„… Die Frau soll drei Gramm im BH und den Rest im Körper über die Grenze geschmuggelt haben. …“
[mit Dank an Philip]
[eingesandt von Mathias Schindler]
Ich habe Günter Schröder nur ein paar Mal getroffen. Aber die kurzen Begegnungen und die paar Kontakte per Mail und Telefon sind mir so in Erinnerung geblieben, dass ich es nicht für eine Floskel halte, wenn Günther Jauch heute über ihn sagt: „Er war einer der angenehmsten Kollegen, die mir in der Fernsehlandschaft je begegnet sind.“
Günter Schröder hat sich mit seiner Firma „Mind the Company“ die Fragen für „Wer wird Millionär“ und andere Quizshows im deutschen Fernsehen ausgedacht. Am vergangenen Wochenende ist er im Alter von 49 Jahren gestorben.
Ich könnte keinen persönlichen Nachruf über ihn schreiben. Aber er hat mir vor vier Jahren — für das Buch „Zapp“, das ich mit Michael Reufsteck geschrieben habe — eine persönliche Auswahl besonders origineller Fragen aus „Wer wird Millionär“ geschickt.
Vielleicht ist das eine treffende Art, an ihn zu erinnern:
1/4 ist …?
A: scheck Betrug
B: dieb Stahl
C: bank Raub
D: ein Bruch (mehr …)
Erinnern Sie sich an Christian Wulff? Warum musste der eigentlich nochmal zurücktreten? Ach ja, richtig:
Sein voreiliges Postulat: „Der Islam gehört zu Deutschland“ wurde ihm zum Verhängnis.
Man kann eine Einladung zu einer Diskussionveranstaltung über kritischen Journalismus, die das behauptet, natürlich einfach wegwerfen. Wenn diese Veranstaltung aber von der Staatskanzlei Rheinland Pfalz, der rheinland-pfälzischen Landesmedienanstalt und der Friedrich-Ebert-Stiftung veranstaltet wird und als „Medienpartner“ das ZDF und den SWR hat, kann man sich vorher vielleicht noch einen Moment lang darüber empören.
Es geht um den „MainzerMedienDisput“ (sic), der im Oktober zum 17. Mal stattfindet und von einer unabhängigen Projektgruppe vorbereitet wird. Ihr gehört unter anderem Thomas Leif an, der Chefreporter des SWR, der im vergangenen Jahr als Vorsitzender des Netzwerkes Recherche geschasst wurde.
Die Einladung ist in seinem typischen apokalyptischen Adjektiv- und Wortspielrausch verfasst und könnte in kleinen Dosen vermutlich auch als Mittel gegen niedrigen Blutdruck verschrieben werden. Sie beginnt mit dem stimmungsvollen Satz:
Auf dem 17. MainzerMedienDisput wird darüber gestritten, ob sich die Meinungsmacher im Schatten besinnungsloser Shitstorms und perfider Sozialpornos dem Sog der Unterhaltung in allen Spielarten und Mischformen überhaupt noch entziehen können.
Vermutlich würden die Autoren selbst das Wort „Holocaust“ nicht benutzen, ohne ihm sicherheitshalber noch ein negatives Adjektiv beizustellen. (mehr …)
„Alptraum Zuwanderung“ heißt das neue Buch von Udo Ulfkotte. Es trägt den Untertitel „Lügen, Wortbruch, Volksverdummung“, und mit sowas kennt sich der frühere FAZ-Journalist aus.
Ende April meldete er Ungeheuerliches:
Im schönen Ägypten setzen Muslime angeblich gerade ihr Recht auf Geschlechtsverkehr mit Toten per Gesetz durch. (…)
Innerhalb von sechs Stunden nach dem Tod einer Frau dürfen Männer mit ihr Geschlechtsverkehr haben. So will es angeblich das islamische Recht, behauptete schon im Mai 2011 der marokkanische Scharia-Gelehrte Zamzami Abdul Bari. Und so soll es künftig in Ägypten offizielles Recht sein.
