Autor: Stefan Niggemeier

„morgen bestellen wir ap ab“

Ich bin kein Fan von „Welt Kompakt“, aber diese Wortmeldungen aus der Redaktion sind eine wunderbar ungefilterte Form von Medienkritik und ein schöner Einsatz des Mikro-Blogging-Tools „Twitter“:



AP hatte um 21:23 Uhr eine Eilmeldung mit folgendem Inhalt versandt:

US-Regierung: Verschwörung zur Ermordung Obamas aufgedeckt

Washington (AP) Die US-Regierung hat nach eigenen Angaben eine Verschwörung zur Ermordung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama aufgedeckt.

Erst eine Stunde später, aber ungleich treffender berichtete Reuters, ganz ohne aufgeregtes „Eil“: „Eine Woche vor der Präsidentschaftswahl haben die US-Behörden offiziellen Angaben zufolge möglicherweise einen Anschlag auf den demokratischen Kandidaten Barack Obama vereitelt.“

Mehr bei Medienrauschen.

Angucken: Leiharbeit undercover

Da kommt mal sowas im Fernsehen, und ich verpasse es noch halb. Markus Breitscheidel, ein Undercover-Journalist und Schüler Günter Wallraffs, hat ein Jahr lang als Leiharbeiter gelebt und die systematischen Zumutungen und das Prinzip der Ausbeutung mit versteckter Kamera dokumentiert (und auch ein Buch darüber geschrieben).

Es ist so ein Film, der mich doppelt wütend macht. Zum einen über das politische System und wirtschaftliche Kalkül, das hinter diesem Umgang mit Menschen und „Arbeitskräften“ steht. Zum anderen darüber, wie selten es solche Berichte ins Fernsehen schaffen im Vergleich zu den vielen, ungleich billiger zu produzierenden Magazinen und Doku-Soaps, die die soziale Realität in Deutschland aus der Perspektive der Kontrolleure im Kampf gegen „Sozialschmarotzer“ betrachten.

Falls Sie „Die Story: Leiharbeit undercover“ auch gerade halb oder ganz verpasst haben — die Reportage wird (obwohl man es angesichts der Sendungshomepage der ARD nicht ahnt) wiederholt. Aufnehmen, angucken!

Heute Nacht, 3:05 Uhr, Das Erste.
Montag, 3. November, 5:30, Eins Extra.
Montag, 17. November, 22:00 Uhr, WDR.

Was Gundel Schautzer am 10.11. macht

Soeben erreicht mich die Information, dass der „Schlemmer Atlas“ in diesem Jahr erstmals die Auszeichnung „Gastronom des Jahres“ verleiht, und zwar im Rahmen einer Galaveranstaltung am 10. November mit anschließender „After Show Party und einem gesetzten Gala-Dinner im Wiesbadener Kurhaus“.

Rund 400 Gäste sind geladen, und mit erfrischender Ehrlichkeit führt die Pressemitteilung auf, was für Prominenz man da erwarten darf:

Zum Empfang auf dem roten Teppich haben sich bislang u.a. angemeldet: Hessens Ministerpräsident Roland Koch, Max Schautzer und Frau Gundel, Roberto Blanco mit Freundin Luzandra Strassburg, Marie-Luise Marjan, die Lottoikonen Heike Maurer mit Mann Ralf Immel und Karin Tietze-Ludwig, Jahrhundertkoch Eckard Witzigmann, Circus Roncalli Gründer Bernhard Paul, Marina Giori Lhota Swarovski, Heidi Klums Vater Günther Klum, Sportreporterlegende Rolf Töpperwien und der Wiesenwirt Sepp Krätz.

Der Schwippschwager von Caroline Beil scheint abgesagt zu haben.

