unsinn. Er verhindert sie seit den ersten Anfragen bzgl. seiner Hausfinanzierung. Und deshalb verwickelt er sich fortlaufend in neue Widersprüche, die neue Fragen generieren. Wenn nichts mehr geht, entschuldigt er sich und proklamiert die Rolle des kleinen Sünders. Wir sind schließlich alle Menschen. Nur geht es nicht um den Homo Sapiens, sondern um das Rollenverständnis eines Spitzenpoltiikers, der das höchste Amt im Staat bekleidet. Jeder Minister – oder auch Ministerpräsident – wäre schon lange zurückgetreten, wenn diese Form der offenkundigen Missachtung aller Regeln politischen Handelns bekannt geworden wären. Nur kann sich Wulff hinter den politischen Bedingungen verschanzen und ihm kommt die Struktur seines besonderen Amtes zu Gute.

    Weil er aber nicht zurücktritt, muss er sein Handeln legitimieren. Soweit sind wir noch nicht, dass ein Bundespräsident machen kann was er will und in unserem Staat nicht rechenschaftspflichtig wäre.

    Aber man kann gerne weiterhin über die Frage räsonnieren, ob Wulff im Rahmen seiner Kommunikationsstrategie nun Transparenz hergestellt hat oder nicht, weil er die 400 Fragen und Antworten nicht in das Internet gestellt hat. Und ob nun irgendeine Zeitung so gehandelt hat, wie es nun einmal der Medienlogik entspricht: nämlich möglichst auch einmal eine Exklusivmeldung zu produzieren. Die durchaus berechtigte Kritik an dieser Medienlogik ist nur in diesem Fall das geringere Problem als das Handeln von Wulff. Bisweilen verschieben sich hier die Prioritäten, wobei das bei Ihnen nicht unbedingt der Fall ist. Im Gegensatz zu manchen anderen, wie etwa heute Morgen Wallraff in der FR.

    Aber das kann man natürlich auch anders sehen.

  13. Sind diese 400 Fragen wirklich noch so wichtig nachdem was alles schon publik wurde? Die Person Wulff ist nicht mehr glaubwürdig bzw. war es noch nie. Insofern sind diese Aspekte nebensächlich. Spannender finde ich immer noch die Frage, warum ausgerechnet aus der CDU- freundlichen Presse so vehement das Thema ausgebreitet wird entgegen deren sonstigen Gewohnheiten. Da stehe ich immer noch hinter der Kehraus-Theorie: http://kehraus.blogspot.com/2011/12/katholische-fundamentalisten-vs.html

  14. @16, SvenR: Sie wollen mir tatsächlich erzählen, Sie haben in der Post-Lehman-Zeit eine 120%-Immobilienfinanzierung OHNE dingliche SICHERHEIT mit Gesamttilgung am Ende der Laufzeit für 4,58% erhalten? Hm… – Hatte Weihnachten mit einem Private Banker von einer großen Geschäftsbank (der Kunden in den Einkommensklassen von Wulff berät) darüber gesprochen, ob das denn nun „gewöhnliche“ Konditionen von Wulff gewesen wären. Er sagte nur: „Wir finanzieren keine 120%; und ohne Sicherheiten läuft absolut gar nichts.“

  15. Meine Güte, es ist doch klar, dass sich Journalisten auf derartig unglückliche, ungeschickte Aussagen stürzen. Das täte in der freien Wirtschaft jeder Kunde oder Konkurrent auch.

    Wir diskutieren hier über das höchste Amt im Staate, und ich zweifle Wulff Integrität ebenso an wie seinen Intellekt.

  16. @SvenR

    „Ach, ich bin ja kein Politiker. Dann darf das ich ja auch.“

    Eben. Sie unterschreiben keine Gesetze, die denen, von denen Sie Vergüngstigungen bekommen, begünstigen könnten.

  17. Lieber Herr Niggemeier,

    ich verstehe Ihren Blog nicht richtig. Was bitte ist daran mißverständlich formuliert:
    „Morgen früh werden meine Anwälte ALLES ins Internet einstellen. Dann kann jede Bürgerin, jeder Bürger JEDES DETAIL zu diesen Abläufen sehen und bewertet sehen, auch rechtlich. [eig. Hervorhebung]“
    Auch wenn das Zitat in einem anderen Kontext gefallen ist, ist es eindeutig. Der Kontext war nämlich selbst diffus, also die diversen Unstimmigkeiten und Vorwürfe, namentlich in diesem Zusammenhang Hauskauf, Upgrade beim Urlaubsflug und die Aussage im Landtag.
    Die Passage mit den 400 Fragen darauf zu beziehen, ist somit m.M.n. nicht falsch.
    Er versprach, dass „jede(r) […] jedes Detail zu diesen Abläufen sehen und bewerten [kann]“. Dem wird die Pressemitteilung seiner Anwälte nicht gerecht.

  18. Korrektur des Zitats – sorry:
    „…Dann kann jede Bürgerin, jeder Bürger, jedes Details zu den Abläufen sehen und bewertet sie auch rechtlich.“
    (Abschrift bei SPON.)

  19. @Florian M.

    Sie haben das Prinzip hier nicht verstanden. Das Prinzip lautet: Journalisten machen immer alles falsch, außer Niggemeier.

  20. @meykosoft #11:
    Gutes Beispiel – allerdings für die Gegenseite. Denn auch dieses Bild ist eine absichtliche Täuschung, mit der etwas zwar gezeigt, aber auch verborgen werden soll. Das könnte von Wulff sein.

  21. Ich verstehe zwei Dinge nicht:

    Zum einen verstehe ich nicht, was in diesen 400 Fragen und Antworten jetzt so furchtbar Wichtiges, Neues und Geheimes drin stehen soll. Es geht doch (korrigiert mich, wenn ich das falsch verstanden habe) um Fragen, die Journalisten (!) an Wulff bzw. seine Anwälte gerichtet haben und auf die sie Antworten erhalten haben. Dadurch, dass die Journalisten Antworten auf ihre Fragen erhalten haben und diese für ihre Arbeit nutzen konnten – welchen informatorischen Mehrwert erwartet man sich denn noch von einer gesamthaften Veröffentlichung?

    Zum anderen verstehe ich nicht, warum Wulff dem Ruf nach Veröffentlichung nicht einfach nachkommt? Warum will er das, was er ohnehin schon jeweils bestimmten Journalisten mitgeteilt hat, nicht gleich unmittelbar der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen? Geht es ihm ums Prinzip, will er beweisen, dass er nicht jeder Forderung der Medien nachkommt? Einen Gefallen tut er sich damit nicht.

    Davon abgesehen: Ich verstand Wulffs Angkündigung, seine Anwälte würden „alles“ (!) ins Internet stellen, seinerzeit so, dass sämtliche relevanten Originaldokumente veröffenlticht würden – entsprechend verwundert war ich, als ich die sechsseitige Zusammenfassung sah. Ich hatte eher so etwas wie das erwartet:

    http://www.snb.ch/de/mmr/reference/pre_20120109_3/source/pre_20120109_3.de.pdf
    (pdf, interessant ab Seite 3)

  22. @20 f.luebberding

    Sie sprechen mir aus der Seele. Ich empfinde das Vorgehen und die Selbstinszenierung Wulffs als das größere und dringlichere Problem. In der Tat sprechen wir hier von (m)einem Staatsoberhaupt. Natürlich ist das Aufklärungsinteresse der Medien nicht ohne Eigennutz und natürlich wird auch wieder übertrieben, untertrieben, weggelassen oder überlesen. Dennoch ist nicht dies das Problem und man sollte vielleicht nicht aus Kritikreflex zu einem Apologeten einer Person werden, welche schlicht und ergreifend derartiges nicht verdient hat.

  23. Sorry, nochmal etwas o.t.
    Zu diesem, nur einige Sekunden dauernden Film. In ihm wird eine Gesichtsmaske um ihre Achse gedreht. Solange man dieses menschliche Gesicht von vorn ansieht, ist optisch alles wie immer. Man sieht ein Gesicht in drei Dimensionen. Wenn es sich jedoch weiter dreht und der Moment kommt, an dem man eigentlich in die Maske hineinschauen würde, flippt dieses Bild, und man hat keine Möglichkeit mehr willentlich in die Vertiefungen der rückwärtigen Maske zu sehen. Es erscheint uns, als würden wir die Maske wieder von vorne sehen, obwohl wir gerade deutlich gesehen haben, dass sie uns ihre Rückseite zugedreht hat. Unser Limbisches System verhindert das. Weil es mit Sicherheit „weiß“, dass es üblicherweise weder „hohle Gesichter“, noch „Hände mit sechs Fingern“, wie auf dem verlinkten Foto, geben kann. Das heißt, unser Limbisches System hilft uns aus dem Zweifel mit einer dezenten Sinnestäuschung, wenn ihm denn die Welt zu unsicher wird. Ich find das faszinierend und auch medial interessant….

  24. @Dean: Natürlich sind die Fehler von Wulff das größere und dringlichere Thema. Die werden aber ja auch überall ausführlich diskutiert. Ich sehe die Chance meines Blogs darin, andere Blickwinkel einzunehmen, auch um den Preis, mich dafür eher an Nebenkriegsschauplätzen aufzuhalten.

  25. In der Tat scheint das mit den 400 Fragen, die man veröffentlichen wolle, wohl ein Mißverständnis zu sein.

    Das ist aber nicht besonders relevant. Wulff hatte ein neues Maß an Transparenz angekündigt und wollte „alles“ auf den virtuellen Tisch legen. Stattdessen kommt eine Wischi-Waschi-PM inklusive einer rechtlichen Bewertung der eigenen Anwälte. Was soll da denn anderes drinstehen, als eine Entlastung Wulffs? Das entspricht zumindest nicht meinem Verständnis davon, dass sich nun jeder interessierte Bürger selbst und vorurteilsfrei ein eigenes Bild von den Vorgängen machen kann, wie Wulff das explizit angekündigt hat.

    Wie doof kann man denn sein, wenn man nun meint, Wulff habe ja nun getan, was er konnte, der Rest seien mediale Spielchen?

    Und auch SvenR hat (leider) nicht verstanden, worums eigentlich geht. Von und zu hat das gut zusammengefasst:

    Sie unterschreiben keine Gesetze, die denen, von denen Sie Vergüngstigungen bekommen, begünstigen könnten.

    Vor allem gehts hier noch nichtmal um Vermutungen, sondern im Falle Maschmeyer ist das doch sonnenklar. Der schmiert sich fröhlich seinen Schröder, seinen Wulff, seinen Riester aufs Brot und profitiert mit seinem Finanzoptimierer an forderster Front von der Privatisierung der Rente.

    Flick nannte das „Pflege der politischen Landschaft“. Und alle Ahnungslosen murmeln was von „Ist ja nicht schlimm“, „juristisch korrekt“ und „pillepalle“. Wo simmer denn?

  26. @mirko (#9): Ein bloggender Bundespräsident – interessanter Gedanke. Sollte man – unabhängig vom aktuellen Fall und Amtsinhaber – für zukünftige „normale“ Amtszeiten in Erwägung ziehen. Wirklich.

  27. @Stefan Niggemeier

    Natürlich sind die Fehler von Wulff das größere und dringlichere Thema. Die werden aber ja auch überall ausführlich diskutiert.

    Das werden sie eben nicht. Die Vielzahl der Kommentatoren weigern sich angesichts einer medialen Einheitsfront, die wohl die falschen Reflexe auslöst, die basics zur Kenntnis zu nehmen und das ganze nimmt, abseits der Medien einen ähnlichen Solidaritätsverlauf wie bei Guttenberg. Und das ist zunehmend anstrengend, weils am Kern der Verfehlungen Wulffs völlig vorbeigeht.

  28. @ Stefan Niggemeier

    Ich danke Ihnen für die Antwort. Ich wollte dies auch nicht als Kritik an Ihrer Arbeit respektive Methodik formulieren, sondern nur ein gewisses Unwohlsein ausdrücken. Dass es wichtig ist, auch bei den „Guten“ genau hinzusehen und dass gerade bei scheinbar klaren Fronten besonders gerne Verfehlungen selbiger schlicht ignoriert werden, ist kaum zu bezweifeln.

  29. @Stefan

    Ja, klar. Nur ist der wohl halbwegs unvermeidbar, egal wer oder was wieviel berichtet. Zumindest ist das mein Eindruck. Wenn mich wildfremde Menschen auf der Strasse ansprechen und was vom armen, verfolgten Wulff faseln, kann man die Vorwürfe im Kern nicht oft genug wiederholen.

