Zehn Jahre FAS

Am 11. September 2001 saß ich im fünften Stock des vierstöckigen FAZ-Gebäudes in Berlin-Mitte. Unsere Redaktionsräume waren in Wahrheit in einem Haus nebenan, man erreichte sie über einen absurd verwinkelten Weg, der durch zwei verschiedene Treppenhäuser führte und einem jede Lust nahm, die Mittagspause außer Haus zu verbringen.

Ich war als einer der letzten zum Team dazugekommen, das die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ neu erfinden sollte. Eigentlich hätte Alexander Gorkow die Medienseite machen sollen, der hatte dann aber zum Glück keine Lust mehr.

Es war die Idee von Nils Minkmar, stattdessen mich zu fragen. Ich habe erst gezögert, denn die ganze FAZ-Welt war mir unbekannt und fremd, politisch, aber auch stilistisch. Andererseits sollte die „Sonntagszeitung“ ja gerade anders sein, jünger, zugänglicher, unterhaltsamer — dafür standen auch die Namen vieler Journalisten, die dafür von anderen Zeitungen eingekauft worden waren.

Und so saß ich mit den anderen Feuilletonisten am 11. September 2001 im fünften Stock des vierstöckigen FAZ-Gebäudes in Berlin-Mitte, um die Nullnummer der neuen Zeitung fertigzustellen. Redaktionsschluss dieser Ausgabe war zum Glück um 13 Uhr; ab dem Nachmittag wäre an Arbeiten nicht zu denken gewesen, jedenfalls kaum für eine Übung, die nicht zur Publikation bestimmt war.

Die Nacht verbrachte ich dann schlaflos vor CNN in einer Dienstwohnung, die die FAZ damals noch in Ku’damm-Nähe hatte (eine Wohnung hatte ich auf die Schnelle noch nicht gefunden in Berlin), ein gesichtsloses Apartment im Achtziger-Jahre-Design, das die Irrealität der ganzen Situation noch verstärkte.

Die große Medienkrise hatte noch nicht richtig begonnen. Im Nachhinein schätze ich, dass es der allerletzte Moment war, in dem sich die FAZ ein solches Wagnis wie die Sonntagszeitung noch getraut hätte. Es hat sich als großer Glücksfall herausgestellt, für die FAZ, der durch die FAS eine fruchtbare innere Konkurrenz erwuchs, die sie lebendiger machte und die ihr ganz neue Leserschichten eroberte. Und für mich.

Das fühlte sich, zugegeben, nicht an jedem Tag so an. Wir haben als Ganzes eine Zeit gebraucht, unsere eigene Form und Rolle zu finden. Und ich in der Redaktion auch.

Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hat es geschafft, die große Freiheit, die die FAZ auszeichnet, die Lizenz, anders zu sein, speziell, verschroben und sehr klug, mit einem entschiedenen Willen zu verbinden, sich dem Leser zuzuwenden, ihn Woche für Woche einzufangen, zu überraschen und intelligent zu unterhalten. Jedes Ressort hat FAZ-typisch seine eigene Kultur entwickelt, aber der Widerspruch, der daraus oft entsteht, kommt dem Leser zugute in Form von Vielfalt und Reibung.

Das Wunderbare an einer Sonntagszeitung ist, dass es sehr wenig Pflicht gibt und ganz viel Kür. Das bedeutet andererseits auch: Es gibt eine Pflicht zur Kür. Ich konnte mir für die Medienseite etwas einfallen lassen. Ich musste mir für die Medienseite etwas einfallen lassen. Ich habe diesen Luxus manche Woche verflucht.

