Autor: Stefan Niggemeier

Monica Ivancan

Sie war für RTL die „Bachelorette“ und durfte sich unter den Augen der Öffentlichkeit aus 25 Schönlingen einen Mann aussuchen. Andere Menschen zerbrechen an solchen Erfolgen. Was soll danach noch kommen? Wie kann man noch Ziele haben im Leben, wenn man schon ganz oben ist?

Monica Ivancan wusste, was sie tun musste, um nicht depressiv zu werden vor lauter Glück: Sie teilte es mit anderen. Sie zog sich aus für ein Männermagazin. Und dann für ein anderes Männermagazin. Sie liierte sich mit einem bekannten Komiker und schenkte dadurch „Bild“ Sätze wie: „An ihr darf nur der Oli pochern.“ Und nun hilft sie anderen Menschen, die nicht schön genug sind, um so erfolgreich zu sein wie sie, und zeigt ihnen, dass es auch für sie Hoffnung gibt: Wenn sie es irgendwie schaffen, ein bisschen weniger scheiße auszusehen. Nebenbei zeigt sie freundlicherweise, dass sie nicht nur gut aussieht, sondern auch eine blöde Kuh ist. Ein Leben für die gute Sache.

Entschuldigung. Es ist schwer, über die ProSieben-Sendung „Das Model und der Freak“ zu schreiben, ohne beleidigend zu werden. Ohne dem dringenden Bedürfnis nachzugeben, alle Beteiligten mit Exkrementen zu bewerfen. Man fühlt sich nach dem Ansehen selbst so schmutzig. Und so hilflos.

Mit unfassbarer Lust und Selbstverständlichkeit macht die Show schwächere Menschen, kontaktscheue, gescheiterte, unsichere Außenseiter verächtlich. Als Menschen kommen die „Freaks“ nicht vor – bis sie den Crashkurs der „Models“ absolviert haben, die mit ihrer hohlen Schönheit zu engelsgleichen Rollenmodellen überhöht werden, die dadurch, dass sie sich überhaupt mit den Freaks abgeben, schon einen Mutter-Theresa-Barmherzigkeitspreis verdient hätten. Aus jeder Szene trieft die Herablassung, die Abscheu. Vor einer Kunstaktion heißt es aus dem Off: „Steckt in dem Arbeitslosen vielleicht ein Kreativer?“ Und: „Freak Ivan soll lernen, seine Hemmungen bei Frauen zu verlieren; Körperlichkeit lässt er nämlich so gut wie nie zu. Das soll Tänzerin Sharon jetzt ändern.“

Die Therapie besteht darin, dass „Tänzerin“ Sharon dem Ivan an ihrem Arbeitsplatz, einer Tabledance-Bar, ausgiebig ihren nackten Hintern ins Gesicht schüttelt.

Und Monica Ivancan holt einen der Männer zu sich in die Umkleidekabine, demonstriert ihm im Detail, woran er ihre Körbchengröße erkennt, und als er später unsicher kichert, weil ihm gesagt wird, er rieche und solle sich die Augenbrauen rasieren, ermahnt sie ihn streng, das sei kein Spaß hier.

Sie hat sich unsere Verachtung redlich verdient.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Public Wetting

  • 23:02. Stefan: Äh, ja. Ich hatte zwar nach dem letzten Live-Blogging schon ein größeres Server-Paket gebucht, aber es war wohl nicht genug. Und es ist eh immer noch das nicht so tolle Live-Blogging-Plugin. Vor dem nächsten Versuch mache ich meine Hausaufgaben, versprochen! Trotzdem vielen Dank all den Kommentatoren. Schöne Grüße. Bis bald!
  • 23:00. Peer: 22.40 Uhr: Wie traurig. Unser Liveblogging ist zum Live-on-Tape-Bloggiung geworden. Und "Wetten dass…?" macht nach Kool and the Gang Sommerpause. Was für ein Abend! Wir verabschieden uns nachträglich. Stefan?
  • 22:59. Peer: 22.31 Uhr: Huch – jetzt schon vorbei? War der Bohlen eigentlich da? Hab ich gar nicht mitgekriegt.
  • 22:59. Stefan: 22.30. Warum wird am Ende, wenn die Sendung durch ist, nochmal gesungen? Warum? Und dann noch zwei Songs? Das machen die bei "Wetten dass" seit einiger Zeit, und ich verstehe es nicht.
  • 22:58. Peer: 22.29 Uhr: Der Zungenmann wird Wettkönig. Na, wer hätte das gedacht? Äh: Wer hätte das nicht gedacht? Und unten die Einblendung: 5 Minuten wird überzogen. Wie? Nur 5 Minuten? Es geht zuende mit dieser Show.
  • 22:58. Peer: 22.23 Uhr: Ein hüpfender mallorcinischer Sänger rockt die Arena. Soll ein Sommerhit sein, was er da singt. Nun gut. Man lernt nie aus.
  • 22:57. Stefan: 22.21 Uhr. Liz Hurley singt mit Robert Blanco "Ein bisschen Spaß muss sein", und ich weiß wieder, warum ich als sehr junger Mensch schon inständig hoffte, dass jemand nach der Sendung die ausländischen Gäste beiseite nimmt und ihnen all die Merkwürdigkeiten erklärt, die da passiert sind, und ihnen sagt, dass wir nicht alle so sind.
  • 22:57. Peer: 22.19 Uhr. Hurley und Blanco singen "Ein bisschen Spaß muss sein", Blanco hält Hurley dabei im Taillengriff und das Publikum klatscht falsch im Takt dazu. Irre. Gottschalk über Blanco: "In Fachkreisen nennt man ihn den Fluch der Karibik."
  • 22:57. Stefan: 22.16 Uhr. Schön war dieses Schweigen Gottschalks: Er guckt Liz Hurley an, denkt, dass er vielleicht irgendsowas wie Konversation betreiben sollte und niemand was sagen wird, wenn er nichts sagt, und sagt dann, quasi als Kapitulation, in dieser Arena auf Mallorca zu ihr: "Du bist immer gerne in Deutschland."
  • 22:56. Peer: 22.15 Uhr: Jetzt darf Blanco seinen geschaufelten Mist vorne in die erste Reihe zur versammelten ZDF-Riege bringen. Chefredakteur Brender grinst. Und hat wieder sein senffarbenes Sakko an.
  • 22:56. Stefan: 22.12 "Um Gottes Willen, Du hast Kinder", sagt Gottschalk zu dem Kandidaten, der mit der Zunge Ventilatoren anhält.
  • 22:53. Peer: 22.11 Uhr: Wir hatten gerade ziemlich Probleme mit dem Server. Pardon. Jetzt jedenfalls will Marc Böhm aus Bottrop einen Ventialtor mit der Zunge anhalten, und das klingt nicht nur extrem albern, sondern sieht auch äußerts lustig aus. Und weil Liz Hurley nicht geglaubt hat, muss sie gleich was von Roberto Blanco singen.
  • 22:49. Stefan: Liz Hurley auf dem Sofa. Oder wie Gottschalk ablas: "Elizabeth Hurley". Jo.
  • 22:03. Peer: Gottschalk bietet Liz Hurley die Pina Colada an – aber da hat die Schöneberger vorher schon dran genuckelt bevor sie in die Stallungen verschwand!!! Unfassbar. ZDF spart an den Getränken.
  • 22:03. Stefan: Liz Hurley auf dem Sofa. Oder wie Gottschalk ablas: "Elizabeth Hurley". Jo.
  • 21:57. Stefan: Man weiß ja nicht, ob Enrique Iglesias, der nun seit vielen Stunden auf diesem Sofa sitzt, das ganze Geschehen ins Ohr übersetzt kriegt. Vor allem weiß man nicht, ob man es ihm wünschen sollen.
  • 21:55. Peer: Bastian in den Kommentaren fragt, ob ich es wirklich nötig habe, Witze von Gottschalk zu klauen (das Documenta-Ding). Äh, vielleicht sollte ich einfach besser zuhören.
  • 21:52. Peer: Bon Jovi sind gerade dran. Schlagzeuger Tico Torres hat übrigens ein Geschäft für Babymode im Nebenberuf, hab ich heute mitbekommen. Spannend, oder?
  • 21:51. Stefan: Bon Jovi. Man kann ja viel gegen den haben. Was ICH gegen den habe: Der hat Ally McBeal auf dem Gewissen.
  • 21:51. Stefan: Roberto Blanco muss jetzt den den Stierstall ausmisten. Wobei der Stier richtig sympathisch aussieht. Die Hörner sind ihm glaube ich auch nur aufgeschnallt. Sicherheitshalber und so.
  • 21:46. Stefan: So im Dunkeln macht die leere Arena doch was her. Nett angeleuchtet.
  • 21:45. Peer: Chinese erfolgreich: 25 Sekunden mit den Zähnen gehalten. Hat ein bisschen nach Documenta ausgesehen.
  • 21:42. Peer: Gottschalk: "Alptraum für Ackermann: Chinesen schlucken deutsche Bank."
  • 21:42. Stefan: Gottschalk: "Was heißt ‚ein bisschen Spaß muss sein’ auf chinesisch?"
    Übersetzerin: – – –
    Gottschalk: "Ha Ha Ha."

