Zwanziger gegen Zwanziger

Wenig Stoff hier im Moment, tut mir leid, und die nächste Zeit wird es nicht besser. Ich fahre morgen ein paar Tage weg und muss dann auch wieder die Kommentarbürgersteige hochklappen.

Aber vorher muss ich noch über die Sache mit Jens Weinreich geschrieben haben. Das ist der sehr geschätzte Kollege, der es wagte, sich in einem Blog-Kommentar kritisch über den Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, zu äußern — was der mit juristischen Schritten und einer Diffamierungskampagne beantwortete (meine Blog-Beiträge zum Thema). Die Gerichte haben Jens Weinreich zwar in diversen Entscheidungen Recht gegeben. Trotzdem ist die Auseinandersetzung für ihn nicht nur extrem zeitraubend und anstrengend, sondern auch mit erheblichen Kosten verbunden. Ein fünfstelliger Betrag ist inzwischen zusammengekommen. Für einen freien Journalisten (mit Familie) ist das sehr viel Geld.

Nach langem Zögern hat er sich jetzt entschlossen, um Spenden zu bitten, und ich möchte mich dem gerne anschließen. Das hat nicht nur Jens verdient. Das haben auch Theo Zwanziger und seine Leute verdient.

Ich finde es empörend, wie Zwanziger es ausnutzt, dass er es sich leisten kann, die Auseinandersetzung in die Länge zu ziehen und das finanzielle Risiko immer größer werden zu lassen. Ich finde es eklig, wie Zwanziger noch damit kokettiert, dass er im Falle einer Niederlage Geld für einen guten Zweck spendet (aber natürlich nicht für Weinreich, den er bis dahin in den Ruin getrieben haben könnte). Ich finde es widerlich, dass der DFB sich immer noch weigert, seine Lügen zuzugeben, richtig zu stellen und sich dafür zu entschuldigen. Ich finde es skandalös, dass der DFB-Kommunikationsdirektor Harald Stenger noch im Amt ist, obwohl ihm inzwischen Gerichte bescheinigt haben, dass er Unwahrheiten über Weinreich verbreitet hat, und dass der DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach noch im Amt ist, der Stengers Lügen stolz an eine dreistellige Zahl wichtiger Menschen verschickt hat, mit der Aufforderung, sie zu verbreiten.

Wenn man verfolgt hat, wie ungeschickt, dumm und entlarvend der DFB agierte, und wie groß die Sympathiewelle war, die Jens Weinreich (nicht nur) im Internet trug, kann man leicht zu dem Schluss kommen, dass der David in diesem Spiel nur gewinnen und der Goliath nur verlieren kann. Aber der David kämpft gerade ums Überleben, und Goliath und seine Apparatschiks sitzen, mit ein paar blaue Flecken, bräsig und ohne Existenzangst auf ihren Positionen.

Daran werden wir nichts ändern können. Aber wir können verhindern, dass ihre Gegner sogar beim Rechthaben und Rechtbekommen noch auf der Strecke bleiben. Deshalb: Zwanziger gegen Zwanziger! (Über kleinere und größere Beiträge freut er sich aber bestimmt auch.)

24 Replies to “Zwanziger gegen Zwanziger”

  1. Das Problem an der Sache ist nur: Mit ekligen Goliaths sehen sich bestimmt viele Menschen konfrontiert, auch die haben mitunter Familie. Wer hilft nun all den Davids da draußen? Das große Interesse am Fall Weinreich ./. Zwanziger beruht darauf, dass der Goliath „Zwanziger“ heißt und nicht darauf, dass ein Freier Journalist ruiniert werden soll.

    Dennoch: Überweisung an Jens Weinreich ist (natürlich) unterwegs.

  2. „(aber natürlich nicht für Weinreich, den er bis dahin in den Ruin getrieben könnte)“

    Fehlt da nicht ein „haben“?

    Ansonsten: Ich hoffe, die Sache geht gut aus für Weinreich. Selber spenden wird zwar eng die Tage, aber mal sehen…

  3. @ Stefan

    Mal gedacht, dass ganze (=die Story & den Aufruf) an die Sport-Bild , den Kicker oder 11 Freunde weiterzuleiten. Als investigative Sportmagazine sollten diese die Geschichte doch mit großen Interesse aufnehmen. Oder sehe ich das zu blauäugig ?