Claudius Seidl, einer der beiden Feuilleton-Chefs, ist jemand, der nicht aufhört zu zweifeln, und wenn man eine Woche Zeit hat, eine Zeitung zu gestalten, gibt es viel Gelegenheit dafür: Ist das wirklich der richtige Aufmacher? Wäre der Rhythmus nicht besser, wenn die Texte der Seiten 4 und 8 die Plätze tauschen? Kann die Fotoredaktion, die schon zwanzig Mal geguckt hat, bitte noch ein einundzwanzigstes Mal gucken, ob sie nicht ein besseres Bild findet? Nein, das ist noch die Überschrift, wirklich nicht, nein, doch, da fällt Ihnen noch was ein, ganz sicher.

Es ist gar nicht so sehr Perfektionismus als einfach der Wille, eine Zeitung zu gestalten — mit all den Elementen, die dazu gehören. Da ist kaum Routine. Das ist oft anstrengend, gerade wenn das Ziel ist, nicht anstrengend zu sein.

Ich könnte jetzt sagen, das Wunderbare an meiner Zeit bei der FAS war, dass man mich Sachen machen ließ.

Ich durfte zum Beispiel einen Artikel über den Deutschen Presserat, der sich seit Jahrzehnten als „zahnloser Tiger“ bezeichnen lassen muss, so illustrieren:

Ich durfte Haim Saban, der kurzzeitig das deutsche Fernsehen zu kaufen schien, einen Reiseführer schenken:

Ich durfte den viel zu früh verstorbenen Axel Zerdick interviewen, der den Zeitungen schon 2003 prognostizierte, sie sollten sich von dem Gedanken verabschieden, die Stellenanzeigen kämen je zurück — die FAZ lebte zu einem großen Teil von diesen Stellenanzeigen.

Ich durfte mich an 9live abarbeiten, an Johannes B. Kerner und — fast immer — an der „Bild“-Zeitung und ein größeres Stück schreiben über die Vorworte von Jörg Walberer in der „Hörzu“.

Das Wunderbare an meiner Zeit bei der FAS war, dass die Kollegen mich machen ließen, aber das ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Vor allem brachten sie mich dazu, zu machen. Sie schubsten und inspirierten mich. Ich habe länger gebraucht, um zu merken, dass es kein Fluch war, sondern eine Chance, dass ich von Feuilleton-Leuten umgeben war, die ganz anders tickten als ich Medienheini. Dass sie anders auf das Fernsehen blickten, ratlos meine Aufregung über irgendwelche Brancheninterna wahrnahmen und mich stattdessen nachdrücklich ermunterten, Artikel über Dinge zu schreiben, die mir selbstverständlich erschienen.

Ich habe viel gelernt in den vergangenen zehn Jahren bei der FAS, und nicht nur die Kunst des gepflegten Kalauers in der Überschrift. Ich hatte das Glück, mit Kollegen zu arbeiten, die gut sind und gut zu mir waren und deren Kreativität mich inspiriert und angespornt hat.

Am vergangenen Wochenende habe ich meine vorerst letzten Artikel für die FAS geschrieben, fast auf den Tag genau zehn Jahre, nachdem sie zum ersten Mal erschienen ist. Ich freue mich sehr darauf, demnächst für den „Spiegel“ zu schreiben, aber ich verlasse die FAS mit etwas Wehmut. Ich möchte mich bedanken bei all meinen Kollegen, vor allem bei Johanna Adorján, Michael Hanfeld, Peter Körte, Christiane Kroth, Nils Minkmar, Tobias Rüther, Claudius Seidl, Harald Staun, Volker Weidermann.

Und bei Frank Schirrmacher — und natürlich Alexander Gorkow, ohne den das alles nicht möglich gewesen wäre.

