Autor: Stefan Niggemeier

2004

Es gibt zwei Möglichkeiten, den Aufstieg Barack Obamas zum Präsidenten der Vereinigten Staaten zu beschreiben. Einerseits als eine Art Wunder oder wenigstens unglaubliches Kunststück, sich als Schwarzer, als angeblich liberalster Senator, ohne irgendeine Art von Regierungserfahrung gegen die Clintons und die Republikaner durchgesetzt zu haben. Und andererseits als das bloß etwas verfrühte Eintreffen dessen, was alle vorhergesagt haben.

Vielleicht ist es nur ein Zeichen dafür, wie sehr die Performance zum entscheidenden Kriterium amerikanischer Wahlen geworden ist, wie sehr sich alles auf das Gelingen von Auftritten konzentriert, den kleinen ebenso wie dem großen Ganzen, dass ein einziger Auftritt Barack Obamas vor vier Jahren beim demokratischen Parteitag genügte, um ihm unisono vorauszusagen, dass er gute Chancen hätte, einmal Präsident zu werden.

Der Blick ins Archiv bringt Dutzendfach Artikel zutage, die heute fast prophetisch wirken:

„Berliner Zeitung“, 27. Juli 2004:

In zehn Jahren wird Barack Obama der erste schwarze Präsident der USA. Davon sind viele Demokraten und vielleicht sogar einige Republikaner schon heute überzeugt.

„Süddeutsche Zeitung“, 28. Juli 2004:

Barack Obama: Demokratischer US-Politiker auf dem Weg nach ganz oben

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 29. Juli 2004:

Ja, er ist es. Jetzt kann man es mit Gewißheit sagen. Vor seiner Rede in der Nacht zum Mittwoch durfte man noch nicht ganz sicher sein, aber jetzt gibt es keinen Zweifel mehr: Barack Obama ist eine der größten Hoffnungen, daß der Demokratischen Partei eine Führungspersönlichkeit vom Schlage eines Bill Clinton, vielleicht sogar eines John F. Kennedy zuwachsen wird. (…)

Wenn nicht alles täuscht, hat in Boston die große Laufbahn eines schwarzen Politikers begonnen, die sehr weit, vielleicht sogar bis ganz nach oben führen dürfte.

„Süddeutsche Zeitung“, 29. Juli 2004:

Vor wenigen Tagen kannte den 42-Jährigen selbst unter den Demokraten noch kaum jemand, diesen Jungen aus Illinois, der gerade dabei ist der erste demokratische Senator mit schwarzer Hautfarbe zu werden. Inzwischen wird er als einer der Geheimkandidaten für das Präsidentenamt im nächsten Jahrzehnt gehandelt.

„Spiegel Kultur“, 19. Oktober 2004:

Barack Obama, 43, steht für die glorreiche Zukunft der USA. Vielleicht wird er ihr erster schwarzer Präsident.

„Die Welt“, 2. November 2004:

Obama hat sich bei seinen Auftritten als Redner hervorgetan und auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten im Juli die Hauptansprache neben Kerry gehalten. Er gilt als künftiger Anwärter auf das Weiße Haus.

„Tagesspiegel“, 4. November 2004:

„Ich habe harte Ellbogen“, verspricht Obama. Schafft er es, die meisten der in ihn gesetzten Hoffnungen zu erfüllen, könnte er durchaus im Weißen Haus landen. Vielleicht auch schon in vier Jahren – als Vize einer demokratischen Präsidentin Clinton.

Okay, „prophetisch“ ist vielleicht das falsche Wort.

(Lesetipp für die heutige Nacht: Mein Kollege Nils Minkmar in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ über Barack Obamas Politikstil — „Endlich ein Erwachsener“.)

2000

Vor acht Jahren war ich am Wahlabend in Lissabon. Ich hatte mit einer Freundin als Ausgleich für den verregneten Sommer eine Woche auf Madeira verbracht, und auf dem Rückweg stoppten wir noch ein paar Tage in der portugiesischen Hauptstadt. Ich weiß nicht mehr genau, ob ich die ganze Nacht in meinem Hotelzimmer ferngesehen habe, weil ich nicht schlafen konnte, oder umgekehrt. Ich weiß nur noch, dass ich am nächsten Tag wie gerädert war, aber alles noch wie ein Alptraum schien, der vorbeigehen könnte. Vorbeigehen müsste.

