Das hier ist möglicherweise die dümmste Spiegel-Online-Geschichte seit Wochen. Nur weil die Autorin nicht wusste, was jeder weiß, der es wissen will, dass nämlich die Sendungen von „Deutschland sucht den Superstar“, bei denen das Publikum nicht live abstimmen kann, vorher aufgezeichnet werden, und zwar immer schon, lässt sie die RTL-Sprecherin diese bekannte Tatsache „zerknirscht zugeben“.
Und setzt noch einen drauf:
Und das Erstaunliche für die nun enttäuschten Fans: Es ist das gleiche Prozedere wie bei den vergangenen drei Staffeln.
Ja, Hammer. Ich warte auf die Breaking-News-Meldung bei „Spiegel Online“, wenn die Kollegin erfährt, dass auch die Millionäre bei „Wer wird Millionär?“ aus ganz ähnlichem Grund vorher schon feststehen. Aber vermutlich müsste erst „Bild“ drüber schreiben, damit „Spiegel Online“ drauf kommt.
Nachtrag, 22.15 Uhr. Mooooment mal, Spiegel Online. Ihr habt den Artikel ‚unauffällig geändert. Ich weiß, dass da wörtlich stand, die RTL-Sprecherin habe „zerknirscht zugegeben“, dass die gerade gezeigten Sendungen aufgezeichnet sind. Jetzt steht da:
„Das stimmt“, sagt RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer zu SPIEGEL ONLINE und wirkt zerknirscht.
Okay, das ist nicht besser, aber anders. (Was sich sonst möglicherweise geändert hat, kann ich von hier aus leider nicht sagen.)
Und wo ich gerade dabei bin, Spiegel Online: Wenn man ausführlich aus einem (drei Wochen alten) Text in einem Internetmagazin zitiert, ist es wirklich so schwer, unter dessen Namen den Link dorthin zu legen?
Nachtrag, 22.30 Uhr. Erst stand es in „Fudder“. Dann in „Bild“. Aber „Spiegel Online“ kündigt den Text oben rechts auf der Startseite als „EXKLUSIV“ an. Nee, is klar.
(Okay, es ist schon über eine Woche alt. Aber immer noch schön.)
Am 19. Januar fragte Jörg Schönenborn im ARD-Brennpunkt über den Orkan „Kyrill“ beim ARD-Wettermann Jörg Kachelmann nach, wie gut er denn mit seinen Prognosen gelegen habe. Und um die Antwort (sehr gut) zu untermauern, zeigte Kachelmann Standbilder von seiner Vorhersage. Was einen etwas, nun ja, beunruhigenden Effekt hatte:
Im Original hier anzuschauen (etwa ab 16:30 Min). Sehr schön auch das Kicherschnaufen Schönenborns, das man im Hintergrund hört.
Der zweitgrößte Erfolg im Leben des Jörg Kachelmann war es, 1998 nach der Moderation einer „Einer wird Gewinnen“-Pilotsendung, die der Hessische Rundfunk aus budgettechnischen Gründen nicht ungesendet wegwerfen durfte, nicht von den Kandidaten wegen Verstoßes gegen die Genfer Menschenrechtskonvention verfolgt worden zu sein. Der größte: Dass man ihn auch hinterher noch Sendungen moderieren ließ, in denen nicht nur Blumenkohlwolken und Tagesthemenströmungsfilme zu Gast sind.
Seit vorgestern ist er wieder Gastgeber der MDR-Talkshow „Riverboat“. Als es um Schwangerschaften ging, sagte er ironisch in Richtung der Schauspielerin Uta Schorn, die 60 ist, aber eher wie 61 aussieht: „Bei ihr ist das Thema seit fünf Jahren durch.“ Als das Gespräch darauf kam, dass Nadine Krüger im Frühstücksfernsehen die angenehme Schicht ab acht machen darf, während Andrea Kiewel früher um 5.30 Uhr anfangen musste, sagte er: „Das ist eben der Unterschied, wenn man aussieht wie Nadine Krüger.“ Kiewel saß ihm dabei als Co-Moderatorin gegenüber. So ist der Kachelmann. Er meint das nicht böse. Er kann nicht anders.