    (Heißt das nicht "Yahoo"?)

  • 21:41. Peer: Hier stapelt gleich ein Chinese irgendwelche Bänke mit den Zähnen oder so.
  • 21:40. Stefan: Erschütternde Kommentare aus den, äh, Kommentaren:
    Johannes: Das wirklich schlimme ist: ich hocke hier ohne alkohol.
    (Das haben wir nicht gewollt.)
  • 21:37. Peer: Schöneberger hat übrigens ihre beste "Blondes Gift"-Sendung damals mit Blanco gemacht, als sie ihn nach dem Ärger in der Boulevardpresse um seine zahlreichen Liebschaften ganz ernst fragte: "Du drängst dich nie in den Vordergrund, Roberto, warum lassen dich die Medien nicht in Ruhe?"
  • 21:35. Stefan: Henry Maske fotografiert als Tourist verkleidet das Publikum. Das Publikum tobt.
  • 21:34. Stefan: Man wirft Wetten dass ja immer vor, dass da nur Leute hingehen, um ihre neuen Platten und Filme zu promoten. Andererseits, wenn man das streng nähme, dürfte Roberto Blanco da nicht sitzen.
  • 21:31. Peer: Ich glaube ja: Wenn der Pocher das ab Herbst mit dem Gottschalk zusammen macht, wird das alles viel, viel besser.
  • 21:29. Peer: Roberto Blanco und Barbara Schöneberger kommen reingekutscht. Blanco schmeißt sich gleich mal an Gercke an. Und Gottschalk: "Deine Mutter fand ihn toll."
  • 21:27. Peer: Promispotting: Ich hab Heidi Klums Peyman schon im Publikum gesehen, hat aber offenbar nur für einen Platz in den hinteren Reihen gereicht. Wer hat mehr zu bieten?
  • 21:26. Stefan: Allgemeine Begeisterung hier über die Fantastischen Vier. Also, mal ernsthaft: Es braucht ja nicht viel, um mal was Originelles, Nettes zu machen. Vor 10 Mio Zuschauern. Man muss sich nur ein ganz klein bisschen Mühe geben.

    (Gottschalk macht natürlich alles kaputt, wenn er hinterher dasteht und fragt: "Was sagt ihr zu Malle?")

