Autor: Herm (Markus Herrmann)

Urlaubsvertretungsvertretung

Liebe Leserschaft, ich höre ein Rumpeln im Hausflur, der Hausherr ist zurück. Zeit für mich, meine Urlaubsvertretung zu beenden und meine Strandmuschel im Vorgarten wieder abzubauen. Die letzten Wochen haben mir hier wirklich großen Spaß bereitet und ich verabschiede mich nun mit passender Musik (mit meiner künftigen Ehefrau am Gesang) und bedanke mich rechthermzlich für ihre Aufmerksamkeit.

Wer Gefallen an meiner Schreiberei gefunden hat, kann dies auch gerne weiterhin tun. Zum Beispiel auf elektrischem Holz, in Twitter-Kurzform oder hier im Kollegium. Kowabunga!

Super-Bildunterschriften (5-9)

Die Luft auf Deutschlands Flohmärkten ist rauher geworden. Da kann es schonmal vorkommen, dass man sich schon kurz nach dem Versuch ein Gewürzregal um wenige Cents herunter zu handeln mit Betonschuhwerk in einem naheliegenden Gewässer wiederfindet:

Der ein oder andere Zuschauer des einstigen (und mittlerweile in anderer Form wiederbelebten) ran Sat1 Sportmagazins mag sich an den folgenden Herren in anderem Zusammenhang erinnern:

Vielleicht wurde das ein oder andere Wiesn-Bier ja auch von Werner Lorant ausgeschenkt.

Journalist Mike Sacks sammelt übrigens auch Schnappschüsse vom US-Fernsehen mit unterhaltsamen Untertiteln. Hier 3 Beispiele aus seiner Sammlung.

Im Würgegriff des Internets

Während das Internet beständig weiter wächst, immer wieder Neuerungen hervor bringt und täglich etwa 31902 neue Startups (deren Namen entweder auf [fehlender Vokal]r enden oder mit Tw anfangen) um die Aufmerksamkeit der Nutzer/innen buhlen, wird gerne mal vergessen, was nebenbei hinten runter fällt. Deshalb folgen nun: 10 Dinge die durch das Internet getötet wurden oder auf dem Weg dorthin sind.
(Basierend auf und inspiriert von diesem Artikel von Matthew Moore.)

  • Konzentrationsvermögen

    Man kann … Text … nebenbei …. checken … Internet … da war … ach ja. Wo ist … noch mal gucken. Das Internet bietet so wunderbar viele Möglichkeiten sich nebenbei zu betätigen, dass es schlichtweg gar nicht mehr möglich ist, sich auf seine eigentliche Arbeit zu konzentrieren. Die bisherige Krone der Schöpfung, der menschlichen De-Evolution bezüglich Konzentration, dürfte wohl Twitter sein.

    Der folgende XKCD Comic beschreibt ganz fabelhaft, wie sich der regelmäßige Gebrauch von Internet auf die allgemeine Konzentrationsfähigkeit auswirkt:

  • Das Vertrauen in Ärzte

    Immer häufiger müssen sich Mediziner gegenüber Patienten die sich während ihrer ersten Schritte im Internet vorsichtshalber bereits selbst diagnostiziert haben, behaupten. Dabei wird forsch argumentiert und mit einem Zettel mit allen wichtigen Fakten gewunken: Ein Ausdruck, Comic Sans in lila, Schriftgröße 16 auf roséfarbenem Untergrund. Die nötige Würze erhält die Diskussion von Vornherein dadurch, dass 99,5% aller Internet-Selbstdiagnosen per Suchmaschine früher oder später zum Ergebnis kommen, dass man an einer tödlichen Krankheit leidet.

  • Brieffreundschaften
    Auch Linus van Pelt zieht mittlerweile Emails vor
    Keine knittrigen Polaroids mehr, die jahrelang Teil des stetig gedeihenden Bürobedarfskefirs auf dem Schreibtisch sind, gelegentlich auftauchen und an die einstige Brieffreundschaft in einem Land, dessen man Namen nur bedingt aussprechen kann, erinnern.

    Andererseits genießen Brieffreundschaften in jungen Jahren eine sehr viel bessere Reputation als Internetbekanntschaften. Erklärt man seiner Mutter ein Brieffreund käme zu Besuch, ist die Freude groß. Gedeckter Tisch mit Suppe mit extragroßen Klößchen und dem Geschirr mit Goldrand. Ist hingegen die Rede von einer Internetbekanntschaft, wird auf Abbruch der Operation hingearbeitet, garniert mit Informationen aus Fernsehmagazinen am Nachmittag.