Hunde würden Benson wählen

Politico hat die zehn schlechtesten Werbefilme der aktuellen amerikanischen Wahlsaison gewählt. Sie sind alle auf ihre ganz eigene wunderbare Art furchtbar. Aber es kommt keiner an „Experience“ heran, einen Spot von Diane Benson, einer Autorin und Videoproduktions-Beraterin (!), die in Alaska für das Repräsentantenhaus kandidieren wollte (aber trotz ihrer Werbespots einem anderen Demokraten unterlag):

[via Andrew Sullivan, schon wieder]

„Spiegel Online“, überwältigt

Wenn CSU und FDP im bayerischen Landtag über 108 Sitze verfügen, und Horst Seehofer mit 104 Stimmen zum Ministerpräsidenten gewählt wird, ihm also 4 Stimmen aus der eigenen Koalition fehlen, wie würden Sie das Wahlergebnis charakterisieren?

„Spiegel Online“ nennt es eine „überwältigende Mehrheit“:

(Von dem grundsätzlichen Gedanken, dass „Spiegel Online“ eine Neuigkeit einfach erst einmal nachrichtlich melden könnte, ohne ihr sofort einen kommentierenden Dreh zu geben, hat man sich ohnehin längst verabschieden müssen.)

Vor und hinter den Kulissen von „TV Total“

Bevor man bei „TV Total“ auftritt, muss man sein Lebensrecht an die Produktionsfirma Brainpool übertragen. Nicht wirklich, natürlich, aber gefühlt. Neun Seiten ist der „Studio- und Eventshowgastvertrag“ lang, den man zur Unterschrift bekommt, freundlicherweise ergänzt um eine fünfseitige „Anlage A“ mit „Begriffsbestimmungen“, in denen meterlange Bandwurmsätze detailliert unterscheiden zwischen „Filmherstellungsrecht“, „Senderecht“*, „Kinorecht“, „Recht zur öffentlichen Vorführung“, „Videorecht“, „Tonträgerrecht“, „Datenbank- und Telekommunikationsrecht“, „Merchandisingrecht“, „Drucknebenrecht“, „Werberecht“, „Bewerbungs- und Werbeunterbrechungsrecht“, „Recht zur Drittwerbung“, „Klammerteilrecht“ (kein Witz), „Synchronisationsrecht“, „Bearbeitungsrecht“, „Bühnen- und Hörspielrecht“, „Festival- und Messerecht“, „Archivierungsrecht“, „Titelrecht“ und „Formatrecht“.

Ein ehemaliger Brainpool-Mitarbeiter hat mir mal erzählt, dass man die Profis daran erkennen könne, dass sie vor dem Unterschreiben des Vertrages sechs der neun Seiten einfach durchstreichen. Leider habe ich vergessen, welche.

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„Vertragspartner hat für seine Darbietung/Mitwirkung/Leistung seine persönliche Garderobe zur Verfügung zu stellen, soweit im Einzelfall nichts Anderes vereinbart ist“, steht in Punkt 7.7 des Vertrages, was natürlich eine schöne Theorie ist. Praktisch war ich so klug, für den Auftritt bei „TV Total“ am vergangenen Donnerstag mein schönes rotkariertes Hemd anzuziehen, das die Aufnahmeleiterin innerhalb von Sekunden als vermutlich ungeeignet für den Bildschirm einstufte. (Michael Reufstecks Hemd bekam von ihr das Urteil garantiert ungeeignet, aber nach dem Probesitzen vor den Kameras im Studio schied auch meins endgültig aus.)

Ich bekam dann als Ersatz ein hellblaues Hemd, das, glaube ich, einem der Musiker gehörte. Auf meinen Einwand, dass das vielleicht fernsehtauglich, aber langweilig sei, sagte die nette Redakteurin, sie könnte auch noch die weniger langweiligen Varianten in giftgrün und orange holen, hätte aber vermutet, dass die nichts für mich seien. Schlimm, wenn diese Leute auch noch Recht haben.