  4. Das klingt jetzt pingelig, aber hat sich Weinreich nicht ein einem Kommentar in einem Blog und nicht in einem Forum geäußert?

  5. @5: Ich glaube das ist eine Anspielung auf eine Äußerung des DFB.
    @4: Glaube nicht, dass Sportbild und Kicker an solchen Geschichten interessiert sind.

  6. meere von scheinen! alle kurven werden blaau!

    @5 (mju): jup, das gab ihm ein forum, quasi ;-)

    .~.

  7. Und wieder wird an den Symptomen herumgedoktert und nicht an den Ursachen. Noch vor wenigen Wochen sprach man von einem Bloggerschutzverband wegen der Deutsche Bahn-Abmahnung gegen Netzpolitik.org. Wobei die Bezeichnung Publizistenschutzverband sinnvoller wäre, denn die Grenze ist fließend.

    Inzwischen ist die Sau durchs Dorf getrieben, keine der Mäuse war und ist bereit der Katze namens „Unterlassungsanspruch“ die Schelle umzubinden (genug der Metaphern) also das übliche Herumgewurschtel. Nicht missverstehen, wenn es Jens Weinreich hilft, ist das auch ok.

    Warum sind die Blogger, die in Netz das Maul so weit aufbekommen, nicht in der Lage mal ihren Bundestagsabgeordneten auf die Pelle zu rücken? Wenn jeder direkt gewählte MdB einen Blogger in seiner Sprechstunde hatte, der mal auf die Diskrepanz zwischen Abmahnung/Unterlassungsanspruch und Presse- und Meinungsfreiheit hingewisen hat und das regelmäßig passiert, könnte sich mal was ändern. Und wer sollte es ändern, wenn nicht der Gesetzgeber? Immer auf die Medienresonanz hoffen wird nicht gelingen.

    Leider sind MdBs ein dickes Brett und nicht so schnell bearbeitet wie eine leere CMS-Textbox. Ich war mal bei meinen beiden Abgeordneten, so ganz sehen die das Problem nicht – naja und eine die die Bundesjustizministerin, die kann mir nunmal wenig zusagen, weil es sonst gleich Regierungshandeln ist.

    Aber es wird wird über böse Industrie/Verbände palavert – und jeder glaubt, dass es ihm nicht passieren kann. Aber gerade der Fall JW zeigt, wie schnell man für einen Kommentar „dran“ sein kann.

  8. Warum schwappt(e) der ganze Konflikt eigentlich nie richtig aus dem Internet bzw. den Blogs im Speziellen? Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen natürlich. Ist der Fall zu kompliziert für klassische Medien? Haben sie Angst, sich die Finger zu verbrennen? Wenn eine Frau wegen Wertbons im Wert von 1,30 ihren Job verliert, dann sind doch auch alle Medien dran.

  9. Wie, Herr Niggemeier, schon mehr als eine Woche mit diesem Kommentar online, und immer noch keine Unterlassungserklärung aus Frankfurt, weil Sie es gewagt haben, Worte wie „eklig“, „skandalös“, „widerlich“ oder „Lügen“ im Umfeld seines Namens und des hochheiligen DFB publiziert zu haben?

    Werden die Herrschaften in der Otto-Fleck-Schneise etwa unempfindlicher, schlauer oder sind sie zu sehr damit beschäftigt, das Problemfeld Dopingkontrollen möglichst schnell aus dem Blick der Öffentlichkeit zu bringen?

  10. […] die Negative PR, die sich Jack Wolfskin durch seine Abmahnungen eingehandelt hat. Davor waren es DFB-Präsident Theo Zwanziger, die Deutsche Bahn, Jako und andere, die unangenehm aufgefallen […]

  11. […] the negative PR which Jack Wolfskin produced with its dissuations (German). Before them it were the president of the DFB Theo Zwanziger (German), the Deutsche Bahn (German), Jako (German) and others who attracted […]

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