  • 21:25. Peer: …und jetzt explodiert die Zelle. So. Das war also der Höhepunkt des heutigen Abends.
  • 21:24. Peer: Hihi, Andy Ypsilon spielt Keyboard an der Telefonzellenwand…
  • 21:23. Stefan: Ich wollte gerade sagen, dass die Wetteinlösung von Halmich und Maske, die verkleidet Touristen auf Mallorca spielen, die Mark Medlock und Dieter Bohlen treffen und staunen, wahrscheinlich die peinlichste Wetteinlösung aller Zeiten war. Aber das stimmt sicher nicht.
  • 21:23. Peer: Die Fanta 4 sind einfach lustig: Die quetschen sich in eine Telefonzelle beim Singen. Wenigstens einer muss ja heute abend originell sein.
  • 21:21. Peer: Halmich und Maske kommen gerade als Malle-Touristen verkleidet rein. Hat ein bisschen was von Bauerntheater.
  • 21:19. Stefan: Nein, genau genommen hat er gewonnen: Einen Gutschein für DIE WILDEN KERLE, ein T-Shirt von DIE WILDEN KERLE, ein Gespräch mit den Hauptdarstellern von DIE WILDEN KERLE und einen Auftritt in einem Schleichwerbespot zu DIE WIL– ach ja, das war ja jetzt schon.
  • 21:18. Stefan: Das Kind hat die Kinderwette gewonnen und gewinnt nun… ein Besuch am Set von "Die Wilden Kerle".
  • 21:16. Stefan: Ich fand den Moment am lustigsten, als der süße Kleine aus dem Türrahmen gefallen und fies auf dem Arenaboden aufgeditscht ist . Also, das hätt ich am lustigsten gefunden.
  • 21:14. Peer: Stefan, was fandest du denn bisher am lustigsten?
  • 21:13. Peer: Ich finde ja das lustige Promiraten im Publikum viel lustiger als diese Wettdingse. Da war gerade Barbara Becker neben ZDF-Programmchef Bellut und die beiden haben getuschelt. Uiuiuiui.
  • 21:11. Stefan: Nun zeigt der Kleine noch sein Seil, in das ihm seine Klassenkameraden "Glück" geknotet haben, wollte ich noch sagen.
  • 21:09. Peer: Bohlen sagt: Ich creme ganz Malle ein, wenn der Kleine das nicht schafft.
  • 21:09. Stefan: Nächste Wette. So komische schwäbische Kinder, Geschwister, also der Junge davon, total süß. zieht sich um während er im Türrahmen hängt. Und jetzt erklärt er gerade, wie es dazu kam, also, er hing im Türrahmen und dann kam die Mutter und er sollte ins Bett und dann wollte er den Schlafanzug noch wäh−-−- ich hab’s nicht kapiert. Kinder im Fernsehen werden überschätzt. Schwäbische zumal. (Gottschalk macht irgendeinen Witz mit "Aus dem Rahmen fallen") Nun zeigt der Kleine noch sein Se
  • 21:06. Peer: Hab ich das gerade richtig verstanden? Bohlen muss Medlock einreiben, wenn sie falsch getippt haben bei ihrer Wette. Mit was denn, verdammt?
  • 21:03. Peer: Medlock zur Adoption freigeben! Los!
  • 21:03. Peer: Gottschalk beschwert sich, dass er immer Haue kriegt, wenn er seine Gäste anfasst. Gut, dass Medlock genauso viel tascht.
  • 21:02. Stefan: Iglesias sagt (dort): "Ich habe viel Glück gehabt in meinem Leben", und wahrscheinlich meint er, dass er wenigstens nie mit Dieter Bohlen singen musste.
    Malte (von Spreeblick) sagt (hier), er hat jetzt noch Gänsehaut. Im Darm.
  • 21:01. Stefan: Treffende Kommentare aus den, äh, Kommentaren:
    Gerd Krüger: "Mir wäre Andy Borg lieber gewesen."
  • 21:01. Peer: Jetzt sitzen sie übrigens alle zusammen auf der Couch.
  • 21:00. Peer: Medlock zieht wieder die Bohlen-hat-mich-gerettet-Nummer ab. Igitt.
  • 20:58. Stefan: Sie singen wirklich quasi alte Modern-Talking-Lieder nach. Kann bitte jetzt jemand die Stiere in die Arena lassen?
  • 20:57. Stefan: Sie singen: "You can get it if you really try". Hier hängt sich der Server auf. Ich würde auch gerne.
  • 20:56. Peer: Bohlen hat nur einen Gesichtsausdruck, wenn er an der Gitarre steht: Grinsebeflaggung, quasi. Und was ist das überhaupt für ein beknackter Song? Kaufhausmusik?
  • 20:55. Stefan: Gottschalk kündigt das nächste Traumpaar nach Susi&Strolch an: Bohlen&Medlock
  • 20:53. Stefan: Iglesias muss jetzt wegen seiner verlorenen Wette aufs Nagelbrett. Ich fürchte, das ist eine Kournikova-Anspielung.
  • 20:51. Stefan: Er hat’s dann aber doch noch geschafft. Der Kaffeeschwimmer. Könnte übrigens auch im Fernsehgarten sein, wo er da steht. Das wär’s doch: Wetten dass schaltet live von Mallorca zu den Außenwetten in den Fernsehgarten.
  • 20:49. Peer: Wo ist denn der Raab? Warum schwimmt der nicht mit?
  • 20:49. Stefan: So. Dem jungen Mann ist nach 1 Sekunde sofort die Tasse ins Wasser gefallen, bevor er überhaupt losgeschwommen ist. Malte hier sagt: "So war mein erstes Mal."
  • 20:46. Peer: Die Halmich auch nicht: Bei der reichen die Füße von der Couch nicht mal mehr zum Boden.
  • 20:46. Stefan: Gottschalk: "Henry, du würdest heute nicht so dasitzen, wenn du nicht dein Leben lang Sport gemacht hättest." Hö?
  • 20:44. Stefan: So. Nächste Wette. Muskelprotz schwimmt und balanciert dabei mit einem Fuß Kaffeetasse. Wenn ich das richtig verstanden hatte, muss er nicht mit dem anderen Fuß umrühren.
  • 20:44. Peer: Hinter dem Wettkandidaten in der Live-Schalte winken wieder die Kandidaten – leider in die falsche Kamera.
  • 20:42. Peer: Jetzt gibt’s gleich schwimmende Kellner.
  • 20:42. Stefan: Malte vom Spreeblick, der uns hier beim Livebloggen zuguckt, fragt, ob das rothaarige Topmodel (das jetzt zusammen mit dem "Altmodel" (Gottschalk) auf die Couch gekommen ist) weiße Strümpfe anhat oder solche Beine.
  • 20:39. Peer: …und die Topmodels von Pro Sieben sind auch da, um Iglesias zu bezirzen. Und Gottschalk nennt Lena Gercke "Altmodel".
  • 20:37. Peer: Marianne und Michael sitzen im Publikum! Ich dachte, die verstünden sich nicht mehr…
  • 20:36. Stefan: Enrique Iglesias sagt, das sei "einfach genial", mal so viele Deutsche auf einer spanischen Insel zu sehen. Ja, was "Wetten dass" alles möglich macht.
  • 20:36. Peer: Stefan, der offizielle "Wetten dass…?"-Sponsor ist doch AUDI!!!
    «Link»
  • 20:35. Stefan: Witze aus den Kommentaren:
    Fipps: Ob der Radler aus zeitgenössischen Gründen jetzt zur Dopingprobe muss?
  • 20:34. Stefan: Das findet also in einer Stierkampfarena statt. Und, ja, ich würde auch nicht HINTER der Bühne sitzen wollen. Will offenbar keiner. Und ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber das sieht NOCH billiger aus als das übliche Wetten-dass-Bühnenbild: Leere Stierkampfarenaränge. Das hätt man aber auch gut in der Volkswagenarena drehen können, da hätte man nicht mit Sack und Pack nach Malle fahren müssen.
  • 20:33. Peer: Das ist ja wie im Fernsehgarten: Iglesias balanciert ins Publikum. Ich hab Angst, das gleich Andrea Kiewel übernimmt.
  • 20:32. Peer: Wo sind denn die aufwändigen Dekos für Enrique Iglesias?
  • 20:30. Stefan: Jo. Junge fährt mit Fahrrad über Flaschen. Wette gewonnen. Höm. Die vielleicht kürzeste Wette aller Zeiten. Komisch, muss gar nicht lang sein, um langweilig zu sein.
  • 20:29. Peer: Felix wettet: Er fährt mit dem Rad über eine Reihe Bierflaschen. Spektakulär. Gottschalk: "Soll ich den Mund halten oder viel Glück wünschen?" Felix: "Kannste ruhig machen." Hihi. Mund halten?
  • 20:26. Stefan: Wie peinlich, in den Kommentaren unten ist es JETZT SCHON lustiger als hier oben. Kasula fragt, ob die weiße Kleidung, die alle Männer tragen, eine Hommage an Brinkmann ist.
  • 20:25. Peer: Ach, waren doch Flaschen.
  • 20:24. Peer: Nachher gibts auch noch ne Wette mit Biergläsern. Die müssen bestimmt alle erst ausgetrunken werden.
  • 20:23. Peer: Erste Aufforderung zum Ausziehen von Gottschalk. Aber bloß an Maske.
  • 20:23. Stefan: Die Kamera zeigt den gaaaaanzen Weg der, äh, Bedienung, die die Getränke bringt. Neuer Trendsport: 100-Meter-Weitbiertragen.
  • 20:21. Stefan: Gottschalk mag gar nicht daran denken, wenn Regina Halmich und Henry Maske ein Paar wären im Leben
  • 20:20. Peer: Sportler am Anfang: Maske und Halmich sitzen als erstes auf dem Sofa. Und Gottschalk bietet schon mal Nachos an. Statt Gummibärchen.
  • 20:19. Peer: Du hast gesagt, du würdest mich bezahlen.
  • 20:19. Stefan: Peer, warum gucken wir das nochmal?
  • 20:18. Peer: Dass sind doch überraschend viele Zuschauer, die Air Berlin da nach Malle gekarrt hat.
    «Link»
  • 20:17. Stefan: MainP: Überschrift ist gekauft!
  • 20:16. Peer: …und Gottschalk ist schon wieder ganz in weiß mit Bart. Das scheint eine Sommerkrankheit zu sein bei ihm.
  • 20:15. Peer: Los geht’s – mit einem Hubschrauberkameraflug über Palma.
  • 20:13. Peer: Stefan, krieg ich ein Bier?
  • 20:12. Peer: Ach, übrigens: heute aktualisieren wir (bzw. das Blofenster) uns leider nicht von selbst. Ganz anders als letztes Mal, wo das ja so prima geklappt hat, äh…
  • 20:07. Peer: Habe gehört, die Wetten seien heute "überraschend gut".
  • 20:07. Stefan: (Vorschläge für eine bessere Überschrift werden übrigens gerne noch entgegen genommen.)
  • 20:04. Stefan: Auf zdf.de kann man übrigens das Warm-Up sehen: «Link»
  • 20:02. Stefan: *ins-Mikro-pust*
    (fiese Rückkopplung)