Der MDR hatte ihm für die Premiere offensichtlich den Bart gestutzt und versucht, den Haaren so etwas wie eine Form zu geben. Es nutzte alles nichts. Kachelmann sieht außerhalb seiner Wetterschauen immer aus wie einer, den man gerade kurzfristig als Notlösung von der Straße geholt hat und der hier eigentlich gar nicht hingehört, und genau das ist das Angenehme an Kachelmann. Er schafft keines dieser scheinheiligen Fernsehrituale, ohne es entweder bewusst zu ironisieren oder ungeschickt zu versemmeln. Und wenn das DDR-Urgestein Gerhard „Adi“ Adolph hereinkommt, auf dessen Kopf gerade ein Tier verendet zu sein scheint, kann Kachelmann nicht anders, als zu fragen: „Die Haare nicht gefärbt?“ Auch wenn man dabei nur mit erheblicher Konträrfaszination zusehen kann, ist es irgendwie gut für die Hygiene des Fernsehens, dass sie wenigstens einen reinlassen, der so motzelbärig ist wie er.
Also, mal angenommen bei ProSieben hätte in der Sendung „Schlag den Raab“ nach einer über viereinhalbstündigen, dramatischen Sendung gerade ein Kandidat 1,5 Millionen Euro gewonnen. Würden Sie als ProSieben das nicht aktuell irgendwo auf der Internetseite Ihres Senders vermerken? Oder als Produzent Brainpool/Raab-TV zeitnah irgendwo auf der Internetseite der Sendung? Nicht? Ach so.
Auf dem von ihm betriebenen Portal „First.info“, der „ersten Adresse für Innovation, Design und Lifestyle“, wo „anspruchsvoller und qualitativ hochwertiger Content in acht Channels für die Zielgruppe spezifisch aufbereitet und tagesaktuell in einem ansprechenden Design präsentiert“ wird, hat sich etwas getan!
Nein, keine Sorge: Song, Film und Buch „der Woche“ sind auch im neuen Jahr die, die es schon im vergangenen Jahr in jeder Woche waren, und auch in den Foren gibt es seit nunmehr über einem halben Jahr keine neuen Einträge.
Aber der Aufmacher ist anders:
Marktforschung beweist: Tuning liegt im Trend
(…) Denn laut einer neuen Studie darf die Tuningbranche weiterhin sorglos Gas geben. (…) 6490 Autofahrer wurden von der Unternehmensberatung 3hm Automotive aus Michelstadt befragt.
Ja, spannend. Komisch nur, dass im weiteren Artikel „neue“ Modelle beschrieben werden, die „im Januar 2006“ auf den Markt kommen sollen. Ach, und die „neue Studie“ scheint rechtzeitig zur „Tuning World Bodensee 2005“ angefertigt worden zu sein. Und das, was der Chef der Marktforschungs-Firma scheinbar gegenüber First.info gesagt hat, ist offenbar einfach eine auf flapsig redigierte Version dessen, was er schon in der „Welt“ gesagt hat:
3hm-Geschäftsführer Hans Herrmann: „Der bei älteren Fahrzeughaltern zunehmende Trend zur Individualisierung kommt nicht von ungefähr, da diese Altersgruppe verstärkt über die finanziellen Mittel verfügt, um sich jene Dinge leisten zu können, die während der Aufbauphase untergeordnete Priorität besaßen. Die Tuninganbieter sollten allerdings beachten, daß diese Zielgruppe hohe Ansprüche an Angebot und Service stellt.“
3hm-Geschäftsführer Hans Herrmann: „Der zunehmende Trend zur Individualisierung, auch bei den Autofahrern ab 50, kommt nicht von ungefähr. Diese Klientel verfügt über das nötige Kleingeld, um sich jetzt Dinge zu leisten, die früher zu kurz gekommen sind. Für Tuninganbieter ist es gut zu wissen, dass diese Zielgruppe hohe Ansprüche an Angebot und Service stellt.“
Also doch nichts Neues auf First.info. Und meine Frage bleibt: Weiß irgendjemand, womit dieser Dr. Frank Huber wirklich sein Geld verdient? Doch nicht ernsthaft mit der Beratung des Bundespräsidialamtes?!