Die Verlauf der Wahl 2000, die George W. Bush zum Präsidenten der Vereinigten Staaten machte, enthielt viele Lektionen: Einige haben mit handfesten Manipulationen im Wahlprozess selbst zu tun, andere mit der entscheidenden Rolle, die die Massenmedien in einem solchen Prozess spielen können.

Besonders eindrucksvoll zeigte sich die Macht von Rollenverteilungen, Dramaturgien und bekannten Erzählstrukturen (narratives): Nachdem die Fernsehsender George Bush voreilig zum Gewinner ausgerufen hatten, konnte er kaum noch verlieren. Von diesem Moment an war die Rollenverteilung klar: Al Gore erschien wie der Verlierer, der versucht, dem Sieger noch den Titel zu entreißen. Bushs Leute mussten in der Erzählweise der Medien nicht mehr beweisen, dass sie genügend Stimmen in Florida haben, Gores Leute mussten beweisen, dass er sie nicht hat. Mit jedem Tag manischer Berichterstattung wurde der Druck auf Gore größer, den Prozess der Regierungsbildung nicht mehr aufzuhalten.

(Mehr über die mögliche Wirkung von narratives in einem Artikel von mir über die Wirkung der Medien im Vorwahlkampf von Hillary Clinton gegen Barack Obama und einem Interview mit dem Kommunikationsberater Klaus Kocks vor der Bundestagswahl 2005.)

Und wie kam es dazu, dass Bush voreilig zum Sieger erklärt wurde? Der republikanische Fernsehsender Fox News hatte als erster erklärt, Bush habe Florida und damit die Wahl insgesamt gewonnen. Innerhalb von Minuten zogen die anderen Sender nach — obwohl die vorliegenden Daten ein solches Urteil nicht hergaben.

CNN hat nach dem Desaster einen unabhängigen Bericht in Auftrag gegeben und Anfang 2001 veröffentlicht, der den Verlauf des Abends minutiös nachzeichnet [pdf].

Die Autoren stellten an den Anfang ihres Berichtes folgendes vernichtendes und sicher über den konkreten Fall hinaus gültiges Urteil:

On Election Day 2000, television news organizations staged a collective drag race on the crowded highway of democracy, recklessly endangering the electoral process, the political life of the country, and their own credibility, all for reasons that may be conceptually flawed and commercially questionable.

Their excessive speed, combined with an overconfidence in experts and a reliance on increasingly dubious polls, produced a powerful collision between the public interest and the private competitive interests of the television news operations and the corporations that own them.

Their hyper-competition stemmed from a foolish attempt to beat their rivals to the finish line in calling state-by-state winners in the presidential election, foolish because few in the crowd knew then or know now which network got the checkered flag most often. Foolish because each network funded its competitor’s work. Foolish, too, because their haste led to two mistaken calls in the state that turned out to hold the key to the outcome of the election. All, in turn, played an important role in creating the ensuing climate of rancor and bitterness.

Those calls and their retractions constituted a news disaster that damaged democracy and journalism.

[via FiveThirtyEight.com]

Der „Economist“ empfiehlt Obama

Das ist sicher eine der unwichtigeren Wahlempfehlungen für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten, aber trotzdem schön zu lesen: Die kluge, konservative Wirtschaftszeitschrift aus Großbritannien für die Welt stimmt für Obama.

There is no getting around the fact that Mr Obama’s résumé is thin for the world’s biggest job. But the exceptionally assured way in which he has run his campaign is a considerable comfort. It is not just that he has more than held his own against Mr McCain in the debates. A man who started with no money and few supporters has out-thought, out-organised and outfought the two mightiest machines in American politics—the Clintons and the conservative right.

In den Vereinigten Staaten haben sich aktuell 234 amerikanische Zeitungen für Obama ausgesprochen, 105 für McCain. Vor vier Jahren stand es zwischen John Kerry und George W. Bush ungefähr unentschieden. Mindestens 47 Zeitungen, die damals für Bush waren, haben sich jetzt für Obama ausgesprochen; eine umgekehrte Bewegung zu McCain gab es nur in vier Fällen.

Die Empfehlungen von Zeitungen sind laut einer Studie des National Bureau of Economic Research nicht völlig wirkungslos. Einen Einfluss haben sie aber vor allem dann, wenn sie angesichts der Linie der Zeitung von den Lesern als überraschend wahrgenommen werden.