  30. Ich finde mittlerweile es nur noch großartig wie Wulffs Anwälte und Berater sowohl ihn als auch die Medien vorführen…

    wo liegt denn das Problem das Spiegel, FAZ, süddeutsche & co einfach ihre jeweiligen Frangen und Antworten veröffentlcihen und dann am nächsten tag daraus die 400 F&A zu vervollständigen??

    genauso wie bei der AB-Nachricht, geht es doch nur noch darum die Sache am köcheln zu halten ohne selbst substanzielles zu tun… gäbe es wirklich noch was, was nicht bekannt wäre, wäre jetz endgültig der Zeitpunkt das zu veröffentlichen… aber kommt ja nix…

    Es bleibt als einziger Aufhänger das er Frau Geerkens Kredit nicht von sich aus bekanntgegeben hat als er im Landtag nach Geschäftsbeziehungen gefragt wurde…

    was ist eigentlich mit den vergessenen 100.000 von Herrn Schäuble?
    http://www.youtube.com/watch?v=XaWE8K2nRVs
    Die nächste Frage bitte….

  31. Der 2te Wulff Beitrag. Den Ersten hab ich unter Bildbeissreflex abgeheftet. Aber nu schon wieder?

    Man sollte nicht vergessen, wieviel Dreck Wulff am Stecken hat und für was für einen fortgeschrittenen Verfall der politischen Werte er steht. Wir schulden es den Resten dessen, was wir großspurig als Demokratie bezeichnen, dass dieser Mann aus dem Amt entfernt wird.

    Von Journalisten wie Ihnen würde ich lieber lesen, warum die Diskussion nicht auf diese allgegenwärtige politische Unkultur (incl Lobbysystem) gelenkt und auch mal darüber diskutiert wird, warum Merkel ihn überhaupt so lange hält. Hätte man mal rechtzeitig in ihre Richtung gezielt, hätte die den Wulff fallen lassen wie die sprichwörtliche heiße Kartoffel. Aber irgendwie kommt Springer da nicht voran (Friede sei Dank?).

    Stattdessen Worklaubereien, wo jemand nur an seinen (auch von Ihnen eingeräumten) übertrieben hohen Äußerungen gemessen wird. Das mit den 400 Fragen war anders gemeint? Was spielt das für ne Rolle?
    Der Mann wollte sich in dem Interview doch am liebsten noch n Bundesverdienstkreuz für seine einzigartige Transparenz (ala Salami – mehr kam nämlich wieder nicht) anheften. Da erwarte ich von der Presse festbeißen und nachhaken, was denn sonst bitte? Der Typ lügt da Millionen Menschen offen ins Gesicht. Wollen wir solche Typen als BP?

    Und mit Lügnern ist nun mal schlecht umzugehn. Wulff hat die Diskussion von vornherein mit Halbwahrheiten verunsachlicht. Da soll ich nun Tränen der Rührung zeigen, weil die Gegenseite das auch mal so handhabt?
    Ich mein: immerhin ist Bild n Drecksblatt und der Typ wär gerne Bundespräsident. Da können und sollten die Ansprüche an sich selbst meilenweit auseinander liegen, sonst stimmt was nicht. So wie in diesem Fall eben.

    Abschließend möchte ich sagen, dass die „Pleitegriechen“ und die ALG2 Empfänger deutlich unsauberer und wesentlich ausdauernder durchs Dorf getrieben wurden und sich (im Gegensatz) zu Wulff nichts zuschulden kommen lassen haben und wohl auch nicht mit mit 200.000 vergoldet werden.

    Daher würde ich mal grob zu einer Neukalibrierung des Wertekompass anraten wollen … in dem Zusammenhang könnte ich als Themen die halbe Billion, die neulich zur Bankenrettung vergeben wurde und die grade laufende Verhinderung der Finanzmarkttransaktionssteuern empfehlen.
    Da würde die Transparenz auch dem Steuerzahler etwas mehr zugute kommen als bei Bunte, Gala, Bild und Wulff. Da weiss mittlerweile eh jeder Bescheid. Dass ein altgedienter Bildblogleser wie ich mittlerweile der Blöd mehr glaubt als Wulff lass ich noch mal schamvoll als Schlusssatz ausklingen.

  32. @rofl: Klingt vielleicht wie ne komische Frage, ist aber ernst gemeint: Wenn Sie so exakt wissen, was Sie lesen wollen, warum wollen Sie es dann noch lesen?

    (Ist übrigens sogar schon der dritte Blogeintrag.)

  33. @Linus: ja wäre mir auch lieber wenn die medien sich auf die politischen Landschaftspfleger konzentrieren würden, aber ist ja anscheinend im Fall Wulf nicht so wichtig… oder was soll das Trara über angeblichen Versprechungen, die eben nicht so wörtlich fielen??

    zeigt doch deutlich, dass die Medien eben nicht mehr dazu taugen, wichtiges von unwichtigen zu trennen.

  34. Man sollte nicht vergessen, wieviel Dreck Wulff am Stecken hat und für was für einen fortgeschrittenen Verfall der politischen Werte er steht.

    ne, sollte man nicht und genau damit sollte man ihn auch wasserdicht sein Fehlverhalten nachweisen.
    Nochmal: warum tut das die Medienmeute nicht, sondern bleibt brav an der Leine von Springer?

  35. @Howie Munson

    Was für ne Leine meinen Sie denn? Die Forderung nach Veröffentlichung der „450 Fragen“ kamen meiner Erinnerung nach nicht von Bild. Und es wird durchaus nach anderem gewühlt, sonst würden nicht ständig merkwürdige Buchdeals und anderer Krams hochgeholt und nachgeschoben. Es ist doch nicht so, als ob alle auf ihrem Hintern sitzen und alten Käse wiederholen.

    Was hätten Sie denn gerne als Beweis seiner Verfehlungen? N Vertrag zwischen Maschmeyer und Wulff? Da verstehen Sie aber systematische Korruption falsch. Diesen ultimativen „Beweis“, dass Wulff Vorteile als Gegenleistung gewährt hat, gibt es nicht, der wird nicht erbracht werden können und das weiß auch Wulff, deswegen glaubt er, sich so kackendreist verhalten zu können, wie er es tut.

  36. Diesen „ultimativen Beweis“, schwarz auf weiß, brauchts im Übrigen auch gar nicht mehr, angesichts der Summe an Dummheiten, die sich unsere höchste moralische Instanz, der oberste Notar der Republik, geleistet hat.

  37. @Niggemeier
    Durchaus lesenswert, wie Sie die Aussagen Wullfs wider den Strich der von den (meisten) Medien kolportierten Lesart bürsten. Das mag alles von Wullf genau so gemeint gewesen sein, zugleich erinnert es an die formal-juristischen Spitzfindigkeiten, mit denen seine Anwälte nun die Veröffentlichung aller Fragen ablehnen.
    Selbst wenn Wullf im Hinblick auf die (mehr als) 400 Fragen in die Vergangenheit blickte, selbst wenn es ihm in diesem Moment um die innere Befreiung ging, so bliebe doch festzuhalten, dass er sich erneut mindestens missverständlich ausgedrückt hat. Von einem Staatsoberhaupt wird man, gerade in einer Krise (und sei es nur die eigene) verlangen dürfen, dass es klare, besonnene, eindeutige Worte findet. So bleibt der Eindruck, dass der Mann dem Amt nicht gewachsen ist. Ein (selbsterklärter) Azubi – wer will das schon?

  38. Alles richtig, was Stefan da notiert hat. Aber eben auch richtig, dass Wulffs PR-Arbeit lausig sein muss, wie Mirko in #9 schon bemerkt hat.

    Was mich aber auch stört, sind die Fisimatenten des Wulffschen Rechtsbeistandes. „Eine Offenlegung der Anfragen von Journalisten würde deren Recht am eigenen Wort und am Schutz ihrer Rechercheergebnisse- oder ziele verletzen.“ (Quelle: süddeutsche.de)

    Das ist m.E. nun wirklich kein Hinderungsgrund. Da kann man eine Rundmail schreiben bzw. Journalisten auffordern, ihr Recht auf Nicht-Veröffentlichung innerhalb einer Woche geltend zu machen, und der Rest wird dann publiziert. Man muss ja auch keine Namen von Journalisten nennen – irgend eine Lösung hätte sich da bestimmt finden lassen.

    So aber liefert der Rechtsanwalt allen Wulff-Kritikern neue Munition. Es fällt schwer zu glauben, das sei diesem gewieften Anwalt nicht vorher klar gewesen. Und so nährt man die Spekulationen, das Veröffentlichen würde einen noch größeren Schaden verursachen als das, was gerade geschieht.

    So kommt Wulff nicht aus dem Image-Tief heraus.

  39. @45 (SN)
    „Wenn Sie so exakt wissen, was Sie lesen wollen, warum wollen Sie es dann noch lesen?“

    Weil ich (in meinen Augen) wichtigere Themen benennen kann, weiss ich schon alles darüber und muss nichts mehr lesen? Wulffen Sie mich grade? ;)
    Aber ich will mich trotzdem mal an einer Antwort versuchen:

    Weil mir die Wahrheit, als Ausgangsgrundlage für demokratische Entscheidungen lieber ist, als irgendwelche Variationen davon.
    Ich bin nämlich so ein unverbesserlicher Optimist, der daran glaubt, dass sowas die Lage verbessern könnte. Eine gewisse politische Hygiene wäre in dem Zusammenhang übrigens auch nicht schädlich … garantiert nicht so schädlich wie zB das Handaufhalten einiger Politiker.

    Wenn man den Leuten nur Müll in den Kopf trichtert, kann ja auch nur selbiger wieder heraus kommen. Das bezog sich nun nicht auf Ihre Artikel, eher die allgemeine Situation im deutschen Journalismus.

    Wenn die Presselandschaft ohnehin verroht ist, sollte man sich imho Beispiele rauspicken, die es auch Wert sind verteidigt zu werden. Ein Bundespräsident, der nichts dabei findet, sich von Reichen aus der Wirtschaft aushalten zu lassen, zählt nach meinen Empfinden eher nicht dazu.

    Ein Bundespräsident, der sich von der Springerpresse ausgiebig Bauchpinseln läßt, soll doch bitte selber damit klar kommen, wenn er bei seinen Gönnern in Ungnade fällt. Wenn überhaupt sollte man den Teil beleuchten, wo die Bild ihn hochgejubelt hat und nicht den Teil, wo sie mal ausnahmsweise (warum auch immer) ihre Arbeit tut.

  40. Natürlich hat Wulff das so nicht gesagt und insoweit ist ihre Kritik, Herr Niggemeier, an den Medien, die einen anderen Eindruck erwecken wollen auch berechtigt. Diese Form der Ungenauigkeit ist leider nicht neu. Aber Wulff und seine Anwälte nutzen die sprachliche Sphäre des Ungefähren bewußt, um den gewünschten Eindruck beim Publikum zu erwecken. So kann halt jeder verstehen, was er möchte. Und hinterher kann sich Wulff hinter seinen unklaren Worten verstecken. Das ist das eigentliche Problem.

  41. Die Forderung nach Veröffentlichung der „450 Fragen“ kamen meiner Erinnerung nach nicht von Bild.

    ne, aber die Anfrage ob der komplette Wortlaut vom AB-veröffentlicht werden soll.
    Nochmal: wieso veröffentlichen nicht alle einfach ihre eigenen Fragen und Antworten und tragen die dann zusammen??

    Staddessen verfälscht man Zitate, spricht auch nicht für die Glaubwürdigkeit…

    und ja ich erwarte schon das irgendwo ein Vorteil für Maschmeyer nachgewiesen wird, oder wenigstens das Wulff problemlos und juristosch zwingend dem Verlag das Geschäftsverhältnis mit Maschmeyer hätte untersagen können…

    Geerkens durfte mit auf große Reise, aber das war’s dann auch schon, oder nicht? Die Vorteilsnahme bei den Kredite wurde eben auch nicht in Euro nachgewiesen. Oder doch? hab ich es nur nicht mitbekommen weil die Topnachricht für den Moment ist, dass es die 400 Antworten nicht im Netz gibt??

    Klar das ist alles für einen Bundespräsidenten unwürdig, aber durch mehr heiße Luft wird der Rücktritt nicht zwingender. Vor Weihnachten war ich auch klar für einen Rücktritt, eben weil ich dachte das man ihn mit den Krediten und der Halbwahrheit im Landtag drankriegt. Hat man aber offensichtlich nicht.

  42. Wenn die Presselandschaft ohnehin verroht ist, sollte man sich imho Beispiele rauspicken, die es auch Wert sind verteidigt zu werden.

    dann bloggen sie doch selbst über diese Dinge, die es ihnen Wert sind. Und wieso muss man sich mit den verrohten Sitten abfinden?

    mal davon ab das das bei Kachelmann auch genug gesagt haben… und bei Türck.

