Der Peer dokumentiert drüben aufopferungsvoll, wie die Sendergruppe ProSiebenSat.1 sich bis zuletzt mit allen Kräften dagegen gestemmt hat, ihre „Dauerwerbesendungen“ als „Dauerwerbesendungen“ zu kennzeichnen — und jetzt doch einen Gerichtsbeschluss kassiert hat, der ihnen den verschleiernden Ersatzbegriff „Promotion“ untersagt.
Er verrennt sich da in was. Das Wort, an dem man seit Jahren die meisten Dauerwerbesendungen bei ProSieben erkennt, ist nicht „Promotion“, sondern „Galileo“.






So informierte das gleichnamige tägliche „Wissensmagazin“ seine Zuschauer gestern darüber, dass es einen neuen Sommer-Eis-Trend gebe: Man kaufe sein Eis in dieser Saison bei einer Kette namens „Australian Homemade“ (Video der Sendung, ab 18:15).
Das kommt für Berliner einigermaßen überraschend, wo der „Australian Homemade“-Laden an der Friedrichstraße 2002 auf- und 2007 wieder zugemacht hat, aber es wird schon stimmen, das mit dem Trend, sowas denken die sich ja nicht aus.
Die „Galileo“-Reporterin jedenfalls ist der Sache mal auf den Grund gegangen und kann feststellen: „Sie nennen sich Australian Homemade und verkaufen in ihren In-Läden exquisite, handgemachte Pralinen, hochwertige Eiscreme und fruchtige Sorbets.“ Alles, was sie herstellen, scheint ausschließlich mit Adjektiv im Angebot zu sein: „exquisite Pralinen“, „edles Sorbet“, „besonders wertvolles Marzipan“.
Im Stil einer investigativen Reportage hat die „Galileo“-Filmemacherin, die im Beitrag „Dr. Nicole Rettenwender“ genannt wird, einen „Australian Homemade“-Produktionsort nach dem anderen besucht und ist offenbar so lange hartnäckig geblieben, bis man ihr endlich einen unternehmenseigenen PR-Film ausgehändigt hat. (Kann natürlich auch sein, dass die Filme erst zu unternehmenseigenen PR-Filmen wurden, nachdem „Galileo“ sie gedreht hat, das lässt sich schlecht unterscheiden.)
Nach Betrachten dieser sieben Minuten kann ich jedenfalls bestätigen: Das sind ganz tolle Pralinen und Eissorten, die die da machen, bei „Australian Homemade“, mit mehr Gutem und weniger Schlechtem drin als bei anderen Pralinen- und Eis-Anbietern, und wer hätte mich sonst so verlässlich darüber aufgeklärt (also, außer der Pressestelle des Unternehmens selbst natürlich, das auf den schönen Film auch auf seiner Homepage hinweist — mit den Worten: „Wir wünschen uns allen viel Spaß“).
Ich hatte neulich in einer anderen Sache mal bei der Pressestelle von ProSieben angefragt: Wegen der Leidenschaft des Senders, über die Sandwich-Firma „Subway“ zu berichten. „Galileo“ informiert seine Zuschauer seir Jahren kontinuierlich über dieses tolle Unternehmen (Das Rezept des Subway-Brotes, 13. März 2006; Wie wird das Subway-Brot so lecker, 27. Juli 2007; „Sandwich XXL“, 10. Februar 2008; „Existenzgründer Subway“, 18. Februar 2008; „Knochenjob Subway“, 17. April 2008) unterstützt durch Sendungen wie „Deine Chance“, die in diesem Jahr schon zweimal Kandidaten bei der Bewerbung für die Sandwich-Kette begleitete (3. Januar und 28. Februar).
Die Unternehmenssprecherin teilte mir mit, die Berichterstattungen hätten „ausschließlich mit journalistischen Gründen zu tun“. Die ProSieben-Zuschauer interessiere auch die gesamte Logistik hinter solchen Systemgastronomien, wovon „Galileo“ sehr profitiere: „Galileo“ habe neben „Subway“ natürlich auch „McDonalds“-Logistik und „Burger King“-Logistik „seziert“ — „und eine der erfolgreichsten Reportagen bei ‚Galileo‘ war ein Logistik-Stück über ‚Nordsee'“.
Der Eindruck trügt also, dass „Galileo“ nur für „Australian Homemade“ oder „Subway“ wirbt. Und wenn sich jemand beschwert und sagt, das sei doch eine Dauerwerbesendung, die müsse doch entsprechend gekennzeichnet sein, kann ProSieben sagen: Ist doch. Das blaue „Galileo“-Logo unten links und die kleine Sieben oben rechts.