Was Christoph Keese „für Online“ schreibt

Die Kollegen von onlinejournalismus.de haben mal beim Verlag Axel Springer nachgefragt, was denn aus dem plötzlich verschwundenen Blog von „Welt am Sonntag“-Chef Christoph Keese geworden ist. Sie bekamen folgende Antwort:

„Herr Keese schreibt nach wie vor viel für Online. Den Blog führt er hingegen nicht fort.“

Das „nach wie vor viel“ lässt sich quantifizieren:

Für das von ihm geleitete Internetangebot „Welt Online“ scheint Herr Keese seit dessen Relaunch Anfang Februar laut Archiv drei Artikel geschrieben zu haben (1, 2, 3) — der letzte stammt vom 26. April 2007. Alle anderen Artikel Keeses hier sind Übernahmen aus der Print-Ausgabe. Von den sechs Kommentaren Keeses, die sich auf „Welt Debatte“ finden, erschien nur ein Artikel nicht in der gedruckten „Welt am Sonntag“.

Wenn Herr Keese nach wie vor viel „für Online“ schreibt, muss man ihn für seine Ausdauer bewundern. Wo doch fast nichts davon veröffentlicht wird.

Reden ist Silber, Löschen ist Gold

Ich weiß nicht, ob der „Welt“-Reporter in Brüssel übernächtigt war oder zuviel vom Riesling probiert hat oder doch nur die Tastatur seines Laptops klemmte, bevor er dies bloggte:

Ich würde das nicht aufspießen, wenn „Welt Online“-Oberchef Christoph Keese nicht vor ein paar Wochen so getönt hätte:

Im Journalismus gibt es keinen Einhandbetrieb, sondern Autoren, die Texte schreiben, und Redakteure, die Texte bearbeiten, oft in einem vielstufigen Verfahren. Erst dadurch entsteht professioneller Journalismus.

Gute Redaktionen lesen Texte in drei, vier oder fünf unterschiedlichen Stufen gegen, bevor diese veröffentlicht werden. Was am Ende in der Zeitung oder online erscheint, ist Teamarbeit.

[… Künftig werden] alle Blogs eigener Redakteure vor der Veröffentlichung gegengelesen.

Lustigerweise hat die „Welt“ gestern sämtliche Blog-Einträge, die Keese selbst in seinem „Welt Online“-Blog „Im Newsroom“ geschrieben hat, per RSS-Feed noch einmal verschickt:

Quasi als Abschiedsgruß, denn die Einträge sind nicht mehr da. Und das Blog auch nicht. Wer auf die Links klickt, bekommt nur eine Fehlermeldung. Der „Welt Online“-Chef bloggt nicht mehr vom „Balken hoch über Berlin“, wie er das am 24. April in seinem ersten von insgesamt drei Einträgen nannte.

Das ist vielleicht ein bisschen peinlich, aber nicht sehr. Denn das ist (unter anderem) so schön am Bloggen: Man kann es einfach ausprobieren, es kostet nichts, und wenn man merkt, dass es nicht funktioniert — warum auch immer — lässt man es wieder.

Schlimm ist aber, dass die „Welt“ sich wieder nicht traut, mit ihren Lesern zu kommunizieren. Keeses Blog-Einträge sind einfach gelöscht worden, zusammen mit schätzungsweise ein paar Dutzend Leserkommentaren. Ohne Spuren, ohne Erklärung, nur mit einer Meldung, die den Fehler beim Leser sucht. Welcher Zacken wäre Keese aus der Krone gebrochen, wenn er seinen Lesern noch einen kurzen letzten Eintrag geschenkt hätte, mit ein, zwei Sätzen der Erklärung (Keine Zeit / Aufwand überschätzt / Vielbeschäftigter Chefredakteur / Nur ein Experiment / Trotzdem Dank an die Leser / Verweis auf andere lesenswerte „Welt“-Blogs)?