Das fragt er (Dr. Frank Huber) in seinem „1First Media Blog“ (blog.firstmedia.de), und die Frage beantworte ich ihm gerne.
Huber hat anscheinend eine Pressemitteilung zugeschickt bekommen und dem Unternehmen geantwortet, dass es für die Veröffentlichung zahlen müsse:
„Aufgrund der Ertrags- und Kostensituation und dem Faktum, dass wir im Monat Januar 2007 bereits ca. 100.000 Seitenabrufe bei einer für sie relevanten Zielgruppe erreicht haben, können wir nur unter Erhebung eines Kostenbeitrages unternehmensrelevante Beiträge veröffentlichen.“
Wer am 24. Januar schreibt, er habe „bereits ca. 100.000 Seitenabrufe im Januar“ gehabt, muss also im Schnitt täglich etwa 4000 Seitenabrufe gehabt haben. Dann schauen wir uns das doch wieder mal genauer an:
Mit der BILDblog-Aktion „Fotografiert Kai Diekmann“ haben wir es vor ein paar Monaten schon in die beste Zeitung der Welt, den „Guardian“, geschafft.
Jetzt berichtet das beste politische Magazin der Welt, der „Economist“, über uns. Okay, nur ganz am Rande eines Stücks über die Umbenennung der Berliner Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße und die abgebliche Erzfeindschaft zwischen „Bild“ und „taz“. Aber mit einer, wie ich finde, wunderbar pointierten Formulierung:
By pointing out the newspaper’s factual errors, BildBlog has become one of Germany’s most popular blogs, chipping away at the widely held belief that Bild is at least put together by professionals …
Auch ein sympathische Idee: sogar auf dem Kindersender Nick die Abzock-Spiele nach 9Live-Art veranstalten. „Quizzone“ läuft seit November täglich ab 22 Uhr in dem zur MTV-Familie gehörenden Kinderprogramm und wird von Callactive produziert, einer Tochter von Endemol („Wer wird Millionär?“, „Big Brother“).
Die Zuschauer werden mit den gleichen Tricks über Gewinnchancen und Spielabläufe getäuscht wie bei 9Live, allerdings mit einem perfiden Bonustrick — achten Sie auf die eingeblendete Gewinnsumme unten links! So wie hier (Sendung vom 24. Januar 2007) läuft das im Prinzip jeden Abend ab.
Seit ungefähr 23 Uhr wird ein Wort gesucht. Ein Anrufer wird durchgestellt und sagt „Blasmusik“. (Das geschieht „zufällig“ fast immer: Dass früh jemand durchkommt und die falsche Antwort sagt.)
23.18 Uhr. Inzwischen ist die Gewinnsumme von anfangs zehn „Geldpaketen“ auf 3000 Euro erhöht worden.
23.24 Uhr. Nick erhöht auf den „vierfachen Gewinn“ und „15 geöffnete Leitungen“. Dann wird jemand scheinbar durchgestellt, der sofort auflegt. Auch das gehört zum Repertoire.
23.28 Uhr. „Wir müssen jetzt definitiv jemanden bis 23.30 Uhr in die Leitung reinbekommen.“
23.35 Uhr. Einblendung: „Um 23.37 Uhr werden die Leitungen geschlossen.“
23.37 Uhr. Die Moderatorin sagt, dies sei die letzte Gelegenheit, anzurufen. Sie tut, als verhandele sie mit der Regie, das Spiel noch nicht zu beenden. Sie behauptet, die Regie wolle das „Leitungsspiel“ durch den „Hot-Button“ ersetzen und erklärt den Unterschied so: „Den Hot Button kann man zwingen zuzuschlagen. Beim Leitungsspiel, da entscheiden Sie ja, wann das Telefon klingelt, und Sie kann ich ja nicht zwingen anzurufen. Allerdings kann der Hot Button nicht um 4000 Euro spielen.“ Von allen Lügen des Abends die Frechste: Sowohl beim „Leitungsspiel“ als auch mit „Hot Button“ entscheidet der Regisseur über den Zeitpunkt, zu dem ein Anrufer durchgestellt wird. Und warum kann der „Hot Button“ nicht um 4000 Euro spielen? Wir werden es sehen.