  43. „dann bloggen sie doch selbst über diese Dinge, die es ihnen Wert sind. Und wieso muss man sich mit den verrohten Sitten abfinden?“

    Schlecht geschlafen?
    Ich bringe meine Ansichten doch hier mit in eine Diskussion zu dem Thema ein. Was soll ich da noch groß bloggen, zumal ich dort mit deutlich weniger Verbreitung leben müsste? Und wo statt in nem Medienblog sollte man denn Medienkritik posten?

    „mal davon ab das das bei Kachelmann auch genug gesagt haben… und bei Türck.“

    Tja, als Moderator oder Wetteronkel kann man so einen medialen Shitstorm also nicht überleben. Aber als Bundespräsident schon? Interessante Auslegung!

    „und ja ich erwarte schon das irgendwo ein Vorteil für Maschmeyer nachgewiesen wird“

    Ach, bei jedem kleinen städtischen Angestellten reicht, dass Vorteile angenommen werden, aber bei Politikern braucht man erst noch weitere Korruptionsnachweise?
    Aber bitte spezielle und keine allgemeinen, wie die ganzen Entscheidungen zugunsten der Versicherungbranche. Das war ja schließlich nur Zufall. Schon klar.

  44. Ich habe das Wulff-Interview live in der ARD gesehen und hatte nach der Ankündigung, die Anwälte würden „alles ins Internet einstellen“ mehr als sechs Seiten Zusammenfassung erwartet. Das müssten nicht mal 400 Fragen und Antworten sein, aber doch schon deutlich mehr als ein recht allgemein gehaltener Sechsseiter.

    Dass die Medien in der Nachbereitung dieser Frage grobe Fehler gemacht hätten, kann ich nicht erkennen. Zwei Aussagen, die aufeinander folgen, in der Kürze in Zusammenhang zu setzen, ist doch sonst auch übliche Praxis, oder?

    Jetzt soll der Anwalt sogar noch argumentiert haben, er wolle die Recherchen der Journalisten schützen – ja, geht’s denn noch alberner?

  45. „Sollen doch die Zeitungen/Journalisten ihre Fragen und Antworten veröffentlichen..“

    Haha. Wenn da was Nennenswertes bei wäre, evtl. sogar eine Grundlage für einen Scoop, wüssten wir längst davon.

    Es geht doch nicht um lächerliche Gästebett-Belegungen bei Süßholz-Freunden. Problematisch sind nur die Sachen, von denen Herr Wulff nichts weiß. Finanzierung von Werbekampagnen für Bücher und Bezahlung von Buchautoren. Da kommt nichts mehr oder CW weiß davon nichts. „Mein Name ist Hase“. Ein lustiges Bild: Ein Wulff mit Hasenohren. Über die Zähne sag ich nix.

    Wie sagte Bernhard Vogel: „Es geschehen die seltsamsten Dinge.“

  46. Tja, als Moderator oder Wetteronkel kann man so einen medialen Shitstorm also nicht überleben. Aber als Bundespräsident schon? Interessante Auslegung!

    ja interessante Auslegung ihrerseits, hab ich jedenfalls weder so geschrieben noch so gemeint.

    Anderere hatten auch da ein differenzierteres bild, nämlich das durch einen shitstorm niemandes schuld bewiesen ist..

    Wenn Wulf gehen soll dann wegen nachweisbaren Verfehlungen und nicht wegen „herumeiern wenn jemand Schlamm wirft“.

  47. @Howie Munson

    Wenn Lieschen Müller vom Katasteramt eine Flasche Likör von jemandem entgegennimmt, wird das sehr schnell ungemütlich für sie. Was Wulff macht, bewegt sich in ganz anderen Dimensionen. Diesen Vorwürfen begegnet er mit einer Mischung aus Dreistigkeit und Dummheit, die ihresgleichen sucht.

    Von einem Politiker, einem Bundespräsidenten obendrein, erwarte ich schon lange keine moralische Integrität mehr. Aber ein Gewisses Gespür dafür, wie weit man den Bogen aus Vorteilnahme und Kungelei spannen darf. Und ein bisschen intelligentere Wortwahl.

    Mit Wulff im Amt ist es so wie mit einer Teilnehmerin, die auf High Heels an einem Schönheitswettbewerb teilgenommen hat. Wenn diese Warzen im Gesicht hat und Hängebrüste und auf den High Heels gar nicht laufen kann, dann ist es irgendwann vielleicht juristisch noch wichtig, ob sie die vorher gekauft oder geklaut hat, aber nicht mehr für die Chancen auf dem Laufsteg.

  48. Ach, bei jedem kleinen städtischen Angestellten reicht, dass Vorteile angenommen werden, aber bei Politikern braucht man erst noch weitere Korruptionsnachweise?

    nö der Satz ging schon noch weiter:
    <blockquoteund ja ich erwarte schon das irgendwo ein Vorteil für Maschmeyer nachgewiesen wird, oder wenigstens das Wulff problemlos und juristosch zwingend dem Verlag das Geschäftsverhältnis mit Maschmeyer hätte untersagen können…

    Geerkens durfte mit auf große Reise, aber das war’s dann auch schon, oder nicht? Die Vorteilsnahme bei den Kredite wurde eben auch nicht in Euro nachgewiesen. scheint bei ihnen also auch beliebt zu sein, sinnentstellend zu zitieren.

  49. hmm das zitat ist grad verunglückt:

    und ja ich erwarte schon das irgendwo ein Vorteil für Maschmeyer nachgewiesen wird, oder wenigstens das Wulff problemlos und juristosch zwingend dem Verlag das Geschäftsverhältnis mit Maschmeyer hätte untersagen können…

    Geerkens durfte mit auf große Reise, aber das war’s dann auch schon, oder nicht? Die Vorteilsnahme bei den Kredite wurde eben auch nicht in Euro nachgewiesen.

    Und nun nochmal die Frage: wieso ist das für die Medien ncciht wichtiger als die ganzen Gerüchte- und Zitate-Zusammenstellungen?

  50. „Die Vorteilsnahme bei den Kredite wurde eben auch nicht in Euro nachgewiesen.“

    Gegen die Bank wird grad ein Verfahren eröffnet, in dem dann per Gutachten die Höhe ermittelt werden soll. Natürlich können Sie solange die Augen verschließen bis es sich nicht mehr leugnen läßt, aber das Steuerrecht zieht für die Beurteilung solcher Sachverhalte die marktüblichen Zinsen heran. Da kann man sich den Ausgang also schon grob ausrechen – wenn man es denn will.

    Ansonsten hilft es auch nicht wenn Sie hier wiederholt persönlich werden. Wulff sondert derzeit nur noch Sprüche zum Fremdschämen ab. Wenn Ihnen das nicht auffällt, kann man wohl nichts machen.

  51. In ein paar Jahren wird die Cause Wulff rückblickend wohl ein besonders schönes Lehrstück dafür hergeben, wie man am besten nicht mit den Medien umgeht.

  52. Nach dem Empfängerhorizont (den kennt Wulff) sind Wulffs Ausführungen so auszulegen gewesen, dass er die 400 Fragen und 400 Antworten im Netz veröffentlicht. Dumm gelaufen. Clever von der Presse, die Zustimmungen zur Veröffentlichung zu erteilen.

  53. Es ist sehr schade, dass die meisten anderen deutschen Zeitungen die Gelegenheit, ihre Kommunikation mit dem BP-Amt komplett zu veröffentlichen, nicht schon vorher wahrgenommen haben (so wie es Diekmann gemacht hat). „Scientific Journalism“ wäre an dieser Stelle gefragt. Denn dann wäre wohl den meisten Betrachtern sehr schnell klar geworden, dass Wulff und seine Berater nur Hütchenspieler sind, die alle wichtigen Details in ausweichenden Nicht-Antworten verstecken.

    Die Ausrede des Juristen Lehr, man könne aus juristischen Gründen nichts veröffentlichen, ist zudem einfach nur noch lächerlich. Wenn man Zweifel bei der Veröffentlichung der Fragen hat, lässt man diese eben weg. Aus den Antworten sollte sich der Sinn schließlich in jedem Fall ergeben.

    Wer nach diesem weiteren Kapitel Wullfscher Rhetorikunglücke noch immer meint, dass dieser Mann für sein Amt geeignet ist, in dem es vor allem um seine Wortfertigkeit bei der Formulierung staatlicher Ziele geht, muss wohl schon sehr früh in die Junge Union eingetreten sein und eine Menge Kool-Aid getrunken haben.

  54. „Ansatz für die Auslegung ist der Empfängerhorizont, d.h. der beim Empfänger hervorgerufene Eindruck. Die Willenserklärung hat grundsätzlich die Bedeutung, die ihr der Empfänger beimißt, so wie er sie verstehen konnte.
    Beispiel: Wenn der Käufer Pferdezüchter ist, kann er davon ausgehen, daß es sich um ein Pferd handelt, wenn ihm ein Bauer „die Liesl“ anbietet. Daß der Verkäufer seine Kuh verkaufen wollte, hat er nicht zum Ausdruck gebracht.“

  55. More news @ 11 (Neujahrsempfang)
    „Die Vorsitzende der Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland, Edda Müller, verteidigte ihre Absage. „Im Moment hat man den Eindruck, dass er auf das Vergessen der Leute spekuliert“, sagte sie im ZDF und fügte an: „Das ist für mich und unsere Organisation unerträglich.“ Eine Demutsgeste in der Öffentlichkeit zu signalisieren und dann zur Tagesordnung überzugehen, sei kein Verhalten, das der Würde des Amtes gemäß sei.

    Überraschend hat auch der DJV-Bundesvorsitzende, Michael Konken, seine Teilnahme abgesagt. Damit protestiere er gegen die „Desinformationspolitik des deutschen Staatsoberhaupts“, teilte Konken in Berlin mit. Nach DJV-Angaben ist es das erste Mal, dass der Verbandsvorsitzende den traditionellen Neujahrsempfang beim Bundespräsidenten boykottiert.
    (…)
    Zeitungen erteilen Freigabe zur Veröffentlichung der Anfragen
    Zusätzlichen Druck erzeugte die Bild-Zeitung, die Wulffs Anwalt die Veröffentlichung ihrer Anfragen zur Kreditaffäre erlaubte. In einem Brief habe die Zeitung Anwalt Gernot Lehr die „ausdrückliche Genehmigung“ zur Veröffentlichung ihrer Anfragen sowie Wulffs Antworten erteilt, damit der Präsident eine „größtmögliche Transparenz“ herstellen könne, sagte der stellvertretende Sprecher des Axel-Springer-Verlags, Tobias Fröhlich, der Nachrichtenagentur dapd. „Wir hoffen, dass viele Journalisten dem Beispiel folgen werden“, sagte Fröhlich.“
    (Süddeutsche)

    Daran sieht man 2erlei:
    1) Selbst für einen Grüßaugust gibt es Mindeststandards. Spätestens wenn die Leute nicht mehr von dir gegrüßt werden wollen, wird dein „Amt beschädigt“(tm).
    2) Wenn man der Bild mehrmals so schön den Ball auf den Elfmeterpunkt legt, haben die recht wenig Probleme zu treffen.

  56. das ist ja immer so eine sache mit dem gesprochenen wort. da gibt es häufig gewisse unschärfen, sei es durch die satzstellung, sei es durch teilweise fälschlich verwendete worte. (ein beispiel: viele wissen, dass es „sicherungsverwahrung“ heißt, aber in live-interviews hört man immer wieder „sicherheitsverwahrung“). insofern sollte nicht jedes wort in einer live-situation auf die goldwaage gelegt werden.
    die frage, um die es hier geht, darf deshalb nicht lauten, was wulff jetzt exakt gesagt hat, sondern was er gemeint hat, bzw. welchen eindruck er damit erweckt hat. selbst wenn er nicht explizit gesagt hat, dass er alle 400 fragen und antworten veröffentlichen wolle, so erweckte er doch zumindest den anschein, genau dies zu wollen. zumal er in dem interview auch ankündigte, neue maßstäbe in sachen transparenz zu setzen.
    dass der gummipräsident sich jetzt hinter missverständlichen formulierungen wegzuducken versucht, ist ein weiterer beleg dafür, dass er nicht an aufklärung interessiert ist und dass er sich überaus ungeschickt (und damit unpräsidiabel) verhält.

  57. Die Aktion von Frau Müller kann ich gut nachvollziehen und finde sie allerdings im internationalen Vergleich (Italien, Großbritannien usw.) etwas hart.
    Aber Konken? Macht der sich hier zum Anwalt der BILD? Warum wird der überhaupt da eingeladen? („Im Mittelpunkt des Empfangs steht normalerweise die Ehrung von Bürgern, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben“)

  58. Ansonsten hilft es auch nicht wenn Sie hier wiederholt persönlich werden. Wulff sondert derzeit nur noch Sprüche zum Fremdschämen ab. Wenn Ihnen das nicht auffällt, kann man wohl nichts machen

    ? wer wird denn hier wiederholt persönlich??