Scheint ein nützliches Buch zu sein

[Nachtrag, 13:10 Uhr: In der gedruckten Ausgabe der „Stuttgarter Zeitung“ steht in dem Artikel, um den es hier geht, ein Kasten mit dem Hinweis auf das Buch. Insofern ist meine Kritik hier im Folgenden weitgehend falsch.]

Interessanter Artikel heute in der „Stuttgarter Zeitung“:

Früher war alles besser? Von Wegen!
Ein Blick zurück auf einige Tiefpunkte und Skandale im deutschen Fernsehen

Die Qualität des Fernsehens sei heutzutage miserabel, behaupten gerade viele. Aber wie war das früher? Ariane Holzhausen hat zwanzig Beispiele gefunden, die zeigen, dass es schon damals im Programm einige Merkwürdigkeiten gab.

Nur wo sie die zwanzig Beispiele gefunden hat, das hat Frau Holzhausen irgendwie vergessen, dazu zu schreiben. Ich hab das mal bei ein paar Punkten nachgeholt:

1. Heute wird auf Importe und Adaptionen geschimpft. Auch „Was bin ich?“ wurde aus Amerika eingeführt. Die Spielshow mit Robert Lembke ging 1955 ursprünglich als „Ja oder nein“ auf Sendung – und wurde vorgestellt als „ein psychologisches Extemporale mit Robert Lembke und sieben unbekannten Größen“. Das klingt qualitativ hochwertig, war aber nur ein heiteres Beruferaten.

(„Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“: 13 Fernsehstars der ersten Stunde, Seite 13)

2. „Köche! Und immer wieder Köche!“, meckerte Marcel Reich-Ranicki nach der Fernsehpreisverleihung über die Omnipräsenz von Lafer & Co. Dabei hat das Kochen vor der Kamera eine lange Tradition. Bereits 1953 servierte Clemens Wilmenrod in „Bitte in zehn Minuten zu Tisch“ telegen Menüs. Auf dem Rezeptzettel des ersten Gerichts stand „Mischgemüse aus der Dose“ — wie fein.

(„Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“: 13 Fernsehstars der ersten Stunde, Seite 15)

5. Dass Hochzeitsshows wie die „Traumhochzeit“ (2008, ZDF) floppen, hätte man wissen können: „Das ideale Brautpaar“ ging 1959 auf Sendung. Der Moderator Jacques Königstein rettete schon damals nichts. Obwohl er Karnevalist war. „Ihre Vermählung geben bekannt“ war 1963 im ZDF zu sehen. Wieder eine Hochzeitsshow, wieder ein Flop. Erneut war der Moderator machtlos, obwohl er Hans-Joachim Kulenkampff hieß.

(„Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“: 7 Sendungen, die ihrer Zeit weit voraus waren, Seite 38; 6 Flopps mit Hans-Joachim Kulenkampff, Seite 141)

6. Aus lauter Verzweiflung, oder weil man 1977 auch nicht wusste, was der Zuschauer eigentlich sehen will, wurde die ARD-Sendung „Wie hätten Sie’s denn gern?“ ins Leben gerufen. Das Konzept: die Menschen vor den Bildschirmen durften Anregungen zum Fernsehprogramm geben, die dann in der Sendung mit Hans-Joachim Kulenkampff umgesetzt wurden.

(„Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“: 6 Flopps mit Hans-Joachim Kulenkampff, Seite 141)

7. Teure Pannen sind nichts Neues. Eine der legendärsten: Kulenkampff überzog mit „Einer wird gewinnen“ immer die Sendezeit. Nur einmal war er sechs Minuten früher fertig, und die ARD zeigte sechs Minuten lang das Senderlogo als Standbild.

(„Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“: 4 überzeugende Argumente gegen Live-Sendungen, Seite 161)

10. Heute wird schamlos im Fernsehen geplaudert? In der Sendung „Auf los geht’s los“, die von 1977 an in der ARD ausgestrahlt wurde, sollten die Kandidaten tippen, wie viele aus dem Publikum schon ins Schwimmbecken gepinkelt hatten. Weil auch der Moderator auskunftsfreudig war, weiß man heute etwas, was man gar nicht wissen will: Joachim Fuchsberger war einer von ihnen.