Zum Relaunch von „Welt Online“ schrieb Keese den Lesern:

Wir wollen uns von einem Sendemedium zu einem Dialogmedium wandeln.

Und zum Start von „Welt Debatte“ hatte sein Kommentarchef Vollzug verkündet:

Damit entwickelt sich WELT ONLINE endgültig vom sender- zum dialogorientierten Medium und ermöglicht den Nutzern ein Höchstmaß an Interaktivität und Offenheit.

[via]

Die Preisfrage

Ich habe lange überlegt, ob ich nach Köln fahren soll, um dort heute den Grimme-Online-Award in Empfang zu nehmen, und Freunde und Kollegen nachhaltig mit meinem Endlosgegrübel genervt.

Ein netter Kollege von dpa fragte gestern den Tag über immer wieder nach, ob ich mich schon entschieden hätte oder ihm wenigstens eine Tendenz sagen könnte. Denn wenn ich führe, sei das Thema für die Agentur abgeschlossen. Wenn nicht, müsse man das noch mal ganz neu aufziehen.

Natürlich schmeichelt es meiner Eitelkeit, wenn eine persönliche Entscheidung plötzlich angeblich Nachrichtenwert hat. Aber eigentlich war mir das nicht Recht. Ich wollte kein großes Statement gegen das Grimme-Institut abgeben. Aber ich wollte eigentlich auch nicht Teil dieses Rummels in Köln sein und auf der Bühne stehen und gute Miene zum bösen Spiel machen.

Denn das waren dann doch zu viele Pannen und Fehler in diesem Jahr. Ein Preis, der professionell gemachte Internet-Angebote auszeichnen will, kann sich nur ein begrenztes Maß an Unprofessionalität leisten. Er müsste zum Beispiel wissen, wie man eine Zuschauerabstimmung so organisiert, dass sie nicht Stunden zu früh plötzlich zuende ist. Er müsste wissen, was für eine Aufregung entsteht, wenn es auffällt und man hinterher womöglich noch fadenscheinige Entschuldigungen sucht.

Ich kann auch nicht verstehen, dass weder die Jury noch das Grimme-Institut vorausgesehen haben, wie ihre Entscheidung, das Angebot eines Jury-Mitgliedes „nachzunominieren“ (ohnehin ein erklärungsdürftiger Prozess), in der Öffentlichkeit wirken würde. Entweder hätten sie diese Entscheidung gar nicht treffen dürfen (wovon ich immer noch überzeugt bin), oder sie hätten sie viel früher und gründlicher auf die Kritik eingehen müssen.

Viele der Kritiker aber haben bis heute den Ablauf der Entscheidungen nicht richtig verstanden. Sie sehen in der Entscheidung der Jury, den nachnominierten Kandidaten aus ihrer Mitte nun auch noch auszuzeichnen, eine Bestätigung dafür, dass die Jury die Kritik nicht nur ignoriert, sondern sich auch noch extra trotzig über sie hinwegsetzt. Dabei ist diese Entscheidung bereits vor dem ganzen Wirbel gefallen. Und wer das Abstimmungsverfahren bei Grimme kennt (ich war einige Male in der Jury des Grimme-Fernsehpreises), weiß: Wenn eine Jury jemanden nachnominiert, hält ihn eine Mehrheit der Jury vermutlich auch für preiswürdig — deshalb sind Nachnominierte immer besonders heiße Kandidaten dafür, tatsächlich einen Preis zu bekommen.

Dass die Abläufe, die manche Verschwörungstheorie widerlegen, vielen Kritikern nicht bekannt sind, liegt zum Teil daran, dass einige von ihnen seit Wochen so sehr damit beschäftigt sind, laut zu brüllen, dass sie inzwischen nur noch ihre eigenen Echos hören. Aber es liegt auch an der Unfähigkeit Grimmes, sie zu erklären. Gerade im Internet und mit den Mitteln des Internets.

Einige der Stellungnahmen des Veranstalters in den letzten Tagen deuten leider darauf hin, dass man das in Marl immer noch nicht verstanden hat. Dass man immer noch glaubt, alles sei letztlich richtig gelaufen, abgesehen von ein paar Pannen, für die man nichts könne. Eine Sprecherin sagte gestern zum Beispiel, erst durch „nicht ganz korrekte Darstellungen in einigen Blogs“ seien die Vorgänge zum Skandal geworden. Mit Verlaub: Das zu sagen, ist unklug und falsch. Die Nachnominierung eines Jury-Mitglied darf man auch bei korrektester Darstellung für einen „Skandal“ halten. Und übrigens auch dann, wenn die Regeln des Grimme-Online-Awards bei dieser Entscheidung penibel eingehalten worden sind. Wie Martin Schöb gestern in der „taz“ schrieb:

Auch hier wurden die Statuten also nicht verletzt, wie Uwe Kammann, Direktor des Grimme-Instituts, in einer Stellungnahme schreibt. Das stimmt, spricht aber umso klarer gegen die Statuten.

Ich finde, es gibt zu Recht viel Kritik am Grimme-Online-Award in diesem Jahr — vor allem beunruhigt mich, wie wenig die Veranstalter dieses Internet-Preises das Internet verstanden zu haben scheinen.

Aber manche Kritik ist maßlos, hysterisch und abwegig. Zum Teil zielt sie erkennbar ohnehin nicht auf den Preis, sondern nutzt ihn nur, um mit anderen Gegnern abzurechnen. Zum Teil steckt dahinter anscheinend auch die Lust an der gemeinsamen Jagd auf ein leichtes Opfer.

Der massivste Vorwurf ist der der „Mauschelei“; er ist auch der unbegründetste. Wenn es die Absicht der Jurymitglieder gewesen sein sollte, einem befreundeten Kollegen „mit undurchsichtigen Geschäften“ oder „nach geheimen Absprachen“ (die Bedeutung von „mauscheln“) einen Award zuzuschustern, sind sie die schlechtesten Mauschler der Welt. Sollte mit „Mauschelei“ eigentlich „Vetternwirtschaft“ gemeint sein, muss die Jury im Fall des „Elektrischen Reporters“, wie gesagt, mit diesem Vorwurf leben. Jenseits dieses Einzelfalls sehe ich aber keine Indizien, die es rechtfertigen würden, die Entscheidungen der Nominierungskommission und der Jury pauschal durch diesen Vorwurf zu entwerten. (Mehr dazu habe ich hier schon einmal aufgeschrieben.)