62 Replies to “Zehn Jahre FAS”

  1. Herr Niggemeier,

    so geht das nicht! Was wollen Sie denn beim Spiegel? Der einzige Grund den ich mir vorstellen kann: Hamburg. Immer öfter suchen meine nach Berlin gezogenen Freunde eine Wohnung in Hamburg. Eine Berlin-Flucht scheint sich anzubahnen. Aber: Hätten Sie nicht auch aus Hamburg weiter für die FAS schreiben können? Denn: Den Spiegel hab ich mal gelesen, ich finde ihn langweilig, ich werde ihn nicht lesen. Sie gehören zu meiner FAS…

    MfG
    Marcus

    PS: Den oben genannten Artikel über den Deutschen Presserat hab ich immer dann erwähnt, wenn ich Freunden meine Begeisterung für die FAS zu erklären versuchte. Das Bild mit der Bildunterschrift war groß! Überhaupt sind die Bildunterschriften in bestimmten Teilen der FAS (Sport, Reise) immer ziemlich gut. Andere Teile dagegen wirken äußerst bieder, dröge und konservativ, der Technik-Teil beispielsweise.

  2. Sehr schade. Minkmar wird ja wohl auch weniger machen, Diez ist schon weg, von Dath lese ich auch kaum noch etwas. Da muss die FAS nochmal auf dem Transfermarkt tätig werden, ansonsten muss ich mir bald am Sonntag den Spiegel kaufen.

  3. Apropos Presserat: Hörst du grundsätzlich mit „FAS“ auf, oder bleibt uns der Flausch am Sonntag erhalten?

  4. So geht das aber nicht! An einem Wochentag muss ich doch arbeiten. Und nicht jahrealte Artikel lesen. Ich weiß zwar nicht mehr, von wo wir da gerade nach Hause unterwegs waren, aber offenbar am 26.10.2003 kaufte ich mir meine erste FAS. (Die FAZ verschmäh/t/e ich aus den hier oben erwähnten Gründen.) Als Beifahrer. Ich kam recht rasch zum „ABC des deutschen Fernsehens“ und kircherte damals so unaufhörlich wie heute wieder. Der arme Fahrer musste sich das alles anhören. Und fand es, ich weiß nicht wieso, nicht so brüllend komisch wie ich nun wieder. („Nein, das können sie nicht ändern.“) Daraufhin kaufte ich mir die Zeitung eine Weile lang jede Woche. Solche eine wunderbare Seite kam leider nie wieder. Und heute gibt es ja Internet.
    (Und ich habe zu tun!) Danke. Gnihihi.

  5. Herzlichen Glückwunsch, selbstverständlich. Ja, die FAS hat die deutsche Presselandschaft bereichert, ja, es war ein Wagnis, und ja, es kommt Woche für Woche ein sehr gutes Produkt heraus. Ich mag die FAS trotzdem nicht.

    Ich bin seit ca. 10 Jahren trotz meiner deutlich links von der Mitte angesiedelten politischen Positionen treuer Leser der klassischen FAZ (Mo-Sa). Es gibt IMHO keine andere deutsche Zeitung, die auch nur annähernd umfassend und präzise berichtet (auch und gerade im nur Experten interessierenden Detail). Die Kommentare entsprechen selten meiner Meinung, aber sie sind häufig außerordentlich anregend. Und schließlich ist die Souveränität, mit der unterschiedliche Positionen unter einem Dach ausgehalten werden, bemerkenswert: konservatives Politikressort, liberaler Wirtschaftsteil und ein Feuilleton, dessen Autorenspektrum von reaktionär bis linksliberal reicht.

    Die FAS ist anders. Ich blättere sie häufiger durch, meine Frau liest sie, daher habe ich sie mit im Abo. Wo die FAZ meist distinguierte Zurückhaltung pflegt, ist die FAS geradezu reißerisch – in der Optik wie im Duktus der Überschriften. Vor allem aber ist sie ein Meinungsblatt, in dem die Trennung von Meinung und Bericht weitgehend aufgehoben ist. Das Autorenspektrum mag breit sein, im Kern verfolgt die FAS aber eine konservative Agenda. Sie ist das rechte Pendant zur ZEIT.

    Was schließlich gar nicht geht, ist der bei einigen FAS-Autoren und -Rubriken immer wieder zum Vorschein kommende Neureichen-Humor mit schlechten Witzen über Hartz-IV-Empfänger und andere gesellschaftlich Benachteiligte.