    Schlecht geschlafen?

    Nochmal es liegt mir fern Herrn Wulff als die Unschuld vom Lande noch als besonder klugen Redner darzustellen, ich find es lediglich albern wie die Presse mit lauten Getöse jeden Tag krampfhaft eine neue Kleinigkeit aufbläst.

    Wenn denn bei der Bankuntersuchung oder anderen Verfahren rauskommt das es nicht ok gelaufen ist, dann ist dem eben so und Wulff hätte lieber längst abtreten sollen.

  59. „? wer wird denn hier wiederholt persönlich??

    Schlecht geschlafen?“

    Auf die Gefahr hin, dass es albern wird:
    Wer hat mir denn vorher ungefragt dazu „geraten“, mich doch bitte in nem eigenen Blog zu äußern?
    Ich frag mich übrigens, warum sie in diesem Zusammenhang als Wasserprediger hier selber reichlich Wein verdrücken. Falls ich mich täusche können Sie ja mal kurz Ihren Blog verlinken.

  60. Offenbar hat heute die FTD völlig den Überblick verloren:

    „Zeitungen entbinden Wulffs Anwalt von Schweigepflicht“

    Ob Zeitungen jemand von der Schweigepflicht entbinden oder Herr Dieckmann die Gel-Sorte wechselt, ist für die Leser inzwischen bestenfalls irrelevant und im schlimmsten Fall ein Grund, das Abo zu kündigen. Verblendete Schreiberlinge gibt es im weiten Internet genug und kostenlos.

    Wie wär’s, wenn die FTD ihre Teilnahme an diversen Beruhigungsgesprächen im Kanzleramt zur Vertuschung der Finanzkrise offenlegt?

    War das keine Einflußnahme, weil die tollen CR-Gehälter auch Schnee von gestern sind, wenn es richtig knallt?

  61. Obwohl ich den Ausdruck „Gummipräsident“ irgendwie recht gefällig finde, hätte ich gern für Kommentar 76 einen „gefällt mir“ Button ;-)

  62.  „Morgen früh werden meine Anwälte alles ins Internet einstellen. …“ 
    Er sagte nicht „das alles“ oder „all das“. ALLES!

  63. @ stefan niggemeier: das mag jetzt inkonsequent oder paradox klingen. aber in diesem falle verwende ich das gegen ihn. ich habe das interview gesehen und meine verstanden zu haben, dass er eine neue transparenz anstrebt – die die repbulik verbessern hilft – und das jede/r Bürger/in alles am nächsten tag im netz nachlesen kann. wenn es jetzt eine irritation mit den 400 fragen und antworten gibt, wird er die nur ausräumen können, wenn er alles veröffentlicht.
    oder anders ausgedrückt: das gesprochene wort transportiert unschärfen, hinter denen sich wulff jetzt nicht verstecken sollte, weil ihm das negativ ausgelegt wird. wenn er also den zeitungen alle fragen beantwortet hat, spricht ja wenig dagegen, das auch öffentlich zu machen. ich finde das zumindest ungeschickt. denn all diese fragen sind ja beantwortet. und zwar gegenüber journalisten. die lesen ja ihre persönlichen antworten vom bp – und können hoffentlich erkennen, ob wulff daraus weiteres ungemach entsteht.
    und natürlich muss die unschärfe des gesprochenen wortes in beide richtungen interpretierbar sein. wenn ich den eindruck gewinne, da hat sich jemand nur unglücklich ausgedrückt, das sollte man ihm jetzt nachsehen, dann muss es natürlich auch die möglichkeit geben, dass jemand formal glücklich formuliert (in diesem falle – wie du richtig feststellst – ohne klare aussage, die fragen und antworten zu veröffentlichen) aber damit trotzdem andere erwartungen weckt. und in den kommentaren wird ja auch klar, dass etliche menschen erwartet haben, dass wulff jetzt alles auf den tisch legt. (wirklich dran geglaubt hab ich übrigens nicht…)

  64. Mal eine ganz andere Frage:

    Hat irgend ein Journalist reklamiert, dass eine von ihm an den BP gerichtete Frage unbeantwortet geblieben ist?

    Selbst die Frage nach der Höhe von Wulffs Anwaltskosten ist inzwischen geklärt: „Wulff bezahlt, was alle bezahlen.“

    http://www.tagesspiegel.de/meinung/anwalt-des-bundespraesidenten-wulff-bezahlt-was-alle-bezahlen/6057110.html

    Die Gier nach „400 Fragen, 400 Antworten“ betrachte ich als pure Schikane der Medien. Die wirkliche ernsten Fragen – z. B.: Warum darf ein aus dem Erwerbsleben bereits ausgeschiedener Schrotthändler in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Gewährung eines Darlehens durch seine Ehefrau an den MP diesen als Teil der Wirtschaftsdelegation auf eine Auslandsreise begleiten – geraten darüber in Vergessenheit.

    Neue Maßstäbe an Transparenz? Vielleicht doch.

    Eine so detaillierte Schilderung eines privaten Hauskaufes und seiner Finanzierung habe ich noch nirgendwo publiziert gesehen.

  65. @82: Goldig! Erst spricht die Welt davon, dass ein Kredit über den Kaufpreis einer Immobilie hinaus nicht marktüblich sei, dann in einer späteren Anfrage an den Anwalt macht sie sich genau die Einschätzung der BW-Bank zu Eigen, dass der „durch Wertgutachten ermittelte Marktwert des Objekts“ ausschlaggebend sei.

    Und da sage noch jemand, Journalisten könnten nicht dazu lernen – man würde ihm entgegenhalten, dass sie auf sehr niedrigem Niveau starten :-).

  66. Also ich habe Wulffs Aussage auch so verstanden, dass er alle 400 Fragen veröffentlichen lassen will.

  67. Hej, er hat „alles“ gesagt. Das können 400 Fragen sein, das können 431 Fragen oder 389. „Alles“ ist auf jeden Fall nicht ein 6-seitiges Papier, in dem nicht einmal alle Details zu den Krediten genannt werden. Der 2. Kredit (der bei der BW-Bank mit den variablen Zinssatz) ist weiterhin nicht beurteilbar.

    Ich glaube, die große Mehrheit hat die Sache genau so verstanden, wie sie DPA etc dargestellt haben.

    So toll ich das Programm hier meistens finde, dieser Artikel ist Korinthenkackerei, die nicht weiterhilft …

    http://egghat.tumblr.com/post/15346048813/hamwa-gelacht-herr-wulff

  68. @MrB #23: Da haben Sie vollkommen recht, ich habe 50 % finanziert. Mein jetziges Haushaltseinkommen ist leider viel niedriger, als das Wulffsche, insbesondere seine Pensionsansprüche.

    @Von und zu #25: Der, der die Gesetze unterschribt, hat sie aber nicht gemacht. Bei welchem Gesetz, an dem Wulff als MP oder BP mitgewirkt hat, sehen Sie eine Bevorzugung von Wulffs Freunden? Falls ich tatsächlich darauf eine Antwort bekomme – was davon können Sie beweisen?

    @Linus #37: Weil ich es anders sehe, hab ich es (leider) auch nicht verstanden? Ja, ne, is‘ klar! Das, was an Fakten auf dem Tisch liegt ist Pillepalle. Und das Wulf sich – selten dämlich und ungelenk – nicht Bange machen lässt, gefällt mir außerordentlich.

  69. @SvenR

    Öhm, Sie können das sehen wie Sie möchten. Ich für meinen Teil finde Bundespräsidenten, ach was, Politiker, die sich von ihren reichen Unternehmerfreunden haushalten lassen und noch nichtmal erkennen wollen, dass es da eventuell einen kleinen Interessenskonflikt geben könnte, ziemlich ekelig. Egal, ob das so usus sein mag, oder nicht. Dass Wulff nochn Tacken dööfer als der Rest zu sein scheint, macht es dann nicht besser. Da ist mir F.J. Strauss als „korrupt und Spaß dabei“-Figur tausendmal lieber als son Schmierlappen, der seine Ehefrau und ihr Tatoo vorschiebt, um sowas wie Profil zu bekommen.

  70. @SvenR:

    „Und dass Wulf sich – selten dämlich und ungelenk – nicht Bange machen lässt“, wissen wir nicht. Ich wäre mir da nicht so ganz sicher.

    Egal wie: die Begründung des Wulff-Anwalts („Rechte der Journalisten schützen“) wird als schwaches Argument aufgefasst und nährt die Kritik.

    Es ist halt wirklich so, dass in dieser ganzen Angelegenheit auf allen Seiten Fehler gemacht werden. Die Medienmaschine ist etwas überkandidelt, und die Leute um Wulff und Wulff selbst eiern herum.

    Lange geht das nicht mehr gut.

  71. @Linus #89: Ja, das ist eklig. Und doof. Ich würde das auch nicht einmal auf Politiker beschränken. Aber das soll ausreichen, dass ausgerechnet die Bild den Bundespräsidenten abschießt? Eher nicht.

    Ich hab‘ mir eben die Mühe gemacht, die »Transparenzoffensive« der Welt durchgelesen. Ich weiß jetzt nichts mehr, was ich durch das sechseiige Dokument nicht wüsste.

  72. @SvenR

    Wer darf denn abschießen? So ganz politisch korrekt und mit Pauken und Trompeten?

    Macht es echt einen Unterschied, wer einen Mann, der völlig fehl am Platze ist, von dort entfernt? Soll Bild doch ein Glas Champagner aufmachen und sich ein Ei drauf braten. Ist mir wurscht. Der Feind meines Feindes ist nicht automatisch mein Freund, nur weil er mal was positives bewirkt haben sollte. Der Würgereflex beim Lesen von Bild bleibt. Weil der meine Entscheidung ist und bleibt. Bzw., die meines Magens.

  73. @Linus #92: Sie missverstehen mich. Wenn bei der Affaire noch etwas rauskommt, was schlimmer ist, als sich an »Eliten« ranwanzen, ein paar Euro bei einem Einfamilienhaus sparen, einem Flugupgrade und sich unfassbar zu verhalten, dann ist mir egal, ob das die Bild oder die Bäckerblume herausgefunden hat. Ich glaube das aber nicht, sonst wäre es jetzt auf dem Tisch.

    Spießbürger Wulff, der gern mit den großen mitspielen möchte, ist der Bundespräsident, den wir Deutschen (nicht Sie und ich persönlich) wohl im Moment verdient haben.

  74. noch was für Rechercheure: Wenn transparency international
    sagt, man bleibe dem BP-Empfang fern, dann muss man folgendes wissen:

    1) der Verein (ich war selbst Mitglied) hat max. ca. 300 Mitglieder-stagnierend seit ca. 5 Jahren- und ziemlich zerstritten.
    2) Die GF wird permanent ferngesteuert durch den Gründer, der wiederum der Ehemann einer ehemaligen Kandidatin für das Bundespräsidentenamt ist.

    Insofern relativiert sich deren Fernbleiben.

  75. Da wir uns hier in einem Medienblog befinden, mal ein anderer Aspekt: Was würden wir über die Medien lernen, wenn wir alle 400 Fragen in Originalformulierung lesen könnten?

    Lebenserfahrung und das Lesen dieses Blogs lassen erwarten, dass mindestens genügend Stoff für einen weiteren Beitrag des Hausherrn zu finden wäre.

  76. SKANDAL! SKANDAL!
    Vor fünf Jahren hat Wulff ein Ticketupgrade erhalten.

    Mist! Mist!
    Er hat das Upgrade von privat erflogenen Meilen bezahlt.

    SKANDAL! SKANDAL!
    WUlff soll alle privat erflogenen Meilen nachweisen. Das ist ja wohl das Mindeste, was sich die Presse an Aufklärung erwarten kann.

    Mist! Mist!
    Wulff hat weder Zeit, noch Lust detailliert seine Privatflüge der inquisitorischen Journaille zu offenbaren. Überhaupt geht das keinen was an.

    SKANDAL! SKANDAL!
    Wulff verweigert Auskunft über private Bomusmeilen.
    Schon wieder eine Ftrage nicht beantwortet.

    Und so wird das immer weiter gehen. Die spinne die Journalisten.

  77. @starkstromliesel

    (irgendwo hatte ich Ihnen was untergeschoben, was aber gar nicht von Ihnen und so…)

    Sie vergessen aber bitte dabei nicht, dass einzig und allein Wullf mit seiner pseudo-spitzfindigen „mit dem Geerkens? Nöhö!“-Antwort dafür gesorgt hat, dass man ihm erstmal grundsätzlich nichts mehr glaubt?