  • Die Reputation nigerianischer Geschäftsmänner und Prinzen

    „Lieber Freund,
    Ich vermute das diese E-Mail eine Überraschung für Sie sein wird, aber es ist wahr.“

    Trotz all der angepriesenen Wahrheit dürfte der warme Geldregen aus dem Westen Afrikas stets ausgeblieben sein. Vielleicht der wahre Grund für die Wirtschaftskrise? Aber irgendwas muss wohl am Mythos dieser Spam-Mails dran sein. Hin und wieder scheint sich bei Beantwortung da doch etwas ergeben zu haben.

  • Ironie

    Diese Form des Humors ist natürlich nicht wirklich gestorben und (hoffentlich) auch nicht auf dem Weg dahin, nur scheint sie im Internet schlichtweg nicht zu funktionieren. Einmal angewandt, gibt es in der Auffassung 4 verschiedene Lager:

  1. Leute verstehen Ironie auch in geschriebener Form dank des entsprechenden Zusammenhangs. Alle freuen sich.
  2. Leute verstehen die Ironie halbwegs, sind aber der Meinung den Spaß daran noch einmal erklären zu müssen. Besinnen sich während des Erklärens aber darauf, alles doch nicht lustig zu finden und müssen dies eindeutig klar stellen. Mehrmals.
  3. Leute verstehen die Ironie nicht, gehen aber derart auf den betroffenen Teil des Inhalts ein, dass es fast schon unangeneehm ist, sie auf die ironischen Umstände hinzuweisen.
  4. Blanke Empörung.
  • Der Mythos über die Intelligenz von Katzen

    Die einst so eigenwilligen, charakterstarken und dadurch so intelligenten Haustiger haben einen, bezüglich ihrer Intelligenz, herben Imageschlag erlitten. Lolcats. Katzenbilder kombiniert mit knappen, lustigen, orthographisch und grammatikalisch eigenwilligen Sätzen. Natürlich besitzen sie noch immer die zuvor erwähnten Eigenschaften, nur macht man sich eben keine Gedanken mehr darüber, was wohl gerade Mysteriöses im Kopf der Katze vorgeht, da sie womöglich sowieso nur an Cheezburger denkt.

  • Die kribbelnde Ungewissheit bevor man jemanden nach langer Zeit wieder sieht

    Welche kribbelnde Ungewissheit, zum Beispiel über das Aussehen, soll denn auch bei einem ersten Treffen nach fünf Jahren existieren, wenn man sich eh die vergangenen 5 Jahre auf Facebook, StudiVZ und Ähnlichem gegenseitig gestalked hat?

  • Der Gedanke, der Tod eines C-Promis würde einem als Einzige/r nahe gehen

    Die Träne im Knopfloch für Anna Nicole Smith fühlt sich plötzlich doch nicht mehr so befremdlich an, hat man erstmal realisiert, dass es tausenden Menschen rund um den Globus genauso geht. Mit dieser Gewissheit kann man sich dann voll und ganz diversen Tribute Videos auf YouTube (Irgendwas von Enya + die ersten 100 Bildersuchergebnisse für die betroffene Person + alle verfügbaren Überblendeffekte) und Dergleichen hingeben.

  • Unentdeckte Talente
    For Those About To Rock ... We Salute You
    [Foto: Anton Kawasaki]

    Unentdeckt ist vielleicht das falsche Wort dafür, denn das können sie schließlich auch für den Rest des Lebens bleiben. Aber dennoch war es noch nie so einfach für junge schaffende Künstler, welcher Richtung auch immer, trotz Abgeschiedenheit in irgendeinem Dorf mitten im Wald fernab jeglicher Popkultur, sich der Welt mitzuteilen.