(„Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“: 19 Fernsehshows, die die Nation erregten, Seite 144)

11. Selbst eine Art Dieter Bohlen und „Deutschland sucht den Superstar“ gab es: Peter Frankenfeld war mit mehreren Talentshows im Fernsehen vertreten. Die eine hieß, wie man heute sagen würde, „TTT“ („Toi Toi Toi – Der erste Schritt ins Rampenlicht des Fernsehens“, 1954), die andere „WWDK“ („Wer will, der kann – Die große Talentprobe für jedermann“, 1964). In „TTT“ trat 1959 Carl-Dieter Heckscher auf. Der Mann geriet in Vergessenheit. Dort blieb er aber nicht. Von 1969 an moderierte er als Dieter Thomas Heck die ZDF-„Hitparade“.

(„Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“: 13 Fernsehstars der ersten Stunde, Seite 13; 7 bemerkenswerte Karrieren, Seite 55)

12. Der Moderator Hugo Egon Balder träumte in diesem Jahr von einer Saufshow mit dem Titel „Der Klügere kippt nach“. Er meinte es tatsächlich als Witz. Deliriershows wie „Die fröhliche Weinrunde“ (ARD, 1964), „Der internationale Frühschoppen (ARD, 1953) oder „Zum Blauen Bock (ARD, 1957) waren ernst gemeint.

(„Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“: 5 Sendungen mit Quoten im Promille-Bereich, Seite 171)

17. Thomas Gottschalk, der für seine oft taktlosen Sprüche bekannt ist, war früher nicht besser. Vor mehr als zwanzig Jahren sagte er in der ZDF-Show „Na sowas“ zu einer Rentnerin, die leicht bekleidet Akrobatik vollführte: „Passen Sie auf, in Ihrem Alter erkältet man sich schnell die Eierstöcke.“

(„Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“: 19 Fernsehshows, die die Nation erregten, Seite 145)

19. Der ARD-Moderator Jörg Pilawa sagte 2008: „Wenn ich heute in eine tägliche Talkshow schaue, sehe ich ins Zahnlose. Da sitzen nur noch die ,Schlampen‘ und ,Sozialschmarotzer‘. Solche Sendungen haben wir früher nicht gemacht! Das hätten uns die Landesmedienanstalten sofort verboten! Wir waren deutlich harmloser.“ Früher war alles besser? Vor zehn Jahren moderierte Pilawa eine Talkshow bei Sat 1. Die Titel der Sendungen damals: „Lasst mich in Ruhe – Ich will nicht arbeiten“, „Wer heutzutage noch arbeitet, ist zu dumm, Sozi zu kassieren“ oder auch „Mein Busen ist mein ganzer Stolz“.

(„Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“: 12 Schlampen-Themen von Jörg Pilawa, Seite 75)

Damit wir uns nicht missverstehen: Michael Reufsteck und ich (die Autoren von „Zapp — Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“) besitzen natürlich kein Copyright auf die Fakten und haben sie selbst aus vielen, teils fremden Quellen zusammengesucht. Aber sich so offensichtlich und umfangreich zu bedienen, ohne das Buch zu nennen, auf dem der Artikel zu mindestens 90 Prozent basiert, das ist schon ein bisschen… unfreundlich.

[mit Dank an Mumu]

Ulmer „Subway“-Journalismus

Und dann war da noch die „Südwest-Presse“ in Ulm, die sich ein Beispiel an ProSieben nahm und beschloss, einfach mal auf die leckeren Sandwiches der Kette „Subway“ hinzuweisen.

Am 25. September nahm sie den Start der Basketball-Saison zum Anlass, sich mit dem Trainer der Ulmer Basketballer „über Ernährungsfragen“ zu unterhalten. Ein großes Foto über dem Artikel zeigt ihn mit einem Sandwich in der Hand. Die Bildunterzeile und der Artikel beantworten mögliche offene Fragen:


(Die PR-Agentur von „Subway“ kommt übrigens aus Ulm. Kann natürlich auch Zufall sein.)

[mit großem Dank an Benjamin Gasser!]

Die Mutter aller Wahlwerbespots

Es ist ja nicht damit getan, über die vier Millionen Dollar zu verfügen, um sich eine Woche vor den Präsidentschaftswahlen eine halbe Stunde Sendezeit in der Prime-Time auf den großen amerikanischen Fernsehsendern kaufen und dort gleichzeitig auf sieben Sendern denselben Werbefilm zeigen zu können. Man muss auch etwas daraus machen können.