Es ist ja auch nicht so, dass es inhaltlich absurd wäre, den „Elektrischen Reporter“ in diesem Jahr auszuzeichnen. Absurd ist es nur deshalb, weil sein Betreiber in der Jury saß. (Wie berechtigt die Preise im Einzelnen sind, wer stattdessen eine Auszeichnung verdient hätte, darüber wird ja leider fast gar nicht diskutiert. Auch daran trägt Grimme eine Mitschuld – aber die Blogger zum Beispiel könnten es einfach ändern.)

Ich halte das Grimme-Institut für eine der unbestechlichsten Institutionen in der deutschen Medienlandschaft. Man kann Grimme vieles vorwerfen – aber dass sie korrupt seien? In der Jury des Grimme-Fernsehpreises hatten wir alle Freiheiten. Niemand sagte uns, „öhm, schön wär aber auch, mehr Sendungen vom ZDF auszuzeichnen“. Keiner räusperte sich auch nur, als wir einmal dabei waren, Heinrich Breloer, einen der Säulenheiligen des Instituts, bewusst leer ausgehen zu lassen.

Man kann mir natürlich vorwerfen, als Preisträger und Juror selbst schon Teil des korrupten Grimme-Systems zu sein. Man kann überhaupt allen alles vorwerfen und man wird, wenn man nur verblendet genug ist, für jede seiner Verschwörungstheorien Indizien finden. Man riskiert damit aber, eine Institution wie Grimme, mutwillig und dauerhaft zu beschädigen — und das noch unter dem scheinheiligen Vorwand, sie retten zu wollen. Ich glaube, wir brauchen so eine Institution wie Grimme. Und ich glaube, wir brauchen einen Preis wie den Grimme-Online-Award. Ich wüsste (trotz allem!) keinen renommiertere Auszeichnung im deutschen Internet, und ich glaube (so sehr das altehrwürdige Institut sichtlich mit dem Medium Internet fremdelt), dass es eine gute Heimat für einen solchen Preis ist.

Jedenfalls bin ich jetzt in Köln, gehe gleich zu der Verleihung und bin wild entschlossen, mich über meinen Preis zu freuen und sogar ein bisschen stolz zu sein. Und ich hoffe sehr, dass Grimmes merken, dass es nicht nur an den bösen Bloggern liegt, dass ihr schöner Preis in Verruf geraten ist, sondern auch an ihnen. Und dass sie das bis zum nächsten Jahr ändern können und müssen.

Nach unten offen

Sehr lustig finde ich übrigens, wie sehr die Kollegen beim Versuch, dieses Blogdings zu beschreiben, um Worte ringen. dpa zum Beispiel hat sich für die schöne Formulierung entschieden:

Zu den sechs Ausgezeichneten in drei Kategorien gehört der Medienjournalist Stefan Niggemeier, der für seinen nach ihm benannten Blog ausgezeichnet wird (…).

Und was lobt die Jury selbst an diesem von mir nach mir benannten Blog vor allem? Das Grimme-Institut weiß es: die „nach unten offenen Kommentarspalten“.

Ich habe keine Ahnung, was damit gemeint ist und inwiefern Öffnungen in andere Richtungen weniger preiswürdig gewesen wären; entscheidend scheinen aber weder die „Kommentare“ noch die „Spalten“ an sich zu sein. Die Agentur epd berichtet nämlich:

Die Juroren lobten die „nach unten offenen Kommunikationsseiten“ des Medienjournalisten Stefan Niggemeier (…).

Pöh.

Lachen, Lernen und Staunen mit der WAZ

Die sind lustig, bei der „WAZ“.

Letzte Woche rief ja der Herr Binder bei mir an, der neue Unternehmenssprecher, und sagte, ich könne jetzt aufhören, die „WAZ“ zu „schlagen“: Sie hätten die Falschmeldung von der G8-Randale längst berichtigt. Auf waz.de. Als ich ihm sagte, dass das, was da steht, keine Berichtigung, sondern eine Verschlimmbesserung ist, weil das Zitat nicht stimmt, beendete er schnell das Gespräch und sagte, da müsse sich Frau Fischer (der Autorin des Textes mit der Falschmeldung) noch einmal drum kümmern.

Ich habe danach nichts mehr von ihm gehört. Die „Korrektur“ mit dem falschen Zitat steht unverändert da.

Am 8. Juni schon hatte ich in der Sache auch eine Mail an Ulrich Reitz geschickt, den Chefredakteur der „WAZ“. Ich fragte ihn:

  • Hat die WAZ diesen Fehler berichtigt?
  • Berichtigt die WAZ grundsätzlich Fehler in ihrer Berichterstattung; gibt es z.B. eine feste Korrekturrubrik?
  • Warum fehlt das Thema Fehlerkorrektur im neuen Verhaltenskodex der WAZ? Glauben Sie, dass es weniger wichtig ist als das Thema Schleichwerbung, wenn es darum geht, das „Vertrauenskapital“, das Regionalzeitungen genießen, nicht zu gefährden?

Ich habe darauf bis heute keine Antwort bekommen.

Aber am vergangenen Donnerstag nahm Reitz an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Printmedien im Wandel“ im Wandel teil und beklagte sich, ohne meinen Namen zu nennen, über meine Impertinenz. „Was soll ich da reagieren“, fragte er sinngemäß und sagte, ebenfalls sinngemäß (ich war nicht dabei): „Ich lasse mir doch nicht meine Agenda aufzwingen!“

Das ist eine interessante Formulierung für einen Journalisten. Denn mal abgesehen davon, dass ich das Thema ja nicht frei erfunden habe, sondern es durch die Weigerung der „WAZ“ aufkam, ihre Leser korrekt zu informieren — machen Journalisten das jeden Tag: anderen ihre „Agenda“ aufzwingen. Sie rufen Politiker, Unternehmen, Sportler, Kulturschaffende an und erwarten Antworten zu den Themen, die sie für wichtig erklären. (Diskussionsteilnehmer hatten das Gefühl, dass Herr Reitz größere Probleme mit dem Gedanken hat, dass auch Journalisten und Medien damit leben müssen, Gegenstand von Berichterstattung und kritischen Nachfragen zu sein. Aber das ist ja nichts Neues.)

Heute saß versehentlich Stephan Holthoff-Pförtner, ein Vertreter der „WAZ“-Gesellschafter, beim Kölner „Medienforum“ auf der Bühne und sagte Sätze wie:

„Blogger verdienen nach meiner Ansicht nicht den Schutz des Artikel 5.“

Besonders gut hat mir gefallen, dass er laut dem Branchendienst DWDL sagte, Bloggen sei „wie Wikipedia“. Dort könne auch schon mal drei Wochen lang stehen, dass der österreichische Kanzler Moser heiße.

Ganz anders als bei der „WAZ“ also. Dort stünde es für immer.

(Mit Dank an Jens!)