23.39 Uhr. Die Leitungen werden wieder geöffnet. „Neue Leitungen“. Jemand ruft angeblich an und sagt „Laubbaum“.
23.48 Uhr.
23.50 Uhr.
23.56 Uhr. Sie strickt noch ein bisschen an Ihrer Hot-Button-Lüge: „Wenn es jetzt zulange dauert, und keiner durchkommt, es keiner selber schafft, wird der ‚Hot Button‘ suchen, und dann gibt es weniger Geld. Wenn wir den Hot Button einsetzten, da wird dann alles schlechter. Beim Hot-Button-Spiel gibt es nur eine entscheidende Sekunde, die Sie zum Gewinner macht. Sie müssen die eine Sekunde erraten, die Sie zum Gewinner macht. Hier, in diesem Spielmodus haben Sie 15 Möglichkeiten, selbst das Klingeln auszulösen, und Sie entscheiden auch noch selbst, wann sie eine Nummer erreichen wollen.“ Da ist man bei jedem Hütchenspiel-Betrüger in der Fußgängerzone besser dran. Der behauptet wenigstens nicht, man könne selbst bestimmen, unter welchem Hütchen die Kugel liegt.
0.04 Uhr. Wie fast immer hat Nick erst Sekunden vor Ende der Sendung einen Gewinner durchgestellt. Wie fast immer gewinnt der nicht den fast die ganze Sendung lang als „sicher“ versprochenen hohen Betrag, sondern einen viel kleineren, in diesem Fall die Hälfte.
Sie haben es sicher gehört: Aiman Abdallah hat am Freitagabend das Geheimnis der Artus-Legende gelöst. Jawoll, der Aiman Abdallah, der für das Magazin „Galileo“ auch schon die Geheimnisse gelöst hat, wie die Fleischbällchen in die Nudeln kommen, die Ravioli in die Dosen und die Dosen in den Supermarkt. Als eine Art James Cook des 21. Jahrhunderts bereist und kartografiert er seit Jahren die faszinierende Welt der Industrieproduktion, und nun schickt ihn sein Sender los, nicht mehr nur das Mysterium der Dosenravioli zu ergründen, sondern auch das des Jack The Ripper – oder eben: König Artus.
„Findet Aiman Abdallah hinter dem Mythos Artus einen historischen Kern“, fragte der Sprecher am Anfang, und so, wie Abdallah da in einer englischen Landschaft herumstand und sehr angestrengt versuchte so auszusehen, als frage er sich, ob er wohl hinter dem Mythos Artus einen historischen Kern finden würde, hätte man nicht drauf gewettet. Eine ganze Labor-Attrappe, in der man auch eine deutsche Version von C.S.I. drehen könnte, haben sie ihm sogar gezimmert und zwei Kollegen hineingestellt: „Avalon“, sagt da die Psychologin erschrocken, „das findet sich auf keiner Karte!“ Und Abdallah versucht sich zu erinnern, wie Menschen aussehen, die erstaunt sind, scheitert und sagt unbeirrt: „Wir suchen eine Insel, die es gar nicht gibt?“
Mit dem kompletten Brimborium moderner Pathologieserien inszeniert „Galileo Mystery“ aufwendigst die Expedition des Aiman A. – lässt ihn reisen und experimentieren, Dorfbewohner in Kroatien belästigen und Grabsteine tätscheln. Dabei hätte er, um den römischen Ritter Lucius Artorius (!) Castus zu finden, nur in die Wikipedia gucken müssen. Aber eine grausame Regie hat Abdallah aus seinem natürlichen Lebensraum, einem Fernsehstudio in Unterföhring, herausgerissen und in die Welt geworfen, und im Vorspann zeigen sie sogar, wie sein Gesicht ratlos durch eine Wand guckt. Aiman Abdallah spielt Aiman Abdallah, und das ist als Konzept sehr abwegig und als Schauspiel so hölzern, dass man damit halb Mitteleuropa vertäfeln könnte.