    In diesem Sinne Glückwunsch zur bemerkenswerten journalistischen Leistung. Ich muss das Produkt ja zum Glück nicht mögen.

  6. Für Bild-Zeitungsleser sollte da aber dann doch stehen, dass am 11. September 2001 das WTC durch Flugzeuge zusammenstürzte.

  7. Lieber Herr Niggemeier,
    das hat viel, viel Spaß gemacht, Sie in der FAS zu lesen. (Bei uns daheim sagen wir ja FASZ, im Rahmen des phonetisch möglichen). Gelernt hab ich auch noch was, aber mehr gelacht als gegrübelt. Danke schön dafür, und gutes Gelingen beim nächsten Schritt. Seufz.
    jd

  8. Schöner Abschiedstext.
    Aber mal ehrlich, das Bild vom zahnlosen Tiger könnte auch hier in der Kategorie „Super Symbolfotos“ stehen, oder? :-)

  9. Und was kommt jetzt?
    Welchen Grund gibt es für mich jetzt noch, dass Feuilleton von hinten nach vorne zu lesen?
    Nun denn, viel Erfolg und Spaß bei der neuen Berufung.

  10. Die FAS ist Feuilleton, mal politisches Feuilleton, mal Boulevardfeuilleton, mal auch ganz klassisches, fast schon verstaubtes Rezensionsfeuilleton. Es ist schön, dass es sowas gibt, eine ganze Zeitung voll, auch wenn es dem veralteten Gedanken geschuldet ist, dass man unter der Woche arbeiten muss, am Sonntag aber Zeit hat für die leichte Muse, fürs Feuilleton. Das entspricht meiner Meinung nach nicht der Lebenswirklichkeit, aber gut. Meinen Glückwunsch zu den vergangenen zehn Jahren in dieser Redaktion.

    Was ich mir gewünscht hätte: dass der Geist der FAS auf die FAZ abstrahlen würde, dass die FAZ im Laufe der Zeit weniger verknöchert, weniger elitär, vielleicht auch ein bisschen weniger rechts agieren würde. Das passierte nicht, im Gegenteil. Je besser, je jünger, je kreativer die FAS daher kam, umso verstaubter wirkte die FAZ. Und entsprechend uninteressant für mich, schade.

  11. Ich bin gespannt, wie die FAS die Lücke links auf ihrer letzten Seite in ihrem Feuilleton füllt.

  12. Lieber Herr Niggemeier,

    schade, dass Sie wechseln. Ihre künftige Mitarbeit beim SPIEGEL wäre jetzt für mich fast ein Grund, dieses Blatt nach vielen Abo-Jahren und genauso vielen Nicht-Kauf-Jahren mal wieder zu erwerben. Aber nur fast. Der SPIEGEL war früher richtig gut, und es war cool, sich zu seinem Leserkreis zu zählen. Aber das ist schon lange her, lange bevor es am Sonntag die FAS auch in München zu kaufen gab. Die stets elegante und leise FAS hat mir dann das meist vorlaute, aber immer belangloser werdende Magazin aus Hamburg irgendwann ganz ersetzt und ich habe es nie vermisst. Dennoch: Alles Gute und viel Erfolg bei Ihrer neuen Aufgabe! Dem SPIEGEL wird es gut tun.

  13. Die Medienseite war ursprünglich immer der Grund, sich auf die FAS zu freuen. Das Feuilleton ist großartig, der Politikteil über weite Strecken gut oder regt zumindest zu Diskussionen an, sogar der Sport macht Spaß – aber die Medienseite habe ich immer zuerst gelesen, vor allem die „Lieben Kollegen“ waren oft eine reine Lesefreue.
    Mittlerweile hat die Anziehungskraft der Medienseite für mich etwas nachgelassen, da der Fokus eher weniger auf Medienthemen (wie ich sie verstehe) liegt, dafür gibt es häufig Betrachtungen über das Internet im Allgemeinen und über diesbezügliche Entwicklungen in Amerika im Besonderen.
    Es war also ein Abschied auf Raten.