    Allerdings gibt es hier noch eine weitere Ebene. Folgendes Szenario: Man entdeckt durch Zufall eine dieser kleinen Bands weit weg vom Schuss. Die Musik gefällt so sehr, dass sie in den auserwählten Kreis der Lieblingsbands aufgenommen wird. Nur hat diese Band aber die Besonderheit, dass man sie selbst entdeckt hat und sie sonst noch absolut Niemand kennt. Und genau an diesem Punkt kommt die Ernüchterung. Tippt man einmal den Bandnamen in eine Suchmaschine ein, gibt es gleich mehrere Tausend Suchergebnisse: Musikblogs, geführt von Herren mit schmalen Schnauzbärten und noch schmaleren Hosen, die diesen besonderen Coolnessbonus der Entdeckung für sich beanspruchen, da sie die meisten Bands eh schon hören, bevor sie überhaupt existieren.

  • Videotext

    Sport auf der 200, Programm auf der 300 und Nachrichten auf der 110. 3 Ziffern als Schlüssel zu sämtlichem Weltgeschehen, gekürzt auf wenige Zeilen in pixeligen Buchstaben. Mit dem langsamen Aussterben des Videotexts bricht womöglich auch einer der am meisten unterschätzen, kreativen Arbeitszweige weg. Oder habt ihr euch jemals gefragt, wer eigentlich versucht, nackte Frauen aus wenigen Bildpunkten zu kreieren, welche potentielle Kundschaft derart erregen sollen, dass sie tatsächlich bei einer Telefonsex-Hotline anrufen.

    Des Weiteren dürfte der Videotext auch die mitunter bedeutendsten Horte der Einsamkeit bieten: SMS-Chats. Vielleicht entwickelt sich ja auch eines Tages mal eine Art Sport daraus, Bewerbungsgespräche ausschließlich mit Videotext-Werbesprüchen von Faxabruf-Beratungen zu führen. Und noch so eine Frage, die sich mir bis Heute noch nicht erschlossen hat: Wer ruft eigentlich bei Videotext-Telefonvotings an und stimmt (bei einem Preis von 49 Cent pro Anruf) für „Mir egal“? Und überhaupt: Entstehen Wurmlöcher oder Dergleichen, wenn man Videotext im Internet bedient?

    Aber aufgepasst! RTL und Philips arbeiten an einer neuen Form des Teletexts. Ein neuer, schnellerer, besserer, bunterer Videotext – der erste Sargnagel für das Internet?

Wolkig

Neben dem heimlichen Versuch, zu sehen wie lange es wohl dauert bis der Blog eines renommierten Medienjournalisten aufgrund von Kommafehlern und Grammatikschwächen implodiert, wurde ich hier ja eigentlich zur Bearbeitung des Karma-Kontos dieses Blogs engagiert. Bitteschön:

[Aufgrund rechtlicher Bedenken wurde das ursprüngliche Video durch ein anderes, besseres ersetzt. Marshmallows werden bekanntermaßen ja auch aus Wolken hergestellt, von daher passt der Titel auch weiterhin.]

Stadlzeit


Der Musikantenstadl ist immer wieder ein ganz besonderes Fernsehereignis, denn durch das stark eingegrenzte Zielpublikum wurde über die Zeit eine Art Parallelwelt kreiert. Die 3 Grundpfeiler davon sind:

  1. Die aufgeführte Musik handelt von der Liebe (bis in alle Ewigkeit). Tut sie dies nicht, wird vom Meer gesungen, sobald der Protagonist in den Bergen sitzt und umgekehrt.
  2. Etwa 70% der zu hörenden Instrumente sind nicht zu sehen und 80% der zu sehenden Instrumente sind nicht zu hören. Blasmusikinstrumente werden zum Beispiel gern durch E-Gitarren ersetzt.
  3. Innerhalb der Aufzeichnung sind sämtliche Damen unter 30 Jahren prinzipiell leicht bekleidet und tragen zudem oftmals nichts drunter.

Nach langer Sommerpause war der Musikantenstadl am vorletzten Wochenende mit einer Sendung aus Linz endlich wieder zurück. An dieser Stelle nun ein leicht verspäteter, dafür umso genauerer, Einblick in diese leicht sonderbare Fernsehparallelwelt.

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Verdacht auf Internet

Seit Beginn des Monats hat RTL einige Neuerungen im Nachmittagsprogramm und kann damit durchaus Erfolge bei den Zuschauerzahlen verbuchen. Eine der neuen Sendungen dabei ist „Verdachtsfälle“. Eine Doku-Soap in deren Handlung jemand einer Straftat bezichtigt wird und daraufhin dokumentiert wird, wie die Familie bis zur Urteilsverkündung und darüber hinaus damit umgeht.