„Der erste Schritt zur Erkenntnis ist der Zweifel“, knarzt der Sprecher. „Das weiß Aiman Abdallah. Und sein Team weiß es auch.“ Ich bin mir fast sicher, dass das nicht stimmt.
„Ein Großteil der Sendestrecken im Privatfernsehen wird inzwischen gefüllt von schlechtausgebildeten Trickbetrügern und mäßig begabten Hütchenspielern, die auf der Straße keine zehn Minuten überstehen würden, ohne verhaftet oder von der Kundschaft niedergeschlagen zu werden.“ — Oliver Kalkofe im „Spiegel“
Sonntag, 7. Januar 2007, kurz vor 2 Uhr nachts. Seit ungefähr zwei Stunden gilt das Angebot, dass man 1.100 Euro und einen Kleinwagen gewinnt, wenn einem noch ein weiterer Vorname mit „M“ einfällt, der nicht genannt wurde. (Leicht.) Seit ungefähr zwei Stunden ist aber auch niemand mehr ins Studio durchgestellt worden. Um zwei Uhr soll laut Programmzeitschriften die Sendung enden. Es moderieren: Natalie Langer und Max Schradin.
1.59 Uhr. Ein Countdown zählt die Sekunden bis 2.00 Uhr. Schradin: „Der Zuschauer weiß, dass er jetzt mitmachen muss.“
2.00 Uhr. Schradin: „Wir sind 20 Sekunden fett drüber. Wir müssen gleich nach Berlin schalten zu diesen Clips.“ [Er meint die „Sexy Clips“ im Anschluss.]
2.02 Uhr. Schradin: „Freunde, es tickt hier. Und zwar zu recht.“
2.04 Uhr. Aus dem eingeblendeten „Hot-Button“ kommen Flammen. Schradin: „Das Ding brennt.“
2.04 Uhr. Die Musik wird schneller. Schradin: „Die Musik wird schneller. Wir sind bald vier Minuten über der Sendezeit.“
2.05 Uhr. Schradin: „Es ist 2.05 Uhr. Geplantes Sendeende ist immer so zwischen 1.58 und 2.00 Uhr.“ [Stimmt nicht.]
2.05 Uhr. Schradin: „Der Wagen geht definitiv raus, sobald einer eine der sieben Leitungen trifft, egal welche.“[Nö.]
2.06 Uhr. Schradin: „2.06 Uhr. Da gucken nur noch wenige Leute zu, glauben Sie’s mir. Also quasi kaum noch welche.“
2.06 Uhr. Schradin: „Ich muss gleich auf Toilette übrigens.“
2.07 Uhr. Die Musik wechselt. Schradin: „Achtung. ACHTUNG! So. Und wenn Sie jetzt anrufen. Es hat auch lang genug gedauert jetzt. Die Chancen steigen gerade ins Unermessliche, wenn Sie jetzt anrufen. Wir sind am Limit. Es ist fertig. Trommelwirbel ist da. Wir brauchen nur noch einen Gewinner: Vorname mit M. Jetzt Sie! Rufen Sie gerade an? Es tickt. Achtung! Haben Sie ’ne Lösung?“
2.08 Uhr. Schradin: „Wir sind kurz am Zenit. Irgendeiner gewinnt gleich ein Auto. Verstehen Sie?“
2.09 Uhr. Schradin: „Ich zeig‘ Ihnen mal die Real-Time-Uhr und die mögliche Schwellenzeit. Jetzt müssen Sie ganz schnell sein. … Achten Sie auf Ihre Telefonverhalten bitte.“ Eine Uhr wird eingeblendet. Schradin: „So. Mögliche Schwellenzeit, die letzte: 2.10 Uhr. Jetzt schauen Sie bitte mal auf die Echtzeituhr. Sie haben keine Zeit mehr. Sie haben fast keine Zeit mehr zu wählen. 20 Sekunden. Zwei, eins…“ [Anwendungs- und Auslegungsregel der Landesmedienanstalten: „Der Aufbau von nicht vorhandenem Zeitdruck ist unzulässig.“]