Barack Obama hat etwas daraus gemacht:

Nach dem Ende dieses Filmes schaltete die Werbung live zu einem Auftritt Obamas in Florida:

Es ist ein Meilenstein in der politischen Wahlwerbung und in seiner genau kalkulierten Mischung aus Krise und Hoffnung, mit all dem Kitsch und Pathos, mit der Inszenierung von Barack Obama als Erzähler statt als Redner und mit der kleinen Dosis Understatement („I will not be a perfect president“) ein Meisterwerk.

McCains Leuten blieb als Antwort nicht viel mehr, als zu erklären:

„As anyone who has bought anything from an infomercial knows, the sales-job is always better than the product. Buyer beware.“

 

Mehr zum Thema:

Teurer Online

Der Verband deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) hat eine Studie über „digitale Erlösquellen für Verlage“ veröffentlicht. Sie schätzt, dass der Anteil der Online-Umsätze der Verlage von 5,4 Prozent (2007) auf 13 Prozent (2011) steigen wird.

Man kann die Studie beim VDZ bestellen. Sie kostet analog als Buch 49 Euro. Und digital als PDF-Dokument 59 Euro.

Fragt man nun beim VDZ nach, warum es zehn Euro teurer ist, sich das Buch herunterzuladen, als es sich fertig gedruckt und gebunden zuschicken zu lassen, erhält man zur Antwort:

Dieses Preismodell entspringt einem ganz praktischen Hintergrund: Da die PDFs gerne einmal online weitergegeben werden (und uns damit natürlich Umsatz entgeht), sieht die Kalkulation bei diesen Publikationen einen höheren Verkaufspreis vor als bei der gedruckten Version.

Vermutlich sagt diese Erklärung mehr darüber aus, wie die Zeitschriftenverlage zum Internet stehen und was sie sich unter „digitalen Erlösquellen“ vorstellen, als die ganze Studie.

„Im Prinzip sitzen wir nur unsere Zeit ab“

1976 hat das ZDF für eine Langzeitdokumentation von Helmut Greulich ausprobiert, was passiert, wenn man Menschen vier Wochen den Fernseher wegnimmt.

Sowas ist natürlich heute schon als Versuchsanlage völlig unrealistisch. Nur ein Wochenende lang wollte Sat.1 für die Ausgabe seines Vorabendmagazins am vergangenen Sonntag der Berliner Familie Mantel ihre fünf Fernseher sowie Radios und Computerspiele wegnehmen.

Das hier ist die Stimmung nach nicht einmal 24 Stunden:

Am Sonntagnachmittag war Herr Mantel soweit mit den Nerven runter, dass er das Experiment vorzeitig abbrach.

Es ist ein (vor allem für das „Sat.1-Magazin“) erstaunliches kleines Stück Fernsehen, ebenso amüsant wie erschütternd. Und die Einschaltquote der Sendung am Sonntag war natürlich mies.

Auf sat1.de kann man sich den Beitrag ansehen:

Die ZDF-Witz-Nachrichten

Normen Odenthal, einschlägig bekannter Moderator der ZDF-Nachrichtensendung „heute nacht“, moderierte in der vergangenen Nacht den Bericht über Horst Seehofers Wahl zum Bayerischen Ministerpräsidenten so an:

Um Himmels Willen, wir sind führungslos! Wir haben keinen amtierenden Landwirtschaftsminister! Keinen amtierenden Verbraucherschutzminister! Keinen amtierenden Ernährungsminister! Was soll nur werden? Und wie konnte es soweit kommen? Das immerhin lässt sich sagen: Horst Seehofer hat in Berlin alles hingeworfen und ist seit heute Ministerpräsident von Bayern. Berlin war für ihn also nur ein Seitensprung, in jeder Beziehung.

[via Lukas]

Nachtrag, 29. Oktober. Holla, mit dieser Reaktion habe ich nicht gerechnet: Das ZDF hat die Sendung aus der Mediathek entfernt. Der Kölner „Express“ schreibt, die Anspielung auf Seehofers Affäre habe im Sender Ärger verursacht. Er zitiert einen ZDF-Sprecher mit den Worten: „Das war ein Lapsus, der absolut nicht in Ordnung ist und nicht passieren darf.“ Das ZDF dementiert allerdings die Behauptung des „Express“, ZDF-Intendant Markus Schächter wolle sich heute auf den Münchner Medientagen bei Seehofer entschuldigen.