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Ich hatte vorher kurzzeitig darüber nachgedacht, mehr oder weniger live über den Auftritt bei „TV Total“ zu bloggen, aber ehrlich gesagt, war daran gar nicht zu denken. Ich war zwar viel weniger aufgeregt als vor knapp drei Jahren, als wir schon einmal in der Show waren, um unser „Fernsehlexikon“ vorzustellen. (Diesmal war der Anlass unser neues Buch „Zapp“.) Aber ich war trotzdem mehr als genug damit ausgelastet, die Situation zu erleben, ohne sie auch noch zu notieren oder gar zu reflektieren. Vor allem verfiel ich immer wieder in eine (nicht nur angesichts der Vorbereitungsphobie von Stefan Raab) völlig absurde Panik, dass ich nicht genug vorbereitet war. Dass mir kein Beispiel einfiele, wenn Raab nach einer netten Anekdote fragen würde. Dass mir ein Beispiel einfiele, aber nicht die konkreten Namen. Dass mir ein Beispiel einfiele und sogar die konkreten Namen, ich mich aber hoffnungslos in der Erzählung verheddern könnte, wenn ich das nicht eine halbe Stunde vorher nochmal testweise vor mich hin aufgesagt habe.

Man ist ja diesem Medium Fernsehen so furchtbar ausgeliefert. Ein Moment, in dem man ins Stottern gerät, und schon landet man unter einem der Knöpfe auf Raabs Schreibtisch oder wird Hauptperson in einem Video, mit dem er dann monatelang die Charts verstopft. Okay, das ist keine sehr wahrscheinliche Aussicht, aber diese Showtreppe zum Beispiel, ist wirklich fies steil (gibt es keine DIN-Vorgaben für Showtreppen?), und man will ja auch nicht wie Johannes Heesters aussehen, wenn man die runterklettert, sondern flott und entspannt wirken, und würden die Fernsehleute, wenn man wirklich mal hässlich stolperte und mit dem Kopf fies unten auf Raabs Stuhl knallte oder gleich komplett die Dekoration mit sich riss, sagen: Kein Problem, wir drehen das einfach nochmal? Oder hätte jemand die Szene, noch bevor man wieder zuhause ist, schon bei YouTube hochgeladen? Eben.

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Über zehn Jahre ist es her, dass ich Raab zum ersten Mal getroffen habe, damals noch in der ehemaligen Metzgerei seiner Eltern in Köln-Sülz, und ich glaube, wir duzen uns, seit ich ihn 2000 beim Grand-Prix in Stockholm für die „Süddeutsche Zeitung“ eine Woche begleitet habe. In seiner Show aber siezt er mich – vermutlich weniger aus irgendeinem pseudojournalistischen Impuls heraus, sondern um den komischen Mythos zu pflegen, den er da aufbaut, von dem bösen Fernsehkritiker, vor dessen Kolumne (deren Titel ihm gerade nicht einfiel) in der Zeitung (deren Name ihm gerade nicht einfiel) alle Angst hätten. Werden sonst irgendwelche „TV Total“-Gäste gesiezt?

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Seine fahrbare Sitzgruppe quietscht. Ganz erbärmlich sogar, wenn sie langsam fährt. Man hört das nur nicht, weil die Band spielt.

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Die Aufzeichnung, die eigentlich um 18 Uhr oder 18.30 Uhr losgehen soll, begann am Donnerstag erst mit größerer Verspätung: Raab ließ in letzter Minute noch an einer Nummer über den Rauswurf von Elke Heidenreich basteln. Das hatte die einigermaßen absurde Folge, dass man das Publikum nach dem Warm-Up durch die Aufnahmeleiterin und dann durch Raab sich endlose Minuten wieder langweilen und abkühlen ließ. Hinter der Bühne gab es wenigstens Süßigkeiten und Sandwiches und eine Toilette, auf die ich alle zehn Minuten gehen konnte, und die Möglichkeit, sich noch einmal zu überlegen, was man erzählen könnte, und überhaupt die Grundsatzfrage zu wälzen: Ist es klug, als Fernsehamateur in einer Show wie „TV Total“ zu versuchen, lustig zu sein? Sich gar vorher Pointen zu überlegen? Oder ist die sichere Variante doch besser, ganz passiv den Gastgeber die Witze machen zu lassen?