Menschen und Handlungen dieser Serie sind natürlich frei erfunden und so ergibt sich ein zumeist äußerst amüsanter Cocktail aus typischen RTL-Nachmittags Storylines und schauspielerischen Leistungen, welche gerne mal so feinfühlig wie Nussknacker sind. Manchmal ist dieser Cocktail dann so schön, dass er schlichtweg nacherzählt werden muss.

Wir widmen uns nun also einer Folge der vergangenen Woche, deren Titel bereits äußerst vielversprechend klingt: „Verdachtsfälle – Ehefrau befürchtet, dass ihr Mann sexsüchtig ist“

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Zum Mitnehmen

Da der heutige Sonntag bisher sehr viel Gutmütigkeit besitzt und seinem Namen alle Ehre macht, hier ein kleines musikalisches Extra um die Gemütlichkeit der ersten Herbstsonnenstrahlen zu unterstreichen.

Viele dürften sie schon kennen, die „Take Aways Shows“ der Blogotheque. Das Grundprinzip ist einfach: Zumeist junge aufstrebende Künstler/innen werden beim Musik machen gefilmt. Oftmals reichen dafür schon eine alte Gitarre, eine noch ältere Parkbank und eine Kamera. In Verbindung mit den Geschichten die sich rund um die Aufnahmen ergeben, bekommen diese „Take Away Shows“ einen ganz eigenen Zauber, welchen man sofort versteht, sieht man erstmal eins dieser Videos.

Hier meine Lieblingsausgabe der mittlerweile fast 100 Aufnahmen. Eine durchaus bekannte isländische Band spielt in einem Pariser Nobelcafé, dessen Durchschnittsalter für gewöhnlich bei etwa 60 Jahren liegt:

Sigur Ros – Við spilum endalaust

Bonus: 50% Bloc Party am Hintereingang eines Pubs.

Super-Bildunterschriften (1)

Ein wichtiger Bestandteil von Doku-Soaps und ähnlichen Fernsehformaten sind ja kurze Zwischeninterviews der Beteiligten bzw. Betroffenen. Dabei werden dann Statements zum Beispiel zur eigenen Person, der Katze oder der allgemeinen Gesamtlage abgegeben. Man kennt das ja.

Damit man als Zuschauer dabei den Faden nicht verliert, werden dabei stets 3 wichtige Informationen eingeblendet: Der Name der Person, deren Alter und ein kurzer prägnanter Satz welcher sehr viel Spielraum hat. Anfangs ist da zumeist der Beruf der eingeblendeten Person zu lesen, später dann eine Zusammenfassung der Meinung zusammen gekürzt au 3 Wörter wie etwa in Talk Shows und manchmal stehen da auch Sachen die vollkommen aus der Luft gegriffen zu sein scheinen. So mancher zuständiger Redakteur wird sich wohl hier und da einen kleinen Spaß auch nicht verkneifen können.

Zur mittlerweile üppigen, Sammlung an „Super-Symbolfotos“ kommt in den nächsten Tagen also eine kleine Ansammlung an „Super-Bildunterschriften“ (Ich glaube normalerweise nennt man so etwas im TV-Jargon „Bauchbinden“, aber „Super-Bauchbinden“ klingt so sehr nach Stiftung Warentest und Umstandsmoden.)

Beginnen wir Heute also mit einem Standbild aus einer Ausgabe von „Mitten im Leben“ (RTL), eine Sendung welche meistens eine Art „Frauentausch“ (RTL II) nur mit Kindern ist. Hier sehen wir Tauschpapa Gerald, welcher vor seiner imposanten Biertruck-Sammlung davon erzählt, dass Tauschtochter „Zändie“ lieber einen vernünftigen Beruf lernen soll. „Zändie“ träumt nämlich davon, beim „Tauschexperiment“ berühmt und zugleich als Darstellerin für GZSZ entdeckt zu werden.

Laster und Locken

Dazu sei vielleicht noch erwähnt, dass bezüglich seiner Frisur in der gesamten Sendung kein Wort gefallen ist. Wie diese Bildunterschrift also zu interpretieren ist, bleibt voll und ganz den Zuschauern überlassen. Vielleicht sind damit ja die Biertrucks gemeint.

Bonus-Info: Im Englischen hat man eine äusserst lustige Bezeichnung für den Vokuhila: business in the front, party in the back