    Zum Zahlen eines anderen kostenlosen Upgrades musste er getragen werden und Maschmeyer selbst hat Wulff daran erinnert, dass es wohl komisch aussehen könnte, wenn Wulff gratis bei ihm übernachtet. Darauf Wulff: Ach so, ja, stimmt. Seine Standard-Antwort.

  78. @ Linus

    ich dachte, ich hätte Ihnen schon geantwortet. Ich trenne sehr wohl zwischen dem Mist, den Wulff gebaut hat und dem Mist, den die Presse baut. Aber es kann doch nicht sein, dass die Scheiße, die der Eine baut als Rechtfertigung dafür dient, dass die Presse noch einen größeren Haufen daneben setzt.

    Ich erwarte von der Presse sachliche Information, nüchterne Aufklärung bzw. Beleuchtung der Tatsachen. Und keine Skandalpolemik und Superlativrhetorik.

    Die Skandalisierung unter verwendung von Superlativen ist ja in den letzten Jahren zum Grundübel der Presseberichterstattung geworden.

    Da werden – fiktives Beispiel – aus einem banalen Autounfall bei dem eine Fahranfängern mangels Erfahrung den Wagen gegen die Leitplanke lenkt und die sich darüber erschrocken hat, Schlagzeilen produziert nach dem Motto:
    Megacrash: Wagen rast in Leitplanke. 18 Jährige erleidet Traumaschock.

    Das wäre früher noch nicht einmal eine Erwähnung im Käseblatt wert gewesen, hält aber heute mit exakt dieser Tonalität Einzug in die großen Blätter, vor allem in deren Onlineableger, weil diese dauernd Content produzieren müssen. Und zwar quotenträchtigen, klickanimiernenden Content.

    Dieses Aufbauschen macht die Presse unglaubwürdig. Das hat noch nicht einmal was mit der Causa Wulff zu tun, sondern mit der Tonalität allgemein.

    Wenn Sie einen Menschen mit Trommelfeuer belegen, stumpft der irgendwann ab. Sie können dann das Trommelfeuer steigern und vielleicht noch für eine weitere Zeitspanne noch einmal eine Reaktion erzeugen. Aber damit ist dann auch bald Schluss. Der Mensch wird entweder ignorant und resignativ oder wenn es gut läuft, anschließend aggressiv ihrem Trommelfeuer gegenüber. Und er wird sich gegen ihr Trommelfeuer stellen. Und das wird den Medien früher oder später passieren und entsprechend um die Ohren fliegen.

  79. Der oppositionelle Herr Oppermann (SPD), ehemals Richter am Verwaltungsgericht Hannover, Braunschweig und Rechtsdezernent der Stadt Hann. Münden, zudem SPD-Obmann der SPD-Fraktion im Geheimdienst-Untersuchungsausschuss, sagte gestern bei Frau Ilgner, es wäre noch alles unklar und nichts nachgewiesen. Er regte, als Oppositioneller Niedersachse in Berlin, eine Selbstanzeige bzw. einen weiteren Untersuchungsausschuss an. Insbesondere was den Kredit von Herrn Wulff angehe.

    Erklärungsversuch: Bei diesem sogenannten rollierenden Geldmarktkredit, den Wulff hier angeblich erhalten hat, handelte es sich vermutlich um einen Kredit mit variablem Zins, ohne Sicherheiten was die zukünftige Zinsentwicklung betrifft.
    Der häufig angeführte „Ottonormalverbraucher“ redet jedoch bei Hausfinanzierungen über gebräuchliche Kredite mit 5, 10, 15 oder gar 20 Jahren Zinsbindung. Er trägt dann üblicher Weise, z. B. 20 Jahre lang, keinerlei Zinsrisiko mehr. In welcher Höhe der Zins eines Darlehens mit variablem Zins, letztendlich in 10, 15, oder gar 20 Jahren liegt, weiß jedoch kein Mensch auch nur annähernd vorherzusagen. Vielleicht bei 1,2%, vielleicht aber auch bei 12%. Das Risiko dafür übernimmt vorerst die Bank. Je langfristiger eine Zinsbindung vom Kreditnehmer gewünscht wird, desto höher ist im Allgemeinen der zu zahlende Zins.

    Besteht allerdings keine langjährige Zinsbindung, dann sind aufgrund dessen auch entsprechend günstige Zinsen im Angebot oder auszuhandeln. Somit liegen variable Zinsangebote unter günstigen Marktbedingungen, logischer Weise immer unterhalb fester Zinsangebote.

    Ich habe mich vor einiger Zeit mit Möglichkeiten der Baufinanzierung beschäftigt. In Erinnerung ist mir, dass Familien, in denen das Einkommen ausschließlich durch die Arbeit im öffentlichen Dienst erwirtschaftet wurde, für einen angestrebten Immobilienerwerb auch entsprechend günstige Kreditangebote erhielten. Die Zinsen lagen so bei 1,2 bis 1,9%. Je kürzer die Laufzeiten, desto günstiger waren die Kreditangebote. Diese Konditionen gab es ausdrücklich nicht für Selbstständige, Ärzte, Anwälte, Architekten oder Journalisten. Die galten ausschließlich für fest angestellte Bedienstete im gehobenen öffentlichen Dienst, mit einem entsprechenden Mindesteinkommen (untere Grenze war damals, wenn ich mich recht erinnere, 3500 Euro). Großen Unternehmen, als auch Steuer- und Stadtkassenämtern, und ich weiß nicht wem sonst noch, werden solche Zinsen wohl nach wie vor gewährt.

    Der Herr Wulf hat ein ausreichendes, sicheres Einkommen und so kommt er vermutlich auch zu diesen „üblichen“ Kreditkonditionen.
    Naja, über Gerechtigkeit denken wir dann bei Gelegenheit nochmal nach…

  80. Die Antwort auf die Grünen-Anfrage war formal korrekt. Dem politischen Gegner würde ich niemals mehr als nötig aufbinden, so wie es alle Politiker überall machen. Wenn die Grünen so unbeholfen fragen, sind diese selber schuld. Es ist auch unredlich, nachträglich den damaligen Ministerpräsidenten an denselben Maßstäben zu messen, die an einen Bundespräsidenten zu stellen sind.

    Eine Zusammenhang mit dem airberlin-Upgrade vermag ich nicht zu erkennen. Das von 2007 hat er doch nicht umsonst erhalten.

    Was die angeblich erst nachträglich erfolgte Zahlung bei Maschmeyer betrifft, so berufen Sie sich auf die Darstellung Maschmeyers(!), der Wulffs Sprecher ausdrücklich widersprochen hat. So weit ist es gekommen. Der Finanzhai, der Tausende in den Ruin getrieben haben soll, ist als Kronzeuge wohlfeil, sobald er etwas äußert, was einem in den Kram passt.

  81. @meykosoft:

    Welche Konditionen der Herr Wulff genoss und wie das alles vonstatten ging, beantwortet sich nicht mit persönlichen Erfahrungen anderer Menschen.

    @Werner Berger:

    Völlig richtig, dass man die Dinge von früher nicht mit den BuPrä-Maßstäben messen lassen sollte. Aber man kann sie mit dem bemessen, was für einen MinPrä statthaft ist.

    Wie auch immer: Wulff kommt m.E. erst aus dem Schlamassel heraus, wenn er und seine Berater aufhören, die Dinge in homöopathischen Dosen aufzuarbeiten. Und ganz schnell lernen, wie man Ungeschicklichkeiten („In einem Jahr ist alles vergessen“) vermeidet.

  82. „Es ist auch unredlich, nachträglich den damaligen Ministerpräsidenten an denselben Maßstäben zu messen, die an einen Bundespräsidenten zu stellen sind.“

    So, so, und ich dachte immer, man müsse gerade eben in der Zeit vorher durch besondere Leistungen und Fähigkeiten sich den Bundespräsidentenposten mehr oder weniger „verdient“ haben.

    Wie dem auch sei, mit dem aktuell zu Tage tretenden Gebahren wird man noch nicht mal Landrat irgendwo in Bayern. Obwohl…

  83. @102 Theo
    „Welche Konditionen der Herr Wulff genoss und wie das alles vonstatten ging, beantwortet sich nicht mit persönlichen Erfahrungen anderer Menschen.“

    Das ist logisch,Theo ;-)

    Persönliche Erfahrungen könnten jedoch eventuell ein wenig das „Unmutsgefälle“ und den „Empörungsdruck“ relativieren. Wenn es denn genehm ist…

  84. In der Wulff-Affäre frage ich mich inzwischen folgendes:

    Soweit ich mitbekommen habe, beziehen sich alle Vorwürfe gegen Wulff auf seine Zeit als Ministerpräsident. Wieso konnte er angesichts dieser Vorwürfe eigentlich Bundespräsident werden, wo waren die Medien vor anderthalb Jahren (also als er zur Wahl stand)? Entweder sie haben damals gar nicht oder sehr schlecht recherchiert – oder sie haben Informationen zurückgehalten. Beides wäre kein Ruhmesblatt für die deutschen Medien.

    Ansonsten bin ich sehr dankbar, dass hier neulich ein User http://www.iswulffstillpresident.com gepostet hatte, inzwischen schaue ich eher dort nach als die neuesten Vorwürfe gegen Wulff zu lesen.

  85. @ DaW: der spiegel hat meines wissens nach bis in die letzte gerichtliche instanz eine einsicht ins grundbuch einklagen müssen. deshalb hat das so lange gedauert.
    das könnte auch eine erklärung für den bruch zwischen der bild und wulff sein. wulff wusste, dass der spiegel herausfinden würde, dass der kreditgeber nicht im grundbuch erwähnt wird. und bevor der spiegel berichtet, meldet „man“ sich dann lieber schnell beim befreundeten revolverblatt, dass ihm ja auch schon die trennung/scheidung schön geschrieben hat. im persönlichen gespräch soll wulff der bild dann den namen von frau geerkens genannt haben, und hat dafür verlangt, dass der name nicht veröffentlicht wird. an diese absprache hat die bild sich dann wohl nicht gehalten. und deshalb ist wulff ausgetickt. (das reime ich mir jetzt aus verschiedenen informationen zusammen – die sache ist also keine tatsachenbehauptung, sondern eine vermutung).

  86. @ Blogger

    Zum Stand der Dinge oder warum ich immer noch meine: WULFF MUSS WEG oder auch damit aus dem „Fall“ BP-Wulff BP-Wulffs „Fall“ wird

    (1) Mich ermüdet´s. Auch nach Wulff-wiki-Durchsicht. (Ich bin wohl „gelernter“ Fachjournalist und habe ab & an an Unis, FHSn und in praktischer Berufsausbildung seit 1977 wissenschaftliches „Recherchieren“ und „qualifiziertes journalistisches Recherchieren“ gelehrt, bin aber in diesem Feld seit Jahren „nur“ noch ehrenamtlich aktiv). Hier und bewußt knapp wenige Hinweise mit wenigen Links:

    (2) Es gibt wirklich, was allgemein „informational overkill“ [zu viel Infos] genannt wird und hier speziell wirkt als „overdocumentated“ [es wird, oft bis hin zum letzten Stöckchen, zu viel aufgelistet, das verwirrt nur und schafft´n „Bumerang-Effekt“]. Das bedeutet m.E.: nötig ist die Konzentration auf wenige klare Sachverhalte, Felder und Probleme. Dies sind, damit aus dem „Fall Wulff“ bald „Wulffs Fall“ wird, m.E. diese drei:

    (3) 1. Der Ausgangspunkt, über den BILD berichten wollte (und berichtete): 500.000 € „Privatkredit“ zu extrem günstigen Sonderbedingungen. Hier nach meiner Kenntnis nicht bedacht, daß es sich seis 3.1.1.um eine große „Dankeschönspende“ wie weiland „erfunden“ von der Kölner SPD und dort bis zu Beginn der Nullerjahre höchsterfolgreich praktiziert gehandelt haben könnte sei´s 3.1.2. um GWG-relevante Vorgänge [ -> http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/gwg_2008/gesamt.pdf ]; 2. Geht es darum, daß BP-Wulff im berüchtigten öffentlich-rechtlichen Kopf-und-Kragen Interview bei ARD & ZDF [-> http://www.youtube.com/watch?v=hNXu8BBlQXc ] öffentlich zugab, daß er als BP wegen eines Tages BILD-Bericht-„Aufschub“ gegen das Grundrecht Artikel 5 Grundgesetz verstoßen hat; 3. Geht es auch, wenn auch bisher lediglich von der Wirtschaftswoche[-> http://www.wiwo.de/politik/deutschland/volkswagen-was-wusste-wulff/6021414.html ] in der letzten Woche berichtet, daß der heutige BP als damaliger MP-NS (Min.präsident Niedersachsen) und Aufsichtsratsvorsitzender (ARV) des VW-Konzerns iZm. geplanter „feindlicher“ Übernahme von VW durch Porsche verdächtigt wird, dem mehrheitlich landeseignen Grußunternehmen geschadet zu haben, wobei es sich um eine Gesamtschadenssumme um etwa 1,8 Milliarden € handeln soll. Das meint: 3.1. = mittlere Ökonomie, 3.2. = Grundrechtepolik, 3.3. = Milliardenökonomie.