2.10 Uhr. Lautes Scheppern setzt ein. Schradin: „ZWEI UHR ZEHN! SCHWELLENZEIT ERREICHT UND VIER SEKUNDEN DRÜBER! Wir sind längst drüber. Es muss jeden Moment passieren. Hallo!?“
2.11 Uhr. Aus dem Off meldet sich der Redakteur: „Thomas, es gibt jetzt für fünf Minuten die zehnfache Chance.“ Schradin: „Ich starte jetzt die Uhr, und dann haben Sie fünf Minuten die zehnfache Chance. Und jetzt müssen Sie in diesen fünf Minuten sowas von Vollgas geben. Tippen Sie am besten so lange, bis Sie getroffen haben. Sag ich jetzt mal. Fünf, vier… Nein, machen Sie so oft mit wie Sie wollen… drei, zwo, eins: JETZT!“ Ein Countdown und die Worte „10-fache Chance“ werden eingeblendet.“ [Es gibt keine zehnfache Chance. Der Gewinn hängt allein davon ab, wer in dem Moment, in dem der Redakteur den Mechanismus auslöst, in einer der Leitungen ist. Selbst wenn 9Live sämtliche Leitungen öffnete, wäre die Chance nicht höher, weil genau ein Gewinner in dem Moment durchkommt, in dem es der Redakteur entscheidet.]
2.13 Uhr. Schradin: „Der Wagen wird jede Sekunde rausgehen, die Uhr muss nicht auf Null laufen. … Sie werden jetzt ein Auto, wahrscheinlich, gewinnen, wenn sie jetzt die Leitung treffen, ist das Ihr Auto.“
2.14 Uhr. Schradin: „Jetzt wird’s wirklich eng. Jetzt spielen Sie gegen die Sekunden. Ich möchte die Zuschauer darauf aufmerksam machen, dass jetzt eine Grenzzeit kommt.“ Die Uhr wird wieder eingeblendet. „Diese Grenzzeit ist quasi viertel nach.“ Ein akustischer Countdown zählt die Sekunden auf null.
2.15 Uhr. Schradin: „Bumm!“
2.15 Uhr. Schradin: „Sobald einer von Ihnen eine der Leitungen da oben trifft, ist die Karre Ihnen. Vorausgesetzt, Sie nennen mit einen Vornamen mit M. … Die letzten Sekunden, Leute. DIE LETZTEN SEKUNDEN LEUTE. DAS TICKEN WIRD SCHNELLER. UM GOTTES WILLEN.“ Der eingeblendet Countdown zählt weiter runter. Schradin: „Sie haben keine Zeit mehr. Lassen Sie es, Sie schaffen es nicht mehr. Sie haben keine Zeit mehr zu wählen.“
2.17 Uhr. Schradin geht zum Auto und hupt, pfeift die DDR-Nationalhymne, hupt wieder. Der Countdown läuft ab. Schradin: „JEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEETZT! WählnSe! WählnSe doch um Gottes Willen!“ Das Wort „jetzt“ wird eingeblendet und blitzt über den Bildschirm.
2.18 Uhr. Co-Moderatorin Natalie Langer kommt zurück. Schradin: „Gut, dass Du kommst – ist kurz vor knapp.“ Langer: „Wir haben unsere Zeit schon überschritten.“ Schradin: „Brutalst.“ Langer: „Wenn Sie jetzt aufgeben, können wir Ihnen nicht mehr helfen.“
2.19 Uhr. Langer: „Ich find es ja richtig, dass Sie Ihr Telefonverhalten kontrollieren, aber ich sag immer: Aller guten Dinge sind drei. Und Sie sollten nicht aufgeben, hier geht es um ein Auto.“ [Regel der Landesmedienanstalten: „Die Aufforderung zum Mitmachen darf keinen besonderen Anreiz zu wiederholtem Anrufen enthalten. Insbesondere ist ein Vergleich zwischen Anrufkosten und Gewinnsumme unzulässig.]