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Das Gespräch selbst war dann erstaunlich entspannt (außer, dass in jeder Sekunde, in der ich in diesem blöden Sessel sitze, 80 Prozent meiner Gehirnzellen damit beschäftigt sind, sich zu fragen, wie das wohl gerade aussieht, wie ich da sitze, und ob ich nicht lieber anders…). Anders als beim letzten Mal, als ungefähr alle meine Redeanteile herausgeschnitten wurden, ist es in der ausgestrahlten Sendung (hier anzusehen). auch kaum gekürzt. Es fehlt eigentlich nur eine Gesprächssackgasse, als Raab einen Satz aus meinem Teletext über Boris Becker vor einigen Wochen zitieren wollte, der ihm aber leider nicht einfiel, und ich konnte mich kaum erinnern, den Text überhaupt geschrieben zu haben.

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Bevor wir Anfang 2006 mit unserem „Fernsehlexikon“ da waren, hatte uns jeder gesagt, dass nach dem Besuch „TV Total“ die Verkaufszahlen für das Buch durch die Decke gehen würden. Tatsächlich haben wir, wenn ich mich recht erinnere, hinterher minus 50 Bücher verkauft (fragen Sie mich nicht, wie das geht), was entweder daran lag, dass das Buch damals noch 49 Euro kostete, oder daran, dass das „TV Total“-Publikum eh nicht liest.

Okay, das zweite kann es nicht sein: „Zapp“ schoss nach der Sendung bei Amazon zeitweise unter die Top-100.

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Hinterher durfte ich mir dann noch im Studio nebenan die Aufzeichnung von zwei der neuen Folgen von „Ladykracher“ ansehen, das übernächste Woche ins Fernsehen zurückkehrt und wieder toll ist, aber das ist eine andere Geschichte.

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*) „Die Ausstrahlung kann mittels terrestrischer Funkanlagen, Satelliten unter Einschluss von Direktsatelliten (DBS), Kabelfernsehen unter Einschluss der Kabelweitersendung, Telefonnetzen, Stromkabelnetzen (Powerline), Breitbandnetzen (z.B. SDSL (Symmetrical Digital Subscriber Line)), Richtfunk-Datenübertragungstechnologien (z.B. WLL (Wireless Local Loop), DVB-T (Digital Video Broadcasting Terrestrial)) oder ähnlicher technischer Einrichtungen oder mittels einer Kombination solcher Anlagen linear oder zur interaktiven Nutzung, verschlüsselt oder unverschlüsselt und unabhängig von der Art des Empfangsgerätes (z. B. Fernsehgerät, PC, MHP (Multimedia-Homeplatform), Mobiltelefon, PDA, Spielekonsole wie z. B. Playstation, und/oder sonstiges Gerät bzw. einer Kombination dieser Geräte) sowie unabhängig davon erfolgen, in welcher Rechtsform die jeweilige Sendeanstalt betrieben wird (öffentlich-rechtlich oder privat, kommerziell oder nichtkommerziell) und ob und ggf. wie ein Nutzungsentgelt erhoben wird und wie die Rechtsbeziehung zwischen Sendeunternehmen und Empfänger ausgestaltet ist (z.B. Anstaltsnutzung, Multichannel, interaktives Fernsehen, Gebühr, Abonnement, sog. e-commerce-Transaktionen unter Einschluss von Online-Überweisungen und Mobiltelefon-Transaktionen/M-Payment, Pay-TV und -Radio, Pay-per-view/-audio/-channel, „Video-on-demand“, „Near-video-ondemand“ etc.).“ usw.

Statt „Lesen!“

Wahrscheinlich hatte alles damit begonnen, dass sich die interne Qualitätskommission des ZDF mit der Frage beschäftigte, warum die Freitagabendshow „Lanz kocht“ nicht so erfolgreich ist wie die Vorgängersendung „Kerner kocht“, und zu dem Ergebnis kam, dass das nicht, wie man annehmen könnte, am Moderator liegt, sondern am fehlenden Stabreim. Flugs machte man sich also an die Entwicklung einer Show „Lanz liest“, und weil Markus Lanz offenbar im Vertrag stehen hat, dass er im ZDF keine Show moderiert, in der Horst Lichter nicht Gast ist, könnte man den gleich in die erste Sendung einladen und zusammen aus dem gemeinsam geschriebenen Buch lesen. Ab der zweiten Ausgabe würde es dann aber, natürlich, ausschließlich um Kochbücher gehen, und schon hätte man eine zeitgemäße Alternative zu Elke Heidenreichs Büchersendung „Lesen!“, von der sich das ZDF entsprechend leichten Herzens verabschiedete.