    (4) Soweit mal´n Versuch einer konzentrierten Strukturierung in drei relevante(n) Felder(n). Alles andere ist m.E. yellow- oder Klatschspaltenpresse – und sollte dort auch im Schmuddel bleiben.

  87. @96: Sehr schön!
    Die Antworten interessieren mich gar nicht, da kommt wohl nichts neues mehr. Die 400 Fragen sind viel interessanter. Wer wohl die dümmste gestellt hat?

  88. @olfinger: Wieso musst Du Dir das (falsch) zusammenreimen? Die Bekanntgabe der Kreditgeberin gegenüber BILD ist doch – auch von Springer selbst – hinreichend dokumentiert worden. Da war kein persönliches Gespräch mit Wulff.

  89. Ich habe auch das komplette Interview gesehen und nun ja, neue Maßstäbe in der Transparenz wurden meiner Meinung nach nicht gesetzt.

    Mittlerweile geht es vielleicht auch nicht mehr nur um den Kredit, sondern um die Frage, mit was für eine Art Beratern sich Herr Wulff umgibt.

    mfG

  90. @ tim landscheidt:

    weil mir der grund für den bruch zumindest plausibel erscheint:

    „Bild“-Redakteure hatten vor Wulffs Abreise in die Golf-Region im Schloss Bellevue Einsicht in den Kreditvertrag bekommen und so erfahren, dass Wulffs Kreditgeberin Edith Geerkens war. Nach Darstellung des Präsidialamtes sicherte die „Bild“-Zeitung zu, den Namen nicht zu nennen, solange es sich nicht um Maschmeyer oder einen anderen Großunternehmer handle. Die „Bild“-Zeitung bestreitet das.

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,807779,00.html

    die frage ist halt, wem man glaubt. der bild oder wullf. und das ist momentan schwierig, weil keiner von beiden vertrauenswürdig ist.

  91. was den sachverhalt nur geringfügig ändert. ist doch vollkommen schnurz, ob wulff nun persönlich mit journalisten gesprochen hat, oder ob es einen schriftwechsel gab oder irgendwelche vertreter das übernommen haben. auf ein gespräch deutet hin, dass informationen und zusagen (nach wulffs darstellung) ausgetauscht worden sein sollen. wenn es darüber einen schriftwechsel gäbe, könnten wohl kaum zwei versionen kursieren.

  92. Hallo Herr Niggemeier, habe gerade ihre seltsame Kritik zum Dschungelcamp gelesen. Sorry, dass ich nun hier kommentiere, hatte keine Lust, mich extra bei SPON zu registrieren. Wieso schreiben Sie „lautmalerisch“ etwas ab, das Sie nicht verstandne haben, alle anderen schon? Die Grunzlaute, die Sie da Frau Nielsen unterstellen sind doch lächerlich! Sie hat nicht „“Mussunooof possessiv!“ gesagt, sondern „he was jealous and possessive“. Ist eigentlich ganz verständlich, oder? Oder ging es Ihnen nur um den Gag? Bei Bildblog und auch hier sind Sie doch immer gegen die Verdrehung von Tatsachen, gelle?

  93. Herr @ Stefan Niggemeier,

    zugegeben: die heute im du-Mont-Blatt (FR 140112) vertretene These vom Watschenmann Wulff („Christian Wulff ist als Bundespräsident von Angela Merkels Gnaden nur der Ohrfeigenmann für die mittelprächtige Politikvorstellung der Bundesregierung“) halte ich für verdreht(er als verdreht). Oder sollte sie in welcher ganzdeutschen „Qualitätszeitung“ auch immer nächst noch übertroffen („getoppt“) werden können — was meinen Sie?

    Freundliche Grüße (Dr. Richard Albrecht)

  94. Fachkräftemangel in den Medien

    Die Print- und Online-Medien sind ja hier und in anderen Blogs gut dokumentiert und werden umfassend diskutiert. Leider wird das öffentlich-rechtlichen Radios weitestgehend bei der kritischen Betrachtung in dieser Medienblase außen vorgelassen und das ist ein Fehler. Denn bei Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk wird meiner Meinung nach unerhörtes Wulff-Bashing betrieben. Die Ausgewogenheit bei der Berichterstattung bleibt auch hier auf der Strecke.

    Nach dem schon am 12.1.2012 aufgedeckt wurde, dass Wulff niemals die Veröffentlichung der 400 Antworten auf 400 Fragen im ARD/ZDF-Interview angekündigt hat, sendet DRadio heute in den Schlaglichtern (14.1.2012, 12:30 Uhr) einen Berichtd arüber, in dem kritisiert wurde, dass er die Veröffentlichung im Internet noch nicht realisiert hat – „von 400 Antworten und 400 Fragen keine Spur“. Auch der Studiogast – Christoph Schwennicke vom Spiegel – stellt das nicht richtig, sondern argumentiert munter weiter auf Basis der falschen Behauptung. Nachhören kann man das auf der DRadio Homepage.

    Außerdem machte die Moderatorin in der Sendung „Markt und Medien“ am 14.1. um 17:05 Uhr auch mit dieser falschen Behauptung auf. GEZ-Qualitätsradiosender sollten doch klüger sein, sind sie aber nicht. Den Fachkräftemangel gibt es nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in den Medien.

    http://www.dradio.de/aod/html/?station=3&year=2012&month=01&day=14&page=3&amp;

    Ferner war DRadio in den letzten Woche bereits unerträglich, denn fast täglich wurden die Nachrichten in der Ortszeit (5-9 Uhr) mit einer Headline aufgemacht á la „Wulff weiter unter Druck“, „Druck auf Wulff nimmt weiter zu“ und „Druck auf Wulff wächst“. In leichter Abwandlung dieser täglichen Meldung wurden die Nachrichten dann immer mit einem O-Ton aus Telefon-Interviews untermauert, die DRadio oder der DLF in der Frühsendung geführt hat. Dabei überwogen die Anti-Wulff-„Experten“. Gefühlt kamen auf 5 Telefon-Interviews gegen Wulff 1 Interview pro Wulff.

    Es wäre an der Zeit, auch die ör-Sender kritischer zu betrachten.

  95. @ Wuthörer

    korrekt. Mir fällt das Bashing an Bayern 5 auf.

    Und an alle:

    SKANDAL! SKANDAL!

    Wulff war Zu Gast auf dem Oktoberfest. Hat die Hotelrechnung nicht zu 100 % bezahlt und wahrscheinlich hat er sich auch noch zum Bier auf der Wiesn einladen lassen.

    SKANDAL! SKANDAL!

    Ein scheinheiliges Pack die Journaille. Wie viele von denen sehe ich denn jedes Jahr in den diversen Logen der Wirtschaftsunternehmen rumlungern, die sich die Loge sonst nicht leisten könnten und sich zudem noch die Maß auf Kosten der Logenbesitzer schmecken lassen? Und was glauben Sie, welcher Politiker ab einer gewissen Stufe in der Hierarchie bezahlt auf dem Oktoberfest? Fragen Sie mal die ganzen bayrischen Minister inkl. deren Präsident.

  96. @120: Die geringen Hörerzahlen von DRadio und DLF sind auch immer mein Argument, um wieder von meinem hohen Blutdruck runter zu kommen in dieser Medienblase. ;-)

  97. In Sachen Oktoberfest wurde in der 20 Uhr-Tagesschau unterschlagen, dass das Hotel-Upgrade erfolgte, weil Wulff nicht, wie angekündigt, alleine, sondern mit Frau und Kind erschien. Gewohnt suggestiv-manipulierende Berichterstattung durch die öffentlich-rechtlichen.

    http://www.welt.de/politik/article13815578/Wulff-liess-sich-von-Unternehmer-Luxussuite-bezahlen.html

    Kann man sich eigentlich als Privatperson über Falschdarstellungen im TV beschweren?

    Ich habe gesehen, wie Ulrich Deppendorf herzlich gelacht hat, als Döpfner auf dem Springer-Empfang den Bundespräsidenten verhöhnt hat.

    Dazu noch eine Frage:
    Gelten Ministergesetz und § 331 StGB auch für Angehörige der Amtsträger, wenn also den „Vorteil“ eigentlich der Angehörige erhält (größeres Zimmer wegen Anwesenheit von Frau und Kind)?

  98. Bayern5 wird mutmaßlich wie WDR5&NDRinfo auch Beiträge vom DLF übernehmen bzw. an die liefern, so das es zu gefühlten 30%-50% fast identischen Inhalt kommt, bei dem dann die Berichte vom selben Reporter kommen nur halt unterschiedlich lang, weil im einen Beitrag noch O-Töne und Überleitugen drin sind.

    vgl. http://www.ndr.de/podcast/podcast2986.xml
    mit http://www.dradio.de/rss/podcast/sendungen/informationenamabend/

    bei den Sendungen fällt es halt am deutlichsten auf, weil die innerhalb einer Stunde die gleichen Themen in ähnlicher Länge bringen…

  99. Seit wann sind die Medien unabhängig und objektiv? Durch die Auswahl dessen, was gesendet wird und was nicht, was herausgeschnitten und was dringelassen wird, wird Meinung gemacht. Das ist Manipulation hoch3 und wenig seriös. Gesendet wird, was dem vorher definierten Bild entspricht, das man verbreiten möchte. Der Zweck heiligt dafür die Mittel. Was nicht passt, wird unterschlagen. Zum Glück gibt es ja viele verschiedene Medien und erst die Information bei mehreren Informationsquellen verschafft ein einigermaßen realistisches Bild von dem Ereignis.

    Wulff hat selber Schuld, wenn er sich angreifbar macht. Ein verlogener mediengeiler Dilettant, der nur zugibt, was man ihm nachweisen kann! Wieso muss man zum Oktoberfest sein Baby mitbringen und auf Einladung eines „Freundes“ übernachten? Wulff hat es einfach nicht kapiert: als MP oder BP ist er keine Privatperson mehr.

    Welche Politiker sind noch moralisch integer? Und wer hat ein Rückgrat und steht und lebt nach den Werten, die er für das Stimmvolk propagiert? Macht korrumpiert. Da lob‘ ich mir eine Frau Margot Käßmann! Sie hat wirkliche Größe bewiesen und sie genießt mein Vertrauen trotz ihrer Verfehlung.

  100. Lieber Herr Niggemeier –

    so so, da hat Herr Wulff an einer Stelle des Interviews von „400 Fragen“ gesprochen und an einer anderen Stelle davon, „alles“ werde ins Netz gestellt. Und es hat doch tatsächlich Presseleute und Fernsehzuschauer gegeben, die dem Bundespräsidenten zumindest eine Minimum an innerer Logik, Konsistenz und Kohärenz seiner Äußerungen unterstellt und angenommen haben, zwischen der einen und der anderen Äußerung bestehe ein inhaltlicher Zusammenhang. Dabei hätten sie doch der Vermutung nachgehen müssen, dass Wulff mit „alles“ gar nicht die 400 Fragen gemeint habe – und dass er zwar 400 Fragen bekommen habe, keineswegs jedoch diese 400 Fragen, sondern stattdessen irgendwie „alles“ ins Netz zu stellen beabsichtige. Mit anderen Worten: die Medien und wir alle hätten a priori von der Verschwurbeltheit des bundespräsidialen Denkens und Redens ausgehen müssen und ihn keineswegs beim Wort nehmen dürfen.

    Pardon, Herr Niggemeier, die Sache wird absurd – oder ist es schon längst. Und Sie sehen, was Sie angerichtet haben: zunehmend melden sich hier obrigkeitsfixierte Wulff-Apologeten und Feinde einer unabhängig recherchierenden freien Presse zu Wort. Ist das im Sinne Ihres Blogs?

    Mit freundlichen Grüßen

  101. # 129

    Was jetzt läuft seh ich ähnlich wie Sie, Herr Kreimeier, hab´s vor´n paar Tagen auch als (sozialpsychlogisch bekannten und wirksamen) „Bumerang-Effekt“ bezeichnet, nur vermag ich nicht zu erkennen, wieso für diesen Herr Niggemeier publizistisch verantwortlich sein soll …

    Sonntagsgruß,

    Richard Albrecht, 150212

  102. @128 Klaus Kreimeier

    Wenn man etwas Missverstehen will, kann man das natürlich. Kein Geheimnis. Manchmal denke ich, einige Journalisten verdienen damit ihren Lebensunterhalt.
    Häufig ist es jedoch einfach schwierig, richtig hinzusehen, wie bei dem hier kürzlich schon mal verlinkten Foto (http://meykosoft.jimdo.com/anderes/visual-illusion-ghosts/) und wenn es dann irgendwann um die unterschiedliche Wahrnehmung und das Selbstverständnis des Betrachters geht, dann werden Diskussionen gnadenlos verbissen und drehen sich beinahe endlos im Kreis…

    Herr Niggemeier äußerte sich übrigens zu ihrer Sichtweise bereits in Kommentar 76:
    Sie meinen, man sollte die Regel, dass man in einer Live-Situation nicht immer so exakt formuliert und schon mal sagt, was man nicht meint, gegen Wulff anwenden?