2.20 Uhr. Langer: „Wenn Sie jetzt aufgeben, sind Sie selbst dran schuld.“
2.22 Uhr. Ein Ticken beginnt. Langer: „Ticken ist da. Ist das das letzte Ticken?“
2.23 Uhr. Es piept fortwährend. Langer: „ACHTUNG! Das Auto ist noch da, und das geht hier sofort. Nutzen Sie die zehnfache Chance, meine Damen und Herren.“
2.27 Uhr. Die Uhr wird wieder eingeblendet. Langer: „Da ist die Uhr. DA IST DIE UHR. Und wissen Sie was, um halb wird hier was passieren, so dermaßen!“
2.28 Uhr. Langer: „Ich höre gerade, um halb wird hier definitiv was passieren. Es muss doch irgendeiner eine der zehn Leitungen treffen.“
2.28 Uhr. Langer: „ACHTUNG! Trommelwirbel ist da! Ist das das Letzte?“
2.35 Uhr. Langer: „Tun Sie doch jetzt bitte Ihr Telefon in die Hand nehmen und probieren Sie’s dreimal.“
2.35 Uhr. Langer: „Da muss doch noch irgendjemand draußen wach sein. … Es ist nach halb drei, ja? Fast jeder ist am Schlafen außer Max und ich und die Kameraleute.“
2.36 Uhr. Schradin ruft aus dem Off: „ACHTUNG!“ Er kommt wieder ins Bild: „Was ist denn hier los?“
2.37 Uhr. Schradin: „Um 2.40 spätestens müssen wir hier weg. Wir schalten nach Berlin. Hast Du das schon mal gehabt? ‚Achtung, wir schalten live nach Berlin zu den Titten.'“ Eine längere Diskussion über die Begriffe Titten und Brüste setzt ein.
2.38 Uhr. Die Uhr wird wieder eingeblendet. Beide Moderatoren zählen einen Countdown herunter. Schradin: „So, Achtung, bei Null wählen Sie zeitgleich mit uns die Nummer. Sechs.“ – „Fünf.“ – „Vier.“ – „Drei!“ – „ACHTUNG! Schwellenzeit in 55 Sekunden. ZWO“ – „EINS!“ – „JEEEEEEEEETZT!“ – „01379 / 444 999“. Sie brüllt immer wieder die Telefonnummern. Wilder Trommelwirbel, wieder die Bildeffekte von 2.30 Uhr. Eingeblendet wird: „Erlösen Sie uns jetzt von NATALIE und MAX!“
2.40 Uhr. Ein SMS-Piepen und eine Telefonansage ist kurz zu hören. Schradin: „Das war ’ne SMS mit nem Aufleger. … WARUM LEGEN SIE AUF? … Fünf“ – „vier“ – „drei“ – „zwei“ – „eins: JETZT!“ Langer: „Nochmal, schnellschnellschnell, MAX!“ Schradin: „Ey, da schickt der ’ne SMS und dat Handy ist im Kasten drin. Leute, das kann nicht wahr sein.“ Langer: „Hallo, hier geht’s um ein Auto!“
2.41 Uhr. Schradin: „Wir haben 2.41 Uhr, die Sendung ist aus! Das kann nicht wahr sein, Leute, ich flipp gleich aus. Wieso legen Sie denn auf? Sie schicken ne SMS und das Handy ist nicht an oder kein Netz oder kein Empfang oder was weiß ich. Freunde, jede Sekunde knallt’s wieder. … Nein, wir müssen jetzt zum Ende kommen. Spaß beiseite und überhaupt. Im Ernst jetzt. Bitte ruft wenigstens ein Zuschauer jetzt… wählt bitte die Nummer und versucht eine der zehn Leitungen zu trefen.“