Für Ulfkotte kam das nicht überraschend. Er habe das schon beim Sturz des Diktators Husni Mubarak vorhergesagt, schreibt er. Und nun sagt er voraus: „Die abscheuliche Entwicklung wird nicht vor unseren Grenzen stoppen“.
Verantwortlich sei das „von unseren Medien hochgejubelte Gesindel der Muslimbruderschaft“, schreibt Ulfkotte weiter und stellt fest: „Unsere politisch korrekten Medien schauen brav weg.“ Über das geplante Gesetz, das das „Recht der Männer auf Sex mit toten Frauen“ verankert, hätten in den letzten Tagen arabische und britische Medien sowie russische Agenturen berichtet — „nur die deutschen Qualitätsjournalisten schwiegen dazu“.
Das gehört zum Mythos, der Leute wie Ulfkotte in der islam- und ausländerfeindlichen Szene so groß macht: Dass sie sagen, was die klassischen Medien sich nicht zu sagen trauen.
Selbst wenn es nicht stimmt. (mehr …)
Aus der aktuellen „Zeit“:
Ich mag den zweiten Satz in seiner bedeutungsschwangeren Bedeutungslosigkeit. Oder anders gesagt: Schätzen Sie mal, wie groß die Steigerung ist, die die „Zeit“ hier stolz meldet, ohne sie zu melden.
Ich sag’s Ihnen: 1 Promille.
Um 0,10 Prozent ist die Auflage der „Zeit“ im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr gestiegen.
Diese Tatsache war ihr eine Jubel-Meldung im Blatt in eigener Sache wert. Sie musste dafür nur die Tatsache weglassen.
Fast zwanzig Jahre lang sind die Sozialleistungen für Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge in Deutschland nicht erhöht worden. Sie liegen bei monatlich 224 Euro. Das sei „evident unzureichend“, urteilte gestern das Bundesverfassungsgericht. Die Höhe sei weder nachvollziehbar berechnet worden, noch sei eine „am Bedarf orientierte und insofern aktuell existenzsichernde Berechnung ersichtlich“.
Es folgt eine subjektive, aber relativ repräsentative Auswahl von öffentlichen Wortmeldungen von Mitgliedern der „BILD.de-Community“ zu diesem Urteil (teilweise gekürzt):
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Katharina La Rosa
Und die hier nur schriftlich Meckern können … WANN GEHEN WIR ENDLICH AUF DIE STRASSEN???
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Ohne Rücksicht
Im Gegenzug zu diesem Urteil sollte man die Zahl der zugelassenen Asylanträge einfach halbieren.
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Paul Kersey
Bald kann man als vernünftiger Deutscher nur noch seinen Krempel zusammenpacken und auswandern
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Max Müller
Wer sich nicht selbst versorgen kann, zurück in den Flieger.
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Klausius Franzius
Ich bin für eine Änderung im Grundgesetz,welches UNS die Möglichkeit einräumt in Flugzeugen die nach Deutschland fliegen den Passagieren sofort nach betreten des Fliegers die Pässe abzunehmen u.erst in Deutschland nach einer Kontrolle zurückzugeben od.die Menschen welche illegal eingereist sind sie sofort wieder ins nächste Flugzeug zu setzen u.dahin zu schicken von wo sie gekommen sind.Dann ist es diesen Verbrechern;und das sind sie ja laut Gesetz bei illegaler Einreise;nicht möglich sich ihrer Reisepässe zu entledigen u.ihre Herkunft zu verweigern.Das wäre doch nur Gerecht,Oder (mehr …)
Ich weiß nicht, ob Peter Altmaier schwul ist. Aber ich finde es — anders als die Chefredakteurin der „taz“ — legitim, darüber zu spekulieren.