Um die abzusehenden Vorwürfe des Populismus zu kontern, ließe sich „Lanz liest“ leicht durch eine zweite, anspruchsvollere, natürlich viel später am Abend gesendete Büchershow ergänzen: In „XY… ungelesen“ könnte Rudi Cerne nach Menschen fahnden, die die Literatur tatsächlich kennen, von der in Feuilletons immer so viel zu hören ist, oder, falls das scheitert, in einer Talkshow gleichen Titels mit prominenten Gästen (also Fernsehköchen) über Bücher diskutieren, die sie nicht kennen.

Hinter dem Titel „Bauer sucht Buch“ verbirgt sich das vielversprechende Konzept einer Doku-Soap, in der Inka Bause die Landwirte, für die RTL beim besten Willen keine Frauen finden konnte, die es mit ihnen, ihren Müttern und den anderen Kühen aushalten, mit einer rollenden Leihbibliothek auf ihren Höfen besucht und ihnen Vor- und Nachteile von Büchern im Vergleich zu Gattinnen nahebringt (plus: gibt keine Widerworte; minus: macht nicht den Abwasch).

Als weiteres Zugeständnis an den Bildungsauftrag plant das ZDF nach unbestätigten Informationen, seine nächste Telenovela im Berliner Vorort Buch spielen zu lassen. Versuche, in der Tradition der beliebten Tierserien „Unser Charly“, „Hallo Robbie“ und „Da kommt Kalle“ eine Familiengeschichte um die Abenteuer eines niedlichen Taschenbuches zu entwickeln, haben sich bislang als unerwartet schwierig herausgestellt. Zum Ausgleich ist der öffentlich-rechtliche Sender aber offenbar bereit, im Rahmen seiner täglichen Tierpark-Berichterstattung die Aufzucht einer Familie von Leseratten im Osnabrücker Zoo filmisch zu begleiten.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Homo-Ehe? „Just look at the website!“

Die Kalifornier wählen am 4. November nicht nur den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Sie stimmen auch über eine Initiative namens „Proposition 8“ ab, die die Verfassung des Bundesstaates so ändern will, dass gleichgeschlechtliche Paare nicht mehr heiraten dürfen. Der kalifornische Supreme Court hatte vor einem halben Jahr entschieden, dass die Homo-Ehe laut der kalifornischen Verfassung anerkannt und gültig ist. Die Befürworter von „Proposition 8“ wollen sie deshalb um den Satz ergänzen: „Only marriage between a man and a woman is valid or recognized in California.“ Meinungsumfragen erwarten ein knappes Rennen.

Aber das ändert sich garantiert, wenn nur genügend Menschen den folgenden sensationellen Werbefilm gesehen haben, der zeigt, dass man selbst kein Argument kennen muss, und trotzdem überzeugend für die Abschaffung des Heirats-Rechtes von Lesben und Schwulen kämpfen kann:

Meine Lieblingsstelle ist das mit „Ööööääää“ nur unzureichend wiedergegebene Geräusch, das die Beifahrerin macht, als ihr Freund sie perfiderweise auffordert, ein Beispiel für ihre These zu nennen, dass an der Homo-Ehe viel mehr negative Dinge hängen, als die Leute so denken. (Ganz abgesehen von dem Überraschungseffekt am Ende, als sich herausstellt, dass es sich wirklich um einen Werbefilm für „Proposition 8“ handelt und nicht um einen Spot, in dem die Verteidiger der Homo-Ehe die Blödheit ihrer Gegner entlarven.)

Videogum hat die Botschaft des Spots schön zusammengefasst:

See, dudes. Don’t let your annoying boyfriend force you into having logic and reasoning to back up your bigoted opinion. You are entitled to your indefensible position, and it’s completely typical of him to throw your friendships with others in your face. What’s he trying to do, put a human face on the question? BREAK UP WITH HIM. And it’s totally possible to love your gay friends, but that doesn’t mean you can’t also kind of hate them. Legally. Chiilllllll.