2.43 Uhr. Schrade: „Sie müssen es jetzt machen, es ist sonst zu spät!“ Er hupt mehrmals.
2.43 Uhr. Die Musik setzt kurz aus. Langer: „ACHTUNG!“
2.44 Uhr. Blinkende und rotierende Einblendung: „Wo sind SIE?“
2.44 Uhr. Schradin: „Freunde, um 2.45 Uhr geh‘ ich. Und zwar mit Natalie gemeinsam.“ Beide zählen einen Countdown. Langer: „Das muss doch jetzt hier klingeln!“ Schradin: „Wird’s auch!“
2.45 Uhr. Beide: „GAAAAAAAS!“
2.46 Uhr. Schradin: „Wieviele Leitungen haben wir? Zehn?“ Langer: „Zwölf!“ Schradin: „Nee. Total bescheuert. Zwölffache Chance. Das ist doch nicht von dieser Welt.“
2.46 Uhr. Ein Countdown von zehn auf null ist zu hören.
2.47 Uhr. Schradin: „Zweieinhalb Minuten bis 2.50 Uhr.“ Langer: „Nutzen Sie jetzt die zwölffache Chance.“
2.49 Uhr. Verschiedene sich überlagernde Piep, Tick- und Brummeffekte sind zu hören. Schradin: „Hörn Sie’s ticken? Hörn Sie’s ticken!“
2.51 Uhr. Schradin hupt rhythmisch.
2.53 Uhr. Schradin: „Wann müssen wir…. Regie? Wann müssen wir…? Also, zwei Uhr paarundfünfzig sind wir definitiv unten. 2.58 Uhr hör ich gerade. Also in fünf Minuten spätestens sind wir definitiv weg. … Wollen Sie ein Auto haben?? Freunde, gibt’s ja gar nicht. Hallo?!“
2.54 Uhr. Ein akustischer Countdown zählt von zehn auf null. Unmittelbar danach zählt ein weiterer akustischer Countdown von zehn auf null. Daraufhin zählt ein akustischer Countdown auf null. Um 2.54:50 beginnt ein neuer akustischer Countdown. Beide: „ACHTUNG, COUNTDOWN!“
2.55 Uhr. Schradin: „WÄHLEN SIE! ACH UM GOTTES WILLEN!!!“ Langer: „Ich kann nicht mehr.“ Schradin: „Ich hab schon acht, neun Stunden durchmoderiert, ich komm jetzt erst in Fahrt. Wenn’s nach mir geht, ich mach hier auch bis sechs.“
2.56 Uhr. Ein Ticken setzt ein. Schradin: „Ich muss ja vor drei nen Gewinner haben, ist das richtig, Regie? Könnt Ihr das bestätigen?“ Redakteur: „Ja, ich bestätige es.“ Schradin: „Also definitiv, weil wir müssen um drei wirklich raus hier.“ Redakteur: „Richtig.“ Schradin: „Das heißt, vor drei Uhr muss definitiv passiereen, dass hier der Hot-Button irgendjemandem ne Leitung zuschießt, die dann die richtige ist. Weil das ist dann der Notknopf. Per Zufall ballert der Hot Button Ihnen irgendwelche Leitungen zu. Und er wird irgendwann Ihnen definitiv die richtige zuschießen, weil die Sendung auch irgendwann aus ist.“
2.57 Uhr. Ein Trommelwirbel ist zu hören. Schradin: „Trommelwirbel zu recht, Sendungsende in drei Minuten definitiv.“
2.58 Uhr. Es klingelt, ein Zwanzigjähriger namens Steffen ruft an, sagt als Lösung „Mohammed“ und bekommt nach einigem Geplänkel das Auto und 1.100 Euro. [Regel der Landesmedienanstalten: „Im Hot-Button-Modus ist der Zuschauer von Beginn des Spiels an darüber zu informieren, in welchem Zeitrahmen eine Durchstellung vorgesehen ist.“]