Der neue Umweltminister hat die „Bild am Sonntag“ wie zuvor schon anderen Medien zu sich nach Hause eingeladen. Er hat sich „am heimischen Herd“ mit einer Pfanne Bratkartoffeln fotografieren lassen. Und er hat die Frage der „Bild am Sonntag“-Leute beantwortet, warum man „in den Archiven nichts von einer Partnerin findet“:
„Ich bin ein sehr geselliger und kommunikativer Mensch. Doch der liebe Gott hat es so gefügt, dass ich unverheiratet und allein durchs Leben gehe. Deshalb kann in den Archiven auch nichts über eine Beziehung stehen. Ich hadere nicht mit meinem Schicksal. Wenn es anders wäre, wäre ich längst verheiratet oder in einer festen Beziehung. Aber ich hatte und habe immer eine kleine Zahl guter Freunde, mit denen ich über alles reden kann.“
Das sind bemerkenswert apodiktische Formulierungen: „Der liebe Gott hat es so gefügt“ und „mein Schicksal“. Formuliert so jemand, der bloß noch keine Partnerin gefunden hat? Oder spricht hier jemand verschlüsselt über seine Homosexualität? (mehr …)
Morgen ist es genau zwei Jahre her, dass der Hund bei mir eingezogen ist. Diese Bilder hier von Bambam mit seinen Geschwistern Bodza und Borzos sind aber noch ein Jahr älter:
Der „Stern“ über Markus Lanz
Ich habe im „Spiegel“ dieser Woche versucht zu erklären, was Markus Lanz für mich so unausstehlich macht.
Es sind ja nicht nur diese Posen, das Finger-an-den-Mund-legen, der Dackelblick, dieses sich Spreizen, die Witzelsucht, die konsequente Unterforderung des Zuschauers, die persönlichen Zudringlichkeiten, das Desinteresse an Inhalten, die Fragetechnik, die von Johannes B. Kerner gelernte Kunst, sich von sich selbst zu distanzieren, die Phrasen, die angestrengte und anstrengende Vortäuschung des kritischen Nachfragens, das Aufondulieren der Sprache, die Wichtigtuerei, das ganze streberhafte Gehabe.
Es ist auch das Ausmaß, in dem er aus seiner Talkshow eine Art Betriebsausflug gemacht hat, mit diesem unbedingten Willen zur kontrollierten Ausgelassenheit und dieser gezwungen Kumpelhaftigkeit. Hinter einer Fassade moderner Munterkeit tun sich Abgründe spießiger Bräsigkeit auf.
Man kann sich das schlecht vorstellen, wenn man es nicht gesehen hat, und weil ich mir ohnehin viele Stunden „Markus Lanz“ ansehen musste, habe ich als Begleitmaterial zu meinem „Spiegel“-Artikel ein Worst-Of aus den Sendungen zusammengestellt. (Ich rede mir ein, dass die Stunden, die das gedauert hat, nicht nur dem Erkenntnisgewinn dienen, sondern auch einen therapeutischen Effekt für mich hatten.)
Aus dem kurzen Video, das ich mir ursprünglich vorgestellt hatte, ist dann allerdings eine über 20 Minuten lange Collage geworden:
Wer sich davor fürchtet, kann sich allerdings auch das folgende Kondensat auf Quickie-Länge (150 Sekunden) ansehen:
Das Schlimmste an alldem ist die Ahnung, dass Lanz alles richtig macht. Dass das vom ZDF genau so gewollt ist. Dass der Sender sich vorstellt, dass seine Zuschauer so unterhalten werden wollen: so routiniert, so manieriert, mit dieser Mischung aus Wichtigtuerei und Besinnungslosigkeit — Anarchie für Leute, die es anarchisch finden, den Käse im Kühlschrank mal ins Gemüsefach zu legen.
Es ist leicht, sich vorzustellen, wie Lanz diese Art der Unterhaltung vom Herbst an nicht mehr nur am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag herstellt, sondern auch am Samstagabend in einer Sendung namens „Wetten dass“. Man muss sich nur ein Sofa anstelle der Sessel denken und Robbie Williams oder Angelina Jolie zusätzlich darauf.
Nachtrag, 5. August: Inzwischen kann man den „Spiegel“-Artikel auch kostenlos lesen.