Bei Radar sind noch mehr tolle Werbevideos zu sehen, die coole junge Leute zeigen, die zum Beispiel argumentieren, dass man sich, wenn man Schwule erst einmal heiraten lässt, demnächst wohl auch noch „intolerant“ nennen lassen muss, nur weil man intolerant ist.

Auch die Gegner von „Proposition 8“ werben auf YouTube mit Videos für ihre Position. Eine Serie hat sich die berühmten Mac-gegen-PC-Spots von Apple zum Vorbild genommen:

Apple ist nicht nur stilistisch ein gutes Vorbild für die Gegner von „Proposition 8“. Das Unternehmen hat am Freitag auf seiner Startseite bekanntgegeben, ihre Kampagne zu unterstützen:

No on Prop 8

Apple is publicly opposing Proposition 8 and making a donation of $100,000 to the No on 8 campaign. Apple was among the first California companies to offer equal rights and benefits to our employees’ same-sex partners, and we strongly believe that a person’s fundamental rights — including the right to marry — should not be affected by their sexual orientation. Apple views this as a civil rights issue, rather than just a political issue, and is therefore speaking out publicly against Proposition 8.

[via Indecision 2008, Andrew Sullivan]

Zaubern mit dem Riesen-iPhone

Sie ist der feuchte Traum nicht nur jedes Statistik-Fetischisten (wie ich es bin), sondern vermutlich auch der meisten iPhone-Besitzer: Die Wunderwand von CNN, die Umfragewerte und Wahlergebnisse in Karten und Diagrammen anzeigt, die sich durch Drücken auswählen und manipulieren lassen. Die Magie dieser Wand lässt sich schwer beschreiben. Man muss John King, den Meister dieses Gerätes, an einem Wahlabend gesehen haben, wie er virtuos Staaten antippt, mit der typischen iPhone-Spreizgeste an einzelne Bezirke heranzoomt, entscheidende Gegenden in verschiedenen Leuchtfarben einkringelt.

Dies ist ein typischer Ausschnitt aus der CNN-Berichterstattung vom Super Tuesday:

Die über zwei Quadratmeter große Wand heißt eigentlich „Multi Touch Screen“ und ist von der Firma Perceptive Pixel. Während Peter Kloeppel an Wahlabenden verloren in seinem virtuellen Studio zwischen den Säulen herumwandert, gibt sie John King tatsächlich etwas zum Anfassen — und macht die komplizierten Rechnungen auch für die Zuschauer greifbar.

Und warum schreibe ich das alles? Weil die legendäre (und in diesem Wahljahr besonders lebendige) amerikanische Comedyshow „Saturday Night Live“ in dieser Woche in einer perfekten Parodie ihre eigene magische Wand präsentierte (ab ca. 5:30):

(Mehr über John King und seine Wunderwand im „Austin American-Statesman“. Und CNN zeigt, wie „Saturday Night Live“ sich über CNN lustig macht.)

[via rivva, engadget]

Qualitätsfragen (2)

„Frankfurter Rundschau“, 13. April 2008:

[ZDF-Paris-Korrespondent Alexander von Sobeck] gibt an, in seinem Sender sei Außenpolitik „nur noch selten prime-time-fähig“. So sei das „Auslandsjournal“ so lange hin und her geschoben worden, bis es kaum noch einer finde. Die ARD würde sich hingegen auch am Vorabend noch „Sendungen mit Leuchtturmcharakter“ wie den „Weltspiegel“ halten.

[ZDF-Chefredakteur Nikolaus] Brender hält den Quotendruck zur Hauptsendezeit dagegen und sagt: „Eine Auslandsberichterstattung, die nicht von vielen Zuschauern gesehen wird, verliert an öffentlich-rechtlichem Wert.“

Konkret sieht das so aus:

Die Verlegung des „Auslandsjournals“ um eineinhalb Stunden nach hinten hat die Zuschauerzahl der Sendung halbiert.