Das Grimme-Online-Award-Debakel

Kann bitte jemand den Grimme-Online-Award aus den Händen dieser Organisatoren befreien?

Erst wurde ein Angebot nominiert, das offiziell erst gestartet ist, nachdem die Nominierungsfrist endete. Das sah nicht gut aus.

Dann wurde ein Angebot nachnominiert, das von jemandem betrieben wird, der selbst in der Jury saß – jedenfalls bis unmittelbar nach ihrer Entscheidung, sein Angebot nachzunominieren. Oder unmittelbar vor ihrer Entscheidung. Irgendwie so. Das sah nicht gut aus.

Und jetzt wurden die Sieger auf der offiziellen Grimme-Online-Award-Seite veröffentlicht, heute, zwei Tage zu früh. Das sieht nicht gut aus:

Was besonders schlecht aussieht daran: Dort steht auch schon der Gewinner des Publikumspreises. Theoretisch sollte man über den zu dieser Stunde immer noch abstimmen können. Tatsächlich klappt das auf den entsprechenden Seiten schon mindestens seit dem späten Nachmittag nicht mehr.

Ich habe also diesen Grimme-Online-Award 2007 gewonnen. Will ich ihn haben?

[via Judith in den Kommentaren]

Harald Schmidts unerträgliche Langeweile

Die alten Reflexe funktionieren noch. Ungefähr einmal im Jahr macht der „Spiegel“ ein großes Interview im Harald Schmidt, und alle tun so, als müsse irgendetwas Großes drinstehen. Dabei ist das einzige Neue, das Schmidt auf rund drei Seiten sagt: Er sehe sich gegenüber seinem zukünftigen Showpartner Oliver Pocher in der Rolle des Sidekick und nicht umgekehrt.

Schon „Spiegel Online“ ist beim Versuch, aus dem Interview eine Nachricht zu machen, gescheitert und verdreht die Aussage Schmidts, eine tägliche Late-Night, wie er sie früher bei Sat.1 gemacht hat, ruiniere das Privatleben, zu einem Statement, das sich auf seine aktuelle ARD-Show zu beziehen scheint. Die Hilflosigkeit gipfelt in dem Einstiegssatz: „Der Rückzug von Harald Schmidt hat Programm.“

Andere haben sich die fehlende News kurzerhand selbst erfunden. Bei vanityfair.de haben sie in die Vorabmeldung des „Spiegel“ hineinhalluziniert, Schmidt ziehe sich „aus dem Abendgeschäft zurück“ und werde seine Show aufgeben. Schmidt sagt nichts dergleichen.

Diese leicht hysterische Bedeutungshuberei wird Schmidt gefallen. Dem „Spiegel“ sagte er:

„Ich brauche all diese Reaktionen. Ich brauche sie wie ein Junkie die Spritze.“

Andere hätten vielleicht einfach von „Freude“ gesprochen. Aber Freude ist ein Konzept, das nicht zu Schmidt passt. Freude ist unironisch, undistanziert, unmittelbar. Die Blöße gibt er sich nicht. Vielleicht kann er das auch einfach nicht.

Schmidt wirkt inzwischen wie einer der freudlosesten Menschen überhaupt. Und einer der gelangweiltesten. Gelangweilt von der Welt. Und gelangweilt von sich selbst. Harald Schmidt langweilt inzwischen sicher viele Menschen, mich eingeschlossen, aber niemanden langweilt er annähernd so sehr wie sich selbst. Er ist wie ein hochbegabtes Kind, das nicht auf die Elite-Schule gehen darf und an der ständigen Unterforderung leidet. Nur dass für das Genie von Harald Schmidt nicht nur die Schule, sondern die ganze Welt eine Unterforderung ist.

Schon 1996, als seine Sat.1-Late-Night-Show noch neu war und von der Kritik verrissen wurde, sagte er dem „Spiegel“ auf die Frage, wie er seine Zukunft sehe:

Was der Feind nicht weiß, ist: Diese enormen Prügel, die ich kriege, das ist genau das, was mich 200prozentig motiviert. Mein größerer Feind ist die Langeweile, und die würde ich schnell empfinden, wenn sich meine Sendung sofort etabliert hätte.

2001, als er kurz vor der Heiligsprechung stand, fragte ihn der „Spiegel“, ob er überhaupt noch Feinde habe. Schmidt antwortete:

Das Problem ist: Ich bin in der Cocooning-Phase. Ich lebe zurückgezogen und lasse mich treiben. Bob Dylan wird auch nicht mehr gefragt, wie viele Platten er verkauft oder warum er das alles macht. Er ist einfach nur auf einer nie endenden Tournee. Ich mache es eigentlich gegen die Langeweile.

Das hat man vermutlich damals als Ironie genommen. (Obwohl Schmidt im Jahr zuvor, ebenfalls im „Spiegel“, bereits unter größter Anteilnahme der Feuilletons das „Ende der Ironie“ ausgerufen hatte – ohne dass sich jemals endgültig klären ließ, ob das nicht ironisch gemeint war.)

Im aktuellen „Spiegel“-Interview kommt es an einer Stelle zu folgendem Dialog:

SPIEGEL: Wie ist das, wenn Ihnen vor Studiopublikum ein Gag verreckt?
Schmidt: Wenig überraschend. Ich weiß es ja vorher.

In diesen paar Sätzen steckt für mich das ganze Elend Harald Schmidts. Nichts überrascht ihn. Er weiß es alles vorher. Aber er sieht auch keinen Anlass, dieses Wissen zu nutzen; den Gag zu ändern, besser zu machen, wegzulassen — irgendwie dafür zu sorgen, dass das Publikum lacht. Den Ehrgeiz hat er schon lang nicht mehr; es wäre auch eine völlig unnötige Verausgabung. Denn Schmidt kann es sich erlauben, dass seine Gags vor dem Publikum verrecken. Man vergibt es ihm nicht nur; man bewundert ihn auch dafür.

Viele Kritiker schaffen es, alles, was Schmidt macht, als Zeichen seiner Klasse zu deuten. Er hat Erfolg? Kein Wunder: Schmidt kann’s! Keiner guckt ihn? Ja, sein Humor ist so fein, den verstehen die Massen nicht. Er strengt sich an? Grandios! Er gibt sich keine Mühe? Toll, der Teufelskerl, was der sich rausnimmt!

Und wenn sich doch irgendwann nur noch schwer verleugnen lässt, dass seine Sendung schlecht ist, und zwar auf eine Art schlecht, die nicht auf irgendeine ironische Art schon wieder genial gut ist, dann liegt es nicht an Schmidt, sondern entweder an der Sendung, die einfach nicht oft genug läuft, oder im Zweifelsfall mindestens an der Großen Koalition und der Welt insgesamt, die für ein Genie wie Harald Schmidt inzwischen einfach zu klein und zu berechenbar geworden sind.