    Die FAS lese ich trotzdem noch, den Blog sowieso und der Spiegel…man wird sehen.

    Aber, lieber Stefan Niggemeier, an dieser Stelle vielen Dank für die klugen und oft sehr witzigen Betrachtungen. Und bitte bitte bitte weiter so. Das „Wo“ ist eigentlich egal (auch wenn ich finde, dass die Sonntage mit einer guten Medienseite mehr Spaß gemacht haben).

  14. Neeiiiiiin!

    Was lese ich denn jetzt zuerst, wenn nicht die Spalte links vom Fernsehprogramm? Und lohnt es sich fürderhin überhaupt noch, über Amsterdam durch die Welt zu fliegen, nur weil es dort die FAS gibt?

    Herr Niggemeier, ich habe Ihnen die bislang einzige Fanpost meines Lebens geschrieben, vor ungefähr fünf, sechs Jahren oder so; eine Postkarte war’s, aus Schottland.

    Bis bald in neuem Theater. (*seufz*)

  15. Ohne hier groß rummeckern zu wollen (aber klein), und Niggemeiers Texte lese ichja auch recht gerne: Was ist denn an dem zahnlosen Kätzchen so wahnsinnig witzig? Äh…? Ist da irgendein tieferer Witz enthalten, den ich nicht kapiert habe? Oder ist der Thumbnail des FAS-Printartikels zu winzig?

  16. Mich würden statt des netten Abgangs eher die Gründe dafür interessieren, von einer sehr guten Zeitung zu einer sehr schlechten Zeitschrift zu wechseln. Nach allem, was hier (und drüben im Bildblog) veröffentlicht wurde, dürfte die Einschätzung des Spiegels ja bei Herrn Niggemeier nicht viel günstiger ausfallen als bei mir. (Die Titelseiten des Spiegel könnten auch die von PI sein).

  17. And u did a good job!

    Meine Offenbarung war der Artikel: „Harald Schmidt gibt sich einfach keine Mühe mehr“ o.s.ä. Seitdem war ich immer begeistert, über konzis und akkurat geschriebene Artikel, durch die ich irgendwann auf dieses Blog gekommen bin. Freue mich darauf, dass der nächste Spiegel-Artikel über die Bildzeitung sicherlich was tiefer geht, als der letzte.

    Wenn alle Spiegel-Artikel hier veröffentlicht werden müsste man sich den Spiegel auch nicht kaufen …

  18. Vielen Dank für die Artikel und vor allem für die wunderbaren Wortschöpfungen. Eins meiner Highlights war folgende: „der Moderationsbeamte“. Ich weiß nicht mehr, ob es Pilawa, Geissen oder Schreyl war, aber egal.
    Viel Erfolg beim Spiegel.

  19. Lieber Stefan Niggemeier,

    die Meldung lässt ja schon deshalb aufhorchen, weil der Wechsel enorm für den Spiegel spricht. Wenn es so weiter geht, könnte daraus wieder ein richtig gutes Blatt werden. Das macht froh!
    Alles Gute!

  20. Hier, ne. Ich kann ja schon länger nicht mehr damit angeben, dass bei mir in der Ecke der Niggemeier sein Büro hat. Und jetzt gehst Du auch noch nach Hamburg, oder was? Naja, schöne Stadt.

    Ich wünsch Dir alles Gute!

  21. So geht das aber nicht!

    Wenn man geht, dann zerschmeißt man doch bitteschön mit Schmackes Porzellan, gibt ein paar schmutzige Details in die öffentliche Wäsche und läuft bei Schimpftiraden auf den alten Chef zur abgründigen Hochform auf.