  103. Diese ganze Wulff-Sache nervt mich langsam gewaltig. Dass er kein guter Präsident ist, geschenkt. Welcher gute Präsident wäre so tief gesunken, persönlich bei Bild anzurufen. Note 4- für Wulff, aber kein Grund zur Kündigung.

    Aber die Medien überdrehen die ganze Angelegenheit. Ich warte ja stündlich auf die Meldung, dass sich Wulff auf der cebit einen Bonbon an einem Stand genommen hat, ohne diesen als geldwerten Vorteil zu versteuern.

    Mir fehlt die Verhältnismäßigkeit in der Berichterstattung.

    Und dass die Gutenberg-Verteidiger von Bild nun den Bundespräsidenten absägen wollen, macht die Sache nicht besser!

    Was ist eigentlich aus den Bonusmeilen geworden? War es einfach eine steile Vermutung, die man mal eben in den Raum geworfen hat?

    Von mir aus kann Wulff gerne bleiben. Jede Bundesversammlung bekommt den Präsidenten, den sie verdient hat!

  104. # 129

    Lieber Herr Albrecht, ich mache Herrn Niggemeier natürlich nicht für alle anderen Stellungnahmen in seinem Blog „publizistisch verantwortlich“ (übrigens: besteht der Bumerang-Effekt nicht darin, dass, wenn man ihn schmeißt, er gegen den eigenen Schädel knallen kann?). Vielmehr lenke ich mit halb ironischem Augenzwinkern seine Aufmerksamkeit darauf, was er „angerichtet“ hat. Nolens volens liefert er mit seiner Behauptung, die Medien hätten Wulffs Interview unsauber interpretiert (eine Behauptung, die ich, wie gesagt, nicht nachvollziehen kann) denjenigen Futter, die in der Causa Wulff nur eine infame Medienkampagne sehen und die Redakteure von SZ, FAZ, SPIEGEL usw. als nützliche Idioten des Springer-Konzerns denunzieren. Die Ironie will es, dass gerade die Akribie, die Niggemeier aufwendet oder aufzuwenden meint, diejenigen in den falschen Hals kriegen, die zu Differenzierungen weder in der Lage noch willens sind.

    Schöne Grüße

  105. Zu 130, meykosoft:

    „Sie meinen, man sollte die Regel, dass man in einer Live-Situation nicht immer so exakt formuliert und schon mal sagt, was man nicht meint, gegen Wulff anwenden?“

    Nein, ich meine ja das genaue Gegenteil. Ich habe dem Präsidenten nicht Schludrigkeit, sondern Logik und einen inhaltlichen Zusammenhang in seinen Äußerungen unterstellt. Also: dass er von 400 Fragen spricht und tatsächlich damit „alles“ meint – und dass er „alles“ sagt und damit genau diese 400 Fragen und Antworten meint. Von Niggemeier habe ich gelernt, dass eben diese Zuordnung ein Fehler war. Nun gut. Nur sollten sich die Journalisten, die denselben „Fehler“ gemacht haben, von Niggemeier nicht einreden lassen, sie hätten unsauber gearbeitet.

    Gruß

  106. @125 und 126: mal wieder paradebeispiele dafür, dass nach rund hundert kommentaren alles gesagt ist und die trolldichte unerträglich hoch wird:
    „Durch die Auswahl dessen, was gesendet wird und was nicht, was herausgeschnitten und was dringelassen wird, wird Meinung gemacht. Das ist Manipulation hoch3 und wenig seriös. “

    soso, die auswahl macht meinung. das ist also unseriös. dann senden sie mal bitte ohne auswahl.

    und dann auch noch sowas:
    „Wenn schon der BP mit der First Lady dorthin geht, um einen Maßkrug zu stemmen, dann sind die Wiesn ja absolut hoffähig… Die Brauerrei-Lobby dürfte sich die Hände reiben. Da ist es ja bis zur bundespräsidialen Befürwortung von „Flatrate-Partys“ und „Koma-Saufen“ von Jugendlichen ja nicht mehr weit.“

    jo! durch den besuch des oktoberfestes hat er sich schon als mp moralisch schuldig gemacht. wäre es für sie nicht besser, im „zeugen jehovas-forum“ zu posten?

  107. Wulff hat mal gesagt, der Islam gehöre zu Deutschland. Wulff hat die böse, böse Bild als Gegner.

    Da kann einem Niggemeier schon mal die Objektivität abhanden kommen.

  108. Schon die zahlreichen wertenden Begriffe wie „eindeutig“ lassen den üblichen Gutachtenstil vermissen. Die Annahme, Frau G. sei „Strohfrau“, überzeugt nicht. Entlastende Momente werden nur unzureichend gewürdigt, wie zum Beispiel die Frage, ob die Vereinbarung eines unterhalb des marktüblichen liegenden Zinssatzes für ein Darlehen unter Freunden, die sich seit 35 Jahren kennen, als „sozialadäquates Verhalten“ den Tatbestand der Vorteilsannahme ausschließt. Ob ein Verbotsirrtum vorliegen könnte, wird nicht einmal gestreift.

    „Geklärt“ ist überhaupt nichts. Wenn ich 500.000 EUR verleihe, möchte ich auch nicht, dass irgendjemand anders davon erfährt, weil sonst weitere Bittsteller vor der Tür stehen, und nicht etwa deswegen, weil ich das Tun für rechtswidrig halte.

  109. @ olfinger

    Ich bitte Sie, religiöse Bezüge und Unterstellungen zu unterlssen!

    Natürlich wird durch Weglassen eines Teils einer Information oder einer kompletten Information über den Grundtenor eines Berichtes oder einer Nachrichtensendung entschieden. Damit wird Meinung gemacht. Gerade darin liegt ja die Verantwortung der Journalisten und Redakteure als Meinungsmacher.

    Ob als MP oder BP, in dieser Position muss sich der Amtsinhaber schon bewusst sein, wo und mit wem er sich zeigt. Was glauben Sie, würden die Medien schreiben, wenn Herr Wulf nebst Frau die Jahrestagung der Gesellschaft für Plastische Chirurgie besuchen oder Herrn Putin auf der Bärenjagd in die Taiga begleiten würde. Jeder öffentliche Auftritt eines MP oder BP ist eine Willensbekundung. Damit bezieht die betreffende Person Stellung. Fragt sich nur, wofür oder wogegen!

  110. wir lernen: oktoberfest = plastische chirurgie = bärenjagd in der taiga (mit putin!)
    so einen unfug muss man ja wohl nicht diskuttieren…

    und back to topic: hier geht es einzig und allein um die frage, ob wulff nun 400 fragen und antworten versprochen hat, oder nicht. da gehen die meinungen auseinander. stefan niggemeier hält fest: im formalen sinne hat er nicht. andere sagen: es kam aber genau so rüber.
    und da sind wir dann wieder beim system wulff. im niedersächsischen landtag wird er nach seinem kredit befragt. er antwortet formaljuristisch korrekt und erweckt damit den anschein, dass beim kredit alles korrekt gelaufen sei.
    und wer da nachhakt, wird bedroht.
    eigentlich ist doch alles gesagt.

  111. Eigentlich ist alles gesagt – das sehe ich auch so, Herr Olfinger. Und eigentllich ist auch die Causa Wulff wohl „durch“; Frau Merkel hat sich entschlossen, die Sache auszusitzen und findet sich damit ab, dass ihr Machtkonstrukt von 2010 kollabiert ist und sie nun einen nicht nur inkompetenten, sondern auch würdelosen Bundespräsidenten hat. Ob sie sich damit auch über die nächsten Wahlen retten kann (das ist gegenwärtig wohl ihr Kalkül), steht auf einem ganz anderen Blatt.

    So können wir uns ganz geruhsam wieder dem anderen Kern der Aufregung zuwenden: der Causa BILD, die ja, wenn man’s recht betrachtet, auch die Causa unseres Gastgebers Stefan Niggemeier ist. Ohne ihm nahetreten zu wollen, versuche ich, dem Zwiespalt in seiner Seele auf die Spur zu kommen. Ein aufrechter und intelligenter Autor, der jahrelang mit Akribie, Scharfsinn und Leidenschaft nahezu Tag für Tag die BILD-Zeitung zerlegt und plötzlich sieht, dass sich die „Qualitätspresse“ aus objektiven Gründen mit Springer in der Frage der Pressefreiheit solidarisieren muss – ein solcher Mensch steht Schmerzen aus. Das ist verständlich – und nachvollziehbar ist der Balanceakt, den er nun vollbringen muss: geht es doch darum, weiterhin Zug um Zug die krummen Touren von Diekmann und Co. zu analysieren – gleichzeitig aber auch nur den Anschein zu vermeiden, er betreibe die übliche plumpe Medienschelte und habe für den Angriff der Obrigkeit auf die demokratischen Grundrechte Sympathie. In diesem Zwiespalt sieht er sich, womöglich unverhofft und ungewollt, mit jenen Linken im Bunde, die die BILD-Zeitung verabscheuen, aber auch wissen, dass Gefahr für eine Demokratie letztlich nicht von einer Zeitung, sondern von staatlichen Gewalten (oder ihrem Versagen) und von gesellschaftlichen Entwicklungen droht.

    Wenn Niggemeier im heutigen SPIEGEL (S. 140 ff.) rhetorisch fragt, für wen „wir Journalisten“ arbeiten – „letztlich im Interesse des Volkes“ oder „doch eher für uns“ –, dann ist die Frage falsch gestellt. Journalisten sind der Aufklärung, der Demokratie und der Wahrheit verpflichtet, im Interesse des Gemeinwesens, auch gegen Stimmungen im Volk, dem sie damit womöglich auf die Nerven gehen. Nur symbolisch bilden sie eine „vierte Gewalt im Staat“; ihr Auftrag ist es, die anderen Gewalten zu kontrollieren und im Konflikt auch den Machtkampf zu riskieren. Wir sprechen nicht von vergleichsweise vor- oder frühdemokratischen Verhältnissen wie in der 3. französischen Republik, in der eine geballte antisemitische Presse die Dreyfus-Affäre entfesseln konnte, sondern von einer polyphonen Medienlandschaft in einer entwickelten Demokratie, in der alle politischen Strömungen (auch extreme) repräsentiert sind.

    Niggemeier schreibt, die Frage, ob Wulff als Bundespräsident geeignet sei, lasse sich nicht trennen von der Frage, ob er Präsident bleiben könne, wenn die Medien dies nicht wollten. Woran liegt denn das? Daran, dass Wulff den Verdacht, er sei ungeeignet, gerade in der Auseinandersetzung mit den Medien schlagend bestätigt hat. Die Medien würden ihren Auftrag vernachlässigen, würden sie nicht verstärkt auf seinen Sturz hinarbeiten – jedenfalls dann, wenn die politischen Instanzen bei der Schadensregulierung versagen. Allerdings sollten die Medien ehrlich genug sein einzugestehen, dass sie einen Machtkampf führen. Ehrlichkeit und Transparenz sind überhaupt dringend zu wünschen; jeder Journalist, der sich diese Tugenden zur Richtschnur macht, verdient Unterstützung. Aber sie beeinträchtigen auch gelegentlich das harte kapitalistische Geschäft. Die Taktiken und Kniffe Diekmanns unterscheiden sich von denen der SPIEGEL-Chefs nur graduell.

    Die Grenze ziehen die Methoden: Es verbieten sich Lügen, Geschichtsklitterungen und charakterliche Verleumdungen. Im Fall Willy Brandt („Frahm“) hat sich BILD dieser Methoden bedient, im Fall Wulff (bisher) nicht. Die BILD-Zeitung ist eine Gründung der frühen 50er Jahre, ihre täglichen Scheußlichkeiten gehören zur Geschichte der Republik. Sie sind ein alter Hut, das Thema ist heute eigentlich nicht mehr abendfüllend. Ich gehöre der alten Linken von 68 an, die durch die SPIEGEL-Affäre sozialisiert wurde – unser Schlachtruf „Enteignet Springer!“ war damals bekanntlich schnell verhallt. Auch Stefan Niggemeier wird BILD nicht entmachten, aber seine Waffen sind subtiler als unsere damaligen, und sie treffen ja auch meistens den Nerv.

  112. @Klaus Kreimeier:

    Die Medien würden ihren Auftrag vernachlässigen, würden sie nicht verstärkt auf seinen Sturz hinarbeiten – jedenfalls dann, wenn die politischen Instanzen bei der Schadensregulierung versagen.

    Dem möchte ich massiv widersprechen. Es ist nicht Aufgabe der Medien, auf Wulffs Sturz hinzuarbeiten, schon gar nicht „verstärkt“. Ich sehe übrigens auch keinerlei Notwendigkeit, mich mit „Bild“ zu solidarisieren und sehe in keiner Weise die Pressefreiheit bedroht.

  113. @ 143 Klaus Kreimeier
    In dem Zusammenhang verlinke hier ich hier mal einen Beitrag, der diese Thematik aufgreift und ihnen sicherlich bekannt ist. Der Beginn ist etwas heftig und der Film ist leider etwas lang (ca. 1,5Std), es lohnt sich jedoch diese Zeit aufzubringen. „Statt Tatort“ am Sonntag abend, empfehle ich diesen Beitrag gerne weiter.

    http://www.youtube.com/watch?v=fbG-W4rH5J0&feature=player_embedded

    Eine Dokumentation über unsere Medienlandschaft, deren Drahtzieher und die verschiedenen Einflüsse, die zu dem führen, was wir Nachrichten nennen. Das ist ein Film von einem unabhängigen Journalisten.
    Grüße

  114. Das überrascht mich nicht, Herr Niggemeier. Sonst hätte ich mich hier ja nicht zu Wort gemeldet. Ihre Replik ist nicht sehr argumentativ. Gleichwohl – vielen Dank.

  115. @ 145 meykosoft
    Vielen Dank! Den Film kannte ich, aber nun weiß ich auch, wo ich ihn finde. Ich habe übrigens lange Jahre über diese Thematik gearbeitet.

  116. @ meykosoft:

    Danke für den Link! Dieser absolut sehenswerte Beitrag bekräftigt meine Auffassung und zeigt, wie aktuell er auch heute für das „400 Fragen-400 Antworten“-Thema ist: Journalisten und Medien haben Macht. In ihrem Einfluss auf die Gesellschaft werden sie nicht umsonst als 4. Machtsäule dargestellt. Oder: Meinungsmacht macht Politik! In unserer heutigen Informationsgesellschaft haben wir es mit dem Phänomen zu tun, dass Politiker wie Bürger ihre Realitätswahrnehmung fast ausschließlich aus den Medien beziehen. Man glaubt, was die Medien berichten, wenn es nur häufig genug wiederholt wird. Schlecht für uns alle, wenn BILD einzige Informationsquelle ist oder wenn alle Medien wie derzeit unisono derselben Titelschlagzeile nachhecheln.

    Journalisten und Medien wählen aus und entscheiden, was berichtenswert ist und welche Fragen sie stellen, nach welchen Kriterien auch immer. Wohl dem, wenn sie der journalistischen Ethik, Wahrheitsfindung und Objektivität verpflichtet sind. Eine „neutrale“, gewissermaßen „Eins-zu-Eins-Abbildung“ der Realität gibt es nicht. Dafür ist in den Medien kein Platz und daran sind deren Eigentümer auch nicht interessiert.

    Informationen sind eine Ware, die sich verkaufen muss. Die Nachfrage (d.h. Auflagenhöhe, Einschaltquoten bzw. alle Faktoren, die zu deren Steigerung beitragen) bestimmt den Preis und nicht etwa der Grad an Wahrheit und Objektivität einer Nachricht. Der Quoten- und kommerzielle Druck führt heute zunehmend zu einer Banalisierung, Trivialisierung und Boulevardisierung und zu einer Angleichung der Medien. Gut ist, was sich gut verkauft. Quantität steht vor Qualität. Information als quotenorientierte Unterhaltung. Nicht umsonst und treffend spricht man heute von Infotainment. Wahrheiten, die mitunter auch sehr schmerzhaft sind, bleiben auf der Strecke und werden nicht selten einer massenkompatiblen schlagzeilen- und skandalträchtigen Verflachung geopfert. Wer oberflächig recherchiert oder sich dafür auch ganz die Zeit spart, hat große Chancen, zumindest mit seiner „Enthüllungsstory“ oder Sensationsmeldung als Erster auf dem Markt zu sein. Wer erst tiefgründig recherchieren muss, hat zwar richtige Informationen in der Hand, aber selten den News-Faktor auf seiner Seite.

    Insofern sind Journalisten und Medien nicht per se besser als unser aktueller BP. Auch Journalisten nehmen Presserabatte mit vollen Händen mit und lassen sich zu Bällen und PR-Veranstaltungen einladen. Doch wir sollten aufhören, zu pauschalisieren. Es gibt sie noch: gute Journalisten und ehrbare, moralisch integre Politiker. Auch eine BILD-Zeitung und VOX-News oder quotenschielende ARD- und ZDF-Programmdirektoren und die „100 Sekunden-Tagesschau“ können meinen Glauben und meine Hoffnung nicht erschüttern, dass es neben bezahlten „Auftragsjournalisten“, die sich den Interessen ihrer Auftraggeber unterordnen und der Darstellung wünschenswerter Wirklichkeiten verschrieben haben, auch weiterhin den unabhängigen investigativen Qualitätsjournalismus geben wird.

  117. Skandal! Skandal!
    Wulffs Ehefrau soll einen Wagen im Gesamtwert von ca. 30000 € zu 1,2 % statt zu 1,5 % geleast haben, den sie später dann auch noch kaufen wird.

    Skandal! Skandal!
    Und ein Bobbycar für den Sohnemann gab es auch noch dazu.

    Da muss man als Journalist mal wieder ordentlich auf die Kacke hauen und nebenbei noch einen besseren Rabatt beim eigenen Autokauf einstreichen, um evtl. bei Gelegenheit einen wohlwollenden Artikel über das Modell zu schreiben. I wo, was heißt denn da Rabatt? Das Fahrzeug wird einfach zum Testwagen auf unbestimmte Zeit deklariert.

    Und was das Bobby Car betrifft. Bei BMW gibt es immer den Schlitten für die Kinder dazu. Und bei anderen Händlern den Satz Winterreifen, der wesentlich mehr Wert ist als der Bobbycar. Und zum Geburtstag erhalte ich von meinem Autohaus immer mindestens eine Grußkarte. Kundenbindungsprogramme nennt man das dann.

    Aber halt, ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen wollte:

    SKANDAL! SKANDAL!
    Wulff hat ein Bobbycar.

    SKANDAL! SKANDAL!

  118. Interessant in der Bobby Car-Affäre ist ja auch die Verbalrethorik der Medien. Da schreibt SPOn im ersten Satz des Artikels “ Die Vorwürfe gegenüber den Bundespräsidenten reißen nicht ab. “ Um danach einen Bericht der Berliner Zeitung zu zitieren. Medien die sich mal wieder untereinander zitieren, um das Rad weiter zu drehen. Aber dann erst einmal im Intro in der dritten Person von „Die Vorwürfe reißen nicht ab“ zu sprechen. So beginnt der Artikel schon mit einer geschickten Manipulation, in dem durch einfache sprachliche Tricks vorgegaukelt wird, dass hinter den Vorwürfen mehr als nur die Berliner Zeitung steht.

  119. Darüber, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen des BW-Bank-Kredits keine Ermittlungen aufnehmen wird, liest man dagegen bis jetzt so gut wie nichts. Peinlich für die Spiegel-Leute, die – im Einklang mit einem angeblichen „Experten“ – diese Sache bei Maybrit Illner noch als Wulffs größtes Problem bezeichnet haben.

  120. @148 Ham. S. Ter
    Freut mich sehr, dass ihnen der Film zugesagt hat.
    Was darin leider nicht vorkommt, ist etwas, worüber der von mir im Allgemeinen sehr geschätzte Journalist Harald Martenstein von der ZEIT kürzlich schrieb.
    „Sie möchten Erfolg haben und geliebt werden. Das gilt auch für Journalisten…“, erläuterte er kürzlich in seinem Beitrag „Der Sog der Masse“. Und den Meisten Beifall erhält man erwiesenermaßen, wenn man die Meinung eines großen Publikums vertritt, sich also meinungsmäßig im „Mainstream“ bewegt. Das macht es für viele Menschen sehr verlockend, auf so einer „Meinungswelle“ mit zu schwimmen. Man gefällt vermutlich dem Chefredakteur, den meisten Kollegen und den Nachbarn, die es möglicherweise lesen, wohl auch. Falls die dazu erforderliche Sichtweise zudem unserem eigenen Weltbild entspricht, fällt das „Mitmachen“ umso leichter und die Distanz geht ab und an eventuell auch mal gänzlich verloren. Um mich zu wiederholen: Üblicher Weise ist auch das typisch Mensch. Denn wenn wir einmal etwas festgestellt haben, bleiben wir gern dabei und sehen, was wir sehen wollen. (Ich weise in diesem Zusammenhang noch einmal auf das verlinkte Foto aus Kommentar 11@mirko hin)
    Was ich also sagen will, es ist nach meinem Dafürhalten keine besondere Eigenschaft oder ein Mutwille dazu erforderlich, eine einmal gefasste Meinung sogar bis hin zur Absurdität zu vertreten. Die Distanz, die nötig ist, so eine Entwicklung zu erkennen, sollten jedoch gerade verantwortungsbewusste Journalisten sehr viel häufiger für sich in Anspruch nehmen.
    Denn, nochmal ganz platt gesagt: Unsere Medien sind ein Grundbaustein der Demokratie. Ohne Medien funktioniert diese nicht.

  121. Mit „11@mirko“ ist keine E-mail Adresse, sondern der elfte Kommentar zu diesem Beitrag gemeint. (Sorry, aber ein überraschender Automatismus hier in den Kommentarfunktionen hat das vermutlich fälschlicher Weise bewirkt…)

  122. Gott sei Dank. Das Bobby Car steht im Schloss Bellevue in der Besucherecke, damit auch andere Kinder damit spielen können. Da hat die Presse anscheinend tatsächlich eine Anfrage gestellt, ob Wulffs Sohn das Geburtstag Bobby Car Zuhause herumstehen hat und damit allein spielt oder wo es abgeblieben ist.

    Die haben echt nicht mehr alle Räder am Wagen. Apropos Wagen:
    Hier mal eine Auflistung, was ein Journalist beim Thema Auto so an Vergünstigungen erhält:

    http://www.pressekonditionen.de/cms/auto/

  123. Endlich sind Wulff’s 400 Antworten online. Wetten, dass es trotzdem wieder Kritik von Journalisten und BP-Schelte geben wird, weil Passagen geschwärzt oder einige Fragen nicht vollständig beantwortet sind…

    Hoffentlich tritt damit diese „Affäre“ in den Medien endlich dorthin, wo es hingegehört: in den Hintergrund. Und hoffentlich hat unser BP daraus gelernt!

  124. @meykosoft:

    Welchen technische und personelle Aufwand z.B. bei der Tagesschau betrieben wird, um einen Nachrichtenfilm (Interview) zu produzieren, lässt das Beispiel unter dem angeführten Link nur erahnen:

    http://neuneinhalb.wdr.de/nachrichten/nachrichtenschule/tipp3_v2.php5

    Da sind Redaktionskonferenzen etc. oder sogar Beiträge der Auslandsbüros/Korrespondenten gar nicht mitgerechnet. Qualität hat seinen Preis. Wenn denn der erzielte Nutzen und vor allem die Auswahl stimmen.

    Trotzdem bin ich der Meinung: bei den ÖR verdienen zu viele (unverschämt) viel mit. Von Sparzwang und Kosteneffizienz keine Spur. Qualität geht auch mit weniger Gebührenmillionen. Und weniger ist bei den ÖR immer noch viel. Von den Gehältern und Gagen, die bei den ÖR gezahlt werden, können „freie“ Mitarbeiter und Journalisten nur träumen! Muss ja nicht bei jedem Ereignis ein eigenes ARD-, ZDF-, SWR-, NDR-, HR-, BR-Team etc. vor Ort sein…

  125. Der Link zur ARD-Tagesschau vom 10.01.2012, 15 Uhr funktioniert nicht mehr. Hat jemand dieses Video noch ?

  126. Anders als die 20-Uhr-Hauptausgabe (und die Tagesthemen) sind die gewöhnlichen Tagesschau-Ausgaben nur eine Woche lang in der ARD-Mediathek verfügbar. Innerhalb dieser Wochenfrist habe ich seinerzeit mehrere Ausgaben vom 10. Januar – unter anderem auch die von 15 Uhr – auf einen USB-Stick heruntergeladen.

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