Vielleicht kann man Schmidt gar nicht vorwerfen, dass er keinen Ehrgeiz hat und kein Interesse an irgendwas. Vielleicht ist das nur eine logische Konsequenz, wenn man jahrelang öffentlich für jedes Scheitern genauso bejubelt wurde wie für jedes Gelingen, für jeden Versuch ebenso wie jeden Nicht-Versuch. Ich habe zum Beispiel bis heute nicht verstanden, warum Schmidt so dafür gelobt wurde, dass er nach dem 11. September 2001 seine Sendung zwei Wochen lang ausfallen ließ, und danach einfach zur Tagesordnung überging. Das war keine Heldentat, sondern eine Kapitulation. Schmidt hat sich nicht getraut. Das kann man ihm nicht vorwerfen. Aber muss man ihn dafür noch preisen? (Dies ist übrigens der Anfang der ersten „Daily Show“ mit Jon Stewart nach dem 11. September. Vermutlich hätte Schmidt nur Verachtung dafür übrig.)

Nachdem Schmidt im vergangenen Jahr den Bambi moderierte, schrieb „Bild“-Kolumnist Franz Josef Wagner an Harald Schmidt: „Weil Sie sich langweilen, werden Sie ein Langweiler.“ Und nur weil Wagner es schreibt, muss es ja nicht falsch sein.

Ich habe das damals schon für die „FAZ“ aufgeschrieben, und nun kann man natürlich fragen, wie absurd das denn ist: Schon wieder so viele Worte zu verlieren über jemanden, der doch angeblich nur langweilig ist.

Aber am Freitag zeigte der WDR eine Sendung zum 70. Geburtstag von Herbert Feuerstein, in der sich Schmidt und Feuerstein bei einem Abendessen unterhalten. Es war über weite Strecken eine langweilige Sendung, nicht zuletzt, weil sich Schmidt für nichts interessierte, schon gar nicht für Feuerstein, aber Feuerstein interessierte sich für Schmidt. Und in zwei Szenen hatte ich das Gefühl, dass die beiden nicht nur ihre üblichen Rollen spielten, sondern kurzzeitig die Masken fielen und es zu einem echten, ehrlichen Dialog kam.

Feuerstein: Hast du nicht Bedürfnisse, die du Lust hast, jetzt, wo du älter wirst, auszuleben?

Schmidt: Was soll das sein? Was sollte das sein?

Feuerstein: Das musst du doch haben. Du hast deine Bach-Wurzeln, du hast Deine Orgel-Wurzeln, du hast diese ganzen Geschichten. Soviel Erfolg auf der Welt kann man ja gar nicht haben, dass man nicht irgendwas anders braucht, wohin man die Fühler ausstrecken mag.

Schmidt: Aber wohin? Wohin? Es endet ja in Dilettantismus.

Feuerstein: Alles endet in Dilettantismus.

Schmidt: Ja, nicht alles.

Feuerstein: Mein Leitmotiv ist nur die Neugier. Würde ich eine Sache immer konsequent weitermachen, hätte ich jetzt den Nobelpreis in dieser eienen Sache. Aber das hat mich nie interessiert. Ich wollte immer irgendwas Neues, was anderes…

Schmidt: Aber was soll ich machen? Soll ich, soll ich Bach-Orgelkonzerte geben? Oder, äh – malen?

Feuerstein: Ich frag dich ja nur, ob Du nicht ein Bedürfnis hast. Das weiß ich ja nicht.

Schmidt: Nein.

Feuerstein: Du hast es nicht.

Schmidt: Ich habe Theater gespielt und gemerkt, es reicht bis zum gewissen Punkt, sehr früh, Feierabend. Soll ich versuchen, einen Roman zu schreiben?

Feuerstein: Du bist doch nicht am Ende angelangt. Du musst doch weitermachen.

Schmidt: Nein, aber man steht so auf, man trinkt’n Kaffee, geht’n bisschen einkaufen, schaut ein bisschen aus dem Haus.

Wie gesagt: Man muss sich diese Stelle nicht Form eines lustigen Schlagabtausches, der üblichen Frotzelei zwischen den beiden vorstellen. Sondern mit einem großen, ratlosen, leeren Gesicht Schmidts. Später nahm Feuerstein den Faden noch einmal auf:

Feuerstein: Ich hab öfter gedacht, du hörst auf. Weil du eigentlich die Sachen erreicht hast. Was motiviert dich, weiterzumachen?

Schmidt: Gegen die Langeweile.

Feuerstein: Also, deine jetzt, nicht der anderen.

Schmidt: Ja, klar, wessen sonst?

Feuerstein: Ich weiß es nicht. Es klingt wahnsinnig glaubwürdig, wenn du es so sagst.

Schmidt: „Die Wolllust der Disziplin“. Deine Worte.

Feuerstein: Ja, aber das ist was anderes. Die Wolllust der Disziplin, die zwingt mich zum Machen. Die Neugier erfüllen…

Schmidt: Das ist bei mir genauso.

Feuerstein: Ja, aber das ist nicht Langeweile. Ach so, wenn Du Langeweile definierst als: „Was soll ich denn sonst tun?“ Kannst du nichts anderes?

Schmidt: schüttelt ernsthaft den Kopf.

Feuerstein: Hm. Ich wahrscheinlich auch nicht, aber ich denk mir, ich könnt‘.

Schmidt: Aber Du machst doch auch wahnsinnig viel!

Feuerstein: Ich mach sehr viel…

Schmidt: Aber da kannst Du doch nicht im Ernst neugierig drauf sein.

Feuerstein: Du wirst lachen: Doch.

Schmidt: Wirklich.

Feuerstein: Ja: Kann ich das, wie stell ich mich dazu…? Es ist die Herausforderung. Dass man sich immer wieder so ’n bisschen rausfordert, was zu probieren, woran man ja eh scheitert…

Nein, Schmidt versteht das nicht. Er ist 49 Jahre alt, aber alles, was er kann, hat er gemacht, und alles, was er vielleicht nicht kann, traut er sich nicht oder es interessiert ihn nicht. Er ist satt und leer.

Über Pocher sagt er im aktuellen „Spiegel“:

Schmidt: Er ist jedenfalls einer, der mit hundert Ideen kommt.

SPIEGEL: Neuen?

Schmidt: Natürlich nicht. Alles war schon mal da und wurde im Zweifel auch von mir erfolgreich versendet. Aber er hat diesen Elan … das gefällt mir.

Was für eine tragische Figur.