    Stefan, wenn du dann in 20 Jahren die Spiegel-Redaktion verlässt, um als Herausgeber der Zeit zu reüssieren (oder sollte das Wort „Resolvenz“ hier verwendet werden?), ja dann, dann bitte:

    Mehr Schmutz! Mehr Details!

    P.S.
    Viel Glück, Spaß und Erfolg!

    (…sollte dir der Don zum SpOn folgen, so sei dir bewusst, dass die stete Widerkehr des Alten in neuer Kollegengestalt seine ganz eigenen Reize hat)

  22. Ich werde meine Lesegewohnheit am Sonntag komplett ändern müssen: Am Frühstückstisch wird nicht mehr zuerst die Rückseite des Feuilleton-Teils gelesen. Dann wird nicht mehr zur Medien-Seite zurückgeblättert. Aber die F.A.S. bleibt mir trotzdem als Printausgabe erhalten.

    Der Abschiedsartikel hier im Blog ist gut, so etwas liest man auch immer seltener. Aber Du hättest noch zehn Jahre warten können ;-)

  23. Muss ich ab jetzt den Spiegel kaufen, um Ihre Artikel zu lesen?
    Oder gibt es die kostenlos auf SPON oder hier im Blog?

  24. Mein sonntägliches Ritual war immer der Blick zuerst auf Ihre Medienkolumne. Was wird jetzt sonntags? Hat das Sonntagsfrühstück künftig noch einen Sinn, undw enn ja, welchen? Sonntags erst Montags frühstücken? Bin gespannt, ob Sie auch das bei mir schaffen.

  25. Lieber Herr Niggemeier,

    ich habe Sie hier „entdeckt“ und erst dann als Autor der FAS wahrgenommen. Früher waren mir die Autoren der Artikel in Zeitungen nur selten wichtig. Mit Ihnen habe ich begonnen, mich mehr und mehr auch an Autoren und nicht nur am Medium oder Inhalt zu orientieren. Das hat keinen wesentlichen Einfluss auf meine Informationsaufnahme. Bis auf den einen. Ich empfinde Ihren Weggang jetzt bewusst als einen Verlust für meine Lieblingssonntagszeitung und Entschleunigungslektüre, die FAS.

    Herzlichen Dank für viele gute Gedanken und Worte. Ich hoffe, Sie werden mich im Spiegel wieder begeistern.

    Ihnen zum Wechsel das Beste.
    Jörg Kremer

  26. Chapeau. Ich habe die wunderbare Freiheit bei einer CeBIT-Ausgabe im Wissenschaftsteil unter Gero von Randow genossen und dann bei einem Artikel über die Open-Source-Szene und die Menschen, die wundervollen Code programmieren. Fantastisch, was in der frühen FAS machbar war. –Detlef

  27. Glückwunsch! Und Dank für viele viele Texte, die Sonntag für Sonntag zuallererst und furchtbar gerne gelesen wurden hier im Haus

    (.. und „Zur Sache, Kätzchen“ und die ca. 87 anderen lustigen Film-/Song-Anspiel-Headlines pro Ausgabe oft vergessen machten).

  28. Wer liest denn noch den Spiegel? Früher war das ein recht gutes Blatt, aber heute … Brrr! Ich kenne daher kaum noch jemanden, der sich das Zeug antut, noch weniger, die den Konsum zugeben ohne zugleich ungefragt den Hinweis „rein beruflich, versteht sich“ hinzu zu fügen. War das http://www.stefan-niggemeier.de/blog/spiegel-sex-power-bullshit/ etwa das geeignete Bewerbungsschreiben für den neuen Job? Kauft man in Hamburg womöglich einfach die Kritik ein, auf das das wöchentlich veranstaltete Bullshit Bingo nicht mehr auffällt? Egal wie: es lohnt sich m. E. nicht wegen eines Autors den Spiegel zu lesen.

  29. Ergänzend zu Jörg Kremer (#37).

    Auch ich bin durch diesen Blog darauf aufmerksam geworden, dass in der FAS mehr steckt, als ich zuvor gedacht hatte. Hab dann auch gemerkt, dass da eine ganze Reihe hervorragender Autoren tätig ist. Insofern werde ich dort Stefans Beiträge vermissen, aber deswegen nicht auf die FAS verzichten wollen.

    Ich wünsche Stefan Niggemeier viel Glück und viel Erfolg bei seinem nächsten beruflichen Lebensabschnitt. Ein wenig habe ich die Sorge, dass der Spiegel mit ihm so umgehen könnte wie der FC Bayern mit vielen gekauften Talenten, die allesamt auf der Reservebank verhungert sind.

    Da muss notfalls die FAS ihn aus dem Vertrag wieder heraus kaufen. ;-)

  30. @M. Boettcher Seh ich ganz genauso. So sehr ich ja SPON in der deutschen Onlinewelt schätze, DER SPIEGEL hat nach Stefan Aust deutlich nachgelassen. Ist viel langweiliger, unerheblicher, seelenloser – regelrecht fad geworden. Aust hatte noch einen Riecher für interessante, oft sogar spannende Geschichten, davon ist heute leider nichts mehr zu spüren. Auch die Begleitung der Medien und des Internets finde ich abgesehen von dem einen guten Schirach-Artikel zum iPad merkwürdig dünn. Es scheint, dass das Heft selbst auch immer dünner wird. Vielleicht bringt der Herr Niggemeier ja wieder bißchen mehr Drive rein. Zu wünschen wäre es natürlich.

  31. @spiegel-basher: Ich hab ein Abo, schon ein paar Jahre, sogar elektronisch, weil die App echt gut ist… hat auch absolut nix mit Beruf zu tun. Und nu? Zumindest kann ich dann die Qualität beurteilen, weil ich die Inhalte kenne…

  32. Ich habe zur Jahrtausendwende mein Spiegel Abo gekündigt, mir war er zu berechnend, zu focusesk geworden, also sucht ich eine neue wöchentliche Lektüre. WAMS, Zeit etc. fielen aus verschiedenen Gründen durch, so kam die FAS sehr gelegen. Ich habe sie unter anderem abonniert, weil ich wusste, dass Sie dabei sind. Ich habe es nie, nun gut, selten, bereut. Für mich ist das Feuilleton immer noch das Beste am deutschen Zeitungsmarkt, die anderen Bereiche fallen kaum ab, sind teilweise auch weit oben angesiedelt. Auch nach 10 Jahren freue ich mich wenn ich Sonntag morgens an den Briefkasten gehe, in der Gewissheit eine schöne Lektüre zu finden. Danke dafür.

  33. Vielen Dank Herr Niggemeier für die unterhaltsame Zeit bei FAS und viel Glück beim Spiegel. Sie haben den Feuilleton für mich immer lesenswert gemacht.

  34. Schön geschriebener „Abschied“ von der FAS/ FAZ…

    Wenn andere berufliche Angebote angenommen werden heisst es ja nicht, dass das vergangene „falsch“ war – immerhin hat die Vergangenheit zum heutigen Ruf beigetragen…

    Und ich bin mir bei S.N. ziemlich sicher, dass er auch bei „Unwohlsein“ seine Konsequenzen ziehen würde…

    Viel Glück!

  35. Stefan, deinetwegen habe ich mir damals vereinzelt die FAS gekauft und bin nun seit vielen Jahren Abonnent. Den Spiegel aber deinetwegen zu kaufen, das geht zu weit. Ich fine Dein Stil und der Spiegel, das passt nicht zueinander. Wo ist denn der Spiegel noch intelligent und ironisch? Außerdem schreibst du jetzt im weiteren Sinne in einem Haus mit dem Internetpunk. Schon allein das stößt mir sauer auf. Wie konnte das passieren?
    Ich wünsche dennoch alles Gute, werde hier eifrig weiter lesen und versuchen das Ding mit dem Spiegel einfach zu verdrängen.

  36. +1 #26!

    Alles Gute für die neuen Aufgaben, Stefan! Wirst du denn auch beim Spiegel eine eigene Kolumne bekommen? Und wirst du die online veröffentlichen dürfen? Mich würd’s sehr freuen.

  37. Und nun übernimmt ausgerechnet der eh schon überpräsente Schwafler und Lobhudler Tobias Rüther die Kolumne ?!? Ich glaub’s nicht.

  38. @Gunnar: Vor einer Woche war Nils Minkmar der Autor der Kolumne. Ist das auch ein überpräsenter Schwafler und Lobhudler?

  39. @Joachim: Ah, ich bin beruhigt. Muss‘ ich es also wirklich nicht glauben. (Hier ein Beispiel für üble Rüthersche Hudelei.)

  40. @53 FF: Ich habe den neuen Spiegel vorwärts und rückwärts durchgeblättert, aber einen Artikel von Stefan Niggemeier entdeckte ich nicht. In der Woche davor fand sich sein Name immerhin unter den gefühlt 88 Autoren der Titelgeschichte über den verstorbenen Steve Jobs.
    Ich glaube, der Herr Niggemeier arbeitet an etwas ganz Großem.

  41. @ Joachim Prenzel: Hoffentlich.

    PS: Finde den Wechsel betrüblich. Die FAS habe ich immmer 51:49 gekauft, ohne Herrn N. bricht diese hauchdünne Mehrheit weg.
    Den Spiegel ertrage ich nicht (mehr). Sonntagsleser, Abonnent, Gelegenheitskäufer, Kioskdurchblätterer, Titel-Kiebitz, Achtlos-daran-Vorbeiläufer – meine persönliche Leserkarriere. Herr N. wird daran nichts ändern.

  42. Na denn mal viel Erfolg auch beim SPIEGEL! :-)

    Und BTW: Also ich finde dieses „nicht ungefährliche“ Raubtier ist ein wirklich überaus gelungenes Symbolfoto! :-)))

    Wie lange sucht man nach so einem „Killer“, der schon fast zu-Tode-geknuddelt aussieht? Oder springt der einen einfach zufällig an? :-)

  43. @56, FF:

    Zumindest so lange der Gesinnungsjournalist Hanfeld für Medienteil der FAS nicht zuständig ist und seine Agitation nur von Montag bis Samstag ausüben darf, kann man das Blatt am Sonntag noch kaufen, meine ich.

  44. @56, theo:

    Ich weiß es nicht. Für mich hat die FAS stark an Reiz verloren. Okay, der Charme des Neues ist dahin. Und dann gibt’s da noch ein Zeitungsproblem schlechthin: das Aussterben des Überraschungsmoments. Sag‘ mir den Autor und die Überschrift, und ich sag‘ dir, was im Artikel steht…

    Fazit: 3,20 Euro für ein Druckerzeugnis, das ich zu zwei Dritteln gelangweilt überblättere und dann wegschmeiße, ist jetzt nicht gerade ein Wahnsinnsdeal.

  45. Hat das Warten sich nun gelohnt? Der neue „Spiegel“ liegt im Briefkasten und in seiner „Hausmitteilung“ steht, er wäre in dieser Ausgabe mit einem Essay über „Chancen und Risiken totaler Transparenz in der Internet-Ära“ vertreten.
    Außerdem bekäme er eine neue wöchentliche Kolumne, nämlich „Niggemeiers Medienlexikon“.
    Da muss ich doch gleich mal lesen, was er geschrieben hat.

  46. Kleine Anmerkung am Rande: hier im Rhein-Main Gebiet gibt es die FAZ Sonntagszeitung schon seit gut 20 Jahren! Vor 10 Jahren erfolgte dann wohl die bundesweite